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Stadtbuch Wien 1983. Falter Verlag Wien 1983 Mit ... - Christian Reder

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<strong>Stadtbuch</strong> <strong>Wien</strong> <strong><strong>1983</strong>.</strong> <strong>Falter</strong> <strong>Verlag</strong> <strong>Wien</strong> <strong>1983</strong><br />

<strong>Mit</strong> Beiträgen von Franz Schuh, Wolfgang Pircher, <strong>Christian</strong> <strong>Reder</strong>, Jürgen Langenbach,<br />

Wolfgang Förster, Maria Auböck, Alfred Zellinger, Hans Czarnik.<br />

Redaktion: Armin Thurnher<br />

<strong>Christian</strong> <strong>Reder</strong><br />

VERBINDUNGEN ZWISCHEN TAT UND SACHE<br />

Besuche an Orten vergangener Ereignisse<br />

Im Zentrum der Stadt ist an der Hauptfassade der großen Kathedrale ein 28 mal 18<br />

Zentimeter großes Zeichen für Widerstand angebracht: das 05 einer österreichischen<br />

Untergrundorganisation während des Zweiten Weltkrieges (fünf für E, den fünften<br />

Buchstaben des Alphabets). Irgendwann einmal war es flüchtig in Kreidestrichen da, im<br />

nachhinein ist es dauerhaft eingemeißelt und offensichtlich manchmal von neuem weiß<br />

gefärbt worden. Im übrigen befinden sich auf diesem Mauerstück mehrere Grabplatten<br />

und die für anerkannte Kulturgüter obligate Hinweistafel ("Stephansdom / <strong>Wien</strong> - eine<br />

Stadt stellt sich vor"); vorgesetzt ist eine Doppelsäule, die hoch oben ein steinernes<br />

Objekt trägt, das vermutlich eine Vulva darstellt. Auf der anderen Seite des Riesentores<br />

steht eine entsprechende Säule mit einem männlichen Symbol, und unmittelbar neben<br />

dem Eingang sind alte behördlich geeichte Längenmaße in der Wand verankert, die<br />

Große und die Kleine <strong>Wien</strong>er Elle.<br />

Aus dem Nebeneinander dieser Einzelteile ließe sich eine uferlos revidierbare<br />

Symbolgrammatik herauslesen; viel stärker als eine solche Möglichkeit irritiert jedoch,<br />

daß ein zentral angebrachtes Zeichen für Widerstand so hilflos wirkt, so nebensächlich.<br />

Auflehnung ist eine Angelegenheit der Peripherie. Wem daher Manifestationen früherer<br />

Auflehnung großartig in den <strong>Mit</strong>telpunkt gestellt werden, kam nur ein starkes Mißtrauen<br />

für das notwendige Gegengewicht sorgen. <strong>Wien</strong> kennt außer auf seinen Friedhöfen<br />

wenige gekennzeichnete Orte, an denen die Aufmerksamkeit auf eine vergangene<br />

Empörung gelenkt wird. Aber nicht aus betroffener Sensibilität. Soviel als möglich sollte<br />

immer ins angeblich Schöngeistige hinübergedrängt werden. Nicht die großen<br />

Denkmäler fehlen, sondern eine Tradition des Ungehorsams. Ein unauffälliges Zeichen<br />

an der Mauer wie das 05 ist wenigstens ein stiller, fast verlegener Hinweis, der<br />

neugierig, vielleicht sogar wachsamer machen könnte. Wandkritzeleien sind einfach<br />

eine wichtige Ausdrucksweise, selbst dann, wenn ihre Spontaneität schließlich von<br />

Denkmalschützern bewahrt wird.<br />

<strong>Mit</strong> der (eigenen und allgemeinen) Geschichte "eins sein" gelingt nicht. Die daraus<br />

resultierende Verdrängung äußert sich öffentlich wie privat als Denken in Entfernungen.<br />

Es geht vor allem darum, Abstand zu "gewinnen". Das bedrohliche am Ereignis ist seine<br />

Nähe, sie und nicht es soll normalerweise überwunden werden. Der Zeitgeschichte wird<br />

einfach ein Teil weggenommen, die Zeit (als Gegenwart). Die manchmal erhoffte<br />

Kontinuität der Geschichte ist auch nicht so ohne weiteres zu ertragen. Eine Variante<br />

der Verdrängung besteht deshalb auch darin, künstlich Bruchlinien zu konstruieren,<br />

beispielsweise vom "Zusammenbruch" im Jahr 1945 zu sprechen. Einerseits braucht<br />

man dann nicht mehr gründlich darüber nachzudenken, "wie das alles passieren


konnte", andererseits kommt man leichter zur Fiktion einer Stunde Null (bzw. eines<br />

individuellen Neubeginns).<br />

1., Stephansplatz 1<br />

Was überhaupt erinnert wird und in welcher Form dazu angeregt wird, sagt<br />

wahrscheinlich mehr über die Gegenwart aus als das, worin die Gegenwart sich selbst<br />

darzustellen glaubt. Eines ist die Geschichte sicher, ein kompliziertes Wechselspiel von<br />

Macht und Ohnmacht. Macht identifiziert sich gerne mit den Ohnmächtigen von früher,<br />

beansprucht ihr Aufbegehren für sich und schmückt sich vielleicht sogar mit ihrem<br />

Leiden. Nach dem Tod der Rebellen bricht die Verehrung für sie aus. Stellvertretende<br />

Einzelhelden werden herausgegriffen und eine Zeit oder sogar Jahrhunderte lang<br />

weitergereicht. Am lebenden oder toten "Helden" beeindruckt oft weniger seine Tat, als<br />

ihre Verwertung. Eine ähnliche Verfälschung ergibt sich aus einer Liebe zur Geschichte<br />

um ihrer selbst willen; Geschichte hat meistens Schmerzen zugefügt, und bekanntlich ist<br />

"jedes Dokument der Kultur auch ein Dokument der Barbarei".<br />

Ein öffentliches Erinnern ist zwangsläufig mit Formen verbunden (die auf lnhalte<br />

zurückwirken). Politische Zweckdenkmäler zum Beispiel wollen "Aufbauendes"<br />

darstellen, etwa den Mythos der Arbeit, der Familie oder einer bestimmten Person.<br />

Diese Spielart eines Realismus ist gerade in diesem Jahrhundert zunehmend peinlich<br />

und zynisch geworden. Der inneren Zusammenhanglosigkeit in der Politik oder ihrer<br />

Destruktivität werden allzu leichtfertig Symbole vermeintlicher Konstruktivität<br />

gegenübergestellt. Die Formen, z. B. auch von "Gedenkstätten", ergeben nicht den<br />

Sinn, auf dessen Vermittlung sie Anspruch erheben. Alles das dürfte beim unfreiwilligen<br />

Betrachter der Zeitereignisse die Überzeugung fördern, daß die einzige und letzte kleine<br />

Freiheit im Alleingelassensein besteht. Die stärkste Kraft dieses Jahrhunderts ist<br />

möglicherweise eine Art allgemeiner Dadaismus, der lächelnd oder gequält die<br />

widersprüchlichsten Sinnsplitter zusammenkittet und im Untergrund bereits alle<br />

Lebensbereiche durchzieht; oft ohne daß die Akteure sich dessen bewußt sind. Einer<br />

dogmatischen Sinnpolitik ist er stillschweigend überlegen, die Frage ist nur, was nach<br />

ihm kommt. Vereinzelt hüten "Konservative" von allen akzeptablen Flügeln des<br />

vergehenden politischen Spektrums noch Reste wichtiger Werte und stellen sich<br />

letztlich als progressiv heraus, sobald diese zu neuen Bedürfnissen passen.


Flaktürme im Augarten, 2. Obere Augartenstraße<br />

Der Stephansdom bildet den geographischen Schwerpunkt eines g!eichschenkligen<br />

Dreiecks, an dessen Ecken auffallend "sinnlose" Objekte der jüngeren Zeitgeschichte<br />

stehen, die <strong>Wien</strong>er Flaktürme: ein runder Geschützturm in der Stiftskaserne, zu dem<br />

der rechteckige Feuerleitturm im Esterhazy-Park gehört, und zwei weitere Turmpaare im<br />

Arenbergpark und im Augarten. Ihren "Zweck" als Kriegsmaschinen haben sie nur<br />

bedingt erfüllt. Jetzt stehen sie da wie Burgruinen, ohne noch bedrohlich zu wirken.<br />

Leuten, denen Form wichtig ist, gelten sie längst als "schön" und "stark". Sie sind ja<br />

auch ausdrücklich gestaltet worden (von Prof. Friedrich Tamms aus Düsseldorf) und<br />

stellen nicht bloß ein Produkt vor sich hinarbeitender Ingenieure dar. Trotz ihrer<br />

massiven Präsenz scheinen sie sich über die Zeit auszuschweigen, in der sie gebaut<br />

worden sind (1940); sie sind sozusagen Schauplätze ohne handelnde und betroffene<br />

Personen.<br />

Gelegentlich läßt es sich besser abschätzen, wie alte Tatsachen weiterwirken, wenn<br />

sie keine auffälligen materiellen Spuren hinterlassen haben. In diesem Fall schiebt sich<br />

niemand verfremdend dazwischen, und die eigene Vorstellungskraft hat ihre Chance.<br />

Normalerweise ist die Banalität des alltäglichen Ortes das Szenario für das, was<br />

geschehen ist.<br />

Ein radikaler Zugang zur Geschichte wäre die Auffassung, daß am Vergangenen<br />

wichtig nur der Widerstand ist; eine einleuchtende Auffassung, wenn, sie sich nicht<br />

fortwährend als zu simpel erwiese.<br />

Von den vielen Orten in <strong>Wien</strong>, die quasi aus dem Nichts heraus "etwas an sich<br />

haben", liegt einer in der Nähe des als Ausgangspunkt gewählten 05-Zeichens. Auf dem<br />

Stock im Eisen-Platz laufen alle Bodenplatten auf eine unregelmäßige fünfeckige Fläche<br />

in der <strong>Mit</strong>te zu, die fächerförmig mit Pflastersteinen ausgelegt ist. Sie markiert den vor<br />

einigen Jahren vorgesehenen Standort für ein Monument nach freier Wahl des<br />

Künstlers. Unter den Ergebnissen des Wettbewerbs waren kurze Zeit Hollein-Säulen<br />

und ein Hrdlicka-Antifaschismus-Mahnmal ("straßenscheuernde Juden") im Gespräch.<br />

Zustandegekommen ist nichts, und die Aussparung im Plattenmuster fällt mir immer<br />

wieder auf, weil sie an ein ungewolltes Zusammentreffen von Unfähigkeit und<br />

Verweigerung erinnert.


