Interview mit dem GdP-Kreisgruppenvorsitzenden Willi Puksic-Hower
Interview mit dem GdP-Kreisgruppenvorsitzenden Willi Puksic-Hower
Interview mit dem GdP-Kreisgruppenvorsitzenden Willi Puksic-Hower
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Name:<br />
Vorname:<br />
<strong>Puksic</strong>-<strong>Hower</strong><br />
<strong>Willi</strong><br />
Geb.-Datum: 27.03.1956<br />
Wohnort:<br />
Dienststelle:<br />
Datteln<br />
zurzeit Personalrat<br />
Beruflicher Werdegang:<br />
1974 Eintritt in die Polizei,<br />
nach der Ausbildung im WWD der PW Datteln,<br />
nach Studium an der FHöV Dortmund als Sachbearbeiter in Kommissariaten in Castrop-<br />
Rauxel u. Datteln tätig gewesen;<br />
danach Sachbearbeiter in der Fahndung/ K-Wache,<br />
zuletzt dort als DGL eingesetzt,<br />
seit 2001 freigestelltes Personalrats<strong>mit</strong>glied.<br />
Persönlicher Werdegang (z.B. verheiratet, Kinder ...)<br />
verheirat, 2 kostenintensive Kinder (beide im Studium),<br />
Hobbys, besondere Vorlieben:<br />
Die Arbeit in der/ für die <strong>GdP</strong> muss gleichzeitig auch als leidenschaftliches Hobby betrieben<br />
werden, sonst ließe sich die Arbeit (viele Abendtermine, teilweise auch an den Wochenenden)<br />
nicht bewältigen; Familie; Fußball (leider nur noch in der Zuschauerrolle), <strong>mit</strong> Vorliebe<br />
für S 04, Lokalpolitik (aus Zeitgründen nur eingeschränkt aktiv)<br />
Gewerkschaftliche Funktionen/gewerkschaftlicher Werdegang:<br />
Seit über 30 Jahren gewerkschaftlich in verschiedenen Funktionen tätig (Vertrauensmann<br />
PW Datteln und damalige ZKB); Redaktions<strong>mit</strong>glied HERTA AN ALLE, zuletzt als Chefredakteur;<br />
1993 – 2001 stellvertretender KG-Vorsitzender; seit über 11 Jahren KG-Vorsitzender;<br />
mehrere Jahre im <strong>GdP</strong>-Landesvorstand, als stellvertretender Bezirksverbandsvorsitzender<br />
sowie auch als Ersatz<strong>mit</strong>glied im PHPR tätig gewesen.
<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Willi</strong> <strong>Puksic</strong>-<strong>Hower</strong> Vorsitzender der <strong>GdP</strong> – Kreisgruppe<br />
Recklinghausen<br />
HAA: Lieber <strong>Willi</strong>. Was sagst du den Kolleginnen<br />
und Kollegen, wenn sie dich fragen,<br />
warum sie jetzt bei den Personalratswahlen<br />
die <strong>GdP</strong> wählen sollen?<br />
<strong>Willi</strong>: Ich stelle erst immer – <strong>mit</strong> spaßigem<br />
Unterton - eine Gegenfrage, nämlich die,<br />
wie viel Zeit sie denn haben, um sich meine<br />
Antwort anzuhören. Denn es gibt ganz<br />
viele und vor allem gute Gründe, der <strong>GdP</strong><br />
das Vertrauen zu schenken. Die <strong>GdP</strong> ist die<br />
einzige aller Berufsorganisationen, die sich<br />
für alle spezifischen Belange der Beschäftigten<br />
einsetzt, egal ob aus der Verwaltung,<br />
Kriminalpolizei, Schutzpolizei oder<br />
<strong>dem</strong> Tarifbereich. Diese Bündelung der<br />
Meinungs- und Interessenvielfalt dokumentiert<br />
auch gleichzeitig, dass wir eine<br />
Polizei sind, dass wir alle an einem Strang<br />
ziehen und dass wir das Bewusstsein haben,<br />
nur <strong>mit</strong> einer starken Solidargemeinschaft<br />
etwas bewirken zu können. Auch<br />
wenn es arrogant klingen mag: Die <strong>GdP</strong> ist<br />
das Sprachrohr der Polizeibeschäftigten!<br />
Wenn es um die Belange der Polizei geht,<br />
