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Nr. 57, März 2008 - VOM Verein für Ostkirchliche Musik

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<strong>Nr</strong>. <strong>57</strong>, <strong>März</strong> <strong>2008</strong>


Liebes <strong>VOM</strong>-Mitglied<br />

Rechtzeitig auf Beginn der Grossen Fastenzeit ist unter dem Haupttitel<br />

„Chorbuch <strong>für</strong> den Orthodoxen Gottesdienst“ der Band „Die göttliche Liturgie<br />

der Vorgeweihten Gaben“ fertiggestellt und wird ausgeliefert. Im<br />

Februar haben wir wiederum ein <strong>Musik</strong>seminar erfolgreich durchgeführt,<br />

diesmal mit dem <strong>Musik</strong>ologen Prof. Dr. Dimitrije I. Stefanović aus Belgrad<br />

als Gastreferent. Anfang <strong>März</strong> haben zehn Teilnehmende den ersten<br />

Teil des Kurses „Hilfestellung <strong>für</strong> Chorsänger im Umgang mit kirchenslavischen<br />

Texten in Noten und liturgischen Büchern“ in der Reihe<br />

„Samstagsforum“ im Weibelhaus in Gossau besucht und wollen den<br />

zweiten Teil im April keinesfalls verpassen; ja sie fragen schon jetzt nach<br />

weiterführender Literatur. Kirchenmusiker und Chorleiter suchen uns auf<br />

und fragen um Rat, wenn sie Projekte mit ostkirchlicher <strong>Musik</strong> vorbereiten.<br />

Mit Fug und Recht darf sich der <strong>VOM</strong> als Kompetenzzentrum <strong>für</strong> ostkirchliche<br />

<strong>Musik</strong> bezeichnen. Diese Entwicklung wurde jahrelang genährt<br />

durch stete Nachfrage von verschiedener Seite: von kirchlichen Stellen,<br />

Personen im liturgischen oder kirchenmusikalischen Dienst, Chorleitern,<br />

Sängern, <strong>Verein</strong>smitgliedern und durch die im Rahmen von konkreten<br />

Projekten gestellten Anforderungen. Niveau und Qualität unserer Dienstleistungen<br />

können gehalten oder gesteigert werden, wenn unsere fachkompetenten<br />

Mitarbeiter das Interesse und die Nachfrage nach ihrem<br />

Fachwissen verspüren und sie es auf vielfältige Art und Weise weitergeben<br />

können. Es gilt auch hier der Satz: „Fordern bedeutet fördern“.<br />

Nachfrage nach unserem Fachwissen ist <strong>für</strong> uns die beste Bestätigung<br />

da<strong>für</strong>, dass wir mit unserer Kompetenz eine unentbehrliche Nische ausfüllen.<br />

Und Ansporn, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzumachen.<br />

Werner Dudli, Präsident<br />

Johann von Gardners „Anweisungen <strong>für</strong> die Chorleiter“<br />

Eine unscheinbare Broschüre mit der Signatur CA/x/4 steht in unserem<br />

<strong>VOM</strong>-Notenarchiv: „Gesänge der heiligen und göttlichen Liturgie nach<br />

byzantinisch-slawischem Ritus, <strong>für</strong> einfachen vierstimmigen Chor zusammengestellt<br />

von Johann von Gardner“. Die Partitur wurde im Jahr<br />

1954 herausgegeben vom Kloster Maria-Schutz Krefeld-Traar, im Verlag<br />

St. Andreas Krefeld-Traar.<br />

Über den <strong>Musik</strong>wissenschaftler, Liturgiker und Komponisten Johann von<br />

Gardner, sein Leben und Lebenswerk können Sie in unserem Mitteilungsblatt<br />

<strong>Nr</strong>. 54 vom Dezember 2006 in der Arbeit von Archimandrit Irenäus<br />

Totzke zur Vigil op. 37 von Sergej Rachmaninov einiges nachlesen.<br />

Es sei an dieser Stelle aus dem erwähnten Aufsatz kurz rekapituliert,<br />

dass Johann von Gardner (1898-1984) nach dem Krieg (1952) zusam-<br />

Seite 2


men mit dem katholischen Pfarrer Paul Heinrichs in Essen den bis heute<br />

bestehenden „Johannes-Damaszenus-Chor“ gründete und ihm zur Aufgabe<br />

machte, die seit 1917 vergessene russische Kathedralmusik zu<br />

pflegen. Es gab zwar in der Emigration viele neugegründete russische<br />

Kirchenchöre. Sie alle aber konnten schon wegen ihrer bescheidenen<br />

Größe nur mittlere und kleinere Chorwerke pflegen. So übertrug Gardner<br />

dem Damaszenus-Chor die Aufgabe, sich dieser unbekannten <strong>Musik</strong> anzunehmen,<br />

vor allem aber, sich der Vigil von Rachmaninov zuzuwenden.<br />

Der Leser kann sich gut vorstellen, daß 1954, fast noch in der unmittelbaren<br />

Nachkriegszeit, mit der Veröffentlichung Johann von Gardners<br />

Partitur mit Gesängen zur Heiligen und Göttlichen Liturgie nach byzantinisch-slawischem<br />

Ritus eine große Lücke geschlossen werden konnte.<br />

Sicher sang man aus mehr oder weniger abgegriffenen Notenblättern da<br />

und dort, aber wo gab es eine praxistaugliche Partitur, übersichtlich zusammengestellt<br />

und <strong>für</strong> einen einfachen vierstimmigen Chor zu schaffen?<br />

Zu allen Zeiten gibt es Chöre und Chorleiter, die sich erstmals an einen<br />

byzantinischen Gottesdienst heranwagen. Mit dieser Aufgabe konfrontiert,<br />

müssen sie Überlegungen in mehrfacher Hinsicht anstellen. Da sind<br />

zunächst die Anforderungen des Gottesdienstes: Soll eine Liturgie oder<br />

Vesper gefeiert werden? Was diktieren uns die Zyklen des Kirchenjahres?<br />

Ist gar eine Pontifikalliturgie vorgesehen? Als zweites Kriterium<br />

nenne ich die Machbarkeit, gemessen an den Möglichkeiten des Chors:<br />

Welcher Schwierigkeitsgrad und wieviel davon aufs Mal ist <strong>für</strong> die Sänger<br />

zu schaffen, speziell im ersten Anlauf. Drittens stellt sich die Frage<br />

des Stils, viertens die Frage nach der liturgisch richtigen Ausführung und<br />

Interpretation, fünftens das Beherrschen der Gottesdienstordnung im Allgemeinen,<br />

schließlich sechstens, aber nicht minder wichtig, das Problem<br />

der Führung des Chores, speziell der musikalischen Übergänge, im Gottesdienst<br />

selbst.<br />

Im eingangs erwähnten Partiturbüchlein hat Johann von Gardner in einem<br />

„Vorwort“ seine Überlegungen und Kriterien dargestellt, von denen<br />

er sich bei der Zusammenstellung der Gesänge leiten ließ. Der Aufsatz<br />

„Anweisungen <strong>für</strong> die Chorleiter“ beschreibt die Anforderungen an eine<br />

traditionsgerechte Ausführung der Gesänge und enthält dazu einige<br />

wertvolle Tipps <strong>für</strong> die Chorleitung. Schließlich gibt es eine Reihe von<br />

