DAS UNTERNEHMEN IN POSITION BRINGEN - Ihr Magazin als E ...
DAS UNTERNEHMEN IN POSITION BRINGEN - Ihr Magazin als E ...
DAS UNTERNEHMEN IN POSITION BRINGEN - Ihr Magazin als E ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ISSN 1866-9166 | Ausgabe 03 | August 2010 | € 5,- | www.manageHR.de managerSeminare<br />
<strong>DAS</strong> WEITERBILDUNGSMAGAZ<strong>IN</strong><br />
PRAXISWISSEN FÜR DIE PERSONALARBEIT<br />
<strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> <strong>IN</strong> <strong>POSITION</strong> BR<strong>IN</strong>GEN<br />
EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />
HR_retention | Vom richtigen Umgang mit der Generation Y<br />
HR_administration | Arbeitszeugnisse professionell erstellen
seminar:markt<br />
Hier werden Sie fündig:<br />
über 20.000 Seminare zur Mitarbeiter- und<br />
Führungskräftequalifi zierung auf seminar:markt<br />
Jetzt im neuen Layout:<br />
• klare Struktur<br />
• übersichtlich<br />
• einfach zu bedienen<br />
www.seminarmarkt.de<br />
Wir setzen auf Qualität:<br />
Marktplatz für Mitarbeiter- und<br />
Führungskräftequalifi zierung<br />
geprüft<br />
<strong>Ihr</strong> Kontakt: Frau Berit Kujadt | Tel: 0228/97791-88 | E-Mail: service@seminarmarkt.de | www.seminarmarkt.de
04<br />
08<br />
10<br />
12<br />
20<br />
24<br />
30<br />
HR_REPORTS<br />
HR_PERSPECTIVES<br />
HR_CAREER<br />
HR_RECRUIT<strong>IN</strong>G<br />
HR_ RETENTION<br />
HR_ ADM<strong>IN</strong>ISTRATION<br />
HR_PLANN<strong>IN</strong>G<br />
<strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> <strong>IN</strong> <strong>POSITION</strong><br />
BR<strong>IN</strong>GEN<br />
Employer Branding ist nur etwas für Konzerne.<br />
Diesem Irrglauben erliegen viele mittelständische<br />
Unternehmen. Sie trauen sich nicht an das Thema<br />
heran, da sie glauben, dass es in erster Linie<br />
darum geht, <strong>als</strong> Arbeitgeber bekannter zu werden<br />
und möglichst viele Bewerber anzusprechen. Doch<br />
Employer Branding ist mehr <strong>als</strong> Personalmarketing.<br />
Ziel dabei ist nämlich, sich ein einzigartiges Profil<br />
zu geben und so zur Marke zu werden. Und das ist<br />
für mittelständische Unternehmen sogar leichter<br />
<strong>als</strong> für Großunternehmen. Worauf es ankommt,<br />
lesen Sie ab S. 12.<br />
Petra Walther<br />
Redakteurin<br />
<strong>IN</strong>HALT DER AUSGABE<br />
IMPRESSUM<br />
Stiefkind Gesundheitsmanagement<br />
Anreize für die Mitarbeiterkapitalbeteiligung<br />
1. Personalmanagementkongress 2010<br />
DIe Unternehmen müssen ihre<br />
Kompetenzmodelle überdenken<br />
Prof. Dr. Martin Kersting im Interview<br />
Phillip Blomeyer<br />
Bereichsleiter Personal bei der Teambank,<br />
Nürnberg<br />
Das Unternehmen in Position bringen<br />
Employer Branding<br />
Best Practices Employer Branding<br />
Feedback statt Befehle<br />
Umgang mit der Generation Y<br />
Das richtige Gesamtbild geben<br />
Arbeitszeugnisse professionell erstellen<br />
Begleitung zum neuen Job<br />
Outplacement<br />
HERAUSGEBER | managerSeminare Verlags GmbH | Bonn<br />
ERSCHE<strong>IN</strong>UNGSWEISE | vier Mal jährlich | 3. Jg. 2010 | ISSN: 1866-9166<br />
REDAKTION | Nicole Bußmann (verantw.) | Petra Walther<br />
FREIE AUTOREN | Jutta Boenig | Constantin Gillies | Gunnar Szymaniak<br />
ANZEIGEN | Michael Haaß (verantw.) | Corinna Brodersen<br />
DRUCK | Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG | Kassel<br />
www.advaluemedia.de<br />
EMPLOYER<br />
BRAND<strong>IN</strong>G<br />
Identität schaffen<br />
Image gestalten<br />
Employer Branding<br />
In <strong>Ihr</strong>em Unternehmen<br />
zu arbeiten, muss etwas<br />
ganz Besonderes sein.<br />
Mitarbeiter wollen sich<br />
aus Überzeugung für<br />
einen Arbeitgeber<br />
entscheiden.<br />
<strong>Ihr</strong>e Besonderheit gilt<br />
es zu kommunizieren.<br />
Wir lenken den<br />
Blick darauf.<br />
www.advaluemedia.de<br />
Rekrutierung und Personalmarketing
Foto: imagesource<br />
4 HR_reports<br />
Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist nicht mehr<br />
Privatsache der Mitarbeiter. Dass das inzwischen der Großteil<br />
der Unternehmen so sieht, zeigt der Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit<br />
2010, für den das Institut der Deutschen<br />
Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums<br />
und der Robert Bosch Stiftung rund 1.300 Geschäftsführer<br />
und Personalverantwortliche in Deutschland befragt hat: Annähernd<br />
80 Prozent der Unternehmen finden Familienfreundlichkeit<br />
wichtig. Beim ersten Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit<br />
2003 lag dieser Wert noch bei 46 Prozent.<br />
Der Untersuchung des IW zufolge haben insbesondere Fördermaßnahmen<br />
rund um die Elternzeit stark zugenommen.<br />
Zudem spielt das Thema „Pflege von Angehörigen“ in den<br />
Unternehmen zunehmend eine Rolle. Den Studienergebnissen<br />
zum Trotz scheinen die familienfreundlichen Maßnahmen<br />
der Firmen aber nicht auszureichen. So ist im Familienreport<br />
2010, den Bundesfamilienministerin Kristina Schröder am 1.<br />
Juni 2010 in Berlin vorgestellt hat, u.a. festgehalten, dass die<br />
große Mehrheit der Bevölkerung ein stärkeres Engagement der<br />
manage_HR| Heft 03| August 2010<br />
Nur wenige Führungskräfte nehmen familienfreundliche<br />
Maßnahmen in Anspruch.<br />
VORGESETZTE ALS ZIELGRUPPE VERNACHLÄSSIGT<br />
FAMILIENFREUNDLICHE PERSONALPOLITIK<br />
STIEFK<strong>IN</strong>D TROTZ TREND<br />
GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />
Zukunftsforscher preisen Gesundheitsmanagement <strong>als</strong> Trend.<br />
Auf der Messe „Personal & Weiterbildung“ der DGFP Mitte Juni<br />
2010 in Wiesbaden war Gesundheitsmanagement einer der Themenschwerpunkte.<br />
Die BAD GmbH, Bonn, hat jüngst ein Gesundheitsportal<br />
für Firmen gestartet, das das Thema „Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz“ dauerhaft in den Unternehmen verankern<br />
soll. Indizien dafür, dass betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
(BGM) für Unternehmen mehr sein sollte <strong>als</strong> „nice to have“.<br />
Doch für viele Unternehmen ist die Gesundheitsförderung ihrer<br />
Mitarbeiter längst nicht selbstverständlich. Wie eine Studie der<br />
Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) zeigt, ist das Thema nur in<br />
etwas mehr <strong>als</strong> der Hälfte der produzierenden Betriebe mit 50 bis<br />
500 Beschäftigten angekommen. Konkret: Lediglich 36 Prozent<br />
der insgesamt 500 Befragten haben ein BGM bei sich installiert,<br />
fünf Prozent planen es für die kommenden zwölf Monate, 13<br />
Prozent bieten Einzelmaßnahmen an.<br />
Als Gründe im betrieblichen Gesundheitsmanagement noch<br />
nicht aktiv zu sein, nennen die Firmen zu enge zeitliche, per-<br />
Arbeitgeber zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
fordert. Nur sechs Prozent finden die Bemühungen der Unternehmen<br />
ausreichend.<br />
Ob der mehrheitliche Eindruck der Bevölkerung darauf zurückzuführen<br />
ist, dass Führungskräfte ihrer Schlüsselrolle für<br />
die Verankerung einer familienbewussten Unternehmenskultur<br />
nicht hinreichend nachkommen können? Laut einer aktuellen<br />
Studie der Initiative berufundfamilie gGmbH können die meisten<br />
von 1.200 befragten Führungskräften Möglichkeiten zur<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie für sich selbst kaum nutzen.<br />
Oftm<strong>als</strong> sind entsprechende Maßnahmen gar nicht erst für<br />
sie vorgesehen. So hat die IGS Organisationsberatung in ihrer<br />
Studie „Fortschritt Familienfreundlichkeit“ ermittelt, dass sich<br />
familienfreundliche Maßnahmen vor allem an Mitarbeiter der<br />
unteren Hierarchiegruppen richten. „Führungskräfte werden<br />
zwar in der Umsetzungsverantwortung, aber nicht <strong>als</strong> Zielgruppe<br />
gesehen“, kritisiert IGS-Geschäftsführer Marcus Schmitz.<br />
Dabei wäre eine Führungskraft, die für sich die Familienfreundlichkeit<br />
in Anspruch nimmt, der beste Multiplikator. pwa |<br />
sonelle und finanzielle Ressourcen. 88 Prozent der Befragten<br />
gaben an, dass das Tagesgeschäft Vorrang hat, jedes zweite Unternehmen<br />
sieht zu hohe Kosten auf sich zukommen. Als motivierende<br />
Hilfestellung für die Einführung von BGM wünschen<br />
sich die Betriebe mehr Infos zum Thema. Insbesondere gute<br />
Beispiele aus der Region/Branche sowie Informationen über<br />
steuerliche Vorteile betrachten sie <strong>als</strong> hilfreich.<br />
Führen Unternehmen Gesundheitsmanagement ein, sollten<br />
sie sowohl Führungskräfte <strong>als</strong> auch Mitarbeiter möglichst früh<br />
einbinden. Das zeigt die Studie „Gesundheitsmanagement<br />
2010“, die das Handelsblatt, TÜV SÜD Life Service und EuPD<br />
Research im Rahmen der Ausschreibung ihres Corporate<br />
Health Awards durchgeführt haben: Von den 150 befragten<br />
Unternehmen erreichen jene die besten Beteiligungsraten an<br />
gesundheitsfördernden Maßnahmen, die ihre Führungskräfte<br />
frühzeitig sensibilisiert haben und sie an speziellen Gesundheitstagen<br />
teilnehmen lassen.<br />
pwa |
Foto: imagesource<br />
Foto: MEV Verlag GmbH<br />
ANREIZE FÜR DIE F<strong>IN</strong>ANZIELLE BETEILIGUNG<br />
MITARBEITERKAPITALBETEILIGUNG<br />
Kleine und mittelständische Unternehmen<br />
mit Mitarbeiterkapitalbeteiligung<br />
sind Wettbewerbern ohne Mitarbeiterbeteiligung<br />
deutlich überlegen. Das geht aus<br />
der aktuellen Studie „Model Growth: Do<br />
employee-owned businesses deliver sustainable<br />
performance?“ der Cass Business<br />
School hervor. Die Untersuchung, die auf<br />
einer Finanzdatenanalyse und einer Umfrage<br />
unter Führungskräften in mehr <strong>als</strong><br />
250 Unternehmen basiert, zeigt: Unternehmen,<br />
die Mitarbeitern eine finanzielle<br />
Beteiligung am Betrieb bieten, sind wirtschaftlich<br />
stabiler. Sie schaffen bei gleicher<br />
Gerade mal fünf Prozent aller<br />
deutschen Unternehmen setzen<br />
auf die Mitarbeiterkapitalbeteiligung.<br />
5 HR_reports<br />
DIE NEUE GENERATION IST PROZESSORIENTIERT<br />
HR-SOFTWARE<br />
So einfach zu bedienen wie ein iPhone<br />
soll es sein. Die Benutzerfreundlichkeit<br />
lag der perbit Software GmbH bei<br />
ihrer 4. Softwaregeneration besonders<br />
am Herzen. So soll die HRM-Software<br />
perbit.insight, die der Spezialist für Human-Resources-Management-Systeme<br />
im Mittelstand mit Sitz in Altenberge, in<br />
seiner Testversion erstm<strong>als</strong> auf der Messe<br />
Personal Ende April 2010 vorgestellt<br />
hat, zwar komplexe Unternehmensprozesse<br />
abbilden können, die Komplexität<br />
des Systems soll dem Anwender jedoch<br />
Usability und Prozessorientierung sind<br />
Kennzeichen neuer HR-Software-Anwendungen.<br />
verborgen bleiben. „Die Software vereint<br />
Windows- und Web-Welt: Sie bietet die<br />
Funktionstiefe eines Client-Server-Systems<br />
sowie ein einfaches Zugreifen auf<br />
Informationen via Web“, erläutert Marketing-Leiterin<br />
Gabriele Hampel. Die<br />
personalwirtschaftlichen Anwendungen<br />
stehen in einem HR-Solution-Center bereit.<br />
Über das Menü gewährt das System<br />
den unterschiedlichen Nutzergruppen<br />
Einsichten für ihre jeweiligen Aufgaben.<br />
Das heißt: Jeder sieht jeweils nur das,<br />
was er für seine Arbeit benötigt.<br />
Ertragskraft schneller neue Arbeitsplätze<br />
und erzielen eine bessere Wertschöpfung<br />
in puncto Arbeitsleistung pro Mitarbeiter.<br />
Auch frühere wissenschaftliche Untersuchungen<br />
– etwa des Instituts für Arbeitsmarkt<br />
und Berufsforschung (IAB) oder<br />
des IFO-Instituts – belegen, dass eine finanzielle<br />
Beteiligung der Mitarbeiter die<br />
Produktivität des Unternehmens steigert<br />
und ferner Arbeitsplätze erhalten kann.<br />
Einer Unternehmensbefragung der Arbeitsgemeinschaft<br />
Partnerschaft in der<br />
Wirtschaft e.V. (AGP), Kassel, zufolge<br />
Die HRM-Software ist ab Sommer 2010<br />
verfügbar. Noch in Entwicklung ist der<br />
„Prozessmanager“ der Lösung. Mit ihm<br />
soll es möglich sein, alle HR-Prozesse im<br />
Hause abzubilden. Nachgelagerte Workflows<br />
werden dann automatisch vom<br />
System angestoßen, Prozesse der Vergangenheit<br />
können rückverfolgt werden.<br />
Ein begleitendes Prozessmonitoring wird<br />
auch in die neue HRM-Produktgeneration<br />
j-ware+ der Veda GmbH, Alsdorf, integriert.<br />
Die Software soll mit einem ersten<br />
Modul für den Bereich Weiterbildung<br />
noch in 2010 auf den Markt kommen.<br />
Neben der Prozessorientierung setzt die<br />
Lösung ebenso wie perbit.insight auf<br />
Bedienerfreundlichkeit: Die Benutzeroberfläche<br />
wurde mithilfe einer externen<br />
Usability-Studie gestaltet.<br />
Infos zu perbit.insight unter www.perbit.de,<br />
zu j-ware+ unter www.veda.net. pwa |<br />
empfehlen 88 Prozent der Firmen mit<br />
Mitarbeiterkapitalbeteiligung ein Modell<br />
wie das ihre weiter. Trotzdem sind<br />
es bislang nur wenige Unternehmen,<br />
die auf eine finanzielle Beteiligung ihrer<br />
Mitarbeiter setzen. „Etwa 4.500 Unternehmen<br />
beteiligen ihre Mitarbeiter“,<br />
schätzt AGP-Geschäftsführer Heinrich<br />
Beyer. Das sind etwa fünf Prozent aller<br />
deutschen Unternehmen.<br />
Die Bundesregierung setzt einiges daran,<br />
die Mitarbeiterbeteiligung attraktiver zu<br />
machen: Seit Inkrafttreten des Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesetzes<br />
(MKBG)<br />
Anfang 2009 kann jeder Arbeitgeber seinen<br />
Mitarbeitern Unternehmensanteile<br />
bis zu einer Höhe von 360 Euro jährlich<br />
steuer- und sozialabgabenfrei überlassen.<br />
Zudem können bis zu 400 Euro pro Jahr<br />
und Mitarbeiter <strong>als</strong> vermögenswirksame<br />
Leistung eingebracht werden. Die Voraussetzung,<br />
dass die Überlassung von Unternehmensanteilen<br />
nicht mit Lohn- und<br />
Gehaltsansprüchen verrechnet werden<br />
darf, wurde jüngst aufgehoben. pwa |<br />
manage_HR| Heft 03| August 2010
Foto: Moritz Vennemann<br />
6 HR_reports<br />
BEKANNTES UNTER NEUEN VORZEICHEN<br />
PERSONALMANAGEMENTKONGRESS 2010<br />
Schönes Wetter, chillige Pausenmusik, zufriedene bisweilen<br />
begeisterte Besucher. Die Premiere des Jahreskongresses des<br />
neuen Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) Anfang<br />
Juli 2010 in Berlin kann ohne Zweifel <strong>als</strong> voller Erfolg<br />
bezeichnet werden. Im Vordergrund der Veranstaltung stand<br />
für den BPM die Mitglieder- und Profilgewinnung, für die<br />
Teilnehmer das Networking und der Austausch über Personaleraufgaben.<br />
Joachim Sauer, Präsident des im September 2009 gegündeten<br />
Bundesverbandes der Personalmanager (BPM), dürfte das erste<br />
Juli-Wochenende in diesem Jahr in vollen Zügen genossen<br />
haben. Und das nicht nur ob der sommerlichen Temperaturen<br />
und der guten Leistungen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.<br />
Hauptgrund zur Freude gab dem Geschäftsführer<br />
Personal bei Airbus der erste Jahreskongress des BPM: Vom 1.<br />
bis 2. Juli 2010 konnten rund 1.200 Besucher nach Berlin gelockt<br />
werden. Und Sauer hatte vornehmlich positives Feedback<br />
zu dem Live-Auftritt seines Verbandes erhalten, wie er stolz am<br />
Ende der Veranstaltung berichtete.<br />
Gefallen hatte die lockere Atmosphäre des Kongresses mit<br />
Lerninputs von gewöhnlicher Seite: etwa von einem Dirigenten<br />
und passend zur WM von dem Ex-FIFA-Schiedsrichter Markus<br />
Merk. Gelobt wurden auch die zahlreichen Möglichkeiten zum<br />
Networking. Dem informellen Austausch hatte der BPM gezielt<br />
nachgeholfen: Statt Stuhlreihen im Plenum gab es Tischgruppen.<br />
Angelehnt an das bekannte „Speed-Dating“ wurde<br />
ein „Speed-Networking“ veranstaltet, bei dem die Personaler<br />
innerhalb von 15 Minuten sechs andere Kongressteilnehmer<br />
kennen lernen konnten. Und mit einem E-Mail-Terminal ermöglichte<br />
der Veranstalter schnelle Verabredungen vor Ort.<br />
Last but not least bot die „Nacht der Personaler“ im Admir<strong>als</strong>palast,<br />
perfekt organisiert und inszeniert, einen angenehmen<br />
Rahmen, um bei hochsommerlichen Temperaturen, einem<br />
Glas Wein, Musik und gutem Essen mit Gleichgesinnten ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
manage_HR| Heft 03| August 2010<br />
Tischgruppen im Plenum sollten auf dem Personalmanagementkongress<br />
u.a. für informellen Austausch der<br />
Besucher dienen.<br />
BPM STELLTE BERUFSFELDSTUDIE VOR<br />
Inhaltlich setzte der Kongress keine nennenswerten Akzente,<br />
vielmehr bildetet er die Bandbreite der Aufgaben und Herausforderungen<br />
des Personalmanagements ab – vom Talent-<br />
Management über familienfreundliche Personalpolitik bis hin<br />
zu speziellen Themen wie die anforderungs-, leistungs- und<br />
marktgerechte Vergütung in schwierigen Wirtschaftszeiten<br />
oder Corporate Social Responsibility im Personalbereich.<br />
Kleinster gemeinsamer Nenner der behandelten Themen: Die<br />
Aufgaben des Personalmanagements werden strategischer.<br />
Dass die Strategiearbeit des Personalbereichs tatsächlich für<br />
die meisten Unternehmen immer noch Zukunftsmusik ist,<br />
