Arthritis bei Kindern - Gesundheit.bs.ch
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<strong>Arthritis</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong><br />
Ein Ratgeber für<br />
Eltern und Angehörige
Inhalt<br />
<strong>Arthritis</strong> <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> 6<br />
Liebe Eltern und Angehörige<br />
Kinder, die an einer <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Gelenkentzündung erkrankt sind, sollen<br />
mögli<strong>ch</strong>st normal aufwa<strong>ch</strong>sen. In die S<strong>ch</strong>ule gehen und Sport ausüben,<br />
ein Hobby pflegen und mit Glei<strong>ch</strong>altrigen zusammen sein. Dieses<br />
Ziel setzen wir uns <strong>bei</strong> der medizinis<strong>ch</strong>en Betreuung Ihres Kindes und<br />
ist au<strong>ch</strong> Ihr Anliegen als Eltern.<br />
Informieren Sie si<strong>ch</strong> über die Krankheit – speziell die Ihres Kindes – und<br />
die Behandlungsmögli<strong>ch</strong>keiten. Dazu gehören Medikamente und begleitende<br />
Therapien. Dies hilft Ihnen, mit der Situation besser zure<strong>ch</strong>tzukommen<br />
und als Familie die Krankheit in Ihren Alltag zu integrieren.<br />
Stehen Sie Ihrem Kind <strong>bei</strong>, aber lassen Sie es au<strong>ch</strong> stark werden und<br />
nehmen Sie ihm ni<strong>ch</strong>t alles ab.<br />
Die folgenden Informationen mö<strong>ch</strong>ten Ihnen da<strong>bei</strong> helfen.<br />
Dr. med. Daniela Kaiser<br />
Kinderspital Luzern<br />
Juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong> 9<br />
Gelenkentzündung 10<br />
Ers<strong>ch</strong>einungsformen 13<br />
Laboruntersu<strong>ch</strong>ungen 18<br />
Uveitis 20<br />
Kiefergelenkarthritis 23<br />
Prognose 24<br />
Medikamentöse Therapie 27<br />
Ni<strong>ch</strong>t-steroidale Antirheumatika (NSAR) 28<br />
Cortisonhaltige Medikamente (Steroide) 28<br />
Injektionstherapie 30<br />
Basistherapie 31<br />
Biologika 35<br />
Informationen 41<br />
Physio- und Ergotherapie 41<br />
Impfempfehlungen 42<br />
Komplementärmedizin 43<br />
Sport 44<br />
Ernährung 45<br />
Familie 47<br />
S<strong>ch</strong>ule und Beruf 50<br />
Versi<strong>ch</strong>erungen 52<br />
S<strong>ch</strong>luss 53<br />
Erklärung von Fa<strong>ch</strong>ausdrücken 55<br />
Über die Rheumaliga / Weitere Literatur 56<br />
Nützli<strong>ch</strong>e Kontakte 57<br />
Impressum 58
«Stehen Sie<br />
Ihrem Kind <strong>bei</strong>,<br />
aber lassen<br />
Sie es au<strong>ch</strong> stark<br />
werden.»<br />
4 5
<strong>Arthritis</strong> <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong><br />
Rheuma <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong>?<br />
In erster Linie denkt man <strong>bei</strong> Rheuma an ältere Mens<strong>ch</strong>en. Do<strong>ch</strong> Rheuma<br />
kennt keine Altersgrenzen: S<strong>ch</strong>on Säuglinge und Kleinkinder können<br />
an Rheuma erkranken. Neben Wa<strong>ch</strong>stumsstörungen oder S<strong>ch</strong>merzen<br />
am Bewegungsapparat können Kinder eben au<strong>ch</strong> entzündli<strong>ch</strong>e Gelenkerkrankungen<br />
entwickeln: Die «juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong>». <strong>Arthritis</strong><br />
bedeutet Gelenkentzündung.<br />
Oft beginnen sol<strong>ch</strong>e Gelenkentzündungen relativ harmlos. Eine S<strong>ch</strong>wellung<br />
an einem oder mehreren Gelenken tritt auf, ohne dass die Kinder<br />
über S<strong>ch</strong>merzen klagen, wie wir Erwa<strong>ch</strong>sene es erwarten würden. Aber<br />
typis<strong>ch</strong>erweise äussern gerade jüngere Kinder wenig S<strong>ch</strong>merzen – sie<br />
mö<strong>ch</strong>ten viellei<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> wieder mehr getragen werden.<br />
Steht die Gelenkentzündung in Zusammenhang mit einer kürzli<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>ten Infektion, handelt es si<strong>ch</strong> um eine akute <strong>Arthritis</strong>. Diese<br />
ist meist gut therapierbar und klingt in der Regel folgenlos na<strong>ch</strong> Tagen<br />
bis Wo<strong>ch</strong>en wieder ab.<br />
Lage, die Befunde wie ein Puzzle zusammenzufügen und die ri<strong>ch</strong>tige<br />
Diagnose zu stellen. Eine Heilung der Erkrankung ist leider no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mögli<strong>ch</strong>, aber heute stehen sehr wirksame Therapien zu Verfügung.<br />
Gelenkbes<strong>ch</strong>werden <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> sollten immer ernst genommen<br />
werden. Länger bestehende Gelenkentzündungen müssen dur<strong>ch</strong><br />
einen Kinderrheumatologen abgeklärt werden.<br />
Was ist Rheuma?<br />
Rheuma ist ni<strong>ch</strong>t eine einzelne Erkrankung. Die Rheumatologie bes<strong>ch</strong>äftigt<br />
si<strong>ch</strong> ganz allgemein mit vers<strong>ch</strong>iedensten Erkrankungen des<br />
Bewegungsapparates, dazu gehören Muskeln, Kno<strong>ch</strong>en, Gelenke, Sehnen<br />
und Bänder.<br />
Der Begriff Rheuma kommt aus dem Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en und bedeutet Fliessen.<br />
Die alten Grie<strong>ch</strong>en glaubten, die Ursa<strong>ch</strong>e des Rheumatismus liege<br />
im Herabfliessen von kaltem S<strong>ch</strong>leim aus dem Nasen-Ra<strong>ch</strong>en-Raum in<br />
die darunterliegenden Körpera<strong>bs</strong><strong>ch</strong>nitte und somit au<strong>ch</strong> die Extremitäten.<br />
Es gibt aber au<strong>ch</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e Erkrankungen, die zu Beginn ni<strong>ch</strong>t immer<br />
Bis heute erhalten si<strong>ch</strong> althergebra<strong>ch</strong>te Vorstellungen über Rheuma<br />
lei<strong>ch</strong>t abzugrenzen sind. Dazu gehören die juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong>,<br />
in der Bevölkerung. Gerade in den vergangenen Jahrzehnten wurden<br />
Bindegewe<strong>bs</strong>entzündungen (Kollagenosen) und Gefässentzündun-<br />
jedo<strong>ch</strong> in der Rheumatologie enorme wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Forts<strong>ch</strong>ritte er-<br />
gen (Vaskulitiden). Chronis<strong>ch</strong>e Entzündungen bergen die Gefahr einer<br />
zielt betreffend Krankheitsverständnis, aber au<strong>ch</strong> in der Diagnostik und<br />
dauerhaften Gelenks<strong>ch</strong>ädigung. Um die Krankheit zu diagnostizieren,<br />
<strong>bei</strong> den Therapien. Die pädiatris<strong>ch</strong>e Rheumatologie hat si<strong>ch</strong> rasant zu<br />
brau<strong>ch</strong>t es eine fa<strong>ch</strong>ärztli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung, Laboranalysen und Röntgenaufnahmen.<br />
einem innovativen Spezialgebiet innerhalb der Kinderheilkunde entwi-<br />
Ein Spezialist für Kinderrheumatologie ist dann in der<br />
ckelt.<br />
6 7
Juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong><br />
Was ist das?<br />
Die juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong> ist eine Form einer rheumatis<strong>ch</strong>en<br />
Erkrankung. Sie ist gekennzei<strong>ch</strong>net dur<strong>ch</strong> eine fortbestehende entzündli<strong>ch</strong>e<br />
Erkrankung der Gelenke. Typis<strong>ch</strong>e Zei<strong>ch</strong>en sind S<strong>ch</strong>wellung,<br />
S<strong>ch</strong>merzen und Bewegungseins<strong>ch</strong>ränkung am betroffenen Gelenk. Die<br />
Entzündung dauert über mehrere Wo<strong>ch</strong>en an, andere Ursa<strong>ch</strong>en für Gelenksbes<strong>ch</strong>werden<br />
wie Verletzungen und Infektionen müssen ausges<strong>ch</strong>lossen<br />
sein.<br />
Was bedeutet juvenil?<br />
Da si<strong>ch</strong> die Krankheit <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> von entzündli<strong>ch</strong>en Erkrankungen des<br />
Erwa<strong>ch</strong>senen unters<strong>ch</strong>eidet, verwendet man das Wort «juvenil» und<br />
meint damit den Krankheitsbeginn vor dem 16. Lebensjahr.<br />
Was sind die Ursa<strong>ch</strong>en der Erkrankung?<br />
«Gestalten Sie<br />
Ihr Leben mit dem<br />
Kind so normal<br />
wie mögli<strong>ch</strong>.»<br />
Die genauen Krankheitsursa<strong>ch</strong>en sind no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vollständig aufgeklärt,<br />
deshalb verwendet man den Begriff «idiopathis<strong>ch</strong>». Do<strong>ch</strong> man geht davon<br />
aus, dass eine Fehlregulation des Immunsystems vorliegt, die si<strong>ch</strong><br />
vor allem in den Gelenken bemerkbar ma<strong>ch</strong>t. Deshalb ist die juvenile<br />
idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong> eine Autoimmunerkrankung. Der Körper kann<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr zwis<strong>ch</strong>en körpereigen und körperfremd unters<strong>ch</strong>eiden. Die<br />
Immunabwehr ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr nur gegen Körperfremdes wie<br />
Viren oder Bakterien, sondern au<strong>ch</strong> gegen körpereigene Organe wie die<br />
Gelenkshaut, und es kommt zu einer Entzündung des Gelenks.<br />
Autoimmunerkrankungen sind also Ausdruck einer Überreaktion<br />
des Immunssystems und ni<strong>ch</strong>t einer Immuns<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e.<br />
8<br />
9
Ist die juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong> vererbbar?<br />
Die juvenile <strong>Arthritis</strong> ist keine Erbkrankheit, die direkt von den Eltern<br />
aufs Kind übertragen wird. Deshalb sind nur selten Ges<strong>ch</strong>wister betroffen.<br />
Aber es besteht eine Veranlagung, auf Umweltfaktoren mit einer<br />
Gelenk- oder Organentzündung zu reagieren.<br />
Hätte man die Krankheit verhindern können?<br />
Wenn Sie si<strong>ch</strong> fragen, ob Sie etwas fals<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t haben als Eltern,<br />
muss man sagen: nein, Sie tragen keine S<strong>ch</strong>uld. Man hätte die Krankheit<br />
ni<strong>ch</strong>t verhindern können – aber Sie können jetzt viel tun, damit Ihrem<br />
Kind geholfen wird.<br />
a<br />
b<br />
d<br />
c<br />
e<br />
g<br />
f<br />
a Gelenkkapsel<br />
b Gelenkinnenhaut<br />
(Synovia)<br />
c Gelenkknorpel<br />
d gelenknaher Kno<strong>ch</strong>en<br />
e Pannus<br />
f Reparationsgewebe<br />
g vers<strong>ch</strong>mälerter<br />
Gelenkspalt<br />
Gelenkentzündung<br />
Was passiert in einem entzündeten Gelenk?<br />
Die Gelenkinnenhaut (Synovia), die das Gelenk auskleidet, ist gewöhnli<strong>ch</strong><br />
sehr dünn. Ihre Funktion ist es, wenig Flüssigkeit zu produzieren,<br />
um eine gute Bewegli<strong>ch</strong>keit des Gelenkes zu gewährleisten. Bei Auftreten<br />
einer Entzündung wird die Gelenkinnenhaut von Entzündungszellen<br />
infiltriert und es kommt zu einem Ans<strong>ch</strong>wellen (Pannus) mit vermehrter<br />
Flüssigkeitsbildung, einem Erguss.<br />
Das Gelenk s<strong>ch</strong>willt au<strong>ch</strong> äusserli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar an und ist als Zei<strong>ch</strong>en der<br />
aktiven Entzündung überwärmt. Glei<strong>ch</strong>zeitig treten S<strong>ch</strong>merzen auf und<br />
es kommt fast immer zu einer Eins<strong>ch</strong>ränkung der Funktion. Je na<strong>ch</strong><br />
Lokalisation der Erkrankung fällt auf, dass das Kind hinkt oder S<strong>ch</strong>wierigkeiten<br />
<strong>bei</strong>m S<strong>ch</strong>reiben entwickelt.<br />
Was sind die Folgen der Gelenkentzündung?<br />
Wird die Gelenkentzündung über Monate ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig behandelt, können<br />
dauerhafte S<strong>ch</strong>äden entstehen. Zum einen wird dur<strong>ch</strong> die Entzündung<br />
der Gelenkknorpel zerstört, der si<strong>ch</strong> sel<strong>bs</strong>t ni<strong>ch</strong>t mehr reparieren kann.<br />
Es kommt zu einer frühzeitigen Arthrose mit einer Vers<strong>ch</strong>mälerung des<br />
Abbildung 1: Gesundes gegenüber entzündetem Gelenk<br />
Dur<strong>ch</strong> die Fehlregulation des Immunsystems sammeln si<strong>ch</strong> Abwehrzellen wie Makrophagen<br />
oder T-Zellen in den Gelenken an. Zudem werden entzündli<strong>ch</strong>e Botenstoffe,<br />
sogenannte Zytokine, freigesetzt. Sie dienen der Informationsübermittlung zwis<strong>ch</strong>en<br />
den Zellen. Vor allem die Botenstoffe Tumornekrosefaktor-alpha und Interleukin liegen<br />
im Übers<strong>ch</strong>uss vor, unterhalten und fördern eine dauerhafte Entzündungsreaktion.<br />
