Jugendgesundheitsbericht 2012 - Gesundheit.bs.ch - Basel-Stadt
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<strong>Gesundheit</strong>sdepartement des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>
<strong>Jugendgesundheitsberi<strong>ch</strong>t</strong> <strong>2012</strong><br />
Die <strong>Gesundheit</strong> von Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung und Prävention <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
1
Impressum<br />
Autorinnen und Autoren:<br />
Nadia Pecoraro, Nicole Zingg, Markus Ledergerber,<br />
Thomas Steffen, Doris S<strong>ch</strong>enk und<br />
Team Kinder- und Jugendgesundheitsdienst<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
Redaktion:<br />
advocacy ag, <strong>Basel</strong>/Züri<strong>ch</strong><br />
Gestaltung:<br />
Vis<strong>ch</strong>erVettiger, <strong>Basel</strong><br />
www.vis<strong>ch</strong>ervettiger.<strong>ch</strong><br />
Foto:<br />
Mixyourlife.<strong>ch</strong><br />
Fotograf Pascal Hegner<br />
Druck:<br />
Reinhardt Druck <strong>Basel</strong><br />
1. Auflage, 2000 Exemplare<br />
© <strong>2012</strong> <strong>Gesundheit</strong>sdepartement<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>, Abteilung Prävention<br />
Bestelladresse:<br />
<strong>Gesundheit</strong>sdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
Abteilung Prävention<br />
St. Alban-Vorstadt 19<br />
4052 <strong>Basel</strong><br />
Tel. 061 267 45 20<br />
Fax 061 272 36 88<br />
abteilung.praevention@<strong>bs</strong>.<strong>ch</strong><br />
www.gesundheitsdienste.<strong>bs</strong>.<strong>ch</strong><br />
2
Inhalt<br />
Zusammenfassung 4<br />
Einleitung 6<br />
Vorgehensweise 7<br />
Themen und Resultate der Befragung<br />
Konsumverhalten 9<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben, Resultate, Diskussion, Praxisbeispiele<br />
Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum 18<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben, Resultate, Diskussion, Praxisbeispiele<br />
Sexualität 28<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben, Resultate, Diskussion, Praxisbeispiele<br />
Stress 37<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben, Resultate, Diskussion, Praxisbeispiele<br />
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> 51<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben, Resultate, Diskussion, Praxisbeispiele<br />
Sport 59<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben, Resultate, Diskussion, Praxisbeispiele<br />
Gewi<strong>ch</strong>t 66<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben, Resultate, Diskussion, Praxisbeispiele<br />
Fazit 71<br />
Literatur 72<br />
Anhang 74<br />
3
Zusammenfassung<br />
Der vorliegende Beri<strong>ch</strong>t umfasst die Auswertung<br />
der Befragungen der Basler S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler der neunten Klassen des Gymnasiums<br />
und der Weiterbildungss<strong>ch</strong>ule (WBS)<br />
der S<strong>ch</strong>uljahre 2008/2009, 2009/2010 und<br />
2010/2011. Die Befragungen wurden im Rahmen<br />
der freiwilligen s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
dur<strong>ch</strong>geführt, woran rund 98% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
der neunten Klassen teilgenommen<br />
haben. Die Befragung fand dabei entweder im<br />
Vorfeld der Untersu<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> einen persönli<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Gesundheit</strong>sfragebogen statt, den die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
zu Hause ausfüllen konnten und der<br />
primär der Vorbereitung des s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en<br />
Besu<strong>ch</strong>s diente, oder wurde – im Falle der Zusatzfragebogen<br />
zu weiteren gesundheitsrelevanten<br />
Themen – direkt vor Ort im Kinder- und<br />
Jugendgesundheitsdienst anonym dur<strong>ch</strong>geführt.<br />
Dabei wurden die Jugendli<strong>ch</strong>en je na<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>uljahr zu unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Themen befragt.<br />
So waren dies die Berei<strong>ch</strong>e Stress, Su<strong>ch</strong>t,<br />
Sexualität, Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum, Sport und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Gesundheit</strong>. Zudem wurden im Rahmen<br />
der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen jeweils die<br />
Gewi<strong>ch</strong>tsdaten der Jugendli<strong>ch</strong>en erhoben. Die<br />
Auswertungen der aktuellsten Gewi<strong>ch</strong>tsdaten<br />
aus dem S<strong>ch</strong>uljahr 2010/2011 sind im vorliegenden<br />
Beri<strong>ch</strong>t enthalten.<br />
Insgesamt kann sowohl der körperli<strong>ch</strong>e als au<strong>ch</strong><br />
der psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong>szustand der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
im Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> als gut bewertet<br />
werden: Die grosse Mehrheit der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
(88%) gibt an, bei guter oder sehr<br />
guter körperli<strong>ch</strong>er sowie psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong><br />
zu sein. Die häufigsten Bes<strong>ch</strong>werden bei<br />
den Jugendli<strong>ch</strong>en sind Kopfs<strong>ch</strong>merzen (20%)<br />
oder Rücken- und Gelenkprobleme (18%). Rund<br />
11% der Jugendli<strong>ch</strong>en nehmen regelmässig Medikamente<br />
ein und 10% geben an, si<strong>ch</strong> in psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er<br />
Behandlung zu befinden.<br />
Rund die Hälfte (51%) der Jugendli<strong>ch</strong>en empfindet<br />
häufig Stress, wobei mehr Mäd<strong>ch</strong>en<br />
(61%) als Jungen (41%) angeben, si<strong>ch</strong> häufig<br />
gestresst zu fühlen. Als Hauptursa<strong>ch</strong>e für den<br />
Stress geben die Jugendli<strong>ch</strong>en die S<strong>ch</strong>ule an<br />
(59%), gefolgt von Zeitmangel (22%) und familiären<br />
Gründen (19%). Mehr als doppelt so<br />
viele Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (77%) geben<br />
die S<strong>ch</strong>ule als Stressursa<strong>ch</strong>e an als S<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e (33%) und au<strong>ch</strong> die Berufswahl/<br />
4
Lehrstellensu<strong>ch</strong>e ist für Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(24%) deutli<strong>ch</strong> öfter ein Auslöser für<br />
Stress als für S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (8%). Au<strong>ch</strong><br />
WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler fühlen si<strong>ch</strong><br />
häufiger (30%) dur<strong>ch</strong> die Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e<br />
gestresst als S<strong>ch</strong>üler und S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
des Gymnasiums (4%). Diese fühlen si<strong>ch</strong><br />
dagegen wiederum häufiger (30%) dur<strong>ch</strong> Zeitmangel<br />
gestresst. Der Stress äussert si<strong>ch</strong> dabei<br />
vor allem in Gereiztheit und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter Laune<br />
(60%). Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Müdigkeit und S<strong>ch</strong>lafprobleme<br />
(32%) sowie Glei<strong>ch</strong>gültigkeit (32%) sind<br />
häufige Folgen von Stress.<br />
Mehr als ein Viertel (28%) der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
ist übergewi<strong>ch</strong>tig oder adipös, Jungen<br />
(33%) häufiger als Mäd<strong>ch</strong>en (22%) und<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (34%) öfter als<br />
S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (23%). In der WBS sind<br />
doppelt so viele S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler<br />
(34%) übergewi<strong>ch</strong>tig oder adipös wie im Gymnasium<br />
(15%). Die männli<strong>ch</strong>en Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en sind mit 39% die Gruppe mit den<br />
meisten Übergewi<strong>ch</strong>tigen, während S<strong>ch</strong>weizerinnen<br />
mit 18% die niedrigsten Übergewi<strong>ch</strong>tsprävalenzen<br />
aufweisen. 90% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
geben an, in ihrer Freizeit sportli<strong>ch</strong> aktiv<br />
zu sein, wobei über die Dauer und Intensität<br />
keine Aussagen gema<strong>ch</strong>t werden können. 49%<br />
sind Mitglied in einem oder mehreren Sportvereinen.<br />
10% der Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, sportli<strong>ch</strong><br />
gar ni<strong>ch</strong>t aktiv zu sein.<br />
21% der Jugendli<strong>ch</strong>en geben an zu rau<strong>ch</strong>en,<br />
womit die Gesamtzahl der rau<strong>ch</strong>enden Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
der neunten Klassen des S<strong>ch</strong>uljahrs<br />
2006/2007 stabil geblieben ist. Der Zigarettenkonsum<br />
von Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en hat<br />
hingegen zugenommen, von 19% auf 23%, wohingegen<br />
der Tabakkonsum bei Mäd<strong>ch</strong>en von<br />
21% auf 17% abgenommen hat. Knapp die Hälfte<br />
(48%) der Jugendli<strong>ch</strong>en gibt an, nie Alkohol<br />
zu trinken, dies sind deutli<strong>ch</strong> weniger als im Jahr<br />
2006/2007, wo no<strong>ch</strong> 70% der Jugendli<strong>ch</strong>en angaben,<br />
keinen Alkohol zu trinken. Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e (55%) und WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und -S<strong>ch</strong>üler (53%) sind häufiger a<strong>bs</strong>tinent als<br />
S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (43%) und Gymnasiasten<br />
(40%). Keine grossen Unters<strong>ch</strong>iede zeigen si<strong>ch</strong><br />
zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern. Die Gesamtzahl<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en, die bereits einmal betrunken<br />
waren, ist im Verglei<strong>ch</strong> zu 2006/2007 um 2%<br />
auf 28% gestiegen. Au<strong>ch</strong> die Anzahl extremer<br />
User, die mehrmals pro Wo<strong>ch</strong>e alkoholhaltige<br />
Getränke konsumieren, ist in der aktuellen Befragung<br />
höher als 2006/2007. Neben dem Alkoholkonsum<br />
hat au<strong>ch</strong> der Anteil Jugendli<strong>ch</strong>er,<br />
die bereits Erfahrung mit Cannabis haben, zugenommen,<br />
von 21% auf 26%. Die grösste Zunahme<br />
ist bei den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en zu<br />
verzei<strong>ch</strong>nen, von 10% auf 22%.<br />
Das meistverbreitete Medium ist das Handy:<br />
96% der Jugendli<strong>ch</strong>en besitzen eins. Au<strong>ch</strong> MP3-<br />
Player und Computer sind unter den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
weit verbreitet. Spielkonsolen finden<br />
si<strong>ch</strong> vor allem in den Zimmern der männli<strong>ch</strong>en<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en. Den Grossteil des Geldes für die<br />
Finanzierung von Konsumgütern und Freizeitaktivitäten<br />
erhalten die Jugendli<strong>ch</strong>en von den<br />
Eltern in Form eines Sackgeldes. Nur 2% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
geben an, S<strong>ch</strong>ulden zu haben.<br />
Zum ersten Mal wurden die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
au<strong>ch</strong> zu ihrem Wissen über das Thema Sexualität<br />
befragt. 87% der Jugendli<strong>ch</strong>en geben an,<br />
im Verglei<strong>ch</strong> mit Glei<strong>ch</strong>altrigen gut bis sehr gut<br />
informiert zu sein. Als häufigste Wissensquelle<br />
zum Thema Sexualität gaben die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ule/Lehrer an (32%), gefolgt von Eltern<br />
(20%) und anderen Jugendli<strong>ch</strong>en (19%). Obwohl<br />
die Jugendli<strong>ch</strong>en angeben, gut bis sehr gut<br />
aufgeklärt zu sein, zeigt si<strong>ch</strong> ein gravierendes<br />
Ni<strong>ch</strong>twissen: So haben nur 21% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
die Frage, ob es einen Impfs<strong>ch</strong>utz vor<br />
Syphilis gibt, ri<strong>ch</strong>tig beantwortet. In Bezug auf<br />
HIV und Hepatitis B haben zwar deutli<strong>ch</strong> mehr<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e ri<strong>ch</strong>tig geantwortet, do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> hier<br />
lagen immer no<strong>ch</strong> viele Jugendli<strong>ch</strong>e fals<strong>ch</strong>. Es<br />
besteht also weiterhin ein grosser Bedarf an<br />
jugendgere<strong>ch</strong>ter Informationsvermittlung zum<br />
Thema Sexualität.<br />
Die Befragung der Basler Jugendli<strong>ch</strong>en liefert<br />
wi<strong>ch</strong>tige Informationen zu deren <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />
und ist damit eine gute Grundlage, um<br />
gezielt weitere Präventionsmassnahmen zu entwickeln.<br />
Berücksi<strong>ch</strong>tigt werden müssen dabei –<br />
das zeigen die Ergebnisse – vor allem au<strong>ch</strong> die<br />
Faktoren Migration und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, um so die<br />
Präventionsmassnahmen gezielt auf die Bedürfnisse<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en anpassen zu können.<br />
5
Einleitung<br />
Das Ziel moderner Präventions- und <strong>Gesundheit</strong>sförderungsstrategien<br />
ist der Erhalt der <strong>Gesundheit</strong>.<br />
Dabei ist <strong>Gesundheit</strong>sförderung und<br />
Prävention in jedem Lebensalter wi<strong>ch</strong>tig, do<strong>ch</strong><br />
erfordern die vers<strong>ch</strong>iedenen Lebenszyklen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Angebote und Massnahmen, die<br />
individuell auf den entspre<strong>ch</strong>enden Lebensa<strong>bs</strong><strong>ch</strong>nitt<br />
abgestimmt sind. Ziel dabei ist es, das<br />
<strong>Gesundheit</strong>spotential lebenszyklusgere<strong>ch</strong>t und<br />
gemäss den persönli<strong>ch</strong>en Lebensumständen zu<br />
fördern, um so das vorhandene <strong>Gesundheit</strong>spotential<br />
mögli<strong>ch</strong>st optimal auszus<strong>ch</strong>öpfen und<br />
vorhandene Risikofaktoren gezielt abzubauen.<br />
Für die Umsetzung sol<strong>ch</strong>er Präventionsmassnahmen<br />
sind regionale <strong>Gesundheit</strong>sdaten unabdingbar.<br />
Nur so können massges<strong>ch</strong>neiderte<br />
Programme im Berei<strong>ch</strong> <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention für den Kanton erarbeitet und<br />
problematis<strong>ch</strong>e Tendenzen bei der Bevölkerung<br />
erkannt werden.<br />
Mit dem ersten Jugendberi<strong>ch</strong>t von 2007 hat<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> die Basis für eine umfassende Beoba<strong>ch</strong>tung<br />
der <strong>Gesundheit</strong> von S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>ülern gelegt. Diese Befragungen werden<br />
in regelmässigen A<strong>bs</strong>tänden im Rahmen<br />
der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung wiederholt,<br />
um so ein Bild des aktuellen gesundheitli<strong>ch</strong>en<br />
Zustands der Jugendli<strong>ch</strong>en abzubilden sowie<br />
Entwicklungen im Verlauf über die Jahre festzuhalten.<br />
Die Themenberei<strong>ch</strong>e, zu wel<strong>ch</strong>en die<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en befragt werden, leiten si<strong>ch</strong> von<br />
aktuellen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und politis<strong>ch</strong>en<br />
Fragestellungen ab. Der vorliegende Beri<strong>ch</strong>t beruht<br />
auf den Befragungen der S<strong>ch</strong>ülerinnen und<br />
S<strong>ch</strong>üler der neunten Klassen des Gymnasiums<br />
und der Weiterbildungss<strong>ch</strong>ule (WBS) der S<strong>ch</strong>uljahre<br />
2008/2009, 2009/2010 und 2010/2011.<br />
Dabei wurden bei den vers<strong>ch</strong>iedenen Befragungen<br />
jeweils unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Themenberei<strong>ch</strong>e<br />
abgefragt. So waren dies die Berei<strong>ch</strong>e<br />
Stress, Su<strong>ch</strong>t, Sexualität, Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum,<br />
Sport und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong>. Zusätzli<strong>ch</strong> zu<br />
den Resultaten der Befragung und den im Rahmen<br />
der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung erhobenen<br />
Gewi<strong>ch</strong>tsdaten der Jugendli<strong>ch</strong>en sind im<br />
vorliegenden Beri<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> eine Diskussion der<br />
Ergebnisse sowie Beispiele bereits laufender<br />
Präventionsmassnahmen enthalten.<br />
Die Daten, die aus diesen Befragungen gewonnen<br />
wurden, dienen der Eins<strong>ch</strong>ätzung der gesundheitli<strong>ch</strong>en<br />
Situation der Basler Jugendli<strong>ch</strong>en.<br />
Zudem liefern die Daten wertvolle Informationen,<br />
die als Grundlage zur Lancierung neuer<br />
oder zur Weiterführung von bestehenden Präventionsmassnahmen<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sdienste<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> genutzt werden können. Anhand<br />
der Daten kann ausserdem die Wirkung der<br />
bisherigen Massnahmen überprüft werden. Die<br />
Auswertungen der Befragungen sollen zudem<br />
eventuelle Unters<strong>ch</strong>iede bezügli<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t,<br />
Herkunft und S<strong>ch</strong>ultyp aufzeigen, um so Präventionsmassnahmen<br />
gezielt darauf anpassen und<br />
künftige Massnahmen vor dem Hintergrund dieser<br />
Ergebnisse planen zu können.<br />
6
Vorgehensweise<br />
Teilnehmende<br />
Im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
dur<strong>ch</strong> den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> werden – neben Kindergartenkindern<br />
und Primars<strong>ch</strong>ülern der dritten Klasse –<br />
au<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e der neunten Klasse untersu<strong>ch</strong>t.<br />
An dieser freiwilligen Untersu<strong>ch</strong>ung nehmen jedes<br />
Jahr rund 98% der Jugendli<strong>ch</strong>en teil. Im Vorfeld<br />
der Untersu<strong>ch</strong>ung erhalten die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
einen persönli<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong>sfragebogen, den<br />
sie zu Hause ausfüllen und in einem vers<strong>ch</strong>lossenen<br />
Couvert dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst<br />
zukommen lassen. Die Befragung<br />
dient primär der Vorbereitung der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en<br />
Untersu<strong>ch</strong>ung, enthält jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> einige<br />
zusätzli<strong>ch</strong>e Fragen zum allgemeinen <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en. In gewissen Jahren<br />
erhalten die Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten Klasse<br />
am Tag der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung vor<br />
Ort im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst einen<br />
Zusatzfragebogen zu gesundheitsrelevanten<br />
Themen, den sie freiwillig und anonym beantworten<br />
können. Der vorliegende Beri<strong>ch</strong>t umfasst<br />
die Auswertungen von vier Fragebogen aus drei<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>uljahren (2008/2009,<br />
2009/2010, 2010/2011) zu se<strong>ch</strong>s unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Themen. Im Rahmen der Zusatzbefragung<br />
wurden dabei jeweils zwei Themen in einem<br />
gemeinsamen Fragebogen abgefragt. So waren<br />
dies im S<strong>ch</strong>uljahr 2009/2010 die Themen Sexualität<br />
und Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum sowie im S<strong>ch</strong>uljahr<br />
2010/2011 die Themen psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong><br />
und Sport. Im <strong>Gesundheit</strong>sfragebogen, der<br />
den Jugendli<strong>ch</strong>en im Vorfeld der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en<br />
Untersu<strong>ch</strong>ung abgegeben wurde, sollten die<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en im S<strong>ch</strong>uljahr 2008/2009 Fragen<br />
zum Thema Stress und im S<strong>ch</strong>uljahr 2009/2010<br />
zum Thema Konsumverhalten beantworten. Zudem<br />
wurden im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungen jeweils die Gewi<strong>ch</strong>tsdaten der<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en erhoben. Die Auswertungen der<br />
aktuellsten Gewi<strong>ch</strong>tsdaten aus dem S<strong>ch</strong>uljahr<br />
2010/2011 sind im vorliegenden Beri<strong>ch</strong>t enthalten.<br />
Zielsetzung<br />
Die regelmässigen <strong>Gesundheit</strong>sbefragungen und<br />
der vorliegende Beri<strong>ch</strong>t haben zum Ziel, ein Bild<br />
des aktuellen gesundheitli<strong>ch</strong>en Zustands der<br />
15–16-jährigen Jugendli<strong>ch</strong>en im Kanton <strong>Basel</strong>-<br />
<strong>Stadt</strong> abzubilden sowie Entwicklungen im Verlauf<br />
über die Jahre festzuhalten. Die befragten<br />
Themengebiete ergeben si<strong>ch</strong> dabei anhand aktueller<br />
fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er und politis<strong>ch</strong>er<br />
Fragestellungen zur Jugendgesundheit. Dank der<br />
erhobenen Daten können wertvolle Informationen<br />
gewonnen werden, die als Grundlage für<br />
die Fortführung und Weiterentwicklung von bestehenden<br />
sowie für die Lancierung von neuen<br />
Projekten und Programmen der Abteilung Prävention<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sdienste <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> dienen.<br />
Probleme können erkannt, Entwicklungen<br />
aufgezeigt und Zusammenhänge hergestellt werden.<br />
Zudem sollen die Auswertungen der Befragungen<br />
eventuelle Unters<strong>ch</strong>iede bezügli<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t,<br />
Herkunft und S<strong>ch</strong>ultyp aufzeigen, um so<br />
Präventionsmassnahmen gezielt darauf anpassen<br />
zu können.<br />
Instrument<br />
Die im Vorfeld der Untersu<strong>ch</strong>ung verteilten<br />
persönli<strong>ch</strong>en Fragebogen und die anonymen<br />
Zusatzfragebogen, die vor Ort im Kinder- und<br />
Jugendgesundheitsdienst abgegeben wurden,<br />
unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Format und Fragetyp<br />
ni<strong>ch</strong>t. Die Fragen wurden alle in ges<strong>ch</strong>lossener<br />
Form gestellt, so dass die Jugendli<strong>ch</strong>en die<br />
auf sie zutreffende Antwort ankreuzen konnten.<br />
Bei einigen Fragen waren au<strong>ch</strong> Mehrfa<strong>ch</strong>antworten<br />
mögli<strong>ch</strong>. Da die Fragebogen im Rahmen<br />
der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen bereits die<br />
demografis<strong>ch</strong>en Angaben sowie Angaben zum<br />
allgemeinen <strong>Gesundheit</strong>szustand abfragen, können<br />
diese bei den Zusatzfragebogen ausser A<strong>ch</strong>t<br />
gelassen werden (Anhang S. 74–79).<br />
Auswertung<br />
Der Fragebogen wurde mittels Statistikprogramm<br />
SPSS 17.0 für Windows XP ausgewertet.<br />
Es wurden vorwiegend Häufigkeitsanalysen und<br />
Kreuztabellen verwendet. Zum Teil fanden au<strong>ch</strong><br />
Korrelationen ihre Anwendung, vor allem im<br />
Hinblick auf die Gewi<strong>ch</strong>tsdaten. Auf Signifikanztests<br />
konnte aufgrund der Vollerhebung (über<br />
95% der Gesamtpopulation) verzi<strong>ch</strong>tet werden.<br />
7
Konsumverhalten<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben<br />
Im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung im S<strong>ch</strong>uljahr 2009/2010 wurden 1315 S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler der neunten Klasse im Alter von dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 15,5 Jahren (SD ±0,6) zu ihrem Konsumverhalten<br />
befragt, wobei einige der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en den Fragenbogen ni<strong>ch</strong>t vollständig<br />
ausgefüllt haben.<br />
Die Tabellen 1 bis 3 bes<strong>ch</strong>reiben die soziodemografis<strong>ch</strong>en Angaben der ausgewerteten Fragebogen<br />
der S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler im neunten S<strong>ch</strong>uljahr am Gymnasium, in der Weiterbildungss<strong>ch</strong>ule<br />
(WBS) sowie in Kleinklassen und der heilpädagogis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule, wel<strong>ch</strong>e unter der Kategorie «Andere»<br />
zusammengefasst sind.<br />
Tabelle 1<br />
Aufteilung der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozenten<br />
Weibli<strong>ch</strong> 628 48%<br />
Männli<strong>ch</strong> 687 52%<br />
Alle 1315 100%<br />
In den neunten Klassen sind über alle S<strong>ch</strong>ultypen hinweg mehr Jungen (52%) als Mäd<strong>ch</strong>en (48%)<br />
vertreten. Das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en etwas mehr Mäd<strong>ch</strong>en (53%) als Jungen (47%), die WBS besu<strong>ch</strong>en<br />
dagegen mehr Jungen (54%) als Mäd<strong>ch</strong>en (46%). In den Kleinklassen und der heilpädagogis<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>ule zeigt si<strong>ch</strong> der deutli<strong>ch</strong>ste Unters<strong>ch</strong>ied: Fast Dreiviertel der S<strong>ch</strong>üler sind männli<strong>ch</strong><br />
(69%).<br />
Tabelle 2<br />
Verteilung von Nationalität und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ule<br />
Weibli<strong>ch</strong> Männli<strong>ch</strong> CH Ni<strong>ch</strong>t-CH Alle<br />
Gymnasium 53% 47% 78% 22% 35%<br />
WBS 46% 54% 49% 51% 60%<br />
Andere* 31% 69% 39% 61% 5%<br />
Alle 48% 52% 59% 41% 100%<br />
