Betra<strong>ch</strong>tet man die Stressabbauvarianten na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ultyp, zeigen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> grössere Unters<strong>ch</strong>iede: So geben 56% der WBS-S<strong>ch</strong>üler und -S<strong>ch</strong>ülerinnen an, dur<strong>ch</strong> den Konsum von TV und die Bes<strong>ch</strong>äftigung mit dem PC Stress reduzieren zu können, wohingegen nur 44% der Gymnasiasten diese Mögli<strong>ch</strong>keit nutzen. Dafür empfinden 30% der Gymnasiasten Lesen als stressreduzierend, wobei dies nur 12% der WBS-S<strong>ch</strong>üler und -S<strong>ch</strong>ülerinnen angeben. Abbildung 12 Mögli<strong>ch</strong>keiten von Stressabbau na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ultyp 100% 90% 80% 70% 68 68 68 60% 56 50% 40% 52 54 50 50 44 40 50 30% 20% 30 26 26 26 21 30 18 20 16 10% 0% Musik hören Freunde/ Kollegen PC oder TV Sport Familie Lesen Essen Rau<strong>ch</strong>en/ Kiffen 12 7 6 8 4 6 2 1 Alkohol 2 0 Beruhigungsmittel Gesamt Gymnasium WBS Stress 47
Diskussion Die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en fühlen si<strong>ch</strong> gesund: 88% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, bei guter oder sehr guter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein, wobei Mäd<strong>ch</strong>en und Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e etwas weniger oft angeben, bei «sehr guter» körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein. Erfreuli<strong>ch</strong> ist, dass nur 1% der Jugendli<strong>ch</strong>en angibt, bei s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein. Im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung 2007/2008 ist die Eins<strong>ch</strong>ätzung der körperli<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong> über alle Gruppen hinweg in etwa stabil geblieben, wobei bei der aktuellen Befragung mehr S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (40% vs. 34%) und Mäd<strong>ch</strong>en (32% vs. 26%) angeben, bei sehr guter <strong>Gesundheit</strong> zu sein, als bei der letzten Befragung. Die am häufigsten auftretenden Bes<strong>ch</strong>werden sind – wie au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on in den letzten Jahren – Kopfs<strong>ch</strong>merzen und Rücken-/Gelenkprobleme: Rund ein Fünftel der Jugendli<strong>ch</strong>en gibt an, daran zu leiden. Ein weiteres positiv zu wertendes Ergebnis der Untersu<strong>ch</strong>ung: Obwohl in der Öffentli<strong>ch</strong>keit in der letzten Zeit vermehrt über die Einnahme von Medikamenten unter Jugendli<strong>ch</strong>en, so zum Beispiel Ritalin, gespro<strong>ch</strong>en wurde, zeigen die aktuellen Auswertungen keine Zunahme des Medikamentenkonsums im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung von 2007, die Werte haben sogar lei<strong>ch</strong>t abgenommen: von 14% auf 11%. Dabei nehmen Mäd<strong>ch</strong>en lei<strong>ch</strong>t öfter Medikamente zu si<strong>ch</strong> als Jungen. Au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e konsumieren öfter Medikamente als Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e. Diese Unters<strong>ch</strong>iede waren au<strong>ch</strong> in der Befragung 2007 vorhanden. Stress, vor allem am Arbeitsplatz, ist eine zunehmende Belastung in der heutigen Gesells<strong>ch</strong>aft. So ergab eine Studie des Staatssekretariats für Wirts<strong>ch</strong>aft SECO (9) aus dem Jahr 2010, dass si<strong>ch</strong> 34 Prozent der S<strong>ch</strong>weizer Erwer<strong>bs</strong>bevölkerung <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> gestresst fühlen, 7% mehr als no<strong>ch</strong> vor 10 Jahren. Von Burnout ist ein Viertel der Erwer<strong>bs</strong>bevölkerung betroffen. Den volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>aden, den der Stress am Arbeitsplatz verursa<strong>ch</strong>t, s<strong>ch</strong>ätzt das SECO dabei auf etwa 10 Milliarden Franken pro