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DAS UNTERNEHMEN IN POSITION BRINGEN - Ihr Magazin als E ...

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ISSN 1866-9166 | Ausgabe 03 | August 2010 | € 5,- | www.manageHR.de managerSeminare<br />

<strong>DAS</strong> WEITERBILDUNGSMAGAZ<strong>IN</strong><br />

PRAXISWISSEN FÜR DIE PERSONALARBEIT<br />

<strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> <strong>IN</strong> <strong>POSITION</strong> BR<strong>IN</strong>GEN<br />

EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />

HR_retention | Vom richtigen Umgang mit der Generation Y<br />

HR_administration | Arbeitszeugnisse professionell erstellen


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04<br />

08<br />

10<br />

12<br />

20<br />

24<br />

30<br />

HR_REPORTS<br />

HR_PERSPECTIVES<br />

HR_CAREER<br />

HR_RECRUIT<strong>IN</strong>G<br />

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HR_ ADM<strong>IN</strong>ISTRATION<br />

HR_PLANN<strong>IN</strong>G<br />

<strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> <strong>IN</strong> <strong>POSITION</strong><br />

BR<strong>IN</strong>GEN<br />

Employer Branding ist nur etwas für Konzerne.<br />

Diesem Irrglauben erliegen viele mittelständische<br />

Unternehmen. Sie trauen sich nicht an das Thema<br />

heran, da sie glauben, dass es in erster Linie<br />

darum geht, <strong>als</strong> Arbeitgeber bekannter zu werden<br />

und möglichst viele Bewerber anzusprechen. Doch<br />

Employer Branding ist mehr <strong>als</strong> Personalmarketing.<br />

Ziel dabei ist nämlich, sich ein einzigartiges Profil<br />

zu geben und so zur Marke zu werden. Und das ist<br />

für mittelständische Unternehmen sogar leichter<br />

<strong>als</strong> für Großunternehmen. Worauf es ankommt,<br />

lesen Sie ab S. 12.<br />

Petra Walther<br />

Redakteurin<br />

<strong>IN</strong>HALT DER AUSGABE<br />

IMPRESSUM<br />

Stiefkind Gesundheitsmanagement<br />

Anreize für die Mitarbeiterkapitalbeteiligung<br />

1. Personalmanagementkongress 2010<br />

DIe Unternehmen müssen ihre<br />

Kompetenzmodelle überdenken<br />

Prof. Dr. Martin Kersting im Interview<br />

Phillip Blomeyer<br />

Bereichsleiter Personal bei der Teambank,<br />

Nürnberg<br />

Das Unternehmen in Position bringen<br />

Employer Branding<br />

Best Practices Employer Branding<br />

Feedback statt Befehle<br />

Umgang mit der Generation Y<br />

Das richtige Gesamtbild geben<br />

Arbeitszeugnisse professionell erstellen<br />

Begleitung zum neuen Job<br />

Outplacement<br />

HERAUSGEBER | managerSeminare Verlags GmbH | Bonn<br />

ERSCHE<strong>IN</strong>UNGSWEISE | vier Mal jährlich | 3. Jg. 2010 | ISSN: 1866-9166<br />

REDAKTION | Nicole Bußmann (verantw.) | Petra Walther<br />

FREIE AUTOREN | Jutta Boenig | Constantin Gillies | Gunnar Szymaniak<br />

ANZEIGEN | Michael Haaß (verantw.) | Corinna Brodersen<br />

DRUCK | Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG | Kassel<br />

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Rekrutierung und Personalmarketing


Foto: imagesource<br />

4 HR_reports<br />

Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist nicht mehr<br />

Privatsache der Mitarbeiter. Dass das inzwischen der Großteil<br />

der Unternehmen so sieht, zeigt der Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit<br />

2010, für den das Institut der Deutschen<br />

Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums<br />

und der Robert Bosch Stiftung rund 1.300 Geschäftsführer<br />

und Personalverantwortliche in Deutschland befragt hat: Annähernd<br />

80 Prozent der Unternehmen finden Familienfreundlichkeit<br />

wichtig. Beim ersten Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit<br />

2003 lag dieser Wert noch bei 46 Prozent.<br />

Der Untersuchung des IW zufolge haben insbesondere Fördermaßnahmen<br />

rund um die Elternzeit stark zugenommen.<br />

Zudem spielt das Thema „Pflege von Angehörigen“ in den<br />

Unternehmen zunehmend eine Rolle. Den Studienergebnissen<br />

zum Trotz scheinen die familienfreundlichen Maßnahmen<br />

der Firmen aber nicht auszureichen. So ist im Familienreport<br />

2010, den Bundesfamilienministerin Kristina Schröder am 1.<br />

Juni 2010 in Berlin vorgestellt hat, u.a. festgehalten, dass die<br />

große Mehrheit der Bevölkerung ein stärkeres Engagement der<br />

manage_HR| Heft 03| August 2010<br />

Nur wenige Führungskräfte nehmen familienfreundliche<br />

Maßnahmen in Anspruch.<br />

VORGESETZTE ALS ZIELGRUPPE VERNACHLÄSSIGT<br />

FAMILIENFREUNDLICHE PERSONALPOLITIK<br />

STIEFK<strong>IN</strong>D TROTZ TREND<br />

GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

Zukunftsforscher preisen Gesundheitsmanagement <strong>als</strong> Trend.<br />

Auf der Messe „Personal & Weiterbildung“ der DGFP Mitte Juni<br />

2010 in Wiesbaden war Gesundheitsmanagement einer der Themenschwerpunkte.<br />

Die BAD GmbH, Bonn, hat jüngst ein Gesundheitsportal<br />

für Firmen gestartet, das das Thema „Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz“ dauerhaft in den Unternehmen verankern<br />

soll. Indizien dafür, dass betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

(BGM) für Unternehmen mehr sein sollte <strong>als</strong> „nice to have“.<br />

Doch für viele Unternehmen ist die Gesundheitsförderung ihrer<br />

Mitarbeiter längst nicht selbstverständlich. Wie eine Studie der<br />

Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) zeigt, ist das Thema nur in<br />

etwas mehr <strong>als</strong> der Hälfte der produzierenden Betriebe mit 50 bis<br />

500 Beschäftigten angekommen. Konkret: Lediglich 36 Prozent<br />

der insgesamt 500 Befragten haben ein BGM bei sich installiert,<br />

fünf Prozent planen es für die kommenden zwölf Monate, 13<br />

Prozent bieten Einzelmaßnahmen an.<br />

Als Gründe im betrieblichen Gesundheitsmanagement noch<br />

nicht aktiv zu sein, nennen die Firmen zu enge zeitliche, per-<br />

Arbeitgeber zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

fordert. Nur sechs Prozent finden die Bemühungen der Unternehmen<br />

ausreichend.<br />

Ob der mehrheitliche Eindruck der Bevölkerung darauf zurückzuführen<br />

ist, dass Führungskräfte ihrer Schlüsselrolle für<br />

die Verankerung einer familienbewussten Unternehmenskultur<br />

nicht hinreichend nachkommen können? Laut einer aktuellen<br />

Studie der Initiative berufundfamilie gGmbH können die meisten<br />

von 1.200 befragten Führungskräften Möglichkeiten zur<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie für sich selbst kaum nutzen.<br />

Oftm<strong>als</strong> sind entsprechende Maßnahmen gar nicht erst für<br />

sie vorgesehen. So hat die IGS Organisationsberatung in ihrer<br />

Studie „Fortschritt Familienfreundlichkeit“ ermittelt, dass sich<br />

familienfreundliche Maßnahmen vor allem an Mitarbeiter der<br />

unteren Hierarchiegruppen richten. „Führungskräfte werden<br />

zwar in der Umsetzungsverantwortung, aber nicht <strong>als</strong> Zielgruppe<br />

gesehen“, kritisiert IGS-Geschäftsführer Marcus Schmitz.<br />

Dabei wäre eine Führungskraft, die für sich die Familienfreundlichkeit<br />

in Anspruch nimmt, der beste Multiplikator. pwa |<br />

sonelle und finanzielle Ressourcen. 88 Prozent der Befragten<br />

gaben an, dass das Tagesgeschäft Vorrang hat, jedes zweite Unternehmen<br />

sieht zu hohe Kosten auf sich zukommen. Als motivierende<br />

Hilfestellung für die Einführung von BGM wünschen<br />

sich die Betriebe mehr Infos zum Thema. Insbesondere gute<br />

Beispiele aus der Region/Branche sowie Informationen über<br />

steuerliche Vorteile betrachten sie <strong>als</strong> hilfreich.<br />

Führen Unternehmen Gesundheitsmanagement ein, sollten<br />

sie sowohl Führungskräfte <strong>als</strong> auch Mitarbeiter möglichst früh<br />

einbinden. Das zeigt die Studie „Gesundheitsmanagement<br />

2010“, die das Handelsblatt, TÜV SÜD Life Service und EuPD<br />

Research im Rahmen der Ausschreibung ihres Corporate<br />

Health Awards durchgeführt haben: Von den 150 befragten<br />

Unternehmen erreichen jene die besten Beteiligungsraten an<br />

gesundheitsfördernden Maßnahmen, die ihre Führungskräfte<br />

frühzeitig sensibilisiert haben und sie an speziellen Gesundheitstagen<br />

teilnehmen lassen.<br />

pwa |


Foto: imagesource<br />

Foto: MEV Verlag GmbH<br />

ANREIZE FÜR DIE F<strong>IN</strong>ANZIELLE BETEILIGUNG<br />

MITARBEITERKAPITALBETEILIGUNG<br />

Kleine und mittelständische Unternehmen<br />

mit Mitarbeiterkapitalbeteiligung<br />

sind Wettbewerbern ohne Mitarbeiterbeteiligung<br />

deutlich überlegen. Das geht aus<br />

der aktuellen Studie „Model Growth: Do<br />

employee-owned businesses deliver sustainable<br />

performance?“ der Cass Business<br />

School hervor. Die Untersuchung, die auf<br />

einer Finanzdatenanalyse und einer Umfrage<br />

unter Führungskräften in mehr <strong>als</strong><br />

250 Unternehmen basiert, zeigt: Unternehmen,<br />

die Mitarbeitern eine finanzielle<br />

Beteiligung am Betrieb bieten, sind wirtschaftlich<br />

stabiler. Sie schaffen bei gleicher<br />

Gerade mal fünf Prozent aller<br />

deutschen Unternehmen setzen<br />

auf die Mitarbeiterkapitalbeteiligung.<br />

5 HR_reports<br />

DIE NEUE GENERATION IST PROZESSORIENTIERT<br />

HR-SOFTWARE<br />

So einfach zu bedienen wie ein iPhone<br />

soll es sein. Die Benutzerfreundlichkeit<br />

lag der perbit Software GmbH bei<br />

ihrer 4. Softwaregeneration besonders<br />

am Herzen. So soll die HRM-Software<br />

perbit.insight, die der Spezialist für Human-Resources-Management-Systeme<br />

im Mittelstand mit Sitz in Altenberge, in<br />

seiner Testversion erstm<strong>als</strong> auf der Messe<br />

Personal Ende April 2010 vorgestellt<br />

hat, zwar komplexe Unternehmensprozesse<br />

abbilden können, die Komplexität<br />

des Systems soll dem Anwender jedoch<br />

Usability und Prozessorientierung sind<br />

Kennzeichen neuer HR-Software-Anwendungen.<br />

verborgen bleiben. „Die Software vereint<br />

Windows- und Web-Welt: Sie bietet die<br />

Funktionstiefe eines Client-Server-Systems<br />

sowie ein einfaches Zugreifen auf<br />

Informationen via Web“, erläutert Marketing-Leiterin<br />

Gabriele Hampel. Die<br />

personalwirtschaftlichen Anwendungen<br />

stehen in einem HR-Solution-Center bereit.<br />

Über das Menü gewährt das System<br />

den unterschiedlichen Nutzergruppen<br />

Einsichten für ihre jeweiligen Aufgaben.<br />

Das heißt: Jeder sieht jeweils nur das,<br />

was er für seine Arbeit benötigt.<br />

Ertragskraft schneller neue Arbeitsplätze<br />

und erzielen eine bessere Wertschöpfung<br />

in puncto Arbeitsleistung pro Mitarbeiter.<br />

Auch frühere wissenschaftliche Untersuchungen<br />

– etwa des Instituts für Arbeitsmarkt<br />

und Berufsforschung (IAB) oder<br />

des IFO-Instituts – belegen, dass eine finanzielle<br />

Beteiligung der Mitarbeiter die<br />

Produktivität des Unternehmens steigert<br />

und ferner Arbeitsplätze erhalten kann.<br />

Einer Unternehmensbefragung der Arbeitsgemeinschaft<br />

Partnerschaft in der<br />

Wirtschaft e.V. (AGP), Kassel, zufolge<br />

Die HRM-Software ist ab Sommer 2010<br />

verfügbar. Noch in Entwicklung ist der<br />

„Prozessmanager“ der Lösung. Mit ihm<br />

soll es möglich sein, alle HR-Prozesse im<br />

Hause abzubilden. Nachgelagerte Workflows<br />

werden dann automatisch vom<br />

System angestoßen, Prozesse der Vergangenheit<br />

können rückverfolgt werden.<br />

Ein begleitendes Prozessmonitoring wird<br />

auch in die neue HRM-Produktgeneration<br />

j-ware+ der Veda GmbH, Alsdorf, integriert.<br />

Die Software soll mit einem ersten<br />

Modul für den Bereich Weiterbildung<br />

noch in 2010 auf den Markt kommen.<br />

Neben der Prozessorientierung setzt die<br />

Lösung ebenso wie perbit.insight auf<br />

Bedienerfreundlichkeit: Die Benutzeroberfläche<br />

wurde mithilfe einer externen<br />

Usability-Studie gestaltet.<br />

Infos zu perbit.insight unter www.perbit.de,<br />

zu j-ware+ unter www.veda.net. pwa |<br />

empfehlen 88 Prozent der Firmen mit<br />

Mitarbeiterkapitalbeteiligung ein Modell<br />

wie das ihre weiter. Trotzdem sind<br />

es bislang nur wenige Unternehmen,<br />

die auf eine finanzielle Beteiligung ihrer<br />

Mitarbeiter setzen. „Etwa 4.500 Unternehmen<br />

beteiligen ihre Mitarbeiter“,<br />

schätzt AGP-Geschäftsführer Heinrich<br />

Beyer. Das sind etwa fünf Prozent aller<br />

deutschen Unternehmen.<br />

Die Bundesregierung setzt einiges daran,<br />

die Mitarbeiterbeteiligung attraktiver zu<br />

machen: Seit Inkrafttreten des Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetzes<br />

(MKBG)<br />

Anfang 2009 kann jeder Arbeitgeber seinen<br />

Mitarbeitern Unternehmensanteile<br />

bis zu einer Höhe von 360 Euro jährlich<br />

steuer- und sozialabgabenfrei überlassen.<br />

Zudem können bis zu 400 Euro pro Jahr<br />

und Mitarbeiter <strong>als</strong> vermögenswirksame<br />

Leistung eingebracht werden. Die Voraussetzung,<br />

dass die Überlassung von Unternehmensanteilen<br />

nicht mit Lohn- und<br />

Gehaltsansprüchen verrechnet werden<br />

darf, wurde jüngst aufgehoben. pwa |<br />

manage_HR| Heft 03| August 2010


Foto: Moritz Vennemann<br />

6 HR_reports<br />

BEKANNTES UNTER NEUEN VORZEICHEN<br />

PERSONALMANAGEMENTKONGRESS 2010<br />

Schönes Wetter, chillige Pausenmusik, zufriedene bisweilen<br />

begeisterte Besucher. Die Premiere des Jahreskongresses des<br />

neuen Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) Anfang<br />

Juli 2010 in Berlin kann ohne Zweifel <strong>als</strong> voller Erfolg<br />

bezeichnet werden. Im Vordergrund der Veranstaltung stand<br />

für den BPM die Mitglieder- und Profilgewinnung, für die<br />

Teilnehmer das Networking und der Austausch über Personaleraufgaben.<br />

Joachim Sauer, Präsident des im September 2009 gegündeten<br />

Bundesverbandes der Personalmanager (BPM), dürfte das erste<br />

Juli-Wochenende in diesem Jahr in vollen Zügen genossen<br />

haben. Und das nicht nur ob der sommerlichen Temperaturen<br />

und der guten Leistungen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.<br />

Hauptgrund zur Freude gab dem Geschäftsführer<br />

Personal bei Airbus der erste Jahreskongress des BPM: Vom 1.<br />

bis 2. Juli 2010 konnten rund 1.200 Besucher nach Berlin gelockt<br />

werden. Und Sauer hatte vornehmlich positives Feedback<br />

zu dem Live-Auftritt seines Verbandes erhalten, wie er stolz am<br />

Ende der Veranstaltung berichtete.<br />

Gefallen hatte die lockere Atmosphäre des Kongresses mit<br />

Lerninputs von gewöhnlicher Seite: etwa von einem Dirigenten<br />

und passend zur WM von dem Ex-FIFA-Schiedsrichter Markus<br />

Merk. Gelobt wurden auch die zahlreichen Möglichkeiten zum<br />

Networking. Dem informellen Austausch hatte der BPM gezielt<br />

nachgeholfen: Statt Stuhlreihen im Plenum gab es Tischgruppen.<br />

Angelehnt an das bekannte „Speed-Dating“ wurde<br />

ein „Speed-Networking“ veranstaltet, bei dem die Personaler<br />

innerhalb von 15 Minuten sechs andere Kongressteilnehmer<br />

kennen lernen konnten. Und mit einem E-Mail-Terminal ermöglichte<br />

der Veranstalter schnelle Verabredungen vor Ort.<br />

Last but not least bot die „Nacht der Personaler“ im Admir<strong>als</strong>palast,<br />

perfekt organisiert und inszeniert, einen angenehmen<br />

Rahmen, um bei hochsommerlichen Temperaturen, einem<br />

Glas Wein, Musik und gutem Essen mit Gleichgesinnten ins<br />

Gespräch zu kommen.<br />

manage_HR| Heft 03| August 2010<br />

Tischgruppen im Plenum sollten auf dem Personalmanagementkongress<br />

u.a. für informellen Austausch der<br />

Besucher dienen.<br />

BPM STELLTE BERUFSFELDSTUDIE VOR<br />

Inhaltlich setzte der Kongress keine nennenswerten Akzente,<br />

vielmehr bildetet er die Bandbreite der Aufgaben und Herausforderungen<br />

des Personalmanagements ab – vom Talent-<br />

Management über familienfreundliche Personalpolitik bis hin<br />

zu speziellen Themen wie die anforderungs-, leistungs- und<br />

marktgerechte Vergütung in schwierigen Wirtschaftszeiten<br />

oder Corporate Social Responsibility im Personalbereich.<br />

Kleinster gemeinsamer Nenner der behandelten Themen: Die<br />

Aufgaben des Personalmanagements werden strategischer.<br />

Dass die Strategiearbeit des Personalbereichs tatsächlich für<br />

die meisten Unternehmen immer noch Zukunftsmusik ist,<br />

offenbarte der Morgen des zweiten Kongresstages: BPM-Vize-<br />

Präsident Stefan Ries und Prof. Dr. Thomas Armbrüster von<br />

der Quadriga Hochschule Berlin präsentierten die Ergebnisse<br />

ihrer Berufsfeldstudie „Deutschlands Personalmanager: Vermessung<br />

eines Berufsstands“. An der Online-Befragung des<br />

BPM, die von der Quadriga Hochschule wissenschaftlich ausgewertet<br />

wurde, haben sich mehr <strong>als</strong> 5.000 Personalmanager<br />

mit Führungsverantwortung beteiligt. <strong>Ihr</strong>en Angaben zufolge<br />

sind sie eher operativ und weniger planerisch unterwegs. Abstimmungen<br />

und Gespräche mit dem Vorstand bzw. der Geschäftsführung<br />

finden zwar statt, dennoch liegt der Einfluss<br />

der Personaler auf die strategische Ausrichtung und Führung<br />

der Organisation unter dem Mittelwert.<br />

Das „alte“ Thema HR <strong>als</strong> Business Partner verfolgt die Personalmanager<br />

<strong>als</strong>o nach wie vor. So war auch die Diskussion<br />

mit dem Titel „HR-Business-Partner“ wohl eine der best<br />

besuchten Veranstaltungen außerhalb des Plenums. Die Diskussionsteilnehmer<br />

Ulrich Jordan von der Targo-Bank AG<br />

& Co. KGaA, Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp von der Rewe-<br />