* Andere: Kleinklassen und heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule<br />
Mehr als die Hälfte (60%) der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en besu<strong>ch</strong>t die WBS, rund ein Drittel (35%) besu<strong>ch</strong>t<br />
das Gymnasium und ein kleiner Teil der S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler (5%) besu<strong>ch</strong>t eine Kleinklasse<br />
oder die heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule. In der WBS sind etwa glei<strong>ch</strong> viele S<strong>ch</strong>weizer (49%) wie<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer (51%) vertreten, während am Gymnasium mit 78% deutli<strong>ch</strong> mehr S<strong>ch</strong>weizer<br />
als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer vertreten sind. Drei Viertel der Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en besu<strong>ch</strong>t die WBS<br />
(75%), wohingegen nur die Hälfte der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en (50%) in die WBS geht. Im Gymnasium<br />
sind anteilsmässig deutli<strong>ch</strong> mehr S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e vertreten:<br />
So besu<strong>ch</strong>en 46% der befragten S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en das Gymnasium, wobei nur 19%<br />
der befragten Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en. Der Anteil der Migrantinnen<br />
und Migranten im neunten S<strong>ch</strong>uljahr über alle S<strong>ch</strong>ultypen hinweg liegt bei 41%, wobei der grösste<br />
Anteil der Jugendli<strong>ch</strong>en dieser Gruppe aus der Türkei und Ex-Jugoslawien stammt, wie in der folgenden<br />
Tabelle ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist.<br />
Konsumverhalten<br />
9
Tabelle 3<br />
Nationalität der Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> deren Häufigkeit<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozenten<br />
CH 777 59%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 538 41%<br />
Türkei 136 10%<br />
Ex-Jugoslawien 127 10%<br />
Italien 62 5%<br />
Albanien 49 4%<br />
England 22 2%<br />
Portugal 20 2%<br />
Deuts<strong>ch</strong>land 29 2%<br />
Sri Lanka 18 1%<br />
Afrikanis<strong>ch</strong>e Staaten 12
Resultate<br />
Die Jugendli<strong>ch</strong>en sollten im Rahmen der Befragung jene Güter angeben, die si<strong>ch</strong> in ihrem persönli<strong>ch</strong>en<br />
Besitz befinden, und wurden zudem dana<strong>ch</strong> befragt, wie sie si<strong>ch</strong> diese Güter sowie ihre Freizeitaktivitäten<br />
finanzieren. Abbildung 1 zeigt, differenziert na<strong>ch</strong> Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp, wie viele<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en Konsumgüter wie Handy, PC, Stereoanlage, MP3-Player, Fernseher, Spielkonsolen<br />
und Markenkleider besitzen.<br />
Abbildung 1<br />
Konsumgüter, wel<strong>ch</strong>e die Jugendli<strong>ch</strong>en besitzen, na<strong>ch</strong> Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp<br />
100%<br />
97<br />
96 96 96<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
74<br />
76<br />
70 69<br />
85<br />
80<br />
74 74<br />
60%<br />
60<br />
62<br />
58<br />
55<br />
50%<br />
47<br />
47<br />
44<br />
46<br />
40%<br />
30%<br />
36<br />
34<br />
27<br />
32<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Handy<br />
PC Stereoanlage MP3-Player Spielkonsole Markenkleider<br />
Gymnasium<br />
WBS CH Ni<strong>ch</strong>t-CH<br />
Bei der Befragung hat si<strong>ch</strong> gezeigt, dass insbesondere das Handy weit verbreitet ist: So besitzen<br />
96% der Jugendli<strong>ch</strong>en ein eigenes Handy, dabei gibt es keine wesentli<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>iede in Bezug<br />
auf Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, Nationalität oder S<strong>ch</strong>ultyp. Neben dem Handy besitzt ein Grossteil der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
au<strong>ch</strong> einen MP3-Player: 85% der S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler, die das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en, besitzen<br />
einen MP3-Player, bei den WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>ülern sind es 74%. An dritter Stelle hinter<br />
Handy und MP3-Player folgt der Computer: Knapp drei Viertel der Jugendli<strong>ch</strong>en besitzt einen<br />
eigenen PC oder Laptop, wobei Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e mit 76% öfter einen eigenen PC oder<br />
Laptop besitzen als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (69%). Rund die Hälfte aller befragten Jugendli<strong>ch</strong>en besitzt<br />
eine Spielkonsole, wobei si<strong>ch</strong> hier ein grosser Unters<strong>ch</strong>ied hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts zeigt:<br />
Nur rund ein Viertel der Mäd<strong>ch</strong>en besitzt eine Spielkonsole, bei den Jungen liegt der Anteil bei drei<br />
Vierteln. Ein Unters<strong>ch</strong>ied ist au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ultyp festzustellen: So besitzen 58% der WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und -S<strong>ch</strong>üler eine Spielkonsole, bei den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten liegt der Anteil<br />
bei 34%. Weitere Unters<strong>ch</strong>iede sind au<strong>ch</strong> bei der Verbreitung von Markenkleidern feststellbar:<br />
So tragen Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (46%) und Jungen (53%) häufiger mehrheitli<strong>ch</strong> Markenkleider<br />
als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (32%) und Mäd<strong>ch</strong>en (21%), wobei dieser Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizern (62%) und männli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en (47%) höher ausfällt als zwis<strong>ch</strong>en<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizerinnen (29%) und S<strong>ch</strong>weizerinnen (16%).<br />
Konsumverhalten 11
Deutli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp zeigen si<strong>ch</strong> vor allem beim<br />
Besitz eines eigenen Fernsehers: Deutli<strong>ch</strong> mehr Jungen (41%) besitzen einen eigenen Fernseher als<br />
Mäd<strong>ch</strong>en (26%). Männli<strong>ch</strong>e Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer sind mit 55% jene Gruppe, die am häufigsten einen eigenen<br />
Fernseher besitzt. Der grösste Unters<strong>ch</strong>ied zeigt si<strong>ch</strong> in Bezug auf den S<strong>ch</strong>ultyp: Nur 17% der<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en, die das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en, besitzen einen eigenen Fernseher, wohingegen 42%<br />
der WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler einen eigenen Fernseher haben.<br />
Abbildung 2<br />
Besitz eines eigenen Fernsehers, na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, S<strong>ch</strong>ultyp und Nationalität<br />
60%<br />
55<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
34<br />
41<br />
26<br />
26<br />
45<br />
32<br />
21<br />
34<br />
17<br />
42<br />
10%<br />
0%<br />
Gesamt<br />
Männli<strong>ch</strong> CH Männli<strong>ch</strong> CH Weibli<strong>ch</strong> CH Gymnasium<br />
Weibli<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>t-CH Männli<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>t-CH Weibli<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>t-CH WBS<br />
Zusammenhang Konsumgüter und Gewi<strong>ch</strong>t<br />
Korreliert man den BMI (Bodymass-Index) der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en mit den Konsumgütern, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Jugendli<strong>ch</strong>en besitzen, ergeben si<strong>ch</strong> folgende signifikante Zusammenhänge:<br />
Der Besitz eines Fernsehers korreliert stark positiv mit dem BMI (r = 0,92), das bedeutet, dass Jugendli<strong>ch</strong>e,<br />
die einen Fernseher besitzen, häufiger übergewi<strong>ch</strong>tig sind als Jugendli<strong>ch</strong>e, die keinen<br />
Fernseher haben. Ebenfalls besteht ein positiver Zusammenhang (r = 0,71) zwis<strong>ch</strong>en dem Besitz einer<br />
Spielkonsole und dem BMI: Demna<strong>ch</strong> sind Jugendli<strong>ch</strong>e, die eine Spielkonsole besitzen, häufiger<br />
übergewi<strong>ch</strong>tig als jene, die keine Spielkonsole haben. Einzig der Besitz einer Stereoanlage korreliert<br />
stark negativ mit dem BMI (r = 0,92), was bedeutet, dass Jugendli<strong>ch</strong>e, die eine Stereoanlage besitzen,<br />
seltener übergewi<strong>ch</strong>tig sind als Jugendli<strong>ch</strong>e, wel<strong>ch</strong>e keine Stereoanlage besitzen. Zwis<strong>ch</strong>en dem<br />
Besitz von Markenkleidern, Handys oder PC und dem BMI ergibt si<strong>ch</strong> kein signifikanter Zusammenhang,<br />
aber eine positive Tendenz mit dem BMI. Zwis<strong>ch</strong>en dem Besitz eines MP3-Players und dem<br />
BMI besteht ein ni<strong>ch</strong>tsignifikanter negativer Zusammenhang.<br />
12
Abbildung 3<br />
Finanzierung der Konsumgüter und Freizeitaktivitäten, na<strong>ch</strong> Nationalität und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
81<br />
76<br />
72<br />
65<br />
60%<br />
50%<br />
52<br />
47<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
32<br />
41<br />
13<br />
10<br />
15<br />
8<br />
21<br />
8<br />
12<br />
19<br />
13<br />
33<br />
17<br />
25<br />
0%<br />
Sackgeld<br />
2 2 1 1<br />
Geldges<strong>ch</strong>enke Ferienjo<strong>bs</strong> Freizeitjo<strong>bs</strong> Finanziert von Eltern S<strong>ch</strong>ulden<br />
CH<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH<br />
Männli<strong>ch</strong><br />
Weibli<strong>ch</strong><br />
Bei der Befragung der Jugendli<strong>ch</strong>en dana<strong>ch</strong>, wie sie ihre Konsumgüter und Freizeitaktivitäten finanzieren,<br />
hat si<strong>ch</strong> gezeigt, dass der Grossteil des Geldes für die Finanzierung von den Eltern stammt,<br />
und zwar in Form eines Sackgelds: Dies ist bei 81% der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en der Fall, wohingegen<br />
nur 65% der Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en ein Sackgeld erhalten. Neben dem Sackgeld sind vor<br />
allem au<strong>ch</strong> Geldges<strong>ch</strong>enke von Verwandten ein Mittel, wie si<strong>ch</strong> die Jugendli<strong>ch</strong>en ihre Freizeitaktivitäten<br />
und Güter finanzieren. Au<strong>ch</strong> hier zeigt si<strong>ch</strong> ein Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weizer und Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en: Rund die Hälfte (52%) der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en erhält Geldges<strong>ch</strong>enke,<br />
während dies bei den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en nur bei rund einem Drittel (32%) der Fall ist.<br />
Insgesamt bekommen 21% aller Befragten gar kein Sackgeld, dafür wird ihnen aber alles von ihren<br />
Eltern finanziert. Dies ist bei 13% der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en der Fall, bei Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
ist dieser Anteil mit 33% deutli<strong>ch</strong> höher. Au<strong>ch</strong> den Mäd<strong>ch</strong>en (25%) wird häufiger alles dur<strong>ch</strong><br />
die Eltern finanziert als den Jungen (17%).<br />
Bezügli<strong>ch</strong> des Verdienens von eigenem Geld wurden die Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> zwei Einkommensquellen<br />
gefragt: na<strong>ch</strong> Ferienjo<strong>bs</strong> und Freizeitjo<strong>bs</strong>. 12% der Befragten verdienen Geld mit Ferienjo<strong>bs</strong>, wobei<br />
Jungen mit einem Anteil von 15% ihr Geld fast doppelt so oft dur<strong>ch</strong> Ferienjo<strong>bs</strong> wie Mäd<strong>ch</strong>en<br />
(8%) verdienen. Bei den Freizeitjo<strong>bs</strong> verhält es si<strong>ch</strong> genau umgekehrt: 19% der Mäd<strong>ch</strong>en verdienen<br />
Geld dur<strong>ch</strong> einen Freizeitjob, bei den Jungen sind dies 12%. Der deutli<strong>ch</strong>ste Unters<strong>ch</strong>ied zeigt si<strong>ch</strong><br />
zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weizer und Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en: So verdienen rund 21% der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
Geld dur<strong>ch</strong> Freizeitjo<strong>bs</strong>, bei Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en sind dies ledigli<strong>ch</strong> 8%. S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums verdienen doppelt so oft (24%) Geld dur<strong>ch</strong> Freizeitjo<strong>bs</strong> wie<br />
WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler (12%). Insgesamt haben 2% der Jugendli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulden. Ein kleiner<br />
Unters<strong>ch</strong>ied zeigt si<strong>ch</strong>, wenn die Nationalität vergli<strong>ch</strong>en wird: So waren während den Befragungen<br />
2% der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>uldet, bei den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en war es nur 1%.<br />
Konsumverhalten 13
Sowohl S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums als au<strong>ch</strong> jene der WBS finanzieren si<strong>ch</strong> ihre<br />
Konsumgüter und Freizeitaktivitäten hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Sackgeld und Geldges<strong>ch</strong>enke, wobei<br />
mehr S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums Sackgeld (80% vs. 72%) und Geldges<strong>ch</strong>enke (52%<br />
vs. 40%) erhalten als jene der WBS. Dagegen wird den WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>ülern mehr als<br />
doppelt so oft (26%) alles von den Eltern finanziert als den Gymnasiasten (11%). Au<strong>ch</strong> im Zusammenhang<br />
mit dem Verdienen von eigenem Geld zeigen si<strong>ch</strong> Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en den S<strong>ch</strong>ultypen:<br />
S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums verdienen doppelt so oft (24%) Geld dur<strong>ch</strong> Freizeitjo<strong>bs</strong><br />
wie WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler (12%).<br />
Abbildung 4<br />
Finanzierung der Konsumgüter und Freizeitaktivitäten, na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ultyp<br />
90%<br />
80%<br />
80<br />
70%<br />
72<br />
60%<br />
50%<br />
52<br />
40%<br />
40<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
11 12 24<br />
12<br />
11<br />
26<br />
0%<br />
Sackgeld<br />
Geldges<strong>ch</strong>enke Ferienjo<strong>bs</strong> Freizeitjo<strong>bs</strong> Finanziert von Eltern S<strong>ch</strong>ulden<br />
2<br />
2<br />
Gymnasium<br />
WBS<br />
14
Diskussion<br />
Neue Medien sind unter den Basler Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
weit verbreitet: Knapp drei Viertel der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
verfügen über einen eigenen Laptop<br />
oder PC, und ganze 96% sind im Besitz eines<br />
eigenen Handys. Damit ist das Handy das meistverbreitete<br />
und zuglei<strong>ch</strong> das beliebteste Jugendmedium.<br />
Während si<strong>ch</strong> bei der Verbreitung des<br />
Handys keine grossen Unters<strong>ch</strong>iede zeigen im<br />
Hinblick auf Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, S<strong>ch</strong>ultyp und Nationalität<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en, zeigen si<strong>ch</strong> diese aber bezügli<strong>ch</strong><br />
des Besitzes von Computer, Spielkonsole<br />
und Fernseher: So sind in den Mäd<strong>ch</strong>enzimmern<br />
viel seltener sol<strong>ch</strong>e Geräte zu finden als in den<br />
Zimmern der Jungs. Keine Aussagen können im<br />
Rahmen der Untersu<strong>ch</strong>ung darüber gema<strong>ch</strong>t<br />
werden, wel<strong>ch</strong>es der Güter am häufigsten genutzt<br />
wird und wie ho<strong>ch</strong> die Nutzungsdauer<br />
ist, denn im Rahmen der Untersu<strong>ch</strong>ung wurde<br />
ledigli<strong>ch</strong> der Besitz sol<strong>ch</strong>er Güter, ni<strong>ch</strong>t aber deren<br />
Nutzung erhoben.<br />
Neue Medien haben die Welt massiv verändert<br />
und sind aus dem Alltag der Jugendli<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr wegzudenken. Sie erlei<strong>ch</strong>tern die Kommunikation<br />
und den Zugang zu Informationen und<br />
eröffnen neue, interaktive Kommunikationsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und vereinfa<strong>ch</strong>en so den Austaus<strong>ch</strong><br />
untereinander und den sozialen Kontakt. Zudem<br />
gibt das Handy – vor allem den Eltern – ein stärkeres<br />
Si<strong>ch</strong>erheitsgefühl, da die Jugendli<strong>ch</strong>en auf<br />
dem S<strong>ch</strong>ulweg oder in ihrer Freizeit in Notfällen<br />
jederzeit zu Hause anrufen können. Glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
bergen die neuen Medien aber au<strong>ch</strong> Gefahren,<br />
so ist beispielsweise der ungefilterte Zugang zu<br />
Informationen im Internet ni<strong>ch</strong>t nur positiv zu<br />
bewerten, finden si<strong>ch</strong> dort au<strong>ch</strong> oft Inhalte, die<br />
ni<strong>ch</strong>t für Jugendli<strong>ch</strong>e geeignet sind. Die Fähigkeit<br />
zur Nutzung von Medien ist eine Aufgabe, die Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
erlernen müssen. Deshalb sollten sie<br />
darin unterstützt werden, Medienkompetenz<br />
zu entwickeln, um mit den Potenzialen und den<br />
vielfältigen Nutzungsmögli<strong>ch</strong>keiten, aber au<strong>ch</strong><br />
mit den Gefahren von Medien verantwortungsvoll<br />
umgehen und Medieninhalte kritis<strong>ch</strong> bewerten<br />
zu können. Hier sind einerseits die Eltern<br />
im Rahmen ihrer Erziehungsaufgabe, aber au<strong>ch</strong><br />
das s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>e Umfeld gefordert. Au<strong>ch</strong> die weite<br />
Verbreitung des Handys unter den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
birgt gewisse Gefahren: Laut der JAMES-Studie<br />
2010 (Jugend, Aktivitäten, Medien, Erhebung<br />
– S<strong>ch</strong>weiz), die von der Zür<strong>ch</strong>er Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für<br />
Angewandte Wissens<strong>ch</strong>aften dur<strong>ch</strong>geführt wurde,<br />
ist die problematis<strong>ch</strong>e Nutzung des Handys<br />
(z.B. dur<strong>ch</strong> Verbreitung von Gewaltvideos oder<br />
pornografis<strong>ch</strong>en Inhalten) insbesondere bei<br />
Knaben verbreitet (1). Da Handys s<strong>ch</strong>on früh<br />
von Kindern und Jugendli<strong>ch</strong>en genutzt werden,<br />
ist es wi<strong>ch</strong>tig, no<strong>ch</strong> früher – also vor der Pubertät<br />
– mit der Aufklärungs- und Interventionsarbeit<br />
zu beginnen. Diese Präventionsarbeit muss<br />
entspre<strong>ch</strong>end der unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Nutzung<br />
ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsspezifis<strong>ch</strong> gestaltet werden. Anderer-<br />
Konsumverhalten 15
seits werden Handys zunehmend au<strong>ch</strong> zur S<strong>ch</strong>uldenfalle<br />
für Jugendli<strong>ch</strong>e: Der Anteil an Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
mit S<strong>ch</strong>ulden auf dieser Altersstufe ist<br />
zwar mit 2% no<strong>ch</strong> sehr gering. Bei etwas älteren<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en bzw. jungen Erwa<strong>ch</strong>senen sieht es<br />
anders aus: 38 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in<br />
der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz haben offene Geldverpfli<strong>ch</strong>tungen,<br />
darunter fallen informelle Gelds<strong>ch</strong>ulden<br />
bei Familie und Freunden, formelle S<strong>ch</strong>ulden bei<br />
Kreditinstituten, offene und bereits gemahnte<br />
Re<strong>ch</strong>nungen, Leasing- und Abzahlungsverträge<br />
und anderes. Dabei leihen si<strong>ch</strong> die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
oft au<strong>ch</strong> Geld für Ausgaben im Zusammenhang<br />
mit dem Handy (2). Vor diesem Hintergrund ers<strong>ch</strong>eint<br />
es daher äusserst wi<strong>ch</strong>tig, den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
bereits frühzeitig den Umgang mit Geld<br />
beizubringen und ihnen die entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Kompetenzen mit auf den Weg zu geben.<br />
Die finanziellen Mittel, mit wel<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> die<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en ihre Wüns<strong>ch</strong>e erfüllen, erhalten<br />
sie meistens aus dem Familienkreis, entweder<br />
in Form von Sackgeld oder unregelmässigen<br />
Geldges<strong>ch</strong>enken, wobei si<strong>ch</strong> hier vor allem ein<br />
Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weizer und Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en zeigt: 81% der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en erhalten ein Sackgeld, bei den<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en sind dies nur 65%.<br />
Rund die Hälfte (52%) der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
erhält Geldges<strong>ch</strong>enke, während dies bei<br />
den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en nur bei rund<br />
einem Drittel (32%) der Fall ist. Dafür bekommen<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (33%) deutli<strong>ch</strong><br />
öfter alles von ihren Eltern finanziert als<br />
S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (13%). Um si<strong>ch</strong> die allmähli<strong>ch</strong><br />
wa<strong>ch</strong>senden Konsumwüns<strong>ch</strong>e erfüllen<br />
zu können, bessert ein Teil der Jugendli<strong>ch</strong>en ihr<br />
Sackgeld dur<strong>ch</strong> Nebentätigkeiten und Ferienjo<strong>bs</strong><br />
auf: So verdienen 12% der Jugendli<strong>ch</strong>en zusätzli<strong>ch</strong><br />
Geld mit Ferienjo<strong>bs</strong> und 16% dur<strong>ch</strong> Freizeitjo<strong>bs</strong>.<br />
S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e und Gymnasiasten<br />
haben öfter einen Freizeitjob als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e und WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler.<br />
Dafür wird diesen beiden Gruppen viel öfter<br />
alles von den Eltern finanziert. Keine Angaben<br />
können in diesem Zusammenhang darüber gema<strong>ch</strong>t<br />
werden, ob Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
und WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler im Gegensatz<br />
zu S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en und Gymnasiasten<br />
aufgrund der genannten Unters<strong>ch</strong>iede bei<br />
der Finanzierung von Freizeitaktivitäten seltener<br />
einen Freizeit- oder Nebenjob brau<strong>ch</strong>en<br />
oder ob mögli<strong>ch</strong>erweise der sozioökonomis<strong>ch</strong>e<br />
Status resp. der Migrationshintergrund die Jo<strong>bs</strong>u<strong>ch</strong>e<br />
ers<strong>ch</strong>wert.<br />
Ein weiteres Thema, das im Zusammenhang<br />
mit Konsumgütern immer wieder diskutiert<br />
wird, ist der Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Fernsehkonsum,<br />
Spielen mit Spielkonsolen und dem<br />
Gewi<strong>ch</strong>t. Betra<strong>ch</strong>tet man den Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en dem BMI der untersu<strong>ch</strong>ten Basler Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
und ihren Angaben zum Besitz sol<strong>ch</strong>er<br />
Konsumgüter, so zeigt si<strong>ch</strong>, dass der Besitz<br />
eines Fernsehers oder einer Spielkonsole stark<br />
positiv mit dem BMI korreliert. Dies bedeutet,<br />
dass Jugendli<strong>ch</strong>e, die einen Fernseher oder eine<br />
Spielkonsole besitzen, häufiger übergewi<strong>ch</strong>tig<br />
sind als Jugendli<strong>ch</strong>e, die kein sol<strong>ch</strong>es Gerät besitzen.<br />
Do<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> besteht keine einfa<strong>ch</strong>e<br />
Verbindung zwis<strong>ch</strong>en Gewi<strong>ch</strong>t und dem Konsum<br />
sol<strong>ch</strong>er Medien. Zudem lässt die gema<strong>ch</strong>te Analyse,<br />
die auf zwei Faktoren beruht, keine Verallgemeinerung<br />
zu. Im Weiteren ist anzumerken,<br />
dass ledigli<strong>ch</strong> der Besitz der Konsumgüter, ni<strong>ch</strong>t<br />
aber deren Nutzungsdauer erhoben wurde, wobei<br />
der S<strong>ch</strong>luss naheliegt, dass Jugendli<strong>ch</strong>e, die<br />
einen eigenen Fernseher oder eine Spielkonsole<br />
besitzen, diese au<strong>ch</strong> öfter verwenden. Die Rolle<br />
der sitzenden Betätigung, vor allem Fernsehen<br />
und anderer Medienkonsum, wurde aber<br />
s<strong>ch</strong>on mehrfa<strong>ch</strong> differenziert untersu<strong>ch</strong>t. Dass<br />
die Zeit, die Jugendli<strong>ch</strong>e vor dem Bilds<strong>ch</strong>irm<br />
verbringen, in den letzten zwanzig Jahren stark<br />
zugenommen hat, ist unbestritten. Die meisten<br />
Studien zeigen einen Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en<br />
der Zeit, die vor dem Bilds<strong>ch</strong>irm verbra<strong>ch</strong>t wird,<br />
und dem Körpergewi<strong>ch</strong>t, au<strong>ch</strong> wenn der Effekt<br />
oft klein ist und die ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Faktoren ni<strong>ch</strong>t<br />
immer klar belegt sind (3).<br />
16
Praxisbeispiele<br />
Die Zahlen der Jugendgesundheitsbefragung<br />
zeigen es: Das Handy ist im Alltag der Basler<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t mehr wegzudenken. Die<br />
te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>e Entwicklung der Handys ermögli<strong>ch</strong>t<br />
