VOM FAMILIENUNTERNEHMEN ZuM GLOBALEN ... - Getrag
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<strong>VOM</strong> <strong>FAMILIENUNTERNEHMEN</strong><br />
<strong>ZuM</strong> <strong>GLOBALEN</strong> KONZERN<br />
Seit 77 Jahren gibt es GETRAG nun schon. Eine Geschichte voller Höhen und Tiefen. Geprägt von<br />
einer visionären Unternehmerfamilie, der Leidenschaft seiner Mitarbeiter und der Sehnsucht des<br />
Menschen nach automobiler Freiheit hat sich ein schwäbischer Betrieb in die Welt aufgemacht.<br />
Frühjahr 1935. Es ist schon dunkel,<br />
als Hermann Hagenmeyer nach einem<br />
Geschäftstermin am Stuttgarter Hauptbahnhof<br />
auf seinen Zug nach Nürnberg wartet. Auf dem<br />
Bahnsteig lernt er den Staatsanwalt Bogenrieder<br />
kennen, der gerade für einen Freund eine<br />
Firma verkaufen will: die Pfeiffer-Werke in<br />
Ludwigsburg. Die beiden teilen das Zugabteil.<br />
Als Bogenrieder hört, dass Hagenmeyer bei einer<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft arbeitet,<br />
erkundigt er sich nach unterstützung beim<br />
Firmenverkauf. Irgendwo zwischen Stuttgart<br />
und Nürnberg fasst Hermann Hagenmeyer<br />
einen kühnen Entschluss: Er wird dieses<br />
unternehmen selbst kaufen.<br />
dIE ERsTEN jAhRE<br />
Der frischgebackene, gerade einmal 21jährige<br />
Fabrikant Hagenmeyer produziert mit 80 Mitarbeitern<br />
fortan seine ersten Motorradgetriebe. Familie und Freunde<br />
warnen, aber er lässt sich nicht beirren. Mit viel Schweiß und<br />
beispiellosem Zusammenhalt in der Belegschaft laufen die<br />
Geschäfte gut an: Zu Beginn des 2. Weltkriegs hat GETRAG schon<br />
300 Mitarbeiter.<br />
„Trotz der<br />
Warnungen von<br />
Familie und Freunden<br />
hält Hagenmeyer an seinem<br />
Vorhaben fest. Mit viel Mühe<br />
und Schweiß und dank des<br />
vorbildhaften Teamgeistes<br />
seiner Beschäftigten sind<br />
die Geschäfte von Erfolg<br />
gesegnet.“<br />
Im jahr 1945 dann der erzwungene Neuanfang:<br />
Deutschlands Infrastruktur ist zerstört, Rohstoffe sind<br />
knapp, die Menschen haben kaum Geld. um die 100 alte und<br />
neue Mitarbeiter bringen die Produktion allen Widrigkeiten zum<br />
Trotz wieder zum Laufen. Das Ergebnis der harten Arbeit ist ein<br />
kleines untersetzungsgetriebe für einen Fleischwolf als erstes<br />
Serienprodukt nach dem Krieg.<br />
Nur wenige jahre später setzt die Motorisierung in Deutschland<br />
ein, und GETRAG gelingt ein großartiger Wiederaufstieg. Die<br />
Männer der Zeit fahren Motorräder wie Horex, Ardie<br />
und Victoria. PKWs kann sich kaum jemand leisten.<br />
Erst zu Beginn der 60er wird die Produktion<br />
auf Automobilgetriebe umgestellt. Zu den ersten<br />
Kunden zählen Porsche und BMW. und<br />
die Technologie entwickelt sich: Mit immer<br />
schnelleren Autos werden auch die Getriebe<br />
leistungsfähiger. Das unternehmen hat inzwischen<br />
1.200 Mitarbeiter.<br />
VoM VATER <strong>ZuM</strong> sohN<br />
Die Folgejahre sind geprägt durch ein stetiges<br />
Anwachsen der Kundenliste. Neue Werke werden<br />
eröffnet, zum Beispiel in Rosenberg. Auch übernahmen<br />
finden statt. Im April 1982 dann die traurige Nachricht:<br />
Firmengründer Hermann Hagenmeyer ist verstorben. Wie soll es<br />
nun weitergehen? Das unternehmen steht auf dem Sprung nach<br />
Nordamerika und Asien. Sohn Tobias fasst seinen Entschluss: Er<br />
übernimmt die Verantwortung. Auch er ist gerade erst 27.<br />
18 juNI 2012 SHIFT 02
AUTOR:<br />
Silvio Sommer, Corporate Internal Communications<br />
Automobile werden in den Industriegesellschaften nun endgültig<br />
zur Massenware. Aus vier werden fünf Gänge, die Entwicklung<br />
schreitet immer schneller voran. Die Fahrzeuge werden flacher<br />
und windschnittiger, Testzeitschriften sprechen vom<br />
cw-Wert (misst den Strömungswiderstand), für Getriebe steht<br />
immer weniger Bauraum zur Verfügung – eine technologische<br />
Herausforderung jagt die andere. und die Expansion bei<br />
GETRAG geht weiter: Werke wie Bari in Italien kommen hinzu. Aus<br />
dem Ludwigsburger Familienunternehmen erwächst ein globaler<br />
Automobilzulieferer. Die Mitarbeiterzahl im jahr 2000: 5.000.<br />
IM 21. jAhRhuNdERT<br />
um die jahrtausendwende findet GETRAG einen neuen Partner.<br />
Es ist kein Geringerer als Branchen-Ikone Ford, Vorreiter der<br />
industriellen Massenfertigung. Beide unternehmen lernen<br />
voneinander, es ist der Beginn einer langen und erfolgreichen<br />
Partnerschaft. Inzwischen nimmt der asiatische Markt<br />
immer mehr an Fahrt auf. So bekommt GETRAG 2007 mit<br />
dem chinesischen Hersteller jiangling Motors einen weiteren<br />
Partner und ein festes Standbein auf dem heute größten<br />
Automobilmarkt der Welt.<br />
lernt aus den Fehlern der Vergangenheit und entwickelt eine neue<br />
Strategie. und die wirkt: 2011 wird zum Rekordjahr, 2012 wird<br />
nach Indien expandiert, für 2013 sind weitere Märkte im Visier. Die<br />
Mitarbeiterzahl: über 12.500.<br />
In 77 jahren haben Generationen von Mitarbeitern mit beispiellosem<br />
Einsatz aus einem regionalen Familienunternehmen<br />
den größten unabhängigen Getriebehersteller weltweit gemacht.<br />
Durch Tobias Hagenmeyer ist die Familie des Gründers bis zum<br />
heutigen Tag GETRAG verpflichtet.<br />
Lesen Sie mehr dazu im Interview auf den nächsten Seiten.<br />
Wie viele unternehmen, erwischt die Finanzkrise 2008 auch<br />
GETRAG unvorbereitet. Die plötzlichen Einbrüche am Markt<br />
machen dem unternehmen schwer zu schaffen, Mitarbeiter<br />
werden entlassen, die Zukunft des Erbes steht auf dem<br />
Spiel. Tobias Hagenmeyer, inzwischen nicht mehr aktiv in<br />
der unternehmensleitung, fasst über Nacht einen mutigen<br />
Entschluss: Ein neues Management muss her. Man<br />
SHIFT 02 juNI 2012 19