Jugendgesundheitsbericht 2012 - Gesundheit.bs.ch - Basel-Stadt
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Diskussion<br />
Zum ersten Mal wurden die Basler Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
im Rahmen der s<strong>ch</strong>ulärztli<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ung<br />
zu ihrem Wissen über das Thema Sexualität befragt.<br />
Hierbei gibt die grosse Mehrheit an (87%),<br />
im Verglei<strong>ch</strong> mit Glei<strong>ch</strong>altrigen gut bis sehr gut<br />
informiert zu sein, wobei Mäd<strong>ch</strong>en (9%) und<br />
Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e (10%) dabei öfter<br />
angeben, ni<strong>ch</strong>t viel über das Thema Sexualität<br />
zu wissen, als Jungen (4%) und S<strong>ch</strong>weizer Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
(3%). Vor allem Ni<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weizerinnen<br />
gaben an, ni<strong>ch</strong>t viel über sexuelle Aufklärung zu<br />
wissen (16%). Als häufigste Wissensquelle zum<br />
Thema Sexualität gaben die Jugendli<strong>ch</strong>en die<br />
S<strong>ch</strong>ule bzw. Lehrer/-innen an (32%), gefolgt von<br />
Eltern (20%) und anderen Jugendli<strong>ch</strong>en (19%).<br />
Rund 86% der Jugendli<strong>ch</strong>en gaben an, einen Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t<br />
besu<strong>ch</strong>t zu haben. Am häufigsten<br />
führen Klassen- oder Biolehrer/-innen<br />
den Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>. Die S<strong>ch</strong>ule hat<br />
bei der Aufklärung demna<strong>ch</strong> eine grosse Bedeutung.<br />
Aus diesem Grund ist es wi<strong>ch</strong>tig, dass das<br />
Lehrpersonal gut ges<strong>ch</strong>ult ist und gute, jugendgere<strong>ch</strong>te<br />
S<strong>ch</strong>ulungsunterlagen vorhanden sind,<br />
um den Unterri<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>zuführen. Obwohl eine<br />
deutli<strong>ch</strong>e Mehrheit der Jugendli<strong>ch</strong>en angibt, gut<br />
bis sehr gut aufgeklärt zu sein, zeigen die Resultate<br />
der Befragung, dass grosse Wissenslücken<br />
bestehen, so zum Beispiel in Bezug auf sexuell<br />
übertragbare Krankheiten: So haben nur 21%<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en die Frage, ob es einen Impfs<strong>ch</strong>utz<br />
vor Syphilis gibt, ri<strong>ch</strong>tig beantwortet. Bei<br />
HIV und Hepatitis B haben zwar mehr Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
ri<strong>ch</strong>tig geantwortet (70% resp. 81%), do<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> hier lagen immer no<strong>ch</strong> viele Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
fals<strong>ch</strong>. Die Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en subjektiver<br />
Sel<strong>bs</strong>teins<strong>ch</strong>ätzung des vermeintli<strong>ch</strong> guten Wissens<br />
und den aufgezeigten Wissenslücken dokumentiert<br />
zusätzli<strong>ch</strong> den Bedarf an geeignetem<br />
Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t respektive -material. Zu<br />
einem ähnli<strong>ch</strong>en Resultat kam au<strong>ch</strong> eine Befragung<br />
von S<strong>ch</strong>ülerinnen und S<strong>ch</strong>ülern der Berufsund<br />
Mittels<strong>ch</strong>ulen im Kanton Züri<strong>ch</strong>, die 2001 im<br />
Auftrag der <strong>Gesundheit</strong>sdirektion des Kantons<br />
Züri<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>geführt wurde (7): So gaben damals<br />
13% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en an, es gebe eine<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> gegen HIV/Aids impfen zu lassen.<br />
Zudem wussten nur 40% der befragten Jugendli<strong>ch</strong>en,<br />
dass HIV/Aids na<strong>ch</strong> wie vor ni<strong>ch</strong>t<br />
heilbar ist. Um die Wissenslücken unter den Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