„Anmerkungen“, die auf Besonderheiten der liturgischen Ordnung hinweisen<br />

bzw. solche erklären.<br />

Lesen Sie, in leicht redigierter bzw. gekürzter Fassung, was Johann von<br />

Gardner vor gut fünfzig Jahren seiner Notenveröffentlichung als „Pakkungsbeilage“<br />

mitzugeben wichtig war.<br />

Vorwort<br />

Die Zusammenstellung dieser Ausgabe wurde von dem Grundsatz<br />

geleitet, eine praktisch brauchbare Partitur der Liturgie des hl. Jo-<br />

Seite 3


hannes Chrysostomus und des hl. Basilius des Grossen <strong>für</strong> einfachen<br />

vierstimmigen Chor zu schaffen, die in ihrer Übersichtlichkeit auch jenen<br />

Kreisen zugänglich sein könnte, welche mit dem byzantinischslawischen<br />

Ritus noch nicht sehr vertraut sind.<br />

Es wurden möglichst unkomplizierte Sätze ausgewählt, die nicht allzuviel<br />

Probezeit in Anspruch nehmen und die bei der fast zweistündigen<br />

Dauer der Liturgie die Sänger nicht zu sehr anspannen.<br />

Richtungweisend war der Grundsatz, nur solche Stücke auszuwählen,<br />

die stilecht die alte Tradition des slawischen Kirchengesanges verkörpern,<br />

also entweder Bearbeitungen der alten Kirchenmelodien, des<br />

Cantus Firmus der Ostkirche, oder ganz und gar im Geiste derselben<br />

komponierte Sätze. Handelt es sich um eine alte Melodie als Cantus<br />

Firmus, so ist die Herkunft derselben angegeben. Alle diese Melodien<br />

stammen spätestens aus dem 17. Jahrhundert, manche sind bedeutend<br />

älter.<br />

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde es in der Ostkirche üblich,<br />

Kirchenkompositionen im italienischen Barockstil zu verfassen. Die<br />

bis heute populärsten Kirchenkomponisten, wie Bortnjansky (+1825)<br />

und Wedel (+1808), komponierten ganz und gar im westlichen Stil ihrer<br />

Zeit. Später folgte man den deutschen Romantikern; man ahmte<br />

Schubert, Abt und sogar Wagner nach. Diese Kompositionen im<br />

pseudodramatischen, sentimentalen oder pompösen Stil sind bis heute<br />

bei den slawischen Kirchenchören sehr beliebt und haben den alten<br />

Cantus Firmus der Ostkirche, das System der acht Kirchentöne,<br />

fast restlos verdrängt und ersetzt. Was man gegenwärtig von slawischen<br />

Kirchenchören im Ausland hört, ist meistens nicht der ursprüngliche<br />

slawische Kirchengesang, sondern eine mehr internationale<br />

<strong>Musik</strong> mit slawischem Einschlag.<br />

Kurz vor der Revolution 1917 wurde das allgemeine Interesse <strong>für</strong> den<br />

echten slawischen Kirchengesang wieder wach. Man dechiffrierte alte<br />

Gesangbücher mit unlinierten Neumen, und eine Reihe von Komponisten<br />

bearbeitete diese Melodien <strong>für</strong> den Chor wieder im Geist der alten<br />

Tradition, die in einigen alten Klöstern noch immer gepflegt wurde.<br />

Die folgende politische Entwicklung verhinderte jedoch eine entsprechende<br />

Verbreitung dieser Arbeiten, und fast alle Chöre im Ausland<br />

blieben mit ihrem Repertoire dort stehen, wo sie sich unmittelbar vor<br />

der Jahrhundertwende befanden. Aus diesem Grunde übermittelt unsere<br />

Ausgabe den strengen alten Cantus Firmus des slawischen liturgischen<br />

Gesanges in seiner besten Bearbeitung <strong>für</strong> den Chor.<br />

Die Stücke in unserer Ausgabe sind streng nach ihrer Reihenfolge im<br />

Gottesdienst angeordnet, so daß auch der Chorleiter, der nicht auf<br />

das vollkommenste mit der Gottesdienstordnung vertraut ist, ohne<br />

Schwierigkeiten die Gesänge der Reihe nach leiten kann.<br />

Seite 4


Anweisungen <strong>für</strong> die Chorleiter<br />

Die in dieser Ausgabe zusammengestellten Gesänge werden in ihrer<br />

Wirkung nur dann vollkommen sein, wenn sie entsprechend ausgeführt<br />

werden. Damit ist nicht nur die rein musikalische Aufführung gemeint,<br />

sondern auch die Aussprache, die sinngemäße Verteilung der<br />

Akzente, also die Art der Gesamtdurchführung. Die nachfolgenden<br />

Anweisungen bleiben nur ein Versuch, die Grundregeln <strong>für</strong> die Leitung<br />