Group, Dr. Volker Bonorden vom Senat der Hansestadt<br />

Hamburg und Frank Gierschmann von der Deutschen Post<br />

DHL waren sich in einem Punkt schnell einig: Das Perso-


Foto: Jesse Benjamin<br />

nalmanagement muss sich professionalisieren.<br />

„Dass die Diskussion um den<br />

HR’ler <strong>als</strong> Business Partner immer noch<br />

geführt wird, zeigt die Unzulänglichkeit<br />

der Personaler“, betonte Jordan. Er<br />

wünschte sich eine klare Positionierung<br />

des Personalmanagements. Die Voraussetzung<br />

seiner Meinung nach: Die Personaler<br />

müssten sich vor allem damit<br />

auseinandersetzen, welchen Beitrag sie<br />

überhaupt leisten und wie sie Einfluss<br />

nehmen können.<br />

Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp erhoffte<br />

sich indes mehr Selbstbewusstsein<br />

von den Personalern. „Die meisten<br />

Personalmanager sind zu aufgeregt<br />

damit beschäftigt, überhaupt wahrgenommen<br />

zu werden“, sagte sie. <strong>Ihr</strong>er<br />

Meinung nach muss es für Persona-<br />

Einziger Seminartermin 2010<br />

im deutschsprachigen Europa!<br />

Prof. Dave Ulrich live<br />

Zahlreiche Kongressbesucher<br />

nutzten die Möglichkeit des<br />

„Speed-Networking“.<br />

ler zur Selbstverständlichkeit werden,<br />

vorausschauend Probleme zu thematisieren<br />

und auch Entscheidungen zu<br />

fällen. Die Aussagen der Diskussion<br />

passten mehr <strong>als</strong> gut zu dem Ziel des<br />

BPM: Seit Gründung des Verbandes im<br />

Herbst vergangenen Jahres appelliert<br />

BPM-Präsident Sauer an die Personaler,<br />

selbstbewusster aufzutreten sowie<br />

mehr Rückgrat zu zeigen.<br />

KE<strong>IN</strong>E ÖFFENTLICHEN STELLUNGNAHMEN<br />

DES BPM AUF DEM KONGRESS<br />

Allerdings ist der Appell ans Selbstbewusstsein<br />

bislang die einzig deutlich<br />

vernehmbare Position des BPM. Auch<br />

eine Mitgliederversammlung am Vorabend<br />

des Kongresses brachte keine<br />

neuen Botschaften. Laut Sauer gewollt:<br />

Leading HR Transformation, 18./19.11.2010, Zürich<br />

� 1. Tag: Good Practice Cases in HR Transformation; 2. Tag: 1-Tagesworkshop mit Dave Ulrich<br />

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7 HR_reports<br />

Das Präsidium will zunächst in Diskussion<br />

mit seinen Mitgliedern treten, um<br />

genau mitzubekommen, wie diese zu<br />

strittigen Themen wie etwa der „Frauenquote“<br />

stehen. Auf einer außerordentlichen<br />

Mitgliederversammlung am<br />

18. September 2010 – sehr zum Ärgernis<br />

übrigens einiger dieses Mal angereister<br />

Mitglieder – sollen dann Beschlüsse gefasst<br />

werden.<br />

Persönlich hat Sauer seine Meinung<br />

zum Thema „Frauenquote“ schon gefunden:<br />

„Offensichtlich geht es nicht<br />

anders, <strong>als</strong> mit ein bisschen Zwang<br />

dafür zu sorgen, dass auch in den Führungspositionen<br />

der weibliche Anteil<br />

deutlich höher ist“, plädierte er in einem<br />

Interview mit managerSeminare-<br />

TV für eine gesetzliche Quote. Obwohl<br />

Sauer seine demokratische Gesinnung<br />

betonte und bestärkte, den eventuell<br />

konträr zu seiner Meinung ausgehenden<br />

Mitgliederbeschluss zu vertreten,<br />

vermuten kritische Stimmen der<br />

Mitglieder wie Branchenbeobachter<br />

anderes: zwecks Profilbildung des<br />

Verbandes eine absichtliche Gegenpositionierung<br />

zu der Deutschen Gesellschaft<br />

für Personalführung (DGFP) e.V.<br />

Die hatte sich nämlich anlässlich ihres<br />

Jahreskongresses Anfang Juni 2010 in<br />

Wiesbaden gegen eine gesetzliche Regelung<br />

ausgesprochen.<br />

pwa/nbu |<br />

manage_HR| Heft 03| August 2010<br />

r


8 HR_perspectives<br />

„<strong>UNTERNEHMEN</strong> MÜSSEN IHRE KOMPETENZ‑<br />

MODELLE ÜBERDENKEN“<br />

PROF. DR. MART<strong>IN</strong> KERST<strong>IN</strong>G IM <strong>IN</strong>TERVIEW<br />

Unternehmen wählen Bewerber nach standardisierten Schemata aus, lassen potenziel-<br />

le Mitarbeiter-Gruppen links liegen, setzen insgesamt auf eine zu homogene Mann-<br />

schaft – und haben dadurch wirtschaftliche Nachteile. Diese Kritik übte Prof. Dr. Martin<br />

Kersting auf dem 12. Deutschen Personalberatertag Anfang Mai in Bonn. Im Interview<br />

mit manage_HR erläutert der Recruiting-Experte, warum Unternehmen in Sachen Per-<br />

sonalauswahl umdenken und ihre Anforderungsprofile auf den Prüfstand stellen sollten.<br />

Herr Kersting, „Manager statt MBAs – Persönlichkeiten statt<br />

Fachkräfte“ lautete der Titel <strong>Ihr</strong>es Vortrags zur Personalauswahl<br />

auf dem Deutschen Personalberatertag. Welche Aussage steckt<br />

hinter diesen Worten?<br />

Prof. Dr. Martin Kersting: Wir werden in Zukunft einen großen<br />

Personalmangel erleiden. Die Personalgewinnung wird<br />

zunehmend der Flaschenh<strong>als</strong> zum Unternehmenserfolg. Die<br />

logische Konsequenz ist, dass die Personaler nicht alle in demselben<br />

Teich der High Potenti<strong>als</strong> fischen können. Sie müssen<br />

auch nach anderen Gruppen Ausschau halten.<br />

Welche Personengruppe meinen Sie?<br />

Kersting: Es gibt HR-Potenzial, das bislang gar nicht erschlossen<br />

ist. So arbeiten rund 70 Prozent der 55- bis 64-Jährigen<br />

nicht mehr, obwohl diese Personen zum Teil hervorragend<br />

qualifiziert sind. Außerdem sind Frauen in Deutschland seltener<br />

in Führungspositionen tätig <strong>als</strong> im EU-Durchschnitt.<br />

Und jene Frauen, die in Führungspositionen sind, sind überdurchschnittlich<br />

häufig kinderlos. Aus HR-Perspektive ist das<br />

deshalb interessant, weil die größte Zahl der Frauen Kinder<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

hat. Das heißt: Wenn ich die Gruppe der Frauen für Führungstätigkeiten<br />

erschließen will, kann ich mich nicht auf die kleine<br />

Subgruppe jener Frauen beschränken, die keine Kinder haben.<br />

Die dritte vernachlässigte Gruppe sind die rund 15 Millionen<br />

Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund. Sie stellen<br />

19 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik, kommen<br />

in hoch qualifizierten Positionen in Organisationen aber<br />

kaum vor.<br />

Das klingt danach, dass das Thema Diversity Management in<br />

Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird ...<br />

Kersting: Ja, aber dies nicht zwangsläufig allein aus dem<br />

Grund, dass die Unternehmen nicht mehr genügend MBA-<br />

Absolventen rekrutieren können. Diversity ist auch aus ökonomischer<br />

Perspektive gut für ein Unternehmen. Es besteht<br />

nämlich die Gefahr, dass sich die Firmen nicht mehr dem<br />

Markt anpassen können, wenn ihre Belegschaft zu homogen<br />

ist. Warum z.B. haben die deutschen Premiumhersteller im<br />

Automobilmarkt nicht mitbekommen, dass sich die Einstellungen<br />

ihrer Kunden gegenüber Autos verändert haben? Warum<br />

ist ihnen entgangen, dass Autos nicht mehr ein Statussymbol


sind und dass schwere Limousinen mit einem hohen Spritverbrauch<br />

nicht mehr gefragt sind? Meine These: Die Automobilunternehmen<br />

haben eine Belegschaft, die die Gesellschaft nicht<br />

widerspiegelt – lauter junge Ingenieure mit Benzin im Blut. Die<br />

haben alle eine Tankkarte und bekommen einen Dienstwagen,<br />

die Tankkosten werden von der Firma übernommen etc. Diese<br />

Mitarbeiter sehen gar nicht, was in der Gesellschaft passiert<br />

und können daher auch nicht mehr kundenorientiert agieren.<br />

Was sollten Unternehmen tun, um solchen Situationen entgegenzuwirken<br />

und personelle Vielfalt im Unternehmen zu fördern?<br />

Kersting: Die Unternehmen müssen sich breiter aufstellen und<br />

ihre Kompetenz- bzw. Anforderungsprofile überdenken. Denn<br />

diese Profile fördern bislang die schematische Selektion, der<br />

zufolge nur solche Kandidaten gesucht werden, die jung, hoch<br />

qualifiziert und nach Möglichkeit männlich sind, die formale<br />

Qualifikationen im Bereich Wirtschaft, Finanzen oder Jura<br />

mitbringen und bevorzugt einen MBA oder eine Promotion<br />

vorweisen können. Menschen, die nicht in dieses Schema<br />

passen, die vielleicht Brüche im Lebenslauf haben, werden in<br />

der Regel beim Sichten der Bewerbungsunterlagen aussortiert.<br />

Dabei kann es durchaus besser sein, eine der Monikas aus Villingen-Schwenningen<br />

mit FH-Abschluss einzustellen, <strong>als</strong> sich<br />

von den Simons mit MBA aus Princeton Absagen einzuholen.<br />

Allerdings ist eine derart veränderte Personalauswahl auch mit<br />

höherem diagnostischem Aufwand verbunden. Denn in diesen<br />

anderen Teichen schwimmen nicht nur Goldfische, sondern<br />

auch Kandidaten, die nicht passen.<br />

Inwiefern muss sich die Diagnostik ändern?<br />

Kersting: Die Diagnostik muss besser bzw. reichhaltiger werden.<br />

Es reicht nicht aus, sich bei der Personalauswahl auf ein<br />

unstrukturiertes Vorstellungsgespräch zu beschränken, bei<br />

dem in der Regel lediglich Vorannahmen bestätigt werden und<br />

9 HR_perspectives<br />

Prof. Dr. Martin Kersting ist Professor an der Fachschule Bund<br />

beim Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung.<br />

Zuvor war er an der RWTH Aachen sowie <strong>als</strong> Berater bei<br />

der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen (DGP) und bei Kienbaum<br />

tätig. Als Experte für Personalauswahlverfahren ist er Mitglied<br />

des Arbeitskreises Assessment Center, der D<strong>IN</strong> Kommission sowie<br />

des Testkuratoriums. Kontakt: martin@kersting-internet.de<br />

der Personaler nur wenige Informationen über den Kandidaten<br />

erhält. Genauso wie ein Arzt eine Diagnose auf Fakten und<br />

Informationen stützt – etwa durch die Bestimmung des Blutbildes<br />

–, benötigt man für die Personalauswahl ausreichend<br />

Material, um seine Vorannahmen in Frage zu stellen. So sollten<br />

verschiedene diagnostische Verfahren zum Einsatz kommen –<br />

neben dem Vorstellungsgespräch beispielsweise auch Testverfahren<br />

wie Leistungstests, Persönlichkeitsfragebogen, Rollenspiele<br />

und Gruppendiskussionen. Häufig ist dann Folgendes zu<br />

beobachten: Meint man nach dem Vorstellungsinterview noch<br />

zu wissen, der Müller ist es, der Meier ist es nicht, dreht sich<br />

die Meinung z.B. nach einem Rollenspiel plötzlich komplett um<br />

– weil etwa deutlich wird, dass der Meier – entgegen der ursprünglich<br />

stereotypen Vorannahmen – durchaus in der Lage<br />

ist, ein schwieriges Mitarbeitergespräch zu führen.<br />

Ob des Fachkräftemangels können sich qualifizierte Bewerber<br />

inzwischen quasi aussuchen, bei welchem Unternehmen sie arbeiten<br />

wollen. Besteht nicht die Gefahr, dass diese Kandidaten<br />

Unternehmen meiden, bei denen sie aufwendige Selektionsprozesse<br />

in Kauf nehmen müssen?<br />

Kersting: Die Akzeptanz von Personalbeurteilungen und Personalauswahlverfahren<br />

ist in der Tat ein wichtiges Thema. Die<br />

Personalauswahl muss daher so gestaltet werden, dass sie auf<br />

Augenhöhe stattfindet, dass die Kandidaten Wertschätzung erfahren.<br />

Das bedeutet aber nicht, dass man sie nicht auf Herz<br />

und Nieren prüfen darf. Die Annahme, dass nur Kuschelverfahren<br />

positiv gewertet werden, ist ein Irrglaube. Bewerber<br />

wissen sehr wohl zu schätzen, wenn ein Unternehmen objektive<br />

Verfahren einsetzt. Untersuchungen zeigen, dass z.B. Tests<br />

zur kognitiven Kompetenz von den Bewerbern <strong>als</strong> kontrollierte<br />

Situationen geschätzt und gewürdigt werden. Außerdem suchen<br />

leistungsmotivierte Menschen – und die wollen die Unternehmen<br />

ja haben – Herausforderungen.<br />

Das Interview führte Petra Walther |<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


10 HR_career<br />

HR_CAREER<br />

PHILLIPP BLOMEYER<br />

BEREICHSLEITER PERSONAL BEI DER TEAMBANK, NÜRNBERG<br />

ME<strong>IN</strong>E BERUFLICHEN STATIONEN WAREN ...<br />

… allesamt spannend! Nach meinem Jura-Studium in Freiburg<br />

im Breisgau und in München begann ich meine berufliche<br />

Laufbahn im Vertrieb des Gerling Konzerns. Dann zog es mich<br />

ins Ausland – über den großen Teich zu einer Versicherung in<br />

den Nordwesten der USA –, wo ich <strong>als</strong> Vorstandsassistent ein<br />

US-amerikanisches Unternehmen kennenlernen durfte. Zurück<br />

in Deutschland war ich bei der Treuhandanstalt in Chemnitz<br />

verantwortlich für die Reprivatisierung von Unternehmen.<br />

Danach wechselte ich zur Schickedanz Gruppe nach Fürth. Zu<br />

meinen Verantwortungsbereichen gehörten M&A, Beteiligungen<br />

und Gremienarbeit. 2006 stieg ich bei der TeamBank ein:<br />

Erst <strong>als</strong> Leiter des Bereichs Unternehmensentwicklung und<br />

Recht, später übernahm ich im Rahmen der Job-Rotation der<br />

TeamBank Nürnberg zusätzlich die Verantwortung für Personal<br />

und weitere Themen.<br />

<strong>DAS</strong> MEISTE KNOW‑HOW FÜR DIE PERSONALARBEIT HABE<br />

ICH ERWORBEN BEI ...<br />

… meinem Auslandsaufenthalt in den USA. Hier habe ich viel<br />

über die amerikanischen Führungsprinzipien und die Fürsorgepflicht<br />

des Arbeitgebers gelernt. Wichtiges Know-how zu<br />

Prinzipien wie Fairness und Verantwortung habe ich mir bei<br />

der TeamBank angeeignet. Diese Werte spielen hier eine ganz<br />

entscheidende Rolle – das gilt nicht nur gegenüber den Mitarbeitern,<br />

sondern auch gegenüber den Kunden.<br />

BERUFLICH AM STÄRKSTEN GEPRÄGT HAT MICH ...<br />

… das Change-Management in den Organisationen: Bei der<br />

TeamBank habe ich zum Beispiel den Wandel von einer Voll-<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

bank mit Filialgeschäften zu einer Spezialbank mit nur einem<br />

Produkt – dem Konsumentenkredit easyCredit – miterlebt und<br />

mitgestaltet. Mit der Einbindung in den genossenschaftlichen<br />

FinanzVerbund ist der genossenschaftliche Wertekanon ein<br />

wichtiger Aspekt meines Denkens und Handelns geworden.<br />

Eine spannende Erfahrung war zudem die Einführung der Job-<br />

Rotation mit der damit einhergehenden exponenziellen Perspektivenerweiterung.<br />

Diese Erfahrung habe ich sehr zu schätzen<br />

gelernt. Wie bereits erwähnt, konnte ich so Verantwortung<br />

für Themen übernehmen, die mir aus meinen bisherigen Tätigkeiten<br />

nicht so nahe waren. Mir gefällt unsere einzigartige<br />

Unternehmenskultur, insbesondere die konsequente Verwirklichung<br />

des Team-Gedankens. Das zeigt sich auch in unserer<br />

Unternehmensvision, die wir auf besondere Weise veranschaulichen.<br />

Unsere Ziele sind symbolisch im Bild einer Stadt inte-<br />

griert, an der wir Schritt für Schritt bauen: EasyTown. In unserer<br />

Zentrale gibt es ein Modell von EasyTown, in dem für jeden<br />

Meilenstein, den wir gemeinsam erreichen, ein symbolischer<br />

Baustein gelegt wird. So können die Mitarbeiter stets mitverfolgen,<br />

wie die Stadt wächst. Dem Modell liegt übrigens unser<br />

Wertesystem zugrunde, das wir in der TeamBank ebenfalls gemeinsam<br />

erarbeitet haben.<br />

ME<strong>IN</strong> BISLANG GRÖSSTER ERFOLG WAR FÜR MICH ...<br />

… die Auszeichnung der TeamBank <strong>als</strong> „Arbeitgeber des Jahres<br />

2010“. Dieser Erfolg ist das beste Lob für unser Team und<br />

bestätigt einmal mehr, dass wir mit unseren Elementen der<br />

Personalarbeit wie Angebote zur Job-Rotation, gezielter Nachwuchsförderung<br />

sowie regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen<br />

und nicht zuletzt der gemeinsamen Verwirklichung unserer<br />

Unternehmensvision im Team auf dem richtigen Weg sind. Das<br />

Gleiche gilt für die wertebalancierte Führungs- und Unternehmenskultur,<br />

die bei uns im Vordergrund steht.