sind wir bei der Politik der Ansprechpartner<br />
Nr. 1. Das liegt nicht daran, das wir als<br />
Kolleginnen und Kollegen der <strong>GdP</strong> so liebe<br />
und nette Zeitgenossen sind, sondern der<br />
Grund liegt darin, dass die <strong>GdP</strong> die meisten<br />
Polizeibeschäftigte organisiert hat und<br />
die <strong>GdP</strong> in allen Belangen <strong>mit</strong> großer Sachkompetenz<br />
aufwarten kann.<br />
Nur vor einer <strong>mit</strong>gliederstarken Organisation<br />
wie die <strong>GdP</strong>, die auch jederzeit bereit<br />
ist zu kämpfen, hat die Politik Respekt.<br />
Und die Politik weiß auch: Die <strong>GdP</strong> labert<br />
nicht, sie macht! Sie weiß aber auch zu<br />
schätzen, dass die <strong>GdP</strong> verlässlich ist in<br />
ihren Aussagen. Während man bei anderen<br />
Berufsorganisationen das Gefühl hat,<br />
man ändert die Meinung wie das Drehen<br />
eines Wetterfähnchens, bleibt die <strong>GdP</strong> auf<br />
klarem Kurs.Die <strong>GdP</strong> in NRW hat in den<br />
vergangenen Jahren viel erreicht, um das<br />
uns die Beschäftigten in den anderen<br />
Branchen des öffentlichen Dienstes, aber<br />
auch unsere Kolleginnen und Kollegen in<br />
den anderen Bundesländern beneiden.<br />
Wir haben Missstände bei der Polizei nicht<br />
nur (wie andere Berufsorganisationen)<br />
angeprangert, sondern wir haben dafür<br />
gesorgt, dass sich an den unhaltbaren Zuständen<br />
bei der Polizei etwas ändert. Wir<br />
haben uns sogar <strong>mit</strong> einigen Forderungen<br />
durchgesetzt, bei denen uns das vorher<br />
niemand zugetraut hätte.<br />
HAA: Was waren denn die Erfolge der <strong>GdP</strong><br />
in den letzten vier Jahren?<br />
<strong>Willi</strong>: Wenn man jetzt ins Detail gehen<br />
wollte, dann würde das den Rahmen<br />
sprengen. Deshalb möchte ich nur an vier<br />
besonders wichtige Erfolge erinnern. Denn<br />
nichts davon war selbstverständlich.<br />
1.<br />
Zwischen 2008 und 2012 ist die Zahl der<br />
Neueinstellungen in NRW von 500 auf<br />
1400 gestiegen, das sind fast drei Mal so<br />
viele, wie zu Beginn der Legislaturperiode<br />
des amtierenden Polizeihauptpersonalrates.<br />
Viele in der Polizei nehmen diesen<br />
sprunghaften Anstieg der Neueinstellungen<br />
dennoch als etwas Selbstverständliches<br />
wahr. Sie meinen, dass es ohnehin<br />
dazu gekommen wäre, also auch dann,<br />
wenn die <strong>GdP</strong> nicht immer wieder für<br />
mehr Neueinstellungen auf die Straße<br />
gegangen wäre. Diese Meinung teile ich<br />
nicht. Ohne unseren massiven Widerstand<br />
wären wir bei der personellen Stärke der<br />
Polizei in einer noch viel prekäreren Situation.<br />
2.<br />
Erfolge haben wir auch bei den Aufstiegschancen<br />
in der Polizei erzielt. In den ver-
gangenen vier Jahren hat es in NRW<br />
21.000 Beförderungen gegeben, Bis Ende<br />
dieses Jahres wird die zweigeteilte Laufbahn<br />
bei der Polizei abgeschlossen sein,<br />
der <strong>mit</strong>tlere Dienst ist dann endgültig Geschichte.<br />
Auch das ist eine Erfolgsstory,<br />
um die uns unsere Kolleginnen und Kollegen<br />
in den anderen Bundesländern aber<br />
auch in anderen Bereichen des öffentlichen<br />
Dienstes – von der Feuerwehr bis<br />
zum Justizdienst – beneiden.<br />
Auch für diejenigen, die persönlich nicht<br />
von der Umsetzung der zweigeteilten<br />
Laufbahn profitiert haben, haben wir in<br />
