Klicken Sie hier für eine Leseprobe. - REWE DORTMUND
Klicken Sie hier für eine Leseprobe. - REWE DORTMUND
Klicken Sie hier für eine Leseprobe. - REWE DORTMUND
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1 0 0 J a h r e R E W E D O R T M U N D | 19 13 - 2 0 13<br />
Neue Anforderungen an den Kaufmann<br />
W<br />
ährenddessen trimmt Max Nixdorf die Dortmunder<br />
<strong>REWE</strong>-Genossenschaft weiter auf ihre Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Als <strong>eine</strong>r der ersten erkennt er, dass sie nur erfolgreich<br />
sein kann, wenn sie sich zwar weiter als Dienstleister<br />
ihrer Mitglieder versteht, gleichzeitig aber am Markt agiert<br />
wie ein eigenständiger Großhändler, der auf kaufmännische<br />
Notwendigkeiten Rücksicht nimmt.<br />
Weihnachten ist ein Reinfall<br />
U<br />
nd es wartet schon das nächste Problem: Das Weihnachtsgeschäft<br />
1949 wird ein Reinfall. Zum ersten Mal nach dem<br />
Krieg ruft die Genossenschaft ihre Mitglieder wieder zu <strong>eine</strong>r<br />
großen Weihnachtsausstellung. Auf der Hohensyburg wird<br />
ein Festsaal gemietet, um Gebäck, Nüsse und Schokolade<br />
anzupreisen. Alle Waren muss die Genossenschaft im Voraus<br />
bezahlen – doch niemand will sie haben.<br />
Weihnachtsausstellung 1949<br />
„1949 war die erste Weihnachtsausstellung nach dem Krieg<br />
auf der Hohensyburg. Da gab es zum ersten Mal wieder Kostbarkeiten<br />
in Hülle und Fülle, von denen wir bis dahin nur geträumt<br />
hatten, und das gab es alles ohne Bezugssch<strong>eine</strong>. Wir<br />
müssen in <strong>eine</strong>n wahren Kaufrausch verfallen sein. Jedenfalls<br />
hatten wir viel zu viel eingekauft und die Absatzmöglichkeiten<br />
unserer Kaufleute erheblich überschätzt. Was tun? Wir wurden<br />
auf die umliegenden Weihnachtsmärkte geschickt, mit<br />
dem Auftrag, die Reste an die Verbraucher direkt zu verhökern.<br />
Ich war mit überschaubarem Erfolg in Münster. So was machen<br />
<strong>Sie</strong> mal heute mit den Mitarbeitern.“<br />
Rudolf Fiene | ehemaliger Vorstandssprecher<br />
der <strong>REWE</strong> <strong>DORTMUND</strong><br />
089 _<br />
494<br />
<strong>REWE</strong>-Kaffee ist der Renner<br />
|50er Jahre<br />
Die meisten Mitglieder haben sich bereits eingedeckt, aus<br />
Sorge, dass nicht genügend Waren zur Verfügung stehen<br />
könnten. Außerdem ist durch die Liberalisierung des Handels<br />
mit den Niederlanden plötzlich Schokolade in großen Mengen<br />
und zu niedrigen Preisen zu haben. Die Dortmunder Genossenschaft<br />
bleibt auf ihrem sonst so beliebten Weihnachtsgebäck<br />
sitzen. Einige Artikel können noch zu Sonderpreisen<br />
verkauft werden, andere müssen die Einkäufer der<br />
<strong>REWE</strong> <strong>DORTMUND</strong> selbst auf Weihnachtsmärkten an die Kunden<br />
bringen. Am Ende bleiben große Verluste und die Erkenntnis<br />
im Vorstand, „künftig von allen Versorgungskäufen<br />
Abstand zu nehmen, da aus der Mangellage jederzeit <strong>eine</strong><br />
totale Sättigung und Zurückhaltung entstehen kann.“<br />
„Damals gab es viele Geschäfte,<br />
die mehrere Lie-<br />
Großhandelspraktiken<br />
feranten hatten. Manche Einzelhändler waren ja nur in der Genossenschaft,<br />
um die Preise ihrer konventionellen Lieferanten zu<br />
drücken. Um uns herum im Hafengebiet waren ja jede Menge Großhändler.<br />
Hülskötter & Poos zum Beispiel, die vergesse ich nie. Die<br />
waren kl<strong>eine</strong>r als wir und kauften besser ein als wir. Durch <strong>eine</strong>n<br />
Rechnungsirrläufer habe ich festgestellt, dass dieser Großhändler<br />
von <strong>eine</strong>m großen Essig-Lieferanten fünf Prozent mehr Rabatt<br />
bekam als wir. Von diesem Lieferanten haben wir uns gleich getrennt.<br />
Zu der Zeit waren wir noch so konsequent. Einen Kosmetik-<br />
Hersteller haben wir auch ausgelistet, weil er Einzelhändlern höhere<br />
Rabatte gegeben hat als uns. Den Kündigungsbrief an diesen Lieferanten<br />
habe ich als Kopie – ohne Anschrift – ins Vertreterzimmer gehängt,<br />
damit den alle lesen konnten. Das hat s<strong>eine</strong>rzeit Furore<br />
gemacht. Heute ist das kaum noch vorstellbar.“<br />
Bernhard Hellmann | ehemaliger Vorstandssprecher der <strong>REWE</strong> <strong>DORTMUND</strong><br />
Die Finanzen der Genossenschaft sind weiter angespannt.<br />
Für die Großeinkäufe vor Weihnachten müssen Kredite aufgenommen<br />
werden, die die Bilanz zusätzlich belasten. Für<br />
Investitionen ist kein Geld da. Einige Mitglieder würden gerne<br />
wieder Käse über die Genossenschaft beziehen, andere<br />
wünschen sich Vertragslieferanten <strong>für</strong> Brot oder gar <strong>eine</strong> eigene<br />
Bäckerei. Doch die Zeiten sind noch zu unsicher.<br />
Kühne-Inserat in der Nord-Berliner Lokalzeitung | 1953<br />
Die Führung der Genossenschaft beklagt außerdem, dass<br />
viele Mitglieder auch direkt bei der Industrie oder bei anderen<br />
Großhändlern einkaufen. Um sie wieder an sich zu binden, gewährt<br />
die <strong>REWE</strong> DORMUND <strong>für</strong> einige Markenartikel Sonderrabatte.<br />
Und sie weitet das Angebot an Eigenmarken aus:<br />
Unter anderem kommen jetzt auch Kaffeeersatz, Kernseife<br />
und Teigwaren unter dem Namen <strong>REWE</strong> auf den Markt.<br />
| W i e d e r a u f b a u , W ä h r u n g s re f o r m , W i r t s c h a f t s w u n d e r |<br />
0 8 9<br />
S e i t e<br />
19 4 8 - 19 5 4 |<br />
| K A P I T E L I I I |