Lila Laune 102
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A.C.A.B.<br />
All Cops Are<br />
(the) Best<br />
Nicht erst seit dem harten Polizeieinsatz<br />
gegen die Fans von Babelsberg nach dem<br />
Gastspiel unserer Mannschaft stellt sich die<br />
Frage: Was ist eigentlich die Arbeit der<br />
„Ermittlungsgruppe Hooligan“ (EGH)?<br />
Beim Spiel Babelsberg - TeBe sind die Fans der<br />
03er, nachdem sie ihre Spieler „Abklatschen“<br />
wollten, erst von den eigenen Ordnern und<br />
anschließend von der Polizei angegriffen,<br />
geschlagen und verhaftet worden. Schon im<br />
Vorfeld wurde von Offiziellen wie Anhängern<br />
beider Vereine darauf hingewiesen, wie gut das<br />
Verhältnis zwischen ihnen sei. Als Beweis sollte<br />
die gemeinsame Choreographie auf den Rängen<br />
wie auf dem Rasen reichen. Umso unverständlicher<br />
ist das große Polizei-Aufgebot zu werten. In<br />
diesem Fall kann leider nicht die These des<br />
„szenekundigen Beamten“ gestützt werden.<br />
Weder aufklärend, noch deeskalierend, noch<br />
sonst was. Nein, das Geschehen wurde gemütlich<br />
und amüsiert im Pufferblock verfolgt.<br />
Obwohl die Spiele der Ober- und Verbandsliga<br />
förmlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />
stattfinden, da faktisch keinerlei Berichterstattung<br />
in der Tagespresse stattfindet, sind in<br />
den letzten Jahren immer mehr Vertreter oben<br />
genannter Einsatzgruppe in den Stadion<br />
anzutreffen. In der Zwischenzeit ist die Anzahl der<br />
Mitarbeiter auf 24 angewachsen (Berliner<br />
Zeitung 26.05.04). Begründet wird dieser hohe<br />
Mitarbeiterstab damit, dass man mit Union,<br />
Hertha, BFC und TeBe vier Problemclubs hätte und<br />
generell die Hooligans nur darauf warten<br />
würden, bis die (Überwachungs-)Maßnahmen<br />
gelockert werden würden. Wie groß diese<br />
Probleme auch sind, die „auswärts begleitet<br />
werden [müssen]“, war deutlich zu sehen, als<br />
beim Auswärtskick in Neustrelitz (Saison<br />
2003/2004) vier Beamte für zehn Fans, für<br />
Schönberg (2003/04) und Wismar (2004/05) je<br />
zwei Beamte für einmal drei (!) und einmal 15<br />
Fans mit im Zug mit nach Mecklenburg-Vorpommern<br />
fuhren. Interessanter ist da schon, dass<br />
die gut „getarnten“ Beamten (im Assooutfit, aber<br />
mit Handschuhen aus der Hosentasche) das Spiel<br />
in Wismar bereits zur ersten Hälfte verließen und<br />
einen Zug früher nach Hause fuhren. Während<br />
die TeBe-Hooligans das alte Chaostagemotto<br />
beachteten und die Hansestadt in Schutt in Asche<br />
legten.<br />
Allerdings habert es noch an der länderübergreifenden<br />
Kommunikation zwischen der EGH und<br />
den angrenzenden Bundesländern. So wurden<br />
die drei Fans, die nach Schönberg fuhren, von<br />
einer halben Polizeihundertschaft in Kampfmonteur<br />
empfangen und zusätzlich von zwei<br />
Kamarateams der Polizei gefilmt. Im Jahnstadion<br />
selbst gab es aufgrund der 22 abgestellten<br />
Einsatzfahrzeuge kaum mehr einen Weg zum<br />
laufen. In Wismar wurden wir mit einem ähnlich<br />
großen Polizeiaufgebot empfangen, aber nicht<br />
mehr zum Bahnhof begleitet (siehe oben). Ein<br />
kleiner Anruf könnte vielen Kollegen einen noch<br />
ruhigeren Sonntagnachmittag bei Frau und Kind<br />
bescheren.<br />
Hier werden Fußballfans von der Polizei im<br />
Vorfeld bereits kriminalisiert, ohne dass Kenntnisse<br />
vorliegen, ob sich tatsächlich gewaltbereite<br />
Fans im Stadion befinden. Es macht sich bei der<br />
EGH, aber auch bei den „normalen“ Einsatzkräften,<br />
der Binsenweisheit breit, dass Fußballfans<br />
auschließlich Rowdys sind; eine Differenzierung<br />
findet gar nicht mehr statt. So schließe<br />
ich mich der Meinung von Rainer Lüdtke (Fanbeauftragter<br />
des BFC Dynamo / Berliner Zeitung<br />
vom 26.5.04) an, dass es in Berlin maximal noch<br />
50 Hooligans gibt. Diese Erkenntnis deckt sich<br />
auch mit den Erfahrungen des Bündnis Aktiver<br />
Fußball-Fans (BAFF). Die Berliner Polizei geht<br />
dagegen von 261 Fans der Kategorie C und 700<br />
der Kategorie B. Fünf dieser gefährlichsten Fans<br />
sollen sich sogar unter uns gemischt haben. Wer<br />
so zählt und überwacht wie die EGH – in der<br />
Zwischenzeit kann mensch nicht mal mehr in<br />
Ruhe Wasser lassen – , sollte entweder auf null<br />
Hooligans kommen oder den gesamten E Block<br />
einberechnen.<br />
Forza ANTIFA Hooligans<br />
12/2004 LILA LAUNE 19<br />
Tobi