ME<strong>IN</strong>E WICHTIGSTEN FÄHIGKEITEN ALS PERSONALER SEHE<br />

ICH <strong>IN</strong> ...<br />

… der Tatsache, die Werte und Kultur im Unternehmen zu prägen<br />

und sie <strong>als</strong> Vorbild tatsächlich vorzuleben. Meine Aufgabe<br />

ist es, dafür zu sorgen, dass jeder Mitarbeiter an der richtigen<br />

Stelle im Unternehmen arbeitet und wir gemeinsam an einem<br />

Strang ziehen. Im beruflichen Alltag gehört es dazu, Fairness<br />

und Vertrauen gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Dienstleistern<br />

zu zeigen und ihnen mit Wertschätzung zu begegnen.<br />

Vertrauen ist die Basis für Motivation und Erfolg. Dafür möchte<br />

ich die Kolleginnen und Kollegen begeistern.<br />

FACHLICHEN <strong>IN</strong>PUT SOWIE ANREGUNGEN HOLE ICH<br />

MIR ...<br />

… auf unterschiedliche Weise: Gespräche gibt es oft innerhalb<br />

des Teams oder mit dem Betriebsrat. Außerdem tausche<br />

ich mich regelmäßig mit unserem Vorstandsvorsitzenden aus.<br />

Wichtig ist vor allem auch der Diskurs mit externen Experten,<br />

die Dinge oft aus einer anderen Perspektive sehen. Hier sind<br />

Netzwerke mit anderen Personalleitern, zum Beispiel innerhalb<br />

des genossenschaftlichen FinanzVerbunds oder in der<br />

Metropolregion Nürnberg, sehr hilfreich. Darüber hinaus profitiere<br />

ich von Fachtagungen und interdisziplinären Fachzeitschriften.<br />

DEN BESTEN AUSTAUSCH ÜBER BERUFLICHE PROBLEME<br />

HABE ICH MEIST MIT ...<br />

… meinen Kollegen oder auch über die Netzwerke des genossenschaftlichen<br />

FinanzVerbunds und der Metropolregion<br />

Nürnberg.<br />

Phillipp Blomeyers Weg ins Human Resources Management<br />

ist kein gewöhnlicher gewesen: Der gelernte<br />

Jurist ist via Job-Rotation zum Bereichsleiter Personal<br />

bei der TeamBank geworden. Keine Frage, dass er das<br />

Modell des internen Jobwechsels im Unternehmen<br />

weiter forciert – und dies mit Erfolg: Mit vorbildlichen<br />

Personalkonzepten wie Job-Rotation hat er erreicht,<br />

dass die TeamBank im bundesweiten Unternehmensvergleich<br />

„Top Job“ zum „besten Arbeitgeber 2010“<br />

gekürt wurde.<br />

E<strong>IN</strong>E BERUFLICHE HERAUSFORDERUNG IST FÜR<br />

MICH ...<br />

… die Stärkung der permanenten Lernkultur, denn<br />

Stillstand bedeutet Rückschritt. Eine wichtige Aufgabe<br />

ist hier die Fokussierung auf die Prinzipien<br />

des Audits „berufundfamilie“ vor allem im Hinblick<br />

auf den demografischen Wandel. Wir arbeiten<br />

vor allem an der Verbesserung der Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie und Chancengleichheit am<br />

Arbeitsplatz. Letzteres gilt insbesondere für die<br />

Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger und die<br />

Entdeckung und kontinuierliche Förderung von<br />

Talenten sowie für neue Formen des Übergangs<br />

vom Beruf in den Ruhestand. Mit diesen und weiteren<br />

Maßnahmen soll die Attraktivität der Team-<br />

Bank <strong>als</strong> Arbeitgeber im FinanzVerbund noch weiter<br />

gesteigert werden.<br />

ME<strong>IN</strong> MOTTO BEI DER ARBEIT IST ...<br />

… mit Kopf, Herz, Mut und Kraft meine Führungs-<br />

und Gestaltungsaufgaben wahrzunehmen!<br />

ENTSPANNUNG F<strong>IN</strong>DE ICH ...<br />

… im Kreise meiner Familie. Außerdem genieße ich<br />

in der freien Zeit Kirchenmusik und Ausflüge in die<br />

Natur.<br />

Phillipp Blomeyer |<br />

11 HR_career<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


12 HR_recruiting<br />

<strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> <strong>IN</strong> <strong>POSITION</strong> BR<strong>IN</strong>GEN<br />

EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

Foto: iStockphoto


13 HR_recruiting<br />

Employer Branding ist nur etwas für Konzerne? Ein Irrtum! Mittelständische Unterneh-<br />

men haben es sogar leichter, ihre Besonderheiten <strong>als</strong> Arbeitgeber herauszuarbeiten.<br />

Wie sie ihre Qualitäten richtig nutzen können, um sich zu einer Arbeitgebermarke zu<br />

entwickeln, zeigt manage_HR.<br />

PREVIEW<br />

_F<strong>als</strong>ches Verständnis: Warum sich viele mittelständische Unternehmen<br />

nicht an Employer Branding herantrauen_Floskeln statt<br />

Positionierung: Typische Fehler bei der Mitarbeitersuche_Selbst‑<br />

analyse, Arbeitsmarktanalyse, Zielgruppenanalyse: Wie beim<br />

Aufbau der Arbeitgebermarke vorzugehen ist_Auf den Zahn gefühlt:<br />

Weshalb Employer Branding <strong>als</strong> Prozess der Organisationsentwicklung<br />

verstanden werden muss_Querschnittsaufgabe: Wer im Unternehmen<br />

bei der Entwicklung der Arbeitgebermarke involviert sein<br />

sollte_Mitarbeiter <strong>als</strong> Markenbotschafter: Warum internes Employer<br />

Branding so wichtig ist<br />

Die IT-Beratung Capgemini sd&m weiß genau, welche Mitarbeiter<br />

zum Unternehmen passen: „Wer auf das eigene Können<br />

vertraut, ehrlich nach dem Besten strebt, Austausch <strong>als</strong> Bereicherung<br />

empfindet und Veränderungen <strong>als</strong> Chance begrüßt,<br />

dessen Herz schlägt bei uns richtig.“ So formuliert das 2.000<br />

Mitarbeiter starke Beratungshaus, welche Persönlichkeiten es<br />

rekrutieren will. Die Erwartungen von Capgemini sd&m scheinen<br />

jedoch einige Bewerber abzuschrecken: Seitdem sich das<br />

Unternehmen mit seinen Ansprüchen an seine Mitarbeiter im<br />

Rahmen eines Employer-Branding-Prozesses klar positioniert,<br />

erhält es weniger Bewerbungen. Aber, wie Julia Andersch, Projektleiterin<br />

Employer Branding bei Capgemini sd&m, mitteilt:<br />

Der Anteil passgenauer Bewerbungen hat sich erhöht, das Re-<br />

cruiting insgesamt ist effizienter geworden.<br />

Für die Deutsche Employer Branding Akademie GmbH<br />

(DEBA), Berlin, ist das ein Zeichen, dass das IT-Beratungsunternehmen<br />

in Sachen Employer Branding alles richtig gemacht<br />

hat. „Bei der Entwicklung einer eigenen Arbeitgebermarke ist<br />

nicht vorrangig, möglichst viele Bewerber anzulocken, sondern<br />

die richtigen Kandidaten zu gewinnen – nämlich jene,<br />

die genau zur Unternehmenskultur passen“, sagt Wolf Reiner<br />

Kriegler, Geschäftsführer der DEBA. Landläufig wird unter<br />

Employer Branding aber etwas anderes verstanden. „Die meisten<br />

Unternehmen setzen Employer Branding irrtümlicherweise<br />

mit Personalmarketing gleich. Sie glauben, es gehe lediglich<br />

darum, <strong>als</strong> Arbeitgeber bekannter zu werden“, beobachtet der<br />

DEBA-Geschäftsführer. Das Ziel sei jedoch, sich <strong>als</strong> Arbeitgeber<br />

ein einzigartiges Profil zu geben und so zur Marke zu<br />

werden.<br />

SERVICE<br />

LITERATURTIPPS UND LEITFÄDEN<br />

_Andree Martens: Attraktiv <strong>als</strong> Arbeitgeber. managerSeminare<br />

113, Bonn 2007. Download unter www.managerseminare.de/MS113AR04.<br />

Ideal, um sich schnell mit den Grundlagen des Employer<br />

Brandings vertraut zu machen: Der Artikel bietet auf knapp fünf<br />

Seiten das nötige Know-how zum Thema.<br />

_Armin Trost (Hrsg.): Employer Branding. Arbeitgeber<br />

positionieren und präsentieren. Luchterhand, Köln 2009,<br />

39 Euro.<br />

Einsteigern liefert der Sammelband Grundlagenwissen zum<br />

Thema „Employer Branding“. Personalern, die bereits mit dem<br />

Thema vertraut sind, bieten insbesondere die elf Unternehmensbeispiele<br />

Anregungen für den erfolgreichen Aufbau einer<br />

Arbeitgebermarke.<br />

_compamedia GmbH/wbpr GmbH (Hrsg.): Leitfaden<br />

Employer Branding. Selbstverlag, Überlingen/München 2008.<br />

Kostenfrei zu bestellen unter info@top-arbeitgebermarke.de.<br />

Der Leitfaden orientiert sich an der speziellen Situation kleiner<br />

und mittlerer Unternehmen und zeigt ihnen, wie sie mit knappen<br />

zeitlichen und finanziellen Ressourcen eine Arbeitgebermarke<br />

aufbauen können. Mit Praxis-Beispielen.<br />

_Waldemar Stolz, Anne Wedel: Employer Branding. Mit<br />

Strategie zum bevorzugten Arbeitgeber. Oldenbourg,<br />

München 2009, 39,80 Euro.<br />

Für alle, die sich auch wissenschaftlich dem Thema nähern<br />

wollen: Neben Hinweisen, wie die Erarbeitung einer Arbeitgebermarke<br />

strategisch angegangen werden kann und der<br />

Erläuterung der einzelnen Umsetzungsschritte wird der aktuelle<br />

Forschungsstand von „Employer Branding“ dargestellt.<br />

_Herbert Loebe, Eckart Severing: Als Arbeitgeber attraktiv –<br />

Wie gut sind wir schon? Bertelsmann, Bielefeld 2009, 17,90 Euro.<br />

Die Broschüre gibt kleinen und mittleren Unternehmen<br />

Handlungshilfen an die Hand, um die eigene Attraktivität <strong>als</strong><br />

Arbeitgeber zu steigern. Via Selbstchecks können Personaler<br />

prüfen, ob sie auf dem richtigen Weg sind.<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


14 HR_recruiting<br />

EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G RICHTIG MACHEN!<br />

PROJEKT-SETUP<br />

Bevor es los geht mit der Entwicklung der Arbeitgebermarke,<br />

müssen die Weichen richtig gestellt werden:<br />

1) Employer Branding ist eng auf die Unternehmens- und<br />

Person<strong>als</strong>trategie abzustimmen. Denn die Arbeitgebermarke<br />

ist nicht <strong>als</strong> „zweite Marke“ im Unternehmen zu betrachten,<br />

sondern dockt an die Corporate Brand an.<br />

2) Employer Branding ist eine Querschnittsaufgabe. Sowohl<br />

der HR-Bereich, die Kommunikations- und Marketingabteilung<br />

<strong>als</strong> auch die Geschäftsführung müssen in die Entwicklung der<br />

Arbeitgebermarke involviert sein.<br />

ANALYSE<br />

Damit eine Arbeitgeber-Positionierung überhaupt möglich ist,<br />

sind eine Reihe von Analysen nötig. So sollte das Umfeld, in<br />

dem sich das Unternehmen bewegt, erkundet werden. Zwar<br />

kann ein Blick auf die Zielgruppen, den Arbeitsmarkt und die<br />

Konkurrenzunternehmen nicht schaden – erfolgsentscheidend<br />

ist aber immer, die eigenen Mitarbeiter, die Arbeitswelt, HR-<br />

Angebote sowie die Unternehmenskultur auf positionierungstaugliche<br />

Aspekte hin zu durchforsten.<br />

REFLEXION DER ANALYSE-ERGEBNISSE<br />

Aus den Analyse-Ergebnissen heraus erfolgt die Ableitung der<br />

Arbeitgeberpositionierung. Zuvor muss sich das Unternehmen<br />

jedoch einer kritischen Reflexion unterziehen und checken, wie<br />

zukunftstauglich und vor allem wie glaubwürdig die gewünschte<br />

Positionierung ist. Für Letzteres ist u.a. zu prüfen, ob Selbst-<br />

und Fremdbild tatsächlich übereinstimmen.<br />

DEF<strong>IN</strong>ITION DER ARBEITGEBER<strong>POSITION</strong>IERUNG<br />

Die Definition der Arbeitgeberpositionierung sollte drei Aspekte<br />

umfassen: Wofür steht das Unternehmen <strong>als</strong> Arbeitgeber? Was<br />

hebt das Unternehmen <strong>als</strong> Arbeitgeber besonders hervor?<br />

Und welche Persönlichkeiten passen kulturell am besten zum<br />

Unternehmen?<br />

ENTWICKLUNG E<strong>IN</strong>ES KOMMUNIKATIONS- UND KREATIV-<br />

KONZEPTS<br />

Mit der Entwicklung eines Kreativkonzeptes soll die Strategie<br />

zum Leben erweckt werden. Es gilt, Kernbotschaften, Wording<br />

und Tonalität festzulegen und die Maßnahmen zu bestimmen.<br />

DEN ARBEITGEBERAUFTRITT AKTIV MANAGEN<br />

Employer Branding ist ein Wertschöpfungsprozess und bedarf<br />

einer entsprechenden Steuerung. Das heißt: Erfolgsindikatoren<br />

und Kennziffern für die Evaluation einzelner Marketingmaßnahmen<br />

sowie des Gesamtprozesses sind zu definieren.<br />

EXTERNES EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />

Mit dem Arbeitgeberprofil und der Positionierung lassen sich<br />

nun die operativen Maßnahmen für den Recruiting-Prozess<br />

gestalten.<br />

<strong>IN</strong>TERNES EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />

Die Arbeitgebermarke muss auch gegenüber den eigenen<br />

Mitarbeitern erlebbar sein. Die interne Kommunikation,<br />

HR-Strukturen und -Prozesse, die Führungskultur sowie das<br />

Arbeitsumfeld sollten zur definierten Employer-Branding-<br />

Strategie passen.<br />

Quelle: Deutsche Employer Branding Akademie (DEBA), Berlin<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

Das f<strong>als</strong>che Verständnis von Employer Branding erklärt u.a.,<br />

warum sich zahlreiche Mittelständler bei dem Thema noch<br />

zurückhalten: „Die Unternehmen denken, sie müssten große<br />

Werbekampagnen inszenieren und Unsummen an Euro investieren,<br />

um zur Arbeitgebermarke zu werden“, so Kriegler. Die<br />

Auffassung erklärt aber auch, warum der Großteil jener Unternehmen,<br />

die in Sachen Employer Branding aktiv sind, am f<strong>als</strong>chen<br />

Hebel ansetzen: In der Regel versuchen die Firmen durch<br />

die Art der Darstellung auf sich aufmerksam zu machen und<br />

nicht durch die Botschaft. Diese ist aber entscheidend. „Die<br />

Unternehmen müssen sich darüber klar werden, was sie <strong>als</strong><br />

Arbeitgeber wollen, wofür das Unternehmen <strong>als</strong> Arbeitgeber<br />

steht und wodurch es sich von anderen Firmen unterscheidet“,<br />

erläutert Kriegler.<br />

DIE MEISTEN FIRMEN WERBEN MIT AUSTAUSCHBAREN<br />

FLOSKELN<br />

Bislang können nur wenige Unternehmen eine klare und unterscheidbare<br />

Positionierung <strong>als</strong> Arbeitgeber vorweisen. Stellenanzeigen<br />

ähneln sich, und es wird mit austauschbaren Floskeln<br />

geworben wie „Wir bieten hohe Gestaltungsräume“, „Sie<br />

übernehmen schnell Verantwortung“ und „Wir sind ein internationales<br />

Unternehmen“. Mit ihren Anforderungen an die zu<br />

besetzenden Stellen sind die Firmen ebenfalls wenig konkret.<br />

Die meisten Unternehmen fordern die gleichen Kompetenzen<br />

– z.B. Teamfähigkeit, Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit<br />

und Belastbarkeit. Das jedenfalls zeigt eine Untersuchung der<br />

Fachhochschule Koblenz. Prof. Christoph Beck vom Fachbereich<br />

Betriebswirtschaft hat rund 4.200 Stellenanzeigen analysiert<br />

und festgestellt, dass in den Anzeigen eher Plattitüden<br />

denn die jeweils nötigen Fachkompetenzen aufgeführt werden.<br />

„Selbst die Lufthansa, die hinsichtlich ihrer Rekrutierung <strong>als</strong><br />

vorbildlich gilt, wirbt für sich <strong>als</strong> Arbeitgeber ausschließlich<br />

mit Schlagworten, die für eine Vielzahl anderer Unternehmen<br />

auch zutreffen“, sagt Reiner Kriegler. Kleine und mittelgroße<br />

Unternehmen dürfte dies freilich beruhigen, zeigt das Beispiel<br />

Lufthansa doch, dass die Markenbekanntheit eines Unternehmens<br />

nicht zwangsläufig eine aussagekräftige Employer Brand<br />

nach sich zieht. Laut Kriegler haben kleine und mittlere Unternehmen<br />

bei der Positionierung <strong>als</strong> Arbeitgeber sogar Vorteile.<br />

Der Grund: Sie haben in der Regel mehr Eigenheiten und Merkmale,<br />

die sie von anderen Unternehmen unterscheidbar machen.<br />

Allerdings verstehen es nur wenige Mittelständler, diesen<br />

Vorteil auch zu nutzen. Dies jedenfalls ist aus einer Studie der<br />

compamedia GmbH mit Sitz in Überlingen zu schließen, die<br />

jedes Jahr den Arbeitgeberwettbewerb „Top Job“ durchführt:<br />

Nur knapp über ein Viertel der 120 befragten kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen gaben an, einen aussagekräftigen<br />

Arbeitgeberslogan zu haben. Zwei Drittel formulieren nicht,<br />

was sie konkret <strong>als</strong> Arbeitgeber ausmacht.<br />

„Die meisten Firmen missachten die Grundlagen für den Aufbau<br />

einer Arbeitgebermarke“, fasst compamedia-Geschäftsführerin<br />

Silke Masurat die Ergebnisse zusammen. So würden<br />

auch viele Personalabteilungen in Sachen Employer Branding<br />

nicht mit den hierfür relevanten Abteilungen wie Unternehmenskommunikation<br />

oder Marketing zusammenarbeiten.<br />

Masurat vermutet, dass es den Mittelständlern schlicht am<br />

nötigen Know-how fehlt – was den Unternehmen selbst je-


doch gar nicht bewusst zu sein scheint.<br />

57 Prozent der Befragten gaben nämlich<br />

an, eine Employer-Branding-Strategie<br />

zu verfolgen.<br />

<strong>DAS</strong> EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G MIT E<strong>IN</strong>ER<br />

SELBSTANALYSE STARTEN<br />

Klein- und mittelständische Unternehmen,<br />

die zur Arbeitgebermarke werden<br />

wollen, sollen mit einer Selbstanalyse<br />

beginnen. Die Fragen, denen dabei mit<br />

Mitarbeiterbefragungen und Management-Audits<br />

u.a. auf den Grund gegangen<br />

werden soll: Wie erleben die eigenen<br />

Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz? Was<br />

macht das Arbeiten in dem Unternehmen<br />

für sie besonders? Und was demotiviert<br />

sie bei ihrer Arbeit?<br />

Laut Armin Trost, Professor für Human<br />

Resource Management an der Hochschule<br />

Furtwangen und Partner der Unternehmensberatung<br />

Promerit AG mit<br />

Hauptsitz in Frankfurt/M., leitet sich die<br />

Arbeitgeberattraktivität aus den Arbeitgebereigenschaften<br />

ab, die es im Rahmen<br />

des Employer-Branding-Prozesses<br />

zu ergründen und zu optimieren gilt.<br />

Hierzu zählen u.a. Angebote des Unternehmens<br />

wie Karrieremöglichkeiten<br />

und Work-Life-Balance-Maßnahmen,<br />

aber auch Faktoren wie das Qualifikationsniveau<br />

der Mitarbeiter sowie Werte<br />

wie Vertrauen oder das Führungsleitbild.<br />

„Die Arbeitgebermarke muss sich<br />

an den realen Arbeitgebereigenschaften<br />

orientieren. Sonst stehen die späteren<br />

Bewerberansprache à la<br />

„Draußen nur Kännchen“<br />

war gestern.<br />

Marketinginhalte mit dem, wie die Mitarbeiter<br />

die Arbeitswelt im Unternehmen<br />

erleben, in starkem Widerspruch.<br />

Und das würde die Glaubwürdigkeit des<br />

Arbeitgebers gefährden“, sagt Trost.<br />

Die Unternehmen sollten ihre Stärken<br />

<strong>als</strong> Arbeitgeber im Vergleich zur Konkurrenz<br />

betrachten. „Es geht darum,<br />

sich <strong>als</strong> Arbeitgeber hervorzuheben. Für<br />

die Positionierung ist es daher wichtig,<br />

die aktuelle Position im Wettbewerb zu<br />

verstehen“, erklärt Employer-Branding-<br />

Experte Trost. Dazu muss das Unternehmen<br />

zur Seite blicken: Wie präsentieren<br />

sich die Wettbewerber im Arbeitsmarkt?<br />

Welche Arbeitgeberleistungen zeichnen<br />

sie aus? Möglich ist eine Analyse laut<br />

compamedia-Geschäftsführerin Silke<br />

Masurat, indem z.B. die Karriereseiten<br />

der Mitbewerber unter die Lupe genommen,<br />

Informationsstände der Firmen auf<br />

Hochschulmessen besucht oder neue<br />

Mitarbeiter zu den Angeboten ihres vorherigen<br />

Arbeitgebers befragt werden.<br />

SICH NICHT ZU WEIT VOM AKTUELLEN<br />

ARBEITGEBERIMAGE ENTFERNEN<br />

Zu berücksichtigen ist auch das aktuelle<br />

Arbeitgeberimage. Gilt der Ruf des Unternehmens<br />

<strong>als</strong> konservativ, <strong>als</strong> unkonventionell,<br />

<strong>als</strong> verantwortungsbewusst<br />

etc.? Laut Armin Trost sollte sich das Unternehmen<br />

mit seiner Positionierung <strong>als</strong><br />

Arbeitgeber nicht zu weit vom aktuellen<br />

Arbeitgeberimage entfernen, da sich dies<br />

ebenfalls negativ auf die Glaubwürdig-<br />

15 HR_recruiting<br />

keit auswirken kann. Zudem können Facetten<br />

des aktuellen Arbeitgeberimages<br />

Bestandteil der Arbeitgebermarke werden,<br />

sofern sich diese vom Wettbewerb<br />

abheben und zugleich von der Zielgruppe<br />

<strong>als</strong> attraktiv empfunden werden.<br />

Die Präferenzen der anzusprechenden<br />

Zielgruppen müssen daher ebenfalls unter<br />

die Lupe genommen werden. „Informationen<br />

darüber, welche Erwartungen<br />

und Bedürfnisse die Wunschkandidaten<br />

haben, können z.B. durch die Befragung<br />

neuer Mitarbeiter und durch Gespräche<br />

mit Absolventen auf Hochschulmessen<br />

eingeholt werden“, sagt Silke Masurat. Sie<br />

rät, hier aktiv in die Zukunft zu denken:<br />

„Das Unternehmen sollte sich nicht allein<br />

darüber Gedanken machen, welche<br />

Leute es aktuell benötigt. Zu überlegen<br />

ist auch, wo sich die Firma hinentwickeln<br />

will und was für Mitarbeiter in Zukunft<br />

gebraucht werden.“<br />

KMU schneiden in Sachen Arbeitgeberattraktivität<br />

übrigens nicht generell<br />

schlechter ab <strong>als</strong> große Unternehmen.<br />

Wie das Coporate Leadership-Council<br />

mit einer 2007 durchgeführten Umfrage<br />

unter 60.000 Mitarbeitern aus 90<br />

Firmen weltweit herausgefunden hat,<br />

korreliert die Arbeitgeberattraktivität<br />

nicht mit Faktoren, die mit der Unternehmensgröße<br />

zusammenhängen, <strong>als</strong>o<br />

etwa einem hohen Gehalt. Unternehmen<br />

können laut der Studie „Attracting<br />

und Retaining Critical Talent Segments“<br />

vielmehr punkten, wenn sie ihren Mit-<br />

www.milchundzucker.de<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


16 HR_recruiting<br />

arbeitern Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten<br />

bieten sowie ihnen Respekt<br />

entgegenbringen. Insbesondere<br />

durch Letzteres können sich Unternehmen<br />

von anderen abheben. Denn wie der<br />

Engagement-Index des internationalen<br />

Beratungsunternehmens Gallup immer<br />

wieder aufs Neue zeigt, erhalten viele<br />

Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber nicht<br />

die Anerkennung, die sie sich wünschen.<br />

EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G IST E<strong>IN</strong><br />

