Deutschlands erste Goldminen in Ostafrika - Golf Dornseif
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<strong>Deutschlands</strong> <strong>erste</strong> <strong>Goldm<strong>in</strong>en</strong> <strong>in</strong> <strong>Ostafrika</strong><br />
Von <strong>Golf</strong> <strong>Dornseif</strong><br />
Nach Angaben der Regierung Tansanias aus neuerer Zeit (M<strong>in</strong>isterium für Bergbau und<br />
Bodenschätze) waren beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs <strong>in</strong> Deutsch-<strong>Ostafrika</strong> <strong>in</strong> der<br />
Region Sekenke 26 Europäer und 1170 E<strong>in</strong>geborene im Goldbergbau beschäftigt. Je<br />
Tonne Erz konnten damals etwa 20 Gramm des edlen Metalls gewonnen werden. Erst <strong>in</strong><br />
den späten dreißiger Jahren erwog man erneut die Suche nach Gold im Mandatsgebiet<br />
an zahlreichen Stellen mit relativ ger<strong>in</strong>gem Erfolg. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
konzentrierten sich jedoch auf das Diamantengeschäft. Wie aber waren die deutschen<br />
Pioniere aktiv nach der damaligen Jahrhundertwende?<br />
Die deutsche Kolonialpresse meldete voller Stolz am 17. April 1909 aus Dar-es-Salaam im e<strong>in</strong>zelnen:<br />
„Als im Juli vorigen Jahres der Prospekt der Kironda <strong>Goldm<strong>in</strong>en</strong> Gesellschaft weltweit verschickt<br />
wurde, glaubte niemand von denen, welche die Schwierigkeiten der Gründung und Durchführung<br />
afrikanischer Unternehmungen kennen, dass die neue Gesellschaft vor Ablauf e<strong>in</strong>es Jahres <strong>in</strong>mitten<br />
der afrikanischen Wildnis e<strong>in</strong>e großartige europäische Niederlassung mit mehreren flott gehenden<br />
Bergwerksbetrieben haben würde. Trotzdem sche<strong>in</strong>t dieser Fall jetzt hier e<strong>in</strong>getreten zu se<strong>in</strong> ...<br />
Die C.A.B.G hat Ende 1906 durch e<strong>in</strong>en ihrer Prospektoren, Herrn H. Goetze, e<strong>in</strong> aussichtsreiches<br />
Goldvorkommen am Kirondabach bei Sekenke <strong>in</strong> der Wembere-Steppe entdeckt. Der angesehene<br />
Johannesburger Berg-Ingenieur Kuntz besichtigte im Auftrag der Gesellschaft die neuen Funde. Nach<br />
se<strong>in</strong>em und dem Gutachten des ebenfalls aus Johannesburg empfohlenen Berg-Ingenieurs James<br />
Zimmermann handelt es sich um e<strong>in</strong> abbauwürdiges Goldvorkommen, das die Aufstellung e<strong>in</strong>es<br />
zehnstempeligen Pochwerkes (Zerstampfmasch<strong>in</strong>e für Erze) rechtfertigt ...<br />
Das erhoffte Kapital war <strong>in</strong>nerhalb 14 Tagen überzeichnet. So konnte sich die Kironda <strong>Goldm<strong>in</strong>en</strong><br />
Gesellschaft bereits am 10. August <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> konstituieren. Am Tag danach reiste Hauptmann Schloifer<br />
nach DOA ab, um die Masch<strong>in</strong>en-Transporte nach Sekenke zu überwachen. Außer der im Prospekt<br />
vorgestellten Kugelmühle (e<strong>in</strong> trommelförmiges Zerkle<strong>in</strong>erungsgerät ähnlich e<strong>in</strong>er Zementmischmasch<strong>in</strong>e)<br />
