Download - juridikum, zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft
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ehen Ebene beschlossenen Gesetze. In den allermeisten<br />
FiIllen hat sich die konkurrierende<br />
Gesetzgebung als das Einfallstor <strong>für</strong> den Bund<br />
erwiesen. mehr und mehr Bereiche der Gesetzgebung<br />
an sich zu ziehen. Auch die derzeitige<br />
Finanzverfassung ebenso wie die Definition<br />
der Gemeinschaftsaufgaben untergräbt die<br />
Autonomie der Länder und stllkt die zentralstaatliche<br />
Ebene. Undschlie8lich verweist auch<br />
das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
zur Frage des Ausllinderwahl<strong>recht</strong>s auf<br />
den mindestens als restriktiv zu bezeichnenden<br />
Charakter des Grundgesetzes.<br />
den Körperschaften, sich mit der Frage des ArL<br />
146 zu bescbllf'Jgen und mögliche Erweiterun~<br />
gen des Grundgesetzes in Hinblick auf Staatszielbestimmungen<br />
und IIhnliches zu diskutieren.<br />
Völlig offen bleiben jedoch jedwede Modalitllten<br />
des verfassunggebenden Prozesses:<br />
Es ist .weder die Rede von einem Gremium,<br />
welches einenEntwurfauszuarbeitenhitte, noch<br />
von den genauen Modalitllten eines Volksentscheides.<br />
Schon gar nicht fmdet der Verfas<br />
SlDlgsentwurf des Runden Tisches eine Erwähnung.<br />
Schitzt man die Parteienlandschaft und ihre<br />
findet, parteipolitisch wirklich greift. Der Eindruck<br />
bleibt, daß es abhängig von der durch die<br />
nlichsten Wahlen entstehenden parteipolitischen<br />
Konstellation ein Kräftemessen und Tauziehen<br />
hinter den parlamentarischen ,Kulissen und<br />
jenseits der Öffentlichkeit darum geben wird,<br />
welche verfassungspolitischen Zielsetzungen<br />
über welche Gremien zu realisieren sind. Nicht<br />
ein Volksentscheid über ein geringfügig korrigiertes<br />
Grundgesetz oder einer über eine in<br />
abgeschotteten Gremien fertig ausgearbeitete<br />
V ~fassung wäre jedoch der demokratische<br />
Anspruch, sondern die Organisation dieses<br />
verfassunggebenden.Aktes als eine breite öffentliche<br />
Diskussion verschiedenster inhaltlicher<br />
Alternativen in ihrem jeweiligen Für und<br />
Wider .<br />
. Ein parteipolitisches Kalkül, das alle Entscheidungen<br />
über neue - oder auch alte - verfassungspolitische<br />
Inhalte und Ziele ausschließlich<br />
zum Rechenexempel parlamentarischer<br />
Mehrheiten macht, steht dem diametral entgegen.<br />
Einem solchen politisch-kalkulatorischen<br />
Denken setzen wir unsere eigene Verfassungsbemühurig<br />
als lagerübergreifende Initiative<br />
entgegen und fordern volle Öffentlichkeit<br />
ein.<br />
•<br />
Einschätzung<br />
der aktuellen<br />
politischen Lage<br />
Der Einigungsvertrag legt sich in der Verfassungsfrage<br />
nicht eindeutig fesL In dem Vertrag<br />
werden die durch den Beitritt notwendigsten<br />
Änderungen am Grundgesetz vorgenommen<br />
(Streichung des Art. 23, Änderungen der PräambeI,<br />
Einbeziehung der DDR-Länder etc.). Die<br />
Regierung empfiehlt (sie!) den gesetzgeben-<br />
Positionen zur Verfassungsfrage ein, ist man<br />
eher geneigt, ein Tiefdruckgebiet zu registrieren.<br />
Auf der einen Seite gibt es zwar den Versuch<br />
der SPD, der das Anliegen aufnimmt,<br />
verfassungspolitischeZiele zu formulieren sucht<br />
und über Mehrheiten in den gesetzgebenden<br />
Körperschaften im Bundestag und Bundesrat<br />
einen verfassunggebenden Prozeß der Änderung<br />
und Ergänzug des Grundgesetzes lIJl$lrebt.<br />
Aber es ist eher schwer zu sagen, wie weit eine<br />
solche Unterstützung von SPD-Seite, die nun<br />
auch vom FDP-Vorstand mitgetragen wird und<br />
auch einzelne Unterstützung von CDU-Seite<br />
Weiterführende Literatur:<br />
ErichFischer: Zur Verfassungsgeschichte der<br />
DDR, in Kritischelustiz,Heft4 11990<br />
Ulrich K. Preuß: Auf der Suche nach der ZWügesellschoft.<br />
Der VerfassungsenlWurf des Runden<br />
Tisches, in: In freier Selbstbestimmung,<br />
hrsg. v. Kuratorium <strong>für</strong> einen demokratisch<br />
verfaßtenBunddeutscherLänder,BerlinlKölnl<br />
Leipzig 1990, S. 46-52<br />
Wolfgang Templin: Der VerfassungsenlWurf<br />
des Runden Tisches in: Gewerkschoftliche<br />
MOnolshefte, Heft 516, 1990, S. 3670-375<br />
Uwe Thaysen: Der Runde Tisch. Oder: Wer<br />
war das Volk?, Teil 1 in: 'kitschriftfÜT' Parlaments/ragen,<br />
Heft 111990, S. 71-100. Teil 2<br />
ebd., Heft 211990, S. 256-308.<br />
Das Kuratorium hat in Zusamnu!I1mbeit mit<br />
der Heinrich Böll-Stiftung zwei Broschüren<br />
herausgegeben, die man in der Geschäftsstelle<br />
des Kuratoriums im Haus der Demokratie bestelle~<br />
kann: "ln freier Selbstbestimmung"<br />
enthält das Grundgesetz, den Verfassungsentwurf,<br />
sowie diverse Beiträge zum Thema, M. a.<br />
auch die Reden der Gründungsversammlung<br />
im Reichtstag.<br />
"Reden vom Verfassungstagin Weimar" dokumentiert<br />
die Reden von Adam Krzemins/ci, Lea<br />
Rosh, Hans-Petu SchMider und Wolfgang<br />
Ullmann. auf dem KongrefJ "Verfassung mit<br />
Volksentscheid".<br />
Seite 24<br />
JURIDIKUM 5/90.