CHANGE‑PROZESS<br />

Doch freilich kann sich ein Unternehmen<br />

nicht einfach jene Arbeitgebereigenschaften<br />

überstülpen, die vom Mitarbeiter<br />

bzw. Bewerber gewünscht werden.<br />

Es kann sich aber seiner Schwächen<br />

bewusst werden und versuchen, daran<br />

zu arbeiten. „Die Entwicklung einer Arbeitgebermarke<br />

ist ein Prozess der Organisationsentwicklung<br />

bzw. des Change-<br />

Managements“, stellt DEBA-Chef Reiner<br />

Kriegler klar. Mitunter werde die Unternehmenskultur<br />

in Frage gestellt und viel<br />

Staub aufgewirbelt. „Die Unternehmen<br />

müssen die Bereitschaft mitbringen, sich<br />

ehrlich auf den Zahn zu fühlen“, so Kriegler.<br />

Die Analyse-Phase erfordert daher<br />

vor allem eine eingehende Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Identität <strong>als</strong> Arbeitgeber<br />

und der Unternehmenskultur.<br />

<strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> UNTER DER LUPE<br />

Was zeichnet das eigene Unternehmen <strong>als</strong> Arbeitgeber aus?<br />

Damit Unternehmer, Führungskräfte und Personaler diese Frage<br />

beantworten können, ist eine Analyse des Images und des<br />

Leistungsangebotes des Unternehmens, aber auch der Wünsche<br />

der Zielgruppe und der Arbeitgeberstärken der Wettbewerber nötig.<br />

manage_HR zeigt die Eckpunkte einer professionellen Analyse:<br />

WELCHE EIGENSCHAFTEN HAT <strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> ALS<br />

ARBEITGEBER?<br />

_Wie wird der eigene Ruf <strong>als</strong> Arbeitgeber eingeschätzt (z.B.<br />

fair, unkonventionell, konservativ, verantwortungsbewusst etc.)?<br />

_Welche Werte vertritt das Unternehmen? (z.B. innovativ, verlässlich,<br />

familiäres Miteinander etc.)?<br />

_Wie werden Betriebsklima und Strukturen im Unternehmen<br />

beurteilt (z.B. locker und flexibel, seriös und klar strukturiert etc.)?<br />

WAS KANN BEWERBERN GEBOTEN WERDEN?<br />

_Was für Standortvorteile hat das Unternehmen (z.B. Familienfreundlichkeit<br />

auf dem Land, niedriger Mietspiegel, multikulturelles<br />

Flair in der Stadt etc.)?<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

Der Change-Charakter eines Employer-<br />

Branding-Projektes macht es zudem<br />

nötig, unternehmenspolitische Grundlagen<br />

vor dem Projektstart zu klären. Auf<br />

jeden Fall sollte das Employer Branding<br />

laut Markenexperte Kriegler eng auf die<br />

Unternehmensziele, die Geschäftsstrategie,<br />

die Strategie der Unternehmensmarke<br />

und die Person<strong>als</strong>trategie abgestimmt<br />

sein. Zudem muss das Top-Management<br />

von Anfang an in das Projekt involviert<br />

sein. „Es reicht nicht, sich vom Top-<br />

Management ein „Go“ für das Projekt<br />

abzuholen. Vielmehr sollten der Geschäftsführung<br />

regelmäßig Teilergebnisse<br />

kommuniziert werden, damit die Unterstützung<br />

durch die Geschäftsführung<br />

sichergestellt bleibt“, erläutert Kriegler.<br />

Neben dem Topmanagement sind weitere<br />

Akteure in das Projekt einzubeziehen.<br />

„Employer Branding ist eine Querschnittsaufgabe<br />

– ähnlich dem Thema<br />

Innovation“, sagt Jannis Tsalikis, der bei<br />

der Agentur Scholz & Friends <strong>als</strong> Consultant<br />

für den Bereich Employer Branding<br />

arbeitet. Gefragt seien die Kompetenzen<br />

des Human Resources, der<br />

Marketing-Abteilung und der Unternehmenskommunikation.<br />

„Bei der Personalabteilung<br />

liegt die Kommunikation<br />

mit den Mitarbeitern und Bewerbern,<br />

das Marketing hat das Know-how zum<br />

Quelle: In Anlehnung an compamedia GmbH/wbpr GmbH (Hrsg.): Leitfaden Employer Branding.<br />

Thema Markenbildung und Kommunikation,<br />

und die Unternehmenskommunikation<br />

ist für die Außendarstellung<br />

des Unternehmens verantwortlich“, erläutert<br />

Tsalikis, warum diese Ressorts<br />

zusammenarbeiten sollten.<br />

E<strong>IN</strong> SET AN DEF<strong>IN</strong>ITIONEN ALS<br />

RICHTSCHNUR FÜR MASSNAHMEN<br />

Meist empfiehlt sich, zur Arbeitgeberpositionierung<br />

eine auf Employer Branding<br />

spezialisierte Agentur einzuschalten.<br />

Diese erarbeitet gemeinsam mit dem<br />

Unternehmen nicht nur die Marke, sondern<br />

auch eine Art Richtschnur für die<br />

operativen Maßnahmen des Employer<br />

Brandings. Wichtig: Der Brand sollte<br />

nicht nur bei Rekrutierungsmaßnahmen,<br />

Empfehlungsprogrammen und sonstigen<br />

nach außen gerichteten Aktivitäten zum<br />

Tragen kommen. „Die Positionierungsstrategie<br />

muss auch intern spürbar sein<br />

und sich auf die täglich erlebbare Arbeitgeberqualität<br />

niederschlagen“, erläutert<br />

Reiner Kriegler. Nur so schaffe das<br />

Unternehmen die Voraussetzung, um<br />

positive Botschaften über sich <strong>als</strong> Arbeitgeber<br />

über den wahrscheinlich erfolgversprechendsten<br />

Weg nach außen<br />

zu transportieren: über die eigenen Mitarbeiter.<br />

Petra Walther ||<br />

_Welche Weiterbildungsmöglichkeiten werden geboten?<br />

_Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter<br />

aus?<br />

_Welche Work‑Life‑Balance‑Maßnahmen gibt es im Unternehmen<br />

(z.B. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuungsplätze<br />

etc.)?<br />

WELCHE ERWARTUNGEN UND BEDÜRFNISSE HABEN DIE<br />

WUNSCHKANDIDATEN?<br />

Informationen können z.B. eingeholt werden durch die Befragung<br />

neuer Mitarbeiter und durch Gespräche mit Absolventen auf<br />

Hochschulkongressen.<br />

WAS BIETET DIE KONKURRENZ?<br />

Eine Analyse der Arbeitgeberleistungen von Wettbewerbern<br />

ist möglich, indem z.B. die Karriereseiten der entsprechenden<br />

Unternehmen unter die Lupe genommen werden, Informationsstände<br />

der Firmen auf Hochschulmessen besucht werden oder<br />

neue Mitarbeiter zu den Angeboten ihres vorherigen Arbeitgebers<br />

befragt werden.


EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G ALS<br />

CHANGE‑PROJEKT BEGRIFFEN<br />

GIRA GIERSIEPEN GMBH & CO. KG<br />

Eingebettet in ein umfangreiches<br />

Change‑Projekt ist das Employer<br />

Branding bei der Gira Giersiepen GmbH<br />

& Co. KG. Von der Vision getrieben, ei‑<br />

ner der attraktivsten Arbeitgeber in<br />

seiner Branche zu werden, hat sich der<br />

Spezialist für Gebäudetechnik intensiv<br />

mit seinen Unternehmenswerten aus‑<br />

einandergesetzt. Über umfangreiche<br />

Analysen und Beschreibungen seiner<br />

Charakteristika hat der Mittelständler<br />

seine Positionierung gefunden.<br />

Führung neu definiert, Vision neu definiert,<br />

Mission neu definiert. Ein groß<br />

angelegtes Change-Projekt hat die Gira<br />

Giersiepen GmbH & Co. KG zum Employer-Branding-Projekt<br />

geführt. Ausgangspunkt<br />

waren laut Martin Brochhaus,<br />

Personalleiter bei Gira, gravierende<br />

Veränderungen in dem rund 900-köpfigen<br />

Unternehmen aus Radevormwald.<br />

„Ursprünglich hat Gira Schalter und<br />

Steckdosen produziert, jetzt stellen wir<br />

zudem komplexe Systeme zur intelligenten<br />

Steuerung der kompletten Gebäudetechnik<br />

her“, berichtet Brochhaus.<br />

Durch die technisch anspruchsvolleren<br />

Produkte benötigt Gira mehr Ingenieure<br />

<strong>als</strong> früher – und sieht sich fortan mit<br />

einem hart umkämpften Bewerbermarkt<br />

konfrontiert.<br />

Neben dem deutlich komplexeren Sortiment<br />

haben organisatorische Veränderungen<br />

und eine zunehmende Wettbewerbsintensität<br />

zu einer Veränderung<br />

des Führungssystems geführt: Bis vor<br />

gut drei Jahren hatte jede Führungskraft<br />

ihr eigenes Führungsverständnis. Heute<br />

existieren unternehmensweite Festlegungen<br />

für alle Führungskräfte: <strong>Ihr</strong>e zentrale<br />

Aufgabe besteht u.a. darin, die Mitarbeiter<br />

erfolgreich zu machen. Darüber<br />

hinaus ist das Führungsverständnis von<br />

einer Vision getrieben: Der Entwickler<br />

von Gebäudetechnik will in seinen Geschäftsfeldern<br />

zu einem der attraktivsten<br />

Arbeitgeber auf dem Markt werden. Um<br />

dies zu erreichen, hat Gira verschiedene<br />

Ziele definiert, die innerhalb von fünf<br />

Jahren erreicht werden sollen. Eines davon:<br />

sich darüber klar zu werden, was<br />

die Attraktivität des Unternehmens ausmacht<br />

und welche Persönlichkeiten zur<br />

Firma passen.<br />

<strong>IN</strong>TENSIVE AUSE<strong>IN</strong>ANDERSETZUNG<br />

MIT DEN <strong>UNTERNEHMEN</strong>SWERTEN<br />

Um diese Fragen beantworten zu können,<br />

hat sich Gira intensiv mit seinen<br />

Unternehmenswerten auseinandergesetzt.<br />

„Wir haben das Employer-Branding-Projekt<br />

zum Anlass genommen, die<br />

vier Werte unserer Unternehmenskultur<br />

Verantwortung, Verbindlichkeit, Veränderungswille<br />

und Respekt zu hinterfragen“,<br />

erläutert Brochhaus. Wie werden<br />

die Werte von den Mitarbeitern empfunden?<br />

Wie weit werden sie gelebt? Zudem<br />

wurde überprüft, ob Gira bestimmte<br />

Eigenschaften, die das Unternehmen<br />

<strong>als</strong> Arbeitgeber attraktiv machen, noch<br />

nicht im Blick hat.<br />

Insgesamt 70 Mitarbeiter waren <strong>als</strong><br />

Querschnitt in die Analysen involviert.<br />

Um die Ergebnisse nach Mitarbeiterbereichen<br />

auswerten zu können, wurden<br />

verschiedene Gruppen gebildet: Füh-<br />

17 HR_recruiting<br />

Foto: imagesource<br />

rungskräfte, Geschäftsführung, Produktion,<br />

Innovatoren und New Hires. Die<br />

Auswertungen zeigen u.a., dass die Geschäftsführung<br />

mit ihren Bewertungen<br />

des Unternehmens meist nah an den Bewertungen<br />

der Mitarbeitergruppen lag.<br />

Weitere Erkenntnisse aus den Befragungen<br />

der Mitarbeiter und Führungskräfte:<br />

Die vier Unternehmenswerte werden <strong>als</strong><br />

wichtig angesehen. Die Werte Respekt,<br />

Verbindlichkeit und Veränderungswille<br />

werden außerdem <strong>als</strong> weitgehend umgesetzt<br />

betrachtet. Das bedeutet: Das Fundament<br />

für eine Arbeitgeberpositionierung<br />

ist gegeben.<br />

<strong>UNTERNEHMEN</strong>SEIGENSCHAFTEN AUF<br />

DEN GRUND GEHEN<br />

Sich seiner Positionierung konkreter<br />

angenähert hat sich Gira, indem es sich<br />

eingehend mit den von den Mitarbeitern<br />

genannten Unternehmenscharakteristika<br />

beschäftigt hat. Inwiefern stehen die Eigenschaften<br />

mit den vier Kulturwerten<br />

in Verbindung? Was sagen sie konkret<br />

aus? Und welche Aspekte verdienen es,<br />

bei der Arbeitgeber-Positionierung betont<br />

zu werden? Die Aussagen, die so zu<br />

Gira <strong>als</strong> Arbeitgeber und den dort arbeitenden<br />

Menschen entwickelt wurden, beschreiben<br />

u.a. den „Cultural Fit“. Dabei<br />

handelt es sich um ein Instrument, mit<br />

dem festgestellt werden kann, ob ein Bewerber<br />

zum Unternehmen passt. Ist der<br />

Kandidat frei von Allüren? Zieht er neues<br />

Terrain bekannten Wegen vor? Und lässt<br />

er auf Worte auch Taten folgen? Das sind<br />

u.a. die Aspekte, an denen sich Gira bei<br />

der Mitarbeiterauswahl fortan orientiert.<br />

pwa |<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


18 HR_recruiting<br />

MITARBEITER WERDEN ZU<br />

MARKENBOTSCHAFTERN<br />

ORTHOMOL<br />

Die Firma Orthomol setzt auf internes Employer Branding.<br />

Sie will, dass sich ihre Mitarbeiter mit dem Unternehmen<br />

identifizieren, die Firmenkultur leben und diese nach au‑<br />

ßen transportieren – und ist auf gutem Wege zu ihrem Ziel.<br />

Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sich die Mitarbei‑<br />

ter des Familienunternehmens selbst <strong>als</strong> „Orthomolisten“<br />

bezeichnen.<br />

Gesche Hugger zeichnet bei Orthomol für das Employer Branding<br />

verantwortlich. Sie ist Leiterin Personal und Unternehmenskultur<br />

bei dem Familienunternehmen. Eine Position,<br />

die eher selten bei KMU anzutreffen ist. Dass der Zusatz Unternehmenskultur<br />

in ihrer Stellenbezeichnung betont wird,<br />

zeigt: Der Hersteller von Mikronährstoffen mit Sitz in Langenfeld<br />

bei Düsseldorf legt viel Wert darauf, dass seine Unternehmenskultur<br />

gelebt wird und dass sich die Mitarbeiter mit<br />

dem Unternehmen identifizieren. Dieses Ziel prägt auch das<br />

Employer Branding bei Orthomol: Internes Employer Branding<br />

spielt im Prozess der Entwicklung der Arbeitgebermarke<br />

des Unternehmens eine große Rolle. „Uns ist es wichtig, dass<br />

Mitarbeiter und Brand zusammenpassen und unsere Positionierung<br />

<strong>als</strong> Arbeitgeber die Unternehmenskultur spiegelt“, erklärt<br />

Gesche Hugger.<br />

Dass dies nur gelingen kann, wenn die Unternehmenskultur<br />

wiederum <strong>als</strong> Ausgangspunkt für die Arbeitgeber-Positionierung<br />

genommen wird, ist Hugger bewusst. So hat der<br />

Employer-Branding-Prozess bei Orthomol dazu geführt, dass<br />

die bislang unausgesprochene Unternehmenskultur der Firma<br />

zum ersten Mal in Worte gefasst bzw. niedergeschrieben<br />

wurde. Demnach sind Tatendrang, Zuversicht, Gelassenheit<br />

und vor allem Überzeugung jene Gemeinsamkeiten, die das<br />

Arbeiten bei Orthomol prägen – und die das Unternehmen<br />

entsprechend auch für sich <strong>als</strong> Positionierungsinhalte festgelegt<br />

hat.<br />

LEITL<strong>IN</strong>IEN FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE ERARBEITET<br />

Damit die Unternehmenswerte auch neuen Mitarbeitern<br />

vermittelbar sind, hat Orthomol gemeinsam mit den Führungskräften<br />

eine Art Wegweiser erarbeitet, der neuen<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

Führungskräften u.a. erläutert, wofür Orthomol steht, welches<br />

die Unternehmensziele sind und was es heißt, Führungskraft<br />

bei Orthomol zu sein. Zudem sind Bereiche und Abläufe<br />

des Unternehmens beschrieben, und es wird ihnen ein Organigramm<br />

der ersten und zweiten Führungsebene an die Hand<br />

gegeben.<br />

Darüber hinaus wird neuen Führungskräften während ihrer<br />

ersten sechs Monate in der Firma ein Mentor an die Seite gestellt,<br />

damit sie sich bestmöglich in die Unternehmenskultur<br />

einfinden können. Dieser macht die Manager mit ungeschriebenen<br />

Gesetzen vertraut, unterstützt bei der Kontaktaufnahme<br />

zu Schnittschnellen und Schlüsselpositionen und hilft bei persönlichen<br />

Problemen. Ein vergleichbares Patensystem gibt es<br />

auch für Außendienstmitarbeiter.<br />

MITARBEITER BEZEICHNEN SICH ALS ORTHOMOLISTEN<br />

Foto: Orthomol<br />

Laut Gesche Hugger war das Employer-Branding-Projekt Ini-<br />

tialzündung für eine Vielzahl von Maßnahmen, die verstärken<br />

sollen, dass sich die Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen<br />

identifizieren. So gibt es monatlich einen Breakfast Club, wo<br />

sich die Mitarbeiter bei kostenlosem Frühstück über Geschäftliches<br />

und Privates austauschen können. In 2010 soll außerdem<br />

erstm<strong>als</strong> ein Innovationsworkshop mit Mitarbeitern aus<br />

allen Abteilungen durchgeführt werden: Ziel ist es, gemeinsam<br />

Maßnahmen zu erarbeiten, die das Kerngeschäft von Orthomol<br />

positiv beeinflussen.<br />

Last but not least wurde im Rahmen der internen Kampagne<br />

der Begriff des „Orthomolisten“ geprägt, T-Shirts sowie Giveaways<br />

damit bedruckt und an die Mitarbeiter verteilt. Orthomol<br />

will damit den zentralen Wert „Überzeugung“ zum Ausdruck<br />

bringen. Schließlich ist die Begeisterung für das Thema „orthomolekulare<br />

Medizin“ Kern der Arbeitgebermarke. Dass sich die<br />

Mitarbeiter im Produktionsbereich öfter in den Orthomolisten-<br />

T-Shirts zeigen, wertet Gesche Hugger <strong>als</strong> positives Feedback.<br />

