A<strong>bs</strong><strong>ch</strong>liessend wurden die Jugendli<strong>ch</strong>en dana<strong>ch</strong> befragt, wel<strong>ch</strong>e neu ges<strong>ch</strong>affenen Angebote sie zum Thema Sexualität nutzen würden. Die Jugendli<strong>ch</strong>en gaben an, vor allem Jugendzeits<strong>ch</strong>riften (58%) und Internetportale (42%) zu nutzen, falls diese angeboten würden. Tabelle 22 Wel<strong>ch</strong>e Angebote werden von den Jugendli<strong>ch</strong>en genutzt? Mehrfa<strong>ch</strong>nennungen mögli<strong>ch</strong> Total Jugendzeits<strong>ch</strong>rift 58% Internetsite 42% Jugendspre<strong>ch</strong>stunde 23% (persönli<strong>ch</strong>es Gesprä<strong>ch</strong>) SMS-Beratung 12% E-Mail-Beratung 11% Telefonis<strong>ch</strong>e Beratung/ 9% Jugendhotline Sexualität 33
Diskussion Zum ersten Mal wurden die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung zu ihrem Wissen über das Thema Sexualität befragt. Hierbei gibt die grosse Mehrheit an (87%), im Verglei<strong>ch</strong> mit Glei<strong>ch</strong>altrigen gut bis sehr gut informiert zu sein, wobei Mäd<strong>ch</strong>en (9%) und Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (10%) dabei öfter angeben, ni<strong>ch</strong>t viel über das Thema Sexualität zu wissen, als Jungen (4%) und S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (3%). Vor allem Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizerinnen gaben an, ni<strong>ch</strong>t viel über sexuelle Aufklärung zu wissen (16%). Als häufigste Wissensquelle zum Thema Sexualität gaben die Jugendli<strong>ch</strong>en die S<strong>ch</strong>ule bzw. Lehrer/-innen an (32%), gefolgt von Eltern (20%) und anderen Jugendli<strong>ch</strong>en (19%). Rund 86% der Jugendli<strong>ch</strong>en gaben an, einen Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t besu<strong>ch</strong>t zu haben. Am häufigsten führen Klassen- oder Biolehrer/-innen den Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>. Die S<strong>ch</strong>ule hat bei der Aufklärung demna<strong>ch</strong> eine grosse Bedeutung. Aus diesem Grund ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass das Lehrpersonal gut ges<strong>ch</strong>ult ist und gute, jugendgere<strong>ch</strong>te S<strong>ch</strong>ulungsunterlagen vorhanden sind, um den Unterri<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>zuführen. Obwohl eine deutli<strong>ch</strong>e Mehrheit der Jugendli<strong>ch</strong>en angibt, gut bis sehr gut aufgeklärt zu sein, zeigen die Resultate der Befragung, dass grosse Wissenslücken bestehen, so zum Beispiel in Bezug auf sexuell übertragbare Krankheiten: So haben nur 21% der Jugendli<strong>ch</strong>en die Frage, ob es einen Impfs<strong>ch</strong>utz vor Syphilis gibt, ri<strong>ch</strong>tig beantwortet. Bei HIV und Hepatitis B haben zwar mehr Jugendli<strong>ch</strong>e ri<strong>ch</strong>tig geantwortet (70% resp. 81%), do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> hier lagen immer no<strong>ch</strong> viele Jugendli<strong>ch</strong>e fals<strong>ch</strong>. Die Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en subjektiver Sel<strong>bs</strong>teins<strong>ch</strong>ätzung des vermeintli<strong>ch</strong> guten Wissens und den aufgezeigten Wissenslücken dokumentiert zusätzli<strong>ch</strong> den Bedarf an geeignetem Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t respektive -material. Zu einem ähnli<strong>ch</strong>en Resultat kam au<strong>ch</strong> eine Befragung von S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>ülern der Berufsund Mittels<strong>ch</strong>ulen im Kanton Züri<strong>ch</strong>, die 2001 im Auftrag der <strong>Gesundheit</strong>sdirektion des Kantons Züri<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>geführt wurde (7): So gaben damals 13% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en an, es gebe eine Mögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> gegen HIV/Aids impfen zu lassen. Zudem wussten nur 40% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en, dass HIV/Aids na<strong>ch</strong> wie vor ni<strong>ch</strong>t heilbar ist. Um die Wissenslücken unter den Jugendli<strong>ch</strong>en zu minimieren bzw. zu verhindern, dass diese no<strong>ch</strong> grösser werden, ist der Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t und damit zusammenhängend die HIV-Prävention an den S<strong>ch</strong>ulen von enormer Bedeutung, denn die S<strong>ch</strong>ule ist – wie die Befragung gezeigt hat – na<strong>ch</strong> wie vor die primäre Informationsquelle der Jugendli<strong>ch</strong>en und ni<strong>ch</strong>t etwa die Eltern. Dies liegt mitunter au<strong>ch</strong> daran, dass Eltern während der Pubertät oft ni<strong>ch</strong>t die primären Anspre<strong>ch</strong>partner der Jugendli<strong>ch</strong>en sind und Letztere si<strong>ch</strong> die Informationen lieber von anderen, «neutralen» Instanzen holen. Qualitativ ho<strong>ch</strong>stehendes, jugendgere<strong>ch</strong>tes Informationsmaterial hilft hier zweifellos, die Wissenslücken zu s<strong>ch</strong>liessen. Dass no<strong>ch</strong> heute viele Jugendli<strong>ch</strong>e ungenügend oder fals<strong>ch</strong> über Sexualität informiert sind, bestätigen au<strong>ch</strong> die Ergebnisse einer Onlinebefragung von 12- bis 20-jährigen Jugendli<strong>ch</strong>en, die 2008 im Auftrag der Eidgenössis<strong>ch</strong>en Kommission für Kinder- und Jugendfragen EKKJ an der Universität <strong>Basel</strong> dur<strong>ch</strong>geführt wurde (8). So kam die Studie unter anderem zum S<strong>ch</strong>luss, dass die Jugendli<strong>ch</strong>en zwar bei gewissen Sa<strong>ch</strong>verhalten angaben, gut informiert zu sein, ihre Angaben aber bei objektiver Überprüfung dur<strong>ch</strong> eine Wissensfrage ni<strong>ch</strong>t mit ihrem tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Wissen übereinstimmten. So bejahten beispielsweise 77% der Jugendli<strong>ch</strong>en die Frage, ob sie wüssten, wann die Mögli<strong>ch</strong>keit, s<strong>ch</strong>wanger zu werden, am grössten sei, aber nur 48% der Jugendli<strong>ch</strong>en konnten dann die Frage na<strong>ch</strong> dem biologis<strong>ch</strong> wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten Zeitpunkt für eine S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aft tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig beantworten. Es besteht also weiterhin ein grosser Bedarf an jugendgere<strong>ch</strong>ter Informationsvermittlung. Dabei umfasst Sexualerziehung weit mehr als die Aufklärung über den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsakt. Sie beinhaltet die gesamte Persönli<strong>ch</strong>keitsentwicklung, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Rollenbilder, Beziehungen, Familienplanung, <strong>Gesundheit</strong> und Verhütung. Wi<strong>ch</strong>tig ist au<strong>ch</strong>, dass die S<strong>ch</strong>ulen aufzeigen, wo Jugendli<strong>ch</strong>e weitere qualitativ ho<strong>ch</strong>wertige Informationen zum Thema Sexualität beziehen können, so zum Beispiel auf anonymen Beratungsseiten im Internet (wie zum Beispiel auf der Jugendwe<strong>bs</strong>ite der <strong>Gesundheit</strong>sdienste <strong>Basel</strong> www.mixyourlife.<strong>ch</strong>) oder unabhängigen Beratungsstellen, denn die Befragung hat gezeigt, dass die Jugendli<strong>ch</strong>en über gewisse Themen, insbesondere zu den Themen «sexuelle Praktiken», «Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheiten» und «S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsabbru<strong>ch</strong>», mehr erfahren mö<strong>ch</strong>ten. 34