Familie Josef Milz - Gmv-lindenberg.de
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Alte Grabsteine erzählen Hutgeschichte 4/2013<br />
<strong>Familie</strong> <strong>Josef</strong> <strong>Milz</strong><br />
von Georg Grübel<br />
Die große Grabanlage <strong>de</strong>r Hut-<strong>Familie</strong> <strong>Milz</strong> fin<strong>de</strong>t sich rechts vor <strong>de</strong>r Aussegnungshalle <strong>de</strong>s Alten Friedhofs.<br />
Sie wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>nberger Hutfabrik errichtet.<br />
Die „<strong>Milz</strong>“sche Hutgeschichte geht min<strong>de</strong>sten bis ins Jahr 1780 zurück. Aus diesem Jahr datiert ein<br />
Brief aus Babenhausen, geschrieben von Johann Jakob <strong>Milz</strong> (1728 – 1798) an seine Ehefrau in Weihers,<br />
<strong>de</strong>m heutigen Teilort <strong>de</strong>r Stadt Lin<strong>de</strong>nberg. Alle Begleitumstän<strong>de</strong> lassen darauf schließen, dass <strong>de</strong>r Landwirt<br />
Johann Jakob <strong>Milz</strong> dort als Strohhuthändler auf Reisen war. Von seinem ältesten Sohn Franz Xaveri <strong>Milz</strong><br />
wissen wir dann bestimmt, dass er in beträchtlichem Maß im Strohhuthan<strong>de</strong>l tätig war.<br />
Franz Xaveri <strong>Milz</strong> (1772 – 1843) erwarb am 28.12.1802 von seiner Mutter das elterliche Anwesen in<br />
Weihers und verheiratete sich dort am 10.1.1803. Zu diesem landwirtschaftlichen Anwesen gehörte auch eine<br />
Branntweinbrennerei mit Essigfabrikation. Ausweislich von Frachtbriefen war <strong>de</strong>r Strohhuthan<strong>de</strong>l beträchtlich.<br />
<strong>Milz</strong> hatte Nie<strong>de</strong>rlassungen in Ulm und Augsburg und regen Geschäftskontakt nach St. Gallen und Basel. Ab<br />
1820 zeichnete er seine Geschäftspapiere mit < Xaveri <strong>Milz</strong> und Compagnie von Weyers >. Mit Gründung <strong>de</strong>r<br />
Compagnie wur<strong>de</strong> die eigene Hutproduktion stark ausgeweitet. Auch die Söhne Fi<strong>de</strong>l, Xaver und Anton<br />
wuchsen ins Hutgeschäft hinein. Nach <strong>de</strong>m Tod von Xaveri <strong>Milz</strong> blieb <strong>de</strong>r <strong>Familie</strong>nbetrieb bis En<strong>de</strong> 1850 in<br />
<strong>de</strong>n bisherigen Arbeitsstätten in Weihers. Martin Kölbl, <strong>de</strong>r Hutchronist, hat das Gründungsjahr <strong>de</strong>r späteren<br />
Hutfabrik auf das Jahr 1833 festgelegt, also in die Zeit von Franz Xaveri <strong>Milz</strong>.<br />
Xaver <strong>Milz</strong> (1811 – 1885) erwarb En<strong>de</strong> 1850 in Lin<strong>de</strong>nberg das Anwesen „in <strong>de</strong>n Boschen“, Hochgratstraße<br />
11, und betrieb hier nahezu 20 Jahre mit gutem Erfolg eine Strohhutfertigung. Im Jahr1869 errichtete er<br />
einen fortschrittlichen Neubau, wo Wohn- und Fabrikationsräume getrennt waren. Aufgrund <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Geldnot nach <strong>de</strong>m Krieg 1870/71 musste er aber Haus und Hof verkaufen und das Hutgeschäft aufgeben.<br />
Sein Sohn <strong>Josef</strong> <strong>Milz</strong> wur<strong>de</strong> dann <strong>de</strong>r erfolgreiche Hutfabrikant mit <strong>de</strong>m Grabmal auf <strong>de</strong>m Alten Friedhof.<br />