vom Krupp-Grusonwerk und e<strong>in</strong>er 1500 Meter langen Röhrenleitung mit Pumpenanlagen<br />
sowie Petroleum-Motor ist e<strong>in</strong> zehnstempeliges Pochwerk mit Ste<strong>in</strong>brechern und allem Zubehör<br />
und e<strong>in</strong>e Cyanidanlage britischer Herkunft geliefert worden, weil man zur Zeit <strong>in</strong> Deutschland<br />
auf diesem Spezialgebiet noch ke<strong>in</strong>e Erfahrungen hat ...<br />
Panorama der Anlagen <strong>in</strong> Sekenke und Umgebung, fotografiert im September 1914 bei<br />
Kriegsausbruch. Es handelte sich weit und breit um Ödland, nur mühsam mit Ochsen zu erreichen<br />
unter erheblichen Anstrengungen aller e<strong>in</strong>geborenen Kräfte
Die C.A.B.G (Centralafrikanische Bergwerksgesellschaft) hatte sich alle diese technischen Anlagen<br />
frühzeitig beschafft, sodass bei ihrer Gründung bereits fast alle Masch<strong>in</strong>en auf dem Ozean schwammen<br />
Kurs <strong>Ostafrika</strong>, um nicht <strong>in</strong> die bevorstehende Regenzeit zu geraten. Schwieriger verlief allerd<strong>in</strong>gs<br />
der Transport der schweren Frachtobjekte mit Ochsenwagen durch die Vertragspartner Siedentopf<br />
Junior und e<strong>in</strong>igen erfahrenen Buren aus Nairobi ...<br />
Die acht Ochsenkarren, jeweils von 16 Vierbe<strong>in</strong>ern gezogen, brauchten etwa drei Monate, um durch<br />
Sumpf und Morast Sekenke zu erreichen. Die während der Trockenzeit unproblematischen Flussläufe<br />
waren <strong>in</strong>zwischen zu reißenden Strömen angeschwollen, und die Wembere-Steppe stand ganz unter<br />
Wasser. Hunderte von Schwarzen waren nötig, um die e<strong>in</strong>gesunkenen Wagen aus dem Schlamm zu<br />
ziehen. Viele Ochsen tauchten bis zu den Hälsen unter! Fast die Hälfte aller Zugtiere überlebte die<br />
Strapazen nicht, sodass Ersatz beschafft werden musste (mit Fahrausbildung) ...<br />
Am besten bewährten sich unterwegs 15 zweirädrige Karren aus Eisenteilen, die teils von Trägern<br />
und teils von Ochsen bewegt wurden. Inzwischen transportieren die gleichen Karren das Erz von den<br />
M<strong>in</strong>en zu den Verarbeitungsplätzen. Hölzerne Fuhrwerke versagten vergleichsweise und waren nur<br />
auf guten Wegen zu gebrauchen. Die schw<strong>erste</strong>n Objekte, zwei Pochtröge und drei Kessel, hat man<br />
schon <strong>in</strong> England auf Fahrgestelle mit Rädern montiert. Jeweils 60 E<strong>in</strong>geborene zogen diese Fracht<br />
mit Übergewicht nach Sekenke. Mitte Januar erreichten alle Masch<strong>in</strong>enteile ihr Ziel ohne Schäden ...<br />
Vor Ort <strong>in</strong> Sekenke standen zahlreiche europäische Ingenieure, Bergleute, Monteure, Masch<strong>in</strong>isten,<br />
Schlosser, Zimmerleute usw. neben 500 Schwarzen bereit. Außerdem mussten Häuser und Wohnungen<br />
für die Beamten, Magaz<strong>in</strong>e, Laboratorien und Küchen aufgebaut werden. Brauchbares Bauholz<br />
konnte man nur fünf Tagereisen von Sekenke entfernt beschaffen. Kalk wurde <strong>in</strong> Jvambi gebrannt<br />
