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M7 „BosnianKidsOnline“- Erfahrungen eines Medienprojekts in ...

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Es gab damals ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Infrastruktur (Energie, Post, Telefon) und ke<strong>in</strong><br />

öffentlicher Transport zwischen den so genannten Entitäten bzw. den ethnisch<br />

def<strong>in</strong>ierten Gebieten (siehe Karte unten).<br />

Die Wege waren – und s<strong>in</strong>d es bis heute – lang <strong>in</strong> Bosnien. Bosnien ist e<strong>in</strong><br />

gebirgiges Land, <strong>in</strong> dem sich enge Landstraßen durch die Täler und über die hohen<br />

Berge w<strong>in</strong>den. Ende der 90er Jahre waren die Straßen oftmals schlecht und zum Teil<br />

kaputt, so dass e<strong>in</strong>e Auto- oder Busfahrt von e<strong>in</strong>em Ort zum anderen lang und<br />

mühsam war.<br />

Medienvielfalt war kaum vorhanden. Obwohl es schon damals Satellitenfernsehen<br />

gab und die Bevölkerung technisch nicht nur die Fernsehsendungen der eigenen<br />

Volksgruppe empfangen konnte, haftete den Informationen „der anderen“ immer der<br />

Verdacht der Manipulation an. Dies erstreckte sich auch auf ausländische Medien,<br />

die je nach Nähe zu e<strong>in</strong>er der Volksgruppen (Frankreich gilt z.B. serbenfreundlich,<br />

Deutschland kroatenfreundlich, die Türkei und arabische Länder<br />

muslimenfreundlich).<br />

Medien<strong>in</strong>formationen werden nur dann ernst genommen, wenn es zu den<br />

Medienmachern bzw. der dah<strong>in</strong>ter stehenden Institution e<strong>in</strong> ausreichendes Maß an<br />

Vertrauen gibt. Dieses notwendige Vertrauen, dass Informationen nach bestem<br />

Wissen und Gewissen der Medienschaffenden richtig s<strong>in</strong>d, ist verständlicherweise <strong>in</strong><br />

diesem Krieg ebenfalls zerstört worden.<br />

Pr<strong>in</strong>tmedien wurden damals nicht konsequent <strong>in</strong> allen Landesteilen gleichmäßig<br />

vertrieben. E<strong>in</strong>e Zeitung, die beispielsweise <strong>in</strong> Sarajevo verlegt wird, gilt nicht als<br />

neutral, auch wenn sie sich explizit an e<strong>in</strong>e unspezifische Leserschaft im ganzen<br />

Land richtet. Auch hier galt wie bei den audiovisuellen Medien: man liest nur die<br />

Zeitung, die von den „eigenen“ Leuten gemacht ist.<br />

Die Bewegungsfreiheit im Land, also die Möglichkeit, an jeden beliebigen Ort zu<br />

reisen, war zwar formal gegeben, aber die Angst h<strong>in</strong>derte die Menschen daran, ihr<br />

eigenes Gebiet zu verlassen. Man fürchtete etwa die Willkür der „fremden“ Polizei<br />

oder tätliche Angriffe durch die andere Volksgruppe. Die Bewegungsfreiheit sollte<br />

durch die von <strong>in</strong>ternationaler Seite beschlossene Maßnahme verbessert werden,<br />

<strong>in</strong>dem 1998 neutrale Autokennzeichen e<strong>in</strong>geführt wurden, man also anhand des<br />

Kennzeichens nicht sagen konnte, aus welchem Landesteil das Fahrzeug stammt.<br />

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