Jugendgesundheitsbericht 2012 - Gesundheit.bs.ch - Basel-Stadt
Jugendgesundheitsbericht 2012 - Gesundheit.bs.ch - Basel-Stadt
Jugendgesundheitsbericht 2012 - Gesundheit.bs.ch - Basel-Stadt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diskussion<br />
Die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en fühlen si<strong>ch</strong> gesund:<br />
88% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en geben an, bei<br />
guter oder sehr guter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong><br />
zu sein, wobei Mäd<strong>ch</strong>en und Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e etwas weniger oft angeben, bei<br />
«sehr guter» körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong> zu sein.<br />
Erfreuli<strong>ch</strong> ist, dass nur 1% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
angibt, bei s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter körperli<strong>ch</strong>er <strong>Gesundheit</strong><br />
zu sein. Im Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung 2007/2008<br />
ist die Eins<strong>ch</strong>ätzung der körperli<strong>ch</strong>en <strong>Gesundheit</strong><br />
über alle Gruppen hinweg in etwa stabil<br />
geblieben, wobei bei der aktuellen Befragung<br />
mehr S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (40% vs. 34%)<br />
und Mäd<strong>ch</strong>en (32% vs. 26%) angeben, bei sehr<br />
guter <strong>Gesundheit</strong> zu sein, als bei der letzten<br />
Befragung. Die am häufigsten auftretenden Bes<strong>ch</strong>werden<br />
sind – wie au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on in den letzten<br />
Jahren – Kopfs<strong>ch</strong>merzen und Rücken-/Gelenkprobleme:<br />
Rund ein Fünftel der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
gibt an, daran zu leiden. Ein weiteres positiv zu<br />
wertendes Ergebnis der Untersu<strong>ch</strong>ung: Obwohl<br />
in der Öffentli<strong>ch</strong>keit in der letzten Zeit vermehrt<br />
über die Einnahme von Medikamenten unter<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en, so zum Beispiel Ritalin, gespro<strong>ch</strong>en<br />
wurde, zeigen die aktuellen Auswertungen<br />
keine Zunahme des Medikamentenkonsums im<br />
Verglei<strong>ch</strong> zur Befragung von 2007, die Werte<br />
haben sogar lei<strong>ch</strong>t abgenommen: von 14% auf<br />
11%. Dabei nehmen Mäd<strong>ch</strong>en lei<strong>ch</strong>t öfter Medikamente<br />
zu si<strong>ch</strong> als Jungen. Au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
konsumieren öfter Medikamente als<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e. Diese Unters<strong>ch</strong>iede<br />
waren au<strong>ch</strong> in der Befragung 2007 vorhanden.<br />
Stress, vor allem am Arbeitsplatz, ist eine zunehmende<br />
Belastung in der heutigen Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />
So ergab eine Studie des Staatssekretariats für<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft SECO (9) aus dem Jahr 2010, dass<br />
si<strong>ch</strong> 34 Prozent der S<strong>ch</strong>weizer Erwer<strong>bs</strong>bevölkerung<br />
<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> gestresst fühlen, 7% mehr als<br />
no<strong>ch</strong> vor 10 Jahren. Von Burnout ist ein Viertel<br />
der Erwer<strong>bs</strong>bevölkerung betroffen. Den volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>aden, den der Stress am<br />
Arbeitsplatz verursa<strong>ch</strong>t, s<strong>ch</strong>ätzt das SECO dabei<br />
auf etwa 10 Milliarden Franken pro Jahr. Au<strong>ch</strong><br />
Jugendli<strong>ch</strong>e sind von Stress betroffen: So zeigt<br />
die Befragung, dass si<strong>ch</strong> rund die Hälfte (51%)<br />
der S<strong>ch</strong>üler gestresst fühlt, bei Mäd<strong>ch</strong>en sind<br />
es sogar 61%, bei den Jungen liegt der Wert bei<br />
41%. Der Grund für diesen Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en<br />