Jahr. Au<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e sind von Stress betroffen: So zeigt die Befragung, dass si<strong>ch</strong> rund die Hälfte (51%) der S<strong>ch</strong>üler gestresst fühlt, bei Mäd<strong>ch</strong>en sind es sogar 61%, bei den Jungen liegt der Wert bei 41%. Der Grund für diesen Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern liegt mögli<strong>ch</strong>erweise darin, dass Mäd<strong>ch</strong>en eher dazu bereit sind, ihre Probleme zu artikulieren, und si<strong>ch</strong> bewusst mit diesen auseinandersetzen. Der grösste Stressfaktor für die Jugendli<strong>ch</strong>en ist die S<strong>ch</strong>ule: 59% geben diese als Stressfaktor Nummer 1 an, gefolgt von Zeitmangel (22%), Familiengründen (19%) und Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e (16%). Ausländis<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e (24%) fühlen si<strong>ch</strong> dabei deutli<strong>ch</strong> öfter dur<strong>ch</strong> die Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e gestresst als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (8%). Dies könnte daran liegen, dass es Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e laut vers<strong>ch</strong>iedensten Untersu<strong>ch</strong>ungen im Allgemeinen s<strong>ch</strong>werer haben, eine Lehrstelle oder einen Beruf zu finden, und sie deshalb besonders unter Druck stehen. So hat zum Beispiel die Studie «Chancenunglei<strong>ch</strong>heit bei der Lehrstellensu<strong>ch</strong>e: Der Einfluss von S<strong>ch</strong>ule, Herkunft und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t», die im Rahmen des Nationalen Fors<strong>ch</strong>ungsprogramms 43 «Bildung und Bes<strong>ch</strong>äftigung» (10) dur<strong>ch</strong>geführt wurde, gezeigt, dass ausländis<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e bei der Lehrstellensu<strong>ch</strong>e stärker unter Druck stehen, dies unabhängig von ihren s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en oder anderweitigen Kompetenzen. Stress äussert si<strong>ch</strong> bei den befragten Jugendli<strong>ch</strong>en vor allem in Gereiztheit und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter Laune (60%). Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Müdigkeit und S<strong>ch</strong>lafprobleme (32%) sowie Glei<strong>ch</strong>gültigkeit (32%) sind häufige Folgen von Stress. Weibli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e leiden insgesamt häufiger unter den Folgen von Stress, wohingegen si<strong>ch</strong> die körperli<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>werden öfter bei den Jungen (24%) als bei den Mäd<strong>ch</strong>en (10%) zeigen. Dass si<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e zunehmend gestresst fühlen, ist ni<strong>ch</strong>t erstaunli<strong>ch</strong>, denn sie befinden si<strong>ch</strong> in einer sensiblen Lebensphase, der Übergang vom Kind zum Erwa<strong>ch</strong>senen ist oftmals mit vielen Komplikationen und S<strong>ch</strong>wierigkeiten verbunden. Sie sind glei<strong>ch</strong>zeitig mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten und anspru<strong>ch</strong>svollen Entwicklungsanforderungen konfrontiert, die hohe Anforderungen an die Jugendli<strong>ch</strong>en stellen: Auseinandersetzungen mit körperli<strong>ch</strong>en Veränderungen, das Herausfinden der eigenen Identität, Ablösung vom Elternhaus sowie die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem eigenen Platz im sozialen Netz. No<strong>ch</strong> dazu üben au<strong>ch</strong> die äusseren Lebensbedingungen – S<strong>ch</strong>ule/Beruf, Familie und Freunde – Druck auf die Jugendli<strong>ch</strong>en aus. Gerade in unserer stark leistungsorientierten Zeit wird es für Jugendli<strong>ch</strong>e immer s<strong>ch</strong>wieriger, den gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en und berufli<strong>ch</strong>en Anforderungen zu entspre<strong>ch</strong>en. 48