auf dem Iramba-Plateau, gleichfalls weitab. Glücklicherweise gab es ke<strong>in</strong>e Probleme wegen<br />
der Wasserversorgung <strong>in</strong> allen Jahreszeiten. Die meisten Arbeiter hatten M<strong>in</strong>enpraxis aus Kassama<br />
und waren am Viktoriasee ansässig. An Rohgold wurde 1907 e<strong>in</strong> Wert von 31.000 Mark ausgeführt.“<br />
Nach ergänzenden Angaben der Kolonialpresse hat man Erz der Kironda M<strong>in</strong>e im Schacht mit Dynamit<br />
gesprengt und dann <strong>in</strong> großen Blöcken <strong>in</strong> Förderkübeln nach oben befördert. Eiserne Ochsenkarren<br />
schafften das Erz zunächst zum Ste<strong>in</strong>brecher, wo es <strong>in</strong> walnussgrosse Stücke zerschlagen<br />
wurde. Nächste Station: die Pochtrommeln mit ihren zehn eisernen Stempeln. Ergebnis: e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es<br />
Im Lupa Goldfeld nutzte man E<strong>in</strong>geborene zum „Gold blasen“, um mit Lungenkraft Goldstaub von<br />
Schmutzteilen zu trennen <strong>in</strong> den Pfannen zwischen den Händen. Kaum glaubhaft, aber wahr!<br />
Technisches Gebläse mit Motoren kannte man damals noch nicht ...
Mehl. Weitertransport mit Wasser durch Siebe über kupferne Amalgamationsplatten. Das Gold als<br />
schw<strong>erste</strong>r Bestandteil des sandigen Mehls bleibt auf diesen Platten zurück und verb<strong>in</strong>det sich mit<br />
Quecksilber zu Amalgam (Quecksilber-Legierung). Die ablaufenden Sande nennt man Tail<strong>in</strong>gs: sie<br />
enthalten noch reichlich Gold. Aus diesen „Erzabfällen“ wird das Gold ausgelaugt mit Hilfe von Cyanidverfahren,<br />
e<strong>in</strong>em hochgiftigen Prozess.<br />
Die Goldproduktion <strong>in</strong> Deutsch-<strong>Ostafrika</strong> betrug wertmäßig 1908 ungefähr 20.000 Reichsmark, 1909<br />
bereits 400.000 Reichsmark und 1910 stolze 943,000 Reichsmark. Davon entfielen auf die Kironda<br />
M<strong>in</strong>e 1909 rund 250.000 Mark und 1910 rund 870.000 Mark. 1911 registrierte man 980.000 Mark bei<br />
der Gesellschaft.<br />
Bei Kriegsausbruch machte sich alsbald e<strong>in</strong>e Knappheit an Banknoten und Münzgeld <strong>in</strong> DOA bemerkbar,<br />
weil vor allem die <strong>in</strong>dischen Kaufleute das Hartgeld zu „hamstern“ versuchten. Banknoten<br />
waren ohneh<strong>in</strong> unter den E<strong>in</strong>geborenen grundsätzlich unbeliebt, sodass sich das Interesse jetzt nur<br />
noch auf Münzen richtete, von denen man nicht genug beiseite schaffen konnte <strong>in</strong> allen Schichten der<br />
Bevölkerung trotz Androhung harter Strafen gegen Spekulanten.<br />
Goldwäscher am Lupa<br />
Um Weihnachten 1915 beschloss der Gouverneur <strong>in</strong> Tabora mit eigenen Münzprägungen das Problem<br />
zu lösen, überwacht von Dr. Krekel. Nach vorsichtigen Schätzungen reichte das verfügbare Metall<br />
zur Notprägung von e<strong>in</strong>er halben Million Scheidemünzen im Wert von fünf und zwanzig Hellern.<br />