offenbarte der Morgen des zweiten Kongresstages: BPM-Vize-<br />
Präsident Stefan Ries und Prof. Dr. Thomas Armbrüster von<br />
der Quadriga Hochschule Berlin präsentierten die Ergebnisse<br />
ihrer Berufsfeldstudie „Deutschlands Personalmanager: Vermessung<br />
eines Berufsstands“. An der Online-Befragung des<br />
BPM, die von der Quadriga Hochschule wissenschaftlich ausgewertet<br />
wurde, haben sich mehr <strong>als</strong> 5.000 Personalmanager<br />
mit Führungsverantwortung beteiligt. <strong>Ihr</strong>en Angaben zufolge<br />
sind sie eher operativ und weniger planerisch unterwegs. Abstimmungen<br />
und Gespräche mit dem Vorstand bzw. der Geschäftsführung<br />
finden zwar statt, dennoch liegt der Einfluss<br />
der Personaler auf die strategische Ausrichtung und Führung<br />
der Organisation unter dem Mittelwert.<br />
Das „alte“ Thema HR <strong>als</strong> Business Partner verfolgt die Personalmanager<br />
<strong>als</strong>o nach wie vor. So war auch die Diskussion<br />
mit dem Titel „HR-Business-Partner“ wohl eine der best<br />
besuchten Veranstaltungen außerhalb des Plenums. Die Diskussionsteilnehmer<br />
Ulrich Jordan von der Targo-Bank AG<br />
& Co. KGaA, Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp von der Rewe-<br />
Group, Dr. Volker Bonorden vom Senat der Hansestadt<br />
Hamburg und Frank Gierschmann von der Deutschen Post<br />
DHL waren sich in einem Punkt schnell einig: Das Perso-
Foto: Jesse Benjamin<br />
nalmanagement muss sich professionalisieren.<br />
„Dass die Diskussion um den<br />
HR’ler <strong>als</strong> Business Partner immer noch<br />
geführt wird, zeigt die Unzulänglichkeit<br />
der Personaler“, betonte Jordan. Er<br />
wünschte sich eine klare Positionierung<br />
des Personalmanagements. Die Voraussetzung<br />
seiner Meinung nach: Die Personaler<br />
müssten sich vor allem damit<br />
auseinandersetzen, welchen Beitrag sie<br />
überhaupt leisten und wie sie Einfluss<br />
nehmen können.<br />
Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp erhoffte<br />
sich indes mehr Selbstbewusstsein<br />
von den Personalern. „Die meisten<br />
Personalmanager sind zu aufgeregt<br />
damit beschäftigt, überhaupt wahrgenommen<br />
zu werden“, sagte sie. <strong>Ihr</strong>er<br />
Meinung nach muss es für Persona-<br />
Einziger Seminartermin 2010<br />
im deutschsprachigen Europa!<br />
Prof. Dave Ulrich live<br />
Zahlreiche Kongressbesucher<br />
nutzten die Möglichkeit des<br />
„Speed-Networking“.<br />
ler zur Selbstverständlichkeit werden,<br />
vorausschauend Probleme zu thematisieren<br />
und auch Entscheidungen zu<br />
fällen. Die Aussagen der Diskussion<br />
passten mehr <strong>als</strong> gut zu dem Ziel des<br />
BPM: Seit Gründung des Verbandes im<br />
Herbst vergangenen Jahres appelliert<br />
BPM-Präsident Sauer an die Personaler,<br />
selbstbewusster aufzutreten sowie<br />
mehr Rückgrat zu zeigen.<br />
KE<strong>IN</strong>E ÖFFENTLICHEN STELLUNGNAHMEN<br />
DES BPM AUF DEM KONGRESS<br />
Allerdings ist der Appell ans Selbstbewusstsein<br />
bislang die einzig deutlich<br />
vernehmbare Position des BPM. Auch<br />
eine Mitgliederversammlung am Vorabend<br />
des Kongresses brachte keine<br />
neuen Botschaften. Laut Sauer gewollt:<br />
Leading HR Transformation, 18./19.11.2010, Zürich<br />
� 1. Tag: Good Practice Cases in HR Transformation; 2. Tag: 1-Tagesworkshop mit Dave Ulrich<br />
� Spezialangebot für managerSeminare-Leser: EUR 1660.– anstatt EUR 1970.– (Angebot gültig bis 16.08.2010)<br />
� Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.zfu.ch/pdf/dul.pdf<br />
ZfU � International Business School � Im Park 4 � CH-8800 Thalwil � Tel. +41 44 722 85 85 � www.zfu.ch � info@zfu.ch<br />
« Ranked #1 most influential<br />
person in HR worldwide.»by HR <strong>Magazin</strong>e<br />
www.zfu.ch<br />
7 HR_reports<br />
Das Präsidium will zunächst in Diskussion<br />
mit seinen Mitgliedern treten, um<br />
genau mitzubekommen, wie diese zu<br />
strittigen Themen wie etwa der „Frauenquote“<br />
stehen. Auf einer außerordentlichen<br />
Mitgliederversammlung am<br />
18. September 2010 – sehr zum Ärgernis<br />
übrigens einiger dieses Mal angereister<br />
Mitglieder – sollen dann Beschlüsse gefasst<br />
werden.<br />
Persönlich hat Sauer seine Meinung<br />
zum Thema „Frauenquote“ schon gefunden:<br />
„Offensichtlich geht es nicht<br />
anders, <strong>als</strong> mit ein bisschen Zwang<br />
dafür zu sorgen, dass auch in den Führungspositionen<br />
der weibliche Anteil<br />
deutlich höher ist“, plädierte er in einem<br />
Interview mit managerSeminare-<br />
TV für eine gesetzliche Quote. Obwohl<br />
Sauer seine demokratische Gesinnung<br />
betonte und bestärkte, den eventuell<br />
konträr zu seiner Meinung ausgehenden<br />
Mitgliederbeschluss zu vertreten,<br />
vermuten kritische Stimmen der<br />
Mitglieder wie Branchenbeobachter<br />
anderes: zwecks Profilbildung des<br />
Verbandes eine absichtliche Gegenpositionierung<br />
zu der Deutschen Gesellschaft<br />
für Personalführung (DGFP) e.V.<br />
Die hatte sich nämlich anlässlich ihres<br />
Jahreskongresses Anfang Juni 2010 in<br />
Wiesbaden gegen eine gesetzliche Regelung<br />
ausgesprochen.<br />
pwa/nbu |<br />
manage_HR| Heft 03| August 2010<br />
r
8 HR_perspectives<br />
„<strong>UNTERNEHMEN</strong> MÜSSEN IHRE KOMPETENZ‑<br />
MODELLE ÜBERDENKEN“<br />
PROF. DR. MART<strong>IN</strong> KERST<strong>IN</strong>G IM <strong>IN</strong>TERVIEW<br />
Unternehmen wählen Bewerber nach standardisierten Schemata aus, lassen potenziel-<br />
le Mitarbeiter-Gruppen links liegen, setzen insgesamt auf eine zu homogene Mann-<br />
schaft – und haben dadurch wirtschaftliche Nachteile. Diese Kritik übte Prof. Dr. Martin<br />
Kersting auf dem 12. Deutschen Personalberatertag Anfang Mai in Bonn. Im Interview<br />
mit manage_HR erläutert der Recruiting-Experte, warum Unternehmen in Sachen Per-<br />
sonalauswahl umdenken und ihre Anforderungsprofile auf den Prüfstand stellen sollten.<br />
Herr Kersting, „Manager statt MBAs – Persönlichkeiten statt<br />
Fachkräfte“ lautete der Titel <strong>Ihr</strong>es Vortrags zur Personalauswahl<br />
auf dem Deutschen Personalberatertag. Welche Aussage steckt<br />
hinter diesen Worten?<br />
Prof. Dr. Martin Kersting: Wir werden in Zukunft einen großen<br />
Personalmangel erleiden. Die Personalgewinnung wird<br />
zunehmend der Flaschenh<strong>als</strong> zum Unternehmenserfolg. Die<br />
logische Konsequenz ist, dass die Personaler nicht alle in demselben<br />
Teich der High Potenti<strong>als</strong> fischen können. Sie müssen<br />
auch nach anderen Gruppen Ausschau halten.<br />
Welche Personengruppe meinen Sie?<br />
Kersting: Es gibt HR-Potenzial, das bislang gar nicht erschlossen<br />
ist. So arbeiten rund 70 Prozent der 55- bis 64-Jährigen<br />
nicht mehr, obwohl diese Personen zum Teil hervorragend<br />
qualifiziert sind. Außerdem sind Frauen in Deutschland seltener<br />
in Führungspositionen tätig <strong>als</strong> im EU-Durchschnitt.<br />
Und jene Frauen, die in Führungspositionen sind, sind überdurchschnittlich<br />
häufig kinderlos. Aus HR-Perspektive ist das<br />
deshalb interessant, weil die größte Zahl der Frauen Kinder<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
hat. Das heißt: Wenn ich die Gruppe der Frauen für Führungstätigkeiten<br />
erschließen will, kann ich mich nicht auf die kleine<br />
Subgruppe jener Frauen beschränken, die keine Kinder haben.<br />
Die dritte vernachlässigte Gruppe sind die rund 15 Millionen<br />
Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund. Sie stellen<br />
19 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik, kommen<br />
in hoch qualifizierten Positionen in Organisationen aber<br />
kaum vor.<br />
Das klingt danach, dass das Thema Diversity Management in<br />
Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird ...<br />
Kersting: Ja, aber dies nicht zwangsläufig allein aus dem<br />
Grund, dass die Unternehmen nicht mehr genügend MBA-<br />
Absolventen rekrutieren können. Diversity ist auch aus ökonomischer<br />
Perspektive gut für ein Unternehmen. Es besteht<br />
nämlich die Gefahr, dass sich die Firmen nicht mehr dem<br />
Markt anpassen können, wenn ihre Belegschaft zu homogen<br />
ist. Warum z.B. haben die deutschen Premiumhersteller im<br />
Automobilmarkt nicht mitbekommen, dass sich die Einstellungen<br />
ihrer Kunden gegenüber Autos verändert haben? Warum<br />
ist ihnen entgangen, dass Autos nicht mehr ein Statussymbol
sind und dass schwere Limousinen mit einem hohen Spritverbrauch<br />
nicht mehr gefragt sind? Meine These: Die Automobilunternehmen<br />
haben eine Belegschaft, die die Gesellschaft nicht<br />
widerspiegelt – lauter junge Ingenieure mit Benzin im Blut. Die<br />
haben alle eine Tankkarte und bekommen einen Dienstwagen,<br />
die Tankkosten werden von der Firma übernommen etc. Diese<br />
Mitarbeiter sehen gar nicht, was in der Gesellschaft passiert<br />
und können daher auch nicht mehr kundenorientiert agieren.<br />
Was sollten Unternehmen tun, um solchen Situationen entgegenzuwirken<br />
und personelle Vielfalt im Unternehmen zu fördern?<br />
Kersting: Die Unternehmen müssen sich breiter aufstellen und<br />
ihre Kompetenz- bzw. Anforderungsprofile überdenken. Denn<br />
diese Profile fördern bislang die schematische Selektion, der<br />
zufolge nur solche Kandidaten gesucht werden, die jung, hoch<br />
qualifiziert und nach Möglichkeit männlich sind, die formale<br />
Qualifikationen im Bereich Wirtschaft, Finanzen oder Jura<br />
mitbringen und bevorzugt einen MBA oder eine Promotion<br />
vorweisen können. Menschen, die nicht in dieses Schema<br />
passen, die vielleicht Brüche im Lebenslauf haben, werden in<br />
der Regel beim Sichten der Bewerbungsunterlagen aussortiert.<br />
Dabei kann es durchaus besser sein, eine der Monikas aus Villingen-Schwenningen<br />
mit FH-Abschluss einzustellen, <strong>als</strong> sich<br />
von den Simons mit MBA aus Princeton Absagen einzuholen.<br />
Allerdings ist eine derart veränderte Personalauswahl auch mit<br />
höherem diagnostischem Aufwand verbunden. Denn in diesen<br />
anderen Teichen schwimmen nicht nur Goldfische, sondern<br />
auch Kandidaten, die nicht passen.<br />
Inwiefern muss sich die Diagnostik ändern?<br />
Kersting: Die Diagnostik muss besser bzw. reichhaltiger werden.<br />
Es reicht nicht aus, sich bei der Personalauswahl auf ein<br />
unstrukturiertes Vorstellungsgespräch zu beschränken, bei<br />
dem in der Regel lediglich Vorannahmen bestätigt werden und<br />
9 HR_perspectives<br />
Prof. Dr. Martin Kersting ist Professor an der Fachschule Bund<br />
beim Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung.<br />
Zuvor war er an der RWTH Aachen sowie <strong>als</strong> Berater bei<br />
der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen (DGP) und bei Kienbaum<br />
tätig. Als Experte für Personalauswahlverfahren ist er Mitglied<br />
des Arbeitskreises Assessment Center, der D<strong>IN</strong> Kommission sowie<br />
des Testkuratoriums. Kontakt: martin@kersting-internet.de<br />
der Personaler nur wenige Informationen über den Kandidaten<br />
erhält. Genauso wie ein Arzt eine Diagnose auf Fakten und<br />
Informationen stützt – etwa durch die Bestimmung des Blutbildes<br />
–, benötigt man für die Personalauswahl ausreichend<br />
Material, um seine Vorannahmen in Frage zu stellen. So sollten<br />
verschiedene diagnostische Verfahren zum Einsatz kommen –<br />
neben dem Vorstellungsgespräch beispielsweise auch Testverfahren<br />
wie Leistungstests, Persönlichkeitsfragebogen, Rollenspiele<br />
und Gruppendiskussionen. Häufig ist dann Folgendes zu<br />
beobachten: Meint man nach dem Vorstellungsinterview noch<br />
zu wissen, der Müller ist es, der Meier ist es nicht, dreht sich<br />
die Meinung z.B. nach einem Rollenspiel plötzlich komplett um<br />
– weil etwa deutlich wird, dass der Meier – entgegen der ursprünglich<br />
stereotypen Vorannahmen – durchaus in der Lage<br />
ist, ein schwieriges Mitarbeitergespräch zu führen.<br />
Ob des Fachkräftemangels können sich qualifizierte Bewerber<br />
inzwischen quasi aussuchen, bei welchem Unternehmen sie arbeiten<br />
wollen. Besteht nicht die Gefahr, dass diese Kandidaten<br />
Unternehmen meiden, bei denen sie aufwendige Selektionsprozesse<br />
in Kauf nehmen müssen?<br />
Kersting: Die Akzeptanz von Personalbeurteilungen und Personalauswahlverfahren<br />
ist in der Tat ein wichtiges Thema. Die<br />
Personalauswahl muss daher so gestaltet werden, dass sie auf<br />
Augenhöhe stattfindet, dass die Kandidaten Wertschätzung erfahren.<br />
Das bedeutet aber nicht, dass man sie nicht auf Herz<br />
und Nieren prüfen darf. Die Annahme, dass nur Kuschelverfahren<br />
positiv gewertet werden, ist ein Irrglaube. Bewerber<br />
wissen sehr wohl zu schätzen, wenn ein Unternehmen objektive<br />
Verfahren einsetzt. Untersuchungen zeigen, dass z.B. Tests<br />
zur kognitiven Kompetenz von den Bewerbern <strong>als</strong> kontrollierte<br />
Situationen geschätzt und gewürdigt werden. Außerdem suchen<br />
leistungsmotivierte Menschen – und die wollen die Unternehmen<br />
ja haben – Herausforderungen.<br />
Das Interview führte Petra Walther |<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
10 HR_career<br />
HR_CAREER<br />
PHILLIPP BLOMEYER<br />
BEREICHSLEITER PERSONAL BEI DER TEAMBANK, NÜRNBERG<br />
ME<strong>IN</strong>E BERUFLICHEN STATIONEN WAREN ...<br />
… allesamt spannend! Nach meinem Jura-Studium in Freiburg<br />
im Breisgau und in München begann ich meine berufliche<br />
Laufbahn im Vertrieb des Gerling Konzerns. Dann zog es mich<br />
ins Ausland – über den großen Teich zu einer Versicherung in<br />
den Nordwesten der USA –, wo ich <strong>als</strong> Vorstandsassistent ein<br />
US-amerikanisches Unternehmen kennenlernen durfte. Zurück<br />
in Deutschland war ich bei der Treuhandanstalt in Chemnitz<br />
verantwortlich für die Reprivatisierung von Unternehmen.<br />
Danach wechselte ich zur Schickedanz Gruppe nach Fürth. Zu<br />
meinen Verantwortungsbereichen gehörten M&A, Beteiligungen<br />
und Gremienarbeit. 2006 stieg ich bei der TeamBank ein:<br />
Erst <strong>als</strong> Leiter des Bereichs Unternehmensentwicklung und<br />
Recht, später übernahm ich im Rahmen der Job-Rotation der<br />
TeamBank Nürnberg zusätzlich die Verantwortung für Personal<br />
und weitere Themen.<br />
<strong>DAS</strong> MEISTE KNOW‑HOW FÜR DIE PERSONALARBEIT HABE<br />
ICH ERWORBEN BEI ...<br />
… meinem Auslandsaufenthalt in den USA. Hier habe ich viel<br />
über die amerikanischen Führungsprinzipien und die Fürsorgepflicht<br />
des Arbeitgebers gelernt. Wichtiges Know-how zu<br />
Prinzipien wie Fairness und Verantwortung habe ich mir bei<br />
der TeamBank angeeignet. Diese Werte spielen hier eine ganz<br />
entscheidende Rolle – das gilt nicht nur gegenüber den Mitarbeitern,<br />
sondern auch gegenüber den Kunden.<br />
BERUFLICH AM STÄRKSTEN GEPRÄGT HAT MICH ...<br />
… das Change-Management in den Organisationen: Bei der<br />
TeamBank habe ich zum Beispiel den Wandel von einer Voll-<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
bank mit Filialgeschäften zu einer Spezialbank mit nur einem<br />
Produkt – dem Konsumentenkredit easyCredit – miterlebt und<br />
mitgestaltet. Mit der Einbindung in den genossenschaftlichen<br />
FinanzVerbund ist der genossenschaftliche Wertekanon ein<br />
wichtiger Aspekt meines Denkens und Handelns geworden.<br />
Eine spannende Erfahrung war zudem die Einführung der Job-<br />
Rotation mit der damit einhergehenden exponenziellen Perspektivenerweiterung.<br />
Diese Erfahrung habe ich sehr zu schätzen<br />
gelernt. Wie bereits erwähnt, konnte ich so Verantwortung<br />
für Themen übernehmen, die mir aus meinen bisherigen Tätigkeiten<br />
nicht so nahe waren. Mir gefällt unsere einzigartige<br />
Unternehmenskultur, insbesondere die konsequente Verwirklichung<br />
des Team-Gedankens. Das zeigt sich auch in unserer<br />
Unternehmensvision, die wir auf besondere Weise veranschaulichen.<br />
Unsere Ziele sind symbolisch im Bild einer Stadt inte-<br />
griert, an der wir Schritt für Schritt bauen: EasyTown. In unserer<br />
Zentrale gibt es ein Modell von EasyTown, in dem für jeden<br />
Meilenstein, den wir gemeinsam erreichen, ein symbolischer<br />
Baustein gelegt wird. So können die Mitarbeiter stets mitverfolgen,<br />
wie die Stadt wächst. Dem Modell liegt übrigens unser<br />
Wertesystem zugrunde, das wir in der TeamBank ebenfalls gemeinsam<br />
erarbeitet haben.<br />
ME<strong>IN</strong> BISLANG GRÖSSTER ERFOLG WAR FÜR MICH ...<br />
… die Auszeichnung der TeamBank <strong>als</strong> „Arbeitgeber des Jahres<br />
2010“. Dieser Erfolg ist das beste Lob für unser Team und<br />
bestätigt einmal mehr, dass wir mit unseren Elementen der<br />
Personalarbeit wie Angebote zur Job-Rotation, gezielter Nachwuchsförderung<br />
sowie regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen<br />
und nicht zuletzt der gemeinsamen Verwirklichung unserer<br />
Unternehmensvision im Team auf dem richtigen Weg sind. Das<br />
Gleiche gilt für die wertebalancierte Führungs- und Unternehmenskultur,<br />
die bei uns im Vordergrund steht.