zu minimieren bzw. zu verhindern,<br />
dass diese no<strong>ch</strong> grösser werden, ist der Aufklärungsunterri<strong>ch</strong>t<br />
und damit zusammenhängend<br />
die HIV-Prävention an den S<strong>ch</strong>ulen von enormer<br />
Bedeutung, denn die S<strong>ch</strong>ule ist – wie die Befragung<br />
gezeigt hat – na<strong>ch</strong> wie vor die primäre Informationsquelle<br />
der Jugendli<strong>ch</strong>en und ni<strong>ch</strong>t<br />
etwa die Eltern. Dies liegt mitunter au<strong>ch</strong> daran,<br />
dass Eltern während der Pubertät oft ni<strong>ch</strong>t die<br />
primären Anspre<strong>ch</strong>partner der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
sind und Letztere si<strong>ch</strong> die Informationen lieber<br />
von anderen, «neutralen» Instanzen holen. Qualitativ<br />
ho<strong>ch</strong>stehendes, jugendgere<strong>ch</strong>tes Informationsmaterial<br />
hilft hier zweifellos, die Wissenslücken<br />
zu s<strong>ch</strong>liessen.<br />
Dass no<strong>ch</strong> heute viele Jugendli<strong>ch</strong>e ungenügend<br />
oder fals<strong>ch</strong> über Sexualität informiert sind, bestätigen<br />
au<strong>ch</strong> die Ergebnisse einer Onlinebefragung<br />
von 12- bis 20-jährigen Jugendli<strong>ch</strong>en,<br />
die 2008 im Auftrag der Eidgenössis<strong>ch</strong>en Kommission<br />
für Kinder- und Jugendfragen EKKJ an<br />
der Universität <strong>Basel</strong> dur<strong>ch</strong>geführt wurde (8).<br />
So kam die Studie unter anderem zum S<strong>ch</strong>luss,<br />
dass die Jugendli<strong>ch</strong>en zwar bei gewissen Sa<strong>ch</strong>verhalten<br />
angaben, gut informiert zu sein, ihre<br />
Angaben aber bei objektiver Überprüfung dur<strong>ch</strong><br />
eine Wissensfrage ni<strong>ch</strong>t mit ihrem tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Wissen übereinstimmten. So bejahten beispielsweise<br />
77% der Jugendli<strong>ch</strong>en die Frage, ob sie<br />
wüssten, wann die Mögli<strong>ch</strong>keit, s<strong>ch</strong>wanger zu<br />
werden, am grössten sei, aber nur 48% der Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
konnten dann die Frage na<strong>ch</strong> dem biologis<strong>ch</strong><br />
wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten Zeitpunkt für eine<br />
S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aft tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig beantworten.<br />
Es besteht also weiterhin ein grosser Bedarf<br />
an jugendgere<strong>ch</strong>ter Informationsvermittlung.<br />
Dabei umfasst Sexualerziehung weit mehr als die<br />
Aufklärung über den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsakt. Sie beinhaltet<br />
die gesamte Persönli<strong>ch</strong>keitsentwicklung, die<br />
Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Rollenbilder, Beziehungen, Familienplanung,<br />
<strong>Gesundheit</strong> und Verhütung. Wi<strong>ch</strong>tig<br />
ist au<strong>ch</strong>, dass die S<strong>ch</strong>ulen aufzeigen, wo Jugendli<strong>ch</strong>e<br />
weitere qualitativ ho<strong>ch</strong>wertige Informationen<br />
zum Thema Sexualität beziehen können,<br />
so zum Beispiel auf anonymen Beratungsseiten<br />
im Internet (wie zum Beispiel auf der Jugendwe<strong>bs</strong>ite<br />
der <strong>Gesundheit</strong>sdienste <strong>Basel</strong> www.mixyourlife.<strong>ch</strong>)<br />
oder unabhängigen Beratungsstellen,<br />
denn die Befragung hat gezeigt, dass die<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en über gewisse Themen, insbesondere<br />
zu den Themen «sexuelle Praktiken», «Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tskrankheiten»<br />
und «S<strong>ch</strong>wangers<strong>ch</strong>aftsabbru<strong>ch</strong>»,<br />
mehr erfahren mö<strong>ch</strong>ten.<br />
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