des slawischen Kirchengesanges zu umreißen. Maßgeblich und<br />

unmißverständlich bleibt immer die Praxis. Der mit dem slawischen<br />

Kirchengesang noch nicht vertraute Chorleiter müßte in jedem Falle<br />

zunächst einen guten slawischen Kirchenchor während des Gottesdienstes<br />

hören, um einen umfassenden Eindruck zu gewinnen. Erst<br />

dann wird es gelingen, die Führung in den traditionellen Bahnen zu<br />

übernehmen.<br />

Im slawischen Kirchengesang beherrscht der Text die Melodie und<br />

ordnet sie nach den logischen Akzenten, nur im Text liegt die konstruktive<br />

Kraft. Darum ist vor allem anderen größter Wert auf die richtige<br />

Aussprache, auf die sinngemäße Betonung der Silben zu legen.<br />

Undeutlichkeit, harmlose Fehler in der Akzentuierung können den<br />

Sinn eines Textes mitunter bis zum Grotesken entstellen. Die Konsonanten<br />

müssen unbedingt von allen Sängern deutlich und gleichzeitig<br />

ausgesprochen werden. Die einzelnen Silben dürfen nicht gebunden,<br />

sondern müssen mit einer leichten Neigung zum staccato (aber keineswegs<br />

staccato!) gesungen werden. Die Ausführung erfolgt in<br />

gleichmäßigem, jedoch unsymmetrisch-rhythmischem Gang. Die melodischen<br />

Akzente werden den textlichen untergeordnet. Nasal-Laute<br />

(n und m) dürfen nicht übertrieben gedehnt werden, dagegen muß ein<br />

Doppel-Laut (z. B. ll in dem Wort „Alliluia“) deutlich doppelt klingen.<br />

Die Akzente werden weich, kaum bemerkbar, ohne Stoß, sozusagen<br />

„federnd“, gesungen. Bei richtiger Aussprache geraten die meisten<br />

von selbst an die rechte Stelle. Jede übertriebene pseudodramatische<br />

Dynamik ist zu vermeiden, ebenso ein gefühlloses mechanisches<br />

Gleichmaß. Die Dynamik muß aus dem Inhalt des Textes, aus der<br />

Kraft der Worte, auf eine natürliche Weise herauswachsen. Verständnis<br />

und Gefühl <strong>für</strong> eben diese Kraft der Worte sind <strong>für</strong> den Chorleiter<br />

von großer Bedeutung.<br />

In keinem Fall darf der Chorleiter bei der Interpretation eines<br />

Stückes vom melodischen oder harmonischen Element<br />

ausgehen. Nur der Text, und immer wieder der Text ist <strong>für</strong><br />

die dynamische Interpretation maßgebend.<br />

Das Rezitativ wird mehr rezitiert — skandiert — als gesungen. Das<br />

Tempo des Rezitativs gleicht etwa dem Tempo des Gregorianischen<br />

Chorals. Das Tempo der Hymnen mit einigermaßen entwickelter Melodik<br />

ist bei jedem Stück verschieden und jedesmal angegeben.<br />

Seite 5


Selbstverständlich muß der Chorleiter die Gottesdienstordnung unbedingt<br />

beherrschen und sich rasch, besonders während des ersten Teiles<br />

der Liturgie (bis zum Evangelium), zurechtfinden. Er muß ständig<br />

beachten, daß 1. keine Pause zwischen dem Aufruf des Liturgen und<br />

dem Einsatz des Chores entstehen darf, 2. daß keine Zeit zur Vorbereitung<br />

des folgenden Stückes vorhanden ist und 3. daß der Chor von<br />

keinem Instrument unterstützt ist. Beim Intonieren ist der Gebrauch<br />

einer Stimmpfeife entschieden abzuraten. Der Ton der Pfeife ist immer<br />

im Kirchenraum zu hören und stört die Stimmung. Für Intonationen<br />

während des Gottesdienstes ist nur eine Stimmgabel (am besten<br />

in C) brauchbar. Im Hinblick auf die Vermeidung einer Pause zwischen<br />

dem Aufruf des Liturgen und dem Einsatz des Chores muß der<br />

Chorleiter schon während des Aufrufes die Intonation <strong>für</strong> sich vorbereiten<br />

und dem Chor mitteilen, so daß mit dem Ausklang des Aufrufes<br />

der Einsatz erfolgt. Kleinste Pausen werden notwendigerweise nur vor<br />

einem längeren Stück oder vor einem Satz in einer neuen Tonalität<br />

geduldet.<br />

Der Liturge macht seine Aufrufe im Grundton oder in der Quint des<br />

Tonika-Dreiklangs, nie auf der Terz. Maßgebend ist die Tonalität des<br />

zuletzt gesungenen Stückes.<br />

Sehr wichtig ist die Intonation beim Satzwechsel von Dur zum gleichnamigen<br />

harmonischen Moll, besonders wenn der neue Satz mit dem<br />

Dominant-Dreiklang beginnt. Bei rascher Folge der Hymnen geschieht<br />

es nicht selten, daß der Chor wieder in Dur statt in Moll singt und so<br />

auseinander gerät. Darum ist es notwendig, bei der Intonation rasch<br />

die Grundterz des Tonika-Dreiklangs anzugeben und dann erst den<br />

Dominant-Dreiklang. Dieser kleine Griff ist einfach, aber sehr wichtig<br />

<strong>für</strong> den Chor, der a cappella singt und ohne Vorbereitung von einer<br />

Tonalität in die andere hinüberwechseln muß.<br />

Der Standort des Chorleiters ist am besten so gelegen, daß von dort<br />

aus eine ständige Orientierung über den äußeren Gang des Gottesdienstes<br />

möglich ist. Bei den Einzügen, während der Kommunion der<br />

Laien, muß der Chorleiter die Gesänge zeitlich auf die liturgischen<br />

Handlungen abstellen und eventuell das Tempo verlangsamen bzw.<br />

beschleunigen oder einen Teil des betreffenden Satzes wiederholen.<br />

Eine besondere Berücksichtigung erfordert das Einstudieren und die<br />

Ausführung von Stücken mit dem Cantus Firmus. Abgesehen \on der<br />

stimmlichen Ausgewogenheit eines Chores muß hier die Melodie, falls<br />

sie nicht bei der obersten Stimme liegt, deutlich zu hören sein. Die<br />

begleitenden Stimmen dürfen sie nicht überdecken und maskieren,<br />

besonders wenn die Kompositionsart eine ungleichzeitige Aussprache<br />

der einzelnen Stimmen anordnet. In diesem Falle werden die begleitenden<br />

Stimmen etwas gedämpft, so daß der Cantus Firmus plastisch<br />

hervortreten kann. Wie weit und in welchem Maß das geschieht, ist<br />

Seite 6


eine Sache der Tradition und kann nicht auf theoretischem Wege,<br />

sondern nur in der Praxis vermittelt werden.<br />

Anmerkungen<br />

1. Zu den Antiphonen: Die in der Partitur angegebenen Antiphonen,<br />

sogenannte „Typika“, werden an allen Sonntagen und Marienfesten<br />

gesungen, auch an den Festen der meisten Heiligen. An den Wochentagen<br />

singt man besondere alltägliche Antiphonen. Die größten<br />

Feiertage des Herrn, wie Ostern, Kreuzerhöhung, Christi Geburt, E-<br />

piphanie, Palmsonntag, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Christi<br />