Experimente führten zu e<strong>in</strong>er Mess<strong>in</strong>g-Legierung mit Blei, Kupfer und Alum<strong>in</strong>ium, um die erforderliche<br />
Härte und Schmelzbarkeit zu erreichen. Leere Patronenhülsen der Schutztruppe eigneten sich vorzüglich<br />
als Rohmaterial, ebenso Geschützteile des gesprengten Kreuzers KÖNIGSBERG.<br />
E<strong>in</strong>e Kautschukpresse, e<strong>in</strong>e Dampfstanze und andere Improvisationen ermöglichten schließlich die<br />
Prägung von Münzen <strong>in</strong> ausreichender Güte. E<strong>in</strong> deutscher Graveur und <strong>in</strong>dische Goldschmiede<br />
erledigten die Fe<strong>in</strong>arbeit. Erst im Juli 1916 musste nach dem Vorrücken belgischer Truppen das<br />
„Geldgeschäft“ e<strong>in</strong>gestellt werden. Das Goldstück zu 15 Rupien der Deutsch-<strong>Ostafrika</strong>nischen Bank<br />
entwickelte sich zur Rarität, denn dies war die e<strong>in</strong>zige kolonialdeutsche Goldmünze als Notgeld. Ende<br />
1915 erreichte e<strong>in</strong> Bote des Gouverneurs Dr. Schnee den Direktor der Goldm<strong>in</strong>e zu Sekenke mit der<br />
Anweisung, unverzüglich sämtliche Goldvorräte nach Tabora zu transportieren und dort e<strong>in</strong>e Münzanstalt<br />
aufzubauen, weil sonst dem Gouvernement Zahlungsunfähigkeit drohte. Chef Schumacher<br />
stellte sofort e<strong>in</strong>e Safari aus 200 Trägern zusammen, die e<strong>in</strong>e Million Reichsmark <strong>in</strong> Form von Goldbarren<br />
10 Tage durch den Urwald schleppten bis zur Ankunft <strong>in</strong> Tabora!
Als Münze<strong>in</strong>heit für das Goldstück galt das dem deutschen Zwanzigmarkstück entsprechende Fünfzehnrupienstück<br />
mit e<strong>in</strong>em Elefanten auf der Vorderseite und der Jahreszahl 1916. Die Rückseite<br />
zeigte den Reichsadler mit der Umschrift DEUTSCH OSTAFRIKA neben der Wertbezeichnung 15<br />
Rupien. Das <strong>in</strong> Sekenke geförderte Gold bestand im Durchschnitt aus 80 bis 85 Prozent Fe<strong>in</strong>gold<br />
sowie 15 bis 20 Prozent Silber, Deshalb wurde die Münze nur mit 75 Prozent des Nom<strong>in</strong>alwertes<br />
ausgegeben, also mit e<strong>in</strong>em Fe<strong>in</strong>goldgehalt von 11,25 Rupien gleich 15 Reichsmark. Die Tagesleistung<br />
der Prägungen lag bei 200 Stück unter günstigen Voraussetzungen. Am 15. April 1916 konnte<br />
man die <strong>erste</strong>n 80 Goldmünzen ausliefern, am 30. Juni zählte man 6395 und am 5. September 1916<br />
<strong>in</strong>sgesamt 16198 Stück. Britische und belgische Besatzungssoldaten sowie Inder und Goanesen<br />
boten nach der Kapitulation bis zu 200 Mark für e<strong>in</strong> Goldstück im Wert von 15 Rupien „wegen der<br />
hohen Qualität“.<br />
Hauptmann Schloifer als Goldspurensucher<br />
Die E<strong>in</strong>geborenen nannten ihn respektvoll BANA ULEIA (Herr Europa), aber <strong>in</strong> der Schutztruppe hieß<br />
er Hauptmann Otto Schloifer und erwarb große Verdienste bei der Goldsuche <strong>in</strong> Deutsch-<strong>Ostafrika</strong>,<br />