2., Salztorgasse 6<br />

Die Kehrseite der Innenstadt<br />

Zu Orten mit einer noch jungen Vergangenheit bringt einen der rasch vom<br />

unmittelbaren Zentrum wegführende Weg über die Rotenturmstraße und den Hohen<br />

Markt. Im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes im Alten Rathaus<br />

(Wipplingerstraße 8) sind Fotos und Dokumente ausgestellt. 1848 tagte in diesem Haus<br />

der "Sicherheitsausschuß" des revolutionären <strong>Wien</strong>. Ein Stück bergab liegt der<br />

Morzinplatz, auf der dem Regierungs- und Kulturviertel gegenüberliegenden Seite der<br />

Innenstadt.<br />

Dort stand bis zum Kriegsende das Hotel Metropol, das nach 1938 als Gestapo-<br />

Zentrale verwendet wurde (Gedenkstein). Auf dem Areal dieses Gebäudes ist<br />

schlließlich ein rötlich gekacheltes Appartement- und Geschäftshaus errichtet worden.<br />

Ein Balkongeländer in der <strong>Mit</strong>te des ersten Stocks (über dem ehemaligen<br />

Haupteingang) ist als Steinrelief gestaltet, auf dem die römischen Jahreszahlen für 1938<br />

und 1945, zwei Galgen, ein Fallbeil, ein Toter im Elektrozaun, vierzig Menschenköpfe<br />

und Stacheldrahtornamente eingemeißelt sind. An der Rückseite des Hauses, etwa dort,<br />

wo sich früher die für Gefangene bestimmte Hintertür befand, von der ein direkter<br />

Abgang in die Gefängniskeller führte, ist in einem winzigen Lokal eine Gedenkstätte für<br />

die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes eingerichtet (Salztorgasse 6). Sie ist<br />

stundenweise geöffnet und jemand wartet auf Besucher. Wie auch andere<br />

Einrichtungen in dieser Gegend, muß sie polizeilich gegen Anschläge und<br />

Provokationen geschützt werden. Links schließen unmittelbar die Geschäftsräume der<br />

Firma Eisenberg & Rittberg an, die einen Großhandel mit Strickwaren und Textilien<br />

betreibt. Auf der anderen Seite verkauft die Firma Baumalon Berufs-Mode. <strong>Mit</strong> einem<br />

künstlerisch gestalteten Bronzetor wird versucht nach außen hin mitzuteilen, daß dort<br />

inmitten von Geschäften an Anderes erinnert werden soll.<br />

Während der "Schlacht um <strong>Wien</strong>“ vom 5. bis zum 13. April 1945 ist in diesem Gebiet<br />

schwer gekämpft worden, da offenbar in Kriegen jeder Fluß zum Freund oder Gegner<br />

wird. Beim Wiederaufbau hat dann den Donaukanal niemand mehr beachtet. Sein<br />

rechtes Ufer wurde zu einem verpfuschten Platz mit Tankstelle und anderem<br />

städtischem Zubehör. Auf der gegenüberliegenden Seite sind nur von der Spekulation


gestaltete Hochhäuser sogar beim Versuch gescheitert, eine Skyline zu schaffen. Auf<br />

dem einen hohen Dach signalisiert ein IBM-Zeichen die Macht der internationalen<br />

Business-Maschine, auf de. anderen dasjenige der Raiffeisenkasse, wie weit es die<br />

Genossenschaftsidee bisher gebracht hat.<br />

Der Vorgänger des Raiffeisenhauses war der "Stephaniehof" (2., Obere Donaustraße<br />

85-91), in dem Leo Rothziegel, ein <strong>Mit</strong>begründer der kurzlebigen "Roten Garde", Aufrufe<br />

zur Unterstützung des Jännerstreiks von 1918 druckte, mit dem fast die Beendigung des<br />

Krieges erzwungen worden wäre. Kurz darauf meuterten große Teile der Kriegsmarine<br />

in Cattaro. Die Monarchie hielt sich jedoch noch bis zum November, bevor sie<br />

zusammenbrach, ohne daß es einer Eroberung von innen oder außen bedurft hätte.<br />

Am Haupteingang der IBM-Zentrale (2., Obere Donaustraße 95) wird auf einer<br />

Aluminiumplatte daran erinnert, daß dort, im alten Dianabad, Johann Strauß gespielt<br />

und den Walzer "An der schönen blauen Donau“ uraufgeführt hat. Im selben Komplex<br />

ist derzeit die OPEC die Organisation erdölexportierender Staaten untergebracht. Das<br />

Haus Taborstraße 1 war Sitz der sozialdemokratischen "Roten Hilfe", bis sie 1934<br />

verboten wurde. Sie wirkte noch jahrelang in der Illegalität weiter, unterstützt von einer<br />

amerikanischen Quäker-Organisation (Singerstraße 16). Im wiederaufgebauten<br />

Gebäude sind heute Verwaltungsstellen der ÖMV - Österreichische<br />

Mineraiölverwertungs AG -untergebracht und nebenan kann man kommerzielle<br />

Versicherungen abschließen.<br />

Besuche von Marx und Engels<br />

Über die in dieser Gegend auf den Donaukanal stoßene Praterstraße ist am 27.<br />

August 1848 Karl Marx zu seinem einzigen Besuch nach <strong>Wien</strong> gekommen, vom<br />

Nordbahnhof her (dessen Bombenruine 1965 gesprengt worden ist), wo er aus Berlin<br />

eingetroffen war. Vermutlich hat er die Innenstadt durch das Rotenturm-Tor am heutigen<br />

Schwedenplatz betreten. Er blieb insgesamt zehn Tage da, um sich über die<br />

revolutionären Entwicklungen zu informieren und um Vorträge zu halten. Sein Biograph<br />

Franz Mehring schreibt, daß es ihm in <strong>Wien</strong> nicht gelungen sei, die Massen aufzuklären,<br />

da sich die <strong>Wien</strong>er Arbeiter noch auf einer verhältnismäßig niedrigen Stufe der<br />

Entwicklung befanden, daß aber ihr "echt revolutionärer Instinkt" hoch einzuschätzen<br />

war. Sechs Monate vorher hatte Marx, als knapp Dreißigjähriger, gemeinsam mit Engels<br />

das Kommunistische Manifest herausgegeben. Bereits am ersten Tag seines<br />

Aufenthaltes nahm er an einer Versammlung des Demokratischen Vereins teil, der<br />

immer im Gasthaus "Zum Engeländer" in der Währingertraße unweit der Stadtmauer<br />

zusammentraf. Am gleichen Tag fand im Volksgarten eine große Frauenversammlung<br />

statt. Ob Marx da auch dabei war ist nicht überliefert. Er sprach weiters zweimal vor dem<br />

Ersten <strong>Wien</strong>er Arbeiterbildungsverein, der seine Veranstaltungen damals im „Sträußel-<br />

Saal" im hinteren Trakt des Josefstädter Theaters abhielt. Am Sonntag, dem 3.<br />

September 1848 war er Zeuge des großen Demonstrationszuges für die Toten des<br />

vierten <strong>Wien</strong>er Aufstandes in diesem Jahr (21.-23. August), der vom Schottentor über<br />

die Währingerstraße zum Währinger Friedhof führte.<br />

Es war dies die größte Massenkundgebung seit der Trauerfeier für die<br />

Märzgefallenen. An diese erinnert heute ein abseits liegendes Mahnmal auf dem<br />

Zentralfriedhof. Eine Gedenktafel am Loos-Haus auf dem Michaelerplatz dokumentiert,<br />

daß sich der Oberfeuerwerker Johann Pollet am 13. März 1848 einem Befehl Erzherzog


19., Heiligenstädter Straße 82-92<br />

Albrechts widersetzte, gegen die vor der Hofburg angesammelten <strong>Wien</strong>er Kanonen<br />

abzufeuern. Die Tafel wurde 1928 angebracht, 1934 entfernt und 1948 wieder befestigt.<br />

Am 7. September 1848 ist Karl Marx aus <strong>Wien</strong> abgereist, auf demselben Weg, auf<br />

dem er gekommen war. Dem Namen nach erinnert heute nur der ]Karl Marx-Hof an<br />

seine Existenz, der erst viel später zu einem zeitgeschichtlichen Objekt geworden ist.<br />

Der Stadtteil St. Marx mit dem großen Schlachthof und dem ursprünglichen Grab<br />

Mozarts hat nichts mit ihm zu tun. Diese Bezeichnung leitet sich von einer alten<br />

Niederlassung venezianischer Kaufleute in dieser Gegend und von ihrem Symbol, dem<br />

St. Markus-Löwen und dem Evangelisten Markus ab, dessen angebliche Reliquien in<br />

der Frühzeit Venedigs zur Bekräftigung von Machtansprüchen in Alexandria geraubt<br />

worden waren. Die Marxergasse im 3. Bezirk ist wiederum nach einem Bischof (Anton<br />

Marxer) benannt.<br />

Auffallend bleibt die strukturelle Verflechtung der Lebensdaten von Karl Marx (5. Mai<br />

1818 - 14. März 1883) mit de. 20. Jahrhundert, wenn auch deren Deutlichkeit offenbar<br />

langsam verblaßt: 1918 (100. Geburtstag), 1933 (50. Todestag), 1938 (120.<br />

Geburtstag), 1968 (150. Geburtstag), <strong>1983</strong> (100. Todestag).<br />

Friedrich Engels war in der zweiten Septemberwoche des Jahres 1893 in <strong>Wien</strong>, aus<br />

Zürich, München und Salzburg kommend, um schließlich nach Prag und Berlin<br />

weiterzureisen. Anlaß dafür waren zwei große sozialdemokratische Veranstaltungen, an<br />

denen er als Ehrengast teilnahm. Im Jahr darauf gab er den dritten Band des "Kapitals"<br />

heraus, der in Hamburg erschien, und ein weiteres Jahr später starb er in London, in<br />

den letzen Tagen davor noch betreut von Viktor Adler. An ihn sollen der Engelsplatz und<br />

der Engels-Hof im 20. Bezirk erinnern; der Text der Gedenktafel an dessen<br />

Haupteingang lautet: "Bis in die Zeit der Donauregulierung 1869-1884 befanden sich<br />

hier wilde Donauauen, Wasser und Wald. Ideales Gebiet für Jagd und Fischerei. In den<br />

Jahren 1930-1933 baute die Stadt <strong>Wien</strong> den Engelshof. Er trägt diesen Namen nach<br />

Friedrich Engels, dem erfolgreichen Schriftsteller und Arbeiterführer."


Das erste Haus am Ring<br />

1., Stubenring 1 (das ehemalige Kriegsministerwm)<br />

Die Ringstraße beginnt bei der Urania, dem ältesten der <strong>Wien</strong>er Volksbildungshäuser.<br />

Im Dachatelier des Hauses Stubenring 2 befand sich im November 1918 die Zentrale<br />

der Kommunistischen Partei Deutsch-Österreichs, die als erste <strong>Mit</strong>teleuropas am 3.<br />

November 1918 in den Eichensälen (10., Favoritenstraße 71) gegründet worden war.<br />

Heute logiert sie in einem Hochhaus im 20. Bezirk, Hochstädtplatz 3. Eine tatsächliche<br />

Bedeutung hat sie nur in der Zeit nach 1934 und 1938 im Untergrund und im ersten<br />

Jahrzehnt nach 1945 erlangt.<br />

Dominiert wird der Anfang der Ringstraße vom großen Ministeriumsgebäude am<br />

Stubenring 1, das in der Monarchie als Kriegsministerium gebaut worden ist und 1913<br />

(gerade noch rechtzeitig) fertig wurde. Auf dem gegenüberliege den Areal stand bis zur<br />

Jahrhundertwende die Franz Josefs-Kaserne, die, ebenso wie ihr Gegenstück am Ende<br />

der Ringstraße, die Roßauer Kaserne, nach der niedergeschlagenen Revolution von<br />

1848 zur Sicherung des Stadtzentrums errichtet worden war. Seit 1906 steht dort Otto<br />

Wagners Postsparkasse. In der Straße entlang ihrer Rückseite hat Alfred Adler, der<br />

Begründer der Individualpsychologie, gewohnt (Dominikaner Bastei 10).<br />

Während der Besetzung des Bundeskanzleramtes durch nationalsozialistische<br />

Putschisten der illegalen SS-Standarte 89 am 25. Juli 1934, bei der Bundeskanzler<br />

Engelbert Dollfuß von Otto Planetta und einem Polizisten getötet worden ist, tagte im<br />

ehemaligen Kriegsministerium das Krisenkabinett. Bundespräsident Miklas bestellte von<br />

