Dokumentation ProSalutO
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Anhang<br />
Anhang<br />
Aaron Antonovsky<br />
Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit<br />
Zusammenfassung der Grundgedanken von Ulrike B. Meyer<br />
1. Die Wissenschaften, die sich mit Gesundheit beschäftigen,<br />
suchen nach den Faktoren, die dafür ausschlaggebend<br />
sind, wie wir Spannungen verarbeiten. So fragt auch Aaron<br />
Antonovsky danach, welches unsere allgemeinen Quellen<br />
sind, die es uns ermöglichen, Widerstand oder Abwehrkräfte<br />
zu mobilisieren.<br />
Er nennt sein Konzept Generelle Widerstandsressourcen<br />
(GRRs) und benennt diese Widerstandsressourcen so:<br />
• Geld<br />
• Ich-Stärke<br />
• Kulturelle Stabilität<br />
• Soziale Unterstützung<br />
Generalisierte Widerstandsressourcen machen es leichter, den<br />
zahllosen Stressoren unseres Lebens einen Sinn zu geben.<br />
2. Antonovsky spricht vom Kohärenzgefühl [Sense of<br />
Coherence (SOC)], in dem das Geheimnis von Gesundsein<br />
liegt. Hinter Kohärenzgefühl verbergen sich seiner Meinung<br />
nach drei Fähigkeiten von Menschen:<br />
– Sie nehmen interne und externe Stimuli sinnhaft wahr, kognitiv.<br />
Gemeint ist damit, dass alle auch noch so schrecklichen<br />
Ereignisse erklärbar sind. Im Gefühl trägt sie ihre<br />
Einstellung: »Die Dinge werden sich schon regeln.« –<br />
VERSTEHBARKEIT<br />
– Sie sind von sich überzeugt, dass sie über die notwendigen<br />
Ressourcen verfügen, um den Anforderungen des<br />
Lebens zu begegnen. Sollte man sie nicht selbst besitzen,<br />
dann sind sie sicher, dass ihre sozialen Kontakte ihnen die<br />
Ressourcen zur Verfügung stellen werden. –<br />
HANDHABBARKEIT<br />
– Sie erleben die Ereignisse des Lebens als wichtig und<br />
als Herausforderung, in die es sich lohnt zu investieren.<br />
Sie sind getragen von der Grundeinstellung, dass es sich<br />
lohnt, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.<br />
Sie haben Dinge, die ihnen am Herzen liegen, sie können<br />
Lebensbereiche benennen, die ihnen wichtig sind. –<br />
BEDEUTSAMKEIT<br />
Menschen mit einem geringen Kohärenzgefühl bringen keine<br />
Hinweise darauf, dass ihnen im Leben etwas wichtig ist im<br />
positiven Sinne. Wichtig ist ihnen eher das, was schwer,<br />
unwillkommen ist, was Anforderungen sind. Der Pechvogel<br />
hat nie ein hohes Kohärenzgefühl!<br />
Die Bedeutsamkeit nimmt den größten Einfluss, d.h. sie<br />
bestimmt das Maß, in dem das SOC zu Gesundheit führt.<br />
Der Bedeutsamkeit verdanken wir offensichtlich auch die<br />
Richtung von Veränderungen in unserem Leben, denn die<br />
subjektiv bedeutsamen Lebensbereiche entscheiden. Es ist<br />
also möglich, bestimmte Bereiche des Lebens – sei es Politik<br />
oder Kultur – ganz auszublenden, was dazu beitragen kann,<br />
Distress zu umgehen.<br />
Menschen, denen es möglich war, in Strukturen eingebunden<br />
zu sein, die über lange Zeit das Überleben sichergestellt<br />
haben, zeichnen sich durch ein hohes SOC aus. Vermutlich<br />
stellen solche Strukturen (Religionen oder Ideologien,<br />
Gemeinschaften) dem einzelnen Menschen Bedeutung und<br />
Handhabbarkeit zur Verfügung. Das Gefühl des Selbst und<br />
der Identität werden gestärkt.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass feste Regeln, die Raum<br />
lassen für flexible Strategien und dafür sorgen, dass die<br />
Menschen Rückmeldungen bekommen, sich positiv auf die<br />
Gesundheit auswirken. In der flexiblen Balance zwischen<br />
Geschlossenheit und Offenheit können Informationen aufgenommen<br />
und verarbeitet, integriert werden – was den Stress<br />
möglicherweise verringert.<br />
3. Einige interessante Frageansätze zur Salutogenese:<br />
} Wie sind Kohärenzgefühl und Gesundheit verbunden?<br />
} Wie stehen instrumentelle Problemlösung und Emotionsregulierung<br />
zueinander?<br />
} In wieweit hat die Stärke von Kohärenzgefühl eine wesentliche<br />
Bedeutung bei der Regulation der Spannung, die<br />
durch die Konfrontation mit Stressoren erzeugt wird?<br />
} Wie beeinflussen neurophysiologische, endokrine, immunologische<br />
Mechanismen die Gesundheit?<br />
} Wie beeinflusst das Kausalitätsdenken die Gesundheit?<br />
} Wie verhalten sich Kohärenzgefühl und andere Elemente<br />
des Wohlbefindens zueinander (Glücklichsein, Moral,<br />
Lebenszufriedenheit, Erfolg ...)?<br />
} Wie eignet sich das Kohärenzgefühl als Gruppeneigenschaft.<br />
4. Antonovsky stellt eine interessante Hypothese auf, u.a.<br />
abgeleitet aus einem Experiment mit Ratten:<br />
Ein hohes Ausmaß an Stressoren bei gleichzeitig hohem<br />
Ausmaß an sozialer Unterstützung ist gesundheitsfördernd.<br />
Stress hat den funktionalen Charakter, den Körper zu mobilisieren<br />
– d.h. er ist nicht immanent schädlich.<br />
Der salutogenetische Frageansatz ermöglicht »die Untersuchung<br />
der Konsequenzen aus den an den Organismus<br />
gestellten Anforderungen, auf die er keine direkt verfügbaren<br />
oder automatischen adaptiven Reaktionen hat...«<br />
Fragestellungen, die sich mit den Bewältigungsstrategien für<br />
die Anforderungen des Lebens beschäftigen, könnten einen<br />
wesentlichen Beitrag zum salutogenetischen Denken leisten.