NEU: Sonderdruck "Orofazile Dysfunktionen" - dr. hinz
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Abb. 2: Position Trainer (T4K TM )<br />
Foto: Prof. Hinz<br />
So kann oftmals eine vorausgehende kieferorthopädische Frühbehandlung<br />
durch Zahnmediziner oder die therapiebegleitende Anwendung<br />
konfektionierter Prophylaxegeräte (zum Beispiel durch<br />
Mundvorhofplatten oder Position Trainer (T4K TM ), alle Dr. Hinz Dental,<br />
Herne) durch Logopäden und Sprachtherapeuten unterstützt<br />
werden (Abb. 1 und 2).<br />
Auswirkungen auf die primären Funktionen<br />
Orofaziale Dysfunktionen haben Auswirkungen auf die primären<br />
Funktionen der Atmung, des Schluckens, Kauens und Beißens. Die<br />
Atmung geschieht bei Kindern mit einer orofazialen Dysfunktion<br />
häufig durch den Mund (Abb. 3 und 4), und es liegt eine Hochatmung<br />
(Brustatmung, Clavicular-Atmung) vor. Folgen der Mundatmung<br />
sind häufige Erkältungskrankheiten und Entzündungen im Nasen-Rachenraum.<br />
Entscheidend für eine gesunde Atmung, die den Körper mit ausreichend<br />
Sauerstoff versorgt, ist die Nasenatmung. Durch sie wird<br />
die Luft gesäubert, angefeuchtet und erwärmt. Die Nasenatmung unterstützt<br />
die Bauchatmung und somit die Funktion des Zwerchfells<br />
als Hauptatemmuskel.<br />
Positive Auswirkungen der Nasenatmung sind der vorhandene<br />
Mundschluss, das Belüften und Säubern der Nasennebenhöhlen<br />
sowie die Förderung eines besseren Kieferwachstums. Eine offene<br />
Mundhaltung, die häufig mit einer Mundatmung einhergeht, kann<br />
sich schädlich auf die Frontzähne auswirken. Die Zahnoberflächen<br />
trocknen aus, die Speichelsubstanz verändert sich, der Schutz des<br />
Zahnschmelzes wird verhindert, was wiederum kariöse Defekte sowie<br />
Verfärbungen an den Zähnen zur Folge haben kann [3]. Ebenfalls<br />
betroffen können die Lippen sein, die trocken, rissig und spröde<br />
werden, mit der Folge, dass ständiges Lippenlecken zu einem Habit<br />
mit Schädigung der Hautareale um den Mund herum führt.<br />
Bei Betroffenen mit Mundatmung liegt ein viszerales Schluckmuster<br />
vor. Dies bedeutet, dass ein funktional irreguläres Bewegungsmuster<br />
der Zunge in der oralen Phase des Schluckmusters vorliegt.<br />
Die Zungenspitze liegt beim Schlucken nicht an der Rugae,<br />
sondern an oder zwischen den Schneidezähnen. Die Zungenränder<br />
<strong>dr</strong>ücken gegen oder zwischen die Seitenzähne. Die Folgen können<br />
durch die vielen bewussten und unbewussten Schluckvorgänge<br />
frontal offene Bisse sein, die zu weiteren funktionellen Störungen<br />
führen [4]. Die Kraft der Zunge wird nicht vom Gaumen aufgefangen,<br />
sondern gegen die Zähne gerichtet und wirkt wie eine „falsche<br />
Zahnspange“ [5]. Dem Druck der Zunge ist nicht nur beim viszeralen<br />
Schluckmuster Beachtung zu schenken, sondern ebenso der<br />
Kraft der Zunge bei der unphysiologischen Zungenruhelage (interdental<br />
oder addental an den Zähnen des Unter- oder Oberkiefers<br />
und nicht an der Rugae).<br />
Eine offene Mundhaltung geht immer mit einer unphysiologischen<br />
Zungenruhelage einher. Dies kann zu Veränderungen des<br />
umliegenden Hartgewebes führen in Bezug auf die Zahnstellung<br />
(zum Beispiel offener Biss) oder Einfluss nehmen auf die Entwicklung<br />
der Gaumenform und der Gaumenfalten (hoher, spitzer Gaumen<br />
mit stark ausgeprägten Gaumenfalten). Folgen können ein zu<br />
schmaler Oberkiefer und ein- oder beidseitige Kreuzbisse sein.<br />
Liegt eine offene Mundhaltung mit einhergehender Mundatmung<br />
vor, ist über den Hals-Nasen-Ohrenarzt abzuklären, ob die Nasenatmung<br />
aufgrund von organischen Ursachen (zum Beispiel chronische<br />
Entzündungen der Tonsillen, Adenoide oder Allergien) behindert<br />
ist.<br />
Die Hypotonie im orofazialen Bereich zeigt sich häufig ebenso beim<br />
Musculus masseter, der einseitig oder beidseitig hypoton ist. Betroffene<br />
Kinder bevorzugen häufig weiche und süße Kost oder weichen<br />
die Nahrung durch Getränke bei den Mahlzeiten auf oder<br />
Abb. 3 u. 4: Offene Mundhaltung mit sichtbaren unteren Schneidezähnen und aufgerollter Unterlippe