Velden am Wörthersee aus telefonisch Kurt Schuschnigg zum provisorischen Kanzler.<br />

Die Putschisten besetzten kurzfristig auch die Radiostation der Ravag in der<br />

Johannesgase 4a (heute das Musikkonservatorium der Stadt <strong>Wien</strong>) und gaben den<br />

Österreichischen Gesandten in Rom, Anton Rintelen, als neuen Kanzler bekannt, der im<br />

Hotel Imperial den Gang der Dinge abwartete. Von dort wurde er problemlos ins frühere<br />

Kriegsministerium gebracht, wo er einen Selbstmordversuch unternahm. Die an<br />

verschiedenen Stellen des Landes aufgeflackerten Kämpfe dauerten noch fünf Tage<br />

und forderten auf beiden Seiten 270 Tote, bevor eine der wenigen frühen NS-<br />

Niederlagen vorläufig abgeschlossen war. Im gleichen Jahr wurde die von Clemens<br />

Holzmeister erbaute, "den Erneueren des österreichischen Vaterlandes" gewidmete<br />

"Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche" (15., Kriemhildplatz 12, hinter der Stadthalle) als


Begräbnisstätte der beiden christlich-sozialen Bundeskanzler fertiggestellt, finanziert<br />

"aus Liebesgaben des dankbaren Volkes" (laut Inschrifttext am Haupteingang). Der<br />

Kreuzweg dafür war ein Geschenk Benito Mussolinis, der damals vorgab, das autoritär<br />

regierte Österreich beschützen zu wollen. Nach 1938 erhielten der "Prälat ohne Milde"<br />

Ignaz Seipel (der beabsichtigt hatte "nach der Währung die Seelen zu sanieren") und<br />

Engelbert Dollfuß einfachere Gräber auf dem Zentralfriedhof bzw. dem Hietzinger<br />

Friedhof. In seinem "Generalappell" auf dem Trabrennplatz hatte Dollfuß 1933 erklärt:<br />

"Die Zeit des kapitalistischen Systems, die Zeit kapitalistisch-liberaistischer<br />

Wirtschaftsordnung ist vorüber, die Zeit marxistischer, materialistischer Volksverführung<br />

ist gewesen! Die Zeit der Parteienherrschaft ist vorbei! Wir lehnen Gleichschalterei und<br />

Terror ab, wir wollen den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich auf<br />

ständischer Grundlage, unter starker autoritärer Führung!". Und im "Korneuburger Eid"<br />

der Heimwehren (1930) ist auf "drei Gewalten" gepocht worden, auf den Gottesglauben,<br />

den eigenen harten Willen und das Wort der Führer. Die angesprochenen<br />

verschiedenen Zeiten waren keineswegs vorüber, die beschworenen Gewalten konnten<br />

sich und andere nicht mehr bremsen. Von vielem sind Reste geblieben; auch vom<br />

"Ständestaat" durch die Gremien, die Kammern, Berufsorganisationen,<br />

Interessensvertretungen oder Zwangsmitgliedschaften.<br />

Während des Krieges war das große Ministeriumsgebäude Sitz des<br />

Wehrkreiskommandos XVII, das sich zu einem Zentrum des militärischen Widerstandes<br />

gegen Hitler entwickelte. Am 20. Juli 1944, als noch nicht bekannt war, daß das Attentat<br />

Stauffenbergs fehlgeschlagen war, trafen dort die Befehle ein, aufgrund derer die<br />

vorgesehenen Maßnahmen zum Sturz der NS-Herrschaft auch von Uneingeweihten zu<br />

treffen waren (Stichwort "Walküre"). Verschiedenste hohe Parteifunktionäre wurden zu<br />

einer dringenden Sitzung in das Gebäude gerufen, entwaffnet und unter Bewachung<br />

gestellt. Unmittelbar darauf kamen jedoch die Gegenbefehle und die Gestapo startete<br />

eine große Verhaftungswelle. Von den in <strong>Wien</strong> eingesetzten Verschwörern wurden<br />

Oberst Marogna-Redtwitz und Oberstleutnant Robert Bernardis hingerichtet. Oberst<br />

Kodré kam nach Mauthausen. Major Szokoll und einige andere blieben unentdeckt und<br />

er konnte Ende März 1945, als sich die russischen Truppen <strong>Wien</strong> näherten, von seinem<br />

Amtssitz am Stubenring aus die erste Kontaktaufnahme des Widerstandes mit der 3.<br />

Ukrainischen Front unter Marschall Tolbuchin organisieren. Oberfeldwebel Ferdinand<br />

Käs und der Obergefreite Johann Reif gelangten bis nach Hochwolkersdorf ins<br />

russische Hauptquartier (2.- 4. April) um dort über den für den 6. April geplanten<br />

Aufstand und die Möglichkeiten zu einer kampflosen Übergabe der Stadt zu berichten.<br />

Der frühere Staatskanzler Karl Renner stand den Russen bereits zu Gesprächen über<br />

die künftige politische Situation zur Verfügung. Kurz nach der Rückkehr von Käs und<br />

Reif wurde jedoch Major Karl Biedermann verraten und in den Räumen des<br />

Stadtkommandos <strong>Wien</strong> (Universitätsstraße 7, heue Neues Institutsgebäude der<br />

Universität) verhaftet. Als Kommandant der in der Roßauer Kaserne stationierten<br />

Heeresstreife Groß-<strong>Wien</strong> hätte er im Rahmen der Widerstandsaktionen die wichtige<br />

Brückensicherung übernehmen sollen. Da somit die Vorbereitungen zum Aufstand<br />

teilweise bekamt geworden waren, kam er nicht mehr zustande. Major Karl Biedermann,<br />

Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke (die beiden leuteren waren<br />

im Gebäude Stubenring 1 festgenommen worden) sind am 8. April 1945 in Floridsdorf<br />

am Spitz öffentlich gehängt worden. Anwesend dabei war auch der als "Mussolini-<br />

Befreier" noch lange nach dem Krieg vielfach gefeierte österreichische SS-Führer<br />

Skorzeny (gestorben 1975). Er hatte sich schon im März 1938 hervorgetan, als er mit


Zentralfriedhof: Gedenkstätte für die Februarkämpfer 1934<br />

(Gesamtansicht und Detail)<br />

seinen illegalen Einheiten das Wohnhaus von Bundespräsident Miklas umstellte (3.,<br />

Hainburgerstraße 15), weil dieser sich noch gegen den Anschluß wehrte. In der<br />

"Reichskristallnacht" vom 9. auf den 10. November 1938 war er führend an der<br />

Zerstörung von zwei Synagogen im 3. Bezirk beteiligt.<br />

Elf Jahre vor seinem Tod war derselbe Major Karl Biedermann bei der Bekämpfung<br />

der aufständischen Arbeiter des Karl Marx-Hofes in Heiligenstadt eingesetzt. In den vom<br />

12. bis zum 15. Februar 1934 dauernden Kämpfen spielte er mit seiner<br />

Schutzkorpseinheit offenbar eine führende Rolle. Diese sicherte die Rückseite des<br />

langgestreckten Baus, hielt den ihr gegenüberliegenden Bahnhof besetzt und blockierte<br />

die Verbindung in die Brigittenau und nach Floridsdorf. Der Karl Marx-Hof wurde<br />

deswegen in der Folgezeit offiziell Biedermann-Hof genannt, später hieß er dann<br />

einfach Heiligenstädter-Hof und erst nach dem Krieg bekam er wieder sei en alten<br />

Namen. Daß das Gebäude am Ende des Kampfes schließlich an Major Marx, den<br />

Kommandanten der 9. Deutschmeisterkompanie, übergeben worden war, konnte bei<br />

den Umbenennungsritualen nicht berücksichtigt werden.<br />

Am Montag, dem 12. Februar 1934 zelebrierte Kardinal Innitzer um 11 Uhr im<br />

Stephansdom anläßlich eines Papstjubiläums ein Hochamt, an dem fast die ganze<br />

Regierung und das diplomatische Korps teilnahmen. Um 11.47 Uhr gingen plötzlich<br />

dreimal die Lichter aus und viele wußten offenbar sofort, was der französische<br />

Gesandte später notierte: "Das Signal zu dem aufrührerische. Generalstreik war jetzt<br />

gegeben worden; das Licht der Industrie hatte dem Befehl der marxistischen Führer<br />

gehorcht. Auf dem Altar flammten noch immer die mittelalterlichen Kerzen des<br />

kathoIischen Österreich."<br />

Die Kampfleitung des Republikanischen Schutzbundes hatte ihr Hauptquartier im<br />

Ahornhof (10., <strong>Wien</strong>erbergstraße 8), einem Teil der Wohnhausanlage George<br />

Washington-Hof in Favoriten. Dieses Gebäude wurde bereits gegen Abend des 12.<br />

Februar widerstandslos besetzt. Otto Bauer und Julius Deutsch entkamen und flohen<br />

schon am nächsten Tag in die Tschechoslowakei. Neben dem Karl Marx-Hof waren vor<br />

allem das dann im Krieg zerstörte Arbeiterheim Floridsdorf (21., Angererstraße 14), der<br />

Schlingerhof (21., Brünner Straße 34), der Goethe-Hof (22., Schüttaustraße 1-39), der<br />

Högerhof in Simmering (11., Hakelgasse 15), der "lndianerhof" in Meidling (offiziell


Azaleenhof, später einige Zeit nach dem <strong>Wien</strong>er Heimwehrführer Emil Fey-Hof; 12..,<br />

Koppreitergasse), der Fuchsenfeldhof (12., Längenfeldgasse 68), das Arbeiterheim<br />

Ottakring (16., Kreitnergasse 29-33) oder der Reumannhof (5., Margaretengürtel 104-<br />

110) besonders stark umkämpft. In ganz Österreich gab es 270 Tote und über 800<br />

Verletzte. Neun Sozialisten wurden hingerichtet, darunter Georg Weissel aus<br />

Floridsdorf, der schwerverletzte Karl Münichreiter und Koloman Wallisch aus Bruck an<br />

der Mur. Otto Bauer starb 1938 in Paris, Alexander Eifler, der militärische Leiter des<br />

Republikanischen Schutzbundes, 1945 in Dachau. Der Schutzbund-Obmann Julius<br />

Deutsch kämpfte mit etwa zweitausend anderen Österreichern (von denen etwa<br />

siebenhundert getötet wurden) im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republik und<br />

starb 1968 in <strong>Wien</strong>. Etwas tausend Emigranten gingen 1934 in die Sowjetunion und<br />

viele von ihnen kamen dort um.<br />

In Reichweite der Hiltonkultur<br />

Die Gegend des Stadtparks (dessen Betreten nach 1938 für Juden verboten war) wird<br />

von den Blöcken des Hilton- und des Intercontinental-Hotels dominiert. An seinem einen<br />

Ende steht auf dem Dr. Karl Lueger-Platz das Denkmal des gleichnamigen<br />

christlichsozialen Bürgermeisters (gestorben 1910), der auf bürgerlicher Seite zu einer<br />

Symbolfigur für antisemitische Traditionen und für die Entwicklung <strong>Wien</strong>s zur Großstadt<br />

wurde. Daß ihm vor der Universität nochmals ein eigener Dr. Karl Lueger-Ring<br />

gewidmet ist, macht ihn zum mit Straßennamen in guter Lage meistgeehrten Politiker<br />

dieser Stadt; und auch die große Kirche auf dem Zentralfriedhof ist nach ihm benannt.<br />

Im Simpl, Ecke Luegerplatz und Wollzeile, waren in der Zwischenkriegszeit die<br />

legendären Schauspieler und Kabarettisten Fritz Grünbaum und Karl Farkas tätig. Der<br />

eine starb 1940 im Konzentrationslager, der andere gelangte rechtzeitig ins Ausland und<br />

kehrte später nach <strong>Wien</strong> zurück. An einer anderen Ecke dieses Häuserblocks<br />