begleitet von se<strong>in</strong>er mutigen Ehefrau. In se<strong>in</strong>en Tagebüchern konnte man allerlei über „Entstehung<br />
und Aufbau der Kironda Goldm<strong>in</strong>e zu Sekenke“ nachlesen, erst 1939 <strong>in</strong> Buchform veröffentlicht:<br />
Pochwerk (rechts) und Kugelmühle <strong>in</strong> Sekenke<br />
Ste<strong>in</strong>brecher im Betrieb
Vor der Abreise <strong>in</strong> Muansa hatte Schloifer den Prospektor Götze angewiesen, erst westlich des Smith<br />
Sundes <strong>in</strong> der Landschaft Uss<strong>in</strong>dja das sogenannte Bismarck Reef zu belegen und dann <strong>in</strong> der<br />
Wembere Steppe zu prospektieren (also Gold zu suchen). Götze lagerte auf dem Iramba Plateau,<br />
hart östlich der Steppe, und schickte se<strong>in</strong>e schwarzen Vertrauensleute Sch<strong>in</strong>dano sowie Matambo,<br />
die er ausgebildet hatte, auf Erkundungstouren, um goldhaltige Quarze zu entdecken. E<strong>in</strong>es Tages<br />
brachte Sch<strong>in</strong>dano aus Sekenke aufschlussreiches Geste<strong>in</strong>!<br />
Sekenke liegt ungefähr <strong>in</strong> der Richtung Tabora – Kilimandscharo, acht Kilometer westlich vom Steilabfall<br />
des Iramba-Plateaus, auf e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>selartigen und flachen Bodenwelle, die aus der sumpfigen und<br />
während der Regenzeit überschwemmten Wembere-Steppe aufragt: 15 km lang und drei Kilometer<br />
breit, von Nord nach Süd ausgezogen. Diese Insel ist von goldhaltigen und l<strong>in</strong>senförmigen Quarzgängen<br />
dom<strong>in</strong>iert.<br />
Als Götze die von Sch<strong>in</strong>dano (DIE NADEL <strong>in</strong> deutscher Sprache) beschafften Ste<strong>in</strong>e sah, machte er<br />
sich sofort auf den Weg, stieg von den Bergen herab <strong>in</strong> die glühend heiße Steppe, und erkannte<br />
sachverständig die reichen Goldh<strong>in</strong>weise <strong>in</strong> den Ausbissen mehrerer Gänge sowie <strong>in</strong> den Quarzklumpen,<br />
die überall oberirdisch herumlagen. Der Fund musste unverzüglich zugunsten der Central-<br />
Afrikanischen Bergwerks-Gesellschaft durch Belegen (Markieren) zahlreicher Schürffelder gesichert<br />
werden.<br />
Das Goldstück zu 15 Rupien (20 Reichsmark) mit dem Elefantenbild wurde 1916 aus dem<br />
Edelmetall von Sekenke geprägt <strong>in</strong> Tabora. Rechts ist die Rückseite dargestellt mit dem<br />
Reichsadler und dem Schriftzug DEUTSCH-OSTAFRIKA 15 RUPIEN.<br />
Zufällig erfuhr Götze zur gleichen Zeit, dass sich gerade e<strong>in</strong> bekannter Geologe <strong>in</strong> Ussongo aufhielt,<br />
und Götze schickte mit Eilboten e<strong>in</strong>e Serie Geste<strong>in</strong>sproben samt Beurteilung aus eigener Sichtweise.<br />
Der Geologe Kuntz war fasz<strong>in</strong>iert, unterbrach se<strong>in</strong>e Reispläne Richtung Muansa und <strong>in</strong>spizierte die<br />
Fundorte. E<strong>in</strong> Telegramm nach Berl<strong>in</strong> lautete kurz und bündig: SEKENKE VIEL VERSPRECHEND.<br />
Es dauerte noch e<strong>in</strong> gutes Jahr, bevor <strong>in</strong> Sekenke mit der Arbeit begonnen werden konnte. Im Sommer<br />
