Sicherer Nachweis von Aroma und Frischegrad - Gerstel GmbH ...
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GERSTEL Aktuell Applikation<br />
Die Qualität eines Getränks hängt entscheidend <strong>von</strong> zwei<br />
Faktoren ab: <strong>Aroma</strong> <strong>und</strong> Geschmack. Die Qualitätssicherung in<br />
deutschen Brauereien konzentriert sich folglich nicht alleine auf die<br />
Einhaltung des Reinheitsgebots <strong>von</strong> 1516, demzufolge Bier nur Gerste,<br />
Hopfen <strong>und</strong> Wasser enthalten darf. Augenmerk liegt vor allem auch auf<br />
der Gaumenfreude der Konsumenten. Mit anderen Worten: Das Bier<br />
muss schmecken.<br />
Qualitätssicherung in der Getränkeindustrie<br />
<strong>Sicherer</strong> <strong>Nachweis</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Aroma</strong> <strong>und</strong> <strong>Frischegrad</strong><br />
Autoren<br />
Foto: GfÖ<br />
Dr. Bita Kolahgar <strong>und</strong><br />
Dr. Arnd C. Heiden<br />
GERSTEL <strong>GmbH</strong> & Co. KG<br />
- Applikation -<br />
Aktienstr. 232 -234<br />
D-45473 Mülheim an der Ruhr<br />
E-Mail: bita_kolahgar@gerstel.de<br />
arnd_heiden@gerstel.de<br />
Ob dem Konsumenten ein Getränk<br />
schmeckt oder nicht, darüber gibt<br />
nur die tatsächliche Verkostung<br />
Auskunft. Nichtsdestotrotz lassen sich<br />
wichtige Aussagen bereits im Verlauf <strong>von</strong><br />
Herstellung <strong>und</strong> Lagerung treffen – <strong>und</strong><br />
zwar mit Hilfe instrumenteller analytischer<br />
Mittel. Für die Analyse <strong>von</strong> <strong>Aroma</strong>stoffen<br />
verschiedener Biersorten wird eine neue<br />
Technik vorgestellt. Sie basiert auf dem<br />
GERSTEL-SPME-ChemSensor-System.<br />
Material<br />
Untersucht wurden fünf unterschiedliche,<br />
in einem örtlichen Einzelhandelsgeschäft<br />
gekaufte deutsche Pilsbiere. Die<br />
Analyse erstreckte sich auch darauf, Flaschen-<br />
<strong>und</strong> Dosenbier der gleichen Sorte<br />
zu unterscheiden.<br />
Die chemometrische Software Pirouette<br />
(Infometrix) diente zur Hauptkomponentenanalyse<br />
(PCA). Die ChemSensor-<br />
Software wurde verwendet, um die GC/<br />
MS-Daten in eine Pirouette-kompatible<br />
Form zu überführen.<br />
Abbildung 1: PCA-Score-Plot der Fingerprint-<br />
Massenspektra der 6 Bierproben.<br />
Probenvorbereitung<br />
Jede Bierprobe wurde zehnmal in Aliquoten<br />
<strong>von</strong> 5 mL in 10-mL-Headspace-<br />
Vials mit Krimpverschluß analysiert; vor<br />
der SPME-Probenahme wurden sie 2 min<br />
lang bei 45 °C temperiert. Die SPME-<br />
Headspace-Extraktion erfolgte mit einer<br />
75 µm Carboxen/PDMS-Faser innerhalb<br />
<strong>von</strong> 15 min bei 45 °C, die Einführung der<br />
Probe in den GC-Injektor bei 220 °C innerhalb<br />
<strong>von</strong> 3 min.<br />
Für ein weiteres Experiment wurden<br />
Bierproben in offene, durchsichtige Glasflaschen<br />
gefüllt <strong>und</strong> im Labor dem Sonnenlicht<br />
ausgesetzt. Von allen Biersorten<br />
wurden nach jeweils 3 <strong>und</strong> 6 Tagen Proben<br />
genommen <strong>und</strong> mit dem ChemSensor-System<br />
analysiert; die Vorgehensweise<br />
diente dazu, den Alterungsprozess <strong>von</strong><br />
Bier zu simulieren <strong>und</strong> die Einsatzmöglichkeiten<br />
des ChemSensors zu testen.<br />
Ergebnis <strong>und</strong> Diskussion<br />
Die Projektion der sechs Proben in<br />
den dreidimensionalen Raum eines PCA-<br />