(Zedlitzgasse 7) lebte und starb Bertha von Suttner ("Die Waffen nieder!", <strong>Wien</strong>, 1890),<br />

die Gründerin der Österreichischen Friedensgesellschaft. Die höchste heimische<br />

Banknote trägt ihr Bild. Von ihrer Wohnung sah sie auf die Zedlitzhalle (Zedlitzgasse 6),<br />

die zuerst eine Markthalle war und in der danach Kokoschka, Schiele und Gütersloh<br />

ausstellten und damit den Thronfolger Franz Ferdinand zum Toben brachten. Die<br />

Schwestern Wiesenthal oder Grete Bieberach traten dort bei Aufführungen des neuen<br />

Tanzes auf. Später wurde sie als Kartoffelkeller, Lazarett und dann wieder für<br />

Ausstellungen vewendet, bis sie überhaupt nicht mehr benötigt und 1965 abgebrochen<br />

wurde.<br />

Am Parkring 8 liegt das ehemalige Hoch- und Deutschmeisterpalais, das nach dem<br />

Hochmeister des Deutschen Ritterordens benannt ist. Nach 1938 war es der Sitz des<br />

"Höheren SS- und Polizeiführers" und späteren Nachfolger Heydrichs als Chef des<br />

Reichssicherheitshauptamtes, des Linzer Rechtsanwaltes Ernst Kaltenbrunner. Er und<br />

der "Anschlußkanzler" Arthur Seyß-Inquart waren jene beiden Österreicher, die 1946 in<br />

Nümberg mit weiteren zehn Hauptkriegsverbrechern zum Tod verurteilt worden sind,<br />

(insgesamt wurden nach dem Krieg etwa 13.000 Österreicher wegen NS-Verbrechen<br />

schuldig gesprochen). In der Zweiten Republik zog n dieses Gebäude die<br />

Polizeidirektion ein und vor kurzem der "OPEC-Fund for International Development".<br />

Der Schubertring quert ein unbelebtes Philosophen-Viertel aus Straßennamen, das<br />

die Kant-, Fichte-, Hegel- und Schellinggasse umfasst. Dort war naheliegenderweise<br />

früher einmal die Redaktion der "Neuen Freien Presse" (Fichtegasse 9-11), die von


1848 bis 1939 existierte. Nach dem Krieg, als wiedereinmal der Zusatz "frei" und "neu"<br />

nicht mehr notwendig schien, wurde sie als "Die Presse" zuerst am Fleischmarkt und<br />

dann in der Muthgasse im 19. Bezirk herausgegeben. Die "Neue Kronen Zeitung" folge<br />

ihr bei dieser Wahl der Orte. Der "Kurier", aus einem Blatt der US-Besatzungsmacht<br />

entstanden, erscheint in der Lindengasse 52. Die "Arbeiter-Zeitung" (gegr. 1889) hatte<br />

ihre Redaktion zuerst in der Gumpendorfertraße 79, unweit der Wohnung Viktor Adlers<br />

(von 1905 bis zu seinem Tod 1918: Gumpendorferstaße 56), und dann kurz in der<br />

Mariahilfer Straße. Seit 1910 ist ihre Redaktion, abgesehen von der Verbotszeit<br />

zwischen 1934 und 1945, im Gebäude des "Vorwärts" (5., Recht, <strong>Wien</strong>zeile 97)<br />

untergebracht. Das Haus daneben ist der Geburtsort von Hans Moser, der eigentlich<br />

Jean Julier geheißen hat (5., Rechte <strong>Wien</strong>zeile 93).<br />

Stalinplatz und Bürckel-Ring<br />

Den Schwarzenbergplatz beherrscht in seinem hinteren Teil, der während der<br />

Besatzungszeit Stalinplatz hieß, das von der Roten Armee errichtete Befreiungsdenkmal<br />

(Gesamtleitung Major Ing. Schönfeld, Entwurf Major Jakowiew, Skulpturen Leutnant<br />

Intazarin). Links von ihm, an der Stelle des heutigen Bürogebäudes des Steyr-Konzerns,<br />

stand früher das Palais Castiglioni. Der aus Triest stammende Castiglioni begann als<br />

Reifenhändler und Flugzeugproduzent, verdiente an der Sachdemobilisierung der k. u.<br />

k. Armee enorme Summen und baute als einer der größten Inflationsgewinner ein<br />

europaweites Finanzimperium auf, das 1924 zusammenbrach. Im Krieg wurde dieses<br />

Palais als NS-Parteihaus benutzt (Schwarzenbergplatz 5). Im Haus Nr. 4, dem Sitz der<br />

Industriellenvereinigung, war von 1945 bis 1955 der Alliierte Rat untergebracht, das<br />

eigentliche Machtzentrum des Landes. Dort ist am 20. Oktober 1945 die Regierung<br />

Renner von allen vier Großmächten anerkannt worden und am 14. Mai 1955 hat in<br />

diesen Räumen Außenminister Leopold Figl die Vertragspartner noch dazu überredet,<br />

die Klausel über die <strong>Mit</strong>schuld Österreichs am 2. Weltkrieg aus dem am nächsten Tag<br />

im Belvedere zu unterzeichnenden Staatsvertrag zu streichen.<br />

Weiter stadtauswärts, an Stelle des heutigen Gebäudes der "Kammer für Arbeiter und<br />

und Angestellte" (4., Prinz Eugen-Straße 20-22) befand sich die "Zentralstelle für<br />

jüdische Auswanderung". Dort hat 1938 (der in Deutschland geborene, in Linz<br />

aufgewachsene) Adolf Eichmann begonnen, als immer wichtiger werdendes<br />

"ausführendes Organ" die bürokratischen Grundlagen für das Rassenprogramm zu<br />

schaffen, das dann im organisierten Massenmord geendet hat. Hannah Arendt berichtet<br />

von seinem Prozeß in Jerusalem (1961), wie deutlich er betonte, daß der Auftrag und<br />

der Aufenthalt in <strong>Wien</strong> "seine glücklichste und erfolgreichste Zeit gewesen sei“.<br />

Ganz draußen, am Landstraßer Gürtel 25, gegenüber dem Arsenal, wohnte 1925 für<br />

einige Monate Walter Ulbricht, der die österreichische KP organisieren sollte, aber bald<br />

von den Behörden abgeschoben wurde. Neben dm Funkhaus, in der Argentinierstaße<br />

22, war der Sitz der <strong>Wien</strong>er Heimwehr, deren Führer, Major Emil Fey, zeitweilig auch<br />

Vizekanzler und Sicherheitsminister war. Am 16. März 1938 verübte er mit Frau und<br />

Sohn in seiner Wohnung Selbstmord (3., Reisnerstraße 21).<br />

Das Hotel Imperial am Kärntnerring 16 erinnert heute nur mit einer Gedenktafel daran,<br />

daß dort Richard Wagner im Jahre 1875 mit seiner Familie fast zwei Monate lang<br />

wohnte, um die Aufführungen seiner Opern Tannhäuser und Lohengrin vorzubereiten.<br />

Am 2. Oktober 1932 bereiteten jedoch auch Hermann Göring und Ernst Röhm durch die<br />

Abnahme einer Parade von NS-Formationen vor dem Hotel kommende Ereignisse vor.


Um die Ecke, in der Bösendorferstraße 3, wohnte damals noch Adolf Loos (gestorben<br />

1933). Der schon erwähnte Anton Rintelen hat in den Hotelräumen darauf gewartet, von<br />

den NS-Putschisten des Juli 1934 zum Kanzler gemacht zu werden. Und im März 1938<br />

wählte sich Adolf Hitler dieses Domizil. Er empfing dort den um Loyalität bemühten<br />

Kardinal Innitzer. Nach 1945 hat die sowjetische Besatzungsmacht das Imperial als ihr<br />

Hauptquartier für Österreich beschlagnahmt. Am 11. September 1945 trafen sich in<br />

diesen Räumen zum ersten Mal die Hochkomissare der vier Besatzungsmächte.<br />

Parallel zum Opernring verläuft die, nach der 1898 in Genf vom italienischen<br />

Anarchisten Luigi Luccheni ermordeten Kaiserin benannte Elisabethstraße. Ein Teil von<br />

ihr begrenzt den Schillerplatz auf jener Seite, die der Akademie der bildenden Künste<br />

(von der die Talente Adolf Hitlers nicht akzeptiert worden waren) gegenüber liegt. In<br />

dem einen Eckhaus war vor dem Verbot von 1933 das <strong>Wien</strong>er Sekretariat der NSDAP<br />

untergebracht (Elisabethstraße 9), die 1919 in München zuerst als "Deutsche<br />

Arbeiterpartei" (ab 1920 NSDAP) gegründet worden war. In Österreich bestand bereits<br />

seit 1903 eine ursprünglich in Sudetenland verankerte gleichnamige Vorläuferin, die ihre<br />

Bezeichnung schon im Mai 1918 in "Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei<br />

abgeändert hatte. Sie existierte auch nach der Abspaltung einer österreichischen<br />

Hitlerbewegung im Mai 1926 (Sophiensäle) weiter ohne sich etablieren zu können. Ihren<br />

Sitz hatte sie in der Kanzlei ihres Geschäftsführers, des Rechtsanwaltes Walter Riehl,<br />

am Stephansplatz 5. Von ihrer Ortsgruppe St. Pölten ist erstmals eine Flagge mit dem<br />

Hakenkreuz als Parteisymbol verwendet worden. Hitler hat es dann gemeinsam mit<br />

anderen Symbolen, Organisa.tionsformen und Programmpunkten auf einer Salzburger<br />

Kontakttagung im August 1920 übernommen.<br />

Das zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig errichtete Neue Burgtor ist<br />

1933/34 im Auftrag der Regierung Dollfuß von Rudolf Wondracek zum Heldendenkmal<br />

umgestaltet worden. Der rechte Teil des Gebäudes ist den Gefallenen beider Weltkriege<br />

gewidmet. In der <strong>Mit</strong>te des Hauptraumes liegt ein in Marmor gehauener toter Soldat. In<br />

großen Inschriften dahinter wird weiterhin an die "ersten und letzten Toten des<br />

Weltkrieges' erinnert, an den ermordeten Thronfolger Franz Ferdinand und an den<br />

letzten Kaiser, Karl I. Im linken, von der Tordurchfahrt abgetrennten Teil, wurde später<br />

eine Gedenkstätte für die "Opfer im Kampfe für Österreichs Freiheit" eingerichtet.<br />

Nach Angaben des Militärwissenschaftlichen Instituts, <strong>Wien</strong> (1974) starben im 2.<br />

Weltkrieg 247.000 Österreicher als Soldaten und 24.300 als von Kriegshandlungen<br />

direkt betroffene Zivilisten. Zwischen 1938 und 1945 wurden 65.459 österreichische<br />

Juden ermordet (an die gesondert nur eine Tafel in der Synagoge, Seitenstettengasse 4<br />

erinnert). Es wurden 2.700 Österreicher hingerichtet, 16.100 starben in Gestapo-Haft<br />

und 16.500 in Konzentrationslagern. Solche Zahlen entwickeln bereits wieder eine<br />

eigene Grausamkeit, aber eines deuten sie an: Drei Viertel dieser Opfer fanden durch<br />

den Krieg den Tod, die anderen jedoch, weil sie daheim auf einer anderen Seite<br />

standen.<br />

Das "nationale" Moment deklariert seine Abgründigkeit am makabersten beim Kult um<br />

die eigenen Toten und bei der Aufrechnung um Schuld. Der "Unbekannte Soldat" ist ein<br />

Integrationsversuch auf völlig falscher Ebene. Die Lebenden reichen sich nur<br />

vorübergehend versöhnlich die Hand und Leichen überhaupt nicht. Die "eigenen" Leiden<br />

stehen weiterhin überall im Vordergrund; was "eigene Leute" und "eigene Gewalt" hier<br />

und woanders angerichtet haben und welches diesbezügliche Potential ständig<br />

verfügbar bleibt, das deckt der übliche Umgang mit der Geschichte fortwährend zu.