1908 bestätigte Kuntz die Abbauwürdigkeit mehrerer Gänge: Der bedeutendste Gang war 300<br />
Meter lang und drei Meter mächtig, sodass durchschnittlich 46 Gramm Gold je Tonne Geste<strong>in</strong> gewonnen<br />
werden durfte mit vere<strong>in</strong>ten Kräften. Götze benannte den ertragreichsten Gang nach dem<br />
<strong>erste</strong>n deutschen Kolonial-M<strong>in</strong>ister Dernburg. Am 10 August 1908 lagen sämtliche fachmännischen<br />
Gutachten vor, und man gründete eilig die KIRONDA GOLDMINEN GESELLSCHAFT.<br />
Hauptmann Schloifer schiffte sich mit se<strong>in</strong>er Frau auf e<strong>in</strong>em deutschen Frachter e<strong>in</strong> nach dem Abschied<br />
von Berl<strong>in</strong> und überwachte die Auslieferung der <strong>erste</strong>n Masch<strong>in</strong>en auf dem Seeweg: Pockwerk<br />
aus zehn Stempeln je 400 Kilogramm mit schweren Pochtrögen, e<strong>in</strong> komplettes Zyankali-Laugewerk,<br />
fünf Bottiche sowie reichlich Werkzeuge aller Art. Am 2. September 1908 erreichte die Seefracht mit<br />
Ehepaar Schloifer Mobasa. Innerhalb sechs Wochen ließen sich 7000 Lastenträger anwerben.<br />
Schwere Objekte benötigten 10 bis 20 E<strong>in</strong>geborene zur Fortbewegung, ergänzt durch eiserne Karren<br />
mit Ochsengespannen.
Kessel und Pochtröge wogen jeweils bis zu 60 Zentner, und nicht weniger als 80 Schwarze h<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />
den Zugseilen beim mühsamen Transport. Am 31. Oktober 1908 hatte die letzte Last Muansa verlassen.<br />
Mitte November überschritt die Wagen- und Trägerkolonne den noch trockenen Wembere-Fluss,<br />
und wenige Tage später setzte heftig die gefürchtete Regenzeit e<strong>in</strong>. Etwa 30 weiße Beamte und Angestellte<br />
suchten sich nahe der M<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zurichten: Deutsche, Schweizer, Briten Amerikaner, Australier<br />
und südafrikanische Buren bildeten den Kern, unterstützt von <strong>in</strong>dischen und e<strong>in</strong>geborenen Handwerkern.<br />
Die Regie hatte der Schweizer James Zimmerman (dank se<strong>in</strong>er südafrikanischen M<strong>in</strong>enpraxis),<br />
se<strong>in</strong> Stellvertreter war der Australier Dickson.<br />
Die Wembere-Steppe galt als verrufene E<strong>in</strong>öde, unerträglich heiß und mit Dornenbüschen besetzt.<br />
Während der Trockenzeit versanken die Füße tief im Kohlenstaub und <strong>in</strong> pulveriger Erde, und <strong>in</strong> der<br />
Regenzeit saß man mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sumpf. Die kle<strong>in</strong>e Erhebung, beherrscht von den goldhaltigen<br />
Quarzgängen, bildete dann e<strong>in</strong>e Insel oberhalb der überschwemmten Ebene. Genau dort lagen die<br />
Unterkünfte und technischen Anlagen der Bergbau-Gesellschaft, etwas abseits dazu der Dynamitschuppen.<br />
Gutes Frischwasser lieferte der Kironda-Bach ganzjährig.<br />
Mehr als 50 Zugochsen g<strong>in</strong>gen im Verlauf der langwierigen Frachtfahrt zugrunde und mussten durch<br />