den vergangenen vier Jahren viel erreicht.<br />
Ich erinnere nur an die 2009 von der <strong>GdP</strong><br />
durchgesetzte teilweise Aufhebung<br />
des Deckelungsbeschlusses im Bereich A<br />
12 und A 13 und an die Ende vergangenen<br />
Jahres von uns durchgesetzten 25 möglichen<br />
Beförderungen für den Höheren<br />
Dienst. Beides wäre ohne unseren massiven<br />
öffentlichen Druck nie zustande gekommen.<br />
3.<br />
Auch in Bezug auf die technische Ausstattung<br />
unserer Kolleginnen und Kollegen<br />
haben wir Erfolge verbuchen können. In<br />
den vergangenen Jahren ist in NRW nicht<br />
nur die blaue Uniform eingeführt worden<br />
– bei uns steht ja die neue Einkleidung<br />
noch an -, sondern es hat auch viele Verbesserungen<br />
bei der Ausrüstung selbst<br />
gegeben. Die Ausstattung des WWD <strong>mit</strong><br />
Fluchthauben für den Brandfall gehört<br />
ebenso dazu, wie die nachträgliche Ausstattung<br />
<strong>mit</strong> Schutzhelm und Einsatzmehrzweckstock.<br />
Auch den Austausch der störanfälligen<br />
Abzugsfedern in der neuen<br />
Dienstpistole hätte es ohne den massiven<br />
Druck der <strong>GdP</strong> nicht gegeben.<br />
4.<br />
Ein großer Erfolg der <strong>GdP</strong> war es für mich<br />
auch, als wir das Ende der „Privat vor<br />
Staat-Politik“ einläuten konnten. Dass Rot/<br />
Grün so schnell nach <strong>dem</strong> Regierungswechsel<br />
aus der desaströsen Privatisierungspolitik<br />
der schwarz-gelben Vorgängerregierung<br />
ausgestiegen ist, ist ausschließlich<br />
<strong>dem</strong> unnachlässigen Druck der<br />
<strong>GdP</strong> zu verdanken.<br />
HAA: Bist du denn <strong>mit</strong> den Erfolgen der<br />
<strong>GdP</strong> in den letzten Jahren insgesamt zufrieden?<br />
<strong>Willi</strong>: Ich weiß auch nicht woran es liegt.<br />
Ein Gewerkschafter ist eigentlich nie ganz<br />
zufrieden, denn immer hat man das Gefühl,<br />
man habe noch längst nicht alles erreicht,<br />
was man erreichen wollte. Es gibt<br />
so viele Baustellen, an denen man arbeiten<br />
will.<br />
Noch immer fehlt uns beispielsweise auf<br />
Landesebene ein verlässliches Personalentwicklungskonzept<br />
sowohl für den Beamten-<br />
als auch für den Tarifbereich. Noch<br />
immer gibt es das leidige Thema Beurteilungssystem,<br />
das einzig und allein für eine<br />
Beförderung ausschlaggebend ist und nur<br />
Probleme <strong>mit</strong> sich bringt. Hier könnten<br />
Regelbeförderungen von A 9 – A 11 im<br />
Rahmen von bestimmten Wartezeiten und<br />
Negativabgrenzungen für Abhilfe sorgen.<br />
Wir haben nach wie vor das Problem, dass<br />
unsere Kolleginnen und Kollegen in den<br />
meisten Bereichen der Polizei völlig überlastet<br />
sind. In den meisten Kripo-<br />
Dienststellen ist man nicht mehr in der<br />
Lage, der Flut von Vorgängen Herr zu werden.<br />
Manche „saufen regelrecht ab“. Darüber<br />
hinaus ist insbesondere dort das<br />
Durchschnittalter viel zu hoch. Hier muss<br />
dringend für Abhilfe gesorgt werden. Der<br />
jetzige Erlass, den das MIK im letzten Jahr<br />
„aufs Wasser gelassen hat“, um der Überalterung<br />
entgegenzuwirken, ist aus unserer<br />
Sicht völlig danebengegangen, weil er<br />
diskriminierend und aus ganzheitlicher<br />
Sicht völlig realitätsfremd ist und Probleme<br />
auch an anderen Stellen in der Polizei<br />
<strong>mit</strong> aufwirft.