ME<strong>IN</strong>E WICHTIGSTEN FÄHIGKEITEN ALS PERSONALER SEHE<br />
ICH <strong>IN</strong> ...<br />
… der Tatsache, die Werte und Kultur im Unternehmen zu prägen<br />
und sie <strong>als</strong> Vorbild tatsächlich vorzuleben. Meine Aufgabe<br />
ist es, dafür zu sorgen, dass jeder Mitarbeiter an der richtigen<br />
Stelle im Unternehmen arbeitet und wir gemeinsam an einem<br />
Strang ziehen. Im beruflichen Alltag gehört es dazu, Fairness<br />
und Vertrauen gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Dienstleistern<br />
zu zeigen und ihnen mit Wertschätzung zu begegnen.<br />
Vertrauen ist die Basis für Motivation und Erfolg. Dafür möchte<br />
ich die Kolleginnen und Kollegen begeistern.<br />
FACHLICHEN <strong>IN</strong>PUT SOWIE ANREGUNGEN HOLE ICH<br />
MIR ...<br />
… auf unterschiedliche Weise: Gespräche gibt es oft innerhalb<br />
des Teams oder mit dem Betriebsrat. Außerdem tausche<br />
ich mich regelmäßig mit unserem Vorstandsvorsitzenden aus.<br />
Wichtig ist vor allem auch der Diskurs mit externen Experten,<br />
die Dinge oft aus einer anderen Perspektive sehen. Hier sind<br />
Netzwerke mit anderen Personalleitern, zum Beispiel innerhalb<br />
des genossenschaftlichen FinanzVerbunds oder in der<br />
Metropolregion Nürnberg, sehr hilfreich. Darüber hinaus profitiere<br />
ich von Fachtagungen und interdisziplinären Fachzeitschriften.<br />
DEN BESTEN AUSTAUSCH ÜBER BERUFLICHE PROBLEME<br />
HABE ICH MEIST MIT ...<br />
… meinen Kollegen oder auch über die Netzwerke des genossenschaftlichen<br />
FinanzVerbunds und der Metropolregion<br />
Nürnberg.<br />
Phillipp Blomeyers Weg ins Human Resources Management<br />
ist kein gewöhnlicher gewesen: Der gelernte<br />
Jurist ist via Job-Rotation zum Bereichsleiter Personal<br />
bei der TeamBank geworden. Keine Frage, dass er das<br />
Modell des internen Jobwechsels im Unternehmen<br />
weiter forciert – und dies mit Erfolg: Mit vorbildlichen<br />
Personalkonzepten wie Job-Rotation hat er erreicht,<br />
dass die TeamBank im bundesweiten Unternehmensvergleich<br />
„Top Job“ zum „besten Arbeitgeber 2010“<br />
gekürt wurde.<br />
E<strong>IN</strong>E BERUFLICHE HERAUSFORDERUNG IST FÜR<br />
MICH ...<br />
… die Stärkung der permanenten Lernkultur, denn<br />
Stillstand bedeutet Rückschritt. Eine wichtige Aufgabe<br />
ist hier die Fokussierung auf die Prinzipien<br />
des Audits „berufundfamilie“ vor allem im Hinblick<br />
auf den demografischen Wandel. Wir arbeiten<br />
vor allem an der Verbesserung der Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie und Chancengleichheit am<br />
Arbeitsplatz. Letzteres gilt insbesondere für die<br />
Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger und die<br />
Entdeckung und kontinuierliche Förderung von<br />
Talenten sowie für neue Formen des Übergangs<br />
vom Beruf in den Ruhestand. Mit diesen und weiteren<br />
Maßnahmen soll die Attraktivität der Team-<br />
Bank <strong>als</strong> Arbeitgeber im FinanzVerbund noch weiter<br />
gesteigert werden.<br />
ME<strong>IN</strong> MOTTO BEI DER ARBEIT IST ...<br />
… mit Kopf, Herz, Mut und Kraft meine Führungs-<br />
und Gestaltungsaufgaben wahrzunehmen!<br />
ENTSPANNUNG F<strong>IN</strong>DE ICH ...<br />
… im Kreise meiner Familie. Außerdem genieße ich<br />
in der freien Zeit Kirchenmusik und Ausflüge in die<br />
Natur.<br />
Phillipp Blomeyer |<br />
11 HR_career<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
12 HR_recruiting<br />
<strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> <strong>IN</strong> <strong>POSITION</strong> BR<strong>IN</strong>GEN<br />
EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
Foto: iStockphoto
13 HR_recruiting<br />
Employer Branding ist nur etwas für Konzerne? Ein Irrtum! Mittelständische Unterneh-<br />
men haben es sogar leichter, ihre Besonderheiten <strong>als</strong> Arbeitgeber herauszuarbeiten.<br />
Wie sie ihre Qualitäten richtig nutzen können, um sich zu einer Arbeitgebermarke zu<br />
entwickeln, zeigt manage_HR.<br />
PREVIEW<br />
_F<strong>als</strong>ches Verständnis: Warum sich viele mittelständische Unternehmen<br />
nicht an Employer Branding herantrauen_Floskeln statt<br />
Positionierung: Typische Fehler bei der Mitarbeitersuche_Selbst‑<br />
analyse, Arbeitsmarktanalyse, Zielgruppenanalyse: Wie beim<br />
Aufbau der Arbeitgebermarke vorzugehen ist_Auf den Zahn gefühlt:<br />
Weshalb Employer Branding <strong>als</strong> Prozess der Organisationsentwicklung<br />
verstanden werden muss_Querschnittsaufgabe: Wer im Unternehmen<br />
bei der Entwicklung der Arbeitgebermarke involviert sein<br />
sollte_Mitarbeiter <strong>als</strong> Markenbotschafter: Warum internes Employer<br />
Branding so wichtig ist<br />
Die IT-Beratung Capgemini sd&m weiß genau, welche Mitarbeiter<br />
zum Unternehmen passen: „Wer auf das eigene Können<br />
vertraut, ehrlich nach dem Besten strebt, Austausch <strong>als</strong> Bereicherung<br />
empfindet und Veränderungen <strong>als</strong> Chance begrüßt,<br />
dessen Herz schlägt bei uns richtig.“ So formuliert das 2.000<br />
Mitarbeiter starke Beratungshaus, welche Persönlichkeiten es<br />
rekrutieren will. Die Erwartungen von Capgemini sd&m scheinen<br />
jedoch einige Bewerber abzuschrecken: Seitdem sich das<br />
Unternehmen mit seinen Ansprüchen an seine Mitarbeiter im<br />
Rahmen eines Employer-Branding-Prozesses klar positioniert,<br />
erhält es weniger Bewerbungen. Aber, wie Julia Andersch, Projektleiterin<br />
Employer Branding bei Capgemini sd&m, mitteilt:<br />
Der Anteil passgenauer Bewerbungen hat sich erhöht, das Re-<br />
cruiting insgesamt ist effizienter geworden.<br />
Für die Deutsche Employer Branding Akademie GmbH<br />
(DEBA), Berlin, ist das ein Zeichen, dass das IT-Beratungsunternehmen<br />
in Sachen Employer Branding alles richtig gemacht<br />
hat. „Bei der Entwicklung einer eigenen Arbeitgebermarke ist<br />
nicht vorrangig, möglichst viele Bewerber anzulocken, sondern<br />
die richtigen Kandidaten zu gewinnen – nämlich jene,<br />
die genau zur Unternehmenskultur passen“, sagt Wolf Reiner<br />
Kriegler, Geschäftsführer der DEBA. Landläufig wird unter<br />
Employer Branding aber etwas anderes verstanden. „Die meisten<br />
Unternehmen setzen Employer Branding irrtümlicherweise<br />
mit Personalmarketing gleich. Sie glauben, es gehe lediglich<br />
darum, <strong>als</strong> Arbeitgeber bekannter zu werden“, beobachtet der<br />
DEBA-Geschäftsführer. Das Ziel sei jedoch, sich <strong>als</strong> Arbeitgeber<br />
ein einzigartiges Profil zu geben und so zur Marke zu<br />
werden.<br />
SERVICE<br />
LITERATURTIPPS UND LEITFÄDEN<br />
_Andree Martens: Attraktiv <strong>als</strong> Arbeitgeber. managerSeminare<br />
113, Bonn 2007. Download unter www.managerseminare.de/MS113AR04.<br />
Ideal, um sich schnell mit den Grundlagen des Employer<br />
Brandings vertraut zu machen: Der Artikel bietet auf knapp fünf<br />
Seiten das nötige Know-how zum Thema.<br />
_Armin Trost (Hrsg.): Employer Branding. Arbeitgeber<br />
positionieren und präsentieren. Luchterhand, Köln 2009,<br />
39 Euro.<br />
Einsteigern liefert der Sammelband Grundlagenwissen zum<br />
Thema „Employer Branding“. Personalern, die bereits mit dem<br />
Thema vertraut sind, bieten insbesondere die elf Unternehmensbeispiele<br />
Anregungen für den erfolgreichen Aufbau einer<br />
Arbeitgebermarke.<br />
_compamedia GmbH/wbpr GmbH (Hrsg.): Leitfaden<br />
Employer Branding. Selbstverlag, Überlingen/München 2008.<br />
Kostenfrei zu bestellen unter info@top-arbeitgebermarke.de.<br />
Der Leitfaden orientiert sich an der speziellen Situation kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen und zeigt ihnen, wie sie mit knappen<br />
zeitlichen und finanziellen Ressourcen eine Arbeitgebermarke<br />
aufbauen können. Mit Praxis-Beispielen.<br />
_Waldemar Stolz, Anne Wedel: Employer Branding. Mit<br />
Strategie zum bevorzugten Arbeitgeber. Oldenbourg,<br />
München 2009, 39,80 Euro.<br />
Für alle, die sich auch wissenschaftlich dem Thema nähern<br />
wollen: Neben Hinweisen, wie die Erarbeitung einer Arbeitgebermarke<br />
strategisch angegangen werden kann und der<br />
Erläuterung der einzelnen Umsetzungsschritte wird der aktuelle<br />
Forschungsstand von „Employer Branding“ dargestellt.<br />
_Herbert Loebe, Eckart Severing: Als Arbeitgeber attraktiv –<br />
Wie gut sind wir schon? Bertelsmann, Bielefeld 2009, 17,90 Euro.<br />
Die Broschüre gibt kleinen und mittleren Unternehmen<br />
Handlungshilfen an die Hand, um die eigene Attraktivität <strong>als</strong><br />
Arbeitgeber zu steigern. Via Selbstchecks können Personaler<br />
prüfen, ob sie auf dem richtigen Weg sind.<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
14 HR_recruiting<br />
EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G RICHTIG MACHEN!<br />
PROJEKT-SETUP<br />
Bevor es los geht mit der Entwicklung der Arbeitgebermarke,<br />
müssen die Weichen richtig gestellt werden:<br />
1) Employer Branding ist eng auf die Unternehmens- und<br />
Person<strong>als</strong>trategie abzustimmen. Denn die Arbeitgebermarke<br />
ist nicht <strong>als</strong> „zweite Marke“ im Unternehmen zu betrachten,<br />
sondern dockt an die Corporate Brand an.<br />
2) Employer Branding ist eine Querschnittsaufgabe. Sowohl<br />
der HR-Bereich, die Kommunikations- und Marketingabteilung<br />
<strong>als</strong> auch die Geschäftsführung müssen in die Entwicklung der<br />
Arbeitgebermarke involviert sein.<br />
ANALYSE<br />
Damit eine Arbeitgeber-Positionierung überhaupt möglich ist,<br />
sind eine Reihe von Analysen nötig. So sollte das Umfeld, in<br />
dem sich das Unternehmen bewegt, erkundet werden. Zwar<br />
kann ein Blick auf die Zielgruppen, den Arbeitsmarkt und die<br />
Konkurrenzunternehmen nicht schaden – erfolgsentscheidend<br />
ist aber immer, die eigenen Mitarbeiter, die Arbeitswelt, HR-<br />
Angebote sowie die Unternehmenskultur auf positionierungstaugliche<br />
Aspekte hin zu durchforsten.<br />
REFLEXION DER ANALYSE-ERGEBNISSE<br />
Aus den Analyse-Ergebnissen heraus erfolgt die Ableitung der<br />
Arbeitgeberpositionierung. Zuvor muss sich das Unternehmen<br />
jedoch einer kritischen Reflexion unterziehen und checken, wie<br />
zukunftstauglich und vor allem wie glaubwürdig die gewünschte<br />
Positionierung ist. Für Letzteres ist u.a. zu prüfen, ob Selbst-<br />
und Fremdbild tatsächlich übereinstimmen.<br />
DEF<strong>IN</strong>ITION DER ARBEITGEBER<strong>POSITION</strong>IERUNG<br />
Die Definition der Arbeitgeberpositionierung sollte drei Aspekte<br />
umfassen: Wofür steht das Unternehmen <strong>als</strong> Arbeitgeber? Was<br />
hebt das Unternehmen <strong>als</strong> Arbeitgeber besonders hervor?<br />
Und welche Persönlichkeiten passen kulturell am besten zum<br />
Unternehmen?<br />
ENTWICKLUNG E<strong>IN</strong>ES KOMMUNIKATIONS- UND KREATIV-<br />
KONZEPTS<br />
Mit der Entwicklung eines Kreativkonzeptes soll die Strategie<br />
zum Leben erweckt werden. Es gilt, Kernbotschaften, Wording<br />
und Tonalität festzulegen und die Maßnahmen zu bestimmen.<br />
DEN ARBEITGEBERAUFTRITT AKTIV MANAGEN<br />
Employer Branding ist ein Wertschöpfungsprozess und bedarf<br />
einer entsprechenden Steuerung. Das heißt: Erfolgsindikatoren<br />
und Kennziffern für die Evaluation einzelner Marketingmaßnahmen<br />
sowie des Gesamtprozesses sind zu definieren.<br />
EXTERNES EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />
Mit dem Arbeitgeberprofil und der Positionierung lassen sich<br />
nun die operativen Maßnahmen für den Recruiting-Prozess<br />
gestalten.<br />
<strong>IN</strong>TERNES EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />
Die Arbeitgebermarke muss auch gegenüber den eigenen<br />
Mitarbeitern erlebbar sein. Die interne Kommunikation,<br />
HR-Strukturen und -Prozesse, die Führungskultur sowie das<br />
Arbeitsumfeld sollten zur definierten Employer-Branding-<br />
Strategie passen.<br />
Quelle: Deutsche Employer Branding Akademie (DEBA), Berlin<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
Das f<strong>als</strong>che Verständnis von Employer Branding erklärt u.a.,<br />
warum sich zahlreiche Mittelständler bei dem Thema noch<br />
zurückhalten: „Die Unternehmen denken, sie müssten große<br />
Werbekampagnen inszenieren und Unsummen an Euro investieren,<br />
um zur Arbeitgebermarke zu werden“, so Kriegler. Die<br />
Auffassung erklärt aber auch, warum der Großteil jener Unternehmen,<br />
die in Sachen Employer Branding aktiv sind, am f<strong>als</strong>chen<br />
Hebel ansetzen: In der Regel versuchen die Firmen durch<br />
die Art der Darstellung auf sich aufmerksam zu machen und<br />
nicht durch die Botschaft. Diese ist aber entscheidend. „Die<br />
Unternehmen müssen sich darüber klar werden, was sie <strong>als</strong><br />
Arbeitgeber wollen, wofür das Unternehmen <strong>als</strong> Arbeitgeber<br />
steht und wodurch es sich von anderen Firmen unterscheidet“,<br />
erläutert Kriegler.<br />
DIE MEISTEN FIRMEN WERBEN MIT AUSTAUSCHBAREN<br />
FLOSKELN<br />
Bislang können nur wenige Unternehmen eine klare und unterscheidbare<br />
Positionierung <strong>als</strong> Arbeitgeber vorweisen. Stellenanzeigen<br />
ähneln sich, und es wird mit austauschbaren Floskeln<br />
geworben wie „Wir bieten hohe Gestaltungsräume“, „Sie<br />
übernehmen schnell Verantwortung“ und „Wir sind ein internationales<br />
Unternehmen“. Mit ihren Anforderungen an die zu<br />
besetzenden Stellen sind die Firmen ebenfalls wenig konkret.<br />