Dadur<strong>ch</strong> kommt es zu einem übers<strong>ch</strong>iessenden Wa<strong>ch</strong>stum der Gelenkinnenhaut, der<br />
Synovia. Diese kann sehr dick werden mit Bildung eines aggressiven Bindegewebes.<br />
Dieses Gewebe sowie die Flüssigkeit mit den freigesetzten Su<strong>bs</strong>tanzen bewirken eine<br />
Zerstörung des Gelenkknorpels, später au<strong>ch</strong> des anliegenden Kno<strong>ch</strong>ens.<br />
Gelenkspaltes und Bildung von Reparationsgewebe. Dies führt zu einer<br />
dauerhaften Gelenkdeformation. Zum andern nimmt das Kind mit dem<br />
betroffenen Gelenk automatis<strong>ch</strong> eine S<strong>ch</strong>on- oder Ruhestellung zwis<strong>ch</strong>en<br />
Beugung und Streckung ein, in der die S<strong>ch</strong>merzen am geringsten<br />
sind. Dur<strong>ch</strong> das häufige Verharren in dieser Position und dur<strong>ch</strong> die<br />
mangelnde Bewegung kann es auf Dauer zur Verkürzung von Bändern<br />
und Sehnen und zum Muskelabbau kommen. Längerfristig entsteht eine<br />
Fehlstellung und bleibende Bewegungseins<strong>ch</strong>ränkung am Gelenk.<br />
10 11
Kann das Wa<strong>ch</strong>stum beeinträ<strong>ch</strong>tigt sein?<br />
Bei <strong>Kindern</strong> speziell zu berücksi<strong>ch</strong>tigen sind die Wa<strong>ch</strong>stumsstörungen.<br />
Das Skelettwa<strong>ch</strong>stum findet in den sogenannten Wa<strong>ch</strong>stumsfugen statt,<br />
die gelenknah gelegen sind. Die <strong>Arthritis</strong> führt zu einer Wa<strong>ch</strong>stumsstörung<br />
der anliegenden Kno<strong>ch</strong>en. Folgen sind dann zum Beispiel eine<br />
Beinlängendifferenz oder eine Verkürzung des Kiefers mit Zahnfehlstellungen.<br />
Au<strong>ch</strong> eine Wa<strong>ch</strong>stumsstörung hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Körperlänge ist <strong>bei</strong> einer systemis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Arthritis</strong> oder s<strong>ch</strong>wer verlaufenden Polyarthritis mögli<strong>ch</strong>. Ein<br />
Minderwu<strong>ch</strong>s ist heute allerdings sehr selten, da das Wa<strong>ch</strong>stum aufgeholt<br />
wird, sobald die Entzündung unter Kontrolle ist.<br />
Gerade <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> ist es also wi<strong>ch</strong>tig, eine juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong><br />
re<strong>ch</strong>tzeitig zu diagnostizieren und entspre<strong>ch</strong>end zu behandeln,<br />
da die Entzündungsprozesse im Gelenk zu irreversiblen S<strong>ch</strong>ädigungen<br />
führen. Die betreuende Kinderrheumatologin oder der betreuende Kinderrheumatologe<br />
wird diesen Aspekt jeweils sorgfältig im Auge haben.<br />
Ers<strong>ch</strong>einungsformen<br />
Im Folgenden werden die vers<strong>ch</strong>iedenen Untergruppen der juvenilen<br />
idiopathis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong> erörtert. Ein wi<strong>ch</strong>tiges Unters<strong>ch</strong>eidungsmerkmal<br />
ist die Zahl entzündeter Gelenke: Bei mindestens fünf entzündeten<br />
Gelenken spri<strong>ch</strong>t man von einer Polyarthritis, <strong>bei</strong> weniger als fünf entzündeten<br />
Gelenken von einer Oligoarthritis.<br />
Systemis<strong>ch</strong>e juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong><br />
Diese Form der <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong> zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das Vorhandensein<br />
von Allgemeiners<strong>ch</strong>einungen aus. Das wi<strong>ch</strong>tigste Allgemeinsymptom<br />
ist das über Wo<strong>ch</strong>en wiederkehrende Fieber, das häufig von<br />
einem Hautauss<strong>ch</strong>lag begleitet ist. Weitere Ers<strong>ch</strong>einungen sind Gelenkund<br />
Muskels<strong>ch</strong>merzen sowie eine Beteiligung der inneren Organe. Im<br />
Blut finden si<strong>ch</strong> erhöhte Entzündungszei<strong>ch</strong>en.<br />
Die Gelenkentzündung kann <strong>bei</strong> Beginn der Erkrankung vorhanden<br />
sein, häufig ers<strong>ch</strong>eint sie aber erst später. Sie kann dann polyartikulär<br />
oder oligoartikulär verlaufen. Im weiteren Verlauf stehen die Gelenkentzündungen<br />
dann im Vordergrund. Nur <strong>bei</strong> einer Minderheit bleiben<br />
Allgemeiners<strong>ch</strong>einungen bestehen. Die systemis<strong>ch</strong>e Form der juvenilen<br />
idiopathis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong> ma<strong>ch</strong>t weniger als zehn Prozent aller Fälle von<br />
juveniler idiopathis<strong>ch</strong>er <strong>Arthritis</strong> aus. Sie ist eine typis<strong>ch</strong>e Erkrankung<br />
des Kindesalters und kommt <strong>bei</strong> Erwa<strong>ch</strong>senen selten vor.<br />
Die systemis<strong>ch</strong>e juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong> hat eine unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Prognose. Etwa die Hälfte der Patienten hat wenige Gelenkbes<strong>ch</strong>werden<br />
und die Erkrankung zeigt si<strong>ch</strong> überwiegend dur<strong>ch</strong> Allgemeinsymptome.<br />
Die endgültige Prognose ist meist gut und alle<br />
Krankheitsers<strong>ch</strong>einungen vers<strong>ch</strong>winden häufig. Bei der anderen Hälfte<br />
der Patienten findet si<strong>ch</strong> eine fortbestehende Gelenkentzündung, während<br />
die Allgemeinsymptome vers<strong>ch</strong>winden. Gelenks<strong>ch</strong>ädigungen können<br />
si<strong>ch</strong> vor allem <strong>bei</strong> diesen Patienten entwickeln. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> gibt es<br />
eine geringe Anzahl von Patienten, <strong>bei</strong> denen die Allgemeinsymptome in<br />
Gegenwart des Gelenkbefalls bestehen bleiben. Diese Patienten brau<strong>ch</strong>en<br />
die intensivste Therapie.<br />
12 13
«Ermutigen<br />
Sie Ihr Kind, sein<br />
Befinden auszudrücken.»<br />
Rheumafaktor-negative Polyarthritis<br />
Oligoartikuläre juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong><br />
Die Oligoarthritis ist die häufigste Form der juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Arthritis</strong> und ma<strong>ch</strong>t etwa 50 Prozent aller Fälle aus. Ni<strong>ch</strong>t wenige Patienten<br />
haben positive Antikörper (ANA) und entwickeln eine Augenbeteiligung,<br />
Uveitis genannt. Die Oligoarthritis beginnt häufig vor dem se<strong>ch</strong>sten<br />
Lebensjahr und betrifft mehr Mäd<strong>ch</strong>en als Knaben.<br />
Bei der Oligoarthritis sind weniger als fünf Gelenke während der ersten<br />
se<strong>ch</strong>s Monate betroffen und es bestehen keine Allgemeiners<strong>ch</strong>einungen.<br />
Die <strong>Arthritis</strong> findet si<strong>ch</strong> häufig an grossen Gelenken wie zum<br />
Beispiel am Knie und an den Sprunggelenken in asymmetris<strong>ch</strong>er Form.<br />
Man<strong>ch</strong>mal ist au<strong>ch</strong> nur ein Gelenk betroffen, dies wird als Monarthritis<br />
bezei<strong>ch</strong>net. Die oligoartikuläre juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong> hat oft<br />
eine gute Prognose. Mit einer entspre<strong>ch</strong>enden Behandlung kommt es<br />
<strong>bei</strong> vielen zu einem Rückgang der Gelenkentzündung.<br />
Bei einigen Patienten nimmt der Gelenkbefall na<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s Monaten<br />
zu; man spri<strong>ch</strong>t dann von «extended oligoarthritis», was ausgedehnte<br />
Oligoarthritis bedeutet. Die Krankheitserwartung vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tert si<strong>ch</strong>,<br />
wenn es zu einer Ausdehnung des Gelenkbefalls kommt.<br />
Bei <strong>Kindern</strong> oder Jugendli<strong>ch</strong>en mit polyartikulärer juveniler idiopathis<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Arthritis</strong> sind mindestens fünf Gelenke betroffen während den<br />
ersten se<strong>ch</strong>s Monaten der Erkrankung. Ist der Rheumafaktor im Blut<br />
ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>weisbar, gehören sie zur Rheumafaktor-negativen Form der<br />
juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en Polyarthritis. Der Rheumafaktor ist ein Eiweisskörper,<br />
der gegen den eigenen Körper reagiert, also ein Autoantikörper.<br />
Die Rheumafaktor-negative polyartikuläre juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong><br />
ma<strong>ch</strong>t etwa 15 bis 20 Prozent aller Fälle von juveniler idiopathis<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Arthritis</strong> aus. Die Erkrankung kann jederzeit im Kindesalter auftreten.<br />
Die Prognose, also die Erwartung, wie die Erkrankung ausgehen wird,<br />
ist unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>. Gewöhnli<strong>ch</strong> startet die <strong>Arthritis</strong> in mehreren Gelenken<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig. Seltener beginnt die Entzündung nur in einem oder<br />
zwei Gelenken und breitet si<strong>ch</strong> dann aus.<br />
Zwei Lokalisationen, die betroffen sein können, seien speziell erwähnt:<br />
das Kiefergelenk und die Halswirbelsäule. Das Kiefergelenk ma<strong>ch</strong>t<br />
selten Symptome, führt aber zu einer verminderten Mundöffnung; gelegentli<strong>ch</strong><br />
treten Kaubes<strong>ch</strong>werden auf. Eine Beteiligung der Halswirbelsäule<br />
äussert si<strong>ch</strong> als S<strong>ch</strong>iefhals, kann aber häufig gut überspielt<br />
werden. Der betreuende Arzt wird diese Gelenke untersu<strong>ch</strong>en und Sie<br />
informieren, falls weitere Abklärungen, wie zum Beispiel eine MRI-<br />
Untersu<strong>ch</strong>ung, notwendig sind. Neben den Gelenken können <strong>bei</strong> dieser<br />
Form au<strong>ch</strong> die Sehnen entzündet sein.<br />
14 15
Die Rheumafaktor-negative polyartikuläre juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong><br />
ist sowohl im Verlauf der Ers<strong>ch</strong>einungen als au<strong>ch</strong> in der Prognose<br />
<strong>bei</strong> den einzelnen Patienten unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>. Insgesamt ist die Prognose<br />
jedo<strong>ch</strong> besser als <strong>bei</strong> der Rheumafaktor-positiven Form. Nur etwa ein<br />
Viertel der Patienten entwickelt s<strong>ch</strong>were Gelenks<strong>ch</strong>äden.<br />
Kinderrheumatologis<strong>ch</strong>e Erkrankungen sind <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e Erkrankungen<br />
mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>em Verlauf. Wird das Kind regelmässig<br />
kinderrheumatologis<strong>ch</strong> betreut und beteiligt si<strong>ch</strong> an<br />
den empfohlenen Therapien, wird für die meisten Patienten eine<br />
normale Lebensqualität gewährleistet mit einer günstigen Zukunftsperspektive.<br />
Rheumafaktor-positive Polyarthritis<br />
Die Rheumafaktor-positive Polyarthritis ist im Kindesalter selten, sie<br />
ma<strong>ch</strong>t weniger als fünf Prozent aller Fälle mit juveniler idiopathis<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Arthritis</strong> aus. Die <strong>Arthritis</strong> beginnt in mehreren Gelenken glei<strong>ch</strong>zeitig.<br />
Das Auftreten dieser Form <strong>bei</strong> Teenagern erinnert an die Rheumafaktorpositive<br />
<strong>Arthritis</strong> im Erwa<strong>ch</strong>senenalter. Die rheumatoide Polyarthritis ist<br />
die häufigste <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> entzündli<strong>ch</strong>e Gelenkerkrankung des Erwa<strong>ch</strong>senen.<br />
Typis<strong>ch</strong> ist eine symmetris<strong>ch</strong>e Gelenkentzündung, die anfangs insbesondere<br />
die kleinen Gelenke an Händen und Füssen betrifft und si<strong>ch</strong><br />
dann ausdehnt. Die Erkrankung ist <strong>bei</strong> Mäd<strong>ch</strong>en häufiger und beginnt<br />
meist na<strong>ch</strong> dem zehnten Lebensjahr. Diese Form hinterlässt s<strong>ch</strong>werere<br />
Gelenks<strong>ch</strong>ädigungen, sie benötigt deshalb frühzeitig eine stark antientzündli<strong>ch</strong>e<br />
Therapie.<br />
Gelenkentzündung verbunden mit Entzündung der Sehnenansätze<br />
Die meisten Kinder dieser Untergruppe haben eine Oligoarthritis, die<br />
überwiegend die grossen Gelenke der Beine betrifft. Zusätzli<strong>ch</strong> findet<br />
si<strong>ch</strong> eine Entzündung der Sehnenansätze, Enthesitis genannt. Ort dieser<br />
S<strong>ch</strong>merzen kann zum Beispiel die Ferse sein. Kommt es zu einer<br />