Die Mitarbeiter mit ihrem Selbstverständnis <strong>als</strong> Orthomolisten<br />

sind Markenbotschafter nach außen. Dass sie die Marke aktiv<br />

vertreten, wird durch Anreize gestärkt: Mitarbeiter, die neue<br />

Mitarbeiter erfolgreich werben, erhalten eine Prämie.<br />

pwa |


19 HR_recruiting<br />

REGIONAL BRAND<strong>IN</strong>G DEM EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />

VORGESCHALTET<br />

SCHÜCO <strong>IN</strong>TERNATIONAL KG<br />

Die Schüco International KG hat eindeutig einen Standort‑<br />

nachteil: Das Unternehmen liegt in Ostwestfalen – eine Ge‑<br />

gend, die viele Bewerber für sich nicht in Betracht ziehen.<br />

Seiner Positionierung <strong>als</strong> Arbeitgeber schickt der Spezialist<br />

für Fenster‑, Fassaden‑ und Solarsysteme daher eine Art Re‑<br />

gional Branding voraus: Gemeinsam mit anderen Firmen aus<br />

der Region versucht Schüco potenziellen Mitarbeitern die<br />

Gegend um den Teutoburger Wald schmackhaft zu machen.<br />

Ein Job in Bielefeld? Ach nein, was soll ich denn in Bielefeld? ...<br />

Dass die Region Ostwestfalen-Lippe Bewerber nicht gerade anzieht,<br />

hat die Schüco International KG vor zwei Jahren massiv<br />

zu spüren bekommen. Aufgrund neuer Geschäftsfelder und einem<br />

stetigen Wachstum waren bei dem Anbieter von Fenster-,<br />

Fassaden- und Solarsystemen 2008 rund 200 neue Positionen zu<br />

besetzen. Und das war alles andere <strong>als</strong> einfach, wie Stefan-Oliver<br />

Strate, Leiter Personalbetreuung bei Schüco, mitteilt. „Wir kamen<br />

an unsere Wachstumsgrenzen, da wir enorme Schwierigkeiten<br />

hatten, überregional Leute zu rekrutieren“, berichtet er.<br />

Die massiven Einstellungsprobleme ob des wenig attraktiven<br />

Unternehmensstandortes haben Schüco International dazu<br />

veranlasst, seinem Employer Branding eine Art Regional Branding<br />

vorzuschalten. Die Idee: die Region Ostwestfalen-Lippe<br />

<strong>als</strong> Arbeits- und Wohnort für qualifizierte Nachwuchskräfte<br />

und für Fach- und Führungskräfte zu promoten, um die Chance<br />

zu steigern, <strong>als</strong> Arbeitgeber überhaupt in Betracht gezogen<br />

zu werden. Gemeinsam mit zwei anderen mittelständischen<br />

Unternehmen aus Bielefeld und Umgebung, die wie Schüco<br />

zwar nationale und internationale Bedeutung in ihrem Marktsegment<br />

haben und interessante berufliche Perspektiven bieten,<br />

für die es aber ebenfalls schwierig ist, Mitarbeiter zu rekrutieren,<br />

hat Schüco die Initiative „Powerbrands OWL“ ins<br />

Leben gerufen. Vereint unter dieser Art Dachmarke werben die<br />

Firmen, zu denen neben Schüco auch die vielfach ausgezeichnete<br />

Phoenix Contact GmbH und der SAP-Dienstleister intelligence<br />

gehören, für die Vorzüge der Region Ostwestfalen-Lippe.<br />

Die Botschaft der „Powerbrands OWL“: Die Entscheidung für<br />

Bielefeld, Blomberg oder einer anderen Stadt ist nicht der Weg<br />

in eine rückständige und verschlafene Region, sondern in eine,<br />

in der viel in Bewegung ist. Sie ist die Heimat von auf dem Welt-<br />

markt führender Unternehmen wie Miele, Oetker, Phoenix Contact<br />

und Schüco. Gleichzeitig bietet die Region ein ideales Lebensumfeld<br />

für Familien mit günstigen Lebenshaltungskosten.<br />

MULTIPLIKATOREN FÜR OSTWESTFALEN‑LIPPE GEW<strong>IN</strong>NEN<br />

Vermittelt wird die Botschaft u.a. mit dem Internetauftritt der<br />

Initiative unter www.powerbrands-owl.de. Zudem wollen Schüco<br />

und Co. dafür sorgen, dass potenzielle Bewerber die Region<br />

Ostwestfalen-Lippe kennenlernen können. So wurde <strong>als</strong> Auftaktveranstaltung<br />

der Powerbrands OWL ein zweitägiges Event<br />

für Hochschulabsolventen und Profession<strong>als</strong> samt Familienangehörigen<br />

durchgeführt. Neben Vorträgen zur Region und zu<br />

den ansässigen Unternehmen erlebten die ca. 50 Teilnehmer<br />

das Gebiet am Teutoburger Wald hautnah – durch Firmenexkursionen,<br />

Stadtführungen und Besuche von Lokalitäten.<br />

Mit solchen Aktionen hoffen die Powerbrands OWL auf eine<br />

nachhaltige Wirkung: „Wir messen den Erfolg unserer Veranstaltungen<br />

nicht am direkten Recruiting von Kandidaten.<br />

Unser Ziel ist vielmehr, Multiplikatoren zu gewinnen, die über<br />

Ostwestfalen aufklären, bzw. die Region bei Freunden, Bekannten<br />

und Kollegen <strong>als</strong> mögliches Arbeits- und Lebensumfeld<br />

überhaupt ins Gedächtnis bringen“, sagt Strate.<br />

MUT ZUM OFFENEN WETTBEWERB<br />

Foto: imagesource<br />

Um Mitarbeiter in die Region zu ziehen, ziehen die Powerbrands<br />

zwar an einem Strang, führen aber gleichzeitig einen offenen<br />

Wettbewerb. So konkurrieren sie z.B. beim sogenannten<br />

Tripple Praktikum um Hochschulabsolventen. Diese arbeiten<br />

während des Praktikums nämlich sowohl bei Schüco <strong>als</strong> auch<br />

bei Phoenix Contact und bei intelligence. „Wir geben damit<br />

nicht nur den Praktikanten die Chance, herauszufinden, bei<br />

welchem Unternehmen sie am liebsten arbeiten würden. Das<br />

dreigeteilte Praktikum ist auch eine Chance für uns, die Absolventen<br />

zu rekrutieren, die aus Überzeugung zu uns kommen<br />

wollen“, sagt Strate. Bei Schüco würden viele Überzeugungstäter<br />

arbeiten, die von der Unternehmensvision getrieben seien,<br />

durch ihre Arbeit etwas zum Umweltschutz beizutragen. „Wir<br />

suchen daher Leute, die sich dafür begeistern und an dieser Vision<br />

mitarbeiten wollen“, so Strate. pwa |<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


20 HR_retention<br />

FEEDBACK STATT<br />

BEFEHLE<br />

UMGANG MIT DER GENERATION Y<br />

PREVIEW<br />

_Schnelle Abwanderung: Warum sich Unternehmen an die Ansprüche<br />

der Generation Y anpassen müssen_Erklären statt kom‑<br />

mandieren: Auf was es bei der Führung der Digital Natives ankommt_Süchtig<br />

nach Bewertung: Warum die Feedbackkultur in<br />

Unternehmen künftig wichtiger werden muss_Vermischung von<br />

Job und Privatem: Wie die Generation Y ihre Arbeit organisiert_<br />

Suche nach Sinn: Inwiefern Talent-Management und das gesellschaftliche<br />

Engagement von Firmen in Zukunft in Verbindung stehen<br />

sollten_Unterstützung bei den Prozessen: Was Unternehmen tun<br />

können, um Schwächen und Defizite der „jungen Wilden“ aufzufangen_Tipps<br />

<strong>als</strong> grobe Anhaltspunkte: Warum sich das Verhalten<br />

der Generation Y im Job letztlich schwer voraussagen lässt<br />

„Kann mir das mal jemand schnell kopieren?“ Mit Schweißperlen<br />

auf der Stirn stürmt der Chef aus seinem Büro – und<br />

stößt auf dem Flur mit dem neuen Praktikanten zusammen.<br />

Wortlos drückt er dem jungen Mann einen Papierstapel in die<br />

Hand. Doch der macht keine Anstalten, die Unterlagen an sich<br />

zu nehmen, sondern erwidert: „Warum? Können Sie das nicht<br />

selbst?“ Dem Chef stockt der Atem. Dann schiebt der Praktikant<br />

noch freundlich hinterher: „Ich kann Ihnen gerne zeigen,<br />

wie man den Kopierer bedient.“<br />

Ist das eine Frechheit? Aus der Sicht des Praktikanten vermutlich<br />

nicht. Denn er gehört zur sogenannten Generation Y – jener<br />

Altersgruppe, die in den Achtzigerjahren geboren wurde<br />

und nun mit Macht in die Unternehmen drängt. Glaubt man<br />

Experten und Zukunftsforschern, erobert mit ihnen ein völlig<br />

neuer Menschentyp die Arbeitswelt: flexibel, feedbacksüchtig,<br />

perfekt vernetzt und versiert im Umgang mit der Technik<br />

(siehe Kasten, S. 22). Fast monatlich erscheinen neue Studien,<br />

die die Andersartigkeit der Generation Y belegen wollen.<br />

Dass die Jungen – so wie der erwähnte Praktikant – das Altersprinzip<br />

ignorieren und jedermann wie ihresgleichen behandeln,<br />

sind nur zwei von vielen Unterschieden, die in den<br />

Untersuchungen genannt werden.<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

DEN FIRMEN LÄUFT DER NACHWUCHS DAVON<br />

Foto: imagesource<br />

Das Thema ist aber nicht nur Trendgemunkel, sondern hat einen<br />

handfesten Kern: Ein Viertel aller Firmen verzeichnet unter<br />

jungen Mitarbeitern eine Abwanderungsquote von mehr<br />

<strong>als</strong> 30 Prozent, ergab eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

KPMG. Der Nachwuchs scheint vielen Firmen<br />

geradezu davonzulaufen – und das in Zeiten eines ständig<br />

schrumpfenden Fachkräftepools. Organisationen werden <strong>als</strong>o<br />

nicht umhin können, sich in den kommenden Jahren an die<br />

Ansprüche der Generation Y anzupassen, um diese Abwanderung<br />

zu stoppen.<br />

Keine leichte Aufgabe: „Viele Abteilungsleiter packen den<br />

Nachwuchs völlig f<strong>als</strong>ch an“, beobachtet Karina Albers. <strong>Ihr</strong>e<br />

Firma Algeny mit Sitz in Hamburg ist darauf spezialisiert, Manager<br />

im Umgang mit der Generation Y zu schulen. Um ihren<br />

Kunden zu zeigen, wie sie ihren Führungsstil verbessern können,<br />

verwendet Albers Szenarien wie das eingangs geschilderte<br />

vom kopierunwilligen Praktikanten. Hier treffen buchstäblich<br />

Welten aufeinander: Auf der einen Seite die Führungskraft in<br />

den 40ern – ein Mitglied der sogenannten Generation X –, die<br />

Respekt vor Älteren erwartet. Auf der anderen Seite der Student<br />

oder Schüler, der allen Menschen ohne Rücksicht auf Länge der<br />

Betriebszugehörigkeit zunächst auf Augenhöhe begegnet.<br />

Wie sollte der Chef auf den vermeintlichen Affront reagieren?<br />

„Für die Generation Y ist es zunächst einmal wichtig, bei jedem<br />

Arbeitsschritt das Gesamtbild zu kennen“, erklärt Albers. Konkret<br />

bedeutet das: Anstatt einfach zu kommandieren, hätte der<br />

Vorgesetzte erklären müssen, dass in einer halben Stunde ein<br />

wichtiger Kunde kommt, er sich noch vorbereiten muss und<br />

deshalb keine Kapazitäten hat, die Papiere selbst zu kopieren.<br />

Aber haben Chefs für solche Überzeugungsarbeit überhaupt<br />

Zeit? „Die sollten sie sich nehmen“, meint Albers, „denn einfach<br />

nur Befehle auszuteilen führt bei diesen Mitarbeitern zu<br />

Reibereien, die letztlich viel Energie kosten.“


21 HR_retention<br />

Sie sind selbstbewusst, lassen sich nicht mit einfachen Anweisungen abspeisen und<br />

sind geradezu süchtig nach Feedback. Die Generation Y stellt die Unternehmen vor neue<br />

Herausforderungen. Was erwarten die in den 80er Jahren Geborenen vom Arbeitsleben?<br />

Wie können Unternehmen die jungen Talente an sich binden? Und wie funktioniert<br />

die Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung? Tipps für den Umgang mit der neuen<br />

Generation.<br />

HIERARCHIEN S<strong>IN</strong>D DER GENERATION Y FREMD<br />

Um zu verstehen, woher der Graben zwischen Alt und Jung<br />

kommt, hilft ein Blick in die Biografie der Generation Y. Sie<br />

unterscheidet sich in einigen Punkten radikal von der früherer<br />

Altersgruppen: Zunächst einmal kennen viele der nach 1980<br />

Geborenen keine ökonomischen Zwänge. Sie sind oft in wohlhabenden<br />

Doppelverdienerhaushalten aufgewachsen, nicht<br />

selten <strong>als</strong> einziges Kind. Sich mit Autoritäten auseinanderzusetzen,<br />

gehörte für sie zum Alltag. Eine strenge Familienhierarchie<br />

dagegen, in der Vater und Mutter sagen, wo es langgeht,<br />

haben sie meist nicht kennengelernt. Im Gegenteil: Die Generation<br />

Y wurde von Kindesbeinen an von ihren Eltern ernst<br />

genommen und durfte mitentscheiden („Was möchtest du am<br />

Wochenende machen?“). Umso größer ist für sie der Schock,<br />

wenn in der Arbeitswelt plötzlich Befehl und Gehorsam angesagt<br />

sein sollen.<br />

Die Generation Y ist ein privilegierter – manche sagen: verwöhnter<br />

– Menschenschlag, der es gewohnt ist, dass die Welt<br />

sich um ihn dreht. Diese Youngster zu führen bedeutet deshalb<br />

vor allem viel Arbeit. „Erklären Sie die Aufgabe so präzise wie<br />

möglich und legen Sie klare Ziele fest, zeitlich wie finanziell“,<br />

rät Expertin Albers. Nachdem der Rahmen gesteckt wurde,<br />

sollten Führungskräfte jedoch loslassen. Denn wenn die Generation<br />

Y eines nicht leiden kann, dann ist es Micro-Management.<br />

Selbst den Weg finden – so lautet die oberste Maxime der<br />

versierten Googler. Sie erwarten, dass der Chef das Ziel vorgibt<br />

und alle Mittel zur Verfügung stellt, um es zu erreichen – mehr<br />

aber nicht.<br />

Das bedeutet freilich nicht, dass die Generation Y ihre Aufgaben<br />

immer aus eigener Kraft reibungslos löst. Im Gegenteil:<br />

Viele Dinge, die mit formaler Bildung zu tun haben, beherrschen<br />

Jobeinsteiger heute schlechter <strong>als</strong> frühere Generationen.<br />

Nicht umsonst erteilt über die Hälfte der Betriebe in Deutschland<br />

jungen Mitarbeitern mittlerweile Nachhilfe, wie unlängst<br />

WAS DIE GENERATION Y WILL …<br />

1. … DIE WELT VERBESSERN.<br />

Die Generation Y ist – anders <strong>als</strong> die vorhergehende Generation<br />

X – stark werteorientiert: 86 Prozent wollen mit ihrer Arbeit<br />

der „Gesellschaft etwas zurückgeben“. Bei älteren Angestellten<br />

liegt dieser Wert zehn Prozentpunkte niedriger.<br />

2. … E<strong>IN</strong> TRADITIONELLES BÜRO.<br />

85 Prozent der 18- bis 25-Jährigen in Deutschland würden am<br />

liebsten am eigenen Schreibtisch im Unternehmen arbeiten.<br />

Nur fünf Prozent können sich für eine gemeinsame Büronutzung<br />

erwärmen (Hot Desks). Bevorzugt wird ein Arbeitsort in<br />

der Innenstadt.<br />

3. … ABER AUCH MOBIL BLEIBEN.<br />

Die Generation Y will sich Arbeitszeit und -ort selbst aussuchen<br />

und erwartet, dass der Arbeitgeber die Technik dafür<br />

stellt: 60 Prozent halten ein Diensthandy für selbstverständlich,<br />

50 Prozent einen Laptop, ebenso viele einen Blackberry.<br />

4. … GUT VERDIENEN.<br />

Allen Selbstverwirklichungs-Tendenzen zum Trotz: Bei der<br />

Wahl des Arbeitgebers spielt für deutsche Berufseinsteiger das<br />

Gehalt nach wie vor die wichtigste Rolle, gefolgt von Kollegen<br />

und Bedeutung der Aufgaben.<br />

5. … VON MENTOREN UNTERSTÜTZT WERDEN.<br />

58 Prozent aller Nachwuchskräfte holen sich gerne Rat bei<br />

erfahrenen Kollegen ein – wobei die Generation Y Mentoren<br />

aus der Altersklasse 50plus bevorzugt. Ein Berater aus der<br />

Generation X (40plus) wird weniger gerne gesehen.<br />

Quellen: Center for Work-Life-Policy (1&5), Johnson Controls (2-4)<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


22 HR_retention<br />

eine DIHK-Umfrage offenbarte. Diese Hilfestellungen müssen<br />

aber auf „auf leise Weise“ passieren, meint Albers. Statt zu poltern<br />

„das macht man so“, gilt es sanft anzuweisen „<strong>als</strong>o wir haben<br />

das bisher immer so gehandhabt, aber vielleicht haben Sie<br />

ja eine bessere Idee“.<br />

Kurzum: Ein neuer Stil an der Spitze ist gefragt. „Führung muss<br />

moderierender werden“, bestätigt Stephan Grabmeier, bei der<br />

Deutschen Telekom für Culture Management, <strong>als</strong>o die Entwicklung<br />

künftiger Arbeitskulturen, verantwortlich. „Vorgesetzte<br />

müssen stärker die Meinungen der Mitarbeiter einbeziehen<br />

und gleichzeitig stärker loslassen können.“ Mit grenzenlosem<br />

Laisser-faire habe das nichts zu tun, betont Grabmeier: Die Generation<br />

Y akzeptiere durchaus, dass der Vorgesetzte am Ende<br />

eine Entscheidung treffen muss.<br />

FEEDBACK WIRD ERWARTET<br />

Grundsätzlich haben die Berufseinsteiger kein Problem damit,<br />

nach den Regeln der Wirtschaft zu spielen. Sie glauben an das<br />

Leistungsprinzip und sind geradezu süchtig danach, bewertet<br />

zu werden – vorausgesetzt, die Rückmeldungen haben das<br />

richtige Format. „Es wird erwartet, dass Feedback oft und direkt<br />

kommt“, erklärt Anders Parment, Assistenzprofessor an<br />

der Stockholm University School of Business und Autor des<br />

Buches „Die Generation Y – Mitarbeiter der Zukunft“. Die<br />

derzeitige Chefgeneration handele zu häufig nach dem Motto<br />

„Kein Feedback bedeutet, alles ist Okay“, bemängelt Parment.<br />

Die Generation Y indes möchte nicht bis zum Jahresgespräch<br />

warten, sondern am liebsten persönlich und auf der Stelle beurteilt<br />

werden. Gerne gesehen wird auch, wenn Messgrößen<br />

für den Erfolg (Umsatz, verkaufte Mengen o.Ä.) in Echtzeit<br />

vorliegen. Vorbild ist hier natürlich das Netz: Wer bei Ebay gut<br />

und schnell bedient, bekommt fünf Sterne, Amazon fragt „War<br />

diese Rezension hilfreich?“, und wer bei Facebook einen Link<br />

gut findet, klickt auf den „Like“-Button. Eine ähnliche unmittelbare<br />

Rückmeldung erwartet die Gen Y auch im Job.<br />

Doch das Netz ist nicht nur Vorbild, sondern auch wichtigstes<br />

Arbeitsmittel der jungen Mitarbeiter: Sie vertrauen beim Problemlösen<br />

auf die Weisheit der Vielen – darauf, dass sich mit<br />

wenigen Klicks jemand findet, der Bescheid weiß und weiterhilft.<br />

Deshalb ist es selbstverständlich, auch am Arbeitsplatz<br />

ständig ein Chatfenster zu Freunden und Bekannten offen zu<br />

halten. „Solche Mitarbeiter sehen nicht ein, dass Sie im Job<br />

schlechter vernetzt sein sollen, <strong>als</strong> zu Hause“, betont Beraterin<br />