Kein einziges offizielles Straßenschild weist darauf hin, daß der Heldenplattz diesen<br />

Namen trägt; die Postadressen lauten auf "Neue Burg". Dieser transzedentale Effekt<br />

dürfte bei einem derart geschichtsbeladenen Demonstrationsplatz gewollt sein. Die<br />

erste große Bundesheerparade der neuen Republik fand dort statt (1920). Die<br />

Heimwehr marschierte auf (z. B. 1929). 1932 gab es die erste große NS-<br />

Massenkundgebung mit Ansprachen von Goebbels und Röhm. Am 12. Februar 1934<br />

wurde auf diesem Platz die Eingreifreserve des Bundesheeres gegen den<br />

Arbeiteraufstand zusammengezogen. Am 8. August 1934 fand die Trauerfeier für den<br />

ermordeten Bundeskanzler Dollfuß statt. Und am 15. März 1938 wurde dort der große<br />

Auftritt für Adolf Hitler inszeniert, bei dem er "der deutschen Geschichte" die Heimkehr<br />

Österreichs in das Reich meldete. Daß bei der Volksabstimmung über den "Anschluß"<br />

vier Wochen später 1.953 anonym gebliebene <strong>Wien</strong>er mit "Nein" gestimmt haben, wird<br />

in den Analysen der damaligen Vorgänge nur selten gewürdigt. 1945 war der<br />

Heldenplatz Kampfgebiet. Ein in den Kellern der Hofburg für Gauleiter Baldur von<br />

Schirach ausgebauter Gefechtsstand hätte das Zentrum einer Verteidigung der Stadt<br />

"bis zum letzten Mann" sein sollen.<br />

Der am Parlament vorbeiführende Abschnitt der Ringstraße war vor 1934 nach dem<br />

12. November (Republikgründung 1918), dann nach Bundeskanzler Ignaz Seipel, von<br />

1940-1945 nach dem NS-Gauleiter Joseph Bürckel und dann wieder für kurze Zeit nach<br />

Ignaz Seipel benannt. Seither heißt er Dr. Karl Renner-Ring. Im Haus Nr. 1, dem<br />

heutigen Stadtschulrat, befand sich die sowjetische Stadtkommandantur; zuerst war sie<br />

vorübergehend am Graben 12 untergebracht gewesen. Neben dem Hotel Imperial<br />

wurden auch das Grandhotel am Kärntnerring (später Sitz der Atomenergiekommission)<br />

und Teile der Hofburg (als Offizierskasino in den Räumen des jetzigen<br />

Konferenzzentrums) von der sowjetischen Besatzungsmacht benutzt. Solange sie im<br />

Land war, hieß die 1976 eingestürzte Reichsbrücke "Brück der Roten Armee", die alte<br />

Floridsdorfer-Brücke "Malinovsky-Brücke" und die Laxenburgerstraße "Tolbuchin-<br />

Straße" (nach den beiden Marschällen, deren Einheiten in Ost-Österreich gekämpft<br />

haben). Das US-Hauptquartier für <strong>Wien</strong> befand sich im Hotel Bristol am Kärntnerring 1<br />

und im Gebäude der Österreichischen Nationalbank am Otto Wagner-Platz 3. Die<br />

britische Besatzungsmacht benutzte als Zentrale das Schloß Schönbrunn, sowie das<br />

Parkhotel, das Hotel Sacher und die Rennweger Kaserne. Die Franzosen hatten sich<br />

unter anderem im Hotel Kummer (6., Mariahilfer Straße 71), in der Breitenseer- und in<br />

der Radetzky-Kaserne einquartiert.<br />

Am Außenrand des Volksgartens<br />

Zwischen Stadtschulrat und Parlament, an der dortigen scharfen Biegung des Rings,<br />

wurde das Republikdenkmal aufgestellt. Die Büsten der sozialdemokratischen Politiker<br />

Viktor Adler (Parteivorsitzender), Jakob Reumann (<strong>Wien</strong>er Bürgermeister) und<br />

Ferdinand Hanusch (Sozialminister) sollen offenbar all jene vertreten, denen ein<br />

Verdienst um die Gründung der Republik zukommt. Zwischen 1934 und 1945 war<br />

dieses Denkmal in einem Depot. Möglicherweise glaubte irgendwer daran, daß es<br />

wiedereinmal gebraucht werden könnte.<br />

Die Parkanlage hinter dem Denkmal grenzt an den Justizpalast, der am 15. Juli 1927<br />

Zentrum blutiger Unruhen war, bei denen 85 Demonstranten und 4 Polizisten getötet<br />

wurden. Am Tag vorher hatte ein <strong>Wien</strong>er Geschworenengericht mit neun gegen drei<br />

Stimmen die "Frontkämpfer" freigesprochen, die am 30. Jänner in Schattendorf im


Burgenland in eine Arbeiterdemonstration geschossen und dabei den arbeitslosen<br />

Kriegsinvaliden Matthias Cmarits und den achtjährigen Josef Grössing getötet hatten.<br />

Die "Frontkämpfervereinigung" (3., Rasumovskygasse 15) war die erste der späteren<br />

"Bürgerkriegsarmee". Während in <strong>Wien</strong> offenkundig Schuldige freigelassen wurden, sind<br />

in den USA offenkundig Unschuldige (Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti) zu<br />

staatsfeindlichen Anarchisten abgestempelt und 1927 als vermeintliche<br />

Bombenattentäter hingerichtet worden. Die weltweite Empörung gegen dieses Urteil war<br />

auch in <strong>Wien</strong> zu spüren. Friedrich Austerlitz schrieb in der Arbeiter-Zeitung seinen<br />

wütenden Artikel gegen die <strong>Wien</strong>er Rechtsprechung: " - - - die eidbrüchigen Gesellen<br />

auf der Geschworenenbank ... Wir warnen sie alle, denn aus einer Aussaat von<br />

Unrecht, wie es gestern geschehen ist, kann nur schweres Unheil entstehen.“ Die<br />

Arbeiter der <strong>Wien</strong>er Elektrizitätswerke beschlossen im Hof des Direktionsgebäudes im 9.<br />

Bezirk, Mariannengasse 4, einen Proteststreik und einen Demonstrationszug und in<br />

vielen anderen Betrieben geschah spontan das gleiche. Zu den ersten Unruhen kam es<br />

vor der Universität durch Zusammenstöße mit Studenten. Eine Erstürmung des<br />

Gebäudes mißlang. Die zornige Menschenmenge wuchs rasch auf etwa 30.000<br />

Personen an. Das Polizeiwachzimmer in der Lichterielsgasse 5 ging in Flammen auf.<br />

Um die <strong>Mit</strong>tagszeit brannte der Justizpalast. Besänftigungsversuche der Parteiführung<br />

waren gescheitert. Am Nachmittag wurde auch noch die Redaktion der christlichsozialen<br />

"Reichspost“ (8., Strozzigasse 8) in Brand gesteckt. Nachher wurden Austerlitz und die<br />

"schwache" Parteiführung beschuldigt, zuerst "aufgewiegelt", dann aber die "Kontrolle“<br />

über die Massen verloren zu haben. Den damaligen Polizeipräsidenten und<br />

mehrmaligen Bundeskanzler Johann Schober machte sein Schießbefehl zum<br />

"Arbeitermörder" (Karl Kraus forderte ihn in einer eigenen Plakataktion zum Rücktritt<br />

auf).<br />

Erst in den Gefängnissen und Konzentrationslagern des Dritten Reichs sind sich die<br />

verschiedenen Vertreter der beiden "Lager“ so nahe gekommen, dass nach dem Krieg<br />

eine Zusammenarbeit möglich war. Daß es im Februar 1945 auch im Justizpalast zu<br />

solchen Kontakten kam, war signifikant für diese Situation. Damals haben dort Fritz<br />

Molden, der dann "Presse"- und Buchverleger wurde und der Rechtsanwalt Adolf<br />

Schärf, der seit der Verhaftung des ehemaligen Bürgermeisters Karl Seitz im Juli 1944<br />

als Kopf der illegalen Sozialdemokratie galt, mögliche Schritte im Zusammenhang mit<br />

dem nahen Kriegsende überlegt. Adolf Schärf hatte seinerseits Verbindung mit dem<br />

Rechtsanwalt Felix Hurdes, einem <strong>Mit</strong>begründer der OVP. In der Besatzungszeit war im<br />

Justizpalast die Interalliierte Kommandantur untergebracht, vor der immer die<br />

zeremoniellen Wachablösen stattfanden.<br />

Am 18. Dezember 1944 war das Provisorische Österreichische Nationalkomitee<br />

(POEN) in der Wohnung des ehemaligen Bundeswirtschaftsrates Heinrich Otto Spitz<br />

gegründet worden (19., Heiligenstädter Lände 31), der noch am 10. April 1945 getötet<br />

wurde. Ihm gehörten z. B. die Brüder Fritz und Otto Molden, Alfons Stillfried und der<br />

Völkerrechtsprofessor Verdroß an. Kontakte bestanden zum späteren Kanzler Julius<br />

Raab, der unter Schuschnigg kurz Minister und in der Heimwehr engagiert gewesen ist,<br />

sowie zu Adolf Schärf, die dann beide bereits der ersten Bundesregierung angehörten.<br />

Schärf vertrat im Rathaus bei den Verhandlungen unmittelbar nach Kriegsende die "alte"<br />

Sozialdemokratische Partei, während Felix Slavik Sprecher der "Jungen" war, der nach<br />

1934 entstandenen "Revolutionären Sozialisten". Felix Slavik wurde später "glückloser"<br />

<strong>Wien</strong>er Bürgermeister, der 1973 wegen der Niederlage bei der ersten Volksbefragung<br />

(mit dem UmweItthema Verbauung des Sternwarteparks) zurückgetreten ist.