<strong>Josef</strong> <strong>Milz</strong> (1856 – 1921) gab <strong>de</strong>n erlernten Beruf als Zimmermann kurz nach been<strong>de</strong>ter Lehrzeit auf<br />
und widmete sich <strong>de</strong>m Strohwarengeschäft (Taschen u.a.). Im Jahr 1880 machte er sich selbständig, kaufte<br />
das Haus Na<strong>de</strong>nbergstraße 3 und verheiratete sich mit Benedikta Rasch, <strong>de</strong>r Tochter <strong>de</strong>s Strohhutfabrikanten<br />
Thomas Rasch. 1885 erfolgte unter <strong>de</strong>r Hutfirma <strong>de</strong>r Zusammenschluss mit Schwager Georg<br />
Rasch in <strong>de</strong>ssen Fabrikbau in <strong>de</strong>r damaligen Hirschstraße (später dort die Hutfabrik ). Dieser<br />
Betrieb zählte 1886 – 1889 zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten Lin<strong>de</strong>nberger Unternehmungen.<br />
Ab Mitte 1889 produzierte <strong>Josef</strong> <strong>Milz</strong> wie<strong>de</strong>r auf eigene Rechnung in <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>nbergstraße. Hier<br />
entstand 1890 die Firma , als <strong>de</strong>r Kaufmann Rupert Herter Teilhaber wur<strong>de</strong>. Von da ab nahm <strong>de</strong>r<br />
Betrieb eine solche Aus<strong>de</strong>hnung an, dass bereits 1895 geson<strong>de</strong>rte Fabrikräume erstellt wer<strong>de</strong>n mussten.<br />
1927 waren mit mehrstöckigen Fabrik- und Lagergebäu<strong>de</strong>n 8500 Quadratmeter Bo<strong>de</strong>nfläche überbaut.<br />
Als <strong>Josef</strong> <strong>Milz</strong> 1921 im Alter von 65 Jahren starb, hinterließ er die Firma seinen 3 Kin<strong>de</strong>rn:<br />
<strong>Josef</strong> (1880 – 1943), Frida (1882 – 1958) und Emil (1887 – 1929).<br />
Die bei<strong>de</strong>n Söhne <strong>Josef</strong> und Emil und <strong>de</strong>r Schwiegersohn Hanns Horn, <strong>de</strong>r Ehemann <strong>de</strong>r Tochter<br />
Frida, waren voll im Unternehmen tätig, als im Krisenjahr 1929 die Firma in Konkurs ging und vom Münchner<br />
Hutindustriellen Anton Seidl aufgekauft und mit <strong>de</strong>ssen Firma Mayser in Ulm zusammengeführt wur<strong>de</strong>: Es<br />
entstand die Firma . 1940 übernahm Curt. M. Zechbauer, Schwiegersohn von Anton<br />
Seidl, die Firma. Sie ist seit<strong>de</strong>m im Zechbauer-<strong>Familie</strong>nbesitz.<br />
Nach <strong>de</strong>m Konkurs und <strong>de</strong>r Fusion mit Mayser konnte Hanns Horn in <strong>de</strong>r Firma in Lin<strong>de</strong>nberg bleiben.<br />
Emil hat sich erschossen, <strong>Josef</strong> wur<strong>de</strong> als Außendienstleiter nach Rotterdam und London geschickt und starb<br />
1943 an Krebs. Seine Frau Clara, eine Schwester von Ottmar von Reich, starb 1997 fast 94jährig verbittert<br />
und verarmt im Altenheim in Röthenbach. An sie erinnert auf <strong>de</strong>r rechten Seitenfläche <strong>de</strong>r Grabstele<br />
das Monogramm C.M. 03 – 97.<br />
Quelle: Der <strong>Milz</strong>sche Srohhutbetrieb von 1780-1895, in: Lin<strong>de</strong>nberger Heimatkun<strong>de</strong>, 1928, Nr. 93, 21. April,<br />
verfügbar im Stadtarchiv.
Die Hutfabrik <strong>Milz</strong> & Co. an <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>nbergstraße<br />
Die Fa. Mayser-<strong>Milz</strong> & Cie.