Albers.<br />

KE<strong>IN</strong>E TRENNUNG ZWISCHEN DIENSTLICHEM UND<br />

PRIVATEM<br />

Die Schlussfolgerung: Wer die Generation Y binden will,<br />

muss für eine moderne EDV-Ausstattung und offene Netze<br />

sorgen. 21 Prozent der Arbeitnehmer würden einen Job ablehnen,<br />

wenn das Unternehmen Social Networks wie Facebook<br />

und private E-Mail-Nutzung während der Arbeitszeit<br />

verbietet, ergab erst im Mai 2010 eine Studie der IT-Sicherheitsfirma<br />

Clearswift. Das Argument, Mitarbeiter würden soziale<br />

Medien am Arbeitsplatz nur für ihre Feierabendplanung<br />

nutzen, lässt die Generation Y nicht gelten – schließlich ist ihr<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

eine strenge Trennung zwischen Dienstlichem und Privatem<br />

fremd.<br />

„Im Meeting unterm Tisch mit dem Smartphone eine Grillparty<br />

zu organisieren, finden Digital Natives selbstverständlich“,<br />

sagt Willms Buhse. Sein Unternehmen DoubleYUU mit Sitz in<br />

Hamburg organisiert regelmäßig Events, bei denen erfahrene<br />

Manager auf High Potenti<strong>als</strong> der Internetgeneration treffen.<br />

Welche Gräben diese Gruppen trennen, offenbart sich hier<br />

schnell. „Nur zwischen neun bis 17 Uhr an einem Platz zu<br />

arbeiten, sehen viele nicht ein“, beobachtet Buhse. Privates<br />

wird während der Arbeitszeit erledigt – und Berufliches am<br />

Abend oder Wochenende. Die Generation Y arbeitet wo und<br />

wann sie will und erwartet, dass das Unternehmen sie dabei<br />

unterstützt.<br />

STECKBRIEF GENERATION Y<br />

Milleni<strong>als</strong>, Digital Natives, Net-Generation – die Kinder der<br />

Achtzigerjahre haben viele Namen. Der Begriff „Generation Y“<br />

wurde 1993 erstm<strong>als</strong> verwendet und bezog sich auf die Jahrgänge<br />

1984 bis 1994. Doch fast jeder Autor verwendet andere<br />

Zeitspannen. Wichtigster objektiver Unterschied zu früheren<br />

Jahrgängen: Die Kinder der Generation Y sind <strong>als</strong> erste mit<br />

dem Internet aufgewachsen, weshalb sie oft auch <strong>als</strong> Digital<br />

Natives (Digitale Eingeborene) bezeichnet werden.<br />

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER GENERATION-Y-<br />

MITARBEITER WERDEN OFT SO BESCHRIEBEN:<br />

+ sind leistungsorientiert<br />

+ arbeiten gut im Team<br />

+ können gut mit Technik umgehen<br />

+ arbeiten lösungsorientiert<br />

+ sind multitasking-fähig<br />

– wollen ständiges Feedback<br />

– brauchen detaillierte Beschreibungen der Aufgabe und<br />

Zielvorgaben<br />

– erwarten persönliche Betreuung<br />

– neigen zur Selbstüberschätzung<br />

Quelle: KPMG, Forrester Consulting/Xerox<br />

Foto: imagesource


Am Ende ein gutes Gehalt zu beziehen ist den<br />

Youngstern natürlich wichtig – verliert allerdings <strong>als</strong><br />

Kriterium bei der Arbeitgeberwahl zunehmend an<br />

Bedeutung. Wichtiger ist für die Jahrgänge 1980plus<br />

die Frage nach dem Warum. „Die Digital Natives sagen<br />

‚Wir geben euch unsere ganze Power – wenn das<br />

unternehmerische Handeln Sinn macht‘“, beobachtet<br />

Telekom-Manager Grabmeier. Um diese Sinnhaftigkeit<br />

zu vermitteln, empfiehlt er u.a., nicht nur in der<br />

Rekrutierung, sondern überall im Arbeitsalltag das<br />

gesellschaftliche Engagement des Unternehmens herauszustellen.<br />

„Wer das Thema Corporate Social Responsibility<br />

nicht abdeckt, wird auf dem Talentmarkt<br />

das Nachsehen haben“, ist Grabmeier überzeugt.<br />

DIE RICHTIGE BALANCE F<strong>IN</strong>DEN<br />

Die Firmen sind freilich nicht gezwungen, dem<br />

Nachwuchs in jedem Punkt entgegenzukommen.<br />

„Es muss eine Balance gefunden werden“, meint Autor<br />

Parment. So sollten die Firmen zwar beispielsweise<br />

darüber nachdenken, ihren Mitarbeitern<br />

freie Hand bei der Wahl von Arbeitsort und -zeit<br />

zu lassen. Gleichzeitig könne aber durchaus darauf<br />

bestanden werden, dass während einer bestimmten<br />

Kernarbeitszeit alle erreichbar sind. Auch Sabbatic<strong>als</strong><br />

oder Sonderurlaub dürfen laut Parment an<br />

Bedingungen geknüpft werden. „Der Mitarbeiter<br />

muss vorher eine herausragende Leistung erbracht<br />

haben“, gibt er ein Beispiel.<br />

Damit das Zusammenspiel zwischen Alt und Jung<br />

klappt, wird letztlich auch die Generation Y einige<br />

Dinge dazulernen müssen. Der US-Consultant<br />

Dan Woods, der vor allem junge Hightech-Gründer<br />

berät, weiß, woran es den jungen Wilden mangelt:<br />

„Digital Natives brillieren im Guerilla-Kampf – aber<br />

versagen oft bei den Prozessen“, sagt er. Seine Empfehlungen<br />

an Unternehmen:<br />

_Es ist sicherzustellen, dass es eine zentrale Übersicht<br />

darüber gibt, wer an welchem Projekt arbeitet<br />

und wie weit die Arbeit fortgeschritten ist.<br />

_Mit Generation-Y-Mitarbeitern sollten regelmäßig<br />

persönliche Treffen veranstaltet werden, um Konflikte<br />

zu lösen.<br />

_Unternehmen sollten sich nicht nur auf den elektronischen<br />

Austausch verlassen. Zur Entwicklung<br />

von Ideen etwa sind Chat und E-Mail ungeeignet.<br />

Anzuraten sind regelmäßige Strategiesitzungen.<br />

Im täglichen Umgang sollten Führungskräfte Grenzen<br />

ziehen. „Wenn Mitarbeiter den Chef auf dem<br />

Gang nicht grüßen, sondern ihn direkt mit einem<br />

Anliegen behelligen, muss das nicht hingenommen<br />

werden“, sagt Expertin Albers. Parallel zu den älteren<br />

Führungskräften schult sie deshalb auch die jungen<br />

Einsteiger. Dabei stehen Themen wie höflicher<br />

Umgang, Dresscode oder Zuhören auf der Agenda.<br />

Das ist vor allem dann unerlässlich, wenn die Neuen<br />

direkten Kontakt zum Kunden haben.<br />

SERVICE<br />

LITERATURTIPP<br />

_Anders Parment (Hrsg.): Die Generation Y – Mitarbeiter<br />

der Zukunft. Gabler, Wiesbaden 2009, 39,90 Euro.<br />

Eine gute Informationsquelle über die Generation Y. Basierend<br />

auf einer internationalen Studie geht der schwedische<br />

Unternehmensberater und Wissenschaftler Anders Parment<br />

den Fragen nach, warum die Jahrgänge 1980 bis 1990 <strong>als</strong><br />

Arbeitnehmer anders ticken <strong>als</strong> vorangegangene Generationen,<br />

wie Unternehmenskultur, Kommunikation und Arbeitswelt sich<br />

dadurch verändern und welche Auswirkungen die Generation Y<br />

für das Talentmanagement hat.<br />

_Don Tapscott: Grown Up Digital: How the Net Generati‑<br />

on is Changing Your World. Mcgraw-Hill Professional, New<br />

York 2008, 20,95 Euro.<br />

Don Tapscott, Management-Guru und Experte für das Thema<br />

„Digital Natives“, stellt in seinem Buch dar, was die Net-Generation<br />

ausmacht und wie sie die Welt verändert. Nach seiner<br />

wissenschaftlichen Forschung sind es acht Charakteristiken,<br />

mit denen die Digital Natives beschrieben werden können.<br />

_Stefanie Bergel: Net Geners wollen Spaß, Geschwin‑<br />

digkeit, Innovation. managerSeminare 129, Bonn 2009.<br />

Download unter www.managerseminare.de/MS129AR05.<br />

Don Tapscott im Interview. Seine These: Wer Net Geners, wie<br />

er die Generation Y nennt, im Unternehmen halten will, muss<br />

sein Management ändern.<br />

_John Palfrey und Urs Gasser: Generation Internet.<br />

Hanser, München 2008, 19,90 Euro.<br />

Das Buch richtet sich eigentlich an Lehrer und Eltern, ist<br />

aber auch für Personaler und Führungskräfte interessant. Die<br />

Autoren haben auf der ganzen Welt mit Digital Natives gesprochen<br />

und stellen in ihrem Buch dar, wie diese Generation<br />

lernt, denkt, arbeitet und kommuniziert – und wie sie sich von<br />

anderen Generationen unterscheidet.<br />

DIE GENERATION Y SPIEGELT GESAMTGESELLSCHAFTLICHE<br />

TRENDS<br />

All diese Tipps können jedoch nur grobe Anhaltspunkte liefern.<br />

Denn wie sich die junge Garde letztlich im Job verhält,<br />

lässt sich nicht voraussagen. Die meisten Aussagen zur Generation<br />

Y sind Verallgemeinerungen, die nur auf Studien mit<br />

wenigen Teilnehmern oder persönlichen Eindrücken beruhen.<br />

„Wirklich wissenschaftlich belegt ist davon nichts“, warnt Armin<br />

Trost, Professor an der HFU Business School der Hochschule<br />

Furtwangen.<br />

Dennoch sollten sich Unternehmen auf Veränderungen einstellen.<br />

Trost: „Die Generation Y verkörpert Trends, die sich<br />

letztlich in der gesamten Gesellschaft abspielen.“<br />

Constantin Gillies ||<br />

23 HR_retention<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


24 HR_administration<br />

<strong>DAS</strong> RICHTIGE GESAMTBILD GEBEN<br />

ARBEITSZEUGNISSE PROFESSIONELL ERSTELLEN<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

Foto: imagesource


DIE HÄUFIGSTEN MÄNGEL <strong>IN</strong><br />

ARBEITSZEUGNISSEN<br />

25 HR_administration<br />

Arbeitszeugnisse kosten die Unternehmen viel Geld: Rund 30.000 Gerichtsprozesse<br />

werden jedes Jahr geführt, weil Mitarbeiter gegen ihre Beurteilungen vorgehen. Ein<br />

Großteil der Klagen könnte vermieden werden – wenn die Zeugnisse fachgerecht<br />

erstellt würden. Berater Gunnar Szymaniak zeigt, wie Fehler beim Schreiben von<br />

Zeugnissen umgangen werden.<br />

PREVIEW<br />

_Oftm<strong>als</strong> ärgerlich, aber nötig: Zum Für und Wider von Arbeitszeugnissen_Codes<br />

sind out: Warum negative Beurteilungen zwischen<br />

den Zeilen nicht mehr gestattet sind_Modaladverbien und<br />

Superlative: Wie Mitarbeiter in Arbeitszeugnissen nach Schulnoten<br />

bewertet werden können_Das Gesamtbild im Blick: Warum der<br />

Einsatz von Textbausteinen nicht überstrapaziert werden sollte_Ar‑<br />

beitserfolge nennen: Wie die Leistung von Mitarbeitern konkretisiert<br />

werden sollte_Das Zeugnis <strong>als</strong> Soll‑Ist‑Abgleich: Warum im<br />

Zeugnis auf konkrete Arbeitsziele eingegangen werden sollte_Über<br />

Wertschätzung und Professionalität: Weshalb selbst kleine Formfehler<br />

große Bedeutung haben<br />

Bestätigen können es wohl die meisten Personalmanager: Der<br />

Umgang mit Arbeitszeugnissen kann viel Zeit und Nerven kosten.<br />

Vor allem die rechtliche Verpflichtung zur wahren und<br />

gleichzeitig auch wohlwollenden Beurteilung sorgt für Schwierigkeiten:<br />

Kritik ist nur in freundlichen Worten möglich – ein<br />

Zeugnis zu schreiben, wird somit für so manchen Personaler<br />

zum sprachlichen Balanceakt. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />

die Verbindung von Wahrheit und Wohlwollen durch indirekte<br />

oder „zwischen den Zeilen“ versteckte Kritik riskant ist. Denn<br />

die Gewerbeordnung verbietet, Informationen zu verschleiern<br />

oder zu verschlüsseln.<br />

Die komplexen rechtlichen Anforderungen provozieren Missverständnisse<br />

und Konflikte: Rund 30.000 Gerichtsprozesse<br />

werden Jahr für Jahr geführt, weil Mitarbeiter sich ungerecht<br />

behandelt fühlen. Da verwundert es nicht, dass viele Personaler<br />

das Arbeitszeugnis <strong>als</strong> ärgerliches Thema ansehen. Der Ludwigshafener<br />

Personalberater Frank Adensam fordert in einer<br />

aktuellen Medienkampagne gar dessen Abschaffung.<br />

ARBEITSZEUGNISSE S<strong>IN</strong>D BESSER ALS IHR RUF<br />

Der Kritik gegenüber Arbeitszeugnissen zum Trotz zeigt der<br />

Blick in andere Länder aber: Wo es keine Arbeitszeugnisse gibt<br />

und Bewerber einzig auf Grundlage ihrer selbst erstellten Un-<br />

_Die Kernaufgaben des Arbeitnehmers, seine Stellung<br />

im Unternehmen oder sein Werdegang sind nicht klar<br />

erkennbar.<br />

_Beurteilungen, die aufgrund der Aufgabenbeschreibung<br />

zu erwarten sind, fehlen – z.B. bei einer Verkäuferin die<br />

Beurteilung des Verhaltens gegenüber Kunden.<br />

_Die Beurteilung ist unstrukturiert bzw. enthält Wiederholungen<br />

oder Widersprüche.<br />

_Das Zeugnis ist erkennbar vom Zeugnisempfänger<br />

selbst formuliert (starke Hervorhebung der persönlichen<br />

Entwicklung und Weiterbildung, überschäumendes<br />

Lob, Darstellung von Erfolgen aus Arbeitnehmer-<br />

perspektive).<br />

_Zu erwartende Elemente fehlen, insbesondere die<br />

Leistungszusammenfassung und die Beendigungsformel<br />

(Dank, Bedauern, Zukunftswünsche).<br />

_Es werden (unabsichtlich) wiederholt Abwertungstechniken<br />

benutzt, insbesondere Passivierung („Die Zielvereinbarungen<br />

wurden eingehalten“ statt „Er hielt die<br />

Zielvereinbarungen ein“), Distanzierung („Wir haben ihn<br />

<strong>als</strong> ... kennengelernt“ statt „Er ist ...“ und Mehrdeutigkeit<br />

(„Seine Tätigkeit erforderte flexible Einsatzbereitschaft<br />

und hohe Belastbarkeit“ statt „Er ist flexibel einsatzbereit<br />

und sehr belastbar“).<br />

_Der Grund für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

ist nicht erkennbar.<br />

_Als Beendigungsdatum ist ein „krummes Datum“ angegeben,<br />

nicht das Monatsende.<br />

_Ausstellungsdatum und Beendigungsdatum weichen<br />

voneinander ab.<br />

_Rang und/oder Name des Unterzeichners sind nicht<br />

erkennbar.<br />

_Rechtschreibfehler und unsorgfältige Formatierung.<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


26 HR_administration<br />

terlagen ausgewählt werden, ist der Aufwand zur Überprüfung<br />

der Bewerber deutlich höher – mit negativen Folgen für die<br />

Wirtschaft. In den USA z.B. wurden in den vergangenen Jahren<br />

daher Gesetze erlassen, um Arbeitgeber zu motivieren, Zeugnisse<br />

(references) auszustellen.<br />

Gegen die Abschaffung des Arbeitszeugnisses spricht auch,<br />

dass viele Unternehmen in Deutschland durchaus differenzierte,<br />

aussagekräftige Zeugnisse ausstellen und damit anderen<br />

Arbeitgebern die Personalauswahl erleichtern. Das bestätigt<br />

Barbara Huesmann, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Institut für Management an der Freien Universität<br />

Berlin. Sie hat das Arbeitszeugnis und seine wirtschaftliche<br />

Bedeutung aus personalpolitischer Perspektive analysiert und<br />

WISSENSWERTES ZUR GESETZGEBUNG<br />

UND RECHTSPRECHUNG<br />

FORMULIERUNGSFREIHEIT:<br />

Auf Basis von Gerichtsurteilen und Fachpublikationen haben<br />

sich in Deutschland Standards der Zeugnisschreibung<br />

entwickelt. Laut Bundesarbeitsgericht sind Arbeitgeber<br />

aber „grundsätzlich frei in der Formulierung des Zeugnisses“,<br />

solange der Wahrheits-, der Klarheits- und der<br />

Wohlwollensgrundsatz beachtet werden. Allerdings ist es<br />

nicht empfehlenswert, auf Kosten der Mitarbeiter die weit<br />

verbreitete Zeugnissprache mit ihren nach Schulnoten<br />

abgestuften Formulierungen zu missachten und durch<br />

vollständig frei formulierte Zeugnisse und das Weglassen<br />

gewohnter Elemente, z.B. der Leistungszusammenfassung,<br />

Missverständnisse zu provozieren.<br />

CODES UND GEHEIMMERKMALE:<br />

Mit der Novellierung der Gewerbeordnung 2002 wurde der<br />

§ 113 GewO <strong>als</strong> Bestimmung zur Zeugniserteilung durch<br />

den neuen § 109 GewO ersetzt. Während in dem bis 2002<br />

geltenden Gesetz „Merkmale“ verboten wurden, „welche<br />

den Zweck haben, den Arbeitnehmer in einer aus dem Wortlaute<br />

des Zeugnisses nicht ersichtlichen Weise zu kennzeichnen“,<br />

verbietet der neue § 109 GewO „Merkmale oder<br />

Formulierungen [...], die den Zweck haben, eine andere <strong>als</strong><br />

aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche<br />

Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen“ und fügt hinzu:<br />

„Das Zeugnis muss klar und verständlich formuliert sein.“<br />

Der Gesetzgeber hat <strong>als</strong>o den Anspruch auf Zeugnisklarheit<br />

und -verständlichkeit stärker und deutlicher betont.<br />

BEURTEILUNG BERUFSSPEZIFISCHER MERKMALE UND<br />

FÄHIGKEITEN:<br />

Laut neueren Urteilen des Bundesarbeitsgerichts (2008)<br />

sowie des Landesarbeitsgerichts Hamm (2006) muss im<br />

Arbeitszeugnis beurteilt werden, ob der Arbeitnehmer die<br />

wesentlichen berufsspezifischen Anforderungen erfüllt hat.<br />

In der Praxis ist <strong>als</strong>o bei der Verwendung von Textbausteinen<br />

darauf zu achten, dass diese auch zu den spezifischen<br />

Berufsanforderungen passen.<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

kommt zu dem Schluss: „Arbeitszeugnisse sind [...] besser <strong>als</strong><br />

ihr Ruf.“<br />

VORSICHT MIT GEHEIMCODES!<br />

Wie aber können Konflikte und Rechtsstreitigkeiten in Sachen<br />

Arbeitszeugnisse vermieden werden? Erfahrungsgemäß wird<br />

ein Großteil der Zeugniskonflikte dadurch verursacht, dass die<br />

spezifische Zeugnissprache nicht beachtet und mit Textbausteinen<br />

f<strong>als</strong>ch umgegangen wird. Zudem werden Zeugnisse oft<br />

ohne die nötige Sorgfalt geschrieben. Im Umkehrschluss heißt<br />

das: Bestimmte Grundsätze müssen bei der Zeugnisschreibung<br />

berücksichtigt werden.<br />

Einer der Grundsätze betrifft die in Fachpublikationen häufig<br />

zitierten Geheimcodes. Sie stammen überwiegend aus einer<br />

Liste, die bereits 1976 veröffentlicht wurde, und sollten nicht<br />

verwendet werden. Codes der Zeugnissprache weisen Aussagen<br />

andere Bedeutungen zu <strong>als</strong> aus dem Wortlaut ersichtlich ist. In<br />

der Regel handelt es sich um negative Beurteilungen „zwischen<br />

den Zeilen“. So wird zum Beispiel die harmlos klingende Aussage<br />

„Wir lernten ihn <strong>als</strong> umgänglichen Mitarbeiter kennen“ <strong>als</strong><br />