es heute, im Internet zu surfen, Filme zu<br />
drehen und Tonaufnahmen zu erstellen. Damit<br />
einhergehend stellen si<strong>ch</strong> aber vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Fragen, bei denen es si<strong>ch</strong> lohnt, sie speziell mit<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en zu diskutieren. So muss beispielsweise<br />
der ri<strong>ch</strong>tige Umgang mit Internet, Chat-<br />
Foren und Skype gelernt werden. Aber au<strong>ch</strong><br />
Themen, wel<strong>ch</strong>e die <strong>Gesundheit</strong> direkt betreffen,<br />
interessieren die Jugendli<strong>ch</strong>en sehr. Auf einen<br />
gesunden Umgang mit dem Handy geht die vom<br />
<strong>Gesundheit</strong>sdepartement <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> herausgebra<strong>ch</strong>te<br />
Jugendbros<strong>ch</strong>üre «HANDY EXPERT»<br />
ein. Die Bros<strong>ch</strong>üre informiert über Handystrahlung<br />
und gibt anhand von a<strong>ch</strong>t Tipps einfa<strong>ch</strong>e<br />
Anregungen, wie mit dem Handy gut umgegangen<br />
werden kann. Für diese praktis<strong>ch</strong>e Präventionsarbeit<br />
mit Jugendli<strong>ch</strong>en ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass<br />
sie in attraktiver Form aufbereitet wird, denn so<br />
erhält sie von den Jugendli<strong>ch</strong>en – wie Evaluationen<br />
gezeigt haben – die nötige Bea<strong>ch</strong>tung.<br />
HANDY EXPERT – Jugendbros<strong>ch</strong>üre für einen<br />
guten Umgang mit dem Handy<br />
Konsumverhalten 17
Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 2009/2010 wurden 1315 Jugendli<strong>ch</strong>e der neunten Klasse im Rahmen einer Zusatzbefragung<br />
zu den Themen Su<strong>ch</strong>t und Sexualität befragt. Der Fragebogen wurde im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en<br />
Untersu<strong>ch</strong>ung verteilt. Dabei wurden insgesamt 1018 Fragebogen ausgefüllt und ausgewertet,<br />
wobei einige Jugendli<strong>ch</strong>e den Fragebogen ni<strong>ch</strong>t vollständig beantwortet haben.<br />
Die Tabellen 4 bis 7 bes<strong>ch</strong>reiben die soziodemografis<strong>ch</strong>en Angaben der ausgewerteten Fragebogen<br />
der S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler im neunten S<strong>ch</strong>uljahr am Gymnasium, in der Weiterbildungss<strong>ch</strong>ule<br />
(WBS) sowie in Kleinklassen und der heilpädagogis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ule, wel<strong>ch</strong>e unter der Kategorie «Andere»<br />
zusammengefasst sind.<br />
Tabelle 4<br />
Aufteilung der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozenten<br />
Weibli<strong>ch</strong> 462 47%<br />
Männli<strong>ch</strong> 532 53%<br />
Gesamt 994 100%<br />
Über alle vers<strong>ch</strong>iedenen S<strong>ch</strong>ultypen hinweg sind mehr Jungen (53%) als Mäd<strong>ch</strong>en (47%) vertreten.<br />
Das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en etwa glei<strong>ch</strong> viele Mäd<strong>ch</strong>en (49%) wie Jungen (51%), in der WBS überwiegt<br />
dagegen der Anteil an Jungen (55%).<br />
Tabelle 5<br />
S<strong>ch</strong>ultyp der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozenten<br />
Gymnasium 373 37%<br />
WBS 615 60%<br />
Andere* 30 3%<br />
* Andere: Kleinklassen und heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule sowie fehlende Angaben<br />
Von den befragten Jugendli<strong>ch</strong>en besu<strong>ch</strong>en mehr als die Hälfte (60%) die WBS, rund ein Drittel<br />
(37%) besu<strong>ch</strong>t das Gymnasium und ein kleiner Teil der S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler (3%) besu<strong>ch</strong>t<br />
eine Kleinklasse oder eine heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule.<br />
Tabelle 6<br />
S<strong>ch</strong>ultyp der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Nationalität<br />
WBS Gymnasium Alle<br />
CH 54% 46% 60%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 80% 20% 40%<br />
Alle 62% 38% 100%<br />
Über drei Viertel aller befragten Migrantinnen und Migranten (80%) besu<strong>ch</strong>en die WBS, wohingegen<br />
nur etwas mehr als die Hälfte (54%) der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en in die WBS gehen. Im Gymnasium<br />
sind anteilsmässig deutli<strong>ch</strong> mehr S<strong>ch</strong>weizer S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler vertreten: So besu<strong>ch</strong>en 46%<br />
aller S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten Klasse das Gymnasium, wobei nur 20% der Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en. Der Anteil der Migrantinnen und Migranten im neunten<br />
S<strong>ch</strong>uljahr über alle S<strong>ch</strong>ultypen hinweg liegt bei 40%, wobei der grösste Anteil der Jugendli<strong>ch</strong>en dieser<br />
Gruppe aus der Türkei und Ex-Jugoslawien, Albanien und Mazedonien stammt, wie in der folgenden<br />
Tabelle ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist.<br />
18
Tabelle 7<br />
Nationalität der Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> deren Häufigkeit<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozenten<br />
CH 599 60%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 400 40%<br />
Türkei 95 10%<br />
Ex-Jugoslawien, Albanien, Mazedonien 102 10%<br />
Italien 51 5%<br />
Portugal 15 1%<br />
Deuts<strong>ch</strong>land 28 3%<br />
Afrikanis<strong>ch</strong>e Staaten 15 2%<br />
Spanien 18 2%<br />
Süd- und Mittelamerika 12 1%<br />
Österrei<strong>ch</strong> 1
Resultate<br />
Die letzte Befragung zum Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum der Jugendli<strong>ch</strong>en, die 2010 veröffentli<strong>ch</strong>t wurde,<br />
wurde im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung 2007/2008 mittels persönli<strong>ch</strong>em <strong>Gesundheit</strong>sfragebogen<br />
dur<strong>ch</strong>geführt und war ni<strong>ch</strong>t anonym. Damit die Situation in <strong>Basel</strong> im Rahmen der<br />
Befragung fassbarer und objektiver wird, wurde die aktuelle Befragung zum Thema Su<strong>ch</strong>t mittels<br />
Zusatzfragebogen anonym dur<strong>ch</strong>geführt. Deshalb bietet si<strong>ch</strong> ein Verglei<strong>ch</strong> über die Jahre nur mit<br />
den Zahlen von 2006 an, da diese ebenfalls anonym erhoben wurden.<br />
Rau<strong>ch</strong>en<br />
Tabelle 8 zeigt die Rau<strong>ch</strong>gewohnheiten der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en. Insgesamt geben 74% der<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en an, ni<strong>ch</strong>t zu rau<strong>ch</strong>en, davon haben 69% no<strong>ch</strong> nie gerau<strong>ch</strong>t und 5% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
haben dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> in den letzten 11 Monaten aufgehört (SD ±19). Ein Drittel der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
hat somit bereits s<strong>ch</strong>on gerau<strong>ch</strong>t. Das dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Einstiegsalter liegt dabei bei 12 Jahren<br />
(SD ±3,7). Zwis<strong>ch</strong>en den Nationalitäten und dem S<strong>ch</strong>ultyp zeigen si<strong>ch</strong> nur geringe Unters<strong>ch</strong>iede.<br />
Tabelle 8<br />
Rau<strong>ch</strong>gewohnheiten<br />
Nie I<strong>ch</strong> habe Unregelaufgehört<br />
mässig oder<br />
regelmässig<br />
Gesamt 74% 5% 21%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 74% 9% 17%<br />
Männli<strong>ch</strong> 74% 5% 21%<br />
CH 75% 4% 21%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 72% 5% 23%<br />
Gymnasium 79% 2% 19%<br />
WBS 72% 6% 22%<br />
Tabelle 8a<br />
Verglei<strong>ch</strong>szahlen 2006<br />
Nie I<strong>ch</strong> habe Unregelaufgehört<br />
mässig oder<br />
regelmässig<br />
Gesamt 74% 5% 21%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 72% 7% 21%<br />
Männli<strong>ch</strong> 76% 3% 21%<br />
CH 74% 4% 22%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 75% 6% 19%<br />
Gymnasium 79% -* 17%<br />
WBS 72% -* 22%<br />
* Ni<strong>ch</strong>t bere<strong>ch</strong>net<br />
Im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung aus dem Jahr 2006 zeigen si<strong>ch</strong> einige Unters<strong>ch</strong>iede: Die Gesamtzahl der<br />
rau<strong>ch</strong>enden Jugendli<strong>ch</strong>en ist zwar insgesamt stabil geblieben (21%), jedo<strong>ch</strong> hat der Zigarettenkonsum<br />
von Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en zugenommen, von 19% auf 23%. Mäd<strong>ch</strong>en rau<strong>ch</strong>en dagegen<br />
etwas weniger häufig als 2006, so hat deren Zigarettenkonsum von 21% auf 17% abgenommen.<br />
Au<strong>ch</strong> in Bezug auf die Nationalität zeigen si<strong>ch</strong> Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en der letzten und der aktuellen<br />
Befragung: Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (23%) rau<strong>ch</strong>en lei<strong>ch</strong>t häufiger als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(21%). Im Jahr 2006 waren es no<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en (22%), die häufiger rau<strong>ch</strong>ten als die<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en (19%).<br />
20
Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum 21
Alkohol<br />
Neben dem Zigarettenkonsum wurden die S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler au<strong>ch</strong> zu ihrem Alkoholkonsum<br />
befragt. 48% der Jugendli<strong>ch</strong>en gaben an, nie Alkohol zu trinken. Im Verglei<strong>ch</strong> zum Jahr 2006 hat der<br />
Anteil der Jugendli<strong>ch</strong>en, die Alkohol konsumieren, stark zugenommen: So hatten 2006 no<strong>ch</strong> 22%<br />
mehr Jugendli<strong>ch</strong>e angegeben, keinen Alkohol zu trinken (70%).<br />
Unters<strong>ch</strong>iede beim Alkoholkonsum zeigen si<strong>ch</strong> sowohl in Bezug auf die Nationalität als au<strong>ch</strong> auf<br />
den S<strong>ch</strong>ultyp: Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (55%) sind häufiger a<strong>bs</strong>tinent als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(43%) und WBS-S<strong>ch</strong>üler und -S<strong>ch</strong>ülerinnen (53%) sind häufiger a<strong>bs</strong>tinent als Gymnasiasten (40%).<br />
Kein grosser Unters<strong>ch</strong>ied ist zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>: Männli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e sind etwas<br />
häufiger a<strong>bs</strong>tinent (49%) als weibli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e (47%).<br />
Tabelle 9<br />
Alkoholkonsum<br />
Nie<br />
Gesamt 48%<br />
Männli<strong>ch</strong> 49%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 47%<br />
CH 43%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 55%<br />
Gymnasium 40%<br />
WBS 53%<br />
Tabelle 9a<br />
Verglei<strong>ch</strong> 2006<br />
Nie<br />
Gesamt 70%<br />
Die Jugendli<strong>ch</strong>en wurden ebenfalls na<strong>ch</strong> ihren Konsumvorlieben befragt. Wie si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on in den<br />
letzten Jahren gezeigt hat, sind vor allem Bier und Alkopops bei den Jugendli<strong>ch</strong>en sehr beliebt und<br />
werden von 8% der Jugendli<strong>ch</strong>en mehrmals pro Wo<strong>ch</strong>e konsumiert. Au<strong>ch</strong> der mehrmalige Konsum<br />
von stark alkoholis<strong>ch</strong>en Getränken ist mit 5% sehr ho<strong>ch</strong>. Im Verglei<strong>ch</strong> zu 2006 hat der wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>e<br />
Konsum über alle alkoholis<strong>ch</strong>en Getränkesorten hinweg zugenommen.<br />
Tabelle 10<br />
Konsumverhalten alkoholis<strong>ch</strong>e Getränke<br />
Nie Von Zeit 1x pro Mehrmals<br />
zu Zeit Wo<strong>ch</strong>e pro Wo<strong>ch</strong>e<br />
Wein 77% 17% 2% 4%<br />
Bier 58% 29% 8% 5%<br />
Stark 70% 20% 5% 5%<br />
alkoholis<strong>ch</strong>e<br />
Getränke<br />
Alkopops 58% 29% 8% 5%<br />
Tabelle 10a<br />
Verglei<strong>ch</strong> 2006<br />
Nie Von Zeit 1x pro Mehrmals<br />
zu Zeit Wo<strong>ch</strong>e pro Wo<strong>ch</strong>e<br />
Wein 79% 18% 2% 1%<br />
Bier 62% 26% 9% 3%<br />
Stark 78% 17% 4% 1%<br />
alkoholis<strong>ch</strong>e<br />
Getränke<br />
Alkopops 60% 31% 8% 2%<br />
22
Bere<strong>ch</strong>net man dur<strong>ch</strong> eine Aufsummierung der Häufigkeitsangaben (nie = 0, von Zeit zu Zeit = 1,<br />
1x pro Wo<strong>ch</strong>e = 2, mehrmals pro Wo<strong>ch</strong>e = 3) über die vers<strong>ch</strong>iedenen alkoholis<strong>ch</strong>en Getränke hinweg<br />
die Ausprägungen des Konsumverhaltens, so zeigt si<strong>ch</strong>, dass bei den männli<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
9% und bei den Mäd<strong>ch</strong>en 3% einen auffällig hohen Konsum aufweisen. Als auffällig hoher Konsum<br />
gilt dabei ein Summenwert von > 8. Verglei<strong>ch</strong>t man zwis<strong>ch</strong>en den Nationen, so zeigt si<strong>ch</strong>, dass bei<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en mit 7% lei<strong>ch</strong>t mehr Jugendli<strong>ch</strong>e einen auffällig hohen Alkoholkonsum<br />
aufweisen als bei S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en (5%).<br />
Tabelle 11<br />
Hoher Alkoholkonsum (Summenwert > 8)<br />
Auffällig hoher Konsum<br />
Gesamt 6%<br />
Männli<strong>ch</strong> 9%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 3%<br />
CH 5%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 7%<br />
Gymnasium 5%<br />
WBS 6%<br />
Fast jede/-r dritte Jugendli<strong>ch</strong>e gibt an, bereits s<strong>ch</strong>on einmal stark betrunken gewesen zu sein, wobei<br />
der Anteil der Jungen mit 30% nur wenig höher ist als jener der Mäd<strong>ch</strong>en (27%). Mehr S<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e geben an, s<strong>ch</strong>on einmal betrunken gewesen zu sein (30%) als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(26%). Bezügli<strong>ch</strong> des S<strong>ch</strong>ultyps zeigen si<strong>ch</strong> keine grossen Unters<strong>ch</strong>iede. Diese Tendenzen sind<br />
gegenüber dem Jahr 2006 stabil geblieben, jedo<strong>ch</strong> hat die Gesamtanzahl der Jugendli<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e<br />
s<strong>ch</strong>on einmal betrunken waren, gegenüber 2006 um 2% zugenommen.<br />
Tabelle 12<br />
Raus<strong>ch</strong>erfahrung<br />
Ja<br />
Nein<br />
Gesamt 28% 72%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 27% 73%<br />
Männli<strong>ch</strong> 30% 70%<br />
CH 30% 70%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 26% 74%<br />
Gymnasium 30% 70%<br />
WBS 27% 73%<br />
Tabelle 12a<br />
Verglei<strong>ch</strong> 2006<br />
Ja<br />
Nein<br />
Gesamt 21% 79%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 16% 84%<br />
Männli<strong>ch</strong> 26% 74%<br />
CH 28% 72%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 10% 90%<br />
Gymnasium 27% 73%<br />
WBS 18% 82%<br />
Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum 23
Cannabis<br />
Die Jugendli<strong>ch</strong>en wurden dana<strong>ch</strong> gefragt, ob sie im Laufe ihres Lebens s<strong>ch</strong>on einmal Cannabis (Marihuana,<br />
Has<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>, Gras) konsumiert haben. Insgesamt bejahten diese Frage 26% der Jugendli<strong>ch</strong>en.<br />
S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (28%) und Jungen (28%) haben häufiger bereits Cannabis konsumiert als<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (22%) und Mäd<strong>ch</strong>en (22%). Bezügli<strong>ch</strong> des S<strong>ch</strong>ultyps zeigen si<strong>ch</strong> keine<br />
grossen Unters<strong>ch</strong>iede.<br />
Gegenüber der Befragung von 2006 haben insgesamt rund 5% mehr Jugendli<strong>ch</strong>e angegeben, bereits<br />
Erfahrung mit Cannabis zu haben, dabei ist sowohl die Zahl bei den Mäd<strong>ch</strong>en (von 16% auf 22%)<br />
als au<strong>ch</strong> bei den Jungen (von 26% auf 28%) deutli<strong>ch</strong> angestiegen. Vor allem bei den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en (von 10% auf 22%) und den WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>ülern (von 18% auf 26%) hat<br />
die Zahl stark zugenommen.<br />
Tabelle 13<br />
Cannabiskonsum<br />
Ja<br />
Nein<br />
Gesamt 26% 74%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 22% 78%<br />
Männli<strong>ch</strong> 28% 72%<br />
CH 28% 72%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 22% 78%<br />
Gymnasium 29% 71%<br />
WBS 26% 74%<br />
Tabelle 13a<br />
Verglei<strong>ch</strong> 2006<br />
Ja<br />
Nein<br />
Gesamt 21% 79%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 16% 84%<br />
Männli<strong>ch</strong> 26% 74%<br />
CH 28% 72%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 10% 90%<br />
Gymnasium 27% 73%<br />
WBS 18% 82%<br />
Tabelle 14<br />
Cannabiskonsum der Jugendli<strong>ch</strong>en in den letzten 30 Tagen vor der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
Nie 1- oder 2-mal 3–9mal Öfter Jeden Tag<br />
Gesamt 84% 7% 2% 3% 4%<br />
Männli<strong>ch</strong> 93% 4% 1% 1% 1%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 93% 4% 1% 1% 1%<br />
CH 84% 7% 2% 4% 3%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 83% 7% 3% 2% 5%<br />
Gymnasium 80% 9% 4% 4% 3%<br />
WBS 86% 6% 1% 3% 4%<br />
Die meisten S<strong>ch</strong>üler und S<strong>ch</strong>ülerinnen gaben an (84%), in den letzten 30 Tagen kein Cannabis konsumiert<br />
zu haben. Zu erwähnen ist aber die hohe Anzahl derer, wel<strong>ch</strong>e in den letzten 30 Tagen vor<br />
der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung jeden Tag Cannabis konsumiert hatten: Der Anteil liegt bei 4%,<br />
und es sind hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en, die tägli<strong>ch</strong> gekifft hatten (5%).<br />
24
Diskussion<br />
Der Konsum von Su<strong>ch</strong>tmitteln ist eine grosse<br />
<strong>Gesundheit</strong>sbelastung für Jugendli<strong>ch</strong>e und<br />
somit, wie die aktuellen Resultate der Jugendbefragung<br />
zeigen, ein wi<strong>ch</strong>tiges Thema der<br />
Präventionsarbeit. Bei Jugendli<strong>ch</strong>en fallen besonders<br />
au<strong>ch</strong> die langfristig mit dem Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum<br />
zusammenhängenden Auswirkungen<br />
auf die <strong>Gesundheit</strong> und die Einflüsse auf die<br />
körperli<strong>ch</strong>e Entwicklung ins Gewi<strong>ch</strong>t. Die vorliegenden<br />
Daten wurden anonym erhoben und<br />
sind daher mit den Daten aus dem Jahr 2006<br />
verglei<strong>ch</strong>bar, da diese – im Gegensatz zur Erhebung<br />
2008 – au<strong>ch</strong> anonym erhoben wurden.<br />
21% der befragten S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler<br />
haben angegeben, dass sie rau<strong>ch</strong>en. Hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts zeigen si<strong>ch</strong> keine Unters<strong>ch</strong>iede,<br />
diese finden si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> in Bezug auf Nationalität<br />
und S<strong>ch</strong>ultyp: Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
und WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler rau<strong>ch</strong>en<br />
lei<strong>ch</strong>t häufiger als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e und<br />
Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Im Verglei<strong>ch</strong><br />
zur Befragung 2006 zeigt si<strong>ch</strong>, dass die<br />
Anzahl rau<strong>ch</strong>ender Jugendli<strong>ch</strong>er insgesamt<br />
stabil geblieben ist, wobei die Mäd<strong>ch</strong>en in der<br />
aktuellen Befragung (17%) weniger häufig angeben<br />
zu rau<strong>ch</strong>en als no<strong>ch</strong> 2006 (21%). Dafür<br />
hat die Anzahl der rau<strong>ch</strong>enden Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en etwas zugenommen, von 19% auf<br />
23%. Obwohl in dieser Altersgruppe seit Ende<br />
der 1990er-Jahre aufgrund des eingeführten<br />
gesetzli<strong>ch</strong>en Verkaufsalters ab 18 Jahren sowie<br />
der Regelungen zum Passivrau<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>utz eine<br />
positive Entwicklungstendenz zu erkennen ist,<br />
sind weitere Präventionsmassnahmen na<strong>ch</strong> wie<br />
vor sehr wi<strong>ch</strong>tig. Denn die Daten zeigen, dass<br />
die Anzahl rau<strong>ch</strong>ender Jugendli<strong>ch</strong>er zwar im<br />
Verglei<strong>ch</strong> zu 2006 ni<strong>ch</strong>t höher ist, aber die Anzahl<br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t weiter abgenommen hat – der<br />
Wert stagniert. In den letzten Jahren standen<br />
vermehrt Mäd<strong>ch</strong>en im Fokus der Präventionsmassnahmen<br />
(so zum Beispiel bei der Kampagne<br />
feelreal (4) der Lungenliga), ein Faktor, der<br />
den Rückgang der Anzahl rau<strong>ch</strong>ender Mäd<strong>ch</strong>en<br />
erklären könnte. Die Daten zeigen aber, dass bei<br />
künftigen Präventionsmassnahmen vor allem<br />
au<strong>ch</strong> soziokulturelle Faktoren berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />
werden müssen und au<strong>ch</strong> das Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
ein relevanter Faktor bei der Umsetzung<br />
von Präventionsmassnahmen ist. Hauptziel<br />
der Tabakprävention auf dieser Altersstufe ist<br />
es, den Einstieg ins Rau<strong>ch</strong>en zu verhindern oder<br />
diejenigen Jugendli<strong>ch</strong>en, die bereits rau<strong>ch</strong>en, zu<br />
motivieren, so s<strong>ch</strong>nell wie mögli<strong>ch</strong> wieder aufzuhören,<br />
denn je stärker die Nikotinabhängigkeit<br />
ist, desto s<strong>ch</strong>wieriger ist der Ausstieg. Wenn<br />
es gelingt, Jugendli<strong>ch</strong>e vom Rau<strong>ch</strong>en abzuhalten,<br />
ist die Chance gross, dass sie au<strong>ch</strong> im Erwa<strong>ch</strong>senenalter<br />
rau<strong>ch</strong>frei leben, denn die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit,<br />
dass jemand im Erwa<strong>ch</strong>senenalter no<strong>ch</strong><br />
mit dem Rau<strong>ch</strong>en anfängt, ist eher klein (5).<br />
Neben dem Tabakkonsum wurden die Basler<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> zu ihrem Alkoholkonsum<br />
befragt. Dabei hat si<strong>ch</strong> gezeigt, dass der Anteil<br />
alkoholkonsumierender Jugendli<strong>ch</strong>er im Alter<br />
von 15–16 Jahren im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung im<br />
Jahr 2006 zugenommen hat: Gaben 2006 no<strong>ch</strong><br />
über zwei Drittel der Jugendli<strong>ch</strong>en an, no<strong>ch</strong> nie<br />
Alkohol konsumiert zu haben, hat in der aktuellen<br />
Befragung nur no<strong>ch</strong> knapp die Hälfte<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en angegeben, no<strong>ch</strong> nie Alkohol<br />
getrunken zu haben. Während Mäd<strong>ch</strong>en und<br />
Jungen etwa glei<strong>ch</strong> häufig a<strong>bs</strong>tinent sind, zeigen<br />
si<strong>ch</strong> hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp<br />
deutli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede: So geben mehr Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e (55%) und WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und -S<strong>ch</strong>üler (53%) an, no<strong>ch</strong> nie Alkohol<br />
konsumiert zu haben als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(43%) und Gymnasiasten (40%). Dass ausländis<strong>ch</strong>e<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e häufiger a<strong>bs</strong>tinent sind,<br />
ist wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> auf deren soziokulturellen<br />
Hintergrund zurückzuführen. Der Unters<strong>ch</strong>ied<br />
zwis<strong>ch</strong>en den S<strong>ch</strong>ultypen erklärt si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den<br />
Nationalitäteneffekt, da der Anteil Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>er in der WBS höher ist als im<br />
Gymnasium. Die Zahlen zeigen aber ni<strong>ch</strong>t nur<br />
eine Zunahme alkoholkonsumierender Jugendli<strong>ch</strong>er,<br />
au<strong>ch</strong> die Menge des konsumierten Alkohols<br />
hat zugenommen: So gibt es im Verglei<strong>ch</strong><br />
zu 2006 mehr Jugendli<strong>ch</strong>e mit exzessivem<br />
Trinkverhalten, wel<strong>ch</strong>e mehrmals wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />
alkoholhaltige Getränke konsumieren. Fast ein<br />
Drittel der 15- bis 16-jährigen Jugendli<strong>ch</strong>en gibt<br />
zudem an, s<strong>ch</strong>on einmal betrunken gewesen zu<br />
sein, rund 7% mehr als no<strong>ch</strong> 2006. Bedenkli<strong>ch</strong><br />
ist, dass das Raus<strong>ch</strong>trinken unter Mäd<strong>ch</strong>en und<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en zugenommen hat.<br />
Bei den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en zeigt si<strong>ch</strong><br />
zudem das Phänomen, dass sie zwar öfter a<strong>bs</strong>tinent<br />
sind als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e, dafür aber<br />
im Verglei<strong>ch</strong> zu den S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en einen<br />
auffällig hohen Alkoholkonsum haben. Das<br />
lässt darauf s<strong>ch</strong>liessen, dass Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
entweder gar ni<strong>ch</strong>t oder wenn, dann<br />
Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum 25
sehr viel trinken. Besonders bedenkli<strong>ch</strong> sind<br />
diese Zahlen au<strong>ch</strong> im Hinblick darauf, dass die<br />
befragten Jugendli<strong>ch</strong>en unter dem gesetzli<strong>ch</strong><br />