Verklärung, haben ihre eigenen Antiphonen.<br />

2. Zum „Kleinen Einzug“: Wenn Festtagsantiphonen gesungen werden,<br />

fällt das „Priidite poklonimsja“ aus, und unmittelbar nach dem Introitus-Vers<br />

wird das Tropar des betreffenden Festes gesungen. Dagegen<br />

wird im Pontifikalamt stets das „Priidite poklonimsja“ gesungen.<br />

3. Zum Trisagion: An Weihnachten, Epiphanie, am Lazarus-Samstag<br />

(Samstag vor Palmsonntag), vom Karsamstag bis zum Samstag der<br />

Osterwoche und an Pfingsten wird statt des Trisagion „Jelizy vo Christa<br />

krestistesja“ (Alle, die ihr in Christus getauft seid, habt Christus<br />

angezogen) gesungen, am Tage der Kreuzerhöhung (14. September)<br />

und am dritten Sonntag des Osterfastens statt dessen „Krestu tvojemu“<br />

(Dein Kreuz beten wir an, o Herr, und preisen Deine heilige Auferstehung).<br />

4. Zu den Prokimen: Die Prokimen sind Psalmverse, die vor der Lesung<br />

gesungen werden. Sie wechseln ständig: a) nach dem Tag der<br />

Woche, b) nach dem herrschenden Kirchenton und c) nach den Festen.<br />

In unserer Ausgabe sind nur die notwendigsten Prokimen angegeben,<br />

d. h. die Sonntags-Prokimen <strong>für</strong> jeden Kirchenton und die Prokimen<br />

der Wochentage. Die letzteren sind unabhängig vom herrschenden<br />

Kirchenton der Woche. Das Prokimen wird auf folgende<br />

Weise ausgeführt: Der Lektor verkündigt den Kirchenton und den Text<br />

des Prokimens. Die Sänger singen den Text. Der Lektor rezitiert den<br />

Zwischenvers, die Sänger wiederholen das Prokimen. Der Lektor rezitiert<br />

die erste Hälfte des ersten Textes, worauf die Sänger die zweite<br />

Hälfte singen. Es kommt oft vor, daß zwei Prokimen vorgeschrieben<br />

sind. In diesem Fall verkündigt der Lektor den Kirchenton des zweiten<br />

Prokimens und seinen Text, statt die erste Hälfte des vorigen Textes<br />

zu rezitieren. Die Sänger singen dieses zweite Prokimen, und damit<br />

ist die Abteilung der Prokimen beendet.<br />

5. Zur Ektenie <strong>für</strong> die Verstorbenen: Diese Ektenie wird nur dann eingeschaltet,<br />

wenn bei der Liturgie öffentliche Gebete <strong>für</strong> die Verstorbenen<br />

gelesen werden.<br />

6. Zum Hymnus der Cherubim: Obwohl der Cherubshymnus zu den<br />

wichtigsten und unveränderlichen Hymnen der Liturgie gehört, gibt es<br />

Seite 7


zwei Ausnahmen: in der Liturgie des Gründonnerstags und Karsamstags<br />

werden an dieser Stelle andere Hymnen gesungen.<br />

7. Zur Anaphora in der Basilius-Liturgie: Wegen der besonderen Länge<br />

der Gebete, die in der Liturgie des hl. Basilius an dieser Stelle vom<br />

Priester leise gelesen werden, ist es erforderlich, diese Hymnen des<br />

Kanon Missae besonders lang zu singen. In der jahrhundertelangen<br />

Praxis der Kirche wurde eine besondere Melodie da<strong>für</strong> ausgearbeitet.<br />

Ein gewöhnliches „Milost mira“ nur in langsamerem Tempo bei der<br />

Basilius-Liturgie zu singen — was sich leider manche Chöre erlauben<br />

—, ist ein liturgischer Unfug, weil auf diese Weise unvermeidlich unschöne<br />

Pausen entstehen. Die schönen Kompositionen werden so<br />

unbarmherzig deformiert, und der Priester ist gezwungen, die wichtigsten<br />

eucharistischen Gebete auf eine unfromme Weise hastig zu lesen.<br />

Darum bringen wir in unserer Ausgabe die richtige alte Melodie<br />

einfach, aber stilvoll gesetzt.<br />

Die Liturgie des hl. Basilius des Großen wird nur zehnmal im Jahre<br />

gehalten: 1. am Vorabend der Geburt Christi (Heiligabend), 2. am Tage<br />

der Beschneidung Christi und des hl. Basilius des Großen, 3. am<br />

Vorabend der Epiphanie, 4., 5., 6., 7., 8. an den Sonntagen des<br />

Osterfastens (ausgenommen Palmsonntag), 9. am Gründonnerstag<br />

und 10. am Karsamstag. Sonst wird nur die Liturgie des hl. Johannes<br />

Chrysostomus gehalten.<br />

8. Zum Megalynarion (Muttergottes-Hymnus): An den zwölf größten<br />

Herren- und Marien-Festen, am Lazarus-Samstag, von Ostern bis<br />

zum Vorabend der Himmelfahrt wird statt des „Dostojno“ die Kopfstrophe<br />

der 9. Ode des Kanons gesungen (bis zum Ende der Oktav<br />

des Festes). In der Basilius-Liturgie wird statt des „Dostojno“ „O tjebje<br />

radujetsja“ gesungen, am Gründonnerstag und am Karsamstag auch<br />

die 9. Ode.<br />

9. Zum Kinonikon (Kommunionlied) während der Priesterkommunion:<br />

Die Kinonika wechseln nach dem Tage der Woche und nach den Festen.<br />

Es kommt vor, daß zwei Kinonika vorgeschrieben sind. In diesem<br />

Fall wird das erste ohne „Alliluia“ gesungen, und ihm folgt unmittelbar<br />

das zweite Kinonikon. Erst nach diesem wird das „Alliluia“ gesungen.<br />

Obwohl es in den quadratnotischen Büchern <strong>für</strong> jedes Kinonikon<br />