Die sozusagen erste österreichische Stelle, die im April 1945 in <strong>Wien</strong> amtierte war das<br />

"Siebenerkomitee" der Widerstandsbewegung 05, das Räume im Palais Auersperg<br />

neben dem Justizpalast bezogen hatte. Auf bürgerlicher Seite gehörten ihm Raoul<br />

Bumballa an (später kurze Zeit Unterstaatssekretär für Inneres), Emil Oswald (ein<br />

"monarchistischer Links-Liberaler", der im KZ gewesen war und später Direktor der<br />

AKM, Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger wurde), der spätere<br />

Ministerialrat Sobek (als Vertreter des noch inhaftierten Hans 8ecker), und Viktor<br />

Müllner (der spätere ÖVP-Multifunktionär, der Ende der 60er Jahre wegen Korruption zu<br />

vier Jahren Kerker verurteilt worden ist). Die Sozialdemokraten wurden von Gustav<br />

Fraser und Eduard Seitz vertreten, die Kommunisten von Frau Hrdlicka. In diesen<br />

Tagen kam es auch zu Kontakten mit der militärischen Widerstandsgruppe de, Major<br />

Szokoll.<br />

Das Chaos dieser Monate hat offensichtlich viele zufällige Beziehungen begünstigt.<br />

Aus einigen weiteren Lebenswegen damaliger Aktivisten läßt sich rekonstruieren, daß<br />

das Spektrum des Widerstandes, vor allem diesseits der Anonymität, kein simpel<br />

heroisches war und sich die frühere Haltung nicht immer unwillkürlich fortgesetzt hat. Es<br />

fällt auch auf, dass von denen, die später "etwas wurden", sich kaum einer zugleich als<br />

konsequent mahnende Stimme etablieren konnte. Sehr rasch ging es auch wieder<br />

darum, eine gewisse Kontinuität wiedererstehender Parteiapparate zu sichern und damit<br />

zugleich um personelle Brücken zur Zeit vor 1938 und 1934. Karl Renner, Julius Raab,<br />

Leopold Figl, Leopold Kunschak, Theodor Körner, Adolf Schärf oder Oskar Helmer<br />

wurden zu den prägenden Personen. Aus einem eigenen, schwerer integrierbaren<br />

Widerstand heraus ist praktisch niemand zu dieser Gruppe gestoßen. Es wurden<br />

"Politiker" gebraucht; vom früheren Glauben an "Neue Menschen" war allseitig nicht<br />

mehr die Rede. Adolf Schärf stellte auch über die damals aufgetretenen<br />

Widerstandsbewegungen sehr pragmatisch fest, daß in ihnen "nur soviel Einfluß<br />

steckte, als ihnen die Parteien, vor allem unsere Partei, zuerkennen wollten". Offenbar<br />

war es demnach gar nicht so leicht, beim "Wiederaufbau" engagiert mitwirken zu<br />

können. Sehr viele blieben überhaupt im Ausland (auch dem nach Schweden<br />

emigrierten Bruno Kreisky ist es erst her spät gelungen, sich wieder in <strong>Wien</strong><br />

einzugliedern). Weite Lebensbereiche waren ab jetzt sehr dünn besiedelt.<br />

Aus der allseitigen Verstrickung in die belastende Vergangenheit ist rasch eine neue<br />

Tradition des "Wunden verheilen Lassen" entstanden, gegen die sich die Forderung<br />

nach einem "Niemals Vergessen" nie so richtig durchsetzen. konnte. Die Ideologie des<br />

"Zusammenbruchs", die sich die Frage nach dem, was 1945 eigentlich alles<br />

zusammengebrochen sein soll, weitgehend erspart, hat zu einem allgemeinen "Club 45"<br />

geführt, dessen <strong>Mit</strong>glieder vielfäch davon leben, durch nüchterne Berechnung weiterhin<br />

Herren der gerade aktuellen Lage zu sein.<br />

Aus dem von Bundeskanzler Leopold Figl in seiner Weihnachtsansprache 1945<br />

angesprochenen Mangel ist sehr bald eine neue "Geschäftsmäßigkeit" entstanden: "Ich<br />

kann Euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann Euch für den Christbaum, wenn Ihr<br />

überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen,<br />

kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts! Ich kam Euch nur bitten, glaubt an<br />

dieses Österreich."<br />

Joseph Buttinger, der Obmann der "Revolutionären Sozialisten" von 1935-1938, der<br />

dann wie seine beiden Vorgänger in dieser Funktion, Manfred Ackermann und Hans<br />

Karl Sailer in die USA emigriert war, hat seine Enttäuschung über die Art des<br />

Neubeginns 1953 publiziert. Er sprach bereits damals (naheliegenderweise konzentriert


12., Schönbrunner Schlossstrasse 30 1., Minoritenplatz<br />

auf Entwicklungen in der SPÖ) von den "im politischen Sumpf dieser Zeit versinkenden<br />

sozialistischen Opportunisten, die als "Realpolitiker" glauben, politisch unsterblich zu<br />

sein, wenn sie es nur zuwege bringen, sich den "wechselnden Umständen" anzupassen:<br />

nicht durch die Weiterentwicklung, sondern durch die Preisgabe ihrer sozialistischen<br />

Anschauungen. Aber das Explodieren der Atombombe, die sie heute für eine Garantie<br />

ihres politischen Weiterlebens halten, kann bereits morgen Umstände schaffen, an<br />

denen ihre Anpassungsfähigkeit scheitern wird". Buttinger selbst hat es sich jedoch<br />

später erstaunlich leicht gemacht. Von der <strong>Wien</strong>er Tradition des radikalen Wortes bei<br />

gleichzeitig zögernder, fast unwilliger Handlungsweise ist schließlich nur der zweite Teil<br />

übrig geblieben.<br />

Die österreichische Republik ist an einem (vermutlich kalt-nebeIigen) Novembertag<br />

vor dem Parlament ausgerufen worden. Aber schon 1933 nahm "man" ihr für zwölf<br />

Jahre wieder ihre entscheidenden Funktionen, wie eben das Parlament oder<br />

unabhängige Gerichte wieder weg. Und auch derzeit wird sehr vieles (allzu vieles)<br />

außerhalb solcher Demokratie-Instanzen entschieden. Außerhalb des Parlaments<br />

befindet sich - und das sei als <strong>Wien</strong>er Kuriosum und um zur Umkreisung der Innenstadt<br />

zurückzukehren, erwähn, - direkt unter der Pallas Athene immer die Funktionärstribüne<br />

der Kommunisten beim Maiaufmarsch. Die Sozialdemokraten benutzen dazu den<br />

Rathausplatz (der von 1907-1926 Luegerplatz und nach 1938 kalkulierter Weise Adolf<br />

Hitler-PIalz hieß). Denjenigen, denen früher das Alleinvertretungsrecht alles


"Bürgerlichen" zugeordnet wurde, fehlt offenbar derzeit ein Bedürfnis, sich auf<br />

vergleichbare Weise immer wieder auf der Straße zu zeigen. Reste der alten Aufteilung<br />

lassen sich jedoch noch beobachten: Auf dem Rathausplatz finden Demonstrationen<br />

statt, die nicht auf den Heldenplatz passen und umgekehrt.<br />

Auf der Westseite<br />

Direkt hinter dem Burgtheater, in der Löwelstraße 18, hat die Sozialistische Partei<br />

Österreichs ihren Sitz. Unmittelbar daneben haben die Niederösterreichische<br />

Landwirtschaftskammer (deren Direktoren Dollfuß und Figl gewesen sind) und die<br />

Niederösterreichische Volkspartei ihre Büros. Von der Bundes-ÖVP ist als Zentrale das<br />

Haus gegenüber der rechten Seitenfront der Staatsoper gewählt worden<br />

(Kärntnerstraße 51) und ein paar Häuser weiter ist die Freiheitliche Partei Osterreichs<br />

untergebracht (Kärntnerstraße 28).<br />

M Burgtheater selbst war während des Krieges der Schauspieler Otto Hartmann tätig.<br />

Er ist 1947 zu lebenslangem Kerker verurteilt worden, weil er als Gestapo-Spitzei die<br />

Widerstandsgruppen um den Chorherren-Priester Roman Scholz, um den<br />

Finanzbeamten Karl Lederer und den Rechtsanwalt Jakob Kastelic verraten hatte, die<br />

daraufhin mit sechs anderen 1944 hingerichtet worden sind. Die Zentrale und kleine<br />

Druckerei der Gruppe Scholz befand sich im Gartentrakt des großen Gründerzeitblocks<br />

direkt neben Eichmanns, erstem <strong>Wien</strong>er Hauptquartier (Prinz Eugen-Straße 14).<br />

Auf der Treppe der Universität ist 1936 der Philosoph Moritz Schlick ("<strong>Wien</strong>er<br />

Schule“), von einem rechtsradikalen Attentäter erschossen worden. Vier Straßen hinter<br />

der Universität liegt das Landesgerichtsgebäude, in dem während der NS-Herrschaft<br />

1.184 Menschen hingerichtet wurden (Gedenkstätte). Für Wehrmachtsangehörige, die<br />

von Kriegsgerichten verurteilt worden sind (vielfach vom Militärgerichtshof in der<br />

heutigen Trostkaserne, 10., Troststraße 105) ist dafür die Schießstätte Kagran benutzt<br />

worden. Sie befand sich auf dem Gelände zwischen Alter Donau und der neuen UNO-<br />

City, das heute eine Sportanlage der Eisenbahner ist (22., Kratochwijlestraße) .<br />

In der Votivkirche auf dem ehemaligen Maximilans-, Freiheits-, Dollfuß-, Göring- und<br />

jetzigen Rooseveltplatz sind Franz Jägerstätter, der 1943 wegen aus<br />

Gewissensgründen beanspruchter Wehrdienstverweigerung hingerichtet worden ist und<br />

der Todesstiege im KZ Mauthausen große Glasfenster gewidmet. Auf dem einen hält<br />

ein Mann in blauem Trachtenanzug eine entzweigerissene Hakenkreuzfahne, das<br />

andere zeigt einen. kreuzbeladenen Christus, der eine Häftlingsgruppe anführt. In den<br />

rechten Eckpfeiler der Vorderfront ist ein 05-Zeichen eingemeißelt. Die Kirche ist, als<br />

ältestes Ringstraßengebäude, aus Dank für das Mißlingen des am 18. Februar 1853 auf<br />

Kaiser Franz Josef verübten Attentates erbaut worden. Der Attentäter, der ungarische<br />

Schneidergehilfe Janos Libeny, wurde auf der Simmeringer Haide hingerichtet. In der<br />

auf die Kirche seitlich zulaufenden HörIgasse kam es am 15. Juli 1919 zu einer blutig<br />

niedergeschlagene Demonstration (20 Tote, 70 Schwerverletzte), die als KP-<br />

Putschversuch interpretiert wurde. Der zuständige Polizeipräsident hieß Joham<br />

Schober.<br />

Im Hotel Regina fand am 10. März 1938, unmittelbar vor dem "Anschluß" eine Sitzung<br />

der illegalen NS-Gauleiter Österreichs statt, an der unter anderen auch die späteren<br />

Kriegsverbrecher Seyß-Inquart, Odilo Globocnik und Friedrich Rainer teilnahmen:<br />

Dabei war noch einmal von einem unabhängigen, aber NS-dominierten Osterreich die<br />

Rede. So eindeutig war der Weg zum "Anschluß" also selbst für diese Kreise nicht


vorgezeichnet. Im Häuserblock hinter dem Hotel ist das Anatomische Institut<br />

untergebracht (9., Währingerstraße 21). Dort wurden Anfang 1939, als nach den<br />

Sudetenländem auch die Rest-Tschechoslowakei besetzt werden sollte, auf Befehl<br />

Hitlers einige erschlagene und verstümmelte Leichen vorbereitet, die gegebenenfalls<br />

der internationalen Presse als Deutsche und damit als Einmarschgrund vorzeigbar sein<br />

sollten. Im Chemischen Institut in der Währingerstraße 38 erschoß in den letzten<br />

Kriegstagen der Professor Jörn Lange die Assistenten Kurt Horeischy und Hans<br />

Vollmar, weil sie die Zerstörung wertvoller Instrumente verhindern wollten. Etwas weiter<br />

stadtauswärts stürzte sich am 16. Marz 1938 Egon Friedell aus dem Fenster seiner<br />

Wohnung (18., Gentzgass 7). Das war einer der 1.358 in diesem Jahr in <strong>Wien</strong><br />

registrierten Selbstmorde (derzeit sind es jährlich immer etwa 400).<br />

Ecke Schottenring und Währingerstraße gab es damals noch das Cafe Victoria. Es<br />

war wie viele andere Cafes ein Stützpunkt illegaler Nationalsozialisten. Zellenleiter, der<br />

<strong>Mit</strong>glieder aufnahm und betreute, war dort der Portier. Vom alten Café Central<br />

(Herrengasse 14) wird üblicherweise nur der bekannte Spruch über Leo Trotzki-<br />