bestimmten S<strong>ch</strong>utzalter liegen und der Verkauf<br />
von alkoholhaltigen Getränken an diese Gruppe<br />
verboten ist. Es besteht demna<strong>ch</strong> dringender<br />
Handlungsbedarf, dem Alkoholkonsum und besonders<br />
dem Phänomen des exzessiven Alkoholkonsums<br />
und Raus<strong>ch</strong>trinkens entgegenzuwirken.<br />
Der Körper von Jugendli<strong>ch</strong>en reagiert<br />
empfindli<strong>ch</strong>er auf Alkohol als derjenige von Erwa<strong>ch</strong>senen.<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e sind deshalb s<strong>ch</strong>neller<br />
angetrunken oder in einem lebensbedrohli<strong>ch</strong>en<br />
Alkoholraus<strong>ch</strong>. In den Jahren 2006/2007 wurden<br />
pro Jahr dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> etwa 360 14- bis<br />
19-jährige Jungen und 250 glei<strong>ch</strong>alterige Mäd<strong>ch</strong>en<br />
wegen Alkoholintoxikation in ein Spital<br />
eingewiesen und behandelt. Trendanalysen<br />
zeigen, dass si<strong>ch</strong> der beoba<strong>ch</strong>tete Trend einer<br />
Zunahme der Alkoholintoxikationen zwis<strong>ch</strong>en<br />
2005 und 2007 fortgesetzt hat (6). Die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>er mit einer Alkoholvergiftung<br />
dürfte aber no<strong>ch</strong> höher sein, da die Studie<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die in Spitäler eingelieferten<br />
Personen berücksi<strong>ch</strong>tigt hat. Betrunkene Jugendli<strong>ch</strong>e,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Polizei na<strong>ch</strong> Hause bringt,<br />
Behandlungen in Hausarztpraxen oder ambulanten<br />
Notfallaufnahmen wurden in der Studie<br />
ausgeklammert. Ni<strong>ch</strong>t selten ist der Raus<strong>ch</strong> ungewollt,<br />
unter anderem, weil Jugendli<strong>ch</strong>e unerfahren<br />
sind bezügli<strong>ch</strong> der Eins<strong>ch</strong>ätzung der Alkoholwirkung.<br />
Zudem besteht au<strong>ch</strong> die Gefahr,<br />
dass die Jugendli<strong>ch</strong>en mit dem Trinken von Alkohol<br />
eine ungünstige Problemlösungsstrategie<br />
übernehmen und diese bis ins Erwa<strong>ch</strong>senenalter<br />
beibehalten. Die Präventionsmassnahmen sollen<br />
ni<strong>ch</strong>t darauf ausgeri<strong>ch</strong>tet sein, den Alkoholkonsum<br />
gänzli<strong>ch</strong> zu unterbinden, sondern sollen<br />
den Jugendli<strong>ch</strong>en den risikoarmen Umgang mit<br />
Alkohol aufzeigen, so dass der Konsum ni<strong>ch</strong>t zu<br />
Problemen führt, und sie vor allem auf die akuten<br />
Gefahren, die im Zusammenhang mit dem<br />
Alkoholkonsum stehen, aufmerksam ma<strong>ch</strong>en.<br />
s<strong>ch</strong>on 22%. Die meisten Jugendli<strong>ch</strong>en, die angaben,<br />
Cannabis zu konsumieren, tun dies unregelmässig.<br />
Bedenkli<strong>ch</strong> ist jedo<strong>ch</strong>, dass rund 3% der<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en in den letzten 30 Tagen vor der<br />
Befragung öfter als 9 Mal gekifft haben und 4%<br />
sogar jeden Tag gekifft haben. Dieser Anstieg<br />
beim Cannabiskonsum muss in den nä<strong>ch</strong>sten<br />
Jahren genau im Auge behalten werden, um so<br />
a<strong>bs</strong><strong>ch</strong>ätzen zu können, ob es si<strong>ch</strong> bei der aktuellen<br />
Zunahme um eine Spontans<strong>ch</strong>wankung einer<br />
Generation handelt oder ob si<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
ein Anstieg des Konsums oder das Halten des<br />
Konsums auf diesem Niveau manifestiert.<br />
Der Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum der Jugendli<strong>ch</strong>en unterliegt<br />
starken zeitli<strong>ch</strong>en Trends. Deshalb ist es<br />
wi<strong>ch</strong>tig, die bestehenden Präventionsangebote<br />
und Interventionsangebote laufend zu überprüfen,<br />
anzupassen und zu erweitern. Die Abteilung<br />
Prävention hat deshalb in Zusammenarbeit mit<br />
der Abteilung Su<strong>ch</strong>t im Januar <strong>2012</strong> eine Analyse<br />
der bestehenden Angebote, Projekte und<br />
Massnahmen im Jugendberei<strong>ch</strong> zum Thema<br />
Su<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>geführt. Daraus sollen nun konkrete<br />
Massnahmen und Anpassungen für das Su<strong>ch</strong>thilfesystem<br />
des Kantons <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> abgeleitet<br />
werden.<br />
Neben dem Alkoholkonsum hat au<strong>ch</strong> der Anteil<br />
Jugendli<strong>ch</strong>er, die angeben, bereits Erfahrung<br />
mit Cannabis zu haben, im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung<br />
2006 zugenommen, von 21% auf 26%.<br />
Die grösste Zunahme ist bei den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en zu verzei<strong>ch</strong>nen: Waren es 2006<br />
no<strong>ch</strong> 10%, die angaben, Erfahrung mit Cannabis<br />
zu haben, waren es in der aktuellen Befragung<br />
26
Praxisbeispiele<br />
Tom & Lisa<br />
Die Befragung der Jugendli<strong>ch</strong>en zum Thema<br />
Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum hat gezeigt, dass vor allem<br />
Alkohol unter den Jugendli<strong>ch</strong>en weit verbreitet<br />
ist und fast ein Drittel der Jugendli<strong>ch</strong>en angibt,<br />
s<strong>ch</strong>on einmal stark betrunken gewesen zu sein.<br />
Hier setzt der Präventionsworkshop Tom & Lisa<br />
an: Tom & Lisa ist ein trinationales Präventionsprojekt,<br />
das zusammen mit Präventionsstellen<br />
aus Deuts<strong>ch</strong>land und Frankrei<strong>ch</strong> entwickelt<br />
wurde. Die Präventionsworkshops, die si<strong>ch</strong> an<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e von 14 bis 16 Jahren ri<strong>ch</strong>ten, werden<br />
von der Abteilung Prävention des <strong>Gesundheit</strong>sdepartements<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> an den Basler<br />
S<strong>ch</strong>ulen angeboten. Im Workshop erhalten die<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en grundlegende Informationen zum<br />
Thema Alkoholkonsum und lernen, wie sie si<strong>ch</strong><br />
besser gegen Gruppendruck dur<strong>ch</strong>setzen können.<br />
Kernstück der Klassenworkshops ist die<br />
Simulation einer fiktiven Geburtstagsparty: Von<br />
der Planung über deren Dur<strong>ch</strong>führung – mit allen<br />
damit verbundenen Risiken – bis hin zur<br />
Na<strong>ch</strong>bereitung und zur Planung der nä<strong>ch</strong>sten,<br />
si<strong>ch</strong>eren Party. Ziel der Workshops ist es, die Risikokompetenz<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en – die in einem<br />
Alter sind, in wel<strong>ch</strong>em sie in der Regel bereits<br />
erste Erfahrungen mit Alkohol gesammelt haben<br />
– zu fördern. Dabei geht es vor allem darum, auf<br />
akute Gefahren wie beispielsweise Unfälle, Gewalt<br />
oder s<strong>ch</strong>were Alkoholvergiftungen, die im<br />
Zusammenhang mit Alkohol stehen, hinzuweisen,<br />
da diese für die meisten Jugendli<strong>ch</strong>en viel<br />
eher ein Problem darstellen als die Gefahr einer<br />
Chronifizierung s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>er Konsummuster. An<br />
den Workshops haben bereits über 200 S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler teilgenommen. Die Informationen<br />
werden spieleris<strong>ch</strong> und interaktiv vermit-<br />
Tom & Lisa, ein Präventionsworkshop für Jugendli<strong>ch</strong>e.<br />
Die «Beute» der Testkäufe 2010.<br />
telt, so dass die S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler Spass<br />
an den vers<strong>ch</strong>iedenen Aufgaben haben und si<strong>ch</strong><br />
dabei au<strong>ch</strong> sehr interessiert zeigen. Insbesondere<br />
der Einsatz von Raus<strong>ch</strong>brillen und das A<strong>bs</strong>olvieren<br />
eines dazugehörigen Parcours lösen jedes<br />
Mal einen Sturm der Begeisterung aus. Au<strong>ch</strong> für<br />
die Workshopleiterinnen und Workshopleiter ist<br />
es eine enorm spannende und interessante Arbeit,<br />
da bei jeder Klasse neue wertvolle Diskussionen<br />
stattfinden, in denen sie ihr Wissen über<br />
die Zielgruppe fortlaufend erweitern können.<br />
Testkäufe<br />
Im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung 2006 hat der Anteil<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten S<strong>ch</strong>ulklasse, der<br />
angibt, mehrmals pro Wo<strong>ch</strong>e Alkohol zu konsumieren,<br />
in den letzten Jahren zugenommen – und<br />
das in einem Alter, wo die befragten Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
legal no<strong>ch</strong> gar keinen Alkohol kaufen dürfen: Der<br />
Verkauf von Bier und Wein an unter 16-Jährige<br />
und der Verkauf von ho<strong>ch</strong>prozentigem Alkohol<br />
und Tabak an unter 18-Jährige sind in <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
verboten. Diese Jugends<strong>ch</strong>utzbestimmungen werden<br />
aber ni<strong>ch</strong>t immer von allen Ladenbesitzern<br />
und vom Verkaufspersonal eingehalten. Eines der<br />
Ziele bei der Präventionsarbeit ist daher, dafür zu<br />
sorgen, dass die Jugends<strong>ch</strong>utzbestimmungen im<br />
Kanton <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> gewährleistet werden. Damit<br />
die Ladenbesitzer und das Verkaufspersonal si<strong>ch</strong><br />
an die Gesetzgebungen halten, führt die Abteilung<br />
Prävention des <strong>Gesundheit</strong>sdepartements<br />
mithilfe des Blauen Kreuzes BL und Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
unter dem S<strong>ch</strong>utzalter Testkäufe dur<strong>ch</strong>.<br />
Diese Jugendli<strong>ch</strong>en helfen dabei, zu überprüfen,<br />
ob die Jugends<strong>ch</strong>utzbestimmungen eingehalten<br />
werden. Alle Verkaufsstellen, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
an das Gesetz halten, erhalten einen Mahnbrief.<br />
Shops, die si<strong>ch</strong> vorbildli<strong>ch</strong> an die Jugends<strong>ch</strong>utzbestimmungen<br />
halten, erhalten einen Lobesbrief.<br />
Im Jahr 2010 wurde bei jedem fünften dur<strong>ch</strong>geführten<br />
Testkauf Tabak an Jugendli<strong>ch</strong>e unter<br />
18 Jahren verkauft. Bei jedem dritten dur<strong>ch</strong>geführten<br />
Testkauf wurde Alkohol an Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
unter dem gesetzli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utzalter (16 oder 18)<br />
verkauft. Aus anderen Kantonen, wel<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>on<br />
mehrmals Testkäufe dur<strong>ch</strong>geführt haben, ist bekannt,<br />
dass mit Testkäufen ein na<strong>ch</strong>haltiger Beitrag<br />
zur Dur<strong>ch</strong>setzung von Jugends<strong>ch</strong>utzbestimmungen<br />
geleistet werden kann und somit das<br />
Einhalten von Jugends<strong>ch</strong>utzbestimmungen verbessert<br />
wird. Deshalb werden die Testkäufe au<strong>ch</strong><br />
weiterhin regelmässig dur<strong>ch</strong>geführt.<br />
Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum<br />
27
Sexualität<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 2009/2010 wurden 1315 Jugendli<strong>ch</strong>e der neunten Klasse im Rahmen einer Zusatzbefragung<br />
zu den Themen Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum und Sexualität befragt. Die soziodemografis<strong>ch</strong>en Angaben<br />
sind dabei identis<strong>ch</strong> mit den Angaben des vorhergehenden Kapitels zum Thema Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum,<br />
da die Daten zu Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum und Sexualität in einem gemeinsamen Fragebogen<br />
erhoben wurden.<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten demografis<strong>ch</strong>en Angaben werden in Tabelle 15 kurz zusammengefasst präsentiert,<br />
detaillierte Informationen finden si<strong>ch</strong> in den Tabellen 4 bis 7 im Kapitel Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum.<br />
Tabelle 15<br />
S<strong>ch</strong>ultyp, Nationalität und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t der Befragten<br />
Weibli<strong>ch</strong> Männli<strong>ch</strong> CH Ni<strong>ch</strong>t-CH Alle<br />
WBS 60% 64% 54% 75% 62%<br />
Gymnasium 40% 36% 46% 25% 38%<br />
Alle 53% 47% 60% 40% 100%<br />
Von den befragten Jugendli<strong>ch</strong>en sind 53% männli<strong>ch</strong> und 47% weibli<strong>ch</strong>, 62% der Jugendli<strong>ch</strong>en besu<strong>ch</strong>en<br />
die WBS, 38% das Gymnasium. 60% der Jugendli<strong>ch</strong>en sind S<strong>ch</strong>weizer und 40% sind Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer.<br />
28
Resultate<br />
Zum ersten Mal wurden die Jugendli<strong>ch</strong>en zu ihrem Wissen über das Thema Sexualität befragt. Hierbei<br />
gibt die grosse Mehrheit an (87%), im Verglei<strong>ch</strong> mit Glei<strong>ch</strong>altrigen gut bis sehr gut informiert zu<br />
sein. Mäd<strong>ch</strong>en (9%) und Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (10%) geben dabei öfter an, ni<strong>ch</strong>t viel zu wissen,<br />
als Jungen (4%) und S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (3%). Betra<strong>ch</strong>tet man die Daten der Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en, so zeigt si<strong>ch</strong>, dass vor allem Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizerinnen angeben, ni<strong>ch</strong>t viel über sexuelle<br />
Aufklärung zu wissen (16%).<br />
Tabelle 16<br />
Eigene Eins<strong>ch</strong>ätzung des Wissens bezügli<strong>ch</strong> der sexuellen Aufklärung vergli<strong>ch</strong>en mit Glei<strong>ch</strong>altrigen<br />
I<strong>ch</strong> weiss I<strong>ch</strong> weiss I<strong>ch</strong> weiss sehr Kann i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
ni<strong>ch</strong>t viel gut Bes<strong>ch</strong>eid gut Bes<strong>ch</strong>eid beantworten<br />
Gesamt 6% 50% 37% 7%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 9% 54% 31% 6%<br />
Männli<strong>ch</strong> 4% 46% 42% 8%<br />
CH 3% 52% 39% 6%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 10% 45% 36% 9%<br />
Gymnasium 3% 54% 37% 6%<br />
WBS 8% 47% 37% 8%<br />
Eine grosse Anzahl der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en (86%) geben an, dass in der S<strong>ch</strong>ule ein Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t<br />
stattgefunden hat. S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums (91%) gaben dabei häufiger<br />
an, einen Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t besu<strong>ch</strong>t zu haben, als S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler der WBS<br />
(82%).<br />
Tabelle 17<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e, die angeben, einen Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t besu<strong>ch</strong>t zu haben<br />
Ja<br />
Nein<br />
Total 86% 14%<br />
Gymnasium 91% 9%<br />
WBS 82% 18%<br />
Befragt man die Jugendli<strong>ch</strong>en dana<strong>ch</strong>, wie viel ihnen der Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t gebra<strong>ch</strong>t hat<br />
(1 = ni<strong>ch</strong>t viel Neues, 10 = viel Neues) liegt die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Bewertung in allen Gruppen bei<br />
M = 6. Au<strong>ch</strong> bei der Frage na<strong>ch</strong> der Stimmung während des Unterri<strong>ch</strong>ts (1 = peinli<strong>ch</strong> verkrampft,<br />
10 = locker offen) sind si<strong>ch</strong> die Jugendli<strong>ch</strong>en mit der Angabe eines Mittelwertes von 7 über alle<br />
Gruppen (Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, Nationalität, S<strong>ch</strong>ultyp) hinweg einig.<br />
In den meisten Fällen war es eine Lehrperson (Klassenlehrer/-in, Biolehrer/-in), wel<strong>ch</strong>e den Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t<br />
dur<strong>ch</strong>geführt hat, nur in 12% der Fälle wurde eine externe Fa<strong>ch</strong>person damit<br />
beauftragt.<br />
Tabelle 18<br />
Unterri<strong>ch</strong>tsperson<br />
Klassenlehrer/-in Biolehrer/-in Externe Andere<br />
Fa<strong>ch</strong>person<br />
Gesamt 42% 39% 12% 7%<br />
Sexualität 29
Befragt man die Jugendli<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e Themen in Bezug auf Sexualität sie besonders interessieren<br />
bzw. über wel<strong>ch</strong>e Themen sie mehr erfahren mö<strong>ch</strong>ten, hebt si<strong>ch</strong> besonders das Thema der Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheiten<br />
von den anderen Themenberei<strong>ch</strong>en ab (37%). An zweiter und dritter Stelle<br />
folgen S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsabbru<strong>ch</strong> (29%) und sexuelle Praktiken (24%). Dabei zeigen si<strong>ch</strong> keine<br />
grossen Unters<strong>ch</strong>iede in Bezug auf Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp.<br />
Tabelle 19<br />
Über wel<strong>ch</strong>e Themen mö<strong>ch</strong>ten die Jugendli<strong>ch</strong>en mehr erfahren?<br />
Mehrfa<strong>ch</strong>antworten mögli<strong>ch</strong><br />
Sexuelle Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts- Verhütung S<strong>ch</strong>wanger- Zyklus Zärtli<strong>ch</strong>keit Ejakulation Sexuelle<br />
Praktiken krankheiten s<strong>ch</strong>afts- der Frau und Liebe Gewalt<br />
abbru<strong>ch</strong><br />
Gesamt 24% 37% 21% 29% 12% 21% 12% 21%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 14% 41% 22% 42% 14% 20% 13% 22%<br />
Männli<strong>ch</strong> 32% 34% 19% 20% 10% 22% 11% 19%<br />
CH 24% 37% 21% 28% 11% 19% 11% 21%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 24% 36% 22% 31% 14% 24% 13% 22%<br />
Gymnasium 23% 39% 21% 29% 11% 16% 14% 23%<br />
WBS 24% 36% 21% 29% 14% 23% 11% 18%<br />
Verglei<strong>ch</strong>t man jedo<strong>ch</strong> die Antworten in Bezug auf das Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, so zeigen si<strong>ch</strong> insbesondere bei<br />
den Themen S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsabbru<strong>ch</strong> und sexuelle Praktiken grössere Unters<strong>ch</strong>iede: Für das<br />
Thema S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsabbru<strong>ch</strong> interessieren si<strong>ch</strong> mehr als doppelt so viele Mäd<strong>ch</strong>en (42%) wie<br />
Jungen (20%), wohingegen mehr als doppelt so viele Jungen (32%) wie Mäd<strong>ch</strong>en (14%) mehr über<br />
sexuelle Praktiken erfahren mö<strong>ch</strong>ten.<br />
Abbildung 5<br />
Interesse an vers<strong>ch</strong>iedenen Themen na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Mehrfa<strong>ch</strong>antworten mögli<strong>ch</strong><br />
50%<br />
45% %<br />
40%<br />
41<br />
42<br />
35%<br />
30%<br />
32<br />
34<br />
25%<br />
20%<br />
22<br />
19<br />
20<br />
22<br />
20<br />
15%<br />
14<br />
14<br />
13<br />
10%<br />
10<br />
11<br />
5%<br />
0%<br />
Sexuelle<br />
Praktiken<br />
Verhütung<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheiten<br />
S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsabbru<strong>ch</strong><br />
Zyklus<br />
der Frau<br />
Zärtli<strong>ch</strong>keit<br />
und Liebe<br />
Ejakulation<br />
Mäd<strong>ch</strong>en<br />
Jungen<br />
30
Sexualität 31
Die Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, ihr Wissen über Sexualität hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> von ihren Lehrpersonen, Eltern<br />
und anderen Jugendli<strong>ch</strong>en erfahren zu haben (71%). Nur ein sehr geringer Anteil der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
hat das Wissen bei einer Beratungsstelle oder bei einer Ärztin/einem Arzt bezogen (>1%).<br />
Tabelle 20<br />
Wissensquelle zur Sexualität in Rangfolge<br />
Total<br />
Lehrer/-in, S<strong>ch</strong>ule 32%<br />
Eltern 20%<br />
Von anderen Jugendli<strong>ch</strong>en 19%<br />
Internet 9%<br />
Jugendzeits<strong>ch</strong>riften 5%<br />
Bü<strong>ch</strong>er 5%<br />
Filme/Videokassetten 5%<br />
Aufklärungsbros<strong>ch</strong>üren 1%<br />
Beratungsstelle/Ärzte >1%<br />
Auf die Frage, gegen wel<strong>ch</strong>e der aufgelisteten sexuell übertragbaren Krankheiten man si<strong>ch</strong> impfen<br />
lassen kann, s<strong>ch</strong>neiden die weibli<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en gegenüber den männli<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en um einiges<br />
besser ab: Ausser bei HIV/Aids, wo beide Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter glei<strong>ch</strong> häufig ri<strong>ch</strong>tig geantwortet haben,<br />
liegen die Mäd<strong>ch</strong>en bei allen anderen Krankheiten häufiger ri<strong>ch</strong>tig als die Jungen. Ebenso zeigen si<strong>ch</strong><br />
Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en den S<strong>ch</strong>ultypen: S<strong>ch</strong>üler und S<strong>ch</strong>ülerinnen, die das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en,<br />
wissen über Mögli<strong>ch</strong>keiten des Impfs<strong>ch</strong>utzes vor sexuell übertragbaren Krankheiten besser Bes<strong>ch</strong>eid<br />
als WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler. Au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> Nationalität zeigen si<strong>ch</strong> Unters<strong>ch</strong>iede: S<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e haben alle Fragen häufiger korrekt beantwortet als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e.<br />
Tabelle 21<br />
Anteil ri<strong>ch</strong>tiger Antworten* auf die Frage na<strong>ch</strong> einem mögli<strong>ch</strong>en Impfs<strong>ch</strong>utz<br />
vor sexuell übertragbaren Krankheiten<br />
HIV/ Hepatitis B HPV (Gebär- Syphilis<br />
Aids<br />
mutterhalskre<strong>bs</strong>)<br />
Gesamt 70% 81% 62% 21%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 70% 89% 79% 24%<br />
Männli<strong>ch</strong> 71% 77% 48% 17%<br />
CH 73% 83% 65% 22%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 66% 80% 58% 18%<br />
Gymnasium 80% 84% 64% 30%<br />
WBS 66% 81% 60% 16%<br />
* Ri<strong>ch</strong>tige Antwort: HIV: nein, kein Impfs<strong>ch</strong>utz mögli<strong>ch</strong>, Hepatitis B: ja, Impfs<strong>ch</strong>utz mögli<strong>ch</strong>, HPV: ja, Syphilis: nein<br />
32
A<strong>bs</strong><strong>ch</strong>liessend wurden die Jugendli<strong>ch</strong>en dana<strong>ch</strong> befragt, wel<strong>ch</strong>e neu ges<strong>ch</strong>affenen Angebote sie zum<br />
Thema Sexualität nutzen würden. Die Jugendli<strong>ch</strong>en gaben an, vor allem Jugendzeits<strong>ch</strong>riften (58%)<br />
und Internetportale (42%) zu nutzen, falls diese angeboten würden.<br />
Tabelle 22<br />
Wel<strong>ch</strong>e Angebote werden von den Jugendli<strong>ch</strong>en genutzt?<br />
Mehrfa<strong>ch</strong>nennungen mögli<strong>ch</strong><br />
Total<br />
Jugendzeits<strong>ch</strong>rift 58%<br />
Internetsite 42%<br />
Jugendspre<strong>ch</strong>stunde 23%<br />
(persönli<strong>ch</strong>es Gesprä<strong>ch</strong>)<br />
SMS-Beratung 12%<br />
E-Mail-Beratung 11%<br />
Telefonis<strong>ch</strong>e Beratung/ 9%<br />
Jugendhotline<br />
Sexualität 33
Diskussion<br />
Zum ersten Mal wurden die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
zu ihrem Wissen über das Thema Sexualität befragt.<br />
Hierbei gibt die grosse Mehrheit an (87%),<br />
im Verglei<strong>ch</strong> mit Glei<strong>ch</strong>altrigen gut bis sehr gut<br />
informiert zu sein, wobei Mäd<strong>ch</strong>en (9%) und<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (10%) dabei öfter<br />
angeben, ni<strong>ch</strong>t viel über das Thema Sexualität<br />
zu wissen, als Jungen (4%) und S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(3%). Vor allem Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizerinnen<br />
gaben an, ni<strong>ch</strong>t viel über sexuelle Aufklärung zu<br />
wissen (16%). Als häufigste Wissensquelle zum<br />
Thema Sexualität gaben die Jugendli<strong>ch</strong>en die<br />
S<strong>ch</strong>ule bzw. Lehrer/-innen an (32%), gefolgt von<br />
Eltern (20%) und anderen Jugendli<strong>ch</strong>en (19%).<br />
Rund 86% der Jugendli<strong>ch</strong>en gaben an, einen Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t<br />
besu<strong>ch</strong>t zu haben. Am häufigsten<br />
führen Klassen- oder Biolehrer/-innen<br />
den Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>. Die S<strong>ch</strong>ule hat<br />
bei der Aufklärung demna<strong>ch</strong> eine grosse Bedeutung.<br />
Aus diesem Grund ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass das<br />
Lehrpersonal gut ges<strong>ch</strong>ult ist und gute, jugendgere<strong>ch</strong>te<br />
S<strong>ch</strong>ulungsunterlagen vorhanden sind,<br />
um den Unterri<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>zuführen. Obwohl eine<br />
deutli<strong>ch</strong>e Mehrheit der Jugendli<strong>ch</strong>en angibt, gut<br />
bis sehr gut aufgeklärt zu sein, zeigen die Resultate<br />
der Befragung, dass grosse Wissenslücken<br />
bestehen, so zum Beispiel in Bezug auf sexuell<br />
übertragbare Krankheiten: So haben nur 21%<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en die Frage, ob es einen Impfs<strong>ch</strong>utz<br />
vor Syphilis gibt, ri<strong>ch</strong>tig beantwortet. Bei<br />
HIV und Hepatitis B haben zwar mehr Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
ri<strong>ch</strong>tig geantwortet (70% resp. 81%), do<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> hier lagen immer no<strong>ch</strong> viele Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
fals<strong>ch</strong>. Die Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en subjektiver<br />