Score-Plots (3 Faktoren) ist in Abb. 1 wiedergegeben.<br />
98 – 99 % der Datenvariabilität<br />
werden durch die ersten 3 Faktoren<br />
(PC) beschrieben, wobei Faktor 1 bereits<br />
über 80 % der Datenvariabilität beschreibt.<br />
Wie ersichtlich, lassen sich mit<br />
dem Modell alle fünf Biersorten unterscheiden.<br />
Die beiden Probenarten <strong>von</strong><br />
Bier 1 <strong>und</strong> 3 (Dose <strong>und</strong> Flasche der gleichen<br />
Marke) gruppieren sich zusammen.<br />
Die GC/MS-Total-Ion-Chromatogramme<br />
der sechs Proben ähneln einander. Es<br />
erweist sich als schwierig, die Proben nur<br />
mittels GC/MS-Analyse der <strong>Aroma</strong>komponenten<br />
zu unterscheiden, abgesehen<br />
vom großen zeitlichen Aufwand, den die<br />
chromatographische Trennung erfordert.<br />
In unserer Untersuchung dauerte die<br />
Trennung 41 Minuten. Bei Verwendung<br />
des Systems im ChemSensor-Betrieb (die<br />
GC-Säule wird isotherm gehalten) wird<br />
der Probendurchsatz durch die SPME-<br />
Probenahmezeit bestimmt. Sie betrug 17<br />
Minuten: 2 Minuten lang wurde temperiert,<br />
15 Minuten extrahiert. Die MS-Analyse<br />
dauerte etwa 4 Minuten <strong>und</strong> verlief<br />
während der SPME-Probenahme der<br />
nächsten Probe.<br />
Instrumentierung<br />
Zur Messung verwendet wurde das<br />
GERSTEL-SPME-ChemSensor-System<br />
bestehend aus:<br />
• GERSTEL-MultiPurposeSampler MPS 2<br />
mit SPME-Option<br />
• SPME-Faser: 75 µm Carboxen/PDMS<br />
• GC 6890 (Agilent Technologies)<br />
Säule: DB-Wax, 30 m x 0,25 m x 0,25 µm,<br />
GC-Ofentemperatur: 40 °C (1 min) –<br />
5 °C/min – 300 °C (8 min)<br />
• GERSTEL-KaltAufgabeSystem KAS 4<br />
Modus: Split (220 °C, Splitverhältnis 5:1)<br />
EPC-Pneumatik: Constant-Flow-Modus<br />
(1mL/min)<br />
• MS 5973 N (Agilent Technologies)<br />
Modus: Scan (45 – 300 amu, 5,46 Scans/s)<br />
GERSTEL Aktuell 31 – Dezember 2003 / Januar 2004<br />
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GERSTEL Aktuell Applikation<br />
Abbildung 2: PCA-Score-Plot<br />
(3 Faktoren) der Massenspektren<br />
<strong>von</strong> frisch geöffnetem <strong>und</strong> 3 bzw.<br />
6 Tage altem Bier.<br />
Abbildung 3: GC-MS-Total-Ion-<br />
Chromatogramme <strong>von</strong> frisch<br />
geöffnetem <strong>und</strong> 3 bzw. 6 Tage<br />
altem Bier. Die Peakidentifizierung<br />
erbrachte:<br />
1 = Ethylacetat,<br />
2 = Ethanol,<br />
3 = 1-Butanol-3-Methylacetat,<br />
4 = Ethylcaproat,<br />
5 <strong>und</strong> 6 = 2 Isomere <strong>von</strong><br />
Octansäure-Ethylester,<br />
7 = Decansäure-Ethylester,<br />
8 = Essigsäure,<br />
9 = Phenylethylalkohol,<br />
10 = Octansäure.<br />
Der größte Vorteil des ChemSensor-<br />
Systems in Kombination mit der SPME: die<br />
schnelle Trennung innerhalb der Probenahmezeit.<br />
Da die Probenausgleichszeit<br />
mit dem MPS 2 überlagert ausgeführt werden<br />
kann, wird der Probendurchsatz nur<br />
durch die SPME-Extraktionszeit bestimmt.<br />
Die Massenspektren der Proben können<br />
als ihre Fingerprints verwendet werden.<br />
Die Massenspektren der verschiedenen<br />
Biersorten zeigen Unterschiede<br />
in den Häufigkeiten einiger<br />
Ionen, vor allem m/z: 55, 61, 70,<br />
88, 91 <strong>und</strong> 104. Die extrahierten<br />
Chromatogramme der Ionen geben<br />
Hinweise auf die Bestandteile,<br />
die für die Unterschiede in den<br />
verschiedenen Proben verantwortlich<br />
sind. Die Bestandteile sind:<br />
Ethylacetat (m/z: 61), 1-Butanol-3-<br />
