?Toyota kapieren, nicht kopieren? - Global Value Management
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CHEFSACHE<br />
Lean-Experte: Volker Stauch,<br />
Leiter Produktion Powertrain<br />
und Werkleiter Untertürkheim<br />
(Mitte), wird den Kongress ‚Automotive<br />
Lean Production’ im<br />
November in Stuttgart eröffnen.<br />
Der Bereich Powertrain der<br />
Daimler AG gewann den Lean-<br />
Award 2007 und 2008.<br />
„<strong>Toyota</strong> <strong>kapieren</strong>, <strong>nicht</strong> <strong>kopieren</strong>“<br />
Die Gewinner der AUTOMOTIVE LEAN PRODUCTION AWARDS 2008 stehen fest: Vier Zulieferer sowie die Automatik-Getriebefertigung<br />
von Daimler am Standort Stuttgart-Hedelfingen sind erfolgreich ‚schlank’. Sie stellten dies<br />
in einem internationalen Benchmark unter Beweis. Auf dem ‚Automotive Lean Production’-Kongress im November<br />
in Stuttgart werden die Awards überreicht und die Ergebnisse der Studie präsentiert.<br />
Bild: Daimler<br />
Es war bereits die dritte Runde: Seit<br />
2006 führt die Beratungsgesellschaft<br />
Agamus Consult in einem<br />
Kooperationsprojekt mit AUTOMOBIL-<br />
PRODUKTION die Studie ‚Automotive<br />
Lean Production’ durch. Ein Schwerpunktthema<br />
der Studie 2008 lautet:<br />
‚Führung und Einfluss der Führungskräfte’.<br />
„Aus unserer Erfahrung mit der<br />
Einführung von Produktionssystemen<br />
wissen wir um die Wichtigkeit des Veränderungsmanagements<br />
bei der Einführung<br />
von ‚Lean‘“, so Alan Brunhammer,<br />
Geschäftsführer Agamus Consult.<br />
Daimler: Führen-vor-Ort-Prinzip<br />
Gerade bei diesem Thema sammelte der<br />
Gewinner in der OEM-Kategorie reichlich<br />
Punkte. 2008 beteiligte sich die<br />
Automatik-Getriebefertigung des Werkes<br />
Unterstürkheim, Werksteil Hedelfingen,<br />
an der Benchmark-Studie. Das<br />
Produktionsleistungszentrum Getriebe<br />
der Daimler AG produziert mit rund<br />
2 400 Mitarbeitern arbeitstäglich über<br />
5 000 Getriebe und führt derzeit – im<br />
Rahmen eines Drei-Stufen-Lean-Programms<br />
– als dritten Prozessschritt das<br />
‚Führen-vor-Ort’-Prinzip flächendeckend<br />
ein. Die Erfolge, die der schwäbische<br />
Hersteller durch die ‚schlanke‘<br />
Umgestaltung bislang erzielt hat, können<br />
sich sehen lassen: Zuwachs der<br />
Produktivität um 25 Prozent in zwei<br />
Jahren bei gleichzeitigem Rückgang der<br />
externen Fehlerquote um 80 Prozent.<br />
Volker Stauch, Leiter Produktion Powertrain<br />
und Werkleiter Untertürkheim,<br />
wird auf dem Kongress ‚Automotive<br />
Lean Production‘ am 26. November<br />
2008 in Stuttgart (siehe auch Kasten)<br />
über die Lean-Maßnahmen und Lean-<br />
Erfolge in seinem Haus referieren. Sein
CHEFSACHE<br />
Motto lautet: „Schelligkeit und Einfachheit<br />
der Umsetzung stehen stets vor einer<br />
ausgefeilten 100-Prozent-Lösung.“<br />
JCI: Lean als Gesamtsystem<br />
Das Werk Remchingen von Johnson<br />
Controls produziert Kombiinstrumente,<br />
analoge Uhren und Anzeigen für die<br />
Einparkhilfe. Dort will man ‚Lean Manufacturing’<br />
als Gesamtsystem verstanden<br />
haben. Seit 1995 wird in dem Werk<br />
das <strong>Toyota</strong>-Produktionssystem systematisch<br />
angewandt. Bei JCI in Remchingen<br />
ist der ‚Lean-Production‘-Ansatz zu<br />
einem „unverzichtbaren Bestandteil der<br />
Arbeitskultur am Standort“ geworden:<br />
So sind beispielsweise alle Fertigungsabläufe<br />
flexibel nach dem ‚Pull’-Prinzip<br />
auf die jeweils aktuellen tatsächlichen<br />
Bedürfnisse der Produktion ausgerichtet.<br />
Zudem organisieren die Mitarbeiter<br />
in autonomen Produktionseinheiten<br />
die Fertigung, die Programmsteuerung<br />
sowie die Materialbeschaffung.<br />
Kautex Textron: Kulturwandel<br />
Bei Kautex Textron in Mallersdorf wird<br />
‚Lean Production’ als „selbstverständlicher,<br />
integraler Teil der Kultur im Werk“<br />
angesehen. „Kultur deshalb, weil Firmenkultur<br />
ein Wettbewerbsvorteil sein<br />
kann, der <strong>nicht</strong> einfach kopierbar oder<br />
auf dem Markt käuflich ist“, heißt es<br />
dazu von Kautex Textron. Seit 1995<br />
orientiert sich das Werk an der schlanken<br />
