Editorial 3 Hofgarten – die letzte Chance zur Attraktivierung <strong>der</strong> Solinger Innenstadt? Die Entwicklung <strong>der</strong> Solinger Innenstadt ist nicht gerade von rosigen Zeiten geprägt. Nachdem die Innenstadt in <strong>der</strong> Nachkriegszeit ein attraktiver Einkaufsstandort mit vielen kleinen Inhabergeführten Geschäfte war, eroberten immer mehr Kettenläden die Straßen <strong>der</strong> Innenstadt. Dies ist zum einen <strong>der</strong> Zug <strong>der</strong> Zeit, zum an<strong>der</strong>en aber auch das Ergebnis <strong>der</strong> Überlegungen von Immobilieneigentümer zur Gewinnoptimierung, wenn sie ihre eigenen Geschäfte aufgegeben hatten und hinsichtlich <strong>der</strong> Weitervermietung kein Risiko eingehen wollten. Große Handelsketten versprachen da gegenüber Kleinunternehmern die größere Sicherheit. Zunächst war die untere Hauptstraße von dieser Entwicklung betroffen. Das mit großem Aufwand und mit vielen Vorschusslorbeeren geplante und schließlich errichtete „Bachtorcenter“ sollte die Untere Hauptstraße wie<strong>der</strong> an den Rest <strong>der</strong> Stadt anbinden. Ständige Planungsän<strong>der</strong>ungen während <strong>der</strong> Bauphase verwässerten das Konzept und am Ende stand dann das, was wir heute sehen: Im Wesentlichen leere Läden und sicher kein Ort, <strong>der</strong> dazu einlädt, sich dort aufzuhalten. Dann kamen die „Clemens-Galerien“ am Mühlenhof. Auch hier war von großen Plänen, von exklusivem Einzelhandel, von einer bedeutenden Ausstrahlung auf das Solinger Umfeld und von entsprechenden Käuferströhmen, von denen die ganze Stadt profitieren werde, die Rede. Das Ergebnis ist nach nunmehr 20 Jahren zu besichtigen: Kettenläden, Leerstände und die Abwesenheit eines attraktiven und vor allem dauerhaften Ankermieters. Und jetzt heißt das jüngste Projekt „Hofgarten“. Schon bei <strong>der</strong> Errichtung wurde deutlich, wie viel die Investoren von <strong>Solingen</strong> halten: Am Bau waren Handwerker aus aller Herren Län<strong>der</strong> beteiligt, Solinger Betriebe waren jedoch nicht zu finden. Und dies, obwohl die <strong>Kreishandwerkerschaft</strong> die Investoren schon früh auf die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Solinger Handwerker hingewiesen hat. Auch die in den Zeitungen in regelmäßigen Abständen gefeierten Vermietungserfolge stimmen nachdenklich. Kettenläden, wie „ Saturn“, „Thalia“, „Douglas“ und „H&M“ belegen große Flächen und verlassen – auf kurz o<strong>der</strong> lang – ihre bisherigen Standorte in <strong>der</strong> Innenstadt, ohne dass dort Ersatz in Sicht ist. Solinger Händler findet man nicht. Die Mietfor<strong>der</strong>ungen sind dem Vernehmen nach so hoch und die Vorgaben hinsichtlich <strong>der</strong> Öffnungszeiten und <strong>der</strong> Gemeinschaftsumlagen so umfangreich, dass sich das für ortsansässige Händler nicht rechnet. Der auch hier von den Investoren versprochene exklusive Einzelhandel ist jedenfalls auf den Vermietungslisten nicht zu finden. Wie mit diesem Besatz Kunden aus <strong>Solingen</strong> und dem Umfeld, die bisher nach Köln o<strong>der</strong> Düsseldorf gefahren sind, in das neue Center gelockt werden sollen, ist nicht zu erkennen. Zu befürchten ist dagegen, dass die Innenstadt <strong>Solingen</strong>s mit zusätzlichen Leerständen zu kämpfen haben und damit noch weiter an Attraktivität verlieren wird. Fazit: Die Erfahrungen mit den genannten vorangegangenen Projekten in unserer Stadt und beispielsweise auch mit dem Allee- Center in Remscheid zeigen, dass <strong>der</strong> Hofgarten in <strong>der</strong> Anfangsphase vielleicht neue Kunden anzieht, auf mittel- und langfristige Sicht aber für den Gesamtstandort <strong>Solingen</strong> nicht hilfreich sein wird. Der Hofgarten selbst mag weiterleben, aber darum herum wird sich wohl nichts bessern. Jedenfalls so lange nicht, bis das nächste Center in <strong>der</strong> Solinger Innenstadt geplant und errichtet wird, das sich dann vielleicht als nachhaltiger Kundenmagnet mit langfristiger Perspektive präsentiert. Helfen könnte eine Zusammenarbeit <strong>der</strong> verschiedenen Center in <strong>der</strong> Stadt etwa <strong>der</strong>art, dass man die Sortimente so abstimmt und verteilt, dass alle Standorte gleichermaßen attraktiv für die Kunden sind. Aber dies ist lei<strong>der</strong> nicht zu erkennen. Kai Buschhaus Kreishandwerksmeister Intern <strong>Solingen</strong> 5/2013 www.kh-solingen.de