Hinweis auf einen unangenehmen Mitarbeiter verstanden.<br />

Arbeitnehmer fühlen sich durch derartig verdeckte Kritik zu<br />

Recht getäuscht. Die Verwendung solcher Codes ist gemäß §<br />

109 der Gewerbeordnung auch verboten. Darin heißt es: „Das<br />

Zeugnis muss klar und verständlich formuliert sein. Es darf keine<br />

Merkmale oder Formulierungen enthalten, die den Zweck haben,<br />

eine andere <strong>als</strong> aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut<br />

ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen.“<br />

SCHULNOTEN‑BEWERTUNGEN DURCH TEXT‑BAUSTE<strong>IN</strong>E<br />

In der Praxis hingegen durchgesetzt haben sich Textbausteine,<br />

die nach Schulnoten abgestuft sind. Fachliteratur und Zeugnis-<br />

Software beruhen heute überwiegend auf diesen Textbaustein-<br />

Systemen, die z.T. auch durch Gerichtsurteile bestätigt sind. Im<br />

Gegensatz zu den Codes weisen die Textbausteine Aussagen<br />

keine geheime Bedeutung zu, sondern werten positive Aussagen<br />

zusätzlich auf.<br />

Die Aufwertungstechnik wird für Bewertungen des Schulnotenbereichs<br />

1 (sehr gut) bis 3 (befriedigend) verwendet: Eine<br />

Aussage, wie „<strong>Ihr</strong>e Arbeitsergebnisse waren gut“ (Note 3) wird<br />

in einer guten Beurteilung durch Temporaladverbien (stets,<br />

jederzeit, immer) aufgewertet: „<strong>Ihr</strong>e Arbeitsergebnisse waren<br />

stets gut“ (Note 2). In einer sehr guten Beurteilung wird sie<br />

durch einen Superlativ oder ein Modaladverb weiter verstärkt:<br />

„<strong>Ihr</strong>e Arbeitsergebnisse waren stets sehr gut“ (Note 1).<br />

Personaler sollten allerdings vermeiden, mehrere Temporaladverbien<br />

und Superlative in einem Satz zu verwenden. Eine<br />

Beurteilung wie „Er war ein stets höchst engagierter, immer<br />

stark motivierter und äußerst einsatzfreudiger Mitarbeiter ...“<br />

wirkt nicht „sehr gut“, sondern übertrieben. Es reicht aus, z.B.<br />

zu schreiben: „Er war ein stets sehr engagierter, einsatzfreudiger<br />

und hoch motivierter Mitarbeiter ...“.<br />

Um einen Mitarbeiter kritisch zu beurteilen, kann ein knapp<br />

formuliertes „durchschnittliches“ Zeugnis (Note 3) auf Basis


entsprechender Textbausteine ausgestellt<br />

werden. Textbausteine zu verwenden,<br />

die den Schulnoten 4 und 5 entsprechen,<br />

ist indes eine heikle Angelegenheit. Der<br />

Grund: Manche der für diese Bewertungen<br />

gedachten Musterformulierungen,<br />

etwa „Er führte die ihm übertragenen<br />

Aufgaben mit großem Fleiß und Interesse<br />

durch“ (Note 5) oder „Sie verhielt<br />

sich gegenüber unseren Kunden immer<br />

freundlich und korrekt“ (Note 5), lassen<br />

das enthaltene negative Urteil anhand<br />

des Wortlauts nicht erkennen. Sie zu verwenden,<br />

provoziert daher Konflikte und<br />

kann möglicherweise auch <strong>als</strong> Verstoß<br />

gegen den Grundsatz der Klarheit und<br />

Verständlichkeit von Arbeitszeugnissen<br />

gewertet werden. Im Falle einer unterdurchschnittlichen<br />

Beurteilung ist der<br />

Arbeitgeber außerdem beweispflichtig.<br />

<strong>IN</strong>DIVIDUALITÄT ZÄHLT<br />

Insgesamt helfen Textbausteine, Zeit zu<br />

sparen und unvorteilhafte Formulierungen<br />

zu vermeiden. Wer allerdings glaubt,<br />

allein durch die Verwendung von Textbausteinen<br />

der Note 1 z.B. sei ein sehr<br />

gutes Zeugnis garantiert, der täuscht<br />

sich. Denn manchen Textbausteinen<br />

werden von unterschiedlichen Fachau-<br />

toren abweichende Noten zugeordnet.<br />

Eine allgemein verbindliche, einheitliche<br />

Zeugnissprache gibt es bis heute nicht.<br />

Ergo sollten Textbausteine immer zu<br />

einem überzeugenden Gesamttext kombiniert<br />

werden, der einen roten Faden<br />

erkennen lässt. Professionelle Zeugnisleser<br />

legen ohnehin mehr Wert auf ein<br />

stimmiges Gesamtbild <strong>als</strong> auf die Anzahl<br />

„sehr guter“ oder „guter“ Textbausteine.<br />

So sollte auch darauf geachtet werden,<br />

dass z.B. die Account-Managerin und der<br />

27 HR_administration<br />

DER AUTOR: Gunnar Szymaniak ist <strong>als</strong><br />

selbstständiger Personal- und Sprachberater<br />

auf Arbeitszeugnisse und Referenzschreiben<br />

spezialisiert. Im Auftrag der<br />

Personalmanagement Service GmbH, Berlin<br />

(arbeitszeugnis.de), berät er seit sieben<br />

Jahren Führungskräfte, Fachspezialisten<br />

und Unternehmen und erarbeitet Kompromissvorschläge<br />

zur Vermeidung juristischer<br />

Auseinandersetzungen. Zudem betreibt<br />

er die Online-Informationsplattform www.<br />

referenz.de. Kontakt: gs@referenz.de<br />

Systemadministrator eines Betriebs nicht<br />

gleichlautende Beurteilungen erhalten,<br />

obwohl an ihre Tätigkeiten ganz unterschiedliche<br />

Anforderungen gestellt werden.<br />

Denn das würde nicht nur Unmut<br />

bei den betroffenen Mitarbeitern fördern,<br />

sondern wäre auch rechtlich angreifbar:<br />

Laut Bundesarbeitsgericht müssen die<br />

stellenspezifischen Anforderungen bei<br />

der Beurteilung berücksichtigt werden.<br />

Eine sinnvolle Regelung. Denn werden<br />

stellenspezifische Fähigkeiten und Ar-<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


28 HR_administration<br />

beitserfolge im Zeugnis beschrieben, hilft das dem Personaler, zu beurteilen,<br />

ob ein Bewerber geeignet ist oder nicht. Wenn z.B. das Zeugnis der<br />

Account-Managerin zeigt, durch welche Maßnahmen sie die Verkaufszahlen<br />

wie stark steigern konnte, dann ist dies für potenzielle Arbeitgeber<br />

ein nützliches Auswahlkriterium. Der ausscheidenden Mitarbeiterin indes<br />

gibt die Würdigung ihrer Arbeit ein gutes Gefühl und unterstützt ihr<br />

berufliches Weiterkommen. Das heißt: Für beide Seiten ist es vorteilhaft,<br />

wenn Textbausteine individualisiert werden.<br />

Insbesondere wenn die Arbeitsbefähigung, das Fachwissen sowie Arbeitsergebnisse<br />

beurteilt werden, empfiehlt es sich, Textbausteine individuell<br />

an den Einzelfall anzupassen. Im Falle der Account-Managerin könnte<br />

z.B. die Arbeitsbefähigung mit dem Textbaustein „Ein sehr gutes Analyse-<br />

und Urteilsvermögen gehört ebenso zu ihrem Qualifikationsprofil wie<br />

hohe Kreativität und Flexibilität“ ausgedrückt werden – oder aber mit der<br />

individualisierten Aussage: „Sie analysierte und beurteilte die Kundenanforderungen<br />

und Marktentwicklungen jederzeit richtig, erkannte neue<br />

TIPPS ZUR PROFESSIONELLEN ZEUGNISERSTELLUNG<br />

VORBEREITUNG<br />

Als gute Grundlage für Arbeitszeugnisse gelten regelmäßige schrift‑<br />

liche Beurteilungen und Zwischenzeugnisse (z.B. bei internen<br />

Wechseln). Zudem kann ein vom Vorgesetzten ausgefüllter Zeug‑<br />

nis‑Fragebogen für den Personaler hilfreich sein. Wenn keine klare<br />

Stellenbeschreibung vorliegt bzw. Aufgaben sich oft geändert haben,<br />

ist es sinnvoll, den Mitarbeiter an der Formulierung der Stellenbeschreibung<br />

zu beteiligen.<br />

ERSTELLUNG<br />

Beim Schreiben des Arbeitszeugnisses ist folgende Gliederung zu<br />

empfehlen:<br />

1. Überschrift<br />

2. Einleitung (Personalien, Zeitraum der Beschäftigung)<br />

3. Optional Kurzbeschreibung des Unternehmens<br />

4. Werdegang/Stellenbeschreibung des Mitarbeiters<br />

5. Beurteilung von Bereitschaft, Befähigung/Fachwissen, Arbeitsweise<br />

und Arbeitserfolgen<br />

6. Führungsleistung (bei Führungskräften)<br />

7. Leistungszusammenfassung<br />

8. Sozialverhalten intern und extern<br />

9. Schlussabsatz mit Ausscheidungsgrund, Dank, Bedauern und<br />

Zukunftswünschen<br />

10. Ausstellungsdatum und Unterschrift/en.<br />

Der Umfang des Zeugnisses ist abhängig von der Beschäftigungsdauer<br />

und der Komplexität der Aufgaben. Als Richtwert gelten zwei<br />

Seiten (eine Seite für Einleitung, Werdegang und Stellenbeschreibung,<br />

eine Seite für Beurteilung, Schlussabsatz und Unterschriften).<br />

Auf eine sorgfältige Formulierung und Formatierung ist zu achten.<br />

AUSSTELLUNG<br />

Der Zeugnisinhalt sollte dem Mitarbeiter im Beurteilungsgespräch<br />

(z.B. anhand eines ersten Textentwurfs) erläutert werden. Berech‑<br />

tigte Einwände bzw. Korrekturen des Mitarbeiters sollten bei der<br />

Erstellung der endgültigen Textfassung berücksichtigt werden.<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

Vertriebschancen frühzeitig und erarbeitete sehr wirkungsvolle<br />

Marketingstrategien.“<br />

BEURTEILUNGEN AUF DIE AUFGABENBESCHREI‑<br />

BUNG BEZIEHEN<br />

Wichtig darüber hinaus: Die Beurteilung sollte auf die<br />

Aufgabenbeschreibung Bezug nehmen. Werden z.B.<br />

konkrete Arbeitsziele genannt, etwa das Erreichen<br />

von Umsatzzielen, der Ausbau des Kundenstamms<br />

oder die Entwicklung eines Produkts, ist in der Beurteilung<br />

darzustellen, ob (und wie) diese Ziele erreicht<br />

wurden. Der Autor und Personalberater Karl-Heinz<br />

List spricht hier treffend vom Arbeitszeugnis <strong>als</strong> einem<br />

„Soll-Ist-Abgleich“: Der Aufgabenbeschreibung<br />

(Soll) werden die tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten<br />

und erzielten Ergebnisse (Ist) gegenübergestellt.<br />

Je mehr Gestaltungsspielraum und Verantwortung<br />

ein Arbeitnehmer hatte, desto mehr werden konkrete<br />

Aussagen zum Arbeitserfolg erwartet. Zum<br />

Beispiel ist es vorteilhaft, im Zeugnis eines Konstruktionsleiters<br />

nicht nur allgemein „stets sehr gute<br />

Arbeitsergebnisse“ zu bescheinigen, sondern möglichst<br />

auch die wichtigsten unter seiner Leitung<br />

realisierten Produkte/Projekte kurz zu nennen.<br />

Konkrete Fakten wirken immer überzeugender <strong>als</strong><br />

allgemeines Lob.<br />

DIE SORGFALTSPFLICHT NIE<br />

VERNACHLÄSSIGEN!<br />

Personaler, die nach Noten abgestufte Textbausteine<br />

im Arbeitszeugnis sinnvoll kombinieren<br />

und zusätzlich positive Aussagen zu den wesentlichen<br />

individuellen Fähigkeiten, Leistungen und<br />

Arbeitserfolgen eines Mitarbeiters machen, sind<br />

in der Regel auf der sicheren Seite. Zur Falle kann<br />

ihnen aber werden, wenn sie ihre Sorgfaltspflicht<br />

vernachlässigen. Oft sind es nur kleine Formfehler,<br />

die zu einem Konflikt führen – etwa die eingescannte<br />

und ins Zeugnis gedruckte Unterschrift<br />

des abwesenden Geschäftsführers oder die Tatsache,<br />

dass kein Name bei der Unterschrift steht und<br />

der Unterzeichner damit nicht identifizierbar ist.<br />

Arbeitnehmer empfinden solche Zeugnismängel<br />

oft <strong>als</strong> Zeichen der Geringschätzung. Aber auch<br />

die Außenwirkung des Unternehmens leidet, wenn<br />

Arbeitszeugnisse unprofessionell erstellt werden.<br />

Schließlich sagt ein Arbeitszeugnis eine Menge über<br />

das ausstellende Unternehmen und dessen Unternehmenskultur<br />

aus – und wird möglicherweise von<br />

Entscheidungsträgern der eigenen Branche/Region<br />

oder von Kunden/Auftraggebern gelesen. Dementsprechend<br />

kann ein fachgerecht ausgestelltes und<br />

aussagekräftiges Arbeitszeugnis nicht nur für den<br />

beurteilten Arbeitnehmer, sondern auch für das<br />

ausstellende Unternehmen eine werbende Funktion<br />

haben.<br />

Gunnar Szymaniak ||


Medienpartner<br />

Professional Partner<br />

HRM de<br />

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die Mitglieder in dem Netzwerk gezielt andere Personaler finden<br />

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ist HRM.de eine wertvolle Informationsquelle für die HR-Berufspraxis<br />

und der optimale Begleiter für <strong>Ihr</strong>e tägliche Arbeit.<br />

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BEGLEITUNG ZUM NEUEN JOB<br />

OUTPLACEMENT<br />

Foto: imagesource


31 HR_planning<br />

Mit Outplacement kann Personalabbau sozialverträglich gestaltet werden – doch was<br />

machen die Trennungsberater eigentlich genau? Viele mittelständische Unternehmen<br />

haben nur eine vage Vorstellung von Outplacement. Sie verstehen darunter das Angebot<br />

von Bewerbungstrainings oder eine Stellenvermittlung. Outplacement-Expertin Jutta<br />

Boenig klärt auf: Was leistet eine Outplacement-Beratung? Wie sollte sie im Betrieb<br />

eingeführt werden? Und was macht einen qualifizierten Trennungsberater aus?<br />

PREVIEW<br />

_Intensivberatung gekündigter Mitarbeiter im Fokus: Was<br />

Outplacement ausmacht_Über Einsparungen an Vertragsrest‑<br />

laufzeiten und Imageschadensbegrenzung: Welche Vorteile die<br />

Trennungsberatung Unternehmen bringt_Möglichst ehrlich sein:<br />

Weshalb es für die Outplacement-Berater auf eine genaue Schilderung<br />

der Unternehmenssituation ankommt_Von drei bis hin zu 18<br />

Monaten: Wie der zeitliche Rahmen der Trennungsberatung aussieht_Zahlreiche<br />

Pseudo‑Angebote: Warum der Outplacement-<br />

Markt so unübersichtlich ist_Fachwissen, Führungserfahrung,<br />

psychologisches Know‑how: Worauf bei der Auswahl eines qualifizierten<br />

Trennungsberaters zu achten ist_Keine Einsicht in Per‑<br />

sonalakten: Warum die Vertraulichkeit der gekündigten Mitarbeiter<br />

so wichtig ist<br />

Personalabbau? Das war der Firma Meiersteg* bislang unbekannt.<br />

Das mittelständische Unternehmen mit rund 3.500<br />

Mitarbeitern hat mit einem Nischenprodukt aus der Medizintechnik<br />

international eine erfolgreiche und langjährige Firmengeschichte<br />

vorzuweisen. Doch die schlechte Wirtschaftslage<br />

und die starke Konkurrenz des asiatischen Marktes hat auch<br />

Meiersteg getroffen und zieht jetzt einen radikalen Sparkurs<br />

nach sich: Die Geschäftsleitung muss Personalkosten einsparen,<br />

80 Mitarbeiter sollen hierarchieübergreifend entlassen<br />

werden.<br />

Der Personalchef und der Betriebratsvorsitzende von Meiersteg<br />

haben zwar keinerlei Erfahrungen mit umfangreichen<br />

Trennungsprozessen, aber sie wissen eins: Der Personalabbau<br />

soll sozialverträglich gestaltet werden. <strong>Ihr</strong> Ziel: Arbeitslosigkeit<br />

der freigesetzten Mitarbeiter so gut es geht zu verhindern. Sie<br />

beschließen daher, den Trennungsprozess durch Outplacement<br />

begleiten zu lassen – und folgen damit einem Trend. Denn wie<br />

eine aktuelle Studie des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater<br />

BDU e.V. zum Outplacement in Deutschland<br />

zeigt, schalten inzwischen nicht nur Konzerne, sondern auch<br />

immer mehr Mittelständler ein Outplacement-Beratungsunternehmen<br />

ein, wenn sie sich von Mitarbeitern trennen müssen.<br />

* Name von der Redaktion geändert<br />

GEKÜNDIGTEN MITARBEITERN HILFE ZUR SELBSTHILFE<br />

BIETEN<br />

Der gestiegenen Nachfrage zum Trotz haben viele der Mittelständler<br />

jedoch keine konkreten bzw. f<strong>als</strong>che Vorstellungen<br />

darüber, was Outplacement eigentlich leistet. Die meisten denken,<br />

Outplacement ist <strong>als</strong> Bewerbungstraining und Stellenvermittlung<br />

zu verstehen. Doch das greift zu kurz. Im Mittelpunkt<br />

der Personaldienstleistung steht die prozessorientierte Begleitung<br />

gekündigter Mitarbeiter bis hin zum neuen Job. Ziel ist<br />

dabei, den gekündigten Mitarbeitern Hilfe zur Selbsthilfe zu<br />

bieten: Durch Beratung sollen sie eine neue berufliche Perspektive<br />

entwickeln und so einen neuen Job finden können.<br />

Entsprechend stehen intensive Einzelgespräche mit den betroffenen<br />

Mitarbeitern immer im Mittelpunkt von Outplacement.<br />

Gemeinsam mit dem Gekündigten arbeitet der Berater dessen<br />

Kompetenzen, Potenziale, Wertehaltungen und Ziele heraus.<br />

Dabei bringt er sein Wissen über den Arbeitsmarkt, über Branchen<br />

und über berufliche Positionen ein. Denn es gilt, das Profil<br />

und die Wünsche des Kandidaten mit der Situation auf dem<br />

Arbeitsmarkt abzugleichen und gegebenenfalls anzupassen. So<br />

entwickeln Outplacement-Berater und Mitarbeiter gemeinsam<br />

eine individuelle Marketingstrategie, optimieren darauf abgestimmt<br />

die Bewerbungsunterlagen und diskutieren auch die<br />

Frage, ob der Gekündigte sich eventuell selbstständig machen<br />

sollte.<br />

OUTPLACEMENT TRÄGT ZUR<br />

IMAGESCHADENSBEGRENZUNG BEI<br />

Die Outplacement-Beratung eröffnet den gekündigten Mitarbeitern<br />

aber nicht nur neue berufliche Perspektiven. Indem<br />

die schmerzliche Ablösung vom Unternehmen sowie persönliche<br />

Versagensängste besprochen werden, den Klienten Mut<br />

gemacht wird und sie Reflexionshilfen erhalten, um das Geschehene<br />

zu verstehen, wird auch das Selbstwertgefühl der Gekündigten<br />

gestärkt. Das erleichtert den Mitarbeitern, mit ihrer<br />

alten Firma gut abzuschließen und ohne Groll zu gehen.<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


