Lila Laune 102

Deshalb vergessen wir das eben Gesehene
und betrachten einen nächsten hochinteressanten
Typ Frisur im Mommsenstadion
– den Engel (6):
Diese Frisur, so lese ich in den Aufzeichnungen
eines Absolventen, spendet enormen
Trost und Beistand. Und ja, ich spüre es beim
Betrachten dieses Gottgesandten auch. War
es RedBull oder Joey Ramone? Irgendetwas
ließ ihm Flügel wachsen und ich ertappe
mich beim Gedanken, wie ich gemeinsam
mit dem Engel über eine saftige Wiese tanze
und wie wir uns mit Kamille bewerfen und
gemeinsam Roland Kaiser rezitieren... Diese
Schlichtheit. Ich bin gefangen in deinem
Trost. Gib mir Segen. Zwei Absolventen
erliegen dem wohl göttlichen Glanz und
werden unter biblischem Gebrüll aus dem
Stadion getragen. Unser Engel steht derweil
im Block E und schreit immer wieder seinen
Psalm „Das Leben is für’n Arsch!“. Oh
göttliche Kraft und Weisheit.
Hier ist jedes Diskutieren über Frisuren
unangebracht, die historische Tragweite des
Augenblicks ist den Absolventen bewusst.
Man steht direkt davor:
Vor einem..., ja... ja einem... wie soll man
sagen... einem Mann mit Haaren... mit
sehr, sehr vielen flatternden Haaren. Es ist
sozusagen die Frisur im Urzustand. Jede
Hand, die hineingreift, meint, die erste zu
sein. Die Frisur sagt „Bändige mich!“. Das ist
zwar erregend, aber gar nicht so einfach.
Von der EG Frisurigan ist nicht mehr viel da.
Zu überwältigend waren die letzten beiden
Exemplare für einen echten Mann vom
Fach. Selbst mir als Laie ist auf einmal bewusst,
welch Aussagekraft in den Frisuren
vom Block E steckt.
Peter Pauschal
12/2004 LILA LAUNE
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