Zukauf ersetzt werden. Die burischen Gespannführer erkrankten häufig, weil sie das feuchtheiße<br />
Tropenklima nicht vertrugen. Oft blieben die Wagen bis über ihre Achsen im Sumpfland stecken und<br />
mussten durch Hunderte von E<strong>in</strong>geborenen wieder herausgezogen werden. Ebenso viele hilflose<br />
Zugtiere. Erst Mitte Januar 1909 g<strong>in</strong>gen die Qualen der Transporte zu Ende.<br />
Tagebau im<br />
Goldbergwerk<br />
Kassama, DOA<br />
Bezirksamtmann Gunzert organisierte nochmals 1000 arbeitswillige Helfer, denen Zement-Traglasten<br />
ab Muansa anvertraut wurden, damit endlich Gebäude errichtet werden konnten <strong>in</strong> Sekenke. Am 19.<br />
Januar 1909 begann die Kugelmühle zu funktionieren, nachdem sie zuvor <strong>in</strong> Kassama e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />
Probelauf absolviert hatte. Innerhalb von drei Monaten ließ sich Gold im Wert von 47.000<br />
Mark daraus gew<strong>in</strong>nen. In Jyambi standen 450 E<strong>in</strong>geborene zur Verfügung, um Kalk (als Baustoff) zu<br />
brennen. Im Sommer 1913 setzte man <strong>in</strong> Sekenke programmgemäß fünf neue Stempel e<strong>in</strong> zur Erhöhung<br />
der Goldproduktion. Die Firma Büss<strong>in</strong>g schickte e<strong>in</strong>en robusten Lastkraftwagen, mit dem alle<br />
möglichen Güter zwischen Sekenke und Manyoni an der Zentraleisenbahn nahe Kilimit<strong>in</strong>de bewegt<br />
wurden. Im Sommer 1914 montierten die Mechaniker weitere 10 Stempel. Der Goldgehalt betrug kurz<br />
vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor Ort im Durchschnitt 17 Gramm je Tonne Geste<strong>in</strong>.<br />
In Nigodi hatten die Pächter der Central-Afrikanischen Bergwerksfirma (C.A.B.G.) zunächst fünf<br />
Stempel e<strong>in</strong>gesetzt und zufriedenstellende Erfolge erzielt. Im März 1914 gewann man dort für 20.000<br />
Mark Gold als E<strong>in</strong>stieg. Danach sollten die fünf anderen Stempel <strong>in</strong> Kitengera (Pachtgebiet) aufgestellt<br />
werden, um dort reichere Erze zu „verpochen“. Prospektor Ralph hatte <strong>in</strong> 50 Fuß Tiefe (150<br />
Meter) e<strong>in</strong>en drei Meter mächtigen Gang mit 25 bis 30 Gramm Gold je Tonne Geste<strong>in</strong> entdeckt.
Goldvorkommen <strong>in</strong> Deutsch-<strong>Ostafrika</strong> (1914 – 1939)<br />
Sowohl <strong>in</strong> Deutsch-<strong>Ostafrika</strong> als auch nach dem Ersten Weltkrieg im neu geschaffenen<br />
Mandatsgebiet DOA existierten zahlreiche (meist kle<strong>in</strong>ere) <strong>Goldm<strong>in</strong>en</strong> mit folgenden<br />
Bezeichnungen:<br />
Musoma Distrikt<br />
Mara M<strong>in</strong>e, Buhemba M<strong>in</strong>e, Ikungu M<strong>in</strong>e, Mrangi M<strong>in</strong>e, Kiabakari M<strong>in</strong>e, Simba Sirori<br />
M<strong>in</strong>e.<br />
Muansa Distrikt<br />
Geita M<strong>in</strong>e, Ridge Eight M<strong>in</strong>e, Mawe Meru M<strong>in</strong>e, Sekenke M<strong>in</strong>e.<br />
Mittlerer Vererzungsgürtel<br />