Produktion nach dem Vorbild <strong>Toyota</strong>s.<br />
An dem Standort, der Kunststofftanks<br />
für BMW produziert, beschäftigt<br />
sich eine eigene Abteilung ‚Lean <strong>Management</strong>’<br />
ausschließlich mit der Umsetzung<br />
der Lean-Methoden und der<br />
Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter.<br />
Fischer Automotive: ‚Schlanker’ Pionier<br />
Der Gewinner in der Kategorie ‚Nationaler<br />
Mittelstand’ zählt zu den Lean-<br />
Pionieren. Die Fischer Automotive Systems<br />
GmbH, Hersteller unter anderem<br />
von Ablagesystemen, Kinematikkomponenten<br />
und Lüftungsdüsen fürs Interieur,<br />
begann 2001 ein synchrones Produktionssystem<br />
im Werk Horb aufzubauen.<br />
„Es geht darum, <strong>Toyota</strong> zu <strong>kapieren</strong>,<br />
<strong>nicht</strong> zu <strong>kopieren</strong>“, sagt<br />
Firmenchef Klaus Fischer, der mit seinem<br />
persönlichen Einsatz für die konsequente<br />
Umsetzung des Fischer-Produktionssystems<br />
sorgt. Heute sind in<br />
Horb die Lean-Prinzipen täglich gelebte<br />
Praxis – <strong>nicht</strong> nur in der Produktion, sondern<br />
mittlerweile auch in Verwaltungsbereichen,<br />
beispielsweise dem Vertrieb.<br />
IAC in Genk: Schnellstart<br />
Erst seit Ende 2006 widmet sich die IAC<br />
Group dem Lean-Thema. Das Werk<br />
Genk, diesjähriger Gewinner in der Kategorie<br />
‚Start-up‘, fertigt Cockpits und<br />
Konsolen für die Ford-Modelle S-Max<br />
und Mondeo, die mit 40 Minuten Vorlauf<br />
vom nahe gelegenen Ford-Werk in<br />
Genk abgerufen werden. IAC ging sehr<br />
beherzt an das Thema heran: Ein ‚IAC<br />
Kaizen College’ wurde gegründet, die<br />
Mitarbeiter werden in regelmäßigen<br />
‚Lean Introduction Sessions’ mit Methoden<br />
und Zielen vertraut gemacht.<br />
Im nächsten Schritt wird sich das Werk<br />
auf operativer Ebene – intern wie bei<br />
den Zulieferern – mit den Lean-Prinzipien<br />
auseinandersetzen. Gewürdigt<br />
wird mit dem ‚Start-up Award’ die engagierte<br />
und stringente Umsetzung der<br />
ersten Maßnahmen.<br />
Lean-Kongress am 26. November 2008<br />
Die ‚Automotive Lean Production<br />
Awards 2008‘ werden auf dem Fachkongress<br />
‚Automotive Lean Production’<br />
am 26. November im Mövenpick-Hotel<br />
am Flughafen Stuttgart übergeben. Die<br />
Verantwortlichen aus den ausgezeichneten<br />
Unternehmen werden ihre Lean-<br />
Erfahrungen und Lean-Erfolge auf dem<br />
Automotive Lean Production<br />
Award 2008 – die Gewinner<br />
Über 100 Unternehmen aus Europa<br />
nahmen 2008 an der internationalen<br />
Benchmark-Studie ‚Automotive Lean<br />
Production’ teil, die in diesem Jahr bereits<br />
zum dritten Mal durchgeführt wurde.<br />
An der Studie teilnehmen können Unternehmen<br />
oder Werkseinheiten mit<br />
mindestens 250 Mitarbeitern. Sie sollten<br />
mindestens 50 Prozent des Umsatzes<br />
im Automobilbereich generieren. Einer<br />
Fragebogenaktion im Frühjahr 2008<br />
schloss sich die Vor-Ort-Validierung der<br />
bis dahin performancestärksten Unternehmen<br />
durch die Experten der Agamus<br />
Consult in Starnberg an.<br />
Die Gewinner in fünf Kategorien sind:<br />
OEM: Automatikgetriebe-Fertigung der<br />
Daimler AG im Werk Hedelfingen<br />
Internationaler Konzern: Johnson Controls,<br />
Werk Remchingen<br />
Internationaler Mittelstand: Kautex Textron,<br />
Werk Mallersdorf<br />
Nationaler Mittelstand: Fischer Automotive<br />
Systems, Horb<br />
Lean Start-up: IAC Group, Werk Genk.<br />
Fachkongress vorstellen. Als Key-Note-<br />
Speaker werden Volker Stauch, Leiter<br />
Produktion Powertrain und Werkleiter<br />
Untertürkheim Daimler AG, sowie Arne<br />
Lakeit, Leiter Gesamtplanung der<br />
Audi AG, sprechen. Am 25. November<br />
haben die Teilnehmer zudem Gelegenheit,<br />
die 2007 mit dem ‚Automotive<br />
Lean Production Award‘ ausgezeichnete<br />
Daimler-Motorenfertigung im Werk Stuttgart-Untertürkheim<br />
zu besichtigen.<br />
Infos zur Studie, zum Kongress und<br />
zur Daimler-Werksbesichtigung unter<br />
lean.award@agamus.com oder www.<br />
automobil-produktion.com.<br />
Tina Rumpelt