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Thema<br />
Gefängnis als Lernort?<br />
Pädagogik im Strafvollzug als wirksames Mittel<br />
zur Rückfallvermeidung.<br />
Von Herbert Promok<br />
GGerade in der letzten Zeit wurden<br />
wieder die Rufe nach einer<br />
Verschärfung des Jugendstrafrechts<br />
laut. Mit Äußerungen wie „Lebenslang<br />
einsperren“ oder beispielsweise<br />
eine Verschickung der jugendlichen<br />
Straftäter in sog. „Trainingscamps<br />
in Sibirien“ versuchen manche<br />
Politiker immer wieder politisches<br />
Kleingeld zu machen.<br />
Die Erfahrung der Kriminalsoziologen<br />
lehrt uns allerdings etwas<br />
ganz anderes. Ausbildung, Betreuung<br />
und Begleitung, wie dies etwa<br />
auch bei kurzstrafigen (Straflänge<br />
max. 6 Monate) Insassen in der<br />
JA Wien Josefstadt geschieht, ist<br />
wesentlich sinnvoller als „militärischer<br />
Drill und das Brechen des<br />
Willens“ in Camps. Eine Verschärfung<br />
des Jugendstrafrechts stößt bei<br />
den Experten auf strikte Ablehnung.<br />
Eine härtere Gangart gegen<br />
jugendliche Straftäter halten diese<br />
sogar für „kontraproduktiv“. Entgegen<br />
aktuellen Zeitungsmeldungen<br />
gehen auch die Gefangenenzahlen<br />
bei jugendlichen Straftätern leicht<br />
zurück. Eine Zunahme der Jugendkriminalität<br />
ist demnach an den<br />
aktuellen Gefangenenzahlen nicht<br />
abzulesen.<br />
Zur Ausgangssituation in der<br />
Justizanstalt Wien Josefstadt:<br />
Vorweg ein Zitat aus dem Buch<br />
„Im Bauch des Gefängnisses“ von<br />
Wolfgang Gratz:<br />
„Vordergründig gesehen stellen<br />
unsere Gefängnisse zu Stein gewordene<br />
Katastrophen dar. Mehr als<br />
die Hälfte der Entlassenen kehrt<br />
innerhalb von 5 Jahren, der Großteil<br />
hiervon relativ rasch, wieder ins<br />
Gefängnis zurück“.<br />
Dieser Erkenntnis Rechnung tragend<br />
haben wir gemäß unserer sozialen<br />
Grundaufgabe unseren Leitgedanken<br />
formuliert: „Arbeit ist<br />
die beste Prävention“! Zudem soll<br />
die Vorbereitung auf die Entlassung<br />
bereits mit dem ersten Tag der<br />
Inhaftierung beginnen.<br />
Die Arbeit der 4 Berufsschullehrer<br />
in der Justizanstalt Wien Josefstadt<br />
hinsichtlich beruflicher Qualifizierung<br />
während der Haft ist auf<br />
die durchschnittliche Dauer einer<br />
Untersuchungshaft, auf ca. 70 Tage,<br />
abgestimmt.<br />
Durch das Initiieren der Schnupperlehren<br />
vor etwas mehr als 2 Jahren<br />
wurde bzw. wird versucht, die<br />
Chance der Jugendlichen zu stärken,<br />
nach der Entlassung ein legales<br />
Leben führen zu können. Weiters<br />
hat ein Großteil der Jugendlichen<br />
wenig bis gar keine Berufserfahrung.<br />
Das längerfristige Ziel dieser<br />
Schnupperlehren ist u. a. auch eine<br />
Eingliederung der Haftentlassenen<br />
in den Arbeitsmarkt durch arbeitsmarktrelevante<br />
Qualifikationen<br />
zu fördern bzw. überhaupt erst zu<br />
ermöglichen.<br />
Kurzfristigere Ziele sind eine<br />
berufliche Orientierung. Die<br />
Schnupperlehre hat sich mittlerweile<br />
als sehr effektiv erwiesen. Dies<br />
insofern, als sich dadurch eine ausnehmend<br />
gute Möglichkeit der Teilnehmerselektion<br />
für spätere „Ausbildungsschienen“,<br />
z. B: der Facharbeiterintensivausbildung,<br />
ergibt.<br />
Zudem bekommen alle Insassen,<br />
welche eine mind. 7 Wochen dauernde<br />
Schnupperlehre erfolgreich<br />
absolvieren, ein externes Zertifikat<br />
1 .<br />
Der Teilnehmerauswahl kommt<br />
große Bedeutung zu. Entsprechend<br />
dem im Rahmen des Projektes<br />
„Telfi 2 “ erarbeiten und ausreichend<br />
erprobten Kursdesigns werden die<br />
Teilnehmer ausgewählt bzw. auch<br />
betreut.<br />
Teilnehmerauswahl und<br />
Betreuung durch externe<br />
PsychologInnen:<br />
Mittels eines strukturierten Interviewleitfadens<br />
werden einerseits<br />
„hard facts“ erhoben wie z.B.:<br />
• Schul- und Berufsausbildung<br />
• Berufliche Praxis<br />
• Hafterfahrung<br />
• Gesundheit<br />
Andererseits wird im Auswahlgespräch<br />
auch geprüft, inwieweit der<br />
Jugendliche –<br />
• gruppenfähig ist,<br />
• konzentrations- und aufmerksamkeitsfähig<br />
ist,<br />
• und letztlich die notwendige Motivation<br />
mitbringt („soft facts“).<br />
Betreuung:<br />
Die begleitende Betreuung der<br />
Jugendlichen erfolgt durch eine<br />
1x wöchentlich stattfindende<br />
Coachinggruppe.<br />
Vorrangiges Ziel dieser Gruppe ist<br />
4 goed-berufsschule