32 HR_planning<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

WAS E<strong>IN</strong>E OUTPLACEMENT-BERATUNG<br />

LEISTEN SOLLTE<br />

<strong>IN</strong>FORMATION<br />

Im Gruppenoutplacement (GOP) sollten Inhalt und Ziel der Maßnahme<br />

den betroffenen Mitarbeitern und möglichst auch der<br />

gesamten Belegschaft eines Unternehmens vorgestellt werden.<br />

Im Einzeloutplacement (EOP) sollte zwischen dem Berater und dem<br />

betroffenen Mitarbeiter ein erstes Kontaktgespräch geführt werden,<br />

bei dem u.a. abzuklären ist, ob man auch auf der „Sympathie-Ebene“<br />

den Beratungsprozess gemeinsam gestalten kann.<br />

<strong>IN</strong>DIVIDUALBERATUNG<br />

Gilt für EOP und GOP:<br />

_Persönliche und vertrauliche Einzelberatungen (auch mit<br />

Ehepartner)<br />

_Vereinbarung individueller Termine<br />

_Ist-Analyse/Bestandsaufnahme<br />

_Erstellung eines Kompetenzprofils<br />

_Erarbeitung von Zielvorstellungen und einer Strategie<br />

_Abgleich mit dem Arbeitsmarkt<br />

_Eruierung des Weiterbildungsbedarfs<br />

_Erarbeitung einer Bewerbungs-Strategie<br />

BEWERBUNGSPROZESS UND ARBEITSMARKT<br />

Gilt für EOP und GOP:<br />

_Erarbeitung individueller Bewerbungsunterlagen<br />

_Erarbeitung von Kontakten und Marktrecherche von Unternehmen<br />

_Kontaktaufnahme mit Unternehmen<br />

_Individuelle Begleitung bei der Recherche<br />

_Recherche in gesellschaftseigenen Datenbanken<br />

_Individuelle Vor- und Nachbereitung von Vorstellungsgesprächen<br />

_Durchgehender Telefon- und Mail-Kontakt zum persönlichen<br />

Berater<br />

_Zusammenarbeit mit gesellschaftseigenen Netzwerkpartnern<br />

COACH<strong>IN</strong>G-LEISTUNGEN<br />

Gilt für EOP und GOP:<br />

_Unterstützung bei der Entscheidungsfindung für oder gegen<br />

eine neue Position / Abgleich angestrebter Ziele mit dem<br />

Arbeitsmarkt<br />

_Gemeinsame Besprechung und Überprüfung des angebotenen<br />

neuen Arbeitsvertrages<br />

_Beratung zur eventuellen Existenzgründung/Kontaktaufnahme<br />

zu weiterführenden spezialisierten Beratungsstellen<br />

Zusätzlich beim EOP:<br />

_Begleitung des Klienten bis 100 Tage nach Neupositionierung<br />

_Kostenfreie Wiederaufnahme der Beratung bei Kündigung des<br />

Kandidaten während der Probezeit<br />

Zusätzlich beim GOP:<br />

_Kurz-Seminare z.B.: „Bewerbungstraining“, „Berufsbezogenes<br />

Marketing“, „Kommunikation und Präsentation im neuen Unternehmensumfeld“<br />

Das Unternehmen seinerseits profitiert insofern,<br />

<strong>als</strong> dass sich der Imageschaden der Firma durch die<br />

Personalfreisetzungen in der Regel in Grenzen hält:<br />

Nicht nur die gekündigten Mitarbeiter, auch deren<br />

Familie und Freunde sowie Kunden des Unternehmens<br />

werden Signale nach außen senden, dass die<br />

Veränderungsprozesse im Unternehmen eine faire<br />

und sozialverträgliche Note haben. Darüber hinaus<br />

nehmen die verbleibenden Mitarbeiter in der<br />

Regel positiv zur Kenntnis, dass das Unternehmen<br />

ihre gekündigten Kollegen bestmöglich dabei unterstützt,<br />

nicht arbeitslos zu werden. Das mindert<br />

die eigenen Ängste, ebenfalls gekündigt zu werden,<br />

und Demotivation und Leistungsabfall halten sich<br />

in Grenzen.<br />

Outplacement bringt den Unternehmen aber auch<br />

finanzielle Vorteile: Je früher ein Arbeitnehmer<br />

aus seiner Kündigungsfrist in eine neue Anstellung<br />

wechselt, desto größer sind die Einsparungen an den<br />

Vertragsrestlaufzeiten. Nicht zuletzt wird durch die<br />

Outplacement-Beratung in vielen Fällen verhindert,<br />

dass die Gekündigten mit Kündigungsschutzklagen<br />

vors Arbeitsgericht ziehen – was für die Unternehmen<br />

unter Umständen erhebliche Kosten bedeuten<br />

könnte.<br />

FÜR GRUPPENOUTPLACEMENT GIBT ES<br />

FÖRDERTÖPFE<br />

Die Aufwendungen für Outplacement lassen sich<br />

nicht pauschal benennen. Sie richten sich nach<br />

der Zahl der Teilnehmer und der Länge der Beratungsdauer.<br />

Im Einzeloutplacement (EOP) liegt das<br />

Beratungshonorar bei 20 bis 22 Prozent der Jahresbruttobzüge<br />

der Führungskraft (inklusive Boni und<br />

Tantiemen) zuzüglich einer Servicepauschale. Dabei<br />

ist die Länge der Beratung unerheblich. Beim Gruppenoutplacement<br />

(GOP) – <strong>als</strong>o der hierarchieübergreifenden<br />

Beratung und Begleitung von Mitarbeitergruppen,<br />

Einheiten bzw. Standorten – wird pro<br />

Mitarbeiter abgerechnet, wobei das Leistungsspektrum<br />

bzw. die Anzahl der Beratungstage pro Mitarbeiter<br />

variiert. Häufig kommt eine Servicepauschale<br />

für Zusatzkosten, wie z.B. für Researcher, hinzu, die<br />

im Schnitt bei 10 bis 12 Prozent der Gesamtkosten<br />

liegt. Die Unternehmen können sich jedoch einen<br />

Teil der Kosten erstatten lassen: GOP-Maßnahmen<br />

werden unter bestimmten Voraussetzungen nach<br />

§ 216 a SGB III von der Arbeitsagentur für Arbeit<br />

mit bis zu 2.500 € pro Teilnehmer gefördert.<br />

FAKTEN UND BEFÜRCHTUNGEN MÜSSEN<br />

GESCHILDERT WERDEN<br />

Ist der Mehrwert von Outplacement für alle Beteiligten<br />

klar erkennbar, gestaltet es sich relativ<br />

problemlos, die Dienstleistung im Unternehmen<br />

einzuführen. Damit die Beratungsmaßnahme inhaltlich<br />

detailliert auf Unternehmensstruktur und<br />

-situation angepasst werden kann, sollten Personal-


verantwortliche und Vertreter des Betriebsrats mit<br />

dem Outplacement-Beratungsunternehmen so klar<br />

wie möglich über die Fakten, aber auch über ihre<br />

Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Personalabbau<br />

sprechen. Für den Personalleiter der Firma<br />

Meiersteg ist es z.B. wichtig, die Ängste der Geschäftsleitung<br />

hinsichtlich eines Imageschadens bei<br />

den jetzigen und künftigen Know-how-Trägern des<br />

Unternehmens zu schildern: Da in der Vergangenheit<br />

bei notwendigen vereinzelten Entlassungen –<br />

insbesondere bei Fach- und Führungskräften – eine<br />

Beratung nicht zur Verfügung gestellt wurde, hat die<br />

Geschäftsleitung nun ein Glaubwürdigkeitsproblem<br />

bei der Einführung von Outplacement. Darüber<br />

hinaus ist die Stimmung im Unternehmen negativ<br />

bis aggressiv. Die Mitarbeiter sind teilweise seit Generationen<br />

mit dem Unternehmen verbunden. Sie<br />

können nicht glauben, dass langjährigen Kollegen<br />

jetzt gekündigt wird.<br />

Die Situation erfordert größtmögliche Transparenz<br />

gegenüber allen Mitarbeitern. Meiersteg geht<br />

hier vorbildlich vor und organisiert zunächst eine<br />

Betriebsversammlung, auf der das Beratungsunternehmen<br />

über Sinn und Ziele der Outplacement-<br />

Maßnahme informiert. Die Berater stellen sich den<br />

Fragen der gesamten Belegschaft und können so<br />

ein wenig Beruhigung in die aufgeheizte Stimmung<br />

bringen.<br />

Um das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen,<br />

stehen die Berater in den Tagen nach der Betriebsversammlung<br />

auch informell zur Verfügung: Sie<br />

zeigen sich in der Kaffeeküche des Unternehmens<br />

genauso wie in der Betriebskantine und suchen das<br />

Gespräch mit den Mitarbeitern. Dies bringt den<br />

gewünschten Effekt, dass die Stimmung im Betrieb<br />

ruhiger wird. Die Mitarbeiter merken: Das Unternehmen<br />

sorgt für kompetente Unterstützung. Auch<br />

von sich aus versuchen sie nun in Kontakt zu den<br />

Beratern zu kommen, denn sie möchten Klarheit<br />

über ihre Situation.<br />

UNTERSCHIEDLICHE BERATUNGSZEITEN FÜR<br />

GOP UND EOP<br />

Die eigentliche und natürlich freiwillige Beratung<br />

der Mitarbeiter findet – und das ist beim Outplacement<br />

üblich – noch während der Kündigungsfristen<br />

statt. Hierzu werden mit den entsprechenden Mitarbeitern<br />

Beratungstage vereinbart sowie Beratungswochen<br />

festgelegt. In diesen Zeiten können die Mitarbeiter<br />

während ihrer Arbeitszeit die Beratung so<br />

oft wie nötig in Anspruch nehmen.<br />

Durch die Nutzung der Kündigungsfristen wird die<br />

Zeit der Beratung im Gruppenoutplacement (GOP)<br />

üblicherweise auf durchschnittlich sechs bis acht<br />

Monate begrenzt – auch wenn das Unternehmen die<br />

Maßnahme frühzeitig startet, was immer zu empfehlen<br />

ist. Im Einzeloutplacement (EOP) wird die<br />

DIE AUTOR<strong>IN</strong>: Jutta Boenig ist Gründerin der Boenig<br />

Beratung, Beratungsgesellschaft für Outplacement, Karriereberatung<br />

und Führungscoaching mit Sitz in Überlingen am<br />

Bodensee. Seit mehr <strong>als</strong> zehn Jahren begleitet die Outplacement-Expertin<br />

mit ihrem Team bundesweit Trennungsprozesse<br />

in allen Branchen und Unternehmensgrößen. Zudem bietet sie<br />

an ihrem Institut eine zertifizierte Fortbildung zum Karriere-<br />

Outplacement-Berater für Personalexperten an.<br />

Kontakt: boenig@boenig-beratung.de<br />

Beratungsdauer verhandelt. Das Angebot der Outplacement-<br />

Berater pendelt zwischen fünf Beratungstagen in drei Monaten<br />

bis zum No-Limit-Angebot – das in der Regel begrenzt ist<br />

auf 18 Monate –, in denen die Beratungstage verteilt werden.<br />

Im Gegensatz zum GOP, deren Beratungen im Unternehmen<br />

stattfinden, wird beim EOP diskret außerhalb des Unternehmens<br />

beraten – in der Regel in den Räumen der Beratungsgesellschaft.<br />

Diese stellt häufig auch einen Sekretariatsservice zur<br />

Verfügung, den die Outplacement-Kandidaten nutzen können,<br />

um Bewerbungsunterlagen zu erstellen.<br />

DER MARKT FÜR OUTPLACEMENT WIRD IMMER<br />

UNÜBERSICHTLICHER<br />

Angebote wie Sekretariatsdienste, aber auch Kommunikations-<br />

und Präsentationstrainings für die erfolgreiche Stellensuche,<br />

sind optionale Nebenleistung einer Outplacement-Beratung.<br />

Kernleistung des Outplacements ist – wie eingangs erwähnt –<br />

die Individualberatung der betroffenen Mitarbeiter. Wichtig<br />

ist sowohl im GOP <strong>als</strong> auch im EOP, dass der Berater bei der<br />

Neupositionierung der Mitarbeiter aktiv unterstützt. So sollte<br />

der Berater etwa mit Partnern zusammenarbeiten, bei denen<br />

er vakante Positionen abfragen und in deren Datenbanken er<br />

anonymisierte Profile der Kandidaten hinterlegen kann. Ferner<br />

sollte der Berater bei der Stellen-Recherche Reflexions- und<br />

Coaching-Partner sein und mit dem Kandidaten Angebote auf<br />

dessen Zielvorstellungen hin überprüfen.<br />

So manche Beratungsgesellschaft, die vorgibt, Outplacement<br />

anzubieten, hat diese Individual-Leistungen jedoch nicht im<br />

Repertoire. Zahlreiche Beratungsunternehmen sind in den<br />

vergangenen Jahren auf den Zug Outplacement aufgesprungen,<br />

und vielfach werden schlichte Bewerbungstrainings, verbunden<br />

mit ein- bis zweistündigen Beratungsgesprächen pro Mitarbeiter,<br />

<strong>als</strong> Outplacement-Beratung vermarktet. Dadurch wird<br />

33 HR_planning<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010


34 HR_planning<br />

die Branche immer unübersichtlicher. Gerade mittelständische Unternehmen,<br />

die die Dienstleistung nicht kennen bzw. sie noch nie eingesetzt haben,<br />

sind verunsichert ob der Vielfalt an Angeboten. Häufig beauftragen<br />

sie daher schlicht den Anbieter, der den größten Bekanntheitsgrad auf<br />

dem Markt hat. Das kann, muss aber nicht die beste Lösung sein. Auch<br />

viele kleinere Anbieter können sich gut auf die Bedürfnisse mittelständischer<br />

Unternehmen einstellen und Angebote unterbreiten, die individuell<br />

auf die Situation der Firma zugeschnitten sind.<br />

QUALIFIZIERTE OUTPLACEMENT‑BERATER VERFÜGEN ÜBER E<strong>IN</strong><br />

BREITES WISSEN<br />

Ob eine Outplacement-Beratung qualifiziert ist, erkennen Personaler u.a.<br />

daran, dass bereits im Akquise-Gespräch die Lage im Unternehmen genau<br />

abgeklopft wird. Darüber hinaus erläutern professionelle Trennungsexperten<br />

schon im Erstgespräch die Kosten. Die Förderungsmöglichkeiten<br />

durch die Agentur für Arbeit müssen bei einer GOP-Maßnahme ebenso<br />

dargelegt werden wie das Angebot auf Übernahme sämtlicher Antragstellungen.<br />

Zudem sollten klare zeitliche Vorgaben seitens der Experten<br />

gegeben werden. Im EOP sind die Rahmenbedingungen wie professionell<br />

ausgestattete Räumlichkeiten, verbindliche Absprachen und absolute Zuverlässigkeit<br />

weitere Indize für qualifiziertes Outplacement.<br />

Das Hauptkriterium bei der Auswahl eines Beratungsunternehmens ist<br />

jedoch, dass dieses den Outplacement-Beratungsprozess ganzheitlich<br />

sieht: Professionelle Berater wissen, dass sich die betroffenen Mitarbeiter<br />

in einer Ausnahmesituation befinden, die Krisengefühle nach sich<br />

ziehen. Sie sind in der Lage, zeitlich begrenzte tragfähige Beziehungen<br />

herzustellen, die den Betroffenen die nötige Stabilität bietet, ihr Arbeitsleben<br />

wieder in die Hand zu nehmen. Sie verfügen daher nicht nur über<br />

Fachwissen, sondern auch über die nötige Empathie und fungieren <strong>als</strong><br />

Experten für Karriere-, Lebensentwicklungs- und Coaching-Prozesse.<br />

WAS E<strong>IN</strong>EN QUALIFIZIERTEN OUTPLACEMENT-<br />

BERATER AUSZEICHNET<br />

PERSÖNLICHE SKILLS<br />

_Integrität und Stabilität<br />

_Berufs- und Lebenserfahrung<br />

_Empathie<br />

_Souveränität<br />

_Konfliktfähigkeit<br />

_Authentizität<br />

_Intuition<br />

_Belastbarkeit<br />

_Kommunikationsstärke<br />

_Kreativität<br />

_Reflexionsfähigkeit<br />

_Diplomatisches Geschick<br />

_Humor<br />

FACHLICHE SKILLS<br />

_Projektmanagementerfahrung<br />

_Betriebswirtschaftskenntnisse<br />

manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />

_Coachingerfahrung<br />

_Trainingserfahrung<br />

_Fähigkeit zu psychologischer<br />

Gesprächsführung<br />

_Mediationskenntnisse<br />

_Encouragementfähigkeiten<br />

_Kommunikationstechniken<br />

_Expertenkenntnisse im berufsbezogenen<br />

Marketing<br />

_Branchenübergreifende Arbeitsmarktkenntnisse<br />

SONSTIGE MERKMALE<br />

_Ziel- und Ergebnisorientierung<br />

_Verfügen über Netzwerke und<br />

Beziehungen<br />

_Permanente Weiterbildung<br />

Ergo zeichnen sich qualifizierte Berater durch eine<br />

grundsätzlich wertschätzende Haltung sowie über<br />

ein breit gefächertes Wissen aus, das sowohl branchenübergreifende<br />

Kenntnisse des Arbeitsmarktes,<br />

psychologisches Know-how, Kenntnisse von Unternehmensstrukturen<br />

und Erfahrung in leitenden<br />

Funktionen beinhaltet.<br />

Für die Unternehmen kommt es letztlich darauf an,<br />

die richtigen Fragen zu Haltung und Einstellung der<br />

Beratungsgesellschaft sowie der einzelnen Berater<br />

zu stellen. Wichtig zu wissen ist u.a.:<br />

_Welche Werte vertreten die Beratungsgesellschaften<br />

mit ihrem Angebot?<br />

_Welches Menschenbild vertreten die Berater?<br />

_Wie schildern die Berater einen typischen Beratungsablauf?<br />

_Was ist den Beratern wichtig, worauf legen sie in<br />

der Durchführung ihrer Beratungen wert?<br />

_Sind die Berater von Beginn an eingebunden?<br />

_Welche Zusatzqualifikationen haben die Berater?<br />

PROFESSIONELLES OUTPLACEMENT ERFORDERT<br />

GUTE ZUSAMMENARBEIT<br />

Hat das Unternehmen die für sie passende Beratungsgesellschaft<br />

gefunden, gilt es, mit den Beratern<br />

so offen und konstruktiv wie möglich zusammenzuarbeiten.<br />

Der Personalleiter und der Betriebsrat der<br />

Firma Meiersteg z.B. treten mit befreundeten Unternehmen<br />

in der Region wegen vakanter Stellen in<br />

Verbindung und ebnen der Outplacement-Beratung<br />

den direkten Kontakt zu den Zulieferfirmen. Auf<br />

diese Weise entsteht ein Aktionsradius, der sich unmittelbar<br />

auf den Beratungserfolg auswirkt.<br />

Die Zuarbeit des Unternehmens darf aber nicht die<br />

Vertraulichkeit gegenüber den Mitarbeitern verletzen.<br />

Es gilt: keine Personalakteneinsicht und auch<br />

keine Schilderung der Unternehmensbiografie des<br />

betroffenen Mitarbeiters an die Adresse der Berater.<br />

Mehr <strong>als</strong> Formalien wie Beruf und Abteilung sollten<br />

die Berater über die Outplacement-Kandidaten<br />

nicht wissen. Denn für sie ist es wichtig, unbefangen<br />

in den Beratungsprozess zu gehen. Wenn sie z.B.<br />

über Probleme mit einem gekündigten Mitarbeiter<br />

informiert werden, kann dies nicht mehr gewährleistet<br />

werden. Zudem ist ein Beratungsprozess mit<br />

einem Kandidaten, der Vertrauensbruch vermutet,<br />

extrem gefährdet.<br />

Fazit: Das Vertrauen der Mitarbeiter ist einer der<br />

größten Erfolgsfaktoren beim Outplacement. Statt<br />

dieses aufs Spiel zu setzen, sollten die Unternehmen<br />

alles dafür tun, um es zu gewinnen. Es lohnt sich –<br />

und zwar für alle Beteiligten ...<br />

Jutta Boenig ||


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