Sel<strong>bs</strong>teins<strong>ch</strong>ätzung des vermeintli<strong>ch</strong> guten Wissens<br />
und den aufgezeigten Wissenslücken dokumentiert<br />
zusätzli<strong>ch</strong> den Bedarf an geeignetem<br />
Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t respektive -material. Zu<br />
einem ähnli<strong>ch</strong>en Resultat kam au<strong>ch</strong> eine Befragung<br />
von S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>ülern der Berufsund<br />
Mittels<strong>ch</strong>ulen im Kanton Züri<strong>ch</strong>, die 2001 im<br />
Auftrag der <strong>Gesundheit</strong>sdirektion des Kantons<br />
Züri<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>geführt wurde (7): So gaben damals<br />
13% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en an, es gebe eine<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> gegen HIV/Aids impfen zu lassen.<br />
Zudem wussten nur 40% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en,<br />
dass HIV/Aids na<strong>ch</strong> wie vor ni<strong>ch</strong>t<br />
heilbar ist. Um die Wissenslücken unter den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
zu minimieren bzw. zu verhindern,<br />
dass diese no<strong>ch</strong> grösser werden, ist der Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t<br />
und damit zusammenhängend<br />
die HIV-Prävention an den S<strong>ch</strong>ulen von enormer<br />
Bedeutung, denn die S<strong>ch</strong>ule ist – wie die Befragung<br />
gezeigt hat – na<strong>ch</strong> wie vor die primäre Informationsquelle<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en und ni<strong>ch</strong>t<br />
etwa die Eltern. Dies liegt mitunter au<strong>ch</strong> daran,<br />
dass Eltern während der Pubertät oft ni<strong>ch</strong>t die<br />
primären Anspre<strong>ch</strong>partner der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
sind und Letztere si<strong>ch</strong> die Informationen lieber<br />
von anderen, «neutralen» Instanzen holen. Qualitativ<br />
ho<strong>ch</strong>stehendes, jugendgere<strong>ch</strong>tes Informationsmaterial<br />
hilft hier zweifellos, die Wissenslücken<br />
zu s<strong>ch</strong>liessen.<br />
Dass no<strong>ch</strong> heute viele Jugendli<strong>ch</strong>e ungenügend<br />
oder fals<strong>ch</strong> über Sexualität informiert sind, bestätigen<br />
au<strong>ch</strong> die Ergebnisse einer Onlinebefragung<br />
von 12- bis 20-jährigen Jugendli<strong>ch</strong>en,<br />
die 2008 im Auftrag der Eidgenössis<strong>ch</strong>en Kommission<br />
für Kinder- und Jugendfragen EKKJ an<br />
der Universität <strong>Basel</strong> dur<strong>ch</strong>geführt wurde (8).<br />
So kam die Studie unter anderem zum S<strong>ch</strong>luss,<br />
dass die Jugendli<strong>ch</strong>en zwar bei gewissen Sa<strong>ch</strong>verhalten<br />
angaben, gut informiert zu sein, ihre<br />
Angaben aber bei objektiver Überprüfung dur<strong>ch</strong><br />
eine Wissensfrage ni<strong>ch</strong>t mit ihrem tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Wissen übereinstimmten. So bejahten beispielsweise<br />
77% der Jugendli<strong>ch</strong>en die Frage, ob sie<br />
wüssten, wann die Mögli<strong>ch</strong>keit, s<strong>ch</strong>wanger zu<br />
werden, am grössten sei, aber nur 48% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
konnten dann die Frage na<strong>ch</strong> dem biologis<strong>ch</strong><br />
wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten Zeitpunkt für eine<br />
S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aft tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig beantworten.<br />
Es besteht also weiterhin ein grosser Bedarf<br />
an jugendgere<strong>ch</strong>ter Informationsvermittlung.<br />
Dabei umfasst Sexualerziehung weit mehr als die<br />
Aufklärung über den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsakt. Sie beinhaltet<br />
die gesamte Persönli<strong>ch</strong>keitsentwicklung, die<br />
Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Rollenbilder, Beziehungen, Familienplanung,<br />
<strong>Gesundheit</strong> und Verhütung. Wi<strong>ch</strong>tig<br />
ist au<strong>ch</strong>, dass die S<strong>ch</strong>ulen aufzeigen, wo Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
weitere qualitativ ho<strong>ch</strong>wertige Informationen<br />
zum Thema Sexualität beziehen können,<br />
so zum Beispiel auf anonymen Beratungsseiten<br />
im Internet (wie zum Beispiel auf der Jugendwe<strong>bs</strong>ite<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sdienste <strong>Basel</strong> www.mixyourlife.<strong>ch</strong>)<br />
oder unabhängigen Beratungsstellen,<br />
denn die Befragung hat gezeigt, dass die<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en über gewisse Themen, insbesondere<br />
zu den Themen «sexuelle Praktiken», «Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheiten»<br />
und «S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsabbru<strong>ch</strong>»,<br />
mehr erfahren mö<strong>ch</strong>ten.<br />
34
Praxisbeispiel<br />
Jugendmagazin «Ohaa»<br />
Bei der Befragung der Jugendli<strong>ch</strong>en hat si<strong>ch</strong><br />
gezeigt, dass das Wissen in Bezug auf sexuell<br />
übertragbare Krankheiten bei den meisten vorhanden<br />
ist und die Mehrheit ri<strong>ch</strong>tig lag, es aber<br />
immer no<strong>ch</strong> grosse Wissenslücken (<strong>bs</strong>pw. HIV)<br />
unter den Jugendli<strong>ch</strong>en gibt. Es besteht weiterhin<br />
ein grosser Bedarf an jugendgere<strong>ch</strong>ter Informationsvermittlung<br />
zum Thema Sexualität,<br />
denn Jugendli<strong>ch</strong>e sind lange ni<strong>ch</strong>t so gut informiert,<br />
wie es oft s<strong>ch</strong>eint. Die Orientierung im<br />
Mediends<strong>ch</strong>ungel fällt oft s<strong>ch</strong>wer und gerade im<br />
Internet tummeln si<strong>ch</strong> viele Halbwahrheiten und<br />
für Jugendli<strong>ch</strong>e ungeeignetes Informationsmaterial.<br />
Die Abteilung Prävention <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> veröffentli<strong>ch</strong>t<br />
deshalb seit 2008 Jugendmagazine zu<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen <strong>Gesundheit</strong>sthemen und bietet<br />
damit Orientierungshilfe an: «eat fit» (gesunde<br />
Ernährung), «Sit-up» (ri<strong>ch</strong>tiges Sitzen), «Hautnah»<br />
(Haut) und «Ohaa» zum Thema Sexualität.<br />
Die Magazine sind bunt, gespickt mit vielen Bildern<br />
und orientieren si<strong>ch</strong> an der Lebenswelt von<br />
jungen Mens<strong>ch</strong>en. Zentrale Elemente sind dabei<br />
die vielen Tipps, garantiert ohne Mahnfinger.<br />
Eine besondere Herausforderung besteht darin,<br />
Sexualität und Prävention auf eine für Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
attraktive Art und Weise zusammenzubringen.<br />
Aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem<br />
Präventionsworkshop über sexuelle <strong>Gesundheit</strong><br />
«Mix your Life», ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> das Magazin<br />
«Ohaa» an 11- bis 13-jährige Jugendli<strong>ch</strong>e und<br />
beantwortet Fragen, die im Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t<br />
oft zu kurz kommen: «Wie küsse i<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig?»<br />
oder «Wie surfe i<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er im Internet?»<br />
«Ohaa» nimmt die Jugendli<strong>ch</strong>en und ihre Fragen<br />
und Probleme ernst und beri<strong>ch</strong>tet fundiert,<br />
humorvoll und bietet viele Tipps. <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention nehmen damit au<strong>ch</strong><br />
die neuen Ri<strong>ch</strong>tlinien der S<strong>ch</strong>ulen <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong><br />
auf, die das Thema sexuelle <strong>Gesundheit</strong> für alle<br />
S<strong>ch</strong>ulstufen für obligatoris<strong>ch</strong> erklären. Neu wird<br />
sexuelle <strong>Gesundheit</strong> au<strong>ch</strong> in die Lehrpläne aufgenommen.<br />
«Mix your Life»<br />
Neben dem Magazin «Ohaa» bietet vor allem<br />
au<strong>ch</strong> die Bros<strong>ch</strong>üre und die glei<strong>ch</strong>namige begleitete<br />
Ausstellung «Mix your Life» des Kinder- und<br />
Jugendgesundheitsdienstes für Jugendli<strong>ch</strong>e von<br />
13 bis 16 Jahren Informationen zum Thema Liebe,<br />
Aufklärung und Sexualität. Im Rahmen der<br />
Projektphase haben im S<strong>ch</strong>uljahr 2005/2006<br />
rund 800 S<strong>ch</strong>üler/-innen aus <strong>Basel</strong> die Ausstellung<br />
besu<strong>ch</strong>t. Das Projekt fand starken Anklang,<br />
was si<strong>ch</strong> in der Evaluation dur<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>üler<br />
bestätigte. Neben vers<strong>ch</strong>iedenen Sa<strong>ch</strong>themen<br />
(wie beispielsweise Anatomie der Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsorgane,<br />
Verhütungsmittel) kommen au<strong>ch</strong> emotionale<br />
Themen (Flirten, Liebeskummer oder<br />
au<strong>ch</strong> Ängste der Jugendli<strong>ch</strong>en) zur Spra<strong>ch</strong>e.<br />
«Mix your Life» versteht si<strong>ch</strong> als Medium, um<br />
mit den Jugendli<strong>ch</strong>en in einer interaktiven Form<br />
ihre brennenden Fragen zu diesen Themen zu<br />
beantworten. Die Bros<strong>ch</strong>üre wird den S<strong>ch</strong>ulen<br />
zusammen mit der interaktiven Ausstellung, in<br />
wel<strong>ch</strong>er die Jugendli<strong>ch</strong>en ihre Fragen mit Fa<strong>ch</strong>leuten<br />
bespre<strong>ch</strong>en können, auf Anfrage angeboten.<br />
Au<strong>ch</strong> auf der We<strong>bs</strong>ite www.mixyourlife.<strong>ch</strong> bietet<br />
die Abteilung Prävention viele Informationen<br />
zum Thema Sexualität an, ausserdem besteht<br />
dort die Mögli<strong>ch</strong>keit, anonym Fragen zu stellen,<br />
die vom «Mix your Life»-Team beantwortet<br />
werden.<br />
Jugendmagazin «Ohaa» zum Thema Sexualität<br />
und Bros<strong>ch</strong>üre «Mix your Life» mit Informationen zum<br />
Thema Liebe und Sex<br />
Sexualität 35
Stress<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 2008/2009 wurden 1341 Jugendli<strong>ch</strong>e der neunten Klasse zum Thema Stress befragt.<br />
Der Fragebogen wurde dabei im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung verteilt. 42 der befragten<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en haben den Fragebogen ni<strong>ch</strong>t vollständig ausgefüllt.<br />
Die Tabellen 23 bis 25 bes<strong>ch</strong>reiben die soziodemografis<strong>ch</strong>en Angaben der ausgewerteten Fragebogen<br />
der S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler im neunten S<strong>ch</strong>uljahr am Gymnasium und in der Weiterbildungss<strong>ch</strong>ule<br />
(WBS).<br />
Tabelle 23<br />
Aufteilung der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozent<br />
Weibli<strong>ch</strong> 657 50%<br />
Männli<strong>ch</strong> 642 50%<br />
Gesamt 1299 100%<br />
Über alle S<strong>ch</strong>ultypen der neunten Klasse hinweg sind glei<strong>ch</strong> viele Jungen (50%) wie Mäd<strong>ch</strong>en (50%)<br />
vertreten. Das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en dabei mehr Mäd<strong>ch</strong>en (54%) als Jungen (46%), die WBS besu<strong>ch</strong>en<br />
dagegen mehr Jungen (51%) als Mäd<strong>ch</strong>en (49%).<br />
Tabelle 24<br />
S<strong>ch</strong>ultyp na<strong>ch</strong> Nationalität und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Weibli<strong>ch</strong> Männli<strong>ch</strong> CH Ni<strong>ch</strong>t-CH Alle<br />
WBS 53% 47% 38% 62% 61%<br />
Gymnasium 48% 52% 77% 23% 39%<br />
Alle 50% 50% 58% 42% 100%<br />
Zwei Drittel der befragten S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler (61%) besu<strong>ch</strong>en die WBS, ein Drittel (39%)<br />
besu<strong>ch</strong>t das Gymnasium. Mit einem Anteil von 62% besu<strong>ch</strong>en Migrantinnen und Migranten häufiger<br />
die WBS als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (38%). Das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en dagegen deutli<strong>ch</strong> mehr<br />
S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (77%) als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (23%). Der Anteil der Migrantinnen<br />
und Migranten im neunten S<strong>ch</strong>uljahr über alle S<strong>ch</strong>ultypen hinweg liegt bei 39%, wobei der grösste<br />
Anteil der Jugendli<strong>ch</strong>en dieser Gruppe aus Ex-Jugoslawien, Albanien, Mazedonien (13%) und der<br />
Türkei (9%) stammt, wie in der folgenden Tabelle ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist. 56 Prozent der Befragten geben<br />
Deuts<strong>ch</strong> als ihre Mutterspra<strong>ch</strong>e an.<br />
Stress 37
Tabelle 25<br />
Nationalität der Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> deren Häufigkeit<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozenten<br />
CH 822 61%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 519 39%<br />
Türkei 122 9%<br />
Ex-Jugoslawien, Albanien, Mazedonien 168 13%<br />
Italien 72 5%<br />
Portugal 24 2%<br />
Deuts<strong>ch</strong>land, Österrei<strong>ch</strong> 25 2%<br />
Afrikanis<strong>ch</strong>e Staaten 12 1%<br />
Spanien 23 2%<br />
Süd- und Mittelamerika 19 1%<br />
Nordamerika, Australien 7
Resultate<br />
In der <strong>Gesundheit</strong>sbefragung sollten die Jugendli<strong>ch</strong>en ihre allgemeine körperli<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> eins<strong>ch</strong>ätzen.<br />
Zudem wurden sie zu Medikamenteneinnahme, allfälliger psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Behandlung<br />
und gesundheitli<strong>ch</strong>en Problemen in den letzten 12 Monaten befragt, zum Thema Stress, zu dessen<br />
Ursa<strong>ch</strong>en und den damit zusammenhängenden Symptomen sowie na<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>keiten, wie sie den<br />
Stress abbauen können.<br />
Befragt man die Jugendli<strong>ch</strong>en dana<strong>ch</strong>, wie sie ihre körperli<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> eins<strong>ch</strong>ätzen (1 = sehr gut,<br />
4 = s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t), liegt die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Bewertung in allen Gruppen bei 1,6. Die grosse Mehrheit<br />
der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en (88%) gibt also an, bei guter oder sehr guter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong><br />
zu sein. Unters<strong>ch</strong>iede zeigen si<strong>ch</strong> vor allem zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern: Die Mäd<strong>ch</strong>en geben weniger<br />
oft an, bei sehr guter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein (32%) als die männli<strong>ch</strong>en Befragten<br />
(42%). Au<strong>ch</strong> bei den Nationalitäten zeigen si<strong>ch</strong> Unters<strong>ch</strong>iede: Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e geben seltener<br />
an, bei «sehr guter» körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> (33%) zu sein, als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (40%).<br />
Ebenfalls geben S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler, die das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en, etwas häufiger an, bei sehr<br />
guter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein (40%), als diejenigen Jugendli<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e die WBS besu<strong>ch</strong>en<br />
(35%). Auffallend ist, dass über alle Kategorien hinweg nur 1 Prozent der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en angeben,<br />
bei s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein. Im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung 2007/2008 ist die<br />
Eins<strong>ch</strong>ätzung der körperli<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong> über alle Gruppen hinweg in etwa stabil geblieben, wobei<br />
bei der aktuellen Befragung mehr S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (40% vs. 34%) und Mäd<strong>ch</strong>en (32% vs.<br />
26%) angeben, bei sehr guter <strong>Gesundheit</strong> zu sein, als bei der letzten Befragung. Bei Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en und Jungen sind die Werte in etwa glei<strong>ch</strong> geblieben. Eins<strong>ch</strong>ätzungen zur psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Gesundheit</strong> der Jugendli<strong>ch</strong>en finden Sie in der Rubrik «Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong>» auf Seite 51.<br />
Tabelle 26<br />
Eins<strong>ch</strong>ätzung der allgemeinen<br />
körperli<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong><br />
Sehr gut Gut Mittel S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Gesamt 37% 51% 11% 1%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 32% 54% 13% 1%<br />
Männli<strong>ch</strong> 42% 48% 9% 1%<br />
CH 40% 49% 10% 1%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 33% 55% 11% 1%<br />
Gymnasium 40% 50% 9% 1%<br />
WBS 35% 52% 12% 1%<br />
Tabelle 26a<br />
Verglei<strong>ch</strong> 2007<br />
Sehr gut Gut Mittel S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Gesamt 34% 55% 10% 1%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 42% 50% 7% 1%<br />
Männli<strong>ch</strong> 26% 60% 13% 1%<br />
CH 34% 57% 9%
Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern zeigen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei der Frage dana<strong>ch</strong>, ob si<strong>ch</strong> die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
zurzeit in psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Behandlung befinden: Mehr Mäd<strong>ch</strong>en geben an, in psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er<br />
Behandlung zu sein (12%), als Jungen (9%). Au<strong>ch</strong> bzgl. der Nationalität zeigen si<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>te<br />
Unters<strong>ch</strong>iede: Die befragten S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en sind öfter in einer psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Behandlung<br />
(12%) als die Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en (8%). Im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung 2007 ist die Zahl<br />
derjenigen Jugendli<strong>ch</strong>en, die si<strong>ch</strong> in einer psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Behandlung befinden, in allen Kategorien<br />
etwas tiefer.<br />
Tabelle 27<br />
Zurzeit in psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Behandlung<br />
Ja<br />
Nein<br />
Gesamt 10% 90%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 12% 88%<br />
Männli<strong>ch</strong> 9% 91%<br />
CH 12% 88%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 8% 92%<br />
Gymnasium 11% 89%<br />
WBS 10% 90%<br />
Tabelle 27a<br />
Verglei<strong>ch</strong> 2007<br />
In Behandlung<br />
Gesamt 13%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 12%<br />
Männli<strong>ch</strong> 14%<br />
CH 15%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 9%<br />
Gymnasium 14%<br />
WBS 11%<br />
Andere* 25%<br />
* Andere: Kleinklassen und heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule<br />
Der grösste Unters<strong>ch</strong>ied im Hinblick auf die Einnahme von Medikamenten zeigt si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en den<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern: Mäd<strong>ch</strong>en (13%) nehmen öfter Medikamente zu si<strong>ch</strong> als Jungen (9%). Au<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en<br />
den Nationalitäten zeigt si<strong>ch</strong> ein lei<strong>ch</strong>ter Unters<strong>ch</strong>ied: S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (12%) konsumieren öfter<br />
Medikamente als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (9%). Die Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern<br />
und den Nationalitäten waren au<strong>ch</strong> in der Befragung 2007 vorhanden, wobei der Medikamentenkonsum<br />
über alle Kategorien hinweg im Verglei<strong>ch</strong> zur letzten Befragung abgenommen hat.<br />
Tabelle 28<br />
Regelmässige Medikamenteneinnahme<br />
Ja<br />
Nein<br />
Gesamt 11% 89%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 13% 87%<br />
Männli<strong>ch</strong> 9% 91%<br />
CH 12% 88%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 9% 91%<br />
Gymnasium 10% 90%<br />
WBS 11% 89%<br />
Tabelle 28a<br />
Verglei<strong>ch</strong> 2007<br />
Einnahme von Medikamenten<br />
Gesamt 14%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 11%<br />
Männli<strong>ch</strong> 16%<br />
CH 16%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 11%<br />
Gymnasium 13%<br />
WBS 13%<br />
Andere* 24%<br />
* Andere: Kleinklassen und heilpädagogis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule<br />
40
Im Rahmen der Befragung wurden die Jugendli<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> über die Häufigkeit des Auftretens vers<strong>ch</strong>iedener<br />
gesundheitli<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>werden in den letzten 12 Monaten vor dem Befragungszeitpunkt<br />
befragt (1 = nie, 4 = sehr oft). Wie s<strong>ch</strong>on die Resultate im Jahre 2007 gezeigt haben, leiden die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
am häufigsten unter Kopfs<strong>ch</strong>merzen (20%) oder Rücken- und Gelenkproblemen (18%).<br />
Asthma (4%) und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Probleme (5%) wurden am seltensten angegeben.<br />
Tabelle 29<br />
Körperli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>werden in den letzten 12 Monaten<br />
Nie Selten Ziemli<strong>ch</strong> oft Sehr oft<br />
Rücken-/Gelenkprobleme 38% 44% 14% 4%<br />
Gewi<strong>ch</strong>t 71% 18% 7% 4%<br />
Kopfs<strong>ch</strong>merzen 27% 53% 16% 4%<br />
Bau<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>merzen 38% 50% 10% 2%<br />
S<strong>ch</strong>lafstörungen 66% 24% 7% 3%<br />
S<strong>ch</strong>windel 60% 30% 9% 2%<br />
Heus<strong>ch</strong>nupfen 74% 18% 8% 2%<br />
Asthma 89% 7% 3% 1%<br />
Haut 69% 18% 9% 4%<br />
Psy<strong>ch</strong>e 82% 13% 4% 1%<br />
Verglei<strong>ch</strong>t man die Ergebnisse zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen Kategorien, so wird deutli<strong>ch</strong>, dass die<br />
Mäd<strong>ch</strong>en angeben, unter allen Bes<strong>ch</strong>werden – ausser Heus<strong>ch</strong>nupfen – häufiger gelitten zu haben als<br />
die Jungen.<br />
Abbildung 6<br />
Mittelwertangaben* zu den Bes<strong>ch</strong>werden in den letzten 12 Monaten<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
Mittelwert<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
Rücken/<br />
Gelenke<br />
Gewi<strong>ch</strong>t<br />
S<strong>ch</strong>windel<br />
Kopfs<strong>ch</strong>merzen<br />
Bau<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>merzen<br />
S<strong>ch</strong>lafstörungen<br />
Heus<strong>ch</strong>nupfen<br />
Asthma<br />
Haut<br />
Psy<strong>ch</strong>e<br />
Männli<strong>ch</strong><br />
Weibli<strong>ch</strong><br />
* 1 = nie 2 = selten 3 = ziemli<strong>ch</strong> oft 4 = sehr oft<br />
Stress 41
Abbildung 7<br />
Häufiges Stressempfinden na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
61<br />
60%<br />
50% 49<br />
54 54<br />
48<br />
40%<br />
41<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Weibli<strong>ch</strong><br />
Männli<strong>ch</strong><br />
CH<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH<br />
Gymnasium<br />
WBS<br />
Insgesamt gibt über die Hälfte der Jugendli<strong>ch</strong>en (51%) an, häufig Stress zu empfinden. Der grösste<br />
Unters<strong>ch</strong>ied zeigt si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern: 61% der Mäd<strong>ch</strong>en geben an, si<strong>ch</strong> häufig<br />
gestresst zu fühlen, bei den Jungen liegt der Wert bei 41%.<br />
42
Als die mit A<strong>bs</strong>tand häufigste Ursa<strong>ch</strong>e für Stress gibt über die Hälfte der Jugendli<strong>ch</strong>en (59%) die<br />
S<strong>ch</strong>ule an, gefolgt von Zeitmangel (22%) und Familiengründen (19%). Verglei<strong>ch</strong>t man die S<strong>ch</strong>ultypen<br />
untereinander, so geben Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer und S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e alle Kategorien – ausser<br />
Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e und Zeitmangel – etwa glei<strong>ch</strong> häufig an. WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und<br />
-S<strong>ch</strong>üler fühlen si<strong>ch</strong> viel häufiger dur<strong>ch</strong> die Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e gestresst (30%) als<br />
S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler, die das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en (4%). S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums<br />
(30%) geben dagegen öfter Zeitmangel als Stressursa<strong>ch</strong>e an als WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und<br />
-S<strong>ch</strong>üler (18%).<br />
Tabelle 30<br />
Stressursa<strong>ch</strong>en<br />
Mehrfa<strong>ch</strong>nennungen mögli<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>ule Berufs- Geld- Aussehen Familie Zeitmangel Kollegen Freundin/ Lärm<br />
(Prüfung, wahl/ mangel Freund<br />
Lehrer) Lehrstellensu<strong>ch</strong>e<br />
Gesamt 59% 16% 6% 12% 19% 22% 4% 3% 4%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 68% 19% 7% 20% 24% 27% 6% 4% 5%<br />
Männli<strong>ch</strong> 49% 12% 4% 4% 15% 16% 3% 2% 4%<br />
CH 33% 8% 4% 6% 11% 15% 2% 2% 2%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 77% 24% 8% 18% 27% 29% 6% 6% 6%<br />