Augenbeteiligung, handelt es si<strong>ch</strong> um eine akute Iridozyklitis mit einem<br />
geröteten Auge, verstärkter Tränenbildung und Li<strong>ch</strong>tempfindli<strong>ch</strong>keit.<br />
Die meisten Patienten tragen ein genetis<strong>ch</strong>es Merkmal, das HLA B27<br />
genannt wird und im Labor bestimmt werden kann. Dieses Merkmal<br />
sowie die Erkrankung können in der Familie weitergegeben werden.<br />
Die Erkrankung betrifft besonders Jungen und beginnt häufig erst na<strong>ch</strong><br />
dem siebten bis a<strong>ch</strong>ten Lebensjahr.<br />
Der Verlauf ist unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>. Bei einigen Patienten vers<strong>ch</strong>windet die<br />
Erkrankung, während sie si<strong>ch</strong> <strong>bei</strong> anderen in der Pubertät ausdehnt und<br />
au<strong>ch</strong> die Wirbelsäule betrifft. Diese Form der Gelenkentzündung gehört<br />
zu einer Gruppe von Erkrankungen, die <strong>bei</strong> Erwa<strong>ch</strong>senen häufig sind<br />
und Spondylarthropathien genannt werden, weil sie die Wirbelsäule betreffen<br />
können.<br />
Psoriasis-<strong>Arthritis</strong><br />
Diese Form der Erkrankung zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> aus dur<strong>ch</strong> das glei<strong>ch</strong>zeitige<br />
Vorhandensein von Gelenkentzündung und Psoriasis (S<strong>ch</strong>uppenfle<strong>ch</strong>te)<br />
oder Ers<strong>ch</strong>einungen, die zur S<strong>ch</strong>uppenfle<strong>ch</strong>te gehören. Die Psoriasis<br />
ist eine Hauterkrankung mit Berei<strong>ch</strong>en entzündeter s<strong>ch</strong>uppender Haut,<br />
zum Beispiel über den Ellenbogen und Knien. Die Hauterkrankung kann<br />
der Gelenkerkrankung vorausgehen oder folgen. Die weiteren klinis<strong>ch</strong>en<br />
Ers<strong>ch</strong>einungen und die Prognose sind unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>.<br />
16 17
«Die Diagnose<br />
beruht auf der<br />
Auswertung aller<br />
Befunde.»<br />
Laboruntersu<strong>ch</strong>ungen<br />
Wel<strong>ch</strong>e Laboruntersu<strong>ch</strong>ungen sind notwendig?<br />
Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung sind vers<strong>ch</strong>iedene Laboruntersu<strong>ch</strong>ungen<br />
notwendig. Mit der Blutsenkungsges<strong>ch</strong>windigkeit (BSG)<br />
und dem C-reaktiven Protein (CRP) wird zum Beispiel das Ausmass der<br />
allgemeinen Entzündung gemessen. Au<strong>ch</strong> die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Antikörpern<br />
gehört zur Ausgangsuntersu<strong>ch</strong>ung.<br />
Laborbefunde ergänzen oder bestätigen man<strong>ch</strong>mal die klinis<strong>ch</strong>en Befunde.<br />
Es gibt allerdings keinen Bluttest, der es erlaubt, die juvenile<br />
<strong>Arthritis</strong> von anderen Krankheiten abzugrenzen. Bei Verda<strong>ch</strong>t auf eine<br />
rheumatis<strong>ch</strong>e Erkrankung müssen alle Befunde wie <strong>bei</strong> einem Puzzle<br />
zusammengefügt werden, um zur Diagnose zu gelangen. Je na<strong>ch</strong>dem,<br />
wel<strong>ch</strong>e Therapie gewählt wird, muss der Patient mögli<strong>ch</strong>erweise<br />
regelmässig untersu<strong>ch</strong>t werden. Laboruntersu<strong>ch</strong>ungen können sein:<br />
Blutbild, Leberwerte, Urinuntersu<strong>ch</strong>ung. Damit mö<strong>ch</strong>te man mögli<strong>ch</strong>e<br />
Nebenwirkungen der Medikamente erfassen.<br />
Ist <strong>bei</strong> Rheuma der Rheumafaktor positiv?<br />
Der Rheumafaktor (RF) ist ein Autoantikörper, der <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> selten<br />
vorhanden ist. Einzig <strong>bei</strong> der polyartikulären Form der juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Arthritis</strong> kann er gelegentli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>gewiesen werden. Die Diagnose<br />
«juvenile <strong>Arthritis</strong>» wird also ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> einen positiven Rheumafaktor<br />
definiert.<br />
Was bedeutet es, HLA-B27 positiv zu sein?<br />
Das HLA-B27 ist ein Merkmal an Körperzellen, das <strong>bei</strong> bis zu 80 Prozent<br />
der Patienten positiv ist, die eine Gelenkentzündung mit Entzündung<br />
der Sehnenansätze haben. Die Häufigkeit in der Allgemeinbevölkerung<br />
ist deutli<strong>ch</strong> niedriger mit fünf bis a<strong>ch</strong>t Prozent. Trotzdem zeigt dies auf,<br />
dass viele Mens<strong>ch</strong>en mit diesem genetis<strong>ch</strong>en Merkmal gesund sind.<br />
Die Genetik stellt <strong>bei</strong> entzündli<strong>ch</strong>en rheumatis<strong>ch</strong>en Erkrankungen nur<br />
Veranlagungen dar und muss ni<strong>ch</strong>t immer mit einer Erkrankung einhergehen.<br />
Was sind antinukleäre Antikörper (ANA)?<br />
Sie finden si<strong>ch</strong> gehäuft <strong>bei</strong> jungen <strong>Kindern</strong> mit oligoartikulärer Verlaufsform.<br />
Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass Kinder mit positiven Antikörpern ein erhöhtes<br />
Risiko haben, eine Augenentzündung zu entwickeln. Diese Patienten<br />
werden deshalb vom Augenarzt in regelmässigen A<strong>bs</strong>tänden untersu<strong>ch</strong>t.<br />
18 19
Uveitis<br />
Weshalb ist eine Augenuntersu<strong>ch</strong>ung <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> mit <strong>Arthritis</strong> nötig?<br />
Je na<strong>ch</strong> Form der zugrundeliegenden juvenilen <strong>Arthritis</strong> kommt es <strong>bei</strong><br />
15 Prozent der Kinder au<strong>ch</strong> zu einer Entzündung im Augeninnern. Betroffen<br />
ist die Regenbogenhaut (= Iris, der Augena<strong>bs</strong><strong>ch</strong>nitt, wel<strong>ch</strong>er die<br />
Augenfarbe ausma<strong>ch</strong>t) sowie der Ziliarkörper. Die Entzündung dieser<br />
Strukturen heisst deshalb Iridocyclitis oder Uveitis.<br />
Die Uveitis wird normalerweise weder von den Eltern no<strong>ch</strong> vom Kind<br />
bemerkt, weil sie von aussen ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong>tbar ist und stumm verläuft.<br />
Kinder mit einer juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong> müssen deswegen<br />
regelmässig vom Augenarzt mittels Spaltlampe untersu<strong>ch</strong>t werden.<br />
Die Untersu<strong>ch</strong>ung ist ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>merzhaft, erfordert aber eine gewisse<br />
Kooperation. Deshalb ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass Sie ihr Kind gut darauf vorbereiten.<br />
Bei <strong>Kindern</strong> mit hohem Risiko muss eine Spaltlampenuntersu<strong>ch</strong>ung<br />
mindestens alle drei Monate dur<strong>ch</strong>geführt werden. Wird eine<br />
Uveitis festgestellt, müssen engmas<strong>ch</strong>ige Kontrollen erfolgen.<br />
Gibt es einen Zusammenhang mit der Gelenkentzündung?<br />
Augen- und Gelenkerkrankung verlaufen unabhängig voneinander, so<br />
dass die regelmässige Spaltlampenuntersu<strong>ch</strong>ung fortgeführt werden<br />
muss, au<strong>ch</strong> wenn die Gelenkentzündung vers<strong>ch</strong>wunden ist. Meistens<br />
folgt die <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>e Iridocyclitis dem Beginn der Gelenkentzündung,<br />
sie kann jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>zeitig entdeckt werden. Selten geht sie dem<br />
Beginn einer Gelenkentzündung voraus: Diese Fälle können ungünstig<br />
verlaufen, da die Erkrankung ni<strong>ch</strong>t bemerkt wird bzw. erst bemerkt<br />
wird, wenn eine S<strong>ch</strong>ädigung des Auges bereits eingetreten ist.<br />
Wie verläuft die Augenentzündung?<br />
Die <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> rheumatis<strong>ch</strong>e Uveitis verläuft in wo<strong>ch</strong>enlangen Entzündungss<strong>ch</strong>üben,<br />
die si<strong>ch</strong> über Jahre in we<strong>ch</strong>selnden A<strong>bs</strong>tänden wiederholen<br />
können.<br />
Wie kommt es zu einer Uveitis?<br />
Wie <strong>bei</strong> der Gelenkentzündung ist au<strong>ch</strong> die Augenentzündung dur<strong>ch</strong> eine<br />
fehlgeleitete Reaktion des Abwehrsystems – diesmal gegen das Auge –<br />
bedingt (Autoimmunreaktion). Diese Komplikation wird meist <strong>bei</strong> jüngeren<br />
<strong>Kindern</strong> mit einer Oligoarthritis beoba<strong>ch</strong>tet. Positive antinukleäre<br />
Antikörper sind mit einem erhöhten Risiko für eine Entzündung der<br />
vorderen Augena<strong>bs</strong><strong>ch</strong>nitte verbunden. Der Kinderrheumatologe kann<br />
aufgrund der jeweiligen Konstellation die Untersu<strong>ch</strong>ungshäufigkeit<br />
<strong>bei</strong>m Augenarzt festlegen.<br />
Charakteristis<strong>ch</strong> für die <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> rheumatis<strong>ch</strong>e Uveitis ist der<br />
s<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>ende symptomarme Verlauf. Nur selten bemerken betroffene<br />
Kinder oder Sie als Eltern das Auftreten einer Entzündung.<br />
20 21
«A<strong>ch</strong>ten Sie<br />
auf regelmässige<br />
Kontrollen.»<br />
Kiefergelenkarthritis<br />
Weshalb wird die Entzündung der Kiefergelenke oft spät erkannt?<br />
Wenn die Uveitis ni<strong>ch</strong>t erkannt und entspre<strong>ch</strong>end behandelt wird, kann<br />
die Entzündung bleibende S<strong>ch</strong>ädigungen am Auge hinterlassen. Am Anfang<br />
stehen Verklebungen der Regenbogenhaut mit der dahinterliegenden<br />
Linse. Im weiteren Verlauf kann die Linse eintrüben, eine als grauer<br />
Star bezei<strong>ch</strong>nete Veränderung, die je na<strong>ch</strong> Ausprägung zu einer zunehmenden<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkung der Sehfähigkeit führt. Gefährli<strong>ch</strong> für das Auge<br />
sind Veränderungen des Augeninnendruckes.<br />
Therapie<br />
Die Uveitis kann mit Kortison-haltigen Augentropfen <strong>bei</strong> vielen <strong>Kindern</strong><br />
gut behandelt werden. Bei lang anhaltendem Verlauf ist gelegentli<strong>ch</strong><br />
eine systemis<strong>ch</strong>e Therapie notwendig. Dies au<strong>ch</strong>, weil steroidhaltige<br />
Augentropfen in hoher Dosierung oder <strong>bei</strong> langer Anwendung zu Nebenwirkungen<br />
am Auge führen können.<br />
Die frühzeitige Diagnose der Uveitis sowie eine engmas<strong>ch</strong>ige Betreuung<br />
dur<strong>ch</strong> einen erfahrenen Augenarzt sind ein wi<strong>ch</strong>tiger Indikator für eine<br />
gute Prognose.<br />
Die Beteiligung der Kiefergelenke <strong>bei</strong> der juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong><br />
ist bis heute wenig bekannt und au<strong>ch</strong> wenig bea<strong>ch</strong>tet. Neue Studien<br />
haben eine Kiefergelenkarthritis <strong>bei</strong> etwa der Hälfte aller betroffenen<br />
Kinder na<strong>ch</strong>gewiesen. Ausdruck der Entzündung können sein: S<strong>ch</strong>merzen<br />
<strong>bei</strong>m Kauen, Knirs<strong>ch</strong>en oder Knacken <strong>bei</strong>m Öffnen des Mundes sowie<br />
eine Eins<strong>ch</strong>ränkung der Mundöffnung. Ähnli<strong>ch</strong> wie <strong>bei</strong> der Uveitis<br />
sind au<strong>ch</strong> <strong>bei</strong> einer Entzündung der Kiefergelenke in den meisten Fällen<br />
keine Symptome feststellbar, was sel<strong>bs</strong>t erfahrenen Kinderrheumatologen<br />
die Diagnose ers<strong>ch</strong>wert.<br />
Weil die Wa<strong>ch</strong>stumszone des Unterkiefers direkt unter dem Gelenkknorpel<br />
liegt, führt eine Entzündung ras<strong>ch</strong> zu einer Wa<strong>ch</strong>stumsstörung<br />
des Unterkiefers. Ein einseitiger Befall bewirkt eine Gesi<strong>ch</strong>tsasymmetrie,<br />
ein <strong>bei</strong>dseitiger Befall eine Verkürzung des ganzen Unterkiefers.<br />
Damit einher gehen au<strong>ch</strong> Zahnfehlstellungen.<br />
Wie kann die Diagnose gestellt werden?<br />
Die Standarduntersu<strong>ch</strong>ung zur Beurteilung der Kiefergelenke ist die<br />
Magnetresonanztomographie (MRT oder MRI). Diese Bildgebung muss<br />
<strong>bei</strong> jüngeren <strong>Kindern</strong> in Narkose dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />
22 23<br />
Therapie<br />
Die Behandlung erfolgt immer im Kontext mit dem allgemeinen Krankheitsverlauf.<br />
Es ist eine lokale Cortison-Behandlung mögli<strong>ch</strong> als au<strong>ch</strong><br />
eine systemis<strong>ch</strong>e Therapie.