Die meisten Unternehmen fordern die gleichen Kompetenzen<br />
– z.B. Teamfähigkeit, Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit<br />
und Belastbarkeit. Das jedenfalls zeigt eine Untersuchung der<br />
Fachhochschule Koblenz. Prof. Christoph Beck vom Fachbereich<br />
Betriebswirtschaft hat rund 4.200 Stellenanzeigen analysiert<br />
und festgestellt, dass in den Anzeigen eher Plattitüden<br />
denn die jeweils nötigen Fachkompetenzen aufgeführt werden.<br />
„Selbst die Lufthansa, die hinsichtlich ihrer Rekrutierung <strong>als</strong><br />
vorbildlich gilt, wirbt für sich <strong>als</strong> Arbeitgeber ausschließlich<br />
mit Schlagworten, die für eine Vielzahl anderer Unternehmen<br />
auch zutreffen“, sagt Reiner Kriegler. Kleine und mittelgroße<br />
Unternehmen dürfte dies freilich beruhigen, zeigt das Beispiel<br />
Lufthansa doch, dass die Markenbekanntheit eines Unternehmens<br />
nicht zwangsläufig eine aussagekräftige Employer Brand<br />
nach sich zieht. Laut Kriegler haben kleine und mittlere Unternehmen<br />
bei der Positionierung <strong>als</strong> Arbeitgeber sogar Vorteile.<br />
Der Grund: Sie haben in der Regel mehr Eigenheiten und Merkmale,<br />
die sie von anderen Unternehmen unterscheidbar machen.<br />
Allerdings verstehen es nur wenige Mittelständler, diesen<br />
Vorteil auch zu nutzen. Dies jedenfalls ist aus einer Studie der<br />
compamedia GmbH mit Sitz in Überlingen zu schließen, die<br />
jedes Jahr den Arbeitgeberwettbewerb „Top Job“ durchführt:<br />
Nur knapp über ein Viertel der 120 befragten kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen gaben an, einen aussagekräftigen<br />
Arbeitgeberslogan zu haben. Zwei Drittel formulieren nicht,<br />
was sie konkret <strong>als</strong> Arbeitgeber ausmacht.<br />
„Die meisten Firmen missachten die Grundlagen für den Aufbau<br />
einer Arbeitgebermarke“, fasst compamedia-Geschäftsführerin<br />
Silke Masurat die Ergebnisse zusammen. So würden<br />
auch viele Personalabteilungen in Sachen Employer Branding<br />
nicht mit den hierfür relevanten Abteilungen wie Unternehmenskommunikation<br />
oder Marketing zusammenarbeiten.<br />
Masurat vermutet, dass es den Mittelständlern schlicht am<br />
nötigen Know-how fehlt – was den Unternehmen selbst je-
doch gar nicht bewusst zu sein scheint.<br />
57 Prozent der Befragten gaben nämlich<br />
an, eine Employer-Branding-Strategie<br />
zu verfolgen.<br />
<strong>DAS</strong> EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G MIT E<strong>IN</strong>ER<br />
SELBSTANALYSE STARTEN<br />
Klein- und mittelständische Unternehmen,<br />
die zur Arbeitgebermarke werden<br />
wollen, sollen mit einer Selbstanalyse<br />
beginnen. Die Fragen, denen dabei mit<br />
Mitarbeiterbefragungen und Management-Audits<br />
u.a. auf den Grund gegangen<br />
werden soll: Wie erleben die eigenen<br />
Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz? Was<br />
macht das Arbeiten in dem Unternehmen<br />
für sie besonders? Und was demotiviert<br />
sie bei ihrer Arbeit?<br />
Laut Armin Trost, Professor für Human<br />
Resource Management an der Hochschule<br />
Furtwangen und Partner der Unternehmensberatung<br />
Promerit AG mit<br />
Hauptsitz in Frankfurt/M., leitet sich die<br />
Arbeitgeberattraktivität aus den Arbeitgebereigenschaften<br />
ab, die es im Rahmen<br />
des Employer-Branding-Prozesses<br />
zu ergründen und zu optimieren gilt.<br />
Hierzu zählen u.a. Angebote des Unternehmens<br />
wie Karrieremöglichkeiten<br />
und Work-Life-Balance-Maßnahmen,<br />
aber auch Faktoren wie das Qualifikationsniveau<br />
der Mitarbeiter sowie Werte<br />
wie Vertrauen oder das Führungsleitbild.<br />
„Die Arbeitgebermarke muss sich<br />
an den realen Arbeitgebereigenschaften<br />
orientieren. Sonst stehen die späteren<br />
Bewerberansprache à la<br />
„Draußen nur Kännchen“<br />
war gestern.<br />
Marketinginhalte mit dem, wie die Mitarbeiter<br />
die Arbeitswelt im Unternehmen<br />
erleben, in starkem Widerspruch.<br />
Und das würde die Glaubwürdigkeit des<br />
Arbeitgebers gefährden“, sagt Trost.<br />
Die Unternehmen sollten ihre Stärken<br />
<strong>als</strong> Arbeitgeber im Vergleich zur Konkurrenz<br />
betrachten. „Es geht darum,<br />
sich <strong>als</strong> Arbeitgeber hervorzuheben. Für<br />
die Positionierung ist es daher wichtig,<br />
die aktuelle Position im Wettbewerb zu<br />
verstehen“, erklärt Employer-Branding-<br />
Experte Trost. Dazu muss das Unternehmen<br />
zur Seite blicken: Wie präsentieren<br />
sich die Wettbewerber im Arbeitsmarkt?<br />
Welche Arbeitgeberleistungen zeichnen<br />
sie aus? Möglich ist eine Analyse laut<br />
compamedia-Geschäftsführerin Silke<br />
Masurat, indem z.B. die Karriereseiten<br />
der Mitbewerber unter die Lupe genommen,<br />
Informationsstände der Firmen auf<br />
Hochschulmessen besucht oder neue<br />
Mitarbeiter zu den Angeboten ihres vorherigen<br />
Arbeitgebers befragt werden.<br />
SICH NICHT ZU WEIT VOM AKTUELLEN<br />
ARBEITGEBERIMAGE ENTFERNEN<br />
Zu berücksichtigen ist auch das aktuelle<br />
Arbeitgeberimage. Gilt der Ruf des Unternehmens<br />
<strong>als</strong> konservativ, <strong>als</strong> unkonventionell,<br />
<strong>als</strong> verantwortungsbewusst<br />
etc.? Laut Armin Trost sollte sich das Unternehmen<br />
mit seiner Positionierung <strong>als</strong><br />
Arbeitgeber nicht zu weit vom aktuellen<br />
Arbeitgeberimage entfernen, da sich dies<br />
ebenfalls negativ auf die Glaubwürdig-<br />
15 HR_recruiting<br />
keit auswirken kann. Zudem können Facetten<br />
des aktuellen Arbeitgeberimages<br />
Bestandteil der Arbeitgebermarke werden,<br />
sofern sich diese vom Wettbewerb<br />
abheben und zugleich von der Zielgruppe<br />
<strong>als</strong> attraktiv empfunden werden.<br />
Die Präferenzen der anzusprechenden<br />
Zielgruppen müssen daher ebenfalls unter<br />
die Lupe genommen werden. „Informationen<br />
darüber, welche Erwartungen<br />
und Bedürfnisse die Wunschkandidaten<br />
haben, können z.B. durch die Befragung<br />
neuer Mitarbeiter und durch Gespräche<br />
mit Absolventen auf Hochschulmessen<br />
eingeholt werden“, sagt Silke Masurat. Sie<br />
rät, hier aktiv in die Zukunft zu denken:<br />
„Das Unternehmen sollte sich nicht allein<br />
darüber Gedanken machen, welche<br />
Leute es aktuell benötigt. Zu überlegen<br />
ist auch, wo sich die Firma hinentwickeln<br />
will und was für Mitarbeiter in Zukunft<br />
gebraucht werden.“<br />
KMU schneiden in Sachen Arbeitgeberattraktivität<br />
übrigens nicht generell<br />
schlechter ab <strong>als</strong> große Unternehmen.<br />
Wie das Coporate Leadership-Council<br />
mit einer 2007 durchgeführten Umfrage<br />
unter 60.000 Mitarbeitern aus 90<br />
Firmen weltweit herausgefunden hat,<br />
korreliert die Arbeitgeberattraktivität<br />
nicht mit Faktoren, die mit der Unternehmensgröße<br />
zusammenhängen, <strong>als</strong>o<br />
etwa einem hohen Gehalt. Unternehmen<br />
können laut der Studie „Attracting<br />
und Retaining Critical Talent Segments“<br />
vielmehr punkten, wenn sie ihren Mit-<br />
www.milchundzucker.de<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
16 HR_recruiting<br />
arbeitern Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten<br />
bieten sowie ihnen Respekt<br />
entgegenbringen. Insbesondere<br />
durch Letzteres können sich Unternehmen<br />
von anderen abheben. Denn wie der<br />
Engagement-Index des internationalen<br />
Beratungsunternehmens Gallup immer<br />
wieder aufs Neue zeigt, erhalten viele<br />
Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber nicht<br />
die Anerkennung, die sie sich wünschen.<br />
EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G IST E<strong>IN</strong><br />
CHANGE‑PROZESS<br />
Doch freilich kann sich ein Unternehmen<br />
nicht einfach jene Arbeitgebereigenschaften<br />
überstülpen, die vom Mitarbeiter<br />
bzw. Bewerber gewünscht werden.<br />
Es kann sich aber seiner Schwächen<br />
bewusst werden und versuchen, daran<br />
zu arbeiten. „Die Entwicklung einer Arbeitgebermarke<br />
ist ein Prozess der Organisationsentwicklung<br />
bzw. des Change-<br />
Managements“, stellt DEBA-Chef Reiner<br />
Kriegler klar. Mitunter werde die Unternehmenskultur<br />
in Frage gestellt und viel<br />
Staub aufgewirbelt. „Die Unternehmen<br />
müssen die Bereitschaft mitbringen, sich<br />
ehrlich auf den Zahn zu fühlen“, so Kriegler.<br />
Die Analyse-Phase erfordert daher<br />
vor allem eine eingehende Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Identität <strong>als</strong> Arbeitgeber<br />
und der Unternehmenskultur.<br />
<strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> UNTER DER LUPE<br />
Was zeichnet das eigene Unternehmen <strong>als</strong> Arbeitgeber aus?<br />
Damit Unternehmer, Führungskräfte und Personaler diese Frage<br />
beantworten können, ist eine Analyse des Images und des<br />
Leistungsangebotes des Unternehmens, aber auch der Wünsche<br />
der Zielgruppe und der Arbeitgeberstärken der Wettbewerber nötig.<br />
manage_HR zeigt die Eckpunkte einer professionellen Analyse:<br />
WELCHE EIGENSCHAFTEN HAT <strong>DAS</strong> <strong>UNTERNEHMEN</strong> ALS<br />
ARBEITGEBER?<br />
_Wie wird der eigene Ruf <strong>als</strong> Arbeitgeber eingeschätzt (z.B.<br />
fair, unkonventionell, konservativ, verantwortungsbewusst etc.)?<br />
_Welche Werte vertritt das Unternehmen? (z.B. innovativ, verlässlich,<br />
familiäres Miteinander etc.)?<br />
_Wie werden Betriebsklima und Strukturen im Unternehmen<br />
beurteilt (z.B. locker und flexibel, seriös und klar strukturiert etc.)?<br />
WAS KANN BEWERBERN GEBOTEN WERDEN?<br />
_Was für Standortvorteile hat das Unternehmen (z.B. Familienfreundlichkeit<br />
auf dem Land, niedriger Mietspiegel, multikulturelles<br />
Flair in der Stadt etc.)?<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
Der Change-Charakter eines Employer-<br />
Branding-Projektes macht es zudem<br />
nötig, unternehmenspolitische Grundlagen<br />
vor dem Projektstart zu klären. Auf<br />
jeden Fall sollte das Employer Branding<br />
laut Markenexperte Kriegler eng auf die<br />
Unternehmensziele, die Geschäftsstrategie,<br />
die Strategie der Unternehmensmarke<br />
und die Person<strong>als</strong>trategie abgestimmt<br />
sein. Zudem muss das Top-Management<br />
von Anfang an in das Projekt involviert<br />
sein. „Es reicht nicht, sich vom Top-<br />
Management ein „Go“ für das Projekt<br />
abzuholen. Vielmehr sollten der Geschäftsführung<br />
regelmäßig Teilergebnisse<br />
kommuniziert werden, damit die Unterstützung<br />
durch die Geschäftsführung<br />
sichergestellt bleibt“, erläutert Kriegler.<br />
Neben dem Topmanagement sind weitere<br />
Akteure in das Projekt einzubeziehen.<br />
„Employer Branding ist eine Querschnittsaufgabe<br />
– ähnlich dem Thema<br />
Innovation“, sagt Jannis Tsalikis, der bei<br />
der Agentur Scholz & Friends <strong>als</strong> Consultant<br />
für den Bereich Employer Branding<br />
arbeitet. Gefragt seien die Kompetenzen<br />
des Human Resources, der<br />
Marketing-Abteilung und der Unternehmenskommunikation.<br />
„Bei der Personalabteilung<br />
liegt die Kommunikation<br />
mit den Mitarbeitern und Bewerbern,<br />
das Marketing hat das Know-how zum<br />
Quelle: In Anlehnung an compamedia GmbH/wbpr GmbH (Hrsg.): Leitfaden Employer Branding.<br />
Thema Markenbildung und Kommunikation,<br />
und die Unternehmenskommunikation<br />
ist für die Außendarstellung<br />
des Unternehmens verantwortlich“, erläutert<br />
Tsalikis, warum diese Ressorts<br />
zusammenarbeiten sollten.<br />
E<strong>IN</strong> SET AN DEF<strong>IN</strong>ITIONEN ALS<br />
RICHTSCHNUR FÜR MASSNAHMEN<br />
Meist empfiehlt sich, zur Arbeitgeberpositionierung<br />
eine auf Employer Branding<br />
spezialisierte Agentur einzuschalten.<br />
Diese erarbeitet gemeinsam mit dem<br />
Unternehmen nicht nur die Marke, sondern<br />
auch eine Art Richtschnur für die<br />
operativen Maßnahmen des Employer<br />
Brandings. Wichtig: Der Brand sollte<br />
nicht nur bei Rekrutierungsmaßnahmen,<br />
Empfehlungsprogrammen und sonstigen<br />
nach außen gerichteten Aktivitäten zum<br />
Tragen kommen. „Die Positionierungsstrategie<br />
muss auch intern spürbar sein<br />
und sich auf die täglich erlebbare Arbeitgeberqualität<br />
niederschlagen“, erläutert<br />
Reiner Kriegler. Nur so schaffe das<br />
Unternehmen die Voraussetzung, um<br />
positive Botschaften über sich <strong>als</strong> Arbeitgeber<br />
über den wahrscheinlich erfolgversprechendsten<br />
Weg nach außen<br />
zu transportieren: über die eigenen Mitarbeiter.<br />
Petra Walther ||<br />
_Welche Weiterbildungsmöglichkeiten werden geboten?<br />
_Wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter<br />
aus?<br />
_Welche Work‑Life‑Balance‑Maßnahmen gibt es im Unternehmen<br />
(z.B. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuungsplätze<br />
etc.)?<br />
WELCHE ERWARTUNGEN UND BEDÜRFNISSE HABEN DIE<br />
WUNSCHKANDIDATEN?<br />
Informationen können z.B. eingeholt werden durch die Befragung<br />
neuer Mitarbeiter und durch Gespräche mit Absolventen auf<br />
Hochschulkongressen.<br />
WAS BIETET DIE KONKURRENZ?<br />
Eine Analyse der Arbeitgeberleistungen von Wettbewerbern<br />
ist möglich, indem z.B. die Karriereseiten der entsprechenden<br />
Unternehmen unter die Lupe genommen werden, Informationsstände<br />
der Firmen auf Hochschulmessen besucht werden oder<br />
neue Mitarbeiter zu den Angeboten ihres vorherigen Arbeitgebers<br />
befragt werden.
EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G ALS<br />
CHANGE‑PROJEKT BEGRIFFEN<br />
GIRA GIERSIEPEN GMBH & CO. KG<br />
Eingebettet in ein umfangreiches<br />
Change‑Projekt ist das Employer<br />
Branding bei der Gira Giersiepen GmbH<br />
& Co. KG. Von der Vision getrieben, ei‑<br />
ner der attraktivsten Arbeitgeber in<br />
seiner Branche zu werden, hat sich der<br />
Spezialist für Gebäudetechnik intensiv<br />
mit seinen Unternehmenswerten aus‑<br />
einandergesetzt. Über umfangreiche<br />
Analysen und Beschreibungen seiner<br />
Charakteristika hat der Mittelständler<br />
seine Positionierung gefunden.<br />
Führung neu definiert, Vision neu definiert,<br />
Mission neu definiert. Ein groß<br />
angelegtes Change-Projekt hat die Gira<br />
Giersiepen GmbH & Co. KG zum Employer-Branding-Projekt<br />
geführt. Ausgangspunkt<br />
waren laut Martin Brochhaus,<br />
Personalleiter bei Gira, gravierende<br />
Veränderungen in dem rund 900-köpfigen<br />
Unternehmen aus Radevormwald.<br />
„Ursprünglich hat Gira Schalter und<br />
Steckdosen produziert, jetzt stellen wir<br />
zudem komplexe Systeme zur intelligenten<br />
Steuerung der kompletten Gebäudetechnik<br />
her“, berichtet Brochhaus.<br />
Durch die technisch anspruchsvolleren<br />
Produkte benötigt Gira mehr Ingenieure<br />
<strong>als</strong> früher – und sieht sich fortan mit<br />
einem hart umkämpften Bewerbermarkt<br />
konfrontiert.<br />
Neben dem deutlich komplexeren Sortiment<br />
haben organisatorische Veränderungen<br />
und eine zunehmende Wettbewerbsintensität<br />
zu einer Veränderung<br />
des Führungssystems geführt: Bis vor<br />
gut drei Jahren hatte jede Führungskraft<br />
ihr eigenes Führungsverständnis. Heute<br />
existieren unternehmensweite Festlegungen<br />
für alle Führungskräfte: <strong>Ihr</strong>e zentrale<br />
Aufgabe besteht u.a. darin, die Mitarbeiter<br />
erfolgreich zu machen. Darüber<br />
hinaus ist das Führungsverständnis von<br />
einer Vision getrieben: Der Entwickler<br />
von Gebäudetechnik will in seinen Geschäftsfeldern<br />
zu einem der attraktivsten<br />
Arbeitgeber auf dem Markt werden. Um<br />
dies zu erreichen, hat Gira verschiedene<br />
Ziele definiert, die innerhalb von fünf<br />
Jahren erreicht werden sollen. Eines davon:<br />
sich darüber klar zu werden, was<br />
die Attraktivität des Unternehmens ausmacht<br />
und welche Persönlichkeiten zur<br />
Firma passen.<br />
<strong>IN</strong>TENSIVE AUSE<strong>IN</strong>ANDERSETZUNG<br />
MIT DEN <strong>UNTERNEHMEN</strong>SWERTEN<br />
Um diese Fragen beantworten zu können,<br />
hat sich Gira intensiv mit seinen<br />
Unternehmenswerten auseinandergesetzt.<br />
„Wir haben das Employer-Branding-Projekt<br />
zum Anlass genommen, die<br />
vier Werte unserer Unternehmenskultur<br />
Verantwortung, Verbindlichkeit, Veränderungswille<br />
und Respekt zu hinterfragen“,<br />
erläutert Brochhaus. Wie werden<br />
die Werte von den Mitarbeitern empfunden?<br />
Wie weit werden sie gelebt? Zudem<br />
wurde überprüft, ob Gira bestimmte<br />
Eigenschaften, die das Unternehmen<br />
<strong>als</strong> Arbeitgeber attraktiv machen, noch<br />
nicht im Blick hat.<br />
Insgesamt 70 Mitarbeiter waren <strong>als</strong><br />
Querschnitt in die Analysen involviert.<br />
Um die Ergebnisse nach Mitarbeiterbereichen<br />
auswerten zu können, wurden<br />
verschiedene Gruppen gebildet: Füh-<br />
17 HR_recruiting<br />
Foto: imagesource<br />
rungskräfte, Geschäftsführung, Produktion,<br />
Innovatoren und New Hires. Die<br />
Auswertungen zeigen u.a., dass die Geschäftsführung<br />
mit ihren Bewertungen<br />
des Unternehmens meist nah an den Bewertungen<br />
der Mitarbeitergruppen lag.<br />
Weitere Erkenntnisse aus den Befragungen<br />
der Mitarbeiter und Führungskräfte:<br />
Die vier Unternehmenswerte werden <strong>als</strong><br />
wichtig angesehen. Die Werte Respekt,<br />
Verbindlichkeit und Veränderungswille<br />
werden außerdem <strong>als</strong> weitgehend umgesetzt<br />
betrachtet. Das bedeutet: Das Fundament<br />
für eine Arbeitgeberpositionierung<br />
ist gegeben.<br />
<strong>UNTERNEHMEN</strong>SEIGENSCHAFTEN AUF<br />
DEN GRUND GEHEN<br />
Sich seiner Positionierung konkreter<br />
angenähert hat sich Gira, indem es sich<br />
eingehend mit den von den Mitarbeitern<br />
genannten Unternehmenscharakteristika<br />
beschäftigt hat. Inwiefern stehen die Eigenschaften<br />
mit den vier Kulturwerten<br />
in Verbindung? Was sagen sie konkret<br />
aus? Und welche Aspekte verdienen es,<br />
bei der Arbeitgeber-Positionierung betont<br />
zu werden? Die Aussagen, die so zu<br />
Gira <strong>als</strong> Arbeitgeber und den dort arbeitenden<br />
Menschen entwickelt wurden, beschreiben<br />
u.a. den „Cultural Fit“. Dabei<br />
handelt es sich um ein Instrument, mit<br />
dem festgestellt werden kann, ob ein Bewerber<br />
zum Unternehmen passt. Ist der<br />
Kandidat frei von Allüren? Zieht er neues<br />
Terrain bekannten Wegen vor? Und lässt<br />
er auf Worte auch Taten folgen? Das sind<br />
u.a. die Aspekte, an denen sich Gira bei<br />
der Mitarbeiterauswahl fortan orientiert.<br />
pwa |<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
18 HR_recruiting<br />
MITARBEITER WERDEN ZU<br />
MARKENBOTSCHAFTERN<br />
ORTHOMOL<br />
Die Firma Orthomol setzt auf internes Employer Branding.<br />
Sie will, dass sich ihre Mitarbeiter mit dem Unternehmen<br />
identifizieren, die Firmenkultur leben und diese nach au‑<br />
ßen transportieren – und ist auf gutem Wege zu ihrem Ziel.<br />
Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sich die Mitarbei‑<br />
ter des Familienunternehmens selbst <strong>als</strong> „Orthomolisten“<br />
bezeichnen.<br />
Gesche Hugger zeichnet bei Orthomol für das Employer Branding<br />
verantwortlich. Sie ist Leiterin Personal und Unternehmenskultur<br />
bei dem Familienunternehmen. Eine Position,<br />
die eher selten bei KMU anzutreffen ist. Dass der Zusatz Unternehmenskultur<br />
in ihrer Stellenbezeichnung betont wird,<br />
zeigt: Der Hersteller von Mikronährstoffen mit Sitz in Langenfeld<br />
bei Düsseldorf legt viel Wert darauf, dass seine Unternehmenskultur<br />
gelebt wird und dass sich die Mitarbeiter mit<br />
dem Unternehmen identifizieren. Dieses Ziel prägt auch das<br />
Employer Branding bei Orthomol: Internes Employer Branding<br />
spielt im Prozess der Entwicklung der Arbeitgebermarke<br />
des Unternehmens eine große Rolle. „Uns ist es wichtig, dass<br />
Mitarbeiter und Brand zusammenpassen und unsere Positionierung<br />
<strong>als</strong> Arbeitgeber die Unternehmenskultur spiegelt“, erklärt<br />
Gesche Hugger.<br />
Dass dies nur gelingen kann, wenn die Unternehmenskultur<br />
wiederum <strong>als</strong> Ausgangspunkt für die Arbeitgeber-Positionierung<br />
genommen wird, ist Hugger bewusst. So hat der<br />
Employer-Branding-Prozess bei Orthomol dazu geführt, dass<br />
die bislang unausgesprochene Unternehmenskultur der Firma<br />
zum ersten Mal in Worte gefasst bzw. niedergeschrieben<br />
wurde. Demnach sind Tatendrang, Zuversicht, Gelassenheit<br />
und vor allem Überzeugung jene Gemeinsamkeiten, die das<br />
Arbeiten bei Orthomol prägen – und die das Unternehmen<br />
entsprechend auch für sich <strong>als</strong> Positionierungsinhalte festgelegt<br />
hat.<br />
LEITL<strong>IN</strong>IEN FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE ERARBEITET<br />
Damit die Unternehmenswerte auch neuen Mitarbeitern<br />
vermittelbar sind, hat Orthomol gemeinsam mit den Führungskräften<br />
eine Art Wegweiser erarbeitet, der neuen<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
Führungskräften u.a. erläutert, wofür Orthomol steht, welches<br />
die Unternehmensziele sind und was es heißt, Führungskraft<br />
bei Orthomol zu sein. Zudem sind Bereiche und Abläufe<br />
des Unternehmens beschrieben, und es wird ihnen ein Organigramm<br />
der ersten und zweiten Führungsebene an die Hand<br />
gegeben.<br />
Darüber hinaus wird neuen Führungskräften während ihrer<br />
ersten sechs Monate in der Firma ein Mentor an die Seite gestellt,<br />
damit sie sich bestmöglich in die Unternehmenskultur<br />
einfinden können. Dieser macht die Manager mit ungeschriebenen<br />
Gesetzen vertraut, unterstützt bei der Kontaktaufnahme<br />
zu Schnittschnellen und Schlüsselpositionen und hilft bei persönlichen<br />
Problemen. Ein vergleichbares Patensystem gibt es<br />
auch für Außendienstmitarbeiter.<br />
MITARBEITER BEZEICHNEN SICH ALS ORTHOMOLISTEN<br />
Foto: Orthomol<br />
Laut Gesche Hugger war das Employer-Branding-Projekt Ini-<br />
tialzündung für eine Vielzahl von Maßnahmen, die verstärken<br />
sollen, dass sich die Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen<br />
identifizieren. So gibt es monatlich einen Breakfast Club, wo<br />
sich die Mitarbeiter bei kostenlosem Frühstück über Geschäftliches<br />
und Privates austauschen können. In 2010 soll außerdem<br />
erstm<strong>als</strong> ein Innovationsworkshop mit Mitarbeitern aus<br />
allen Abteilungen durchgeführt werden: Ziel ist es, gemeinsam<br />
Maßnahmen zu erarbeiten, die das Kerngeschäft von Orthomol<br />
positiv beeinflussen.<br />
Last but not least wurde im Rahmen der internen Kampagne<br />
der Begriff des „Orthomolisten“ geprägt, T-Shirts sowie Giveaways<br />
damit bedruckt und an die Mitarbeiter verteilt. Orthomol<br />
will damit den zentralen Wert „Überzeugung“ zum Ausdruck<br />
bringen. Schließlich ist die Begeisterung für das Thema „orthomolekulare<br />
Medizin“ Kern der Arbeitgebermarke. Dass sich die<br />
Mitarbeiter im Produktionsbereich öfter in den Orthomolisten-<br />
T-Shirts zeigen, wertet Gesche Hugger <strong>als</strong> positives Feedback.<br />
Die Mitarbeiter mit ihrem Selbstverständnis <strong>als</strong> Orthomolisten<br />
sind Markenbotschafter nach außen. Dass sie die Marke aktiv<br />
vertreten, wird durch Anreize gestärkt: Mitarbeiter, die neue<br />
Mitarbeiter erfolgreich werben, erhalten eine Prämie.<br />
pwa |
19 HR_recruiting<br />
REGIONAL BRAND<strong>IN</strong>G DEM EMPLOYER BRAND<strong>IN</strong>G<br />
VORGESCHALTET<br />
SCHÜCO <strong>IN</strong>TERNATIONAL KG<br />
Die Schüco International KG hat eindeutig einen Standort‑<br />
nachteil: Das Unternehmen liegt in Ostwestfalen – eine Ge‑<br />
gend, die viele Bewerber für sich nicht in Betracht ziehen.<br />
Seiner Positionierung <strong>als</strong> Arbeitgeber schickt der Spezialist<br />
für Fenster‑, Fassaden‑ und Solarsysteme daher eine Art Re‑<br />
gional Branding voraus: Gemeinsam mit anderen Firmen aus<br />
der Region versucht Schüco potenziellen Mitarbeitern die<br />
Gegend um den Teutoburger Wald schmackhaft zu machen.<br />
Ein Job in Bielefeld? Ach nein, was soll ich denn in Bielefeld? ...<br />
Dass die Region Ostwestfalen-Lippe Bewerber nicht gerade anzieht,<br />
hat die Schüco International KG vor zwei Jahren massiv<br />
zu spüren bekommen. Aufgrund neuer Geschäftsfelder und einem<br />
stetigen Wachstum waren bei dem Anbieter von Fenster-,<br />
Fassaden- und Solarsystemen 2008 rund 200 neue Positionen zu<br />
besetzen. Und das war alles andere <strong>als</strong> einfach, wie Stefan-Oliver<br />
Strate, Leiter Personalbetreuung bei Schüco, mitteilt. „Wir kamen<br />
an unsere Wachstumsgrenzen, da wir enorme Schwierigkeiten<br />
hatten, überregional Leute zu rekrutieren“, berichtet er.<br />
Die massiven Einstellungsprobleme ob des wenig attraktiven<br />
Unternehmensstandortes haben Schüco International dazu<br />
veranlasst, seinem Employer Branding eine Art Regional Branding<br />
vorzuschalten. Die Idee: die Region Ostwestfalen-Lippe<br />
<strong>als</strong> Arbeits- und Wohnort für qualifizierte Nachwuchskräfte<br />
und für Fach- und Führungskräfte zu promoten, um die Chance<br />
zu steigern, <strong>als</strong> Arbeitgeber überhaupt in Betracht gezogen<br />
zu werden. Gemeinsam mit zwei anderen mittelständischen<br />
Unternehmen aus Bielefeld und Umgebung, die wie Schüco<br />
zwar nationale und internationale Bedeutung in ihrem Marktsegment<br />
haben und interessante berufliche Perspektiven bieten,<br />
für die es aber ebenfalls schwierig ist, Mitarbeiter zu rekrutieren,<br />
hat Schüco die Initiative „Powerbrands OWL“ ins<br />
Leben gerufen. Vereint unter dieser Art Dachmarke werben die<br />
Firmen, zu denen neben Schüco auch die vielfach ausgezeichnete<br />
Phoenix Contact GmbH und der SAP-Dienstleister intelligence<br />
gehören, für die Vorzüge der Region Ostwestfalen-Lippe.<br />
Die Botschaft der „Powerbrands OWL“: Die Entscheidung für<br />
Bielefeld, Blomberg oder einer anderen Stadt ist nicht der Weg<br />
in eine rückständige und verschlafene Region, sondern in eine,<br />
in der viel in Bewegung ist. Sie ist die Heimat von auf dem Welt-<br />
markt führender Unternehmen wie Miele, Oetker, Phoenix Contact<br />
und Schüco. Gleichzeitig bietet die Region ein ideales Lebensumfeld<br />
für Familien mit günstigen Lebenshaltungskosten.<br />
MULTIPLIKATOREN FÜR OSTWESTFALEN‑LIPPE GEW<strong>IN</strong>NEN<br />
Vermittelt wird die Botschaft u.a. mit dem Internetauftritt der<br />
Initiative unter www.powerbrands-owl.de. Zudem wollen Schüco<br />
und Co. dafür sorgen, dass potenzielle Bewerber die Region<br />
Ostwestfalen-Lippe kennenlernen können. So wurde <strong>als</strong> Auftaktveranstaltung<br />
der Powerbrands OWL ein zweitägiges Event<br />
für Hochschulabsolventen und Profession<strong>als</strong> samt Familienangehörigen<br />
durchgeführt. Neben Vorträgen zur Region und zu<br />
den ansässigen Unternehmen erlebten die ca. 50 Teilnehmer<br />
das Gebiet am Teutoburger Wald hautnah – durch Firmenexkursionen,<br />
Stadtführungen und Besuche von Lokalitäten.<br />
Mit solchen Aktionen hoffen die Powerbrands OWL auf eine<br />
nachhaltige Wirkung: „Wir messen den Erfolg unserer Veranstaltungen<br />
nicht am direkten Recruiting von Kandidaten.<br />
Unser Ziel ist vielmehr, Multiplikatoren zu gewinnen, die über<br />
Ostwestfalen aufklären, bzw. die Region bei Freunden, Bekannten<br />
und Kollegen <strong>als</strong> mögliches Arbeits- und Lebensumfeld<br />
überhaupt ins Gedächtnis bringen“, sagt Strate.<br />
MUT ZUM OFFENEN WETTBEWERB<br />
Foto: imagesource<br />
Um Mitarbeiter in die Region zu ziehen, ziehen die Powerbrands<br />
zwar an einem Strang, führen aber gleichzeitig einen offenen<br />
Wettbewerb. So konkurrieren sie z.B. beim sogenannten<br />
Tripple Praktikum um Hochschulabsolventen. Diese arbeiten<br />
während des Praktikums nämlich sowohl bei Schüco <strong>als</strong> auch<br />
bei Phoenix Contact und bei intelligence. „Wir geben damit<br />
nicht nur den Praktikanten die Chance, herauszufinden, bei<br />
welchem Unternehmen sie am liebsten arbeiten würden. Das<br />
dreigeteilte Praktikum ist auch eine Chance für uns, die Absolventen<br />
zu rekrutieren, die aus Überzeugung zu uns kommen<br />
wollen“, sagt Strate. Bei Schüco würden viele Überzeugungstäter<br />
arbeiten, die von der Unternehmensvision getrieben seien,<br />
durch ihre Arbeit etwas zum Umweltschutz beizutragen. „Wir<br />
suchen daher Leute, die sich dafür begeistern und an dieser Vision<br />
mitarbeiten wollen“, so Strate. pwa |<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
20 HR_retention<br />
FEEDBACK STATT<br />
BEFEHLE<br />
UMGANG MIT DER GENERATION Y<br />
PREVIEW<br />
_Schnelle Abwanderung: Warum sich Unternehmen an die Ansprüche<br />
der Generation Y anpassen müssen_Erklären statt kom‑<br />
mandieren: Auf was es bei der Führung der Digital Natives ankommt_Süchtig<br />
nach Bewertung: Warum die Feedbackkultur in<br />
Unternehmen künftig wichtiger werden muss_Vermischung von<br />
Job und Privatem: Wie die Generation Y ihre Arbeit organisiert_<br />
Suche nach Sinn: Inwiefern Talent-Management und das gesellschaftliche<br />
Engagement von Firmen in Zukunft in Verbindung stehen<br />
sollten_Unterstützung bei den Prozessen: Was Unternehmen tun<br />
können, um Schwächen und Defizite der „jungen Wilden“ aufzufangen_Tipps<br />
<strong>als</strong> grobe Anhaltspunkte: Warum sich das Verhalten<br />
der Generation Y im Job letztlich schwer voraussagen lässt<br />
„Kann mir das mal jemand schnell kopieren?“ Mit Schweißperlen<br />
auf der Stirn stürmt der Chef aus seinem Büro – und<br />
stößt auf dem Flur mit dem neuen Praktikanten zusammen.<br />
Wortlos drückt er dem jungen Mann einen Papierstapel in die<br />
Hand. Doch der macht keine Anstalten, die Unterlagen an sich<br />
zu nehmen, sondern erwidert: „Warum? Können Sie das nicht<br />
selbst?“ Dem Chef stockt der Atem. Dann schiebt der Praktikant<br />
noch freundlich hinterher: „Ich kann Ihnen gerne zeigen,<br />
wie man den Kopierer bedient.“<br />
Ist das eine Frechheit? Aus der Sicht des Praktikanten vermutlich<br />
nicht. Denn er gehört zur sogenannten Generation Y – jener<br />
Altersgruppe, die in den Achtzigerjahren geboren wurde<br />