Gym 56% 4% 6% 9% 19% 30% 4% 2% 3%<br />
WBS 60% 30% 6% 13% 20% 18% 5% 4% 5%<br />
Abbildung 8<br />
Ursa<strong>ch</strong>en für Stressempfinden na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
68<br />
60%<br />
59<br />
50%<br />
49<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
22<br />
27<br />
19<br />
16 16<br />
12<br />
19<br />
24<br />
15<br />
12<br />
20<br />
4<br />
6 7 4 4 6 3 3 4 2<br />
4<br />
5<br />
4<br />
0%<br />
S<strong>ch</strong>ule<br />
Zeitmangel<br />
Berufswahl/<br />
Lehrstellensu<strong>ch</strong>e<br />
Familie Aussehen Geldmangel<br />
Kollegin/<br />
Kollege<br />
Freundin/<br />
Freund<br />
Lärm<br />
Gesamt Weibli<strong>ch</strong> Männli<strong>ch</strong><br />
Sämtli<strong>ch</strong>e aufgelisteten Kategorien sind für die Mäd<strong>ch</strong>en häufiger die Ursa<strong>ch</strong>en von Stress als für die<br />
Jungen, am deutli<strong>ch</strong>sten zeigen si<strong>ch</strong> diese Unters<strong>ch</strong>iede bei den Kategorien S<strong>ch</strong>ule und Aussehen:<br />
Diese sind für Mäd<strong>ch</strong>en viel häufiger die Ursa<strong>ch</strong>e von Stress als für Jungen, wie Abbildung 8 zeigt.<br />
Stress 43
Au<strong>ch</strong> die Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en fühlen si<strong>ch</strong> häufiger dur<strong>ch</strong> die angegebenen Kategorien<br />
gestresst als die S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en. Ein grosser Unters<strong>ch</strong>ied zeigt si<strong>ch</strong> im Berei<strong>ch</strong> der Kategorien<br />
S<strong>ch</strong>ule und Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e: Mehr als doppelt so viele Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(77%) geben die S<strong>ch</strong>ule als Stressursa<strong>ch</strong>e an als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (33%). Au<strong>ch</strong> die Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e<br />
ist für Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (24%) deutli<strong>ch</strong> öfter ein Auslöser für<br />
Stress als für S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (8%). Au<strong>ch</strong> den Zeitmangel (29%) und die Familie (27%) geben<br />
die Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en häufiger als Stressursa<strong>ch</strong>e an als die S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
(Zeitmangel 15%, Familie 11%).<br />
Abbildung 9<br />
Ursa<strong>ch</strong>en für Stressempfinden na<strong>ch</strong> Nationalität<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
77<br />
70%<br />
60%<br />
59<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
33<br />
S<strong>ch</strong>ule<br />
22<br />
15<br />
Zeitmangel<br />
29<br />
16<br />
8<br />
24<br />
Berufswahl<br />
Lehrstellensu<strong>ch</strong>e<br />
19<br />
11<br />
27<br />
12<br />
6<br />
18<br />
6 4<br />
8<br />
Familie Aussehen Geldmangel<br />
4 2<br />
6<br />
Kollegin/<br />
Kollege<br />
3 2<br />
6<br />
Freundin/<br />
Freund<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Lärm<br />
Gesamt CH Ni<strong>ch</strong>t-CH<br />
44
Tabelle 31<br />
Symptome von Stress<br />
Mehrfa<strong>ch</strong>nennungen mögli<strong>ch</strong><br />
Müdigkeit/ Gereiztheit/ Glei<strong>ch</strong>gültig- Gewi<strong>ch</strong>ts- S<strong>ch</strong>ul- Körperli<strong>ch</strong>e Frustkäufe<br />
S<strong>ch</strong>laf- s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te keit probleme probleme Bes<strong>ch</strong>werden<br />
probleme Laune<br />
Gesamt 32% 60% 32% 6% 17% 17% 4%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 36% 65% 35% 8% 16% 10% 6%<br />
Männli<strong>ch</strong> 28% 54% 30% 4% 19% 24% 2%<br />
CH 34% 63% 34% 4% 15% 17% 4%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 30% 57% 30% 8% 19% 17% 4%<br />
Gymnasium 34% 66% 33% 4% 16% 16% 4%<br />
WBS 31% 54% 31% 8% 18% 18% 4%<br />
Stress äussert si<strong>ch</strong> bei den befragten Jugendli<strong>ch</strong>en vor allem in Gereiztheit und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter Laune<br />
(60%). Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Müdigkeit und S<strong>ch</strong>lafprobleme (32%) sowie Glei<strong>ch</strong>gültigkeit (32%) sind häufige<br />
Folgen von Stress. Zwis<strong>ch</strong>en den Nationalitäten und den S<strong>ch</strong>ultypen zeigen si<strong>ch</strong> nur im Berei<strong>ch</strong> Gereiztheit/s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te<br />
Laune Unters<strong>ch</strong>iede: So sind S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (63%) und S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums (66%) öfter gereizt oder s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t gelaunt als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(57%) und WBS-S<strong>ch</strong>üler (54%). Alle anderen Symptome geben die befragten Jugendli<strong>ch</strong>en etwa<br />
glei<strong>ch</strong> oft an. Weibli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e leiden dagegen insgesamt häufiger unter den Folgen von Stress,<br />
wohingegen si<strong>ch</strong> die körperli<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>werden öfter bei den Jungen (24%) als bei den Mäd<strong>ch</strong>en<br />
(10%) zeigen, wie aus Abbildung 10 ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wird.<br />
Abbildung 10<br />
Symptome von Stressempfinden na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
65<br />
60<br />
50%<br />
54<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
32<br />
36<br />
28<br />
32 35 30<br />
17 16<br />
19<br />
17<br />
24<br />
10%<br />
0%<br />
Gereiztheit/<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te<br />
Laune<br />
10<br />
Körperli<strong>ch</strong>e<br />
Bes<strong>ch</strong>werden<br />
6 8 4 4<br />
Müdigkeit/<br />
S<strong>ch</strong>lafprobleme<br />
Glei<strong>ch</strong>gültigkeit<br />
S<strong>ch</strong>ulprobleme<br />
Gewi<strong>ch</strong>tsprobleme<br />
6<br />
2<br />
Frustkäufe<br />
Gesamt Weibli<strong>ch</strong> Männli<strong>ch</strong><br />
Stress 45
Tabelle 32<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten von Stressabbau<br />
Mehrfa<strong>ch</strong>nennungen mögli<strong>ch</strong><br />
Familie Freunde Sport Essen Rau<strong>ch</strong>en/ Alkohol Musik Beruhi- Lesen PC<br />
und Kiffen hören gungs- oder<br />
Kollegen mittel TV<br />
Gesamt 26% 52% 40% 18% 7% 4% 68% 1% 21% 50%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 28% 57% 32% 20% 8% 3% 73% 2% 26% 44%<br />
Männli<strong>ch</strong> 24% 47% 48% 16% 6% 4% 62% 0% 15% 57%<br />
CH 27% 52% 41% 17% 8% 5% 67% 1% 23% 46%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 25% 52% 39% 19% 6% 3% 69% 1% 19% 54%<br />
Gymnasium 26% 54% 50% 20% 6% 6% 68% 2% 30% 44%<br />
WBS 26% 50% 30% 16% 8% 2% 68% 0% 12% 56%<br />
Auf die Frage, wel<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten die Jugendli<strong>ch</strong>en zur Verfügung haben, um Stress abzubauen,<br />
wurde von allen Jugendli<strong>ch</strong>en das Hören von Musik (68%), das Treffen von Freunden und Kollegen<br />
(52%) am häufigsten genannt, gefolgt von PC/TV (50%) und Sport (40%). Die Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en<br />
den Nationalitäten sind über alle Mögli<strong>ch</strong>keiten hinweg sehr klein. Einzig beim Konsum von<br />
TV oder bei der Bes<strong>ch</strong>äftigung mit dem PC zeigen si<strong>ch</strong> kleine Unters<strong>ch</strong>iede: Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(54%) nutzen diese Mögli<strong>ch</strong>keit etwas häufiger als Stressabbauvariante als die S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
(46%).<br />
Betra<strong>ch</strong>tet man die vers<strong>ch</strong>iedenen Stressabbaumögli<strong>ch</strong>keiten na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, fällt auf, dass die<br />
meisten der genannten Varianten häufiger von den Mäd<strong>ch</strong>en als von den Jungen genutzt werden,<br />
wobei der Konsum von TV oder die Bes<strong>ch</strong>äftigung mit dem PC sowie Sport häufiger von den Jungen<br />
zum Stressabbau genutzt wird.<br />
Abbildung 11<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten von Stressabbau na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
73<br />
70%<br />
68<br />
60%<br />
62<br />
57<br />
57<br />
50%<br />
40%<br />
52<br />
47<br />
50<br />
44<br />
40<br />
48<br />
30%<br />
20%<br />
32<br />
26 28 24<br />
26<br />
21<br />
15<br />
18 20 16<br />
10%<br />
0%<br />
Musik<br />
hören<br />
Freunde/<br />
Kollegen<br />
PC oder<br />
TV<br />
Sport Familie Lesen Essen Rau<strong>ch</strong>en/<br />
Kiffen<br />
7 8 6<br />
4 3 4<br />
Alkohol<br />
1<br />
2<br />
0<br />
Beruhigungsmittel<br />
Gesamt Weibli<strong>ch</strong> Männli<strong>ch</strong><br />
46
Betra<strong>ch</strong>tet man die Stressabbauvarianten na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ultyp, zeigen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> grössere Unters<strong>ch</strong>iede: So<br />
geben 56% der WBS-S<strong>ch</strong>üler und -S<strong>ch</strong>ülerinnen an, dur<strong>ch</strong> den Konsum von TV und die Bes<strong>ch</strong>äftigung<br />
mit dem PC Stress reduzieren zu können, wohingegen nur 44% der Gymnasiasten diese Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
nutzen. Dafür empfinden 30% der Gymnasiasten Lesen als stressreduzierend, wobei dies<br />
nur 12% der WBS-S<strong>ch</strong>üler und -S<strong>ch</strong>ülerinnen angeben.<br />
Abbildung 12<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten von Stressabbau na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ultyp<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
68 68 68<br />
60%<br />
56<br />
50%<br />
40%<br />
52 54 50 50<br />
44<br />
40<br />
50<br />
30%<br />
20%<br />
30<br />
26 26 26<br />
21<br />
30<br />
18 20 16<br />
10%<br />
0%<br />
Musik<br />
hören<br />
Freunde/<br />
Kollegen<br />
PC oder<br />
TV<br />
Sport Familie Lesen Essen Rau<strong>ch</strong>en/<br />
Kiffen<br />
12<br />
7 6<br />
8<br />
4 6 2 1<br />
Alkohol<br />
2<br />
0<br />
Beruhigungsmittel<br />
Gesamt Gymnasium WBS<br />
Stress 47
Diskussion<br />
Die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en fühlen si<strong>ch</strong> gesund:<br />
88% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, bei<br />
guter oder sehr guter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong><br />
zu sein, wobei Mäd<strong>ch</strong>en und Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e etwas weniger oft angeben, bei<br />
«sehr guter» körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein.<br />
Erfreuli<strong>ch</strong> ist, dass nur 1% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
angibt, bei s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong><br />
zu sein. Im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung 2007/2008<br />
ist die Eins<strong>ch</strong>ätzung der körperli<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong><br />
über alle Gruppen hinweg in etwa stabil<br />
geblieben, wobei bei der aktuellen Befragung<br />
mehr S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (40% vs. 34%)<br />
und Mäd<strong>ch</strong>en (32% vs. 26%) angeben, bei sehr<br />
guter <strong>Gesundheit</strong> zu sein, als bei der letzten<br />
Befragung. Die am häufigsten auftretenden Bes<strong>ch</strong>werden<br />
sind – wie au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on in den letzten<br />
Jahren – Kopfs<strong>ch</strong>merzen und Rücken-/Gelenkprobleme:<br />
Rund ein Fünftel der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
gibt an, daran zu leiden. Ein weiteres positiv zu<br />
wertendes Ergebnis der Untersu<strong>ch</strong>ung: Obwohl<br />
in der Öffentli<strong>ch</strong>keit in der letzten Zeit vermehrt<br />
über die Einnahme von Medikamenten unter<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en, so zum Beispiel Ritalin, gespro<strong>ch</strong>en<br />
wurde, zeigen die aktuellen Auswertungen<br />
keine Zunahme des Medikamentenkonsums im<br />
Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung von 2007, die Werte<br />
haben sogar lei<strong>ch</strong>t abgenommen: von 14% auf<br />
11%. Dabei nehmen Mäd<strong>ch</strong>en lei<strong>ch</strong>t öfter Medikamente<br />
zu si<strong>ch</strong> als Jungen. Au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
konsumieren öfter Medikamente als<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e. Diese Unters<strong>ch</strong>iede<br />
waren au<strong>ch</strong> in der Befragung 2007 vorhanden.<br />
Stress, vor allem am Arbeitsplatz, ist eine zunehmende<br />
Belastung in der heutigen Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />
So ergab eine Studie des Staatssekretariats für<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft SECO (9) aus dem Jahr 2010, dass<br />
si<strong>ch</strong> 34 Prozent der S<strong>ch</strong>weizer Erwer<strong>bs</strong>bevölkerung<br />
<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> gestresst fühlen, 7% mehr als<br />
no<strong>ch</strong> vor 10 Jahren. Von Burnout ist ein Viertel<br />
der Erwer<strong>bs</strong>bevölkerung betroffen. Den volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>aden, den der Stress am<br />
Arbeitsplatz verursa<strong>ch</strong>t, s<strong>ch</strong>ätzt das SECO dabei<br />
auf etwa 10 Milliarden Franken pro Jahr. Au<strong>ch</strong><br />
Jugendli<strong>ch</strong>e sind von Stress betroffen: So zeigt<br />
die Befragung, dass si<strong>ch</strong> rund die Hälfte (51%)<br />
der S<strong>ch</strong>üler gestresst fühlt, bei Mäd<strong>ch</strong>en sind<br />
es sogar 61%, bei den Jungen liegt der Wert bei<br />
41%. Der Grund für diesen Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en<br />
den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern liegt mögli<strong>ch</strong>erweise<br />
darin, dass Mäd<strong>ch</strong>en eher dazu bereit sind, ihre<br />
Probleme zu artikulieren, und si<strong>ch</strong> bewusst mit<br />
diesen auseinandersetzen. Der grösste Stressfaktor<br />
für die Jugendli<strong>ch</strong>en ist die S<strong>ch</strong>ule: 59%<br />
geben diese als Stressfaktor Nummer 1 an, gefolgt<br />
von Zeitmangel (22%), Familiengründen<br />
(19%) und Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e (16%).<br />
Ausländis<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e (24%) fühlen si<strong>ch</strong> dabei<br />
deutli<strong>ch</strong> öfter dur<strong>ch</strong> die Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e<br />
gestresst als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(8%). Dies könnte daran liegen, dass es Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e laut vers<strong>ch</strong>iedensten Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
im Allgemeinen s<strong>ch</strong>werer haben,<br />
eine Lehrstelle oder einen Beruf zu finden, und<br />
sie deshalb besonders unter Druck stehen. So<br />
hat zum Beispiel die Studie «Chancenunglei<strong>ch</strong>heit<br />
bei der Lehrstellensu<strong>ch</strong>e: Der Einfluss von<br />
S<strong>ch</strong>ule, Herkunft und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t», die im Rahmen<br />
des Nationalen Fors<strong>ch</strong>ungsprogramms 43<br />
«Bildung und Bes<strong>ch</strong>äftigung» (10) dur<strong>ch</strong>geführt<br />
wurde, gezeigt, dass ausländis<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
bei der Lehrstellensu<strong>ch</strong>e stärker unter Druck<br />
stehen, dies unabhängig von ihren s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en<br />
oder anderweitigen Kompetenzen.<br />
Stress äussert si<strong>ch</strong> bei den befragten Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
vor allem in Gereiztheit und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />
Laune (60%). Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Müdigkeit und S<strong>ch</strong>lafprobleme<br />
(32%) sowie Glei<strong>ch</strong>gültigkeit (32%)<br />
sind häufige Folgen von Stress. Weibli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
leiden insgesamt häufiger unter den<br />
Folgen von Stress, wohingegen si<strong>ch</strong> die körperli<strong>ch</strong>en<br />
Bes<strong>ch</strong>werden öfter bei den Jungen (24%)<br />
als bei den Mäd<strong>ch</strong>en (10%) zeigen. Dass si<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
zunehmend gestresst fühlen, ist ni<strong>ch</strong>t<br />
erstaunli<strong>ch</strong>, denn sie befinden si<strong>ch</strong> in einer sensiblen<br />
Lebensphase, der Übergang vom Kind<br />
zum Erwa<strong>ch</strong>senen ist oftmals mit vielen Komplikationen<br />
und S<strong>ch</strong>wierigkeiten verbunden. Sie<br />
sind glei<strong>ch</strong>zeitig mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten und<br />
anspru<strong>ch</strong>svollen Entwicklungsanforderungen<br />
konfrontiert, die hohe Anforderungen an die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
stellen: Auseinandersetzungen mit<br />
körperli<strong>ch</strong>en Veränderungen, das Herausfinden<br />
der eigenen Identität, Ablösung vom Elternhaus<br />
sowie die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem eigenen Platz im sozialen<br />
Netz. No<strong>ch</strong> dazu üben au<strong>ch</strong> die äusseren<br />
Lebensbedingungen – S<strong>ch</strong>ule/Beruf, Familie<br />
und Freunde – Druck auf die Jugendli<strong>ch</strong>en aus.<br />
Gerade in unserer stark leistungsorientierten<br />
Zeit wird es für Jugendli<strong>ch</strong>e immer s<strong>ch</strong>wieriger,<br />
den gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en und<br />
berufli<strong>ch</strong>en Anforderungen zu entspre<strong>ch</strong>en.<br />
48
Um den genannten Herausforderungen gere<strong>ch</strong>t<br />
zu werden, müssen Jugendli<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>on in dieser<br />
Lebensphase ihr Leistungsvermögen und<br />
ihre Leistungsbereits<strong>ch</strong>aft unter Beweis stellen.<br />
Dabei reagiert jeder Mens<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
auf Stress. Einige sehen diesen als positive Herausforderung,<br />
andere wiederum können unter<br />
denselben Bedingungen ernsthaft erkranken.<br />
Beeinflussen können dieses positive oder negative<br />
Empfinden die Ressourcen, wel<strong>ch</strong>e einem<br />
Mens<strong>ch</strong>en zur Bewältigung einer Stresssituation<br />
zur Verfügung stehen, beispielsweise die<br />
persönli<strong>ch</strong>en Fertigkeiten, Freunde, das Umfeld,<br />
psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e Betreuung, aber vor allem au<strong>ch</strong><br />
die Mögli<strong>ch</strong>keiten, den Stress abzubauen. Beim<br />
Stressabbau geben die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
das Hören von Musik (68%), das Treffen von<br />
Freunden und Kollegen (52%), gefolgt von PC/<br />
TV (50%) und Sport (40%) an. Je weniger Ressourcen<br />
die Jugendli<strong>ch</strong>en zur Bewältigung des<br />
Stresses zur Verfügung haben, umso weniger<br />
lei<strong>ch</strong>t wird die Verarbeitung sol<strong>ch</strong>er Stresssituationen<br />
sein. Für die Präventionsarbeit ist es<br />
daher wi<strong>ch</strong>tig, mit den Jugendli<strong>ch</strong>en frühzeitig<br />
über den Umgang mit Stress zu spre<strong>ch</strong>en und<br />
ihnen Stressbewältigungsstrategien mit auf den<br />
Weg zu geben. Denn wer früh lernt, mit Stresssituationen<br />
konstruktiv umzugehen, und wer<br />
Unterstützung dur<strong>ch</strong> die Familie, Freunde und<br />
S<strong>ch</strong>ule erfährt, leidet gesundheitli<strong>ch</strong> weniger<br />
unter Stress.<br />
Stress 49
Praxisbeispiele<br />
«Relax» und «S<strong>ch</strong>laf gut?»<br />
Stress ist eines der am häufigsten genannten <strong>Gesundheit</strong>sprobleme<br />
bei Jugendli<strong>ch</strong>en. Insgesamt<br />
gibt über die Hälfte der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
an, häufig Stress zu empfinden, und zehn Prozent<br />
in dieser Altersgruppe befinden si<strong>ch</strong> gar in<br />
psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Behandlung. Daher legt au<strong>ch</strong><br />
die Abteilung Prävention einen Fokus auf diese<br />
Thematik: Zwei der von der Abteilung Prävention<br />
entwickelten Informationsflyer, «Relax» und<br />
«S<strong>ch</strong>laf gut?», geben den Jugendli<strong>ch</strong>en in attraktiver<br />
Form nützli<strong>ch</strong>e Tipps und interessante Infos<br />
zum Umgang mit Stress und daraus resultierenden<br />
S<strong>ch</strong>lafproblemen. Jugendli<strong>ch</strong>e und junge<br />
Erwa<strong>ch</strong>sene finden darin au<strong>ch</strong> Adressen und<br />
weiterführende Links, wo sie si<strong>ch</strong> beraten lassen<br />
können, und die jugendgere<strong>ch</strong>te grafis<strong>ch</strong>e Gestaltung<br />
soll Jugendli<strong>ch</strong>e animieren, si<strong>ch</strong> mit den<br />
Themen zu befassen. Die Flyer werden in den<br />
Beratungsgesprä<strong>ch</strong>en der S<strong>ch</strong>ulärztinnen und<br />
S<strong>ch</strong>ulärzte des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes<br />
abgegeben oder können dort gratis bezogen<br />
werden. Au<strong>ch</strong> werden die Jugendli<strong>ch</strong>en in<br />
den s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Vorsorgeuntersu<strong>ch</strong>ungen<br />
gezielt auf die beiden Themen angespro<strong>ch</strong>en.<br />
Die Kernbots<strong>ch</strong>aften des «Relax»-Flyers lauten:<br />
Teile deine Zeit gut ein<br />
· Erledige eins na<strong>ch</strong> dem anderen. Du verlierst<br />
Zeit, wenn du an allem glei<strong>ch</strong>zeitig arbeitest.<br />
· Erstelle eine Liste und beginne immer beim<br />
Wi<strong>ch</strong>tigsten.<br />
· Lasse di<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ablenken: Handy aus, Tür zu,<br />
Musik aus.<br />
S<strong>ch</strong>au zu dir<br />
· Relaxe dur<strong>ch</strong>: Musik hören, Sport treiben, mit<br />
der besten Freundin/dem besten Freund telefonieren<br />
oder einfa<strong>ch</strong> mal eine halbe Stunde<br />
s<strong>ch</strong>lafen, dösen, faulenzen ...<br />
· A<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> auf deine Ernährung: Frü<strong>ch</strong>te und<br />
Gemüse sind ni<strong>ch</strong>t nur gesund, sie helfen dir<br />
au<strong>ch</strong>, neue Energie zu tanken.<br />
· Gönne dir tägli<strong>ch</strong> etwas Gutes.<br />
Lasse dir helfen<br />
Man<strong>ch</strong>mal kann man ein Problem wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
sel<strong>bs</strong>t lösen. Wenn dir Gewalt angetan wird,<br />
du aus dem S<strong>ch</strong>uldenberg ni<strong>ch</strong>t mehr herauskommst<br />
oder andere Probleme di<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer<br />
belasten, solltest du jemanden um Hilfe bitten.<br />
Spri<strong>ch</strong> mit Freunden, Eltern, Lehrern oder Fa<strong>ch</strong>leuten.<br />
Werde aktiv<br />
Du kannst ni<strong>ch</strong>ts gegen deine Probleme tun?<br />
Versu<strong>ch</strong>e, in Ruhe über alles na<strong>ch</strong>zudenken. Oft<br />
gibt es sogar mehrere Lösungen! Aufs<strong>ch</strong>reiben,<br />
verglei<strong>ch</strong>en, auswählen, testen.<br />
Der Flyer «S<strong>ch</strong>laf gut?» setzt si<strong>ch</strong> mit dem eigenen<br />
Umgang mit S<strong>ch</strong>laf auseinander und hat<br />
zum Ziel:<br />
· Thema S<strong>ch</strong>laf thematisieren und für einen gesunden<br />
Umgang damit sensibilisieren<br />
· Hilfestellung bei der Sel<strong>bs</strong>teins<strong>ch</strong>ätzung des<br />
eigenen S<strong>ch</strong>lafverhaltens<br />
· Tipps und Adressen vermitteln, was man bei<br />
Problemen mit S<strong>ch</strong>laf tun kann<br />
Flyer «Relax» mit Tipps und Informationen zum<br />
Umgang mit Stress und Flyer «S<strong>ch</strong>laf gut?» mit Tipps<br />
zum Umgang bei S<strong>ch</strong>lafproblemen<br />
50
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong><br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 2010/2011 wurden 1298 Jugendli<strong>ch</strong>e der neunten Klasse im Rahmen einer Zusatzbefragung<br />
zur s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung zu den Themen psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> und Sport befragt.<br />
982 der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en haben den Fragebogen ausgefüllt, einige wenige unvollständig.<br />
Die Tabellen 33 bis 35 bes<strong>ch</strong>reiben die soziodemografis<strong>ch</strong>en Angaben der ausgewerteten Fragebogen<br />
der S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler im neunten S<strong>ch</strong>uljahr am Gymnasium und in der Weiterbildungss<strong>ch</strong>ule<br />
(WBS).<br />
Tabelle 33<br />
Aufteilung der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozenten<br />
Weibli<strong>ch</strong> 493 51%<br />
Männli<strong>ch</strong> 480 49%<br />
Alle 973* 100%<br />
* Fehlend: 9 Jugendli<strong>ch</strong>e haben diese Frage ni<strong>ch</strong>t beantwortet<br />
In den neunten Klassen sind über alle S<strong>ch</strong>ultypen hinweg etwa glei<strong>ch</strong> viele Mäd<strong>ch</strong>en (51%) wie<br />
Jungen vertreten (49%). Das Gymnasium besu<strong>ch</strong>en dabei lei<strong>ch</strong>t mehr Mäd<strong>ch</strong>en (54%) als Jungen<br />
(46%), die WBS besu<strong>ch</strong>en dagegen mehr Jungen (52%) als Mäd<strong>ch</strong>en (48%).<br />
Tabelle 34<br />
S<strong>ch</strong>ultyp na<strong>ch</strong> Nationalität und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Weibli<strong>ch</strong> Männli<strong>ch</strong> CH Ni<strong>ch</strong>t-CH Alle<br />