«Jedes Kind ist<br />
individuell, so au<strong>ch</strong><br />
seine Prognose.»<br />
Die juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong>, die mit einer Entzündung der Sehnenansätze<br />
verbunden ist, hat eine unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Prognose. Bei einigen<br />
Patienten vers<strong>ch</strong>windet die Erkrankung, während sie <strong>bei</strong> anderen<br />
forts<strong>ch</strong>reitet und au<strong>ch</strong> die Wirbelsäule und ihr nahe gelegene Gelenke<br />
betreffen kann.<br />
Prognose<br />
Wie sieht die langfristige Entwicklung der Gelenkentzündung aus?<br />
Leider gibt es bisher kein Merkmal <strong>bei</strong> der körperli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
oder im Labor, das <strong>bei</strong>m Einzelnen den Verlauf vorhersagen kann. Unsere<br />
Erfahrungen zeigen aber immer wieder, dass Eltern und Kinder,<br />
die über die Erkrankung informiert sind und die Behandlung mittragen,<br />
einen sehr wi<strong>ch</strong>tigen Beitrag zur Besserung der Erkrankung leisten.<br />
Die Prognose der Gelenkentzündung hängt von der Ers<strong>ch</strong>einungsform<br />
der <strong>Arthritis</strong> und dem S<strong>ch</strong>weregrad der Erkrankung ab. Sie ist <strong>bei</strong> angemessener<br />
und frühzeitiger Therapie deutli<strong>ch</strong> günstiger als <strong>bei</strong> rheumatis<strong>ch</strong>en<br />
Erkrankungen im Erwa<strong>ch</strong>senenalter. Bei den meisten <strong>Kindern</strong><br />
gelingt es, die Erkrankung mit Medikamenten zur Ruhe zu bringen. Bei<br />
einem Teil der Betroffenen kann die Erkrankung zum Stillstand kommen<br />
und die Medikamente können abgesetzt werden, andere haben au<strong>ch</strong> als<br />
Erwa<strong>ch</strong>sene Gelenkentzündungen.<br />
Kinder mit oligoartikulärer <strong>Arthritis</strong> haben bis zu 50 Prozent Chance,<br />
dass die Erkrankung wieder ausheilt. Patienten mit einer Polyarthritis<br />
haben generell eine etwas s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tere Langzeitprognose. Ist zusätzli<strong>ch</strong><br />
der Rheumafaktor positiv, besteht die Gefahr einer ras<strong>ch</strong> forts<strong>ch</strong>reitenden<br />
Gelenkzerstörung. Dann haben diese jugendli<strong>ch</strong>en Patienten meist<br />
einen ähnli<strong>ch</strong>en Verlauf wie Erwa<strong>ch</strong>sene mit rheumatoider Polyarthritis.<br />
24 25
Medikamentöse Therapie<br />
Kann die Krankheit geheilt werden?<br />
Bisher gibt es no<strong>ch</strong> keine Heilung der juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong>,<br />
aber es ist mögli<strong>ch</strong>, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen und die<br />
<strong>Arthritis</strong> dur<strong>ch</strong> eine geeignete medikamentöse Therapie zum Stillstand<br />
zu bringen.<br />
Die Therapie wird von Ihrem Arzt spezifis<strong>ch</strong> für Ihr Kind konzipiert unter<br />
Berücksi<strong>ch</strong>tigung vers<strong>ch</strong>iedener Gesi<strong>ch</strong>tspunkte wie Erkrankungsaktivität,<br />
Grösse, Gewi<strong>ch</strong>t etc. Eine Therapieänderung empfiehlt si<strong>ch</strong> daher<br />
immer nur na<strong>ch</strong> Rückspra<strong>ch</strong>e. Dur<strong>ch</strong> die medikamentöse Therapie soll<br />
verhindert werden, dass es zu bleibenden S<strong>ch</strong>ädigungen an Gelenken<br />
und Organen kommt. Für die Prognose ist es bedeutsam, dass die Therapie<br />
frühzeitig eingeleitet wird und die Erkrankung mögli<strong>ch</strong>st s<strong>ch</strong>nell<br />
zum Stillstand kommt.<br />
Wie lange sollte die Behandlung dur<strong>ch</strong>geführt werden?<br />
«Ihr wesentli<strong>ch</strong>er<br />
Beitrag ist es,<br />
die Behandlung<br />
mitzutragen.»<br />
Die Behandlung soll solange fortgeführt werden wie die Erkrankung<br />
besteht. Die Krankheitsdauer ist ni<strong>ch</strong>t vorherzusagen. Im Verlauf der<br />
juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong> kann es zu Verbesserungen und Vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terungen<br />
kommen, die jeweils mit einer Anpassung der Therapie<br />
einhergehen sollen. Eine Beendigung der Therapie wird nur na<strong>ch</strong><br />
vollständigem längerem Vers<strong>ch</strong>winden aller Krankheitsers<strong>ch</strong>einungen<br />
erwogen. Bei etli<strong>ch</strong>en Patienten kommt die <strong>Arthritis</strong> aber na<strong>ch</strong> einem<br />
Krankheitsverlauf von einigen bis mehreren Jahren zur Ruhe.<br />
26<br />
27
Ni<strong>ch</strong>t-steroidale Antirheumatika (NSAR)<br />
Es sind mehrere ni<strong>ch</strong>t-steroidale Antirheumatika verfügbar. Am häufigsten<br />
werden <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> Voltaren® (Diclofenac), Naproxen, Ibuprofen<br />
und Indomethacin eingesetzt. Die NSAR werden im Allgemeinen gut<br />
vertragen, gelegentli<strong>ch</strong> treten Magens<strong>ch</strong>merzen auf, jedo<strong>ch</strong> seltener<br />
als <strong>bei</strong> Erwa<strong>ch</strong>senen.<br />
Ni<strong>ch</strong>t-steroidale Antirheumatika wirken antientzündli<strong>ch</strong>, fiebersenkend<br />
und s<strong>ch</strong>merzhemmend. Bei rheumatologis<strong>ch</strong>en Erkrankungen werden<br />
sie als Entzündungshemmer eingesetzt. Das bedeutet, dass die Dosis<br />
des Medikamentes höher liegt als <strong>bei</strong> einem s<strong>ch</strong>merzhemmenden oder<br />
fiebersenkenden Effekt, der in der Packungs<strong>bei</strong>lage angegeben wird.<br />
NSAR können den Krankheitsverlauf ni<strong>ch</strong>t verändern, aber die Krankheitsers<strong>ch</strong>einungen<br />
kontrollieren. Bei der oligoartikulären <strong>Arthritis</strong> rei<strong>ch</strong>en<br />
diese Medikamente oft aus, um die Krankheit zur Ruhe zu bringen.<br />
Der beste Effekt auf eine Gelenkentzündung tritt jedo<strong>ch</strong> erst na<strong>ch</strong> einigen<br />
Wo<strong>ch</strong>en der Behandlung ein.<br />
Cortisonhaltige Medikamente (Steroide)<br />
Cortison ist ein Hormon des Körpers. Es wird in der Nebenniere hergestellt<br />
und hilft den Stoffwe<strong>ch</strong>sel zu regulieren. Die glei<strong>ch</strong>en körpereigenen<br />
Stoffe oder ähnli<strong>ch</strong>e Su<strong>bs</strong>tanzen können synthetis<strong>ch</strong> hergestellt<br />
werden zur Behandlung vers<strong>ch</strong>iedener Krankheiten. Eingesetzt zur Behandlung<br />
einer Entzündung, sind Steroide ras<strong>ch</strong> und effektiv wirksam,<br />
indem sie mit der Immunreaktion des Körpers in vielfältiger Weise interagieren.<br />
Bei einer <strong>Arthritis</strong> wird gewöhnli<strong>ch</strong> Prednison verwendet. Damit kann<br />
eine s<strong>ch</strong>nelle klinis<strong>ch</strong>e Besserung des Patienten errei<strong>ch</strong>t werden. Steroide<br />
sind nützli<strong>ch</strong> zur Therapieeinleitung, bis Basistherapeutika wirksam<br />
werden, oder um einen akuten S<strong>ch</strong>ub abzufangen. Corticosteroide<br />
sind ebenfalls wertvoll in der Behandlung von Allgemeinsymptomen,<br />
die auf andere Behandlungsmodalitäten ni<strong>ch</strong>t reagieren. Neben der<br />
hervorragenden therapeutis<strong>ch</strong>en Wirksamkeit sind Nebenwirkungen<br />
bekannt, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auftreten, wenn Steroide über längere Zeit<br />
und in hoher Dosis gegeben werden.<br />
Nebenwirkungen der Corticosteroide <strong>bei</strong> systemis<strong>ch</strong>er Verabrei<strong>ch</strong>ung<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigste si<strong>ch</strong>tbare Nebenwirkung ist die dur<strong>ch</strong> den verstärkten<br />
Hunger her<strong>bei</strong>geführte Gewi<strong>ch</strong>tszunahme, die si<strong>ch</strong> speziell im Gesi<strong>ch</strong>t<br />
und am Rumpf zeigt. Bei längerer, ho<strong>ch</strong>dosierter Cortisontherapie sollte<br />
deshalb auf eine Kohlenhydrat reduzierte Ernährung gea<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Ein weiteres Problem <strong>bei</strong> einer Daueranwendung ist die Osteoporose<br />
(Abnahme der Kno<strong>ch</strong>endi<strong>ch</strong>te) sowie die Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Längenwa<strong>ch</strong>stums.<br />
Au<strong>ch</strong> ein Blutzucker- oder Blutdruckanstieg ist mögli<strong>ch</strong>.<br />
Da die Nebenwirkungen aber genau bekannt sind, wird ihr Kind während<br />
einer Therapie mit Cortison in den Kontrollen daraufhin beoba<strong>ch</strong>tet.<br />
Nebenwirkungen am Auge können auftreten <strong>bei</strong> langer systemis<strong>ch</strong>er<br />
Therapie oder Anwendung von Augentropfen. Sie umfassen den<br />
Grauen Star (Eintrübung der Linse) sowie den Grünen Star (erhöhter<br />
Druck im Auge).<br />
Eine längerdauernde Therapie mit Cortisontabletten darf nie abrupt<br />
unterbro<strong>ch</strong>en werden! Das Medikament muss langsam ausges<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
werden, damit ein Rückfall der <strong>Arthritis</strong> vermieden<br />
wird und der Körper seine eigene Cortisolproduktion wieder in<br />
Gang setzen kann. Insbesondere <strong>bei</strong> Auftreten eines fieberhaften<br />
Infektes kann das Weglassen des Cortisons gefährli<strong>ch</strong> werden.<br />
Nehmen Sie immer erst Rückspra<strong>ch</strong>e mit dem Arzt.<br />
28 29
Sind Risiken vorhanden?<br />
Die Risiken der Injektionstherapie sind <strong>bei</strong> korrekter Te<strong>ch</strong>nik gering.<br />
Gefür<strong>ch</strong>tete Infektionen können so vermieden werden. S<strong>ch</strong>merzen na<strong>ch</strong><br />
einer Injektion sind gelegentli<strong>ch</strong> vorübergehend vorhanden, aber harmlos.<br />
An der Injektionsstelle kann eine Eindellung auftreten dur<strong>ch</strong> das<br />
Vers<strong>ch</strong>winden des Fettgewebes, oder ein Abblassen der Hautfarbe. Diese<br />
si<strong>ch</strong>tbaren Nebenwirkungen sind meistens na<strong>ch</strong> Monaten bis Jahren<br />
reversibel.<br />
Basistherapie<br />
Bei Patienten, die auf ni<strong>ch</strong>t-steroidale Antirheumatika ungenügend<br />
anspre<strong>ch</strong>en und <strong>bei</strong> denen Cortisoninjektionen ni<strong>ch</strong>t in Frage kommen<br />
aufgrund einer polyartikulären Verlaufsform, ist der zusätzli<strong>ch</strong>e Einsatz<br />
eines Basismedikaments erforderli<strong>ch</strong>.<br />
Injektionstherapie<br />
Rei<strong>ch</strong>t die Behandlung mit NSAR ni<strong>ch</strong>t aus, um die Entzündung zum<br />
Stillstand zu bringen, sollte <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong>, die nur wenige Gelenke entzündet<br />
haben, oder <strong>bei</strong> besonders stark betroffenen Gelenken, eine Lokaltherapie<br />
(intraartikuläre Gelenkinjektion) erfolgen. Da<strong>bei</strong> wird eine cortisonhaltige<br />
Kristallsuspension direkt ins Gelenk gespritzt. Die Kristalle<br />
verbleiben dann über mehrere Wo<strong>ch</strong>en im Gelenk, bis sie si<strong>ch</strong> aufgelöst<br />
haben. Die Wirksamkeit dieser Therapie ist unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> mit einem<br />
Stillstand der <strong>Arthritis</strong> von wenigen Wo<strong>ch</strong>en bis zu vielen Monaten.<br />
Au<strong>ch</strong> Sehnens<strong>ch</strong>eiden oder Sehnenansätze können so behandelt werden.<br />
Bei älteren <strong>Kindern</strong> und Jugendli<strong>ch</strong>en wird die Lokalbehandlung<br />
unter Lokalanästhesie dur<strong>ch</strong>geführt, <strong>bei</strong> jüngeren <strong>Kindern</strong> ist eine<br />
Kurznarkose sinnvoll.<br />
Was sind die Vorteile?<br />
Die Vorteile der Injektionstherapie liegen in der ras<strong>ch</strong>en und zuverlässigen<br />
Wirkung am betroffenen Gelenk, ohne dass das Medikament<br />
wesentli<strong>ch</strong> in den Kreislauf gelangt.<br />
Im Gegensatz zu den symptomatis<strong>ch</strong> wirkenden Rheumamedikamenten<br />
– den NSAR – können sogenannte Basismedikamente den Krankheitsverlauf<br />