besondere, ziemlich ausgedehnte Melodien gibt, wurden diese<br />

leider schon längst außer Gebrauch gesetzt, und die heutigen Kinonika<br />

werden nach einem einfachen Muster gesungen. Seit längerer Zeit<br />

hat sich die Sitte eingebürgert, nach dem kurzen Kinonikon etwas<br />

Passendes zu singen, z. B. Stichiren, Psalmen, Kopfstrophen des<br />

Kanons usw. Die Komponisten des vorigen Jahrhunderts, besonders<br />

in seiner ersten Hälfte, haben da<strong>für</strong> ganze „Konzerte“ in mehr oder<br />

weniger freiem Stil, oft mit einer Fuge, komponiert. Fast alle diese<br />

Stücke sind dem echten slawischen Kirchenstil durchaus fremd. Hier<br />

Seite 8


ist dem Chorleiter in bezug auf die Auswahl des Gesanges eine gewisse<br />

Freiheit überlassen, und es ist Sache seines Stilverständnisses<br />

und seines liturgischen Fingerspitzengefühls, was er hier einfügt.<br />

10. Zum Kinonikon (Kommunionlied) während der Kommunion der<br />

Gläubigen: Das Kinonikon wird nur gesungen, falls es Kommunizierende<br />

gibt. Der Vers wiederholt sich nach Bedarf mehrere Male. Zum<br />

Schluß, nach der letzten Wiederholung, wird „Alliluia“ gesungen. Sind<br />

keine Kommunizierenden vorhanden, fällt diese Nummer ganz aus.<br />

Einleitung und Redaktion: Werner Dudli<br />

<strong>Musik</strong>seminar „Vom Katheder zum Sängerpult“<br />

15. bis 17. Februar <strong>2008</strong>, Haus Bethanien, St. Niklausen OW<br />

Bildete im Jahre 2007 als dritte Folge aus der Reihe „Die grossen Liturgien<br />

der Ostkirche“ die Jakobus-Liturgie das Schwerpunktthema, so<br />

stand diesmal das Thema „Der orthodoxe Kirchengesang im Spannungsfeld<br />

von Theorie und Praxis“ im Vordergrund. Der gediegene Rahmen<br />

blieb unverändert: wir wurden im Haus <strong>für</strong> Ferien und Kurse des Klosters<br />

Bethanien aufs Beste und liebevoll umsorgt wie auch kulinarisch klug<br />

und gesund verwöhnt. Der Gastreferent, Prof. Dr. Dimitrije I. Stefanović<br />

aus Belgrad verstand es trotz seiner bald 80 Lebensjahre vortrefflich, die<br />

rund 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu begeistern, zu interessieren<br />

und mitzureissen wie auch die Entwicklung der östlichen <strong>Musik</strong> eindrücklich<br />

aufzuzeigen. Er erzählte auf sehr persönliche Art aus seinem Leben<br />

wie auch von seiner Liebe und seinem jahrzehntelangen Engagement <strong>für</strong><br />

die orthodoxe Kirchenmusik. Die Theorie wurde durch intensives Einüben<br />

von passenden Gesängen aufgelockert. Unterstützt wurde er durch<br />

den Ostkirchenmusiker Peter Vitovec aus Basel, während der Präsident<br />

des <strong>VOM</strong>, Werner Dudli, <strong>für</strong> den reibungslosen Ablauf der Tagung besorgt<br />

war. Der Beginn erfolgte am Freitag-Mittag und der Abschluss am<br />

Sonntag nach dem Mittagessen. In drei Blöcken – am Vormittag, Nachmittag<br />

und Abend – wurde zugehört, gelauscht, diskutiert, gelacht und<br />

natürlich viel gesungen. Über Mittag diente ein erholsames „Schläfchen“,<br />

ein Spaziergang in der wunderschönen Gegend hoch über dem Sarnersee<br />

oder ein Besuch des hauseigenen Schwimmbads der Erholung. Höhepunkte<br />

bildeten die Liturgien. Am Samstagabend feierte Pfarrer Ljubomir<br />

Kotarčić aus St. Gallen eine serbisch-orthodoxe Vesper und am<br />

Sonntagmorgen der griechisch-katholische, in Freiburg i. Ü. studierende<br />

Priester Nazarij Zatorsky aus der Ukraine die göttliche Basilius-Liturgie.<br />

Für alle Sängerinnen und Sänger, die Schwestern der Klostergemeinschaft<br />

und die anwesenden Gläubigen waren diese Gottesdienste ein<br />

bewegendes, eindrückliches und bleibendes Erlebnis. Dieses <strong>VOM</strong>-<br />

Seminar war wie die früheren durch aktives Zuhören, tiefgründige Ge-<br />

Seite 9


spräche, reges Mitmachen, Fröhlichkeit und Ernsthaftigkeit, intensive<br />

Chorarbeit, zwei eindrückliche Gottesdienste und nicht zuletzt die Kompetenz<br />

der Referenten geprägt. Bereichert, glücklich und zufrieden nahmen<br />

alle Abschied und kehrten – einige machten noch einen Abstecher<br />

zum nahe gelegenen Wohnhaus und der Klausur unseres Landesheiligen<br />

Bruder Klaus – in den Alltag zurück.<br />

Kurt Ruggli<br />

Damit wir unsere künftigen Seminare gezielt auf Ihre Bedürfnisse und<br />

Wünsche ausrichten können, haben wir einen Fragebogen erstellt. Wir<br />

sind dankbar, wenn möglichst viele Interessierte, potentiell Interessierte,<br />

aber auch Nichtinteressierte den beiliegenden Fragebogen ausfüllen und<br />

uns zustellen. Je grösser die Beteiligung an unseren Tagungen, umso<br />

preisgünstiger können wir das Angebot gestalten. Unsere Kosten bestehen<br />

im Wesentlichen aus den (bescheidenen) Honoraren der Leiter und<br />

allfälliger Gastreferenten, und diese bleiben in etwa gleich, ob 20 oder<br />

100 Teilnehmer dabei sind.<br />

Jahresbericht von Ende <strong>März</strong> 2007 – Ende <strong>März</strong> <strong>2008</strong><br />

(d. h. bis zum Erscheinen von Mitteilungsblatt <strong>Nr</strong>. <strong>57</strong>)<br />

