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Quo Vadis – - (GdP) - Kreisgruppe Recklinghausen

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<strong>Quo</strong> <strong>Vadis</strong> <strong>–</strong> ?<br />

Wie steht es eigentlich um die Personalentwicklung in<br />

der Polizei NRW?<br />

In diesem Thema fühlen sich ja viele <strong>–</strong><br />

und vor allem die „Berufspopulisten“ <strong>–</strong> zu<br />

Hause. Da werden immer wieder Behauptungen<br />

in den Raum gestellt, auf die<br />

man aus gewerkschaftlicher Sicht nur mit<br />

Kopfschütteln reagieren kann. Einige dieser<br />

Äußerungen machen aber auch zornig.<br />

Beispiele:<br />

„ Die Einführung der zweigeteilten<br />

Laufbahn war die Katastrophe<br />

für die Polizei“<br />

„ Von der zweigeteilten Laufbahn<br />

hat ausschließlich der<br />

Wachdienst profitiert“<br />

„ Stellen, die mit A 12 und A<br />

13 bewertet sind, findet man<br />

nur noch außerhalb der Ermittlungsdienste“<br />

Fakten scheinen hier keine Beachtung<br />

mehr zu finden, deshalb hier nochmals<br />

ein Versuch, die Ist <strong>–</strong> Situation sachlich<br />

zu beschreiben.<br />

Mit Ablauf des Jahres 2009 werden in<br />

den Besoldungsstufen A 8 und A9 (sowohl<br />

m. D. als auch g. D.) rund 2000 Beförderungen<br />

erfolgt sein.<br />

Die Besoldungsstufe A 10 werden rund<br />

1600 Kolleginnen und Kollegen erreicht<br />

haben. Über eine Beförderung nach A 11<br />

können sich mit Ablauf des Jahres 1700<br />

Kolleginnen und Kollegen freuen. Ca. 270<br />

Beförderungen erfolgen nach A 12 und<br />

ca. 130 nach A 13.<br />

Insgesamt wurde damit für das Jahr 2009<br />

ein Beförderungsplus von rund 460 Stellen<br />

erreicht.<br />

Ein wesentlicher Nebeneffekt ist die Umsetzung<br />

der zweigeteilten Laufbahn, die<br />

damit 2011 abgeschlossen sein wird.<br />

Was bedeutet dies genau?<br />

Ein nüchterner Blick auf die Zahlen erschließt<br />

also ein Beförderungsplus von<br />

rund 250 Stellen in den Besoldungsgruppen<br />

A 10 bis A 13. Dabei ist der Zuwachs<br />

an Beförderungsmöglichkeiten in den Besoldungsstufen<br />

A 10 <strong>–</strong> A 12 jeweils gleich<br />

hoch, etwas geringer stellt sich das Plus<br />

an Beförderungsmöglichkeiten nach A 13<br />

dar.<br />

Bezogen auf die Gesamtzahl der Beförderungsmöglichkeiten<br />

im Jahr 2009 ergibt<br />

sich sogar ein Plus von rund 460 Stellen.<br />

Betrachtet man die Entwicklung innerhalb<br />

der letzten 20 Jahre, so kann man auf<br />

einen Zuwachs im Bereich A 12 von rund<br />

1700 Stellen und im Bereich A 13 von<br />

rund 1000 Stellen zurückblicken <strong>–</strong> soviel<br />

zum Thema Perspektivlosigkeit.<br />

Die Zahlen sprechen also für sich und es<br />

wurde zumindest eine „Aufweichung“ des<br />

Deckelungsbeschlusses erreicht. Diese<br />

Entwicklung ist nicht den „Zauderern“ und<br />

„Berufskritikern“ zu verdanken, sondern<br />

der Gewerkschaft, die sich mit der gesamten<br />

Entwicklung in allen polizeilichen<br />

Beschäftigungsbereichen befasst, unserer<br />

<strong>GdP</strong>.<br />

Auch die Kampagne anderer, die diesen<br />

Erfolg gleich wieder relativieren wollten,<br />

griff offenbar ins Leere. Die Behauptung,


diese Aufweichung des Deckelungsbeschlusses<br />

auf Kosten der Beförderungsmöglichkeiten<br />

nach A 10 und A 11<br />

„erkauft“ zu haben, ist schlichtweg falsch.<br />

Natürlich kann sich eine Gewerkschaft<br />