beeinflussen. Ihr entzündungshemmender Effekt ist ähnli<strong>ch</strong><br />
dem Cortison, ihre Verträgli<strong>ch</strong>keit aber besser.<br />
Dur<strong>ch</strong> den gezielten Einsatz von Basismedikamenten ist es mögli<strong>ch</strong>, den<br />
Bedarf an Cortison zu reduzieren und in vielen Fällen sogar ganz darauf<br />
zu verzi<strong>ch</strong>ten. Indem die Entzündung gehemmt wird, verringern si<strong>ch</strong> die<br />
Bes<strong>ch</strong>werden, und Organs<strong>ch</strong>ädigungen können vermieden werden. Mit<br />
Basismedikamenten gelingt es häufig, die Krankheit zum Stillstand zu<br />
bringen. Ein Na<strong>ch</strong>teil der meisten Basismedikamente ist die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />
dass ihre Wirkung erst mehrere Wo<strong>ch</strong>en bis Monate na<strong>ch</strong> Behandlungsbeginn<br />
voll zum Tragen kommt.<br />
Es gibt vers<strong>ch</strong>iedene Medikamente, die als Basistherapeutika au<strong>ch</strong> <strong>bei</strong><br />
<strong>Kindern</strong> eingesetzt werden:<br />
- Methotrexat<br />
- Arava (Leflunomid)<br />
- Imurek (Azathioprin)<br />
- Sandimmun (Cyclosporin A)<br />
- Sulfasalazin (Salazopyrin)<br />
30 31
Alle diese Medikamente beeinflussen das Immunsystem. Sie gelangen<br />
zum Einsatz <strong>bei</strong> entzündli<strong>ch</strong>en rheumatis<strong>ch</strong>en Erkrankungen, denen<br />
eine Fehlregulation des Immunsystems zu Grunde liegt. Obwohl das<br />
Risiko einer Infektion gewöhnli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erhöht ist unter einer Basistherapie,<br />
können einzelne Infektionen s<strong>ch</strong>werer verlaufen. Besonders<br />
Windpocken können <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> unter einer Basistherapie mit Komplikationen<br />
einhergehen. Deshalb werden die Kinder vor Beginn der Basistherapie<br />
gegen Windpocken geimpft, sofern sie die Kinderkrankheit<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>t haben.<br />
Steht Ihr Kind unter einer Basistherapie, hat die Windpocken<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>t und wurde ni<strong>ch</strong>t geimpft, dann setzen<br />
Sie si<strong>ch</strong> <strong>bei</strong> einer mögli<strong>ch</strong>en Ansteckung mit Varizellen mit Ihrem<br />
Arzt in Verbindung.<br />
Bei einer fieberhaften Infektion soll re<strong>ch</strong>tzeitig der Kinderarzt<br />
oder Hausarzt aufgesu<strong>ch</strong>t werden, um die Ursa<strong>ch</strong>e des Fiebers<br />
untersu<strong>ch</strong>en zu lassen. Entspre<strong>ch</strong>end dem Befund ist die Basistherapie<br />
mögli<strong>ch</strong>weise zu unterbre<strong>ch</strong>en.<br />
Methotrexat<br />
Mit seiner ausgezei<strong>ch</strong>neten Wirksamkeit und Verträgli<strong>ch</strong>keit ist Methotrexat<br />
das heute am häufigsten angewendete Basismedikament. Au<strong>ch</strong> in<br />
der Kinderrheumatologie wird Methotrexat s<strong>ch</strong>on seit vielen Jahren <strong>bei</strong><br />
der juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong> wie au<strong>ch</strong> <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> mit entzündli<strong>ch</strong>en<br />
Bindegewe<strong>bs</strong>erkrankungen (Kollagenosen) eingesetzt.<br />
Anwendung<br />
Methotrexat wird nur einmal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> verabrei<strong>ch</strong>t, immer am glei<strong>ch</strong>en<br />
Wo<strong>ch</strong>entag. Es kann in Tablettenform eingenommen werden oder<br />
wird unter die Haut gespritzt. Der Na<strong>ch</strong>teil der Tabletten ist, dass nur ein<br />
Teil der eingenommenen Menge vom Darm in den Körper aufgenommen<br />
wird. Beim einzelnen Patienten kann ni<strong>ch</strong>t vorausgesagt werden,<br />
wie gross dieser Anteil ist: Er s<strong>ch</strong>wankt von Patient zu Patient zwis<strong>ch</strong>en<br />
30 und 80 Prozent.<br />
Die Dosierung wird aufgrund des Gewi<strong>ch</strong>ts und der Grösse des Kindes<br />
sowie des S<strong>ch</strong>weregrads der Erkrankung bere<strong>ch</strong>net und muss im Verlauf<br />
immer wieder angepasst werden.<br />
Ein erster Effekt des Methotrexat setzt na<strong>ch</strong> vier bis se<strong>ch</strong>s Wo<strong>ch</strong>en ein.<br />
Die volle Wirksamkeit lässt si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> erst na<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s Monaten wirkli<strong>ch</strong><br />
beurteilen. Bei guter Verträgli<strong>ch</strong>keit kann Methotrexat als Basistherapie<br />
über mehrere Jahre eingesetzt werden, au<strong>ch</strong> in Kombination<br />
mit anderen Rheumamedikamenten. Na<strong>ch</strong> Errei<strong>ch</strong>en einer anhaltenden<br />
Symptomfreiheit (Remission) kann die Dosis reduziert und das Medikament<br />
mögli<strong>ch</strong>erweise abgesetzt werden.<br />
Was muss man <strong>bei</strong> der Therapie mit Methotrexat bea<strong>ch</strong>ten?<br />
Bei Einnahme zusätzli<strong>ch</strong>er Medikamente wie Antiepileptika oder Antibiotika<br />
sind gegenseitige Beeinflussungen mögli<strong>ch</strong>, so dass au<strong>ch</strong> weitere<br />
involvierte Ärzte immer über die Basistherapie informiert werden<br />
sollten. Jugendli<strong>ch</strong>e müssen eine si<strong>ch</strong>ere Empfängnisverhütung dur<strong>ch</strong>führen.<br />
32 33
Nebenwirkungen<br />
Das Medikament ist au<strong>ch</strong> bekannt in der Therapie von Kre<strong>bs</strong>erkrankungen,<br />
da es, in sehr hohen Dosen verabrei<strong>ch</strong>t, die Vermehrung von<br />
Kre<strong>bs</strong>zellen verhindert. Viele Nebenwirkungen, die <strong>bei</strong>m Methotrexat im<br />
Rahmen einer Chemotherapie bes<strong>ch</strong>rieben sind – zum Beispiel Haarausfall<br />
– treten <strong>bei</strong> der Behandlung von rheumatis<strong>ch</strong>en Erkrankungen<br />
ni<strong>ch</strong>t auf, da die Dosierung hundert- bis tausendfa<strong>ch</strong> geringer ist.<br />
Die meisten Kinder mit Methotrexat haben wenige Nebenwirkungen, am<br />
häufigsten beri<strong>ch</strong>ten sie über Übelkeit na<strong>ch</strong> der Verabrei<strong>ch</strong>ung. Diese<br />
Nebenwirkung kann verringert werden, indem das Medikament abends<br />
verabrei<strong>ch</strong>t wird.<br />
Ein Anstieg der Leberwerte oder eine Verminderung der weissen Blutkörper<strong>ch</strong>en<br />
wird mit regelmässigen Blutkontrollen erfasst. Nebenwirkungen<br />
können reduziert werden, indem dem Körper genügend Folsäure<br />
zur Verfügung gestellt wird. Deshalb erhalten alle Kinder mit einer<br />
Methotrexat-Therapie glei<strong>ch</strong>zeitig dieses Vitamin. Die Folsäure sollte im<br />
A<strong>bs</strong>tand von 24 Stunden zum Methotrexat eingenommen werden.<br />
Arava®<br />
Arava ist ein weiteres Basismedikament, das <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> eingesetzt<br />
wird, insbesondere <strong>bei</strong> einer Unverträgli<strong>ch</strong>keit gegenüber Methotrexat.<br />
Arava wird einmal tägli<strong>ch</strong> als Tablette eingenommen. Die Verträgli<strong>ch</strong>keit<br />
von Arava ist gut; falls Nebenwirkungen auftreten, handelt es si<strong>ch</strong> am<br />
häufigsten um Dur<strong>ch</strong>fall oder ganz geringen Haarausfall. Die Behandlung<br />
wird ebenfalls mit regelmässigen Blutuntersu<strong>ch</strong>ungen hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
Blutbildung und Leberfunktion überwa<strong>ch</strong>t. Arava ist ähnli<strong>ch</strong> wirksam<br />
wie Methotrexat, seine Wirkung tritt na<strong>ch</strong> vier bis se<strong>ch</strong>s Wo<strong>ch</strong>en ein.<br />
Salazopyrin®<br />
Sulfasalazin ist besonders <strong>bei</strong> Spondylarthritiden des Erwa<strong>ch</strong>senen ein<br />
altbewährtes Basimedikament. Bei <strong>Kindern</strong> mit juveniler idiopathis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Arthritis</strong> ist die Wirksamkeit ebenfalls na<strong>ch</strong>gewiesen.<br />
Biologika<br />
Bei ungenügendem Anspre<strong>ch</strong>en auf die bisher erwähnten Basistherapien<br />
gibt es die Mögli<strong>ch</strong>keit, Biologika einzusetzen: mit Basismedikamenten<br />
kombiniert oder als Monotherapie.<br />
Biologis<strong>ch</strong>e Medikamente sind Arzneimittel aus einer ganz neuen Medikamentenklasse.<br />
Sie unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> von allen bislang in der Rheumatologie<br />
zum Einsatz kommenden Therapieformen. Es handelt si<strong>ch</strong><br />
da<strong>bei</strong> um körpereigene Eiweisse, die mit modernster Biote<strong>ch</strong>nologie<br />
unter hohem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>em Aufwand na<strong>ch</strong>gebildet werden. Sie werden<br />
als Biologika bezei<strong>ch</strong>net, weil sie gezielt in biologis<strong>ch</strong>e Me<strong>ch</strong>anismen<br />
der Krankheitsentstehung eingreifen können. All diese Medikamente<br />
sind ho<strong>ch</strong>wirksam antientzündli<strong>ch</strong>, aber au<strong>ch</strong> teuer.<br />
TNF-alpha-Blocker<br />
Der Tumornekrosefaktor (TNF) ist ein Molekül, das eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle<br />
im Entzündungsprozess spielt. Es existieren heutzutage mehrere Wirkstoffe,<br />
die speziell den Tumornekrosefaktor blockieren, indem sie ihn<br />
abfangen. Der Botenstoff verliert so seine Wirkung und die Entzündung<br />
wird gezielt gebremst. Gelenks<strong>ch</strong>merzen können si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on innerhalb<br />
weniger Tage zurückbilden. Die Vorteile der TNF-Blocker liegen in der<br />
Wirksamkeit, dem s<strong>ch</strong>nellen Anspre<strong>ch</strong>en und in der guten Verträgli<strong>ch</strong>keit,<br />
was beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> zur Verbesserung der Lebensqualität <strong>bei</strong>trägt. Allerdings<br />
spri<strong>ch</strong>t ein Drittel der Patienten jeweils auf einen TNF-Blocker<br />
ni<strong>ch</strong>t genügend an.<br />
Diese Medikamente <strong>bei</strong>nhalten au<strong>ch</strong> gewisse Risiken: Infekte können<br />
atypis<strong>ch</strong> und s<strong>ch</strong>werer als übli<strong>ch</strong> verlaufen; eine früher dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>te<br />
Tuberkulose kann wieder aktiv werden.<br />
34<br />
35
«Wissen hilft,<br />
si<strong>ch</strong> mit der<br />
Situation zure<strong>ch</strong>tzufinden.»<br />
Plasmazelle<br />
Rheumafaktor<br />
Rituximab<br />
(MabThera ® )<br />
B-Zelle<br />
Antigenpräsentierende Zelle<br />
Falls eine ernstere Infektion auftritt, sollte die Therapie deshalb unterbro<strong>ch</strong>en<br />
werden. In einigen seltenen Fällen war die Behandlung mit der<br />
Entwicklung einer anderen Autoimmunerkrankung verbunden. Es gibt<br />
bisher keinen Hinweis, dass diese Behandlung die Häufigkeit von Kre<strong>bs</strong><br />
erhöhen könnte im Verglei<strong>ch</strong> mit anderen Behandlungen.<br />
1998 wurde der erste TNF-alpha-Blocker als Medikament registriert.<br />
Über diesen Zeitraum kennt man den Langzeiteffekt und die Nebenwirkungen.<br />
Weltweit werden Millionen von Patienten mit sol<strong>ch</strong>en Medikamenten<br />
behandelt und hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Wirkung und Nebenwirkungen<br />
genau überwa<strong>ch</strong>t. Au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz sind alle Kinder mit TNF-alpha-<br />
Blockern anonym registriert.<br />
Enbrel® und Humira® werden alle ein bis zwei Wo<strong>ch</strong>en unter die Haut<br />
gespritzt. Lokale Reaktionen wie rote Flecken, S<strong>ch</strong>wellung und Jucken<br />
an der Einspritzstelle können auftreten, sind jedo<strong>ch</strong> meist von kurzer<br />
Dauer und vers<strong>ch</strong>winden oft im Verlauf der Therapie. Enbrel® und Humira®<br />
können allein oder in Kombination mit anderen Basismedikamenten<br />
gegeben werden.<br />