<strong>Verein</strong><br />

Generalversammlung 2007<br />

Die 24. Generalversammlung fand am 28. April 2007 im Gemeindezentrum<br />

der Pfarrei St. Matthäus in Basel statt. Das Protokoll wurde im Mitteilungsblatt<br />

<strong>Nr</strong>. 56, erschienen im Dezember 2007, abgedruckt.<br />

Vorstand<br />

In der Berichtsperiode setzte sich der Vorstand wie folgt zusammen:<br />

- Werner Dudli, Oberengstringen, Präsident<br />

- Prof. Dr. Hans-Wolfgang Strätz, Diakon, Konstanz, Vizepräsident<br />

- Erika Born, Basel<br />

- Igumen Kosma (Büchl), Pfarrer der russisch-orthodoxen Kirche des<br />

Moskauer Patriarchats zu Konstanz und Baden-Baden<br />

- Dr. Bruno Jans, Herlisberg<br />

- Johannes Klaus, Goldach<br />

- Kurt Ruggli, Dietlikon, Kassier<br />

- Peter Vitovec, Ostkirchenmusiker, Basel<br />

Seite 10


Vorstandssitzungen<br />

Der Vorstand hat sich zu den folgenden Sitzungen getroffen:<br />

- 70. Sitzung am 13. Juli 2007<br />

- 71. Sitzung am 08. Februar <strong>2008</strong><br />

Die Beschlüsse werden jeweils protokolliert.<br />

Für die Behandlung der operativen Geschäfte haben sich auch bi- oder<br />

trilaterale Besprechungen bewährt, die kurzfristig und bedarfsorientiert<br />

angesetzt werden können.<br />

Mitgliederbestand<br />

Mitgliederbestand 01.01.2007 197<br />

Neueintritte 8<br />

Austritte / Streichungen 4<br />

Tod 1<br />

Mitgliederbestand 01.01.<strong>2008</strong> 200 Veränderung: + 3<br />

Mitgliederbeitrag<br />

Die Generalversammlung setzt jeweils den Mitgliederbeitrag fest. Seit<br />

Jahren wird ein Jahresbeitrag von CHF 40.— bzw. Euro 28.— erhoben.<br />

Jahresrechnung<br />

Die von den Rechnungsrevisoren geprüfte Jahresrechnung 2007 weist<br />

Aktiven und Passiven im Betrag von CHF 31'156.66 sowie einen Einnahmenüberschuss<br />

(vor Abschreibungen) von CHF 3'266.82 aus. Auf<br />

der Aufwandseite ist insgesamt keine wesentliche Abweichung gegenüber<br />

dem Budget festzustellen. Es ist hervorzuheben, dass<br />

1. mehr Mitgliederbeiträge eingegangen sind als budgetiert. (Da die<br />

Mitgliederzahl seit Jahren in etwa stagniert, aufgrund der Altersstruktur<br />

aber je länger je mehr mit Abgängen gerechnet werden<br />

muss, haben wir die budgetierten Mitgliederbeiträge nach unten<br />

korrigiert. Jetzt haben wir die Mitgliederzahl nicht nur halten, sondern<br />

sogar leicht erhöhen können!)<br />

2. mehr Spenden eingegangen sind als budgetiert.<br />

3. das Samstagforum „Orthodoxe Vesper in Urnäsch“ dank der Zusammenarbeit<br />

mit dem Forum SOSOS – Solidarität und Spiritualität<br />

Ostschweiz ausserordentliche Einnahmen generiert hat.<br />

Mitteilungsblatt<br />

In der Berichtsperiode sind die Mitteilungsblätter <strong>Nr</strong>. 56 und <strong>57</strong> erschienen.<br />

Als Redaktor amtet seit Jahren der Präsident.<br />

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<strong>Verein</strong>stätigkeiten<br />

Bildungsangebote: Seminare, Reisen<br />

Der <strong>VOM</strong> hat in der Berichtsperiode zwei mehrtägige Seminare durchgeführt:<br />

31. August – 2. September 2007<br />

Seminar <strong>für</strong> Liturgie und Kirchengesang „Lobpreiset den Herrn –<br />

Gospoda pojte“ im Bildungshaus St. Josef der Pallottiner auf<br />

Schloss Hersberg bei Immenstaad (Bodensee).<br />

Der Bericht über dieses Seminar wurde im Mitteilungsblatt <strong>Nr</strong>. 56 vom<br />

Dezember 2007 veröffentlicht.<br />

Ziel war, das deutsche Chorbuch des <strong>VOM</strong> Kirchenmusikern nicht orthodoxer<br />

Provenienz bekannt zu machen und Möglichkeiten der liturgischen<br />

Gestaltung mit ostkirchlichen Gesängen aufzuzeigen. Trotz verstärkter<br />

Werbung beim anvisierten Zielpublikum war das Echo aus diesen Kreisen<br />

leider gering. Dennoch konnte das Seminar mit über 30 Teilnehmenden<br />

durchgeführt werden. Wir schätzen uns glücklich, immer wieder<br />

auf ein treues Stammpublikum zählen zu können.<br />

15. – 17. Februar <strong>2008</strong>, Vom Katheder zum Sängerpult. Orthodoxer<br />

Kirchengesang im Spannungsfeld von Theorie und Praxis. Ein <strong>Musik</strong>seminar<br />

im Haus Bethanien mit dem Gastreferenten Prof. Dr.<br />

Dimitrije I. Stefanović, Beograd<br />

Sie finden den Bericht über das Seminar in diesem Heft.<br />

Samstagsforum im Weibelhaus Gossau<br />

Das Samstagsforum vom 27. Oktober und 24. November 2007 war dem<br />

orthodoxen Vespergottesdienst gewidmet. Über 30 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer aus dem Raum Zürich und Ostschweiz haben mit Werner<br />

Dudli aus dem deutschen Chorbuch des <strong>VOM</strong> eine byzantinische Vesper<br />

einstudiert. Aber auch der Aufbau und der theologische Gehalt des Vespergottesdienstes<br />

wurden eingehend besprochen und die liturgischen<br />

Texte betrachtet. Von Anfang an war die Idee, dass das Seminar mit der<br />

Feier eines Vespergottesdienstes abgeschlossen würde. So kam uns die<br />

Anfrage des reformierten Pfarrers Markus Grieder, Urnäsch, zupass, in<br />

seiner Kirche mit Pfarrer Ljubomir Kotarčić aus St. Gallen einen Vespergottesdienst<br />

nach serbisch-orthodoxem Ritus zu feiern. Pfarrer Grieder<br />

sorgte auch da<strong>für</strong>, dass das Projekt von einem Partner, SOSOS – Forum<br />

