Jugendgesundheitsbericht 2012 - Gesundheit.bs.ch - Basel-Stadt
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Diskussion<br />
In den letzten 20 Jahren haben Übergewi<strong>ch</strong>t und<br />
Adipositas in den industrialisierten Ländern epidemis<strong>ch</strong>e<br />
Ausmasse angenommen. Die Ursa<strong>ch</strong>e<br />
dafür liegt in einer ungünstigen Energiebalance,<br />
die dur<strong>ch</strong> den Verzehr kalorienhaltiger Lebensmittel<br />
und dur<strong>ch</strong> sinkende körperli<strong>ch</strong>e Aktivität<br />
entsteht. S<strong>ch</strong>ätzungen aus dem Jahre 2008 gehen<br />
von knapp einer Milliarde übergewi<strong>ch</strong>tiger und<br />
400 Millionen adipöser Erwa<strong>ch</strong>senen weltweit<br />
aus (14). Besonders besorgniserregend ist die Zunahme<br />
der übergewi<strong>ch</strong>tigen Kinder, ni<strong>ch</strong>t zuletzt,<br />
weil die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit gross ist, dass übergewi<strong>ch</strong>tige<br />
Kinder au<strong>ch</strong> im Erwa<strong>ch</strong>senenalter<br />
weiterhin zur Risikogruppe der Übergewi<strong>ch</strong>tigen<br />
und Adipösen gehören. Die aktuellen Zahlen aus<br />
dem BMI-Gewi<strong>ch</strong>tsmonitoring der Städte <strong>Basel</strong>,<br />
Bern und Züri<strong>ch</strong> bestätigen diese Situation au<strong>ch</strong><br />
für die S<strong>ch</strong>weiz. Gemäss dieser Analyse von s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en<br />
Daten war im S<strong>ch</strong>uljahr 2009/2010<br />
knapp jedes fünfte Kind (19%) übergewi<strong>ch</strong>tig<br />
und knapp jedes Zwanzigste (5%) adipös (15).<br />
Diese hohe Prävalenz zeigt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
in <strong>Basel</strong>-<strong>Stadt</strong>: Insgesamt sind 28%<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en übergewi<strong>ch</strong>tig und 7% adipös.<br />
Die aktuellen Gewi<strong>ch</strong>tsdaten der untersu<strong>ch</strong>ten<br />
Basler Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten Klasse des<br />
S<strong>ch</strong>uljahrs 2010/2011 zeigen im Hinblick auf Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t,<br />
Nationalität und S<strong>ch</strong>ultyp beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Unters<strong>ch</strong>iede: So sind 15% der Gymnasiasten<br />
übergewi<strong>ch</strong>tig, während mehr als doppelt so viele<br />
S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>üler der WBS (34%) übergewi<strong>ch</strong>tig<br />
sind. Au<strong>ch</strong> sind Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
häufiger übergewi<strong>ch</strong>tig (34%) als S<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>e (23%). Die männli<strong>ch</strong>en Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en sind mit 39% die Gruppe mit<br />
den meisten Übergewi<strong>ch</strong>tigen, während weibli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>weizerinnen mit 18% die niedrigsten Übergewi<strong>ch</strong>tsprävalenzen<br />
aufweisen. Unters<strong>ch</strong>eidet man<br />
die Jugendli<strong>ch</strong>en ledigli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, so fällt<br />
auf, dass Knaben im Gegensatz zu den Mäd<strong>ch</strong>en<br />
10% öfter von Übergewi<strong>ch</strong>t betroffen sind.<br />
wiesen vor exakt zehn Jahren in ihrem ersten<br />
Kindergartenjahr (2000/2001) ebenfalls die<br />
hö<strong>ch</strong>sten Übergewi<strong>ch</strong>tsprävalenzen auf. Daraus<br />
könnte ges<strong>ch</strong>lossen werden, dass übergewi<strong>ch</strong>tige<br />
Kinder ein erhöhtes Risiko haben, dass das<br />
hohe Gewi<strong>ch</strong>t bis ins Erwa<strong>ch</strong>senenalter persistiert<br />
(16). Dieser Tracking-Effekt könnte dur<strong>ch</strong><br />
die starke Prägung vieler Verhaltensweisen in der<br />
frühen Kindheit, so au<strong>ch</strong> betreffend Ernährung<br />
und Bewegung, erklärt werden (17). Das Vorhandensein<br />
eines sol<strong>ch</strong>en Effektes wäre aus Public-<br />
Health-Si<strong>ch</strong>t relevant und würde die Bedeutung<br />
der Prävention und der <strong>Gesundheit</strong>sförderung im<br />
Frühberei<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> hervorheben (18). Da die<br />
Übergewi<strong>ch</strong>tsprävalenzen im Kindergarten na<strong>ch</strong><br />
den Jahren 2000/2001 wieder sanken, kann angenommen<br />
werden, dass si<strong>ch</strong> diese Tendenz bei<br />
künftigen Messungen au<strong>ch</strong> bei den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
in der neunten Klasse bemerkbar ma<strong>ch</strong>t.<br />
Sel<strong>bs</strong>t wenn si<strong>ch</strong> in den nä<strong>ch</strong>sten Jahren au<strong>ch</strong> bei<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en eine Stagnation des Übergewi<strong>ch</strong>tes<br />
zeigen sollte, sind die Prävalenzen von Übergewi<strong>ch</strong>t<br />
und Adipositas na<strong>ch</strong> wie vor besorgniserregend<br />
ho<strong>ch</strong> und bedürfen weiterhin intensiver Präventionsbemühungen,<br />
insbesondere einer breiten<br />
und na<strong>ch</strong>haltigen Verbesserung des Ernährungsund<br />
Bewegungsverhaltens von Kindheitsbeinen<br />
an. Eltern sollen informiert und unterstützt werden,<br />
damit sie ein gesundes Ernährungs- und<br />
Bewegungsverhalten ihrer Kinder fördern können.<br />
Besondere Aufmerksamkeit muss in der<br />
Prävention au<strong>ch</strong> auf Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e mit<br />
Migrationshintergrund gelegt werden, denn die<br />
Gewi<strong>ch</strong>tsdaten zeigen, dass Jugendli<strong>ch</strong>e aus Familien<br />
mit Migrationshintergrund besonders häufig<br />
von Übergewi<strong>ch</strong>t und Adipositas betroffen sind.<br />
Überras<strong>ch</strong>end ers<strong>ch</strong>einen könnte, dass die Anzahl<br />
Übergewi<strong>ch</strong>tiger in den neunten Klassen<br />
des S<strong>ch</strong>uljahrs 2010/2011 – trotz intensivierten<br />
Bemühungen im Präventionsberei<strong>ch</strong> – höher<br />
ist als die Anzahl Übergewi<strong>ch</strong>tiger der neunten<br />
Klassen der Vorjahre. Diese hohen Prävalenzen<br />
könnten auf einen mögli<strong>ch</strong>en Jahreskohorteneffekt<br />
hinweisen: Die im S<strong>ch</strong>uljahr 2010/2011<br />
untersu<strong>ch</strong>ten Jugendli<strong>ch</strong>en der neunten Klasse<br />
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