nicht den Fragen zur Konsolidierung der<br />

öffentlichen Haushalte und den damit<br />

verbundenen Problemen verschließen,<br />

eine Verschiebung zu Lasten der genannten<br />

Gehaltsgruppen wurde dennoch verhindert.<br />

Die Zuwächse an Beförderungsmöglichkeiten<br />

in den Bereich A 10<br />

und A 11 fielen etwas moderater aus, um<br />

Kolleginnen und Kollegen, die z. B. eine<br />

Führungsposition bekleiden eine gerechte<br />

Bewertung ihrer Stelle zu ermöglichen.<br />

Hierdurch konnten z. B. die Stellen „DGL<br />

einer Nebenwache“ mit A 12 bewertet<br />

werden. Dies kann nüchtern betrachtet<br />

auch nur als gerecht angesehen werden.<br />

Weiter wird<br />

behauptet,<br />

Kolleginnen<br />

und Kollegen<br />

in den Ermittlungsdiensten<br />

profitierten<br />

nicht von diesen Beförderungsmöglichkeiten.<br />

Fakt ist, dass sich durch die nun anschließenden<br />

Beförderungen insbesondere<br />

nach A 13 ein so genannter „Sogeffekt“<br />

ergibt, durch den rund 150 Kollegen mehr<br />

nach A 12 befördert werden können. Betrachtet<br />

man dabei die „Konkurrenzsituationen“<br />

in den polizeilichen Arbeitsbereichen,<br />

so ergibt sich für den Ermittlungsdienst<br />

ein Verhältnis von 1:8. Das bedeutet,<br />

dass im Ermittlungsdienst 8 Kolleginnen<br />

und Kollegen um eine Stelle A 12<br />

konkurrieren. Im Bereich des Wach- und<br />

Verkehrsdienstes ist das Verhältnis 1:20.<br />

Noch deutlicher fallen diese Verhältnisse<br />

bei den Entwicklungsmöglichkeiten nach<br />

A 13 aus. Konkurrieren im Ermittlungsdienst<br />

23 Kolleginnen und Kollegen um<br />

eine Stelle so sind es im Wach- und Verkehrsdienst<br />

45 Kolleginnen und Kollegen.<br />

Vielleicht trägt diese Darstellung einmal<br />

dazu bei, sich etwas realistischer mit der<br />

aktuellen Situation auseinanderzusetzen.<br />

Meine Hoffnung stirbt jedenfalls zuletzt.<br />

Und wie schaut es mit dem Nachersatz<br />

der Polizei NRW aus?<br />

Nun 1100 neu eingestellte Kolleginnen<br />

und Kollegen befinden sich derzeit in der<br />

Ausbildung. Nach Meinung der <strong>GdP</strong> ein<br />

erster Schritt, der jedoch nur den dringendsten<br />

Bedarf des Nachersatzes deckt.<br />

Die demografische Entwicklung macht<br />

eben auch um die Polizei keinen Bogen.<br />

In einigen Bereichen der Polizei wird das<br />

zunehmende Durchschnittsalter schon<br />

bald zu großen Problemen führen, denen<br />

nur mit weiteren Neueinstellungen begegnet<br />

werden kann. Darüber hinaus sollte<br />

jeder gründlich darüber nachdenken,<br />

ob es für ihn zwingend notwendig erscheint,<br />

die Altersgrenze nach § 32 LBG<br />

hinauszuschieben. Zum einen werden<br />

anderen die Möglichkeiten zur Beförderung<br />

verbaut, zum anderen verhindert<br />

dies natürlich auch die dringend notwendigen<br />

Neueinstellungen. In Zeiten der<br />

Haushaltskrise werden Kosten für den<br />

Stellenplan der Polizei sicher als ein<br />

„Sachzwang“ angeführt, der eine deutliche<br />

Verjüngung der Polizei verhindert.<br />

Wir sollten uns hier wirklich einmal selbst<br />

überprüfen und kein Öl in dieses Feuer<br />

gießen. Wir beklagen immer wieder die<br />

Überalterung der Polizei, und sorgen häufig<br />

doch selbst dafür, dass wir sie nicht<br />

überwinden. Solidarisches Handeln dürfen<br />

wir nicht immer nur dann einfordern,<br />

wenn es um unsere eigenen Interessen<br />

geht.