Auf den Wachen – auch das sind weitere<br />
Probleme - steigt die Einsatzbelastung<br />
stetig und unsere Kolleginnen und Kollegen<br />
der Hundertschaften kommen aufgrund<br />
der Einsatzhäufigkeit – insbesondere<br />
an den Wochenenden - aus den Einsatzstiefeln<br />
nicht mehr heraus. Wir sehen<br />
das <strong>mit</strong> großer Sorge, weil die Beschäftigten<br />
die schwere Last ihrer Arbeit nicht<br />
länger werden (er-) tragen können und sie<br />
auf Dauer zwangsläufig erkranken. Bereits<br />
jetzt haben wir überall eine hohe Krankenquote.<br />
Ich hoffe, dass das Gesundheits-management,<br />
welches nun auf den<br />
Weg gebracht werden soll, zumindest in<br />
Teilbereichen und flankierend für Abhilfe<br />
sorgen kann.<br />
Eine entscheidende und ausschlaggebende<br />
Entlastung sehe ich aber nur, wenn wir<br />
mehr Personal für unsere polizeilichen<br />
Kernaufgaben einsetzen. Das könnte<br />
durch Mehreinstellungen und Umorganisationen<br />
in Teilbereichen erfolgen.<br />
Unzufrieden bin ich auch darüber, dass<br />
noch immer nicht die Ruhegehaltfähigkeit<br />
der Polizeizulage wieder eingeführt wurde.<br />
Hier werden wir als <strong>GdP</strong> nach den<br />
Landtagswahlen die Politik nachhaltig an<br />
ihr Versprechen erinnern und nervig sein<br />
müssen, da<strong>mit</strong> schnellstmöglich die Einbeziehung<br />
der Zulage in das Ruhegehalt erfolgt.<br />
Als <strong>GdP</strong> müssen wir auch schnellstmöglich<br />
die Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit<br />
vorantreiben. Ich würde mir<br />
wünschen, dass jeder nach x-Jahren Dienst<br />
unter Berücksichtigung von besonderen<br />
Belastungen (z.B. WWD) sagen kann: „Für<br />
mich ist jetzt Schluss! Mit vollen Ruhegehaltbezügen<br />
entscheide ich mich nun zu<br />
Hause zu bleiben.“ Natürlich wurmt mich<br />
auch, dass wir den Deckelungsbeschluss,<br />
der ja fatale Auswirkungen auf die Funktionsordnung<br />
hat, noch nicht in Gänze kippen<br />
konnten. Aber daran werden wir weiter<br />
<strong>mit</strong> Vehemenz arbeiten.<br />
Es gibt noch viele weitere Dinge, die wir<br />
als <strong>GdP</strong> anzupacken haben. Sie hier jetzt<br />
im Einzelnen aufzuführen, würde – wie<br />
bereits gesagt - zu weit führen.<br />
HAA: Was glaubst du, wie die Personalratswahlen<br />
ausgehen?<br />
<strong>Willi</strong>: Ich glaube, dass wir als <strong>GdP</strong> im Land<br />
und auch hier bei uns im PP ein gute<br />
Wahlergebnisse erzielen können. Unsere<br />
Kolleginnen und Kollegen wissen genau,<br />
wer von den angetretenen Berufsorganisationen<br />
nachhaltig etwas für die Beschäftigen<br />
herausholen kann oder eben nicht.<br />
Das sage ich nicht aus einer gewissen Ü-<br />
berheblichkeit heraus, sondern aus tiefster<br />
Überzeugung. Ich bin mir sicher, dass<br />
unsere Beschäftigten sehr wohl unterscheiden<br />
können zwischen denen, die nur<br />
Sprüche klopfen und es dann dabei belassen,<br />
und denen, die ideologisch geprägte<br />
und berechtigte, klare Forderungen definieren<br />
und sie dann <strong>mit</strong> vehementer Zielstrebigkeit<br />
und großer Kampfbereitschaft<br />
durchzusetzen versuchen. Das Letztgenannte<br />
trifft ausschließlich auf die <strong>GdP</strong> zu.<br />
Ich würde mich riesig freuen, wenn man<br />
uns wieder das Vertrauen schenken würde.<br />
Das würde uns Ansporn für die nächsten<br />
Jahre sein, um diesen Bonus Tag für<br />
Tag <strong>mit</strong> voller Tatkraft zu rechtfertigen.<br />
HAA: Vielen Dank für die aufschlussreichen<br />
und offenen Antworten.