Entwicklungsperspektive: Die Bandengesellschaft - Christian Reder
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Managervorstellungen nachwirken, wird zum Beispiel am öfter auftauchenden<br />
Wunsch nach einer exterritorialen Insel als idealem Hauptquartier deutlich. Was<br />
darin mitschwingt, ist die fixe Idee, daß trotz aller Verflechtungen von anderswo,<br />
von einem imaginären Ort aus, ungestörter und daher noch wirkungsvoller agiert<br />
werden könnte. Selbst auf einer Konferenz über die Zukunft der industrialisierten<br />
Welt im Weißen Haus in Washington ist, von Carl A. Gerstacker, immerhin<br />
Vorstandsvorsitzender eines großen Multis, der Dow Chemical Company,<br />
eingestanden worden: „Ich habe lange davon geträumt, eine Insel zu kaufen, die<br />
keinem Staat gehört, und auf dem wirklich neutralen Boden einer solchen Insel,<br />
wo ich keinem Staat und keiner Gesellschaft verpflichtet bin, die Weltzentrale<br />
von Dow zu gründen." 15 Da der konkrete Ort längst keine Bedeutung mehr für<br />
solche Intentionen hat und die Grenzen für großräumiges Agieren zunehmend<br />
fallen, sind daran vor allem die Outlaw-Aspekte signifikant. Ihre verschiedensten<br />
Facetten kehren in Managerbüchern immer wieder. Das reicht von der neuen<br />
Wertschätzung für „die chaotische Seite der Innovation" über das forcierte<br />
Akzeptieren von „Kreativen und Unangepaßten" (selbst „wenn ihre Arbeitsweise<br />
unorthodox, ja manchmal schlampig auf uns wirkt"), bis zur Forderung nach<br />
radikaler Dezentralisierung und nach weitgehend autonomen, „am Rande der<br />
Unternehmenswelt" angesiedelten Werkstätten für Querdenker. 16<br />
Projektgruppen, als das eigentliche dynamische Element innerhalb von<br />
Organisationen, sollen außerhalb der Hierarchien am Neuen arbeiten und<br />
dessen Durchsetzung beschleunigen. In Bandenaspekte werden also<br />
Hoffnungen gesetzt, weil die normalen Strukturen und Abläufe zu viele Barrieren<br />
und Unverläßlichkeiten eingebaut haben. Auch deswegen ist betriebliche,<br />
institutionelle Macht stets auf informelle Lobbybildungen und auf eine<br />
Mißachtung der <strong>Die</strong>nstwege angewiesen. Von einem normalen Funktionieren<br />
geht kaum noch jemand aus, denn im üblichen Fall, „ohne solide Faktenbasis -<br />
ohne eine gute quantitative Vorstellung von seinen Kunden, Märkten und<br />
Konkurrenten - kann man sicher sein, daß die Prioritäten im Zuge<br />
verschlungener politischer Manöver gesetzt werden". 17<br />
Mit „Krisen ihrer grundlegendsten Systeme - der Städtesysteme, der<br />
Gesundheitssysteme, der Wohlfahrtssysteme, der Transportsysteme, der<br />
ökologischen Systeme," sehen sich alle Industriegesellschaften konfrontiert, so<br />
Alvin Toffler, als weitere Stimme aus dem Managementbereich, deshalb plädiert<br />
er für „eine neue, wissensbasierte Wirtschaft", mit der neugestaltete politische<br />
Institutionen „in Einklang" zu bringen sind. Nach diversen „Machtbeben", weil es<br />
sich eben nicht um eine „unpersönliche Angebots- und Nachfragemaschine" (im<br />
Sinne Milton Friedmans) handle, würde so eine „sich beschleunigende,<br />
kaleidoskopartige Wirtschaft" auf elektronischer Basis entstehen, „die sich<br />
unablässig zu neuen Mustern zusammensetzen kann, ohne zu zerfallen". Für<br />
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