Methylacetat (m/z: 70), Ethylcaproat<br />
(m/z: 55), Octansäure-Ethylester (m/z: 88),<br />
Decansäure-Ethylester (m/z: 88), Essigsäure-2-Phenylethylester<br />
(m/z: 104) <strong>und</strong><br />
Phenylethylalkohol (m/z: 91).<br />
Projiziert man die Massenspektren eines<br />
frisch geöffneten beziehungsweise 3<br />
<strong>und</strong> 6 Tage alten Pilsbieres in den Raum<br />
der ersten 3 Faktoren (PCA-Score-Plot/<br />
Abb. 2) zeigt sich, über 90 % der Variabilität<br />
liegt innerhalb der ersten 3 PC. Mit anderen<br />
Worten: Differenzen in den Scores<br />
ergeben Unterschiede in der <strong>Aroma</strong>stoffzusammensetzung<br />
der Proben. Das heißt:<br />
Eine Änderung der Zusammensetzung,<br />
folglich des Biergeschmacks, lässt sich in<br />
dem hier gewählten Zeitraum <strong>von</strong> 3 <strong>und</strong> 6<br />
Tagen mit Hilfe des ChemSensors sicher<br />
feststellen<br />
Abbildung 3 zeigt die Chromatogramme<br />
eines frisch geöffneten beziehungsweise<br />
3 <strong>und</strong> 6 Tage alten Pilsbieres. Veränderungen<br />
der <strong>Aroma</strong>bestandteile zeigen<br />
sich auch in der Peakintensität, etwa bei<br />
1-Butanol-3-Methylacetat, Ethylcaproat<br />
<strong>und</strong> den Isomeren des Octanoidsäure-<br />
Ethylesters (Peak 3, 4, 5 <strong>und</strong> 6).<br />
Fazit<br />
Mit Hilfe des GERSTEL-SPME-Chem-<br />
Sensor-Systems in Verbindung mit chemometrischen<br />
PCA-Modellen <strong>und</strong> der Fingerprint-Massenspektren<br />
war es möglich,<br />
verschiedene Biersorten zu klassifizieren<br />
<strong>und</strong> die Auswirkung einer simulierten Alterung<br />
zu beobachten. Die chromatographische<br />
Trennung der Proben ermöglichte die<br />
Identifizierung der Bestandteile, die zur<br />
Unterscheidung der Proben herangezogen<br />
wurden.<br />
Ausblick<br />
Das GERSTEL-SPME-ChemSensor-<br />
System lässt sich zur Klassifizierung <strong>und</strong><br />
für die Qualitätskontrolle bei Nahrungsmittel-<br />
<strong>und</strong> <strong>Aroma</strong>analysen verwenden. Das<br />
System ist flexibel <strong>und</strong> erlaubt die Nutzung<br />
der Komponenten für den konventionellen<br />
GC/MS- <strong>und</strong> ChemSensor-Betrieb.<br />
Größter Vorteil beim Arbeiten mit dem<br />
System als ChemSensor: die Einsparung<br />
der Zeit für die GC-Trennung bei Routine-<br />
Analysen. Die Trennung der Analyten kann<br />
durch Temperaturprogrammierung der<br />
GC-Säule erfolgen, wenn Ausreißer festgestellt<br />
werden.<br />
Wünschen Sie weitere Informationen?<br />
Coupon GA 31 / SPME-ChemSensor (9-11)<br />
Das GERSTEL-<br />
ChemSensor-System<br />
Die Haupteinsatzgebiete chemischer Sensoren liegen in der<br />
Qualitätskontrolle. Wegen der relativ großen Zahl täglich zu<br />
analysierender Proben ist es oft nicht möglich, alle Proben mit klassischen<br />
Methoden zu untersuchen, etwa mittels GC/MS. In Verbindung mit einer<br />
chemometrischen Datenanalyse liefert das GERSTEL-ChemSensor-System<br />
schnell <strong>und</strong> sicher Aussagen über die Qualität der untersuchten Probe. Das<br />
hier verwendete System bestand aus einem Headspace- beziehungsweise<br />
SPME-Probengeber (GERSTEL-MPS 2) <strong>und</strong> einem GC/MS-System (Agilent<br />
Technologies 6890/5973N). Es ist flexibel <strong>und</strong> lässt sich sowohl für GC/MSals<br />
auch für reine ChemSensor-Anwendungen einsetzen.<br />
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GERSTEL Aktuell 31 – Dezember 2003 / Januar 2004