Remicade® (Infliximab) wird alle vier bis a<strong>ch</strong>t Wo<strong>ch</strong>en als Infusion verabrei<strong>ch</strong>t,<br />
wo<strong>bei</strong> am Anfang die A<strong>bs</strong>tände zwis<strong>ch</strong>en den Infusionen kürzer<br />
sind. Da Remicade® Eiweissbestandteile enthält, die körperfremd<br />
sind, kann es während der Infusion zu Nebenwirkungen kommen ähnli<strong>ch</strong><br />
einer allergis<strong>ch</strong>en Reaktion mit Hautrötung, Engegefühl der Brust<br />
TNF-Hemmer<br />
(Enbrel ® , Humira ® ,<br />
Remicade ® )<br />
TNF<br />
Tocilizumab<br />
(Actemra ® )<br />
IL-6<br />
Abbildung 2: Behandlungspalette<br />
T-Zelle<br />
Abatacept<br />
(Orencia ® )<br />
oder ers<strong>ch</strong>werter Atmung. Die Patienten werden deshalb während der<br />
Infusion ständig überwa<strong>ch</strong>t. Infusionsreaktionen sind aber selten und<br />
erfordern meistens keinen Abbru<strong>ch</strong> der Therapie. Remicade® sollte<br />
zusammen mit Methotrexat oder ähnli<strong>ch</strong>en Basismedikamenten angewandt<br />
werden, weil die bes<strong>ch</strong>riebenen Infusionsreaktionen dadur<strong>ch</strong><br />
seltener auftreten.<br />
36<br />
37
Interleukin-Hemmstoffe<br />
Weitere Medikamente wie Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten und<br />
Interleukin-6-Antikörper sind existent und werden in der klinis<strong>ch</strong>en Anwendung<br />
überprüft. Diese Medikamente finden Anwendung <strong>bei</strong> rheumatis<strong>ch</strong>en,<br />
aber au<strong>ch</strong> <strong>bei</strong> anderen Erkrankungen.<br />
Interleukin-Hemmer gehören wie die TNF-alpha-Blocker in die Gruppe<br />
der biologis<strong>ch</strong>en Therapien und greifen damit gezielt in zentrale Me<strong>ch</strong>anismen<br />
<strong>bei</strong> der Entstehung und Ausbreitung der Erkrankung ein. Interleukin-1<br />
(IL-1) ist eine körpereigene Su<strong>bs</strong>tanz und spielt eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Rolle <strong>bei</strong> der Entstehung von Entzündungen und <strong>bei</strong> der rheumatis<strong>ch</strong>en<br />
Gelenks<strong>ch</strong>ädigung. Bei Patienten mit <strong>Arthritis</strong> wird Interleukin-1 in erhöhtem<br />
Maße vom Körper produziert und findet si<strong>ch</strong> vor allem in den<br />
entzündeten Gelenken.<br />
Anakinra (Kineret®) ist der erste Vertreter aus der Gruppe der biologis<strong>ch</strong>en<br />
Medikamente, der Interleukin-1 blockiert. Das Medikament wird<br />
ebenfalls gente<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong> hergestellt. Dur<strong>ch</strong> die Verabrei<strong>ch</strong>ung wird<br />
der Übers<strong>ch</strong>uss von Interleukin-1 gebunden. Da die Wirkung von Anakinra<br />
na<strong>ch</strong> der subkutanen Injektion innert 24 Stunden abklingt, muss<br />
die Injektion tägli<strong>ch</strong> wiederholt werden.<br />
Eine IL-1-Blockade kann ebenfalls mit Canakinumab (Ilaris®) errei<strong>ch</strong>t<br />
werden. Das Medikament wurde später entwickelt, ist aber in der Anwendung<br />
einfa<strong>ch</strong>er und wird als IL-1-Hemmer ebenfalls <strong>bei</strong> der systemis<strong>ch</strong><br />
juvenilen <strong>Arthritis</strong> eingesetzt.<br />
Der Antikörper Tocilizumab (Actemra®) verbindet si<strong>ch</strong> mit Interleukin-<br />
6-Rezeptoren, so dass es keine entzündungsfördernde Wirkung mehr<br />
ausüben kann. Verabrei<strong>ch</strong>t wird Tocilizumab in monatli<strong>ch</strong>en Infusionen<br />
speziell <strong>bei</strong> Patienten mit systemis<strong>ch</strong> juveniler <strong>Arthritis</strong>, die ni<strong>ch</strong>t auf<br />
TNF-Blocker angespro<strong>ch</strong>en haben. Ein grosser Vorteil ist der ras<strong>ch</strong>e<br />
Wirkungseintritt.<br />
Eine wi<strong>ch</strong>tige Aufgabe der Rheumatologie<br />
In der Rheumatologie besteht die Herausforderung darin, das geeignetste<br />
Medikament für jede einzelne Erkrankung zu bestimmen, um<br />
Patienten mit ernsten Autoimmunerkrankungen spezifis<strong>ch</strong>er zu behandeln.<br />
In dieser Entwicklung liegt sehr viel Potential für die Zukunft der<br />
Rheumapatienten, da es uns zusätzli<strong>ch</strong> hilft, die Krankheit immer besser<br />
zu verstehen und zu behandeln.<br />
Da si<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Biologika innert kurzer Zeit viele Neuerungen<br />
ergeben, muss hier auf die Information im Internet verwiesen werden:<br />
www.<strong>ch</strong>ildrheum.<strong>ch</strong><br />
Abatacept (Orencia®) stellt eine weitere Therapiemögli<strong>ch</strong>keit <strong>bei</strong><br />
<strong>Kindern</strong> mit juveniler idiopathis<strong>ch</strong>er <strong>Arthritis</strong> dar. Es kann eingesetzt<br />
werden, falls die vorherige Behandlung mit TNF-Blockern ungenügend<br />
oder unverträgli<strong>ch</strong> war. Da<strong>bei</strong> sind T-Zellen das Ziel monoklonaler<br />
Antikörper, wel<strong>ch</strong>e eine Aktivierung der Zellen im Rahmen des Entzündungsprozesses<br />
verhindern.<br />
38 39
Informationen<br />
Physio- und Ergotherapie<br />
Neben der medikamentösen Therapie ist die Physio- und Ergotherapie<br />
ein weiterer wi<strong>ch</strong>tiger Behandlungsansatz.<br />
Physiotherapie ist zunä<strong>ch</strong>st einmal Bewegung<br />
Die Physiotherapeutin ar<strong>bei</strong>tet mit den <strong>Kindern</strong> daran, ihren Körper<br />
mögli<strong>ch</strong>st gesund und s<strong>ch</strong>merzfrei zu bewegen. Eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle<br />
spielt da<strong>bei</strong> das Alltagsverhalten wie Sitzen, Gehen, Sport und Hausaufgaben-Ma<strong>ch</strong>en.<br />
Sie informiert und instruiert die Kinder und ihre Angehörigen.<br />
Zur Verbesserung der Bewegli<strong>ch</strong>keit, zum Muskelaufbau sowie zur<br />
Verbesserung der Gelenkfunktion gehören aktive Übungen. Ergänzend<br />
werden passive Massnahmen wie manuelle Therapie, Kälte- und Wärmeanwendung<br />
eingesetzt. Ein entzündetes Gelenk etwa sollte gekühlt,<br />
verspannte Muskulatur mit Wärme behandelt werden.<br />
Unterstützung zur Sel<strong>bs</strong>tändigkeit im Alltag<br />
«Ihr Kind sollte<br />
mögli<strong>ch</strong>st wenig<br />
Eins<strong>ch</strong>ränkung<br />
dur<strong>ch</strong> die Krankheit<br />
erfahren.»<br />
Ergotherapie bes<strong>ch</strong>äftigt si<strong>ch</strong> ebenfalls mit Bewegung, vor allem der<br />
oberen Extremitäten, setzt jedo<strong>ch</strong> andere Akzente. Den <strong>Kindern</strong> wird<br />
geholfen, Probleme <strong>bei</strong> der Ausführung von Tätigkeiten im Alltag zu<br />
lösen und zu meistern. So zum Beispiel <strong>bei</strong>m Zähneputzen, Anziehen,<br />
Spielen, Basteln und S<strong>ch</strong>reiben.<br />
Die Ergotherapeutin bietet Information und Instruktion: Wie die alltägli<strong>ch</strong>en<br />
Verri<strong>ch</strong>tungen gelenks<strong>ch</strong>onend und weitgehend s<strong>ch</strong>merzfrei ausgeführt<br />
werden können; wie der Einsatz von Hilfsmitteln den Alltag <strong>bei</strong><br />
S<strong>ch</strong>merzen und Bewegungseins<strong>ch</strong>ränkungen erlei<strong>ch</strong>tert; und wie Hilfsmittel<br />
vorbeugend zum S<strong>ch</strong>utz der Gelenke eingesetzt werden können.<br />
Die Ergotherapeutin empfiehlt wenn nötig au<strong>ch</strong> das Anpassen einer<br />
S<strong>ch</strong>iene, um zum Beispiel eine Handfehlstellung zu vermeiden.<br />
40<br />
41
Während einer immunsuppressiven Therapie dürfen keine Impfungen<br />
mit Lebendimpfstoffen dur<strong>ch</strong>geführt werden (Windpocken, Masern,<br />
Mumps, Röteln, Tuberkulose). Denn das Immunsystem hat unter<br />
Umständen Mühe, mit Erregern fertig zu werden, au<strong>ch</strong> wenn sie abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t<br />
sind. Impfungen mit Totimpfstoffen sind au<strong>ch</strong> unter einer<br />
immunsuppressiven Therapie mögli<strong>ch</strong>. Dies betrifft: Tetanus FSME,<br />
Influenza, Diphterie, Polio, Hepatitis B, Pertussis und andere.<br />
Bei Beginn der Erkrankung oder <strong>bei</strong> einer Therapieänderung<br />
sollte der Impfstatus überprüft werden.<br />
Individuelle Ziele und Massnahmen<br />
Physio- und Ergotherapie sind in Ergänzung oft <strong>bei</strong>de sinnvoll. Sie begleiten<br />
ein Kind über einen längeren Zeitraum, au<strong>ch</strong> wenn es zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong><br />
Therapie-Pausen geben kann. Die Therapeutinnen bespre<strong>ch</strong>en<br />
die konkreten Therapieziele mit Ihnen und Ihrem Kind. Sie passen die<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Massnahmen laufend den persönli<strong>ch</strong>en Bedürfnissen<br />
und dem aktuellen Krankheitsverlauf an.<br />
Eine Grippe kann vers<strong>ch</strong>iedene Komplikationen zur Folge haben: eine<br />
Bron<strong>ch</strong>itis oder Lungenentzündung, Mittelohrentzündungen oder eine<br />
Hirnhautentzündung. Generell besteht <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> mit einer <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en<br />
Erkrankung oder einer Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Immunsystems<br />
ein erhöhtes Risiko für eine Folgeerkrankung, so dass die Grippeimpfung<br />
nützli<strong>ch</strong> ist. Wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen ergeben, dass die<br />
Grippeimpfung si<strong>ch</strong>er ist und keine Krankheitsvers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terung mit<br />
si<strong>ch</strong> bringt.<br />
Komplementärmedizin<br />
Impfempfehlungen<br />
Impfungen bewahren Ihr Kind vor Infektionen, mit denen es zurzeit viellei<strong>ch</strong>t<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t zure<strong>ch</strong>tkommt. Deshalb ist ein entspre<strong>ch</strong>ender S<strong>ch</strong>utz<br />
für Ihr Kind besonders wi<strong>ch</strong>tig. Überprüfen Sie zu Beginn der Erkrankung<br />
oder <strong>bei</strong> einer Therapieänderung zusammen mit dem Hausarzt<br />
und in Rückspra<strong>ch</strong>e mit dem Kinderrheumatologen den Impfstatus<br />
Ihres Kindes.<br />
Unter ni<strong>ch</strong>t-steroidalen Antirheumatika (NSAR) können sämtli<strong>ch</strong>e Impfungen<br />
normal dur<strong>ch</strong>geführt werden. Es empfiehlt si<strong>ch</strong> aber, vor Beginn<br />
einer immunsuppressiven Behandlung den Impfstatus zu kontrollieren<br />
und ausstehende Impfungen na<strong>ch</strong>zuholen. Von ärztli<strong>ch</strong>er Seite muss<br />
abgeklärt werden, ob zusätzli<strong>ch</strong>e Impfungen notwendig sind, insbesondere<br />
Windpocken, Pneumokokken und Influenza (Grippe).<br />
Wenn in der Umgebung bekannt wird, dass Ihr Kind an Rheuma leidet,<br />
werden Sie wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> mit vielen Rats<strong>ch</strong>lägen und persönli<strong>ch</strong>en<br />
Erfahrungsberi<strong>ch</strong>ten von Bekannten überhäuft. Rheuma ist eine<br />
Volkskrankheit, die überwiegend alte Mens<strong>ch</strong>en betrifft. Bei ihnen stehen<br />
Abnutzungsers<strong>ch</strong>einungen im Vordergrund. Für Ihr Kind sind diese<br />
«Wundermittel» selten hilfrei<strong>ch</strong>. Stehen Sie entspre<strong>ch</strong>enden Empfehlungen<br />
also kritis<strong>ch</strong> gegenüber, au<strong>ch</strong> wenn man als Eltern ni<strong>ch</strong>ts unversu<strong>ch</strong>t<br />
lassen mö<strong>ch</strong>te, um zu helfen.<br />
Mö<strong>ch</strong>ten Sie Ihr Kind aufgrund der <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Erkrankung komplementärmedizinis<strong>ch</strong><br />
unterstützen, wählen Sie einen gut ausgebildeten<br />
und seriösen Therapeuten aus. Keinesfalls sollte eine alternative Methode<br />
die spezifis<strong>ch</strong>e antirheumatis<strong>ch</strong>e Therapie ersetzen. Allen alternativen<br />
Behandlungskonzepten ist gemein, dass ihre Effektivität <strong>bei</strong> der<br />
juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en <strong>Arthritis</strong> ni<strong>ch</strong>t wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> bewiesen ist.<br />
42 43
Nehmen Sie si<strong>ch</strong> insbesondere in a<strong>ch</strong>t vor Therapeuten, die das Immunsystem<br />
Ihres Kindes beeinflussen wollen. Je besser Sie über die Erkrankung<br />
und ihre Behandlung informiert sind, umso weniger können<br />
gutgemeinte Rats<strong>ch</strong>läge zu einer Verunsi<strong>ch</strong>erung führen.<br />
«Bewegung und<br />
Sport wirken si<strong>ch</strong><br />
positiv aus.»<br />
Sport<br />
Bewegung und sportli<strong>ch</strong>e Aktivität sind ein wi<strong>ch</strong>tiger Teil im tägli<strong>ch</strong>en<br />
Leben eines Kindes. Sie sind für die körperli<strong>ch</strong>e und geistige Entwicklung<br />
grundlegend: Kinder lernen dur<strong>ch</strong> Bewegung, ihren Körper zu spüren<br />
und einzus<strong>ch</strong>ätzen. Koordination, Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t und Haltung können<br />
si<strong>ch</strong> entwickeln. Die Kinder üben si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in Konzentration und<br />
Ausdauer. Daneben führt die körperli<strong>ch</strong>e Belastung zu einer Stärkung<br />
der Kno<strong>ch</strong>en und zum Aufbau der Muskulatur, was die Kinder wiederum<br />
vor Verletzungen s<strong>ch</strong>ützt. Bewegung unterstützt zudem ein normales<br />
Körpergewi<strong>ch</strong>t.<br />
Bewegung ist für rheumakranke Kinder ebenfalls sehr wi<strong>ch</strong>tig, da keine<br />
Bewegung zu einem Muskelabbau, Muskelverkürzungen, Osteoporose<br />
und zu einem Abbau des Gelenkknorpels führt. Kommt hinzu, dass<br />
körperli<strong>ch</strong>e Aktivität den Stoffwe<strong>ch</strong>sel und die Dur<strong>ch</strong>blutung fördert,<br />
entzündungsfördernde Botenstoffe werden gehemmt und s<strong>ch</strong>merzfördernde<br />
Su<strong>bs</strong>tanzen abtransportiert.<br />
Ist Sport erlaubt?<br />
Voraussetzung für eine intensivere sportli<strong>ch</strong>e Aktivität ist eine mögli<strong>ch</strong>st<br />
geringe Entzündungsaktivität der betroffenen Gelenke. Au<strong>ch</strong> der<br />
S<strong>ch</strong>merz ist stets zu bea<strong>ch</strong>ten. S<strong>ch</strong>wimmen, Radfahren und Wandern<br />
eignen si<strong>ch</strong> natürli<strong>ch</strong> besser als Sportarten mit grossen Krafteinwirkungen<br />
und grösserem Verletzungsrisiko wie etwa Fussball, Volleyball oder<br />
Tennis. Grundsätzli<strong>ch</strong> herrs<strong>ch</strong>t aber die Tendenz, Kinder grosszügig den<br />
Sport ausüben zu lassen, an dem sie Freude haben. Eine individuelle<br />
Beratung mit Ihrem Kinderrheumatologen und Ihrer Physiotherapeutin<br />
hilft Ihnen <strong>bei</strong> dieser Frage weiter.<br />
Ernährung<br />
Ausgewogene mediterrane Ernährung<br />
Ganz allgemein empfiehlt es si<strong>ch</strong>, Kinder mit einer juvenilen <strong>Arthritis</strong><br />
ausgewogen zu ernähren – wie alle andern Kinder au<strong>ch</strong>. Der ausrei<strong>ch</strong>enden<br />
Zufuhr von Vitaminen und Kalzium sollte Bea<strong>ch</strong>tung ges<strong>ch</strong>enkt<br />
werden. Viel Kalzium ist enthalten in Mil<strong>ch</strong>produkten, grünem Gemüse<br />
oder Mineralwasser.<br />
Vor restriktiven Diäten muss abgeraten werden, da Kinder für ihr Körperwa<strong>ch</strong>stum<br />
alle Nahrungsbestandteile brau<strong>ch</strong>en und dur<strong>ch</strong> Diäten<br />
Mangelers<strong>ch</strong>einungen auftreten können. Es existieren keine seriösen<br />
Hinweise dafür, dass Nahrungsmittel der Auslöser für rheumatis<strong>ch</strong>e<br />
Erkrankungen sind.<br />
44 45
Es gibt einzig wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ungen <strong>bei</strong> Erwa<strong>ch</strong>senen, die<br />
zeigen, dass die Reduktion von fettrei<strong>ch</strong>en Fleis<strong>ch</strong>mahlzeiten und der<br />
vermehrte Konsum von Fis<strong>ch</strong> die Entzündung lei<strong>ch</strong>t mindern können.<br />
Anstelle von Fis<strong>ch</strong> könnten au<strong>ch</strong> Fis<strong>ch</strong>ölkapseln eingenommen werden.<br />
Pflanzli<strong>ch</strong>e Öle wie Oliven-, Lein-, Walnuss oder Rapsöl, enthalten<br />
ebenfalls gute ungesättigte Fettsäuren.<br />
Diese Erkenntnisse entspre<strong>ch</strong>en einer gesunden mediterranen Ernährung<br />
und sind au<strong>ch</strong> <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong>, respektive von der ganzen Familie umsetzbar.<br />
Tipps<br />
1. Reduzieren Sie die Ara<strong>ch</strong>idonsäure:<br />
Wurst und Fleis<strong>ch</strong> nur zweimal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />
2. Steigern Sie die Omega-3-Fettsäuren:<br />
Fette Fis<strong>ch</strong>e zweimal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />
3. Wählen Sie gute Öle aus:<br />
Rapsöl und Olivenöl für die kalte Kü<strong>ch</strong>e. Leinöl hat den<br />
hö<strong>ch</strong>sten Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, eignet si<strong>ch</strong> aber<br />
ni<strong>ch</strong>t zum Ko<strong>ch</strong>en; am besten mit Joghurt oder Fru<strong>ch</strong>tsaft<br />
einnehmen.<br />
4. Sorgen Sie für eine gute Abdeckung mit Vitaminen:<br />
Gemüse und Frü<strong>ch</strong>te tägli<strong>ch</strong>.<br />
Familientis<strong>ch</strong><br />
Mahlzeiten sind Angelpunkte des Zusammenlebens. Deshalb ist alles<br />
zu vermeiden, was diese «Inseln» im Familienalltag belasten könnte.<br />
Streitigkeiten am Tis<strong>ch</strong> sind ebenso ungesund wie eins<strong>ch</strong>ränkende, unnötige<br />
Diätregeln. Der Begriff «gesund» ist für kleine Kinder a<strong>bs</strong>trakt:<br />
Aufforderungen, gesund zu essen, sind deshalb sinnlos. Es geht vielmehr<br />
darum, gesund als normal und lustvoll erlebbar zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Gesund ist eine gemeinsame, abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e Mahlzeit – aus saisonalen,<br />
naturbelassenen Zutaten liebevoll geko<strong>ch</strong>t und mit allen Sinnen<br />
und genügend Zeit genossen. Einfa<strong>ch</strong> und s<strong>ch</strong>wierig zuglei<strong>ch</strong>!<br />
Familie<br />
Die Sonderstellung eines kranken Kindes<br />
Die Diagnose einer <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Erkrankung – wie zum Beispiel die<br />
Ar thritis – kann das Leben des betroffenen Kindes auf den Kopf stellen.<br />
Und damit au<strong>ch</strong> dasjenige seiner gesamten Familie. Plötzli<strong>ch</strong> wird<br />
einem Familienmitglied übermässig viel Aufmerksamkeit zuteil. Die<br />
Sorge um die <strong>Gesundheit</strong> und Zukunft eines Kindes können sel<strong>bs</strong>t<br />
Erziehungsgrundsätze ausser Kraft setzen.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>wister können si<strong>ch</strong> bena<strong>ch</strong>teiligt fühlen und zeigen bisher<br />
unbekannte, neue Verhaltensweisen, um die Aufmerksamkeit und Fürsorge<br />
der Eltern au<strong>ch</strong> wieder für si<strong>ch</strong> zu gewinnen. Man<strong>ch</strong>mal werden<br />
die betroffenen Kinder aus gut gemeinter Rücksi<strong>ch</strong>tnahme und liebevoller<br />
Fürsorge eher verwöhnt, ges<strong>ch</strong>ont oder bemitleidet. Als erste<br />
Reaktion verständli<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong>vollziehbar. Für das Erlernen eines<br />
langfristigen, sel<strong>bs</strong>tbestimmten Umgangs mit einer Krankheit wie der<br />
<strong>Arthritis</strong> brau<strong>ch</strong>t es aber andere Fähigkeiten und Fertigkeiten.<br />
Wenn Kinder mit einer <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Erkrankung dur<strong>ch</strong> Spiele und Gesprä<strong>ch</strong>e<br />
lernen, ihr Befinden auszudrücken, die Eins<strong>ch</strong>ränkungen des<br />
Körpers zu beoba<strong>ch</strong>ten und die S<strong>ch</strong>merzen zu bes<strong>ch</strong>reiben, können<br />
sie einen wertvollen Beitrag zum Therapieerfolg leisten. Die kleinen<br />
Pa tienten entwickeln si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> oft s<strong>ch</strong>neller als ihre glei<strong>ch</strong>altrigen<br />
Kameraden und su<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> deshalb man<strong>ch</strong>mal Freunde unter den<br />
älteren <strong>Kindern</strong>.<br />
46 47
«Man<strong>ch</strong>mal ist<br />
Ihre Phantasie im<br />
Umgang mit<br />
der Krankheit<br />
gefragt.»<br />
Die Andersartigkeit gegenüber Glei<strong>ch</strong>altrigen kann Fragen aufwerfen<br />
wie «womit hab i<strong>ch</strong> das verdient» oder «warum i<strong>ch</strong>»? Gesprä<strong>ch</strong>e<br />
mit Eltern und Fa<strong>ch</strong>personen sowie der Austaus<strong>ch</strong> mit Mitbetroffenen<br />
(zum Beispiel <strong>bei</strong>m jährli<strong>ch</strong> stattfindenden Familientag der Rheumaliga<br />
S<strong>ch</strong>weiz) unterstützen Kinder mit einer <strong>Arthritis</strong> darin, ihre Situation zu<br />
erkennen und akzeptieren zu lernen.<br />
Begleitung dur<strong>ch</strong> die Eltern<br />
Das Kindesalter ist weitgehend frei von Verpfli<strong>ch</strong>tungen, Verantwortungen<br />
und Planung. Erst allmähli<strong>ch</strong> werden den <strong>Kindern</strong> im Elternhaus<br />
und in der S<strong>ch</strong>ule Werte wie «Zuverlässigkeit» und «Disziplin» <strong>bei</strong>gebra<strong>ch</strong>t.<br />
Ein Kind mit <strong>Arthritis</strong> brau<strong>ch</strong>t Unterstützung darin, regelmässig<br />
und zuverlässig Medikamente einzunehmen. Hier ist die Phantasie von<br />
Eltern und Ges<strong>ch</strong>wistern gefragt: Eine bunte Pillendose oder ein Familien-Ritual<br />
für das Spritzen der Medikamente verleihen dem oft ungeliebten<br />
Vorgang eine Alltägli<strong>ch</strong>keit und Lei<strong>ch</strong>tigkeit.<br />
Das regelmässige Einnehmen oder Spritzen von Medikamenten, die<br />
tägli<strong>ch</strong>en Turnübungen oder die Verfügbarkeit von Hilfsmitteln gehören<br />
s<strong>ch</strong>on bald wie sel<strong>bs</strong>tverständli<strong>ch</strong> zum Alltag dazu. Do<strong>ch</strong> was ist mit<br />
Ausflügen, dem Klassenlager und den Ferien? Hier gilt es die Kinder<br />
mit <strong>Arthritis</strong> in ihrer Sel<strong>bs</strong>tverantwortung und Sel<strong>bs</strong>tdisziplin zu fördern<br />
und zu fordern.<br />
Mehr Planung, aber au<strong>ch</strong> mehr Flexibilität<br />
Zum alltägli<strong>ch</strong>en Familienmanagement wie Organisieren von Terminen<br />
und Abwesenheiten einzelner Familienmitglieder kommt nun zusätzli<strong>ch</strong><br />
die Koordination von Konsultationen <strong>bei</strong>m Kinderarzt, Rheumatologen,<br />
Augenarzt, aber au<strong>ch</strong> Physio- und Ergotherapeuten hinzu. Die Begleitung<br />
des betroffenen Kindes, aber au<strong>ch</strong> die Betreuung der daheimgebliebenen<br />
Ges<strong>ch</strong>wister gilt es unter den einen berühmten Hut zu<br />
bringen.<br />
48 49
S<strong>ch</strong>ule und Beruf<br />
Information und Aufklärung<br />
Der regelmässige S<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong> ist für alle Kinder wi<strong>ch</strong>tig. Hier wird die<br />
Grundlage für die Ausbildung und einen späteren Beruf gelegt, der ein<br />
finanziell unabhängiges Leben ermögli<strong>ch</strong>t. Aber es wird au<strong>ch</strong> die Auseinandersetzung<br />
und Anerkennung in einer Gruppe von Glei<strong>ch</strong>altrigen<br />
geübt und erlernt.<br />
Es gibt einige wenige Faktoren, die den S<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong> problematis<strong>ch</strong><br />
ma<strong>ch</strong>en können. Dazu gehören S<strong>ch</strong>wierigkeiten <strong>bei</strong>m Gehen, Müdigkeit,<br />
S<strong>ch</strong>merzen oder Steifheit. Wenn Lehrpersonen über den Krankheitsverlauf<br />
Bes<strong>ch</strong>eid wissen und die allfälligen Nebenwirkungen von<br />
Medikamenten kennen, dann ist das Verständnis für das betroffene Kind<br />
geweckt und es entstehen keine unnötigen Missverständnisse. Offene<br />