und nun mit Macht in die Unternehmen drängt. Glaubt man<br />
Experten und Zukunftsforschern, erobert mit ihnen ein völlig<br />
neuer Menschentyp die Arbeitswelt: flexibel, feedbacksüchtig,<br />
perfekt vernetzt und versiert im Umgang mit der Technik<br />
(siehe Kasten, S. 22). Fast monatlich erscheinen neue Studien,<br />
die die Andersartigkeit der Generation Y belegen wollen.<br />
Dass die Jungen – so wie der erwähnte Praktikant – das Altersprinzip<br />
ignorieren und jedermann wie ihresgleichen behandeln,<br />
sind nur zwei von vielen Unterschieden, die in den<br />
Untersuchungen genannt werden.<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
DEN FIRMEN LÄUFT DER NACHWUCHS DAVON<br />
Foto: imagesource<br />
Das Thema ist aber nicht nur Trendgemunkel, sondern hat einen<br />
handfesten Kern: Ein Viertel aller Firmen verzeichnet unter<br />
jungen Mitarbeitern eine Abwanderungsquote von mehr<br />
<strong>als</strong> 30 Prozent, ergab eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
KPMG. Der Nachwuchs scheint vielen Firmen<br />
geradezu davonzulaufen – und das in Zeiten eines ständig<br />
schrumpfenden Fachkräftepools. Organisationen werden <strong>als</strong>o<br />
nicht umhin können, sich in den kommenden Jahren an die<br />
Ansprüche der Generation Y anzupassen, um diese Abwanderung<br />
zu stoppen.<br />
Keine leichte Aufgabe: „Viele Abteilungsleiter packen den<br />
Nachwuchs völlig f<strong>als</strong>ch an“, beobachtet Karina Albers. <strong>Ihr</strong>e<br />
Firma Algeny mit Sitz in Hamburg ist darauf spezialisiert, Manager<br />
im Umgang mit der Generation Y zu schulen. Um ihren<br />
Kunden zu zeigen, wie sie ihren Führungsstil verbessern können,<br />
verwendet Albers Szenarien wie das eingangs geschilderte<br />
vom kopierunwilligen Praktikanten. Hier treffen buchstäblich<br />
Welten aufeinander: Auf der einen Seite die Führungskraft in<br />
den 40ern – ein Mitglied der sogenannten Generation X –, die<br />
Respekt vor Älteren erwartet. Auf der anderen Seite der Student<br />
oder Schüler, der allen Menschen ohne Rücksicht auf Länge der<br />
Betriebszugehörigkeit zunächst auf Augenhöhe begegnet.<br />
Wie sollte der Chef auf den vermeintlichen Affront reagieren?<br />
„Für die Generation Y ist es zunächst einmal wichtig, bei jedem<br />
Arbeitsschritt das Gesamtbild zu kennen“, erklärt Albers. Konkret<br />
bedeutet das: Anstatt einfach zu kommandieren, hätte der<br />
Vorgesetzte erklären müssen, dass in einer halben Stunde ein<br />
wichtiger Kunde kommt, er sich noch vorbereiten muss und<br />
deshalb keine Kapazitäten hat, die Papiere selbst zu kopieren.<br />
Aber haben Chefs für solche Überzeugungsarbeit überhaupt<br />
Zeit? „Die sollten sie sich nehmen“, meint Albers, „denn einfach<br />
nur Befehle auszuteilen führt bei diesen Mitarbeitern zu<br />
Reibereien, die letztlich viel Energie kosten.“
21 HR_retention<br />
Sie sind selbstbewusst, lassen sich nicht mit einfachen Anweisungen abspeisen und<br />
sind geradezu süchtig nach Feedback. Die Generation Y stellt die Unternehmen vor neue<br />
Herausforderungen. Was erwarten die in den 80er Jahren Geborenen vom Arbeitsleben?<br />
Wie können Unternehmen die jungen Talente an sich binden? Und wie funktioniert<br />
die Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung? Tipps für den Umgang mit der neuen<br />
Generation.<br />
HIERARCHIEN S<strong>IN</strong>D DER GENERATION Y FREMD<br />
Um zu verstehen, woher der Graben zwischen Alt und Jung<br />
kommt, hilft ein Blick in die Biografie der Generation Y. Sie<br />
unterscheidet sich in einigen Punkten radikal von der früherer<br />
Altersgruppen: Zunächst einmal kennen viele der nach 1980<br />
Geborenen keine ökonomischen Zwänge. Sie sind oft in wohlhabenden<br />
Doppelverdienerhaushalten aufgewachsen, nicht<br />
selten <strong>als</strong> einziges Kind. Sich mit Autoritäten auseinanderzusetzen,<br />
gehörte für sie zum Alltag. Eine strenge Familienhierarchie<br />
dagegen, in der Vater und Mutter sagen, wo es langgeht,<br />
haben sie meist nicht kennengelernt. Im Gegenteil: Die Generation<br />
Y wurde von Kindesbeinen an von ihren Eltern ernst<br />
genommen und durfte mitentscheiden („Was möchtest du am<br />
Wochenende machen?“). Umso größer ist für sie der Schock,<br />
wenn in der Arbeitswelt plötzlich Befehl und Gehorsam angesagt<br />
sein sollen.<br />
Die Generation Y ist ein privilegierter – manche sagen: verwöhnter<br />
– Menschenschlag, der es gewohnt ist, dass die Welt<br />
sich um ihn dreht. Diese Youngster zu führen bedeutet deshalb<br />
vor allem viel Arbeit. „Erklären Sie die Aufgabe so präzise wie<br />
möglich und legen Sie klare Ziele fest, zeitlich wie finanziell“,<br />
rät Expertin Albers. Nachdem der Rahmen gesteckt wurde,<br />
sollten Führungskräfte jedoch loslassen. Denn wenn die Generation<br />
Y eines nicht leiden kann, dann ist es Micro-Management.<br />
Selbst den Weg finden – so lautet die oberste Maxime der<br />
versierten Googler. Sie erwarten, dass der Chef das Ziel vorgibt<br />
und alle Mittel zur Verfügung stellt, um es zu erreichen – mehr<br />
aber nicht.<br />
Das bedeutet freilich nicht, dass die Generation Y ihre Aufgaben<br />
immer aus eigener Kraft reibungslos löst. Im Gegenteil:<br />
Viele Dinge, die mit formaler Bildung zu tun haben, beherrschen<br />
Jobeinsteiger heute schlechter <strong>als</strong> frühere Generationen.<br />
Nicht umsonst erteilt über die Hälfte der Betriebe in Deutschland<br />
jungen Mitarbeitern mittlerweile Nachhilfe, wie unlängst<br />
WAS DIE GENERATION Y WILL …<br />
1. … DIE WELT VERBESSERN.<br />
Die Generation Y ist – anders <strong>als</strong> die vorhergehende Generation<br />
X – stark werteorientiert: 86 Prozent wollen mit ihrer Arbeit<br />
der „Gesellschaft etwas zurückgeben“. Bei älteren Angestellten<br />
liegt dieser Wert zehn Prozentpunkte niedriger.<br />
2. … E<strong>IN</strong> TRADITIONELLES BÜRO.<br />
85 Prozent der 18- bis 25-Jährigen in Deutschland würden am<br />
liebsten am eigenen Schreibtisch im Unternehmen arbeiten.<br />
Nur fünf Prozent können sich für eine gemeinsame Büronutzung<br />
erwärmen (Hot Desks). Bevorzugt wird ein Arbeitsort in<br />
der Innenstadt.<br />
3. … ABER AUCH MOBIL BLEIBEN.<br />
Die Generation Y will sich Arbeitszeit und -ort selbst aussuchen<br />
und erwartet, dass der Arbeitgeber die Technik dafür<br />
stellt: 60 Prozent halten ein Diensthandy für selbstverständlich,<br />
50 Prozent einen Laptop, ebenso viele einen Blackberry.<br />
4. … GUT VERDIENEN.<br />
Allen Selbstverwirklichungs-Tendenzen zum Trotz: Bei der<br />
Wahl des Arbeitgebers spielt für deutsche Berufseinsteiger das<br />
Gehalt nach wie vor die wichtigste Rolle, gefolgt von Kollegen<br />
und Bedeutung der Aufgaben.<br />
5. … VON MENTOREN UNTERSTÜTZT WERDEN.<br />
58 Prozent aller Nachwuchskräfte holen sich gerne Rat bei<br />
erfahrenen Kollegen ein – wobei die Generation Y Mentoren<br />
aus der Altersklasse 50plus bevorzugt. Ein Berater aus der<br />
Generation X (40plus) wird weniger gerne gesehen.<br />
Quellen: Center for Work-Life-Policy (1&5), Johnson Controls (2-4)<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
22 HR_retention<br />
eine DIHK-Umfrage offenbarte. Diese Hilfestellungen müssen<br />
aber auf „auf leise Weise“ passieren, meint Albers. Statt zu poltern<br />
„das macht man so“, gilt es sanft anzuweisen „<strong>als</strong>o wir haben<br />
das bisher immer so gehandhabt, aber vielleicht haben Sie<br />
ja eine bessere Idee“.<br />
Kurzum: Ein neuer Stil an der Spitze ist gefragt. „Führung muss<br />
moderierender werden“, bestätigt Stephan Grabmeier, bei der<br />
Deutschen Telekom für Culture Management, <strong>als</strong>o die Entwicklung<br />
künftiger Arbeitskulturen, verantwortlich. „Vorgesetzte<br />
müssen stärker die Meinungen der Mitarbeiter einbeziehen<br />
und gleichzeitig stärker loslassen können.“ Mit grenzenlosem<br />
Laisser-faire habe das nichts zu tun, betont Grabmeier: Die Generation<br />
Y akzeptiere durchaus, dass der Vorgesetzte am Ende<br />
eine Entscheidung treffen muss.<br />
FEEDBACK WIRD ERWARTET<br />
Grundsätzlich haben die Berufseinsteiger kein Problem damit,<br />
nach den Regeln der Wirtschaft zu spielen. Sie glauben an das<br />
Leistungsprinzip und sind geradezu süchtig danach, bewertet<br />
zu werden – vorausgesetzt, die Rückmeldungen haben das<br />
richtige Format. „Es wird erwartet, dass Feedback oft und direkt<br />
kommt“, erklärt Anders Parment, Assistenzprofessor an<br />
der Stockholm University School of Business und Autor des<br />
Buches „Die Generation Y – Mitarbeiter der Zukunft“. Die<br />
derzeitige Chefgeneration handele zu häufig nach dem Motto<br />
„Kein Feedback bedeutet, alles ist Okay“, bemängelt Parment.<br />
Die Generation Y indes möchte nicht bis zum Jahresgespräch<br />
warten, sondern am liebsten persönlich und auf der Stelle beurteilt<br />
werden. Gerne gesehen wird auch, wenn Messgrößen<br />
für den Erfolg (Umsatz, verkaufte Mengen o.Ä.) in Echtzeit<br />
vorliegen. Vorbild ist hier natürlich das Netz: Wer bei Ebay gut<br />
und schnell bedient, bekommt fünf Sterne, Amazon fragt „War<br />
diese Rezension hilfreich?“, und wer bei Facebook einen Link<br />
gut findet, klickt auf den „Like“-Button. Eine ähnliche unmittelbare<br />
Rückmeldung erwartet die Gen Y auch im Job.<br />
Doch das Netz ist nicht nur Vorbild, sondern auch wichtigstes<br />
Arbeitsmittel der jungen Mitarbeiter: Sie vertrauen beim Problemlösen<br />
auf die Weisheit der Vielen – darauf, dass sich mit<br />
wenigen Klicks jemand findet, der Bescheid weiß und weiterhilft.<br />
Deshalb ist es selbstverständlich, auch am Arbeitsplatz<br />
ständig ein Chatfenster zu Freunden und Bekannten offen zu<br />
halten. „Solche Mitarbeiter sehen nicht ein, dass Sie im Job<br />
schlechter vernetzt sein sollen, <strong>als</strong> zu Hause“, betont Beraterin<br />
Albers.<br />
KE<strong>IN</strong>E TRENNUNG ZWISCHEN DIENSTLICHEM UND<br />
PRIVATEM<br />
Die Schlussfolgerung: Wer die Generation Y binden will,<br />
muss für eine moderne EDV-Ausstattung und offene Netze<br />
sorgen. 21 Prozent der Arbeitnehmer würden einen Job ablehnen,<br />
wenn das Unternehmen Social Networks wie Facebook<br />
und private E-Mail-Nutzung während der Arbeitszeit<br />
verbietet, ergab erst im Mai 2010 eine Studie der IT-Sicherheitsfirma<br />
Clearswift. Das Argument, Mitarbeiter würden soziale<br />
Medien am Arbeitsplatz nur für ihre Feierabendplanung<br />
nutzen, lässt die Generation Y nicht gelten – schließlich ist ihr<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
eine strenge Trennung zwischen Dienstlichem und Privatem<br />
fremd.<br />
„Im Meeting unterm Tisch mit dem Smartphone eine Grillparty<br />
zu organisieren, finden Digital Natives selbstverständlich“,<br />
sagt Willms Buhse. Sein Unternehmen DoubleYUU mit Sitz in<br />
Hamburg organisiert regelmäßig Events, bei denen erfahrene<br />
Manager auf High Potenti<strong>als</strong> der Internetgeneration treffen.<br />
Welche Gräben diese Gruppen trennen, offenbart sich hier<br />
schnell. „Nur zwischen neun bis 17 Uhr an einem Platz zu<br />
arbeiten, sehen viele nicht ein“, beobachtet Buhse. Privates<br />
wird während der Arbeitszeit erledigt – und Berufliches am<br />
Abend oder Wochenende. Die Generation Y arbeitet wo und<br />
wann sie will und erwartet, dass das Unternehmen sie dabei<br />
unterstützt.<br />
STECKBRIEF GENERATION Y<br />
Milleni<strong>als</strong>, Digital Natives, Net-Generation – die Kinder der<br />
Achtzigerjahre haben viele Namen. Der Begriff „Generation Y“<br />
wurde 1993 erstm<strong>als</strong> verwendet und bezog sich auf die Jahrgänge<br />
1984 bis 1994. Doch fast jeder Autor verwendet andere<br />
Zeitspannen. Wichtigster objektiver Unterschied zu früheren<br />
Jahrgängen: Die Kinder der Generation Y sind <strong>als</strong> erste mit<br />
dem Internet aufgewachsen, weshalb sie oft auch <strong>als</strong> Digital<br />
Natives (Digitale Eingeborene) bezeichnet werden.<br />
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER GENERATION-Y-<br />
MITARBEITER WERDEN OFT SO BESCHRIEBEN:<br />
+ sind leistungsorientiert<br />
+ arbeiten gut im Team<br />
+ können gut mit Technik umgehen<br />
+ arbeiten lösungsorientiert<br />
+ sind multitasking-fähig<br />
– wollen ständiges Feedback<br />
– brauchen detaillierte Beschreibungen der Aufgabe und<br />
Zielvorgaben<br />
– erwarten persönliche Betreuung<br />
– neigen zur Selbstüberschätzung<br />
Quelle: KPMG, Forrester Consulting/Xerox<br />
Foto: imagesource
Am Ende ein gutes Gehalt zu beziehen ist den<br />
Youngstern natürlich wichtig – verliert allerdings <strong>als</strong><br />
Kriterium bei der Arbeitgeberwahl zunehmend an<br />
Bedeutung. Wichtiger ist für die Jahrgänge 1980plus<br />
die Frage nach dem Warum. „Die Digital Natives sagen<br />
‚Wir geben euch unsere ganze Power – wenn das<br />
unternehmerische Handeln Sinn macht‘“, beobachtet<br />
Telekom-Manager Grabmeier. Um diese Sinnhaftigkeit<br />
zu vermitteln, empfiehlt er u.a., nicht nur in der<br />
Rekrutierung, sondern überall im Arbeitsalltag das<br />
gesellschaftliche Engagement des Unternehmens herauszustellen.<br />
„Wer das Thema Corporate Social Responsibility<br />
nicht abdeckt, wird auf dem Talentmarkt<br />
das Nachsehen haben“, ist Grabmeier überzeugt.<br />
DIE RICHTIGE BALANCE F<strong>IN</strong>DEN<br />
Die Firmen sind freilich nicht gezwungen, dem<br />
Nachwuchs in jedem Punkt entgegenzukommen.<br />
„Es muss eine Balance gefunden werden“, meint Autor<br />
Parment. So sollten die Firmen zwar beispielsweise<br />
darüber nachdenken, ihren Mitarbeitern<br />
freie Hand bei der Wahl von Arbeitsort und -zeit<br />
zu lassen. Gleichzeitig könne aber durchaus darauf<br />
bestanden werden, dass während einer bestimmten<br />
Kernarbeitszeit alle erreichbar sind. Auch Sabbatic<strong>als</strong><br />
oder Sonderurlaub dürfen laut Parment an<br />
Bedingungen geknüpft werden. „Der Mitarbeiter<br />
muss vorher eine herausragende Leistung erbracht<br />
haben“, gibt er ein Beispiel.<br />
Damit das Zusammenspiel zwischen Alt und Jung<br />
klappt, wird letztlich auch die Generation Y einige<br />
Dinge dazulernen müssen. Der US-Consultant<br />
Dan Woods, der vor allem junge Hightech-Gründer<br />
berät, weiß, woran es den jungen Wilden mangelt:<br />
„Digital Natives brillieren im Guerilla-Kampf – aber<br />
versagen oft bei den Prozessen“, sagt er. Seine Empfehlungen<br />
an Unternehmen:<br />
_Es ist sicherzustellen, dass es eine zentrale Übersicht<br />
darüber gibt, wer an welchem Projekt arbeitet<br />
und wie weit die Arbeit fortgeschritten ist.<br />
_Mit Generation-Y-Mitarbeitern sollten regelmäßig<br />
persönliche Treffen veranstaltet werden, um Konflikte<br />
zu lösen.<br />
_Unternehmen sollten sich nicht nur auf den elektronischen<br />
Austausch verlassen. Zur Entwicklung<br />
von Ideen etwa sind Chat und E-Mail ungeeignet.<br />
Anzuraten sind regelmäßige Strategiesitzungen.<br />
Im täglichen Umgang sollten Führungskräfte Grenzen<br />
ziehen. „Wenn Mitarbeiter den Chef auf dem<br />
Gang nicht grüßen, sondern ihn direkt mit einem<br />
Anliegen behelligen, muss das nicht hingenommen<br />
werden“, sagt Expertin Albers. Parallel zu den älteren<br />
Führungskräften schult sie deshalb auch die jungen<br />
Einsteiger. Dabei stehen Themen wie höflicher<br />
Umgang, Dresscode oder Zuhören auf der Agenda.<br />
Das ist vor allem dann unerlässlich, wenn die Neuen<br />
direkten Kontakt zum Kunden haben.<br />
SERVICE<br />
LITERATURTIPP<br />
_Anders Parment (Hrsg.): Die Generation Y – Mitarbeiter<br />
der Zukunft. Gabler, Wiesbaden 2009, 39,90 Euro.<br />
Eine gute Informationsquelle über die Generation Y. Basierend<br />
auf einer internationalen Studie geht der schwedische<br />
Unternehmensberater und Wissenschaftler Anders Parment<br />
den Fragen nach, warum die Jahrgänge 1980 bis 1990 <strong>als</strong><br />
Arbeitnehmer anders ticken <strong>als</strong> vorangegangene Generationen,<br />
wie Unternehmenskultur, Kommunikation und Arbeitswelt sich<br />
dadurch verändern und welche Auswirkungen die Generation Y<br />
für das Talentmanagement hat.<br />
_Don Tapscott: Grown Up Digital: How the Net Generati‑<br />
on is Changing Your World. Mcgraw-Hill Professional, New<br />
York 2008, 20,95 Euro.<br />
Don Tapscott, Management-Guru und Experte für das Thema<br />
„Digital Natives“, stellt in seinem Buch dar, was die Net-Generation<br />
ausmacht und wie sie die Welt verändert. Nach seiner<br />
wissenschaftlichen Forschung sind es acht Charakteristiken,<br />
mit denen die Digital Natives beschrieben werden können.<br />
_Stefanie Bergel: Net Geners wollen Spaß, Geschwin‑<br />
digkeit, Innovation. managerSeminare 129, Bonn 2009.<br />
Download unter www.managerseminare.de/MS129AR05.<br />
Don Tapscott im Interview. Seine These: Wer Net Geners, wie<br />
