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Dokumentation ProSalutO

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24<br />

Anhang<br />

Anhang<br />

Aaron Antonovsky<br />

Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit<br />

Zusammenfassung der Grundgedanken von Ulrike B. Meyer<br />

1. Die Wissenschaften, die sich mit Gesundheit beschäftigen,<br />

suchen nach den Faktoren, die dafür ausschlaggebend<br />

sind, wie wir Spannungen verarbeiten. So fragt auch Aaron<br />

Antonovsky danach, welches unsere allgemeinen Quellen<br />

sind, die es uns ermöglichen, Widerstand oder Abwehrkräfte<br />

zu mobilisieren.<br />

Er nennt sein Konzept Generelle Widerstandsressourcen<br />

(GRRs) und benennt diese Widerstandsressourcen so:<br />

• Geld<br />

• Ich-Stärke<br />

• Kulturelle Stabilität<br />

• Soziale Unterstützung<br />

Generalisierte Widerstandsressourcen machen es leichter, den<br />

zahllosen Stressoren unseres Lebens einen Sinn zu geben.<br />

2. Antonovsky spricht vom Kohärenzgefühl [Sense of<br />

Coherence (SOC)], in dem das Geheimnis von Gesundsein<br />

liegt. Hinter Kohärenzgefühl verbergen sich seiner Meinung<br />

nach drei Fähigkeiten von Menschen:<br />

– Sie nehmen interne und externe Stimuli sinnhaft wahr, kognitiv.<br />

Gemeint ist damit, dass alle auch noch so schrecklichen<br />

Ereignisse erklärbar sind. Im Gefühl trägt sie ihre<br />

Einstellung: »Die Dinge werden sich schon regeln.« –<br />

VERSTEHBARKEIT<br />

– Sie sind von sich überzeugt, dass sie über die notwendigen<br />

Ressourcen verfügen, um den Anforderungen des<br />

Lebens zu begegnen. Sollte man sie nicht selbst besitzen,<br />

dann sind sie sicher, dass ihre sozialen Kontakte ihnen die<br />

Ressourcen zur Verfügung stellen werden. –<br />

HANDHABBARKEIT<br />

– Sie erleben die Ereignisse des Lebens als wichtig und<br />

als Herausforderung, in die es sich lohnt zu investieren.<br />

Sie sind getragen von der Grundeinstellung, dass es sich<br />

lohnt, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.<br />

Sie haben Dinge, die ihnen am Herzen liegen, sie können<br />

Lebensbereiche benennen, die ihnen wichtig sind. –<br />

BEDEUTSAMKEIT<br />

Menschen mit einem geringen Kohärenzgefühl bringen keine<br />

Hinweise darauf, dass ihnen im Leben etwas wichtig ist im<br />

positiven Sinne. Wichtig ist ihnen eher das, was schwer,<br />

unwillkommen ist, was Anforderungen sind. Der Pechvogel<br />

hat nie ein hohes Kohärenzgefühl!<br />

Die Bedeutsamkeit nimmt den größten Einfluss, d.h. sie<br />

bestimmt das Maß, in dem das SOC zu Gesundheit führt.<br />

Der Bedeutsamkeit verdanken wir offensichtlich auch die<br />

Richtung von Veränderungen in unserem Leben, denn die<br />

subjektiv bedeutsamen Lebensbereiche entscheiden. Es ist<br />

also möglich, bestimmte Bereiche des Lebens – sei es Politik<br />

oder Kultur – ganz auszublenden, was dazu beitragen kann,<br />

Distress zu umgehen.<br />

Menschen, denen es möglich war, in Strukturen eingebunden<br />

zu sein, die über lange Zeit das Überleben sichergestellt<br />

haben, zeichnen sich durch ein hohes SOC aus. Vermutlich<br />

stellen solche Strukturen (Religionen oder Ideologien,<br />

Gemeinschaften) dem einzelnen Menschen Bedeutung und<br />

Handhabbarkeit zur Verfügung. Das Gefühl des Selbst und<br />

der Identität werden gestärkt.<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass feste Regeln, die Raum<br />

lassen für flexible Strategien und dafür sorgen, dass die<br />

Menschen Rückmeldungen bekommen, sich positiv auf die<br />

Gesundheit auswirken. In der flexiblen Balance zwischen<br />

Geschlossenheit und Offenheit können Informationen aufgenommen<br />

und verarbeitet, integriert werden – was den Stress<br />

möglicherweise verringert.<br />

3. Einige interessante Frageansätze zur Salutogenese:<br />

} Wie sind Kohärenzgefühl und Gesundheit verbunden?<br />

} Wie stehen instrumentelle Problemlösung und Emotionsregulierung<br />

zueinander?<br />

} In wieweit hat die Stärke von Kohärenzgefühl eine wesentliche<br />

Bedeutung bei der Regulation der Spannung, die<br />

durch die Konfrontation mit Stressoren erzeugt wird?<br />

} Wie beeinflussen neurophysiologische, endokrine, immunologische<br />

Mechanismen die Gesundheit?<br />

} Wie beeinflusst das Kausalitätsdenken die Gesundheit?<br />

} Wie verhalten sich Kohärenzgefühl und andere Elemente<br />

des Wohlbefindens zueinander (Glücklichsein, Moral,<br />

Lebenszufriedenheit, Erfolg ...)?<br />

} Wie eignet sich das Kohärenzgefühl als Gruppeneigenschaft.<br />

4. Antonovsky stellt eine interessante Hypothese auf, u.a.<br />

abgeleitet aus einem Experiment mit Ratten:<br />

Ein hohes Ausmaß an Stressoren bei gleichzeitig hohem<br />

Ausmaß an sozialer Unterstützung ist gesundheitsfördernd.<br />

Stress hat den funktionalen Charakter, den Körper zu mobilisieren<br />

– d.h. er ist nicht immanent schädlich.<br />

Der salutogenetische Frageansatz ermöglicht »die Untersuchung<br />

der Konsequenzen aus den an den Organismus<br />

gestellten Anforderungen, auf die er keine direkt verfügbaren<br />

oder automatischen adaptiven Reaktionen hat...«<br />

Fragestellungen, die sich mit den Bewältigungsstrategien für<br />

die Anforderungen des Lebens beschäftigen, könnten einen<br />

wesentlichen Beitrag zum salutogenetischen Denken leisten.

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