Informationen gegenüber Lehrpersonen und Klassenkameraden sind<br />
deshalb nötig. Es ist empfehlenswert, dem Lehrer mögli<strong>ch</strong>e Besonderheiten<br />
zu erklären und dem betroffenen Kind den S<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong> zu<br />
erlei<strong>ch</strong>tern. Viellei<strong>ch</strong>t gehört dazu entspre<strong>ch</strong>endes Mobiliar oder ein<br />
Hinweis auf mögli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>wierigkeiten <strong>bei</strong>m S<strong>ch</strong>reiben.<br />
Au<strong>ch</strong> für die Mits<strong>ch</strong>üler ist es wi<strong>ch</strong>tig zu wissen, dass ihr Klassenkamerad<br />
an einer entzündli<strong>ch</strong>en Rheumaerkrankung leidet. Nur so können<br />
sie verstehen, dass vers<strong>ch</strong>iedene Ausnahmen keine Bevorzugung sind,<br />
sondern Notwendigkeiten, um den S<strong>ch</strong>ulalltag bewältigen zu können.<br />
Die offene Information von Lehrpersonen und Klassenkameraden<br />
ist wi<strong>ch</strong>tig, um Ausgrenzungen zu vermeiden.<br />
Bewegung in der S<strong>ch</strong>ule<br />
Bei den meisten <strong>Kindern</strong> mit <strong>Arthritis</strong> treten Gelenks<strong>ch</strong>merzen und<br />
Steifigkeit morgens na<strong>ch</strong> dem Aufstehen in Ers<strong>ch</strong>einung oder na<strong>ch</strong> längerem<br />
Sitzen. In einem Gesprä<strong>ch</strong> mit den Lehrpersonen kann viellei<strong>ch</strong>t<br />
vereinbart werden, dass das betroffene Kind die Erlaubnis erhält, au<strong>ch</strong><br />
in den S<strong>ch</strong>ulstunden aufzustehen. Die Teilnahme am Turnunterri<strong>ch</strong>t ist<br />
erstrebenswert, damit die Kinder mögli<strong>ch</strong>st wenig Eins<strong>ch</strong>ränkung dur<strong>ch</strong><br />
die Erkrankung erfahren. Ideal ist, Kinder zu ermutigen S<strong>ch</strong>merzen<br />
wahrzunehmen und dann die sportli<strong>ch</strong>e Tätigkeit sel<strong>bs</strong>t zu unterbre<strong>ch</strong>en.<br />
Somit lernen sie glei<strong>ch</strong>zeitig, sel<strong>bs</strong>tbestimmt mit der Erkrankung<br />
umzugehen.<br />
Abwesenheiten während der S<strong>ch</strong>ule<br />
Krankheitss<strong>ch</strong>übe können zu S<strong>ch</strong>ula<strong>bs</strong>enzen führen. Termine <strong>bei</strong> Ärzten<br />
und Fa<strong>ch</strong>personen lassen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t immer na<strong>ch</strong> dem Stundenplan der<br />
Kinder ri<strong>ch</strong>ten. Die Rück- und A<strong>bs</strong>pra<strong>ch</strong>e mit den Lehrpersonen hilft<br />
hier, diese Abwesenheit ni<strong>ch</strong>t irrtümli<strong>ch</strong> als Drückebergerei vor einer<br />
Prüfung oder Ähnli<strong>ch</strong>em zu interpretieren.<br />
Berufswahl<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e mit Rheuma können in der Regel ganz normale Berufe<br />
ausüben, wenn sie auf harte körperli<strong>ch</strong>e Ar<strong>bei</strong>t verzi<strong>ch</strong>ten. Unterstützung<br />
<strong>bei</strong> Fragen zur Berufswahl finden Sie <strong>bei</strong>m behandelnden Kinderrheumatologen,<br />
der behandelnden Physiotherapeutin und der Berufsberatung.<br />
50 51
«S<strong>ch</strong>affen Sie<br />
eine gute Basis für<br />
die Zukunft Ihres<br />
Kindes.»<br />
Versi<strong>ch</strong>erungen<br />
Krankenkasse<br />
Grundsätzli<strong>ch</strong> übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Arztuntersu<strong>ch</strong>ungen<br />
und die Medikamente.<br />
Invalidenversi<strong>ch</strong>erung<br />
Die juvenile idiopathis<strong>ch</strong>e <strong>Arthritis</strong> wird ni<strong>ch</strong>t als Geburtsgebre<strong>ch</strong>en von<br />
der IV anerkannt, weil sie eine später erworbene Entzündung darstellt<br />
und ni<strong>ch</strong>t angeboren ist.<br />
Besteht jedo<strong>ch</strong> die Gefahr einer bleibenden Gelenks<strong>ch</strong>ädigung, so kann<br />
die Invalidenversi<strong>ch</strong>erung vorbeugende medizinis<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />
übernehmen, die geeignet sind, die Erwer<strong>bs</strong>tätigkeit oder die Fähigkeit,<br />
si<strong>ch</strong> in einem Aufgabenberei<strong>ch</strong> zu betätigen, zu verbessern oder vor wesentli<strong>ch</strong>er<br />
Beeinträ<strong>ch</strong>tigung zu bewahren (Art. 12 IVG). Hierzu gehören<br />
Physiotherapie, Ergotherapie und Hilfsmittel. Anspru<strong>ch</strong> auf medizinis<strong>ch</strong>e<br />
Massnahmen besteht bis zur Vollendung des 20. Altersjahres.<br />
S<strong>ch</strong>luss<br />
Wird das Kind ein normales Leben als Erwa<strong>ch</strong>sener haben?<br />
Dies ist eins der wi<strong>ch</strong>tigsten Ziele der Behandlung und es kann <strong>bei</strong> fast<br />
allen Patienten errei<strong>ch</strong>t werden. Die Behandlung der juvenilen idiopathis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Arthritis</strong> hat in der Tat dramatis<strong>ch</strong>e Forts<strong>ch</strong>ritte seit der Jahrtausendwende<br />
gema<strong>ch</strong>t.<br />
Man<strong>ch</strong>e Lebenssituationen sind s<strong>ch</strong>wieriger als andere. So fällt es<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en in der Pubertät häufig s<strong>ch</strong>wer, ihre Krankheit zu akzeptieren,<br />
und sie versu<strong>ch</strong>en, die äusserli<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>en zu kas<strong>ch</strong>ieren. Die<br />
Einhaltung der Therapie kann zur Kraftprobe werden.<br />
Deshalb wird der Uebergang in die Erwa<strong>ch</strong>senenspre<strong>ch</strong>stunde gezielt<br />
vorbereitet und man begleitet die Jugendli<strong>ch</strong>en in diesem Prozess.<br />
52 53
Erklärung von Fa<strong>ch</strong>ausdrücken<br />
Krankheit<br />
<strong>Arthritis</strong><br />
Gelenkentzündung<br />
Bursitis<br />
S<strong>ch</strong>leimbeutelentzündung<br />
CRP<br />
Mass für Entzündungsreaktion im Körper<br />
Enthesitis<br />
Erkrankung Sehnenansatz<br />
Extension<br />
Streckung<br />
Flexion<br />
Beugung<br />
Iridozyklitis<br />
Augenentzündung<br />
Katarakt<br />
Linsentrübung (grauer Star)<br />
Monarthritis<br />
Entzündung eines Gelenks<br />
Oligoarthritis Entzündung weniger Gelenke (bis 4)<br />
Polyarthritis<br />
Entzündung vieler Gelenke<br />
Synovia<br />
Gelenkinnenhaut<br />
Tenosynovititis<br />
Sehnens<strong>ch</strong>eidenentzündung<br />
Uveitis<br />
Entzündung der vorderen Augena<strong>bs</strong><strong>ch</strong>nitte<br />
Varizellen<br />
Windpocken<br />
«Ihr Kind sollte<br />
sel<strong>bs</strong>tbestimmt<br />
mit seiner Krankheit<br />
umgehen<br />
dürfen.»<br />
Medikamente<br />
Analgetikum<br />
Antiphlogistikum<br />
Basismedikament<br />
Immunsuppressivum<br />
Intraartikuläre Injektion<br />
Kortikoid / Steroid<br />
Ni<strong>ch</strong>tsteroidales<br />
Antirheumatikum<br />
S<strong>ch</strong>merzmedikament<br />
Entzündungshemmendes Medikament<br />
Rheumamedikament mit Langzeitwirkung,<br />
das den Rheumaprozess beeinflusst<br />
Medikament zur Unterdrückung der übers<strong>ch</strong>iessenden<br />
Immunantwort<br />
Einspritzung des Medikamentes ins Gelenk<br />
Kortisonhaltiges Medikament<br />
Kortisonfreies entzündungshemmendes<br />
Medikament<br />
55
Über die Rheumaliga<br />
Die Rheumaliga setzt si<strong>ch</strong> für Mens<strong>ch</strong>en mit einer rheumatis<strong>ch</strong>en Erkrankung<br />
ein und fördert die <strong>Gesundheit</strong>: mit Informationsbros<strong>ch</strong>üren,<br />
Kursen, Beratung, Alltagshilfen und Präventionsar<strong>bei</strong>t. Diese Dienstleistungen<br />
erbringt sie s<strong>ch</strong>weizweit und ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> damit an Betroffene,<br />
Health Professionals, Ärzte und die Öffentli<strong>ch</strong>keit. Die Rheumaliga<br />
S<strong>ch</strong>weiz ist eine Da<strong>ch</strong>organisation mit Sitz in Züri<strong>ch</strong> und vereinigt 20<br />
kantonale/regionale Rheumaligen und fünf nationale Patientenorganisationen.<br />
Sie besteht seit 1958 und trägt das ZEWO-Gütesiegel für gemeinnützige<br />
Organisationen.<br />
Nützli<strong>ch</strong>e Kontakte<br />
www.<strong>ch</strong>ildrheum.<strong>ch</strong><br />
Offizielle We<strong>bs</strong>ite der Kinderrheumatologen in der S<strong>ch</strong>weiz. Hier finden<br />
Sie die Adressen der nationalen kinderrheumatologis<strong>ch</strong>en Zentren.<br />
Rheumaliga S<strong>ch</strong>weiz<br />
Josefstrasse 92, CH-8005 Züri<strong>ch</strong><br />
Telefon 044 487 40 00, Fax 044 487 40 19<br />
Bestellungen 044 487 40 10<br />
E-Mail: info@rheumaliga.<strong>ch</strong>, Internet: www.rheumaliga.<strong>ch</strong><br />
(Tage für Familien mit einem betroffenen Kind)<br />
Weitere Literatur<br />
Publikationsliste<br />
der Rheumaliga S<strong>ch</strong>weiz (D 001)<br />
gratis<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Polyarthritiker-Vereinigung<br />
Feldeggstrasse 69, Postfa<strong>ch</strong> 1332, CH-8032 Züri<strong>ch</strong><br />
Telefon 044 422 35 00, Fax 044 422 03 27<br />
E-Mail: spv@arthritis.<strong>ch</strong>, Internet: www.arthritis.<strong>ch</strong><br />
(Elterngruppen und betroffene juvenile Polyarthritiker)<br />
Ernährung<br />
Bu<strong>ch</strong> der Rheumaliga S<strong>ch</strong>weiz, 2009 (D 430) CHF 15.00<br />
Alltagshilfen<br />
Katalog der Rheumaliga S<strong>ch</strong>weiz (D 003)<br />
Sport für Einsteiger und Umsteiger<br />
Bros<strong>ch</strong>üre der Rheumaliga S<strong>ch</strong>weiz (D 3013)<br />
gratis<br />
gratis<br />
Rheumamagazin forumR<br />
Jahresabonnement, ers<strong>ch</strong>eint 4x pro Jahr (D 402) CHF 16.40<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Vereinigung Morbus Be<strong>ch</strong>terew<br />
bis 31.12.2009: Röntgenstrasse 22, CH-8005 Züri<strong>ch</strong><br />
ab 1.1.2010: Leuts<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong>strasse 45, CH-8050 Züri<strong>ch</strong><br />
Telefon 044 272 78 66, Fax 044 272 78 75<br />
E-Mail: mail@be<strong>ch</strong>terew.<strong>ch</strong>, Internet: www.be<strong>ch</strong>terew.<strong>ch</strong><br />
(Veranstaltungen und Bewegungs-Therapiekurse für junge Mens<strong>ch</strong>en<br />
mit Morbus Be<strong>ch</strong>terew)<br />
www.printo.it<br />
Paediatric Rheumatology International Trials Organisation (PRINTO),<br />
internationales Netzwerk für Fors<strong>ch</strong>ung<br />
www.svde.<strong>ch</strong> / www.asdd.<strong>ch</strong><br />
Liste von Ernährungsberaterinnen und -beratern des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Verbandes dipl. ErnährungsberaterInnen<br />
56 57
Impressum<br />
Notizen<br />
Autorin<br />
Dr. med. Daniela Kaiser<br />
Pädiatris<strong>ch</strong>e Rheumatologie, Kinderspital Luzern<br />
Einzelne Kapitel unter Mitar<strong>bei</strong>t von<br />
Christina Alder, Dipl. Ernährungsberaterin HF<br />
SVA Züri<strong>ch</strong>, IV-Stelle<br />
Nicole Thomson, Dipl. Physiotherapeutin, Rheumaliga S<strong>ch</strong>weiz<br />
Gestaltung<br />
Atelier Cyan, Luzern, www.cyan.<strong>ch</strong><br />
Fotos<br />
Heinz Dahinden, Luzern, www.heinzdahinden.<strong>ch</strong><br />
Grafiken<br />
Quelle: Privatklinikgruppe Hirslanden<br />
Herausgeber<br />
© by Dr. med. Daniela Kaiser und Rheumaliga S<strong>ch</strong>weiz, 2009<br />
Mit freundli<strong>ch</strong>er Unterstützung von<br />
S<strong>ch</strong>ütze-Korthals Stiftung<br />
Hilda und Walter Motz-Hauser Stiftung<br />
Familien-Vontobel-Stiftung<br />
Stiftung für das behinderte Kind<br />
Stiftung<br />
für das behinderte Kind<br />
Fondation pour l’enfant déficient<br />
Fondazione per il fanciullo handicappato<br />
58
Kinderspital des<br />
Luzerner Kantonsspital<br />
6000 Luzern 16<br />
www.ksl.<strong>ch</strong><br />
Rheumaliga S<strong>ch</strong>weiz<br />
Josefstrasse 92<br />
8005 Züri<strong>ch</strong><br />
www.rheumaliga.<strong>ch</strong><br />
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