Solidarität und Spiritualität Ostschweiz, unterstützt und propagiert wurde.<br />

Durch diese Zusammenarbeit wurden etliche Seminarteilnehmer mobili-<br />

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siert, denen orthodoxer Gottesdienst und Gesang bisher völlig fremd waren.<br />

Ein grosser Teil des Projektchores „Orthodoxe Vesper in Urnäsch“ folgte<br />

mit Begeisterung einer weiteren Einladung, nämlich am 1. Februar <strong>2008</strong><br />

in der reformierten Predigerkirche in Zürich in der allwöchentlichen „Freitagsvesper“<br />

singen zu dürfen. Die „Freitagsvesper“ wird getragen von<br />

der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich, der Zürcher<br />

Hochschule der Künste, der Züricher Kantorei zu Predigern und der<br />

Kirchgemeinde zu Predigern. Die interkonfessionelle Zusammenarbeit<br />

bildet einen der Schwerpunkte dieses Zyklus. So stehen übers Jahr verteilt<br />

auch katholische und orthodoxe Gottesdienste auf dem Programm.<br />

Am 1. Februar bekam die Serbisch-orthodoxe Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit<br />

in Zürich Raum <strong>für</strong> einen Vespergottesdienst nach ihrem Ritus.<br />

An den beiden Samstagsforen vom 8. <strong>März</strong> und 5. April <strong>2008</strong> bietet Werner<br />

Dudli einen Kurs „Hilfestellung <strong>für</strong> Chorsänger im Umgang mit kirchenslavischen<br />

Texten in Noten und liturgischen Büchern“. Da es sich<br />

um ein Pilotprojekt handelt, wurde die Teilnehmerzahl auf etwa 8 begrenzt.<br />

Es sind mehr Anmeldungen eingegangen als Plätze vorhanden.<br />

Der Kurs wird nun mit 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt.<br />

Für die Überzähligen kann zu einem andern Zeitpunkt wieder ein<br />

gleicher Kurs angeboten werden. Die Erfahrungen des Kursleiters und<br />

die Rückmeldungen der Teilnehmer werden vorgängig ausgewertet.<br />

Die Singwoche mit dem Kammerchor Cantus in Užhorod und Nyžnje<br />

Selyšče (Transkarpatien, Ukraine) fand zum sechsten Mal statt, und<br />

zwar vom 17. – 28. Mai 2007. Es haben 5 <strong>VOM</strong>-Mitglieder teilgenommen.<br />

Publikationen<br />

Erzpriester Aleksej Mal’cev: Die liturgischen Bücher der orthodoxen<br />

Kirche in deutscher Sprache<br />

Peter Vitovec und das Bearbeiterteam haben im Berichtsjahr am Projekt<br />

Mal’cev in reduziertem Tempo weitergearbeitet. Es konnten leider keine<br />

Fortsetzungsbände fertiggestellt werden. Die Priorität haben zurzeit die<br />

Notenausgaben (Projekt Deutsches Chorbuch).<br />

Deutsches Chorbuch <strong>für</strong> den orthodoxen Gottesdienst<br />

Die Chorbuch-Ausgaben <strong>VOM</strong> 607 und 608 mit den Chorsätzen zur<br />

Göttlichen Liturgie der Vorgeweihten Gaben sind seit kurzem lieferbar.<br />

Kurz vor der Fertigstellung ist auch der Ordner <strong>für</strong> den Vespergottesdienst.<br />

Dem Bearbeiterteam gebührt ein herzliches Dankeschön <strong>für</strong> die<br />

sorgfältige Arbeit und den Durchhaltewillen. Wir freuen uns über das erreichte<br />

Zwischenziel.<br />

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Kontakte mit Dritten und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Präsident Werner Dudli wurde vom Kirchenmusikreferenten der Diözese<br />

Feldkirch, Mag. Bernhard Loss, eingeladen, im Rahmen der 40. Diözesanen<br />

Werkwoche <strong>für</strong> Kirchenmusik vom 18. – 22. Juli 2007 in Bregenz<br />

ein Choratelier „Ostkirche“ durchzuführen. Wir haben darüber im Mitteilungsblatt<br />

<strong>Nr</strong>. 56 vom Dezember 2007 ausführlich berichtet.<br />

Am 22. Januar <strong>2008</strong> bot sich Gelegenheit, im Rahmen eines Neujahrsapéros<br />

der KAB Gossau (Kath. Angestellten-Bewegung) einer aufmerksamen<br />

Zuhörerschaft den <strong>VOM</strong> vorzustellen. Werner Dudli nahm die ca.<br />

40 interessierten Frauen und Männer mit auf eine virtuelle Reise in die<br />

Ukraine mit Bild und Ton, damit sich die Zuhörer unter orthodoxer Liturgie<br />

und <strong>Musik</strong> etwas vorstellen konnten. Im zweiten Teil des Abends gab<br />

es einen Besuch im Weibelhaus, wo Laden, Archiv und einige ausgewählte<br />

Schätze gezeigt und kommentiert wurden. Bis spät in den Abend<br />

hinein wurde in verschiedenen Gruppen sehr angeregt diskutiert und<br />

nachgefragt.<br />

Erfreulich ist, dass Chorleiter unsere Hilfe in Anspruch nehmen und uns<br />

um Rat fragen, wenn sie Chorprojekte mit ostkirchlicher <strong>Musik</strong> vorbereiten.<br />

Es bestehen im Moment mehrere solche Kontakte, wo wir im Hintergrund<br />

Einfluss nehmen dürfen und unsere Impulse dankbar angenommen<br />

werden.<br />

Website<br />

Unsere Website www.ostkirchenmusik.ch wird von Herrn Georg Muheim<br />

ehrenamtlich gepflegt und stets aktuell gehalten. Besten Dank!<br />

Archiv<br />

Die Verdoppelung der <strong>Musik</strong>noten harrt noch der Vollendung. In Basel<br />

sind noch ungefähr zwei bis drei Laufmeter Noten zu sichten und in das<br />

Archiv nach Gossau zu bringen.<br />

Bei der Organisation und sauberen Beschriftung des Notenarchivs im<br />

Weibelhaus haben sich Herr Eugen Münch und seine Ehefrau Claire<br />

wiederum sehr eingesetzt. Besten Dank.<br />

Die detaillierte Erfassung der Noten bis auf die einzelnen <strong>Musik</strong>stücke<br />

hinunter harrt noch der Erledigung.<br />

Ziele und Aktivitäten <strong>für</strong> das nächste <strong>Verein</strong>sjahr in Stichworten<br />