Bronstein zitiert: "Revolution in Rußland? Wer soll denn die machen? Vielleicht der Herr<br />

Bronstein aus'm Café Central?". Dort hat zum Beispiel aber auch ein in den NS-<br />

Putschversuch vom 25. Juli 1934 eingeweihter Polizeibeamter, der Skrupel bekommen<br />

hatte, hohrangige Behördenvertreter über das anlaufende Vorhaben informiert. Kurz<br />

zuvor hatte er dasselbe im Café Weghuber (7., Museumstraße 5) versucht, ohne daß<br />

die in der Turnhalle Siebensterngasse 11 versammelten SS-Leule noch rechtzeitig<br />

aufgehalten wurden. Zwei Tage früher hatte im Cafe Eiles (8., Josefstädter Straße 2) die<br />

letzte Besprechung der Putschistenführer Otto. Wächter (im Krieg Gouverneur von<br />

Galizien), Rudolf Weydenhammer und Fridolin Glass stattgefunden. Im Café Girardi im<br />

4. Bezirk, war im Jänner 1938 die gesamte Führung der SA-Brigade 2 verhaftet worden.<br />

Dollfuß wohnte im Haus des Café Bräunerhof (Stallburggasse 2). Vom ehemaligen Cafe<br />

de l'Europe aus (Stephansplatz 8a) beobachtete der <strong>Wien</strong>er Polizeipräsident Steinhäusl<br />

am 8 . Oktober 1938 den Sturm von Nationalsozialisten auf das Erzbischöfliche Palais,<br />

ohne irgendetwas dagegen zu veranlassen. Das Cafe Wunderer (14., Hadikgasse 62)<br />

war hingegen bereits 1938 ein wichtiger Treffpunkt der Widerstandsgruppe des später<br />

hingerichteten Jakob Kastelic. Im ehemaligen Café Siller (Postgasse 19) wurde Anfang<br />

März 1934 für die im Entstehen begriffene Nachfolgeorganisation der zerschlagenen<br />

SPÖ der Name »Revolutionäre Sozialiste." festgelegt. Das alte Café Meteor im 3. Bezirk<br />

ist etwas später ein wichtiger <strong>Mit</strong>telpunkt der illegalen Arbeiterbewegung geworden.<br />

Der Weg vom Schottenring in die Innenstadt wird vom Hauptgebäude der<br />

Creditanstalt, der größten österreichischen Bank, beherrscht. 1931, kurz vor dem<br />

Tiefpunkt der damaligen Weltwirtschaftskrise (mit annähernd 600.000 Arbeitslosen in<br />

Österreich) stand auch sie vor dem Zusammenbruch. Ihr Hauptaktionär war damals<br />

Louis Nathaniel Rothschild, das letzte Oberhaupt der “österreichischen Rothschild-<br />

Linie“. Die damalige Regierung musste deswegen zurücktreten. Zur Sanierung der Bank<br />

wurde schließlich am 1. Oktober 1932 zum ersten Mal das kriegswirtschaftliche<br />

Ermächtigungsgesetz angewandt, das es der Regierung ermöglichte, auch ohne<br />

Parlament zu handeln und die entsprechenden <strong>Mit</strong>tel zu bewilligen. Auf dasselbe<br />

Geset.z stützte sich dann der autoritäre Ständestaat, um dem Parlamentarismus zu<br />

entgehen und der Opposition ihre politischen Möglichkeiten zu nehmen. In der<br />

Helfersdorferstraße 2-4, zwei Häuser neben der Bank, hatte vor 1938 die illegale<br />

NSDAP ihre 'Parteizentrale für Österreich. Dort führt ein Durchgang in den Komplex des


19., Himmelstraße: „Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr. Sigm. Freud das Geheimnnis des<br />

Traumes.“<br />

Schottenhofes, in dem am 17. April 1945 die Österreichische Volkspartei gegründet<br />

worden ist.<br />

Am Ende der Freyung, im Palais Schönborn-Batthyány (Renngasse 4), war der Sitz<br />

eines gegen die ungarische Räterepublik gerichteten "Antibolschewistischen Comités<br />

(ABC)", das im Mai 1919 bei einem Raubüberfall auf die nahegelegene ungarische<br />

Botschaft (Bankgasse 4-6) 150 Millionen Kronen erbeutete. Im Nebenhaus residierten<br />

während des Ständestaates die "Ostmärkischen Sturmscharen", die ein Gegengewicht<br />

zur Heimwehr bilden sollten. Am Hof Nr. 6 befand sich damals die Zentrale der als<br />

Einheitspartei konzipierten "Vaterländischen Front“. Im März 1938 wurde dort die<br />

provisorische Gauleitung <strong>Wien</strong> der NSDAP untergebracht. (Das "Dritte Reich" bezog ein<br />

der Kirche gegenüberliegendes Haus, von deren Balkon 1806 das Ende des "Ersten<br />

Reiches" - deutscher Nation - verkündet worden war. 1848 lynchte auf diesem Platz<br />

eine aufgebrachte Menge den Kriegsminister Latour.) Heute ist das an dieser Stelle<br />

neuerrichtete Gebäude Sitz der Österreichischen Elektrizitätswirtschafts AG<br />

(Verbundgesellschaft).<br />

Am. Schottenring 7 stand das "Sühnhaus" für die über 400 Toten des<br />

Ringtheaterbrandes von 1881 (Gedenktafel am Betonkubus der Polizeidirektion). Fünf<br />

Straßen weiter stadtauswärts liegt die Berggasse, wo Sigmund Freud im Haus Nr. 19<br />

seine Wohnung und Ordination hatte (Museum). Am Ort seines zentralen Erlebnisses,<br />

dem Bellevue, einem Aussichtspunkt des <strong>Wien</strong>erwaIdes am Ende der Himmelstraße, ist


1977 ein DenkmaI aufgestellt worden: "Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr.<br />

Sigm. Freud das Geheimnis des Traumes."<br />

Am Schottenring 14 wurde Stefan Zweig geboren. In der Hohenstauffengasse 10-12<br />

ist die Zentrale des Österreichischen Gewerkschaftsbundes untergebracht (früher<br />

Ebendorferstraße 7), dessen Gründung am 15. April 1945 im Direktionssaal des<br />

Westbahnhofes beschlossen worden war. In der Hohenstaufengasse 3 befand sich das<br />

österreichische ERP- (European Recovery Program) Zentralbüro für das<br />

westeuropäische Wiederaufbauprogramm im Rahmen des Marschallplanes.<br />

Beim Deutschmeister-Denkmal vor der Roßauer Kaserne wurde am 1. November<br />

1918 die "Rote Garde" gegründet. Egon Erwin Kisch und Franz Werfel waren da auch<br />

dabei. Am Tag davor war in "Drehers Etablissement" auf der Landstrasser Hauptstraße ,<br />

97 (dem heutigen Schwechater Hof) der “Soldatenrat“ für die Garnison <strong>Wien</strong> gegründet<br />

worden. Die “Rote Garde“ bezog die Stifts- und die Rossauerkaserne und löste sich in<br />

den folgenden Wochen und Monaten etappenweise wieder auf. Am 12. November kam<br />

es während der Ausrufung der Republik vor dem Parlament zu einer Schießerei mit zwei<br />

Toten. Rote Fahnen wurden gehißt, ohne das österreichische Weiß dazwischen. Zu<br />

einer Räterepublik ist es in <strong>Wien</strong> nicht gekommen. Die erste Reichskonferenz der<br />

Arbeiterräte Anfanq März 1919 im Arbeiterheim Favoriten (10., Laxenburgerstaße 8-10)<br />

war bereits eine Art Schlußpunkt. Das Münchner und das Budapester Vorbild brachen<br />

rasch zusammen. Bela Kun flüchtete nach Österreich und wurde mit anderen Genossen<br />

von März bis Juli 1920 in der Nervenheilanstalt Steinhof interniert. Später verschwand er<br />

in der UdSSR, Egon Erwin Kisch starb 1948 isoliert in Prag, Franz Werfel 1945 in<br />

Kalifornien.<br />

Die Ringstraße beginnt und endet auf dem der Leopoldstadt gegenüberliegenden<br />

Flussufer. In diesem von der Bevölkerungsstruktur her ärmsten der die Innenstadt<br />

umgebenden Bezirke wurde zum Beispiel Arnold Schönberg geboren (Obere<br />

Donaustraße 5) und hat dort in verschiedenen Wohnungen auch seine Jugend<br />

verbracht. Joseph Roth wohnte, als er 1913 aus Galizien nach <strong>Wien</strong> kam, zuerst in der<br />

Rembrandt Straße 35. Elias Canetti hat als Student anfangs ein Untermietzimmer in der<br />

Praterstraße 22 gehabt (1924). Hermann Broch, der bis zu seine. vierzigsten Lebensjahr<br />

die väterliche Textilfabrik geleitet hat, wurde bereits am rechten Flussufer geboren. Sein<br />

dickes Buch endet mit den Worten: ... denn es war jenseits der Sprache.“ Unmittelbar<br />

neben seinem. Geburtshaus (Franz Josefs Kai 37) stand bis um Kriegsende da, Hotel<br />

Metropol, das Haus der Gestapo - auf der unauffälligen Kehrseite der <strong>Wien</strong>er<br />

Innenstadt.<br />

Vier Fremde<br />

1913, vor siebzig Jahren, hielten sich in <strong>Wien</strong> vier jüngere Männer auf: Adolf Hitler<br />

(damals 24), Leo Trotzki und Josef Stalin (beide 37) sowie Wladimir Iljitsch Lenin (43).<br />

Franz Kafka war damals dreißig Jahre alt und Karl Mary gerade dreißig Jahre tot..<br />

"Totem und Tabu" erschien. Benito Mussolini (30) war in Mailand und bereits<br />

Chefredakteur des sozialistischen Zentralorgans "Avanti!". Mao Tse-tung ist erst<br />

zwanzig und Student an der Lehrerbildungsanstalt in Ch'ang-sha gewesen. Mahatma<br />

Gandhi (44) entwickelte in Südafrika Methoden des gewaltlosen Widerstandes (seine<br />

langjährige enge <strong>Mit</strong>arbeiterin, die aus England stammende Mira Behn hat übrigens die<br />

letzten 25 Jahre ihres Lebens in <strong>Wien</strong> und verschiedene Orten seiner Umgebung<br />

verbracht; im Sommer 1982 ist sie in Kracking bei Pressbaum / NÖ gestorben).