den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern liegt mögli<strong>ch</strong>erweise<br />
darin, dass Mäd<strong>ch</strong>en eher dazu bereit sind, ihre<br />
Probleme zu artikulieren, und si<strong>ch</strong> bewusst mit<br />
diesen auseinandersetzen. Der grösste Stressfaktor<br />
für die Jugendli<strong>ch</strong>en ist die S<strong>ch</strong>ule: 59%<br />
geben diese als Stressfaktor Nummer 1 an, gefolgt<br />
von Zeitmangel (22%), Familiengründen<br />
(19%) und Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e (16%).<br />
Ausländis<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e (24%) fühlen si<strong>ch</strong> dabei<br />
deutli<strong>ch</strong> öfter dur<strong>ch</strong> die Berufswahl/Lehrstellensu<strong>ch</strong>e<br />
gestresst als S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(8%). Dies könnte daran liegen, dass es Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e laut vers<strong>ch</strong>iedensten Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
im Allgemeinen s<strong>ch</strong>werer haben,<br />
eine Lehrstelle oder einen Beruf zu finden, und<br />
sie deshalb besonders unter Druck stehen. So<br />
hat zum Beispiel die Studie «Chancenunglei<strong>ch</strong>heit<br />
bei der Lehrstellensu<strong>ch</strong>e: Der Einfluss von<br />
S<strong>ch</strong>ule, Herkunft und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t», die im Rahmen<br />
des Nationalen Fors<strong>ch</strong>ungsprogramms 43<br />
«Bildung und Bes<strong>ch</strong>äftigung» (10) dur<strong>ch</strong>geführt<br />
wurde, gezeigt, dass ausländis<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
bei der Lehrstellensu<strong>ch</strong>e stärker unter Druck<br />
stehen, dies unabhängig von ihren s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en<br />
oder anderweitigen Kompetenzen.<br />
Stress äussert si<strong>ch</strong> bei den befragten Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
vor allem in Gereiztheit und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />
Laune (60%). Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Müdigkeit und S<strong>ch</strong>lafprobleme<br />
(32%) sowie Glei<strong>ch</strong>gültigkeit (32%)<br />
sind häufige Folgen von Stress. Weibli<strong>ch</strong>e Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
leiden insgesamt häufiger unter den<br />
Folgen von Stress, wohingegen si<strong>ch</strong> die körperli<strong>ch</strong>en<br />
Bes<strong>ch</strong>werden öfter bei den Jungen (24%)<br />
als bei den Mäd<strong>ch</strong>en (10%) zeigen. Dass si<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
zunehmend gestresst fühlen, ist ni<strong>ch</strong>t<br />
erstaunli<strong>ch</strong>, denn sie befinden si<strong>ch</strong> in einer sensiblen<br />
Lebensphase, der Übergang vom Kind<br />
zum Erwa<strong>ch</strong>senen ist oftmals mit vielen Komplikationen<br />
und S<strong>ch</strong>wierigkeiten verbunden. Sie<br />
sind glei<strong>ch</strong>zeitig mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten und<br />
anspru<strong>ch</strong>svollen Entwicklungsanforderungen<br />
konfrontiert, die hohe Anforderungen an die Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
stellen: Auseinandersetzungen mit<br />
körperli<strong>ch</strong>en Veränderungen, das Herausfinden<br />
der eigenen Identität, Ablösung vom Elternhaus<br />
sowie die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem eigenen Platz im sozialen<br />
Netz. No<strong>ch</strong> dazu üben au<strong>ch</strong> die äusseren<br />
Lebensbedingungen – S<strong>ch</strong>ule/Beruf, Familie<br />
und Freunde – Druck auf die Jugendli<strong>ch</strong>en aus.<br />
Gerade in unserer stark leistungsorientierten<br />
Zeit wird es für Jugendli<strong>ch</strong>e immer s<strong>ch</strong>wieriger,<br />
den gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en und<br />
berufli<strong>ch</strong>en Anforderungen zu entspre<strong>ch</strong>en.<br />
48