Papas M<strong>in</strong>e, Iramba Plateau M<strong>in</strong>e, Kondoa Irangi M<strong>in</strong>e, Dodoma M<strong>in</strong>e, Kidete Kilosa<br />
M<strong>in</strong>engebiet, Ruwu River M<strong>in</strong>engebiet.<br />
Tabora Ir<strong>in</strong>ga Region<br />
Uruwira Gold Field<br />
Lupa Gold Field<br />
Gangbergbau Gebiete<br />
Saza M<strong>in</strong>e, Ntumbi M<strong>in</strong>e, Rukwa M<strong>in</strong>e, Menzies Reef Kungutas, Locks M<strong>in</strong>e, Safari<br />
M<strong>in</strong>e, Mart<strong>in</strong>aglia M<strong>in</strong>e.<br />
Die Goldgew<strong>in</strong>nung Deutsch-<strong>Ostafrika</strong>s begann um 1906 mit wenigen Kilogramm<br />
Jahresausbeute <strong>in</strong> der Sekenke M<strong>in</strong>e. Im Mandatsgebiet DOA wurde schließlich kurz<br />
vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs 1939 e<strong>in</strong>e Rohgoldmenge von <strong>in</strong>sgesamt über<br />
6700 Kilogramm registriert.<br />
Die <strong>erste</strong>n Wohnhäuser <strong>in</strong> Sekenke
Krieg zerstört alle Hoffnungen<br />
Nach Kriegsausbruch verwaiste das Berl<strong>in</strong>er Büro der deutschen Goldgräber. Thielemann saß <strong>in</strong><br />
Sekenke fest, Kuntz wurde als bayrischer Hauptmann e<strong>in</strong>gezogen, Rathsack rückte zur russischen<br />
Front aus. In Udjidji-Kigoma liefen die Geschäfte vorerst noch ungestört weiter, nachdem die Zentralbahn<br />
im Herbst 1914 den Tanganyika erreicht hatte. Ende Dezember 1915 standen <strong>in</strong> Sekenke alle<br />
Räder still, und am 16. August 1916 besetzten Briten und Buren die M<strong>in</strong>e. Alle Anlagen wurden<br />
meistbietend v<strong>erste</strong>igert, und der Südafrikaner (britischer Staatsangehörigkeit) Mr. Butler erhielt als<br />
ehemaliger Angestellter der Deutschen den Zuschlag zum Spottpreis.<br />
Die Central-Afrikanische Bergwerks-Gesellschaft (Sitz Berl<strong>in</strong>) besaß <strong>in</strong> Deutsch-<strong>Ostafrika</strong> bis 1916<br />
<strong>in</strong>sgesamt 67 Edelm<strong>in</strong>eral-Schürffelder <strong>in</strong> den Landschaften Ikoma, vier bis fünf Tagemärsche östlich<br />
vom Speke <strong>Golf</strong>, <strong>in</strong> Kasama (fünf Stunden südlich vom <strong>Golf</strong>), daneben <strong>in</strong> Saamuye (zwischen Tabora<br />
und Muansa auf halbem Weg). Schließlich noch <strong>in</strong> Ussongo (weiter südlich).<br />
Im britischen Tanganyika Territory (Mandatsgebiet DOA) existierten 1938 <strong>in</strong>sgesamt 43 voll arbeitende<br />
Bergwerke: davon lieferten 17 Betriebe <strong>in</strong>sgesamt mehr als 30 Kilogramm, sieben zwischen 15<br />
und 30 Kilogramm sowie 19 weniger als 15 Kilogramm Rohgold im Monatsdurchschnitt.<br />
Quellen<br />
Deutsch-<strong>Ostafrika</strong>nische Zeitung<br />
Ohne Verfasser: Mission und Gold am Lupa-Fluß DOA<br />
(Herrnhut 1936)<br />
Kolonie und Heimat<br />
Schloifer, O.: BANA ULEIA (Herr Europa)<br />
(Berl<strong>in</strong> 1941)<br />
Familie Thielemann verlässt Sekenke; November 1912<br />
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