19., Rodlergasse 25 (Wohnhaus von Leo Trotzki) „Provereno“ (1., Milchgasse, Ecke Petersplatz)<br />

Lenin war schon im Frühjahr 1901 kurz in <strong>Wien</strong> gewesen, von München und Prag<br />

kommend, um auf dem russischen Konsulat Paßformalitäten für seine Frau zu<br />

erledigen. Die "riesige, lebhafte, schöne Stadt“ gefiel ihm anscheinend und das<br />

Kunsthistorische Museum besuchte er auch. Im selben Jahr war Constantin Brancusi<br />

unbemerkt in <strong>Wien</strong> und nach seinem endgültigen Aufbruch aus Rumänien ist er auf<br />

seinem Fußmarsch nach Paris (1903/04) nochmals durchgekommen, ohne sich länger<br />

aufzuhalten. Vom nächsten Lenin-Besuch in der zweiten Julihälfte 1913 berichtet eine<br />

offizielle Biographie, daß er und die Krupskaja vom Bolschewikentreffpunkt Poronin bei<br />

Zakopane nach Bern unterwegs waren und in <strong>Wien</strong> ausstiegen, wo sie Genossen<br />

besuchten und durch die Stadt schlenderten. Daß unter diesen Genossen Trotzki war,<br />

wurde später nicht mehr für erwähnenswert gehalten. 1914, wieder in Poronin, ist Lenin<br />

von den österreichischen Behörden verhaftet worden. Durch die Intervention Viktor<br />

Adlers und anderer kam er frei und traf diesen dann auf der Durchreise nach Bern in<br />

<strong>Wien</strong>. Polnisch-österreichische Zufälle sind offensichtlich bereits drei Jahre später in<br />

mächtigen Gesetzmäßigkeiten aufgegangen.<br />

Adolf Hitler war 1906 zum ersten Mal für 14 Tage in <strong>Wien</strong>, dann wieder im Herbst<br />

1907 und schließlich vom Februar 1908 bis zum Mai 1913. Gewohnt hat er an fünf<br />

verschiedenen Adressen: 6., Stumpergasse 29/2/2/17, 15., Felberstraße 22/16, 9.,<br />

Simon Denk-Gasse, Meidlinger Obdachlosenasyl, 11, Kastanienallee 2 und<br />

Männerheim 20., MeldemannStraße 27 (Dezember 1909 bis Mai 1913). Während dieser<br />

Zeit hat er unter anderem 30--40 mal "Tristan und Isolde" gehört. In "Mein Kampf`<br />

berichtet er: "Ich glaube meine Umgebung von damals hielt mich wohl für einen<br />

Sonderling. / <strong>Wien</strong> aber war und blieb für mich die schwerste, wenn auch gründlichste<br />

Schule meines Lebens." Am 22. März 1912 hielt Karl May in <strong>Wien</strong>, eine Woche vor<br />

seinem Tod, in den Sophiensälen (3., Marxergasse 17) den Vortrag "Empor ins Reich<br />

der Edelmenschen". Einer der rund 2.000 Zuhörer war Adolf Hitler. Am 24. Mai 1913<br />

verließ er <strong>Wien</strong> in Richtung München ("Mir wurde schlecht, wenn ich an dieses<br />

Rassenbabylon auch nur zurückdachte.“). 1920 kam er bereits als Wahlredner wieder<br />

(33.800 Stimmen, aber kein Nationalratsmandat). Auf der zwischenstaatlichen <strong>Wien</strong>er<br />

NS-Tagung im Juni 1922 wurde er intern erstmals als "der Führer“ bezeichnet.<br />

Leo Trotzki ist mit Unterbrechungen von 1907 bis 1914 in <strong>Wien</strong> gewesen. Zuerst<br />

wohnte er mit seiner Familie in Hütteldorf, wo sein Sohn Serjoscha geboren wurde,<br />

dann in Unter-Sievering (“In der Krim'“, 19., Rodlergasse 25). Er gab eine gleichnamige<br />

Vorläuferin der späteren "Pawda" heraus. Ihre Druckerei befand sich laut Impressum im


9. Bezirk, in der Mariannengasse 17, als Postanschrift ist die Pantzergasse 12 im 19.<br />

Bezirk angegeben. Trotzki war z. B. mit Viktor Adler (den er seit 1902 kannte), mit Otto<br />

Bauer, Max Adler oder Karl Renner in Kontakt. Über diese Beziehungen notierte er<br />

unter anderem: ' Im alten, kaiserlichen, hierarchischen, betriebsamen und eitlen <strong>Wien</strong><br />

titulierten die Marxisten einander wonnevoll mit "Herr Doktor". Die Arbeiter redeten die<br />

Akademiker oft mit "Genosse Herr Doktor" an. Während der ganzen sieben Jahre, die<br />

ich in <strong>Wien</strong> verlebte, war es mir nicht möglich, auch nur mit einer dieser Spitzen mich<br />

offen auszusprechen, obwohl ich <strong>Mit</strong>glied der Österreichischen Sozialdemokratie war,<br />

ihre Versammlungen besuchte, an ihren Demonstrationen teilnahm, an ihren Organen<br />

mitarbeitet und manchmal kleine Referate in deutscher Sprache hielt. Ich empfand die<br />

sozialdemokratischen Führer als fremde Menschen, während ich gleichzeitig in<br />

Versammlungen oder bei Maidemonstrationen mühelos eine gemeinsame Sprache mit<br />

den sozialdemokratischen Arbeitern fand." Der Chauvinismus der Arbeiter-Zeitung ging<br />

ihm auf die Nerven und auch der allgemein verbreite Verbalradikalismus: "Sie schrieben<br />

in ihren Manifeste zum 1. Mai zwar über Krieg und Revolution, nahmen das jedoch<br />

niemals ernst." Am 3. August 1914 mußte Trotzki nach Zürich ausreisen. Aber das Wort<br />

<strong>Wien</strong> verfolgte ihn. Am 21. August 1940 stirbt er an den Folgen eines Attentates, das<br />

auf ihn am Vortag in seinem Wohnhaus in Mexiko City, Avenida Viena Nr. 40 (in der<br />

<strong>Wien</strong>er Straße) verübt worden ist. Ernst Fischer, der so friedfertig wirkende <strong>Wien</strong>er<br />

Kommunist, der bis 1968 brauchte, um sich über "Das Ende einer Illusion" klar zu<br />

werden, soll laut Ruth Mayenburg damals in Moskau ausgerufen haben: "Das war der<br />

rIchtige Tod für diesen Teufel! Historisch richtig, verstehst du, der mußte erschlagen<br />

werden! / Aber sprich nicht darüber - es wissen jetzt nur wenige Leute in der Komintern."<br />

Josef Stalin, der Auftraggeber dieser Aktion, kam <strong>Mit</strong>te Jänner 1913 aus Krakau nach<br />

<strong>Wien</strong> und kehrte Anfang Februar nach St. Petersburg zurück. Die <strong>Mit</strong>glieder der<br />

zufälligen "<strong>Wien</strong>er Gruppe" von 1913 hat er alle überlebt. Er wohnte im 12. Bezirk,<br />

Schönbrunner Schloßstraße 30 (Gedenktafel). Sein Gastgeber Alexander Antonowitsch<br />

Trojanowski wurde später sein erster Botschafter in den USA. Er traf sich mit den in<br />

<strong>Wien</strong> lebenden Emigranten Leo Trotzki und Nikolaj Bucharin und begann in <strong>Wien</strong> seine<br />

Schrift: "Marxismus und nationale Frage". In einem Brief teilte er von diesem Aufenthalt<br />

mit: „Lieber Freund! Ich sitze noch in <strong>Wien</strong> und ... schreibe allerhand Quatsch.“<br />

Die sowjetischen Soldaten haben 32 Jahre später ihrerseits ein sehr schematisches<br />

aber praktisches Verhältnis zur Zeitgeschichte gezeigt. Auf einem seinem Inhalt nach<br />

freigegebenes Haus wurde außen meist mit Pinsel und Schablone mit kyrillischen<br />

Buchstaben das Wort "Provereno." Gemalt: Uberprüft, durchsucht (ad acta gelegt). An<br />

einigen <strong>Wien</strong>er Gebäuden ist dieses Zeichen noch immer nicht übertüncht worden.


Quellenauswahl<br />

Stadtführer/Lexika: Felix Czeike: <strong>Wien</strong>. Kunst & Kultur Lexikon, München 1976 ~<br />

Felix Czeike: Das große Groner <strong>Wien</strong> Lexikon, <strong>Wien</strong>, 1974 / Walter Kleindel:<br />

Österreich. Daten zur Geschichte und Kultur, <strong>Wien</strong>, 1978 / Museumsverein Innere Stadt,<br />

Robert Muncjak: Führer durch Alt-<strong>Wien</strong>. Innere Stadt, <strong>Wien</strong>, 1980 / Ludwig Rossa:<br />

Straßenlexikon von <strong>Wien</strong>, <strong>Wien</strong> 1947 / Scheithauer, Schmeiszer, Woratschek:<br />

Geschichte Österreichs in Stichworten, <strong>Wien</strong>, 1976 / Peter Schubert: Schauplatz<br />

Österreich. Topographisches Lexikon zur Zeitgeschichte. <strong>Wien</strong>, 1976<br />

Mono- und Biographien: Autorenkollektiv: Friedrich Engels, Berlin, l972 /<br />

Autorenkollektiv: W. I. Lenin, Berlin, 1976 / Joachim C. Fest: Hitler. Eine Biographie,<br />

Berlin, 1973 / Adolf Hitler: Mein Kampf, München, 1925/27 / Franz Mehring: Karl Marx.<br />

Geschichte seines Lebens, Berlin, 1974 / Leo Trotzki: Mein Leben, Berlin, 1929/1961 /<br />

Maximilien Rubel: Stalin, Reinbek, 1975<br />

Zeitgeschichte: Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der<br />

Banalität des Bösen. München, 1964 / Hugo Ball: Die Flucht aus der Zeit, Luzern<br />

1926/1946 / Bundeskommissariat für Heimatdienst (Hg.): Unser Staatsprogramm.<br />

Führerworte. <strong>Wien</strong>, 1935 / Joseph Buttinger: Das Ende der Massenpartei. Am Beispiel<br />

Österreichs. Frankfurt l953/ 1972 / Felix Czeike (Hg.): <strong>Wien</strong> 1938. <strong>Wien</strong>, 1978 / Ernst<br />

Fischer: Österreich 1848. Probleme der demokratischen Revolution in Österreich. <strong>Wien</strong>,<br />

1946 / Alben Fuchs: Geistige Strömungen in Österreich 1867-1918, <strong>Wien</strong> 1949/1978 /<br />

Jaques Hannak: Im Sturm eines Jahrhunderts. Volkstümliche Geschichte der<br />

Sozialistischen Partei Österreichs. <strong>Wien</strong> 1952 / Hans Hautmann: Die verlorene<br />

Räterepublik, <strong>Wien</strong>, 1971 / Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkpf. Die<br />

Geschichte der SS. München o. J. / Ludwig Jedlicka: Vom alten zum neuen Österreich.<br />

Fallstudien zur österreichischen Zeitgeschichte 1900 – 1975. St. Pölten , 1977 / Willam<br />

M. Johnston: Österreichische Kultur- und Geistesgeschichte. Gesellschaft und Ideen im<br />

Donauraum 1848 – 1938. <strong>Wien</strong>, 1974 / Ruth von Mayenburg: Hotel Lux. Frankfurt,<br />

1981 / Hermann <strong>Mit</strong>teräcker: Kampf Opfer für Österreich. <strong>Wien</strong>, 1963 / Otto Molden: Der<br />

Ruf des Gewissens. Der österreichische Freiheitskampf 1938-1945. <strong>Wien</strong> 1958 / 1918<br />

Österreichische Gesellschaft für Kulturpolitik. und Meidlinger Kulturkreis (Hg.): <strong>Mit</strong> uns<br />

zieht die neue Zeit. Arbeiterkultur in Österreich 1918 – 1934. <strong>Wien</strong>, 1981 / Manfried<br />

Rauchensteiner: Krieg in in Österreich 1945, <strong>Wien</strong>, 1970 / Arnold Reisberg: Februar<br />

1934, <strong>Wien</strong>, 1974 / Adolf Schärf: April 1945 in <strong>Wien</strong>, <strong>Wien</strong>, 1948 / Karl R. Stadler: Ofer<br />

verlorener Zeiten. Die Geschichte der Schutzbundemigration 1934, <strong>Wien</strong>, 1974 / Herbert<br />

Steiner: Karl Marx in <strong>Wien</strong>, <strong>Wien</strong>, 1978 / Erika Weinzierl: Zu wenig Gerechte.<br />

Österreicher und die Judenverfolgung 1938-1945. <strong>Wien</strong>, 1969.<br />

© <strong>Christian</strong> <strong>Reder</strong> <strong>1983</strong>

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