Wolfram Ette
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dem universalen Determinismus, den sie mitschleppt, ist die historische Logik nicht<br />
einfach ungenau, sondern anders verfasst. Denn in ihr verändern die Elemente des<br />
Systems im Verlauf des Prozesses ihre Bedeutung. Dass Wallenstein das nicht versteht,<br />
macht seine Tragik aus, wenn man angesichts dieser Kunstfigur, die im Dienst<br />
historiographischer Grundlagenforschung geschaffen wurde, überhaupt noch von<br />
Tragik reden will.<br />
VII<br />
Und doch fragt man sich am Ende dieses ungeheuren Geschichtsdramas, ob Schiller<br />
uns mit alledem nicht doch zum Besten haben will. Man kennt Schiller nicht als<br />
Ironiker; weniges ist seinem Duktus so fremd wie Ironie. Aber wie anders lässt sich<br />
die Rehabilitierung der Astrologie verstehen, die Schiller gleichzeitig mit ihrer Demontage<br />
anstrengt? Sie beschränkt sich keineswegs auf die für den Gang der<br />
Handlung ganz entbehrliche Szene kurz vor Wallensteins Tod, in der Seni hereinstürmt,<br />
um seinen Herrn – ein letztes Mal und vollkommen vergeblich: Wallenstein<br />
hat mit der Astrologie innerlich abgeschlossen – zu warnen. Er hat ja Recht und die<br />
Sterne haben ihm die bevorstehende Gefahr richtig angezeigt. Noch viel gravierender<br />
erscheint nämlich der Umstand, dass die astrologische Konstellation ganz<br />
grundsätzlich und im Ganzen für den, der sie richtig zu lesen verstanden hätte, die<br />
entscheidende Auskunft über die Geschehenisse bereitgehalten hätte. Die große<br />
Sternenstunde, die glückverheißende Planetenstellung, mit der »Wallensteins Tod«<br />
einsetzt – es hat mit alledem seine Richtigkeit: Nur dass sich nicht auf Wallenstein<br />
bezieht, der süchtig und gehemmt nach ihr fahndet, sondern auf denjenigen, der im<br />
selben Zeichen wie Wallenstein geboren ist, der durch dieses Wunderwerk des<br />
Himmels 36 sein unbegreifliches Vertrauen genießt und sich selbst um die Sterne keinen<br />
Deut schert – Octavio Piccolomini!<br />
WALLENSTEIN. Zudem – ich hab’ sein Horoskop gestellt,<br />
Wir sind geboren unter gleichen Sternen –<br />
Und kurz – (geheimnisvoll)<br />
Es hat damit sein eigenes Bewenden. 37<br />
Octavio ist der Günstling der Stunde, die Konjunktion von Jupiter, Mars und Venus,<br />
von der sich der Feldherr so viel verspricht, bildet den dramatischen Konflikt<br />
der drei Hauptprotagonisten Wallenstein, Max und Octavio genau ab. Wallenstein<br />
irrt bloß in dem Punkt, dass er den Jupiter, das Symbol der Herrschaft, auf sich bezieht.<br />
Wie also? Sollte der astrologische Hokus-Pokus, den Schiller selbst als barock<br />
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