er die Generation Y nennt, im Unternehmen halten will, muss<br />
sein Management ändern.<br />
_John Palfrey und Urs Gasser: Generation Internet.<br />
Hanser, München 2008, 19,90 Euro.<br />
Das Buch richtet sich eigentlich an Lehrer und Eltern, ist<br />
aber auch für Personaler und Führungskräfte interessant. Die<br />
Autoren haben auf der ganzen Welt mit Digital Natives gesprochen<br />
und stellen in ihrem Buch dar, wie diese Generation<br />
lernt, denkt, arbeitet und kommuniziert – und wie sie sich von<br />
anderen Generationen unterscheidet.<br />
DIE GENERATION Y SPIEGELT GESAMTGESELLSCHAFTLICHE<br />
TRENDS<br />
All diese Tipps können jedoch nur grobe Anhaltspunkte liefern.<br />
Denn wie sich die junge Garde letztlich im Job verhält,<br />
lässt sich nicht voraussagen. Die meisten Aussagen zur Generation<br />
Y sind Verallgemeinerungen, die nur auf Studien mit<br />
wenigen Teilnehmern oder persönlichen Eindrücken beruhen.<br />
„Wirklich wissenschaftlich belegt ist davon nichts“, warnt Armin<br />
Trost, Professor an der HFU Business School der Hochschule<br />
Furtwangen.<br />
Dennoch sollten sich Unternehmen auf Veränderungen einstellen.<br />
Trost: „Die Generation Y verkörpert Trends, die sich<br />
letztlich in der gesamten Gesellschaft abspielen.“<br />
Constantin Gillies ||<br />
23 HR_retention<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
24 HR_administration<br />
<strong>DAS</strong> RICHTIGE GESAMTBILD GEBEN<br />
ARBEITSZEUGNISSE PROFESSIONELL ERSTELLEN<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
Foto: imagesource
DIE HÄUFIGSTEN MÄNGEL <strong>IN</strong><br />
ARBEITSZEUGNISSEN<br />
25 HR_administration<br />
Arbeitszeugnisse kosten die Unternehmen viel Geld: Rund 30.000 Gerichtsprozesse<br />
werden jedes Jahr geführt, weil Mitarbeiter gegen ihre Beurteilungen vorgehen. Ein<br />
Großteil der Klagen könnte vermieden werden – wenn die Zeugnisse fachgerecht<br />
erstellt würden. Berater Gunnar Szymaniak zeigt, wie Fehler beim Schreiben von<br />
Zeugnissen umgangen werden.<br />
PREVIEW<br />
_Oftm<strong>als</strong> ärgerlich, aber nötig: Zum Für und Wider von Arbeitszeugnissen_Codes<br />
sind out: Warum negative Beurteilungen zwischen<br />
den Zeilen nicht mehr gestattet sind_Modaladverbien und<br />
Superlative: Wie Mitarbeiter in Arbeitszeugnissen nach Schulnoten<br />
bewertet werden können_Das Gesamtbild im Blick: Warum der<br />
Einsatz von Textbausteinen nicht überstrapaziert werden sollte_Ar‑<br />
beitserfolge nennen: Wie die Leistung von Mitarbeitern konkretisiert<br />
werden sollte_Das Zeugnis <strong>als</strong> Soll‑Ist‑Abgleich: Warum im<br />
Zeugnis auf konkrete Arbeitsziele eingegangen werden sollte_Über<br />
Wertschätzung und Professionalität: Weshalb selbst kleine Formfehler<br />
große Bedeutung haben<br />
Bestätigen können es wohl die meisten Personalmanager: Der<br />
Umgang mit Arbeitszeugnissen kann viel Zeit und Nerven kosten.<br />
Vor allem die rechtliche Verpflichtung zur wahren und<br />
gleichzeitig auch wohlwollenden Beurteilung sorgt für Schwierigkeiten:<br />
Kritik ist nur in freundlichen Worten möglich – ein<br />
Zeugnis zu schreiben, wird somit für so manchen Personaler<br />
zum sprachlichen Balanceakt. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />
die Verbindung von Wahrheit und Wohlwollen durch indirekte<br />
oder „zwischen den Zeilen“ versteckte Kritik riskant ist. Denn<br />
die Gewerbeordnung verbietet, Informationen zu verschleiern<br />
oder zu verschlüsseln.<br />
Die komplexen rechtlichen Anforderungen provozieren Missverständnisse<br />
und Konflikte: Rund 30.000 Gerichtsprozesse<br />
werden Jahr für Jahr geführt, weil Mitarbeiter sich ungerecht<br />
behandelt fühlen. Da verwundert es nicht, dass viele Personaler<br />
das Arbeitszeugnis <strong>als</strong> ärgerliches Thema ansehen. Der Ludwigshafener<br />
Personalberater Frank Adensam fordert in einer<br />
aktuellen Medienkampagne gar dessen Abschaffung.<br />
ARBEITSZEUGNISSE S<strong>IN</strong>D BESSER ALS IHR RUF<br />
Der Kritik gegenüber Arbeitszeugnissen zum Trotz zeigt der<br />
Blick in andere Länder aber: Wo es keine Arbeitszeugnisse gibt<br />
und Bewerber einzig auf Grundlage ihrer selbst erstellten Un-<br />
_Die Kernaufgaben des Arbeitnehmers, seine Stellung<br />
im Unternehmen oder sein Werdegang sind nicht klar<br />
erkennbar.<br />
_Beurteilungen, die aufgrund der Aufgabenbeschreibung<br />
zu erwarten sind, fehlen – z.B. bei einer Verkäuferin die<br />
Beurteilung des Verhaltens gegenüber Kunden.<br />
_Die Beurteilung ist unstrukturiert bzw. enthält Wiederholungen<br />
oder Widersprüche.<br />
_Das Zeugnis ist erkennbar vom Zeugnisempfänger<br />
selbst formuliert (starke Hervorhebung der persönlichen<br />
Entwicklung und Weiterbildung, überschäumendes<br />
Lob, Darstellung von Erfolgen aus Arbeitnehmer-<br />
perspektive).<br />
_Zu erwartende Elemente fehlen, insbesondere die<br />
Leistungszusammenfassung und die Beendigungsformel<br />
(Dank, Bedauern, Zukunftswünsche).<br />
_Es werden (unabsichtlich) wiederholt Abwertungstechniken<br />
benutzt, insbesondere Passivierung („Die Zielvereinbarungen<br />
wurden eingehalten“ statt „Er hielt die<br />
Zielvereinbarungen ein“), Distanzierung („Wir haben ihn<br />
<strong>als</strong> ... kennengelernt“ statt „Er ist ...“ und Mehrdeutigkeit<br />
(„Seine Tätigkeit erforderte flexible Einsatzbereitschaft<br />
und hohe Belastbarkeit“ statt „Er ist flexibel einsatzbereit<br />
und sehr belastbar“).<br />
_Der Grund für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
ist nicht erkennbar.<br />
_Als Beendigungsdatum ist ein „krummes Datum“ angegeben,<br />
nicht das Monatsende.<br />
_Ausstellungsdatum und Beendigungsdatum weichen<br />
voneinander ab.<br />
_Rang und/oder Name des Unterzeichners sind nicht<br />
erkennbar.<br />
_Rechtschreibfehler und unsorgfältige Formatierung.<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
26 HR_administration<br />
terlagen ausgewählt werden, ist der Aufwand zur Überprüfung<br />
der Bewerber deutlich höher – mit negativen Folgen für die<br />
Wirtschaft. In den USA z.B. wurden in den vergangenen Jahren<br />
daher Gesetze erlassen, um Arbeitgeber zu motivieren, Zeugnisse<br />
(references) auszustellen.<br />
Gegen die Abschaffung des Arbeitszeugnisses spricht auch,<br />
dass viele Unternehmen in Deutschland durchaus differenzierte,<br />
aussagekräftige Zeugnisse ausstellen und damit anderen<br />
Arbeitgebern die Personalauswahl erleichtern. Das bestätigt<br />
Barbara Huesmann, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Institut für Management an der Freien Universität<br />
Berlin. Sie hat das Arbeitszeugnis und seine wirtschaftliche<br />
Bedeutung aus personalpolitischer Perspektive analysiert und<br />
WISSENSWERTES ZUR GESETZGEBUNG<br />
UND RECHTSPRECHUNG<br />
FORMULIERUNGSFREIHEIT:<br />
Auf Basis von Gerichtsurteilen und Fachpublikationen haben<br />
sich in Deutschland Standards der Zeugnisschreibung<br />
entwickelt. Laut Bundesarbeitsgericht sind Arbeitgeber<br />
aber „grundsätzlich frei in der Formulierung des Zeugnisses“,<br />
solange der Wahrheits-, der Klarheits- und der<br />
Wohlwollensgrundsatz beachtet werden. Allerdings ist es<br />
nicht empfehlenswert, auf Kosten der Mitarbeiter die weit<br />
verbreitete Zeugnissprache mit ihren nach Schulnoten<br />
abgestuften Formulierungen zu missachten und durch<br />
vollständig frei formulierte Zeugnisse und das Weglassen<br />
gewohnter Elemente, z.B. der Leistungszusammenfassung,<br />
Missverständnisse zu provozieren.<br />
CODES UND GEHEIMMERKMALE:<br />
Mit der Novellierung der Gewerbeordnung 2002 wurde der<br />
§ 113 GewO <strong>als</strong> Bestimmung zur Zeugniserteilung durch<br />
den neuen § 109 GewO ersetzt. Während in dem bis 2002<br />
geltenden Gesetz „Merkmale“ verboten wurden, „welche<br />
den Zweck haben, den Arbeitnehmer in einer aus dem Wortlaute<br />
des Zeugnisses nicht ersichtlichen Weise zu kennzeichnen“,<br />
verbietet der neue § 109 GewO „Merkmale oder<br />
Formulierungen [...], die den Zweck haben, eine andere <strong>als</strong><br />
aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche<br />
Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen“ und fügt hinzu:<br />
„Das Zeugnis muss klar und verständlich formuliert sein.“<br />
Der Gesetzgeber hat <strong>als</strong>o den Anspruch auf Zeugnisklarheit<br />
und -verständlichkeit stärker und deutlicher betont.<br />
BEURTEILUNG BERUFSSPEZIFISCHER MERKMALE UND<br />
FÄHIGKEITEN:<br />
Laut neueren Urteilen des Bundesarbeitsgerichts (2008)<br />
sowie des Landesarbeitsgerichts Hamm (2006) muss im<br />
Arbeitszeugnis beurteilt werden, ob der Arbeitnehmer die<br />
wesentlichen berufsspezifischen Anforderungen erfüllt hat.<br />
In der Praxis ist <strong>als</strong>o bei der Verwendung von Textbausteinen<br />
darauf zu achten, dass diese auch zu den spezifischen<br />
Berufsanforderungen passen.<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
kommt zu dem Schluss: „Arbeitszeugnisse sind [...] besser <strong>als</strong><br />
ihr Ruf.“<br />
VORSICHT MIT GEHEIMCODES!<br />
Wie aber können Konflikte und Rechtsstreitigkeiten in Sachen<br />
Arbeitszeugnisse vermieden werden? Erfahrungsgemäß wird<br />
ein Großteil der Zeugniskonflikte dadurch verursacht, dass die<br />
spezifische Zeugnissprache nicht beachtet und mit Textbausteinen<br />
f<strong>als</strong>ch umgegangen wird. Zudem werden Zeugnisse oft<br />
ohne die nötige Sorgfalt geschrieben. Im Umkehrschluss heißt<br />
das: Bestimmte Grundsätze müssen bei der Zeugnisschreibung<br />
berücksichtigt werden.<br />
Einer der Grundsätze betrifft die in Fachpublikationen häufig<br />
zitierten Geheimcodes. Sie stammen überwiegend aus einer<br />
Liste, die bereits 1976 veröffentlicht wurde, und sollten nicht<br />
verwendet werden. Codes der Zeugnissprache weisen Aussagen<br />
andere Bedeutungen zu <strong>als</strong> aus dem Wortlaut ersichtlich ist. In<br />
der Regel handelt es sich um negative Beurteilungen „zwischen<br />
den Zeilen“. So wird zum Beispiel die harmlos klingende Aussage<br />
„Wir lernten ihn <strong>als</strong> umgänglichen Mitarbeiter kennen“ <strong>als</strong><br />
Hinweis auf einen unangenehmen Mitarbeiter verstanden.<br />
Arbeitnehmer fühlen sich durch derartig verdeckte Kritik zu<br />
Recht getäuscht. Die Verwendung solcher Codes ist gemäß §<br />
109 der Gewerbeordnung auch verboten. Darin heißt es: „Das<br />
Zeugnis muss klar und verständlich formuliert sein. Es darf keine<br />
Merkmale oder Formulierungen enthalten, die den Zweck haben,<br />
eine andere <strong>als</strong> aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut<br />
ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen.“<br />
SCHULNOTEN‑BEWERTUNGEN DURCH TEXT‑BAUSTE<strong>IN</strong>E<br />
In der Praxis hingegen durchgesetzt haben sich Textbausteine,<br />
die nach Schulnoten abgestuft sind. Fachliteratur und Zeugnis-<br />
Software beruhen heute überwiegend auf diesen Textbaustein-<br />
Systemen, die z.T. auch durch Gerichtsurteile bestätigt sind. Im<br />
Gegensatz zu den Codes weisen die Textbausteine Aussagen<br />
keine geheime Bedeutung zu, sondern werten positive Aussagen<br />
zusätzlich auf.<br />
Die Aufwertungstechnik wird für Bewertungen des Schulnotenbereichs<br />
1 (sehr gut) bis 3 (befriedigend) verwendet: Eine<br />
Aussage, wie „<strong>Ihr</strong>e Arbeitsergebnisse waren gut“ (Note 3) wird<br />
in einer guten Beurteilung durch Temporaladverbien (stets,<br />
jederzeit, immer) aufgewertet: „<strong>Ihr</strong>e Arbeitsergebnisse waren<br />
stets gut“ (Note 2). In einer sehr guten Beurteilung wird sie<br />
durch einen Superlativ oder ein Modaladverb weiter verstärkt:<br />
„<strong>Ihr</strong>e Arbeitsergebnisse waren stets sehr gut“ (Note 1).<br />
Personaler sollten allerdings vermeiden, mehrere Temporaladverbien<br />
und Superlative in einem Satz zu verwenden. Eine<br />
Beurteilung wie „Er war ein stets höchst engagierter, immer<br />
stark motivierter und äußerst einsatzfreudiger Mitarbeiter ...“<br />
wirkt nicht „sehr gut“, sondern übertrieben. Es reicht aus, z.B.<br />
zu schreiben: „Er war ein stets sehr engagierter, einsatzfreudiger<br />
und hoch motivierter Mitarbeiter ...“.<br />
Um einen Mitarbeiter kritisch zu beurteilen, kann ein knapp<br />
formuliertes „durchschnittliches“ Zeugnis (Note 3) auf Basis
entsprechender Textbausteine ausgestellt<br />
werden. Textbausteine zu verwenden,<br />
die den Schulnoten 4 und 5 entsprechen,<br />
ist indes eine heikle Angelegenheit. Der<br />
Grund: Manche der für diese Bewertungen<br />
gedachten Musterformulierungen,<br />
etwa „Er führte die ihm übertragenen<br />
Aufgaben mit großem Fleiß und Interesse<br />
durch“ (Note 5) oder „Sie verhielt<br />
sich gegenüber unseren Kunden immer<br />
freundlich und korrekt“ (Note 5), lassen<br />
das enthaltene negative Urteil anhand<br />
des Wortlauts nicht erkennen. Sie zu verwenden,<br />
provoziert daher Konflikte und<br />
kann möglicherweise auch <strong>als</strong> Verstoß<br />
gegen den Grundsatz der Klarheit und<br />
Verständlichkeit von Arbeitszeugnissen<br />
gewertet werden. Im Falle einer unterdurchschnittlichen<br />
Beurteilung ist der<br />
Arbeitgeber außerdem beweispflichtig.<br />
<strong>IN</strong>DIVIDUALITÄT ZÄHLT<br />
Insgesamt helfen Textbausteine, Zeit zu<br />
sparen und unvorteilhafte Formulierungen<br />
zu vermeiden. Wer allerdings glaubt,<br />
allein durch die Verwendung von Textbausteinen<br />
der Note 1 z.B. sei ein sehr<br />
gutes Zeugnis garantiert, der täuscht<br />
sich. Denn manchen Textbausteinen<br />
werden von unterschiedlichen Fachau-<br />
toren abweichende Noten zugeordnet.<br />
Eine allgemein verbindliche, einheitliche<br />
Zeugnissprache gibt es bis heute nicht.<br />
Ergo sollten Textbausteine immer zu<br />
einem überzeugenden Gesamttext kombiniert<br />
werden, der einen roten Faden<br />
erkennen lässt. Professionelle Zeugnisleser<br />
legen ohnehin mehr Wert auf ein<br />
stimmiges Gesamtbild <strong>als</strong> auf die Anzahl<br />
„sehr guter“ oder „guter“ Textbausteine.<br />
So sollte auch darauf geachtet werden,<br />
dass z.B. die Account-Managerin und der<br />
27 HR_administration<br />
DER AUTOR: Gunnar Szymaniak ist <strong>als</strong><br />
selbstständiger Personal- und Sprachberater<br />
auf Arbeitszeugnisse und Referenzschreiben<br />
spezialisiert. Im Auftrag der<br />
Personalmanagement Service GmbH, Berlin<br />
(arbeitszeugnis.de), berät er seit sieben<br />
Jahren Führungskräfte, Fachspezialisten<br />
und Unternehmen und erarbeitet Kompromissvorschläge<br />
zur Vermeidung juristischer<br />
Auseinandersetzungen. Zudem betreibt<br />
er die Online-Informationsplattform www.<br />
referenz.de. Kontakt: gs@referenz.de<br />
Systemadministrator eines Betriebs nicht<br />
gleichlautende Beurteilungen erhalten,<br />
obwohl an ihre Tätigkeiten ganz unterschiedliche<br />
Anforderungen gestellt werden.<br />
Denn das würde nicht nur Unmut<br />
bei den betroffenen Mitarbeitern fördern,<br />
sondern wäre auch rechtlich angreifbar:<br />
Laut Bundesarbeitsgericht müssen die<br />
stellenspezifischen Anforderungen bei<br />
der Beurteilung berücksichtigt werden.<br />
Eine sinnvolle Regelung. Denn werden<br />
stellenspezifische Fähigkeiten und Ar-<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
28 HR_administration<br />
beitserfolge im Zeugnis beschrieben, hilft das dem Personaler, zu beurteilen,<br />
ob ein Bewerber geeignet ist oder nicht. Wenn z.B. das Zeugnis der<br />
Account-Managerin zeigt, durch welche Maßnahmen sie die Verkaufszahlen<br />
wie stark steigern konnte, dann ist dies für potenzielle Arbeitgeber<br />
ein nützliches Auswahlkriterium. Der ausscheidenden Mitarbeiterin indes<br />
gibt die Würdigung ihrer Arbeit ein gutes Gefühl und unterstützt ihr<br />
berufliches Weiterkommen. Das heißt: Für beide Seiten ist es vorteilhaft,<br />
wenn Textbausteine individualisiert werden.<br />
Insbesondere wenn die Arbeitsbefähigung, das Fachwissen sowie Arbeitsergebnisse<br />
beurteilt werden, empfiehlt es sich, Textbausteine individuell<br />
an den Einzelfall anzupassen. Im Falle der Account-Managerin könnte<br />
z.B. die Arbeitsbefähigung mit dem Textbaustein „Ein sehr gutes Analyse-<br />
und Urteilsvermögen gehört ebenso zu ihrem Qualifikationsprofil wie<br />
hohe Kreativität und Flexibilität“ ausgedrückt werden – oder aber mit der<br />
individualisierten Aussage: „Sie analysierte und beurteilte die Kundenanforderungen<br />
und Marktentwicklungen jederzeit richtig, erkannte neue<br />
TIPPS ZUR PROFESSIONELLEN ZEUGNISERSTELLUNG<br />
VORBEREITUNG<br />
Als gute Grundlage für Arbeitszeugnisse gelten regelmäßige schrift‑<br />
liche Beurteilungen und Zwischenzeugnisse (z.B. bei internen<br />
Wechseln). Zudem kann ein vom Vorgesetzten ausgefüllter Zeug‑<br />
nis‑Fragebogen für den Personaler hilfreich sein. Wenn keine klare<br />