Ein weiterer Punkt des Nachersatzes betrifft<br />

die Einsatzbelastung unserer<br />

Einsatzhundertschaften in NRW. Die Forderung<br />

der <strong>GdP</strong> ist hier die Aufstellung<br />

von 3 zusätzlichen Hundertschaften, die<br />

jedoch auf die Sockelstellen der bestehenden<br />

Einheiten aufgeschlagen werden<br />

sollen. Dadurch soll erreicht werden, dass<br />

Kolleginnen und Kollegen auch im<br />

Einsatzfall der Hundertschaft dienstfrei<br />

erhalten können. Hierdurch würde sich<br />

eine deutliche Entzerrung in der Frage<br />

des „Erlass <strong>–</strong> Dienstfrei“ ergeben.<br />

Grundsätzlich stellt sich natürlich die Frage,<br />

ob über den Einsatz der Hundertschaften<br />

immer sachgerecht entschieden<br />

wird. Eine Darstellung des IM NRW im<br />

Rahmen des <strong>GdP</strong> - Forums „Sport ohne<br />

Gewalt“ gab hierüber keine ausreichende<br />

Antwort. Insbesondere an NRW grenzende<br />

Bundesländer bauen ihre Hundertschaftsstärken<br />

ab, um mit diesen Kolleginnen<br />

und Kollegen die „Löcher“ im<br />

Wachdienst zu stopfen. Die dann fehlenden<br />

geschlossenen Einheiten werden bei<br />

Großlagen aus anderen Ländern angefordert.<br />

Hierbei entsteht der Eindruck, dass derartige<br />

Anforderungen häufig nicht restriktiv<br />

genug behandelt werden. Es kann nicht<br />

sein, dass Hundertschaften der Polizei<br />

NRW als „Lückenbüßer“ für verfehlte<br />

Personalplanungen anderer Bundesländer<br />

herhalten. Hierdurch steigt die<br />

Einsatzbelastung unserer Hundertschaften<br />

auf ein unerträgliches Maß. Die Folgen<br />

sind aktuell recht plastisch erkennbar<br />

<strong>–</strong> Erlass <strong>–</strong> Dienstfrei existiert faktisch nur<br />

noch auf dem Papier.<br />

Für „unsere“ 18.<br />

BPH ergibt sich<br />

noch ein ganz<br />

anderes Problem.<br />

Als einer<br />

der Hundertschaftsstandorte<br />

ohne Bundesoder<br />

Zweitligaverein<br />

bestehen<br />

kaum Möglichkeiten<br />

des „Blockens<br />

von<br />

Einsätzen“, da man nicht auf die Belastung<br />

verweisen kann, die sich aus den<br />

regelmäßigen Fußballeinsätzen ohnehin<br />

ergibt. Die sich so ergebende Einsatzhäufigkeit<br />

für die Kolleginnen und Kollegen<br />

hat bisweilen bereits Auswirkungen im<br />

Privatleben. Wie man sich unschwer vorstellen<br />

kann ist eine Teilnahme am „sozialen<br />

Leben“ nur bedingt möglich, wenn<br />

man ständig und vorwiegend an Wochenenden<br />

im Einsatz ist.<br />

Eine Erhöhung der Personalstärke deutlich<br />

über Hundertschaftsstärke würde hier<br />

sicher zu einer deutlichen Entzerrung führen.<br />

Die Diskussion um Nachersatz und<br />

Nachwuchs bei der Polizei darf aber auch<br />

einen Bereich nicht ausblenden, den Bereich<br />

des höheren Dienstes.<br />

So denn hier kein deutliches<br />

Gegensteuern seitens des IM<br />

erfolgt, werden die Pensionierungen<br />

der Kolleginnen und<br />

Kollegen des höheren<br />

Dienstes zukünftig nicht mehr<br />

durch Neuzulassungen zur<br />

Ausbildung kompensiert. Zum<br />

Vergleich <strong>–</strong> von den 696<br />

Kolleginnen und Kollegen des<br />

höheren Dienstes werden 524<br />

bis zum Jahre 2025 pensioniert. Die<br />

Kompensation durch Neuzulassungen<br />

sieht derzeit wie folgt aus: In 2009 werden<br />

9 Beamtinnen und Beamte des höheren<br />

Dienstes pensioniert, derzeit studieren<br />

8 Kolleginnen und Kollegen an der<br />

Hochschule der Polizei, ergibt <strong>–</strong> 1.<br />

Wenn diese Personalpolitik weiter verfolgt<br />

wird, dürfte dies bereits im Jahre 2014<br />

(30 Pensionierungen) zu einer katastrophalen<br />

Situation in diesem Bereich führen.<br />

Es ist daher unumgänglich hier gegenzusteuern<br />

und entsprechende Personalkonzepte<br />

zu entwickeln. Ansatzpunkte<br />

wären hier in einer Reform des Zulassungssystems<br />

zum höheren Dienst aber<br />

auch in einer möglichen Öffnung für Spitzenbeamte<br />

des gehobenen Dienstes vorhanden.<br />

Sicher ist, dass eine weitere Untätigkeit<br />

des IM NRW zu unabsehbaren<br />

Belastungen für die Kolleginnen und Kollegen<br />

des höheren Dienstes führen wird.

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