‣ Dreitägiges Seminar Bethanien im Februar 2009<br />

‣ Tagesseminare im Weibelhaus<br />

‣ Weiterarbeit im Archiv, Abschluss der Verdoppelungsaktion<br />

‣ Pflege der Kundenkontakte, wenn unsere Dienstleistungen nachgefragt<br />

werden<br />

‣ Pflege der Website<br />

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Dank<br />

Ich möchte danken <strong>für</strong> alles, was ein jedes auf seine Weise zum Gelingen<br />

der gemeinsamen Sache beiträgt: Der Kollegin und den Kollegen<br />

vom Vorstand sowie den übrigen Mitarbeitern und Helfern, die sich <strong>für</strong><br />

eine konkrete Aufgabe einsetzen oder sporadisch zur Stelle sind, wenn<br />

sie gerufen werden, den Referenten und Zelebranten, die unsere Seminare<br />

zu einer langen Erfolgsgeschichte haben werden lassen, und Ihnen<br />

allen als Mitglieder, dass Sie das Werk durch Ihren ideellen und materiellen<br />

Beitrag unterstützen. Möge dem <strong>VOM</strong> und seiner Tätigkeit eine gute<br />

Zukunft beschieden sein!<br />

Oberengstringen, 31. <strong>März</strong> <strong>2008</strong><br />

Für den Jahresbericht:<br />

Werner Dudli, Präsident<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>VOM</strong> – <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> ostkirchliche <strong>Musik</strong><br />

Präsident, Redaktion:<br />

Werner Dudli<br />

Rebbergstrasse 2f Tel. 044 750 09 01<br />

CH-8102 Oberengstringen<br />

E-Mail: wernerhdudli@bluewin.ch<br />

Sekretariat:<br />

<strong>VOM</strong> – <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> ostkirchliche <strong>Musik</strong> Tel. 061 683 73 10<br />

Peter Vitovec Fax 061 683 73 12<br />

Bläsiring 128<br />

E-Mail: vitovec@bluewin.ch<br />

CH-40<strong>57</strong> Basel<br />

Laden und Mediothek<br />

Weibelhaus, Herisauerstrasse 4<br />

CH-9200 Gossau SG<br />

Öffnungszeiten nach <strong>Verein</strong>barung<br />

mit dem Präsidenten<br />

Postscheckkonto Schweiz: 60 – 27171 – 1<br />

Bankkonto Deutschland: Sparkasse Hochrhein, Waldshut-Tiengen<br />

Konto: 00 – 189 100<br />

BLZ: 684 522 90<br />

IBAN: DE18684522900000189100<br />

BIC: SOLADES1WHT<br />

Bankkonto Österreich: Hypothekenbank des Landes Vorarlberg,<br />

Filiale Feldkirch, Konto 284 784 111<br />

Besuchen Sie unsere Website: www.ostkirchenmusik.ch<br />

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Zum Vormerken in der Agenda:<br />

Samstag, 17. Mai <strong>2008</strong><br />

Freitagabend, 25. Juli –<br />

Dienstag früh,<br />

5. August <strong>2008</strong><br />

Fakultatives Anschlussprogramm<br />

bis 8. August<br />

Samstag, 11. Oktober<br />

11 Uhr -<br />

Sonntag, 12. Oktober<br />

<strong>2008</strong> mittags<br />

Sonntag, 30. November<br />

<strong>2008</strong>, 17 Uhr<br />

Samstag, 25. Oktober<br />

<strong>2008</strong><br />

10.30 – 16.30 Uhr<br />

Samstag, 15. November<br />

<strong>2008</strong><br />

10.30 – 16.30 Uhr<br />

Generalversammlung <strong>2008</strong> in Dietlikon ZH<br />

Einladung beiliegend.<br />

Achtung: 8305 Dietlikon, nicht 8953 Dietikon!<br />

Singwoche mit dem Kammerchor Cantus in<br />

Transkarpatien / Ukraine (Stadt Užhorod und<br />

Nyžnje Selyšče, Bezirk Chust).<br />

Besuch der Stadt L’viv (Lemberg)<br />

Auskunft erteilt der Präsident.<br />

Chorprojekt Bortnjanskij in der Ökumenischen<br />

Kirche Flüh (Leimental bei Basel)<br />

Evangelische und orthodoxe Kirchenmusik von<br />

Dmitrij Stepanovič Bortnjanskij. Probentage und<br />

Abschlussgottesdienst sowie Konzert am Sonntag,<br />

30. November <strong>2008</strong>, 17 Uhr.<br />

Mitwirkende: Kirchenchor der evang.-ref. Kirche<br />

solothurnisches Leimental, Leitung: Jasmine<br />

Weber, Witterswil; Sängerinnen und Sänger aus<br />

dem Kirchenchor Nunningen/Oberkirch und dem<br />

Jodlerchor Biel-Benken, Leitung: Franz Ley, Ettingen.<br />

Weitere Interessierte sind herzlich eingeladen.<br />

Ostkirchenmusikalische Leitung: Peter<br />

Vitovec.<br />

Näheres erfahren Sie zu gegebener Zeit auf unserer<br />

Website sowie bei Peter Vitovec.<br />

Samstagsforum im Weibelhaus Gossau<br />

Die acht Töne im russischen Kirchengesang<br />

1. Teil: Die Töne 1 und 5<br />

Samstagsforum im Weibelhaus Gossau<br />

Die acht Töne im russischen Kirchengesang<br />

2. Teil: Die Töne 2 und 6<br />

Die „Samstagsforen“ im Weibelhaus werden von einem treuen Stammpublikum<br />

gut frequentiert. Wir verzichten deshalb auf die Beilage einer Kursausschreibung.<br />

Die Stammgäste sowie alle Sängerinnen und Sänger im Einzugsgebiet<br />

erhalten Ende August ein entsprechendes Zirkular zugestellt. Andere<br />

Interessenten sind ebenfalls willkommen. Sie finden das Zirkular zu gegebener<br />

Zeit auf unserer Website aufgeschaltet oder können es bestellen.<br />

<strong>März</strong> <strong>2008</strong><br />

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