WBS 48% 52% 53% 47% 61%<br />
Gymnasium 54% 46% 80% 20% 39%<br />
Alle 51% 49% 64% 36% 100%<br />
Insgesamt besu<strong>ch</strong>t mehr als die Hälfte der Jugendli<strong>ch</strong>en (61%) die WBS, 39% besu<strong>ch</strong>en das Gymnasium.<br />
Die WBS besu<strong>ch</strong>en lei<strong>ch</strong>t mehr S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (53%) als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(47%), wohingegen am Gymnasium deutli<strong>ch</strong> mehr S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (80%) als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e (20%) vertreten sind. Der Anteil der Migrantinnen und Migranten im neunten S<strong>ch</strong>uljahr<br />
über alle S<strong>ch</strong>ultypen hinweg liegt bei 36%. Der grösste Anteil der Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
stammt dabei aus Ex-Jugoslawien, Albanien, Mazedonien und der Türkei, wie Tabelle 35 zeigt.<br />
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> 51
Tabelle 35<br />
Nationalität der Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> deren Häufigkeit<br />
Anzahl Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
In Prozenten<br />
CH 627 64%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 355 36%<br />
Ex-Jugoslawien, Albanien, Mazedonien 96 10%<br />
Türkei 77 8%<br />
Italien 48 5%<br />
Portugal 20 2%<br />
Süd- und Mittelamerika 19 2%<br />
Deuts<strong>ch</strong>land 16 2%<br />
Spanien 13 1%<br />
Asien 12 1%<br />
Nordamerika, Australien 8 1%<br />
Andere 46 4%<br />
52
Resultate<br />
Die Jugendli<strong>ch</strong>en wurden im Rahmen der Untersu<strong>ch</strong>ung na<strong>ch</strong> ihrem psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Wohlbefinden, der<br />
Einnahme von Medikamenten sowie strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>osozialen Konflikten, die ihnen in<br />
den letzten 12 Monaten vor der Befragung wiederfahren sind, befragt. Tabelle 36 zeigt die Ergebnisse<br />
im Hinblick auf die allgemeine psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong>.<br />
Tabelle 36<br />
Eins<strong>ch</strong>ätzung der allgemeinen psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong><br />
Sehr gut Gut Mittel S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
Gesamt 43% 45% 10% 2%<br />
Männli<strong>ch</strong> 48% 44% 7% 1%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 39% 45% 14% 2%<br />
CH 46% 43% 10% 1%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 40% 47% 11% 2%<br />
WBS 42% 45% 12% 1%<br />
Gymnasium 47% 45% 6% 2%<br />
Bei den Angaben zur psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong> geben die meisten Jugendli<strong>ch</strong>en (88%) «Sehr gut»<br />
oder «Gut» an. Unters<strong>ch</strong>iede zeigen si<strong>ch</strong> vor allem zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern: Die Mäd<strong>ch</strong>en geben<br />
an, psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> weniger gesund zu sein (Kategorien «Mittel» und «S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t»: 16%) als die Jungen<br />
(8%). Au<strong>ch</strong> die WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler fühlen si<strong>ch</strong> psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> etwas weniger gesund (13%)<br />
als die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten (8%). Zwis<strong>ch</strong>en den Nationalitäten besteht kein wesentli<strong>ch</strong>er<br />
Unters<strong>ch</strong>ied.<br />
Im Verglei<strong>ch</strong> zu der Befragung 2007/2008 geben in der aktuellen Befragung insgesamt 3% weniger<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e an, bei «sehr guter» psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein (43%), dafür geben 4% mehr<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e an, bei «guter» (45%) psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein. Bei der Angabe «Mittel» und<br />
«S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t» sind die Werte glei<strong>ch</strong> geblieben. Die oben genannten Unters<strong>ch</strong>iede hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
und S<strong>ch</strong>ultyp sind au<strong>ch</strong> bei den Auswertungen aus dem Jahr 2007 feststellbar.<br />
Tabelle 37<br />
Einnahme von Medikamenten<br />
S<strong>ch</strong>lafmittel Beruhigungs- Appetit- Stimmungs- Andere<br />
mittel zügler aufheller Medikamente<br />
Gesamt 4% 4% 1% 2% 34%<br />
Männli<strong>ch</strong> 3% 4% 1% 1% 26%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 6% 4% 2% 2% 41%<br />
CH 5% 4% 1% 2% 35%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 3% 3% 2% 2% 32%<br />
WBS 4% 3% 1% 2% 33%<br />
Gymnasium 4% 4% 2% 2% 35%<br />
Der grösste Unters<strong>ch</strong>ied im Hinblick auf die Einnahme von Medikamenten zeigt si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en den<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern: Mäd<strong>ch</strong>en nehmen insgesamt tendenziell mehr Medikamente zu si<strong>ch</strong> als Jungen. In Bezug<br />
auf Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> die Einnahme von Medikamenten ni<strong>ch</strong>t signifikant.<br />
Die Auswertungen haben ergeben, dass es si<strong>ch</strong> oft um dieselben Jugendli<strong>ch</strong>en handelt, die vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Medikamente zu si<strong>ch</strong> nehmen. 91% der Jugendli<strong>ch</strong>en nehmen gar keine Medikamente ein.<br />
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> 53
Die Jugendli<strong>ch</strong>en wurden im Rahmen der Untersu<strong>ch</strong>ung au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>osozialen<br />
Konflikten gefragt. Abbildung 13 zeigt dabei, wie oft die befragten S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler<br />
in den letzten 12 Monaten vor der Befragung Opfer von strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>osozialen Konflikten<br />
geworden sind. Es fällt auf, dass strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Situationen (Die<strong>bs</strong>tahl, Erpressung, körperli<strong>ch</strong>e<br />
Gewalt) seltener vorkommen als psy<strong>ch</strong>osoziale Konfliktsituationen (Beleidigung, Mobbing).<br />
Am häufigsten wurden die befragten Jugendli<strong>ch</strong>en Opfer von Beleidigungen (36%).<br />
Abbildung 13<br />
Häufigkeit von strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>osozialen Konflikten<br />
40%<br />
35%<br />
36<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
8<br />
7<br />
9<br />
5%<br />
4<br />
0%<br />
Opfer eines<br />
Die<strong>bs</strong>tahls<br />
Opfer einer<br />
Erpressung<br />
Opfer<br />
körperli<strong>ch</strong>er<br />
Gewalt<br />
Opfer von<br />
Beleidigungen<br />
Mobbing<br />
54
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> 55
Diskussion<br />
Der Grossteil der Basler Jugendli<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>ätzt<br />
seine psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> – wie au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on<br />
in der Befragung 2007 – als gut bis sehr gut<br />
ein (88%). Unters<strong>ch</strong>iede zeigen si<strong>ch</strong> aber vor<br />
allem hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts: So geben die<br />
Mäd<strong>ch</strong>en an, psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> weniger gesund zu sein<br />
(«mittel» und «s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t»: 16%) als die Jungen<br />
(8%). Das bedeutet aber ni<strong>ch</strong>t, dass Jungen potentiell<br />
weniger von psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Problemen<br />
betroffen sein können. Die Resultate könnten<br />
vielmehr darauf hindeuten, dass Mäd<strong>ch</strong>en ihre<br />
Probleme einfa<strong>ch</strong>er verbalisieren und si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
besser mit ihnen auseinandersetzen können.<br />
Jungen geben dafür häufiger an, unter körperli<strong>ch</strong>en<br />
Bes<strong>ch</strong>werden zu leiden, was sowohl Ausdruck<br />
einer somatis<strong>ch</strong>en wie au<strong>ch</strong> psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Belastung sein kann.<br />
Der Förderung der psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong> der<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en kommt ein hoher Stellenwert zu.<br />
Zwis<strong>ch</strong>enzeitli<strong>ch</strong>e Tiefs gehören zwar zur Entwicklung<br />
von Jugendli<strong>ch</strong>en dazu, sol<strong>ch</strong>e Krisen<br />
können aber au<strong>ch</strong> der Beginn einer psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Erkrankung sein, wie zum Beispiel einer Depression<br />
mit zum Teil erhebli<strong>ch</strong>er Suizidgefährdung.<br />
So ist Suizid gerade bei Jugendli<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong><br />
Verkehrsunfällen die häufigste Todesursa<strong>ch</strong>e,<br />
insbesondere bei männli<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en (11).<br />
Dispositionen, wie beispielsweise psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />
Erkrankungen bei Elternteilen, erhöhen das Risiko,<br />
dass Jugendli<strong>ch</strong>e erkranken. Viele Warnsignale<br />
von depressiven Verstimmungen sind<br />
Merkmale normaler pubertärer Entwicklungen,<br />
wie zum Beispiel Gereiztheit, Vers<strong>ch</strong>lossenheit<br />
oder Unzufriedenheit mit si<strong>ch</strong> sel<strong>bs</strong>t und der<br />
Welt. Es ist daher wi<strong>ch</strong>tig, dass Lehrpersonen<br />
und Eltern auf mögli<strong>ch</strong>e Symptome und Erkrankungsbilder<br />
sensibilisiert sind und si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tzeitig<br />
an Fa<strong>ch</strong>personen wenden. Die Unters<strong>ch</strong>iede<br />
zwis<strong>ch</strong>en Mäd<strong>ch</strong>en und Jungen erfordern Präventionsmassnahmen,<br />
die den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Bedürfnissen der Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter gere<strong>ch</strong>t<br />
werden. Um psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>werden vorzubeugen,<br />
muss die <strong>Gesundheit</strong>sförderung mögli<strong>ch</strong>st<br />
früh ansetzen und den Fokus beispielsweise<br />
auf die Stärkung der Lebenskompetenzen<br />
und die Verbesserung der Stressbewältigung<br />
setzen. Der S<strong>ch</strong>ule kommt bei der Prävention<br />
eine S<strong>ch</strong>lüsselstellung zu, denn sie errei<strong>ch</strong>t alle<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en in einer wi<strong>ch</strong>tigen Entwicklungsphase<br />
und bietet ihnen einen zentralen Lebensraum<br />
in einer wi<strong>ch</strong>tigen Entwicklungszeit.<br />
Eine Depression ist längst ni<strong>ch</strong>t mehr ein Thema,<br />
das nur Erwa<strong>ch</strong>sene betrifft. Die Krankheit<br />
wird bei Jugendli<strong>ch</strong>en allerdings no<strong>ch</strong> immer zu<br />
selten erkannt, da si<strong>ch</strong> die Krankheit individuell<br />
sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> manifestiert. Ers<strong>ch</strong>werend<br />
ist für die Diagnosestellung die häufige Komorbidität<br />
mit Angststörungen, Störungen des Sozialverhaltens,<br />
Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen,<br />
Lernstörungen sowie Essstörungen<br />
und Su<strong>bs</strong>tanzmissbrau<strong>ch</strong>. Oft verdecken au<strong>ch</strong><br />
auffälligere Probleme wie S<strong>ch</strong>ulversagen, S<strong>ch</strong>ulverweigerung,<br />
soziale Isolation oder aggressives<br />
und delinquentes Verhalten eine dahinter<br />
liegende Depression (12). Auslöser für eine Depression<br />
oder andere psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Erkrankungen<br />
im Jugendalter können belastende Lebensumstände<br />
wie Trennung der Eltern, längere Trennung<br />
von der Mutter, Umzug oder Verlust wi<strong>ch</strong>tiger<br />
Bezugspersonen, <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>er<br />
Leistungsstress, Überforderung und Ausgrenzung<br />
aus der Gruppe der Glei<strong>ch</strong>altrigen sein.<br />
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Störungen können aber au<strong>ch</strong> ohne<br />
offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Auslöser auftreten. Genetis<strong>ch</strong>e<br />
56
Praxisbeispiele<br />
«Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>»<br />
10% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, si<strong>ch</strong><br />
in psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Behandlung zu befinden,<br />
und 12% der Jugendli<strong>ch</strong>en bezei<strong>ch</strong>nen ihre<br />
psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> als mittel bis s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t.<br />
Im Hinblick darauf, dass jede/-r zweite/-r einmal<br />
im Leben von einer psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Krankheit<br />
betroffen ist, besteht ein grosser Bedarf an<br />
Aufklärung und Wissensvermittlung. Aus diesem<br />
Grund startete Ende 2010 das Aktionsprogramm<br />
«Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>».<br />
Dank einer engen Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en<br />
Verwaltung, Fa<strong>ch</strong>personen und Multiplikatorinnen<br />
und Multiplikatoren sollen Betroffene<br />
besser errei<strong>ch</strong>t und das psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Wohlbefinden<br />
in der Bevölkerung na<strong>ch</strong>haltig verbessert<br />
werden. Glei<strong>ch</strong>zeitig startete eine grosse Informationskampagne<br />
zum Thema Depression mit<br />
dem Ziel, die Bevölkerung für die Krankheit zu<br />
sensibilisieren und das Thema zu enttabuisieren.<br />
Die Kernbots<strong>ch</strong>aften der Kampagne waren:<br />
· Depression kann jede und jeden treffen<br />
· Depression hat viele Gesi<strong>ch</strong>ter<br />
· Depression ist behandelbar<br />
Öffentli<strong>ch</strong>keitsveranstaltungen und<br />
neues Jugendmagazin<br />
Zum Thema psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> wurden<br />
au<strong>ch</strong> diverse Öffentli<strong>ch</strong>keitsveranstaltungen<br />
angeboten. Da diese zum Teil in Form von Konzerten,<br />
Theatern und Ausstellungen sehr jugendgere<strong>ch</strong>t<br />
gestaltet wurden, konnte damit<br />
vor allem au<strong>ch</strong> ein junges Publikum errei<strong>ch</strong>t<br />
werden. Bisher ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> die Bots<strong>ch</strong>aft aber<br />
an die ganze Bevölkerung, ohne die spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Zielgruppen zu unters<strong>ch</strong>eiden. Do<strong>ch</strong> vor allem<br />
im Rahmen der Weiterbildungsveranstaltungen<br />
wird das Thema Jugend und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong><br />
stark tangiert. So gibt es beispielsweise<br />
Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen<br />
zum Thema «Kinder psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> kranker Eltern»<br />
in Zusammenarbeit mit der Stiftung Pro Mente<br />
Sana. <strong>2012</strong> ist zudem ein Angebot für S<strong>ch</strong>ulen<br />
geplant, wo Betroffene mit einer psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Erkrankung mit Angehörigen Klassenbesu<strong>ch</strong>e<br />
unternehmen, um für das Thema zu sensibilisieren<br />
und aufzuklären.<br />
Zudem ist ein Jugendgesundheitsmagazin zum<br />
Thema psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> in Planung.<br />
Kampagnenbild «Hilfe! aus der Depression.»<br />
Psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong><br />
57
Sport<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben<br />
Im S<strong>ch</strong>uljahr 2010/2011 wurden 1298 Jugendli<strong>ch</strong>e der neunten Klasse im Rahmen einer Zusatzbefragung<br />
zur s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung zu den Themen Psy<strong>ch</strong>e und Sport befragt. Die soziodemografis<strong>ch</strong>en<br />
Angaben sind dabei identis<strong>ch</strong> mit den Angaben des vorhergehenden Kapitels zur psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Gesundheit</strong>, da die Daten zu Sport und Psy<strong>ch</strong>e in einem gemeinsamen Fragebogen erhoben<br />
wurden.<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten demografis<strong>ch</strong>en Angaben werden in Tabelle 38 kurz zusammengefasst präsentiert,<br />
detaillierte Informationen finden si<strong>ch</strong> in den Tabellen 33 bis 35 des vorhergehenden Kapitels.<br />
Tabelle 38<br />
Verteilung von Nationalität und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ule<br />
Weibli<strong>ch</strong> Männli<strong>ch</strong> CH Ni<strong>ch</strong>t-CH Alle<br />
WBS 48% 52% 53% 47% 61%<br />
Gymnasium 54% 46% 80% 20% 39%<br />
Alle 51% 49% 64% 36% 100%<br />
Von den 982 Jugendli<strong>ch</strong>en, die den Fragebogen ausgefüllt haben, sind 51% weibli<strong>ch</strong> und 49% männli<strong>ch</strong>,<br />
61% der Jugendli<strong>ch</strong>en besu<strong>ch</strong>en die WBS und 39% das Gymnasium. 64% der Jugendli<strong>ch</strong>en sind<br />
S<strong>ch</strong>weizer und 36% sind Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer.<br />
Sport 59
Resultate<br />
Die Jugendli<strong>ch</strong>en wurden im Rahmen der Untersu<strong>ch</strong>ung na<strong>ch</strong> ihren sportli<strong>ch</strong>en Aktivitäten in der<br />
Freizeit befragt. 90% der Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, sportli<strong>ch</strong> aktiv zu sein. 49% sind Mitglied in einem<br />
oder mehreren Sportvereinen. 10% der Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, gar ni<strong>ch</strong>t aktiv zu sein, weder in<br />
einem Sportverein no<strong>ch</strong> in ihrer Freizeit.<br />
Abbildung 14<br />
Mitglied in einem oder mehreren Sportvereinen<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
59<br />
50%<br />
40%<br />
49<br />
53<br />
41<br />
46<br />
52<br />
30%<br />
39<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Gesamt Männli<strong>ch</strong> Weibli<strong>ch</strong> CH Ni<strong>ch</strong>t-CH WBS Gymnasium<br />
Im Verglei<strong>ch</strong> zu den Mäd<strong>ch</strong>en sind die Jungen 20% häufiger Mitglied in einem oder mehreren Sportvereinen.<br />
Ein weiterer Unters<strong>ch</strong>ied zeigt si<strong>ch</strong> in Bezug auf die Nationalität: Während männli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>weizer nur geringfügig öfter (6%) in einem Sportverein sind als männli<strong>ch</strong>e Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer, zeigt<br />
si<strong>ch</strong> bei den Mäd<strong>ch</strong>en ein grösserer Unters<strong>ch</strong>ied, so sind S<strong>ch</strong>weizerinnen mit 46% knapp 20% öfter<br />
Mitglied in einem Sportverein als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizerinnen. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sind<br />
lei<strong>ch</strong>t häufiger Mitglied in einem oder mehreren Sportvereinen als S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler der<br />
WBS (46%).<br />
60
Abbildung 15<br />
Sportarten, wel<strong>ch</strong>e die befragten Jugendli<strong>ch</strong>en in ihrer Freizeit ausüben<br />
(im Verein und ausserhalb des Vereins), na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
60%<br />
50%<br />
52<br />
40%<br />
38<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
14<br />
Ballsport<br />
28<br />
2<br />
10 10<br />
28<br />
4<br />
5<br />
19 20<br />
13<br />
5<br />
28<br />
24<br />
11 12 8 5<br />
Tanz/Gymnastik Wassersport Krafttraining/Fitness Kampfsport<br />
Männli<strong>ch</strong><br />
(Verein)<br />
Weibli<strong>ch</strong><br />
(Verein)<br />
Männli<strong>ch</strong><br />
(ausserhalb des Vereins)<br />
Weibli<strong>ch</strong><br />
(ausserhalb des Vereins)<br />
Der beliebteste Sport, der von den Jugendli<strong>ch</strong>en im Verein ausgeübt wird, ist Ballsport: 38% der<br />
männli<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en betreiben Ballsportarten im Verein. Bei den Mäd<strong>ch</strong>en gehört Ballsport<br />
zwar au<strong>ch</strong> zur beliebtesten Sportart, im Verglei<strong>ch</strong> zu den Jungen (38%) sind aber nur 14% in einem<br />
Ballsportverein. Neben Ballsport ist bei Mäd<strong>ch</strong>en Tanz/Gymnastik au<strong>ch</strong> sehr beliebt, während diese<br />
Sportart bei den Jungen weniger beliebt ist. Krafttraining/Fitness und Kampfsport werden öfter von<br />
Jungen im Verein ausgeübt (13% resp. 12%) als von Mäd<strong>ch</strong>en (5%), wohingegen Mäd<strong>ch</strong>en Tanz und<br />
Gymnastik 5 Mal so oft im Verein ausüben (10%) als Jungen (2%).<br />
Die meisten der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en treiben aber au<strong>ch</strong> ausserhalb des Vereins Sport. Au<strong>ch</strong> hier<br />
stehen Ballsportarten mit 40% klar an erster Stelle, gefolgt von Krafttraining/Fitness (26%), Ausdauersport<br />
(23%), Wintersport (22%) und Wassersport (20%). Bei den Jungen ist Ballsport die<br />
mit A<strong>bs</strong>tand beliebteste Sportart (52%), gefolgt von Krafttraining/Fitness (28%) und Wassersport<br />
(19%). Bei den Mäd<strong>ch</strong>en gibt es keinen klaren Favoriten, so sind Ballsport sowie Tanz/Gymnastik<br />
mit einem Anteil von 28% glei<strong>ch</strong> beliebt, gefolgt von Krafttraining/Fitness (24%).<br />
Sport 61
Die Sportarten, die im Verein ausgeübt werden, sind unter den S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>ülern der WBS<br />
und jenen des Gymnasiums über alle Kategorien hinweg etwa glei<strong>ch</strong> beliebt. Es zeigt si<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong><br />
ein Unters<strong>ch</strong>ied beim Kampfsport: So betreiben mehr WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler (11%)<br />
Kampfsport im Verein als S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums (5%). Au<strong>ch</strong> bei den Sportarten,<br />
die ausserhalb des Vereins betrieben werden, zeigen si<strong>ch</strong> nur geringe Unters<strong>ch</strong>iede: WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen<br />
und -S<strong>ch</strong>üler betreiben öfter Ballsport (43%) und Tanz/Gymnastik (21%) ausserhalb des<br />
Vereins als S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums (Ballsport 35%, Tanz/Gymnastik 15%). Dagegen<br />
üben mehr S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler des Gymnasiums (25%) Wassersport ausserhalb des<br />
Vereins aus als WBS-S<strong>ch</strong>ülerinnen und -S<strong>ch</strong>üler (17%).<br />
Abbildung 16<br />
Sportarten, wel<strong>ch</strong>e die befragten Jugendli<strong>ch</strong>en in ihrer Freizeit ausüben<br />
(im Verein und ausserhalb des Vereins), na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ultyp<br />
50%<br />
45%<br />
43<br />
40%<br />
35%<br />
35<br />
30%<br />
27<br />
27<br />
25%<br />
25<br />
25<br />
25<br />
20%<br />
21<br />
17<br />
15%<br />
15<br />
10%<br />
5%<br />
6<br />
6<br />
4<br />
5<br />
9<br />
9<br />
11<br />
5<br />
11<br />
7<br />
0%<br />
Ballsport<br />
Tanz/Gymnastik Wassersport Krafttraining/Fitness Kampfsport<br />
WBS<br />
(Verein)<br />
Gymnasium<br />
(Verein)<br />
WBS<br />
(ausserhalb des Vereins)<br />
Gymnasium<br />
(ausserhalb des Vereins)<br />
62
Au<strong>ch</strong> in Hinblick auf die Nationalität der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en zeigt si<strong>ch</strong>, dass Ballsport die beliebteste<br />
Sportart der Jugendli<strong>ch</strong>en ist, sowohl bei S<strong>ch</strong>weizer als au<strong>ch</strong> bei Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en,<br />
im Verein und ausserhalb des Vereins. Die Sportarten, die im Verein ausgeübt werden, sind<br />
unter den S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en und den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en über alle Kategorien hinweg<br />
etwa glei<strong>ch</strong> beliebt. Unters<strong>ch</strong>iede zeigen si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> bei Sportarten, die ausserhalb des Vereins<br />
ausgeübt werden: S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (29%) betreiben ausserhalb des Vereins öfter Krafttraining/Fitness<br />
als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (21%), wohingegen Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e dagegen<br />
öfter Tanz/Gymnastik (23%) und Ballsportarten (45%) ausserhalb des Vereins ausüben als<br />
S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (Tanz/Gymnastik 10%, Ballsport 37%).<br />
Abbildung 17<br />
Sportarten, wel<strong>ch</strong>e die befragten Jugendli<strong>ch</strong>en in ihrer Freizeit ausüben<br />
(im Verein und ausserhalb des Vereins), na<strong>ch</strong> Nationalität<br />
50%<br />
45%<br />
45<br />
40%<br />
37<br />
35%<br />
30%<br />
29<br />
25%<br />
20%<br />
26<br />
25<br />
23<br />
20<br />
19<br />
21<br />
15%<br />
12<br />
10%<br />
5%<br />
6<br />
6<br />
10<br />
5<br />
3<br />
9<br />
9<br />
9<br />
8<br />
8<br />
0%<br />
Ballsport<br />
Tanz/Gymnastik Wassersport Krafttraining/Fitness Kampfsport<br />
CH<br />
(Verein)<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH<br />
(Verein)<br />
CH<br />
(ausserhalb des Vereins)<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH<br />
(ausserhalb des Vereins)<br />
Knapp die Hälfte der Jugendli<strong>ch</strong>en treibt 2–3-mal pro Wo<strong>ch</strong>e Sport im Verein, ein Drittel ist einmal<br />
pro Wo<strong>ch</strong>e im Verein aktiv, während knapp ein Viertel der Jugendli<strong>ch</strong>en sogar 4–7-mal pro Wo<strong>ch</strong>e<br />
im Verein trainiert.<br />
Sport 63
Diskussion<br />
Die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en sind aktiv: 90% der Befragten<br />
geben an, si<strong>ch</strong> sportli<strong>ch</strong> zu betätigen. Die<br />
Sportvereine leisten dabei einen grossen Beitrag<br />
zur Bewegung der Jugendli<strong>ch</strong>en: Fast die Hälfte<br />
der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en ist in einem oder<br />
mehreren Vereinen aktiv. Dabei treibt knapp die<br />
Hälfte der Jugendli<strong>ch</strong>en 2–3-mal pro Wo<strong>ch</strong>e Sport<br />
im Verein, ein Drittel ist einmal pro Wo<strong>ch</strong>e im<br />
Verein aktiv und ein Viertel der Jugendli<strong>ch</strong>en sogar<br />
4–7-mal pro Wo<strong>ch</strong>e. Über die Dauer und die<br />
Intensität der sportli<strong>ch</strong>en Betätigung können indes<br />
keine Angaben gema<strong>ch</strong>t werden. 10% der Befragten<br />
geben an, gar ni<strong>ch</strong>t sportli<strong>ch</strong> aktiv zu sein,<br />
weder im Verein no<strong>ch</strong> in der Freizeit. Die grössten<br />
Unters<strong>ch</strong>iede zeigen si<strong>ch</strong> im Hinblick auf das<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t: So sind die männli<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
deutli<strong>ch</strong> häufiger in Sportvereinen anzutreffen<br />
als Mäd<strong>ch</strong>en und au<strong>ch</strong> ausserhalb der Vereine<br />
treiben die Jungen mehr Sport als die Mäd<strong>ch</strong>en.<br />
Die beliebtesten Sportarten der Jungen im Verein<br />
sind Ballsportarten, Krafttraining/Fitness und<br />
Kampfsport, bei den Mäd<strong>ch</strong>en sind es Ballsportarten<br />
und Tanz/Gymnastik. Au<strong>ch</strong> ausserhalb des<br />
Vereins sind Ballsportarten die beliebteste Sportart,<br />
bei Mäd<strong>ch</strong>en wie bei Jungen. Dass Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
si<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end bewegen, ist wi<strong>ch</strong>tig, denn<br />
regelmässige Bewegung ist eine Grundvoraussetzung<br />
für <strong>Gesundheit</strong> und Leistungsfähigkeit.<br />
Sport stärkt ni<strong>ch</strong>t nur die Muskulatur und das<br />
Herz-Kreislauf-System, sondern fördert au<strong>ch</strong> ein<br />
gesundes Körpergewi<strong>ch</strong>t, was gerade im Hinblick<br />
auf den relativ hohen Anteil übergewi<strong>ch</strong>tiger Jugendli<strong>ch</strong>er<br />
von Bedeutung ist. Zudem können die<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en bei der sportli<strong>ch</strong>en Betätigung au<strong>ch</strong><br />
Aggressionen und Stress abbauen. Da das Sportverhalten<br />
in der Kindheit und im Jugendalter das<br />
spätere Bewegungsverhalten na<strong>ch</strong>haltig beeinflussen<br />
kann, ist es wi<strong>ch</strong>tig, Jugendli<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>on<br />
früh zu körperli<strong>ch</strong>er Aktivität zu animieren: Jugendli<strong>ch</strong>e,<br />
die bereits seit der Kindheit sportli<strong>ch</strong><br />
aktiv sind, sollen motiviert werden, dieses Bewegungsverhalten<br />
beizubehalten, und Jugendli<strong>ch</strong>e,<br />
die sportli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t oder kaum aktiv sind,<br />
sollen spätestens im Jugendalter zu mehr Bewegung<br />
animiert werden. Dabei kommt vor allem<br />
au<strong>ch</strong> den S<strong>ch</strong>ulen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle zu: Dur<strong>ch</strong><br />
einen jugendgere<strong>ch</strong>ten Sportunterri<strong>ch</strong>t kann<br />
den Jugendli<strong>ch</strong>en einerseits die Freude am Sport<br />
vermittelt werden und andererseits wird die Motivation<br />
gefördert, si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in der Freizeit mehr<br />
zu bewegen. So kann der Grundstein dafür gelegt<br />
werden, dass die Jugendli<strong>ch</strong>en die körperli<strong>ch</strong> aktive<br />
Lebensweise au<strong>ch</strong> im Erwa<strong>ch</strong>senenalter weiterführen.<br />
64
Praxisbeispiele<br />
«Let’s play»<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e zu mehr Bewegung zu animieren –<br />
hier setzt das Präventionsprojekt «Let’s play» an<br />
und kombiniert es glei<strong>ch</strong>zeitig mit dem Thema<br />
Su<strong>ch</strong>t, einem anderen S<strong>ch</strong>werpunkt der Jugendpräventionsarbeit.<br />
Ziel ist es, dass die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
anhand eines Koordinationsparcours auf<br />
spieleris<strong>ch</strong>e Art erkennen, dass die Koordination<br />
dur<strong>ch</strong> den Konsum von Cannabis und Alkohol<br />
deutli<strong>ch</strong> beeinträ<strong>ch</strong>tigt wird. Glei<strong>ch</strong>zeitig betätigen<br />
si<strong>ch</strong> die Jugendli<strong>ch</strong>en beim A<strong>bs</strong>olvieren<br />
des Parcours körperli<strong>ch</strong>. Den Koordinationsparcours<br />
können Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e während<br />
den Sommermonaten, im Rahmen von etwa 60<br />
Veranstaltungen, in den Basler Gartenbädern<br />
a<strong>bs</strong>olvieren. Die einzelnen Aufgaben werden<br />
au<strong>ch</strong> unter ers<strong>ch</strong>werten Bedingungen getestet:<br />
So werden die Bewegungsaufgaben zum Beispiel<br />
mit ges<strong>ch</strong>lossenen Augen, mit Hilfe einer<br />
Raus<strong>ch</strong>brille oder mit dem s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>eren Wurf-<br />
arm dur<strong>ch</strong>geführt. Dabei werden die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
intensiv von Fa<strong>ch</strong>personen betreut und<br />
haben zudem die Mögli<strong>ch</strong>keit, den Parcours<br />
als eine Art Wettkampf auf Zeit zu a<strong>bs</strong>olvieren.<br />
Die S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler, wel<strong>ch</strong>e die besten<br />
Zeiten errei<strong>ch</strong>en, werden mit einem Preis<br />
belohnt. Die Resultate können dabei jeweils<br />
von Mai bis September – zum Dur<strong>ch</strong>führungszeitpunkt<br />
des Projekts «Let’s play» – auf der<br />
Jugendwe<strong>bs</strong>ite www.mixyourlife.<strong>ch</strong> eingesehen<br />
werden. Diese bietet ein umfangrei<strong>ch</strong>es Angebot<br />
an Informationen und Beratungen zu den<br />
Themen Bewegung, Ernährung, psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Sexualität, Su<strong>ch</strong>t und allgemeine <strong>Gesundheit</strong>.<br />
Dur<strong>ch</strong> das Projekt «Let’s play» bewegen<br />
si<strong>ch</strong> die Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>en in einer<br />
ungezwungenen Atmosphäre und ma<strong>ch</strong>en dank<br />
begleiteten Übungssequenzen insbesondere bei<br />
koordinativen Bewegungsabläufen grosse qualitative<br />
Forts<strong>ch</strong>ritte.<br />
Promotion von «Let’s play» auf der Jugendwe<strong>bs</strong>ite<br />
mixyourlife.<strong>ch</strong> aus dem Jahr 2011<br />
Sport<br />
65
Gewi<strong>ch</strong>t<br />
Soziodemografis<strong>ch</strong>e Angaben<br />
Die Gewi<strong>ch</strong>tsdaten wurden im S<strong>ch</strong>uljahr 2010/2011 im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
von 1298 Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten Klasse erhoben. Die Jugendli<strong>ch</strong>en sind im S<strong>ch</strong>nitt 168,57 cm (SD<br />
±8,4) gross und 64 kg (SD ±13,85) s<strong>ch</strong>wer. Die Mäd<strong>ch</strong>en sind im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt 163,4 cm (SD ±6,1)<br />
gross und 59.1 kg (SD ±10,7) s<strong>ch</strong>wer. Die Jungen sind mit 173,9 cm (SD ±7,1) etwas grösser und mit<br />
68,9 kg (SD ±14,9) dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>werer als die Mäd<strong>ch</strong>en. Der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e BMI bei den<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en liegt bei 22,4 kg/m² (SD ± 4,0).<br />
66
Resultate<br />
Die untenstehende Tabelle zeigt den Anteil übergewi<strong>ch</strong>tiger bzw. adipöser Jugendli<strong>ch</strong>er na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t,<br />
Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp. Die Bestimmung der Prävalenzen von Übergewi<strong>ch</strong>t und Adipositas<br />
aus den Grössen- und Gewi<strong>ch</strong>tsdaten erfolgte dabei anhand der BMI-Werte in Bezug auf die<br />
alters- und ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsspezifis<strong>ch</strong>en Cut-off-Werte (Halbjahresalterskategorien) gemäss den internationalen<br />
Standards der International Obesity Taskforce IOTF (Cole et al. [13]). Auf diese Weise konnten<br />
Prävalenzen von Übergewi<strong>ch</strong>t und Adipositas von Kindern und Jugendli<strong>ch</strong>en in einer S<strong>ch</strong>ulstufe<br />
trotz unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Alters zusammengefasst und miteinander vergli<strong>ch</strong>en werden.<br />
Insgesamt ist mehr als ein Viertel (28%) der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en übergewi<strong>ch</strong>tig oder adipös.<br />
Männli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e sind wesentli<strong>ch</strong> häufiger übergewi<strong>ch</strong>tig (33%) und doppelt so oft adipös<br />
(10%) als weibli<strong>ch</strong>e (22% übergewi<strong>ch</strong>tig, 5% adipös). Ein deutli<strong>ch</strong>er Unters<strong>ch</strong>ied zeigt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
zwis<strong>ch</strong>en den Nationalitäten: Ein Drittel der Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en (34%) ist übergewi<strong>ch</strong>tig<br />
oder adipös, während dies im Verglei<strong>ch</strong> nur auf rund einen Viertel (23%) der S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
zutrifft. In der WBS sind doppelt so viele S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler (34%) übergewi<strong>ch</strong>tig<br />
oder adipös wie im Gymnasium (15%).<br />
Tabelle 39<br />
Übergewi<strong>ch</strong>tige und adipöse Jugendli<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp<br />
Übergewi<strong>ch</strong>t (inkl. adipös)<br />
Adipös<br />
Gesamt 28% 7%<br />
Männli<strong>ch</strong> 33% 10%<br />
Weibli<strong>ch</strong> 22% 5%<br />
CH 23% 6%<br />
Ni<strong>ch</strong>t-CH 34% 10%<br />
Männli<strong>ch</strong> CH 28% 8%<br />
Männli<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>t-CH 39% 13%<br />
Weibli<strong>ch</strong> CH 18% 4%<br />
Weibli<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>t-CH 29% 6%<br />
WBS 34% 10%<br />
Gymnasium 15% 2%<br />
Verglei<strong>ch</strong>t man das Übergewi<strong>ch</strong>t hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t und Nationalität, so zeigt si<strong>ch</strong>, dass männli<strong>ch</strong>e<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e am häufigsten übergewi<strong>ch</strong>tig sind (39%). An zweiter und dritter<br />
Stelle folgen Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizerinnen (29%) und männli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>weizer (28%). S<strong>ch</strong>weizerinnen sind mit<br />
18% am wenigsten von Übergewi<strong>ch</strong>t betroffen. Diese Verteilung zeigt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Hinblick auf Adipositas.<br />
Im Verglei<strong>ch</strong> zur Gewi<strong>ch</strong>tserhebung der S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler der neunten Klasse des S<strong>ch</strong>uljahrs<br />
2007/2008 ist die Anzahl der übergewi<strong>ch</strong>tigen Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten Klassen des S<strong>ch</strong>uljahrs<br />
2010/2011 insgesamt um 4% höher. Bei den S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>ülern der WBS ist die Anzahl<br />
Übergewi<strong>ch</strong>tiger um 6% höher, bei den Gymnasiasten ist der Anteil mit 15% glei<strong>ch</strong> geblieben.<br />
Bei den Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en ist die Anzahl Übergewi<strong>ch</strong>tiger im Verglei<strong>ch</strong> zu 2007 um 5%<br />
höher, bei den S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>en um 3%.<br />
Gewi<strong>ch</strong>t 67
Diskussion<br />
In den letzten 20 Jahren haben Übergewi<strong>ch</strong>t und<br />
Adipositas in den industrialisierten Ländern epidemis<strong>ch</strong>e<br />
Ausmasse angenommen. Die Ursa<strong>ch</strong>e<br />
dafür liegt in einer ungünstigen Energiebalance,<br />
die dur<strong>ch</strong> den Verzehr kalorienhaltiger Lebensmittel<br />
und dur<strong>ch</strong> sinkende körperli<strong>ch</strong>e Aktivität<br />
entsteht. S<strong>ch</strong>ätzungen aus dem Jahre 2008 gehen<br />
von knapp einer Milliarde übergewi<strong>ch</strong>tiger und<br />
400 Millionen adipöser Erwa<strong>ch</strong>senen weltweit<br />
aus (14). Besonders besorgniserregend ist die Zunahme<br />
der übergewi<strong>ch</strong>tigen Kinder, ni<strong>ch</strong>t zuletzt,<br />
weil die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit gross ist, dass übergewi<strong>ch</strong>tige<br />
Kinder au<strong>ch</strong> im Erwa<strong>ch</strong>senenalter<br />
weiterhin zur Risikogruppe der Übergewi<strong>ch</strong>tigen<br />
und Adipösen gehören. Die aktuellen Zahlen aus<br />
dem BMI-Gewi<strong>ch</strong>tsmonitoring der Städte <strong>Basel</strong>,<br />
Bern und Züri<strong>ch</strong> bestätigen diese Situation au<strong>ch</strong><br />
für die S<strong>ch</strong>weiz. Gemäss dieser Analyse von s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en<br />
Daten war im S<strong>ch</strong>uljahr 2009/2010<br />
knapp jedes fünfte Kind (19%) übergewi<strong>ch</strong>tig<br />
und knapp jedes Zwanzigste (5%) adipös (15).<br />
Diese hohe Prävalenz zeigt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
in <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>: Insgesamt sind 28%<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en übergewi<strong>ch</strong>tig und 7% adipös.<br />
Die aktuellen Gewi<strong>ch</strong>tsdaten der untersu<strong>ch</strong>ten<br />
Basler Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten Klasse des<br />
S<strong>ch</strong>uljahrs 2010/2011 zeigen im Hinblick auf Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t,<br />
Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Unters<strong>ch</strong>iede: So sind 15% der Gymnasiasten<br />
übergewi<strong>ch</strong>tig, während mehr als doppelt so viele<br />
S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler der WBS (34%) übergewi<strong>ch</strong>tig<br />
sind. Au<strong>ch</strong> sind Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
häufiger übergewi<strong>ch</strong>tig (34%) als S<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e (23%). Die männli<strong>ch</strong>en Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en sind mit 39% die Gruppe mit<br />
den meisten Übergewi<strong>ch</strong>tigen, während weibli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>weizerinnen mit 18% die niedrigsten Übergewi<strong>ch</strong>tsprävalenzen<br />
aufweisen. Unters<strong>ch</strong>eidet man<br />
die Jugendli<strong>ch</strong>en ledigli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, so fällt<br />
auf, dass Knaben im Gegensatz zu den Mäd<strong>ch</strong>en<br />
10% öfter von Übergewi<strong>ch</strong>t betroffen sind.<br />
wiesen vor exakt zehn Jahren in ihrem ersten<br />
Kindergartenjahr (2000/2001) ebenfalls die<br />
hö<strong>ch</strong>sten Übergewi<strong>ch</strong>tsprävalenzen auf. Daraus<br />
könnte ges<strong>ch</strong>lossen werden, dass übergewi<strong>ch</strong>tige<br />
Kinder ein erhöhtes Risiko haben, dass das<br />
hohe Gewi<strong>ch</strong>t bis ins Erwa<strong>ch</strong>senenalter persistiert<br />
(16). Dieser Tracking-Effekt könnte dur<strong>ch</strong><br />
die starke Prägung vieler Verhaltensweisen in der<br />
frühen Kindheit, so au<strong>ch</strong> betreffend Ernährung<br />
und Bewegung, erklärt werden (17). Das Vorhandensein<br />
eines sol<strong>ch</strong>en Effektes wäre aus Public-<br />
Health-Si<strong>ch</strong>t relevant und würde die Bedeutung<br />
der Prävention und der <strong>Gesundheit</strong>sförderung im<br />
Frühberei<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> hervorheben (18). Da die<br />
Übergewi<strong>ch</strong>tsprävalenzen im Kindergarten na<strong>ch</strong><br />
den Jahren 2000/2001 wieder sanken, kann angenommen<br />
werden, dass si<strong>ch</strong> diese Tendenz bei<br />
künftigen Messungen au<strong>ch</strong> bei den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
in der neunten Klasse bemerkbar ma<strong>ch</strong>t.<br />
Sel<strong>bs</strong>t wenn si<strong>ch</strong> in den nä<strong>ch</strong>sten Jahren au<strong>ch</strong> bei<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en eine Stagnation des Übergewi<strong>ch</strong>tes<br />
zeigen sollte, sind die Prävalenzen von Übergewi<strong>ch</strong>t<br />
und Adipositas na<strong>ch</strong> wie vor besorgniserregend<br />
ho<strong>ch</strong> und bedürfen weiterhin intensiver Präventionsbemühungen,<br />
insbesondere einer breiten<br />
und na<strong>ch</strong>haltigen Verbesserung des Ernährungsund<br />
Bewegungsverhaltens von Kindheitsbeinen<br />
an. Eltern sollen informiert und unterstützt werden,<br />
damit sie ein gesundes Ernährungs- und<br />
Bewegungsverhalten ihrer Kinder fördern können.<br />
Besondere Aufmerksamkeit muss in der<br />
Prävention au<strong>ch</strong> auf Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e mit<br />
Migrationshintergrund gelegt werden, denn die<br />
Gewi<strong>ch</strong>tsdaten zeigen, dass Jugendli<strong>ch</strong>e aus Familien<br />
mit Migrationshintergrund besonders häufig<br />
von Übergewi<strong>ch</strong>t und Adipositas betroffen sind.<br />
Überras<strong>ch</strong>end ers<strong>ch</strong>einen könnte, dass die Anzahl<br />
Übergewi<strong>ch</strong>tiger in den neunten Klassen<br />
des S<strong>ch</strong>uljahrs 2010/2011 – trotz intensivierten<br />
Bemühungen im Präventionsberei<strong>ch</strong> – höher<br />
ist als die Anzahl Übergewi<strong>ch</strong>tiger der neunten<br />
Klassen der Vorjahre. Diese hohen Prävalenzen<br />
könnten auf einen mögli<strong>ch</strong>en Jahreskohorteneffekt<br />
hinweisen: Die im S<strong>ch</strong>uljahr 2010/2011<br />
untersu<strong>ch</strong>ten Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten Klasse<br />
68
Praxisbeispiele<br />
«eat fit»<br />
Die Messung von Körpergrösse und Gewi<strong>ch</strong>t im<br />
Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Vorsorgeuntersu<strong>ch</strong>ungen<br />
dient in erster Linie dazu, den Entwicklungsstand<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en zu erfassen und<br />
ihnen eine persönli<strong>ch</strong>e Rückmeldung zu geben.<br />
Übergewi<strong>ch</strong>tige Jugendli<strong>ch</strong>e erhalten von der<br />
S<strong>ch</strong>ulärztin oder dem S<strong>ch</strong>ularzt eine Kurzberatung,<br />
ebenso wird ihnen jugendgere<strong>ch</strong>tes Informationsmaterial<br />
zu gesunder Ernährung abgegeben,<br />
wie zum Beispiel das Jugendmagazin «eat<br />
fit». Das Magazin zeigt den Jugendli<strong>ch</strong>en auf,<br />
wie sie si<strong>ch</strong> gut und gesund ernähren können,<br />
und behandelt au<strong>ch</strong> weitere Themen wie etwa<br />
Essstörungen, Fast Food oder S<strong>ch</strong>önheitsideale.<br />
Ausserdem enthält die Zeits<strong>ch</strong>rift wi<strong>ch</strong>tige Hinweise,<br />
wo Jugendli<strong>ch</strong>e weitere Informationen<br />
und direkte Unterstützung finden.<br />
Gewi<strong>ch</strong>tsmonitoring<br />
Als Sekundärnutzen werden die Untersu<strong>ch</strong>ungsbefunde<br />
der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
elektronis<strong>ch</strong> erfasst und systematis<strong>ch</strong> ausgewertet.<br />
Dadur<strong>ch</strong> können differenzierte Aussagen<br />
zum <strong>Gesundheit</strong>szustand der Jugendli<strong>ch</strong>en in<br />
<strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> gema<strong>ch</strong>t und entspre<strong>ch</strong>ende Präventionsmassnahmen<br />
daraus abgeleitet werden. Seit<br />
einigen Jahren sind diese erfassten Daten au<strong>ch</strong><br />
Bestandteil eines nationalen Gewi<strong>ch</strong>tsmonitorings<br />
von Kindern und Jugendli<strong>ch</strong>en. Initiiert von<br />
der Fa<strong>ch</strong>gruppe S<strong>ch</strong>ulärzte von Public Health<br />
S<strong>ch</strong>weiz führen die drei Städte Bern, Züri<strong>ch</strong> und<br />
<strong>Basel</strong> in Zusammenarbeit mit <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
S<strong>ch</strong>weiz seit 6 Jahren ein gemeinsames<br />
Monitoring dur<strong>ch</strong> (19). Der seither jährli<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>einende<br />
Beri<strong>ch</strong>t umfasst systematis<strong>ch</strong> wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
ausgewertete Gewi<strong>ch</strong>tsdaten von<br />
jeweils ca. 15 000 Kindern und Jugendli<strong>ch</strong>en. Neben<br />
der Kerngruppe dieser drei Städte werden<br />
in unregelmässigen A<strong>bs</strong>tänden au<strong>ch</strong> Gewi<strong>ch</strong>tsdaten<br />
von weiteren Städten und Kantonen zusammengeführt<br />
und gemeinsam ausgewertet,<br />
um ein no<strong>ch</strong> umfassenderes Bild über die Übergewi<strong>ch</strong>tsproblematik<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz zu erhalten.<br />
Dieser mittlerweile fest installierte Gewi<strong>ch</strong>tsmonitor<br />
ist ein wi<strong>ch</strong>tiges Element in der Gesamtevaluation<br />
der Kantonalen Aktionsprogramme<br />
«Gesundes Körpergewi<strong>ch</strong>t». Er gibt au<strong>ch</strong> Auskunft<br />
über vers<strong>ch</strong>iedene Faktoren des Einflusses<br />
auf die Entwicklung von Übergewi<strong>ch</strong>t und Adipositas<br />
wie Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, Staatsangehörigkeit, soziale<br />
Herkunft und Wohnort. Aufgrund der jährli<strong>ch</strong>en<br />
Analyse mit Ers<strong>ch</strong>einen eines Beri<strong>ch</strong>tes<br />
können unterdessen au<strong>ch</strong> erste Aussagen über<br />
die Entwicklung der Übergewi<strong>ch</strong>tsproblematik<br />
im Laufe der Zeit gema<strong>ch</strong>t werden.<br />
ICE<br />
TEA<br />
5dl<br />
=<br />
«eat fit» – ein jugendgere<strong>ch</strong>tes Magazin zur<br />
gesunden Ernährung<br />
Gewi<strong>ch</strong>t 69
Fazit<br />
Um problematis<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong>sentwicklungen<br />
bei der Bevölkerung frühzeitig erkennen zu<br />
können, müssen regelmässige Daten gesammelt<br />
und ausgewertet werden. Gerade im Jugendberei<strong>ch</strong><br />
ist dies besonders wi<strong>ch</strong>tig, da si<strong>ch</strong> Trends,<br />
beispielsweise im Su<strong>ch</strong>tberei<strong>ch</strong>, s<strong>ch</strong>nell verändern<br />
können. Die im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en<br />
Vorsorgeuntersu<strong>ch</strong>ungen dur<strong>ch</strong>geführten<br />
freiwilligen Befragungen bieten hier eine sehr<br />
gute Mögli<strong>ch</strong>keit, diese Entwicklungsphänomene<br />
zu erfassen. So kann beispielsweise mit<br />
relativ einfa<strong>ch</strong>en Mitteln untersu<strong>ch</strong>t werden, ob<br />
der Anteil übergewi<strong>ch</strong>tiger Jugendli<strong>ch</strong>er no<strong>ch</strong><br />
ansteigt oder bei wel<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en wel<strong>ch</strong>e<br />
Form der Su<strong>ch</strong>tprävention besonders sinnvoll<br />
ist. Der hier vorliegende <strong>Jugendgesundheitsberi<strong>ch</strong>t</strong><br />
<strong>2012</strong> ist ein gutes Beispiel für dieses bevölkerungsbezogene<br />
<strong>Gesundheit</strong>smonitoring<br />
und -management. Er liefert viele aktuelle Anhaltspunkte<br />
für die weiteren Präventionsanstrengungen.<br />
Der <strong>Jugendgesundheitsberi<strong>ch</strong>t</strong> <strong>2012</strong> zeigt, dass<br />
die körperli<strong>ch</strong>e und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> der<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en in <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong> mehrheitli<strong>ch</strong> gut ist.<br />
Jedo<strong>ch</strong> besteht na<strong>ch</strong> wie vor Präventionsbedarf,<br />
insbesondere bei den Themen Übergewi<strong>ch</strong>t,<br />
Stress, psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e <strong>Gesundheit</strong> und Su<strong>ch</strong>tmittelkonsum.<br />
Zudem müssen die in der Befragung<br />
festgestellten Informationsdefizite beim Thema<br />
Sexualität und übertragbare Krankheiten konsequent<br />
angegangen werden. Dabei müssen bei<br />
der Präventionsarbeit vor allem au<strong>ch</strong> die Faktoren<br />
Migration und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />
werden, um so die Präventionsmassnahmen<br />
gezielt auf die Bedürfnisse der Jugendli<strong>ch</strong>en anpassen<br />
zu können. Moderne <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
und Prävention gehen dabei informierend,<br />
sensibilisierend und unterstützend vor. Gerade<br />
au<strong>ch</strong> bei Jugendli<strong>ch</strong>en ist dabei wi<strong>ch</strong>tig, dass<br />
mit jugendgere<strong>ch</strong>ten, attraktiven Mitteln gearbeitet<br />
wird. Auf diese Weise wird es weiterhin<br />
mögli<strong>ch</strong> sein, für die <strong>Gesundheit</strong> ungünstige<br />
Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und darauf<br />
basierend na<strong>ch</strong>haltige Unterstützung für<br />
gesunde Entwicklungen anzubieten.<br />
71
Literatur<br />
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72
Anhang<br />
74