Stellenbeschreibung vorliegt bzw. Aufgaben sich oft geändert haben,<br />
ist es sinnvoll, den Mitarbeiter an der Formulierung der Stellenbeschreibung<br />
zu beteiligen.<br />
ERSTELLUNG<br />
Beim Schreiben des Arbeitszeugnisses ist folgende Gliederung zu<br />
empfehlen:<br />
1. Überschrift<br />
2. Einleitung (Personalien, Zeitraum der Beschäftigung)<br />
3. Optional Kurzbeschreibung des Unternehmens<br />
4. Werdegang/Stellenbeschreibung des Mitarbeiters<br />
5. Beurteilung von Bereitschaft, Befähigung/Fachwissen, Arbeitsweise<br />
und Arbeitserfolgen<br />
6. Führungsleistung (bei Führungskräften)<br />
7. Leistungszusammenfassung<br />
8. Sozialverhalten intern und extern<br />
9. Schlussabsatz mit Ausscheidungsgrund, Dank, Bedauern und<br />
Zukunftswünschen<br />
10. Ausstellungsdatum und Unterschrift/en.<br />
Der Umfang des Zeugnisses ist abhängig von der Beschäftigungsdauer<br />
und der Komplexität der Aufgaben. Als Richtwert gelten zwei<br />
Seiten (eine Seite für Einleitung, Werdegang und Stellenbeschreibung,<br />
eine Seite für Beurteilung, Schlussabsatz und Unterschriften).<br />
Auf eine sorgfältige Formulierung und Formatierung ist zu achten.<br />
AUSSTELLUNG<br />
Der Zeugnisinhalt sollte dem Mitarbeiter im Beurteilungsgespräch<br />
(z.B. anhand eines ersten Textentwurfs) erläutert werden. Berech‑<br />
tigte Einwände bzw. Korrekturen des Mitarbeiters sollten bei der<br />
Erstellung der endgültigen Textfassung berücksichtigt werden.<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
Vertriebschancen frühzeitig und erarbeitete sehr wirkungsvolle<br />
Marketingstrategien.“<br />
BEURTEILUNGEN AUF DIE AUFGABENBESCHREI‑<br />
BUNG BEZIEHEN<br />
Wichtig darüber hinaus: Die Beurteilung sollte auf die<br />
Aufgabenbeschreibung Bezug nehmen. Werden z.B.<br />
konkrete Arbeitsziele genannt, etwa das Erreichen<br />
von Umsatzzielen, der Ausbau des Kundenstamms<br />
oder die Entwicklung eines Produkts, ist in der Beurteilung<br />
darzustellen, ob (und wie) diese Ziele erreicht<br />
wurden. Der Autor und Personalberater Karl-Heinz<br />
List spricht hier treffend vom Arbeitszeugnis <strong>als</strong> einem<br />
„Soll-Ist-Abgleich“: Der Aufgabenbeschreibung<br />
(Soll) werden die tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten<br />
und erzielten Ergebnisse (Ist) gegenübergestellt.<br />
Je mehr Gestaltungsspielraum und Verantwortung<br />
ein Arbeitnehmer hatte, desto mehr werden konkrete<br />
Aussagen zum Arbeitserfolg erwartet. Zum<br />
Beispiel ist es vorteilhaft, im Zeugnis eines Konstruktionsleiters<br />
nicht nur allgemein „stets sehr gute<br />
Arbeitsergebnisse“ zu bescheinigen, sondern möglichst<br />
auch die wichtigsten unter seiner Leitung<br />
realisierten Produkte/Projekte kurz zu nennen.<br />
Konkrete Fakten wirken immer überzeugender <strong>als</strong><br />
allgemeines Lob.<br />
DIE SORGFALTSPFLICHT NIE<br />
VERNACHLÄSSIGEN!<br />
Personaler, die nach Noten abgestufte Textbausteine<br />
im Arbeitszeugnis sinnvoll kombinieren<br />
und zusätzlich positive Aussagen zu den wesentlichen<br />
individuellen Fähigkeiten, Leistungen und<br />
Arbeitserfolgen eines Mitarbeiters machen, sind<br />
in der Regel auf der sicheren Seite. Zur Falle kann<br />
ihnen aber werden, wenn sie ihre Sorgfaltspflicht<br />
vernachlässigen. Oft sind es nur kleine Formfehler,<br />
die zu einem Konflikt führen – etwa die eingescannte<br />
und ins Zeugnis gedruckte Unterschrift<br />
des abwesenden Geschäftsführers oder die Tatsache,<br />
dass kein Name bei der Unterschrift steht und<br />
der Unterzeichner damit nicht identifizierbar ist.<br />
Arbeitnehmer empfinden solche Zeugnismängel<br />
oft <strong>als</strong> Zeichen der Geringschätzung. Aber auch<br />
die Außenwirkung des Unternehmens leidet, wenn<br />
Arbeitszeugnisse unprofessionell erstellt werden.<br />
Schließlich sagt ein Arbeitszeugnis eine Menge über<br />
das ausstellende Unternehmen und dessen Unternehmenskultur<br />
aus – und wird möglicherweise von<br />
Entscheidungsträgern der eigenen Branche/Region<br />
oder von Kunden/Auftraggebern gelesen. Dementsprechend<br />
kann ein fachgerecht ausgestelltes und<br />
aussagekräftiges Arbeitszeugnis nicht nur für den<br />
beurteilten Arbeitnehmer, sondern auch für das<br />
ausstellende Unternehmen eine werbende Funktion<br />
haben.<br />
Gunnar Szymaniak ||
Medienpartner<br />
Professional Partner<br />
HRM de<br />
Human Resource Management<br />
Über 19.000 HR-Experten<br />
HR Jobs HR Lösungen<br />
HR Forum HR Pedia<br />
Fachartikel HR Termine<br />
Netzwerkgruppen<br />
Monatlicher Newsletter<br />
Webinare<br />
HRM.de – das Netzwerk für<br />
ein professionelles HR-Management<br />
HRM.de ist ein Online-Netzwerk und eine Wissensplattform<br />
für das Human Resource Management. Das Portal bietet eine<br />
Vielzahl kostenloser Fachartikel, Studien, MP3s von Vorträgen<br />
sowie Anbieterübersichten, Checklisten und Formulare. In<br />
HRM.de steht <strong>Ihr</strong> persönliches Profil im Mittelpunkt. Sie haben<br />
die Möglichkeit, selbst Inhalte zu erzeugen und auf dem<br />
Portal zur Verfügung zu stellen. Wer mitmacht, entwickelt sein<br />
eigenes Kompetenzprofil <strong>als</strong> HR-Experte. Außerdem können<br />
die Mitglieder in dem Netzwerk gezielt andere Personaler finden<br />
und im Dialog von deren Know-how profitieren. Damit<br />
ist HRM.de eine wertvolle Informationsquelle für die HR-Berufspraxis<br />
und der optimale Begleiter für <strong>Ihr</strong>e tägliche Arbeit.<br />
www.hrm.de
BEGLEITUNG ZUM NEUEN JOB<br />
OUTPLACEMENT<br />
Foto: imagesource
31 HR_planning<br />
Mit Outplacement kann Personalabbau sozialverträglich gestaltet werden – doch was<br />
machen die Trennungsberater eigentlich genau? Viele mittelständische Unternehmen<br />
haben nur eine vage Vorstellung von Outplacement. Sie verstehen darunter das Angebot<br />
von Bewerbungstrainings oder eine Stellenvermittlung. Outplacement-Expertin Jutta<br />
Boenig klärt auf: Was leistet eine Outplacement-Beratung? Wie sollte sie im Betrieb<br />
eingeführt werden? Und was macht einen qualifizierten Trennungsberater aus?<br />
PREVIEW<br />
_Intensivberatung gekündigter Mitarbeiter im Fokus: Was<br />
Outplacement ausmacht_Über Einsparungen an Vertragsrest‑<br />
laufzeiten und Imageschadensbegrenzung: Welche Vorteile die<br />
Trennungsberatung Unternehmen bringt_Möglichst ehrlich sein:<br />
Weshalb es für die Outplacement-Berater auf eine genaue Schilderung<br />
der Unternehmenssituation ankommt_Von drei bis hin zu 18<br />
Monaten: Wie der zeitliche Rahmen der Trennungsberatung aussieht_Zahlreiche<br />
Pseudo‑Angebote: Warum der Outplacement-<br />
Markt so unübersichtlich ist_Fachwissen, Führungserfahrung,<br />
psychologisches Know‑how: Worauf bei der Auswahl eines qualifizierten<br />
Trennungsberaters zu achten ist_Keine Einsicht in Per‑<br />
sonalakten: Warum die Vertraulichkeit der gekündigten Mitarbeiter<br />
so wichtig ist<br />
Personalabbau? Das war der Firma Meiersteg* bislang unbekannt.<br />
Das mittelständische Unternehmen mit rund 3.500<br />
Mitarbeitern hat mit einem Nischenprodukt aus der Medizintechnik<br />
international eine erfolgreiche und langjährige Firmengeschichte<br />
vorzuweisen. Doch die schlechte Wirtschaftslage<br />
und die starke Konkurrenz des asiatischen Marktes hat auch<br />
Meiersteg getroffen und zieht jetzt einen radikalen Sparkurs<br />
nach sich: Die Geschäftsleitung muss Personalkosten einsparen,<br />
80 Mitarbeiter sollen hierarchieübergreifend entlassen<br />
werden.<br />
Der Personalchef und der Betriebratsvorsitzende von Meiersteg<br />
haben zwar keinerlei Erfahrungen mit umfangreichen<br />
Trennungsprozessen, aber sie wissen eins: Der Personalabbau<br />
soll sozialverträglich gestaltet werden. <strong>Ihr</strong> Ziel: Arbeitslosigkeit<br />
der freigesetzten Mitarbeiter so gut es geht zu verhindern. Sie<br />
beschließen daher, den Trennungsprozess durch Outplacement<br />
begleiten zu lassen – und folgen damit einem Trend. Denn wie<br />
eine aktuelle Studie des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater<br />
BDU e.V. zum Outplacement in Deutschland<br />
zeigt, schalten inzwischen nicht nur Konzerne, sondern auch<br />
immer mehr Mittelständler ein Outplacement-Beratungsunternehmen<br />
ein, wenn sie sich von Mitarbeitern trennen müssen.<br />
* Name von der Redaktion geändert<br />
GEKÜNDIGTEN MITARBEITERN HILFE ZUR SELBSTHILFE<br />
BIETEN<br />
Der gestiegenen Nachfrage zum Trotz haben viele der Mittelständler<br />
jedoch keine konkreten bzw. f<strong>als</strong>che Vorstellungen<br />
darüber, was Outplacement eigentlich leistet. Die meisten denken,<br />
Outplacement ist <strong>als</strong> Bewerbungstraining und Stellenvermittlung<br />
zu verstehen. Doch das greift zu kurz. Im Mittelpunkt<br />
der Personaldienstleistung steht die prozessorientierte Begleitung<br />
gekündigter Mitarbeiter bis hin zum neuen Job. Ziel ist<br />
dabei, den gekündigten Mitarbeitern Hilfe zur Selbsthilfe zu<br />
bieten: Durch Beratung sollen sie eine neue berufliche Perspektive<br />
entwickeln und so einen neuen Job finden können.<br />
Entsprechend stehen intensive Einzelgespräche mit den betroffenen<br />
Mitarbeitern immer im Mittelpunkt von Outplacement.<br />
Gemeinsam mit dem Gekündigten arbeitet der Berater dessen<br />
Kompetenzen, Potenziale, Wertehaltungen und Ziele heraus.<br />
Dabei bringt er sein Wissen über den Arbeitsmarkt, über Branchen<br />
und über berufliche Positionen ein. Denn es gilt, das Profil<br />
und die Wünsche des Kandidaten mit der Situation auf dem<br />
Arbeitsmarkt abzugleichen und gegebenenfalls anzupassen. So<br />
entwickeln Outplacement-Berater und Mitarbeiter gemeinsam<br />
eine individuelle Marketingstrategie, optimieren darauf abgestimmt<br />
die Bewerbungsunterlagen und diskutieren auch die<br />
Frage, ob der Gekündigte sich eventuell selbstständig machen<br />
sollte.<br />
OUTPLACEMENT TRÄGT ZUR<br />
IMAGESCHADENSBEGRENZUNG BEI<br />
Die Outplacement-Beratung eröffnet den gekündigten Mitarbeitern<br />
aber nicht nur neue berufliche Perspektiven. Indem<br />
die schmerzliche Ablösung vom Unternehmen sowie persönliche<br />
Versagensängste besprochen werden, den Klienten Mut<br />
gemacht wird und sie Reflexionshilfen erhalten, um das Geschehene<br />
zu verstehen, wird auch das Selbstwertgefühl der Gekündigten<br />
gestärkt. Das erleichtert den Mitarbeitern, mit ihrer<br />
alten Firma gut abzuschließen und ohne Groll zu gehen.<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
32 HR_planning<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
WAS E<strong>IN</strong>E OUTPLACEMENT-BERATUNG<br />
LEISTEN SOLLTE<br />
<strong>IN</strong>FORMATION<br />
Im Gruppenoutplacement (GOP) sollten Inhalt und Ziel der Maßnahme<br />
den betroffenen Mitarbeitern und möglichst auch der<br />
gesamten Belegschaft eines Unternehmens vorgestellt werden.<br />
Im Einzeloutplacement (EOP) sollte zwischen dem Berater und dem<br />
betroffenen Mitarbeiter ein erstes Kontaktgespräch geführt werden,<br />
bei dem u.a. abzuklären ist, ob man auch auf der „Sympathie-Ebene“<br />
den Beratungsprozess gemeinsam gestalten kann.<br />
<strong>IN</strong>DIVIDUALBERATUNG<br />
Gilt für EOP und GOP:<br />
_Persönliche und vertrauliche Einzelberatungen (auch mit<br />
Ehepartner)<br />
_Vereinbarung individueller Termine<br />
_Ist-Analyse/Bestandsaufnahme<br />
_Erstellung eines Kompetenzprofils<br />
_Erarbeitung von Zielvorstellungen und einer Strategie<br />
_Abgleich mit dem Arbeitsmarkt<br />
_Eruierung des Weiterbildungsbedarfs<br />
_Erarbeitung einer Bewerbungs-Strategie<br />
BEWERBUNGSPROZESS UND ARBEITSMARKT<br />
Gilt für EOP und GOP:<br />
_Erarbeitung individueller Bewerbungsunterlagen<br />
_Erarbeitung von Kontakten und Marktrecherche von Unternehmen<br />
_Kontaktaufnahme mit Unternehmen<br />
_Individuelle Begleitung bei der Recherche<br />
_Recherche in gesellschaftseigenen Datenbanken<br />
_Individuelle Vor- und Nachbereitung von Vorstellungsgesprächen<br />
_Durchgehender Telefon- und Mail-Kontakt zum persönlichen<br />
Berater<br />
_Zusammenarbeit mit gesellschaftseigenen Netzwerkpartnern<br />
COACH<strong>IN</strong>G-LEISTUNGEN<br />
Gilt für EOP und GOP:<br />
_Unterstützung bei der Entscheidungsfindung für oder gegen<br />
eine neue Position / Abgleich angestrebter Ziele mit dem<br />
Arbeitsmarkt<br />
_Gemeinsame Besprechung und Überprüfung des angebotenen<br />
neuen Arbeitsvertrages<br />
_Beratung zur eventuellen Existenzgründung/Kontaktaufnahme<br />
zu weiterführenden spezialisierten Beratungsstellen<br />
Zusätzlich beim EOP:<br />
_Begleitung des Klienten bis 100 Tage nach Neupositionierung<br />
_Kostenfreie Wiederaufnahme der Beratung bei Kündigung des<br />
Kandidaten während der Probezeit<br />
Zusätzlich beim GOP:<br />
_Kurz-Seminare z.B.: „Bewerbungstraining“, „Berufsbezogenes<br />
Marketing“, „Kommunikation und Präsentation im neuen Unternehmensumfeld“<br />
Das Unternehmen seinerseits profitiert insofern,<br />
<strong>als</strong> dass sich der Imageschaden der Firma durch die<br />
Personalfreisetzungen in der Regel in Grenzen hält:<br />
Nicht nur die gekündigten Mitarbeiter, auch deren<br />
Familie und Freunde sowie Kunden des Unternehmens<br />
werden Signale nach außen senden, dass die<br />
Veränderungsprozesse im Unternehmen eine faire<br />
und sozialverträgliche Note haben. Darüber hinaus<br />
nehmen die verbleibenden Mitarbeiter in der<br />
Regel positiv zur Kenntnis, dass das Unternehmen<br />
ihre gekündigten Kollegen bestmöglich dabei unterstützt,<br />
nicht arbeitslos zu werden. Das mindert<br />
die eigenen Ängste, ebenfalls gekündigt zu werden,<br />
und Demotivation und Leistungsabfall halten sich<br />
in Grenzen.<br />
Outplacement bringt den Unternehmen aber auch<br />
finanzielle Vorteile: Je früher ein Arbeitnehmer<br />
aus seiner Kündigungsfrist in eine neue Anstellung<br />
wechselt, desto größer sind die Einsparungen an den<br />
Vertragsrestlaufzeiten. Nicht zuletzt wird durch die<br />
Outplacement-Beratung in vielen Fällen verhindert,<br />
dass die Gekündigten mit Kündigungsschutzklagen<br />
vors Arbeitsgericht ziehen – was für die Unternehmen<br />
unter Umständen erhebliche Kosten bedeuten<br />
könnte.<br />
FÜR GRUPPENOUTPLACEMENT GIBT ES<br />
FÖRDERTÖPFE<br />
Die Aufwendungen für Outplacement lassen sich<br />
nicht pauschal benennen. Sie richten sich nach<br />
der Zahl der Teilnehmer und der Länge der Beratungsdauer.<br />
Im Einzeloutplacement (EOP) liegt das<br />
Beratungshonorar bei 20 bis 22 Prozent der Jahresbruttobzüge<br />
der Führungskraft (inklusive Boni und<br />
Tantiemen) zuzüglich einer Servicepauschale. Dabei<br />
ist die Länge der Beratung unerheblich. Beim Gruppenoutplacement<br />
(GOP) – <strong>als</strong>o der hierarchieübergreifenden<br />
Beratung und Begleitung von Mitarbeitergruppen,<br />
Einheiten bzw. Standorten – wird pro<br />
Mitarbeiter abgerechnet, wobei das Leistungsspektrum<br />
bzw. die Anzahl der Beratungstage pro Mitarbeiter<br />
variiert. Häufig kommt eine Servicepauschale<br />
für Zusatzkosten, wie z.B. für Researcher, hinzu, die<br />
im Schnitt bei 10 bis 12 Prozent der Gesamtkosten<br />
liegt. Die Unternehmen können sich jedoch einen<br />
Teil der Kosten erstatten lassen: GOP-Maßnahmen<br />
werden unter bestimmten Voraussetzungen nach<br />
§ 216 a SGB III von der Arbeitsagentur für Arbeit<br />
mit bis zu 2.500 € pro Teilnehmer gefördert.<br />
FAKTEN UND BEFÜRCHTUNGEN MÜSSEN<br />
GESCHILDERT WERDEN<br />
Ist der Mehrwert von Outplacement für alle Beteiligten<br />
klar erkennbar, gestaltet es sich relativ<br />
problemlos, die Dienstleistung im Unternehmen<br />
einzuführen. Damit die Beratungsmaßnahme inhaltlich<br />
detailliert auf Unternehmensstruktur und<br />
-situation angepasst werden kann, sollten Personal-
verantwortliche und Vertreter des Betriebsrats mit<br />
dem Outplacement-Beratungsunternehmen so klar<br />
wie möglich über die Fakten, aber auch über ihre<br />
Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Personalabbau<br />
sprechen. Für den Personalleiter der Firma<br />
Meiersteg ist es z.B. wichtig, die Ängste der Geschäftsleitung<br />
hinsichtlich eines Imageschadens bei<br />
den jetzigen und künftigen Know-how-Trägern des<br />
Unternehmens zu schildern: Da in der Vergangenheit<br />
bei notwendigen vereinzelten Entlassungen –<br />
insbesondere bei Fach- und Führungskräften – eine<br />
Beratung nicht zur Verfügung gestellt wurde, hat die<br />
Geschäftsleitung nun ein Glaubwürdigkeitsproblem<br />
bei der Einführung von Outplacement. Darüber<br />
hinaus ist die Stimmung im Unternehmen negativ<br />
bis aggressiv. Die Mitarbeiter sind teilweise seit Generationen<br />
mit dem Unternehmen verbunden. Sie<br />
können nicht glauben, dass langjährigen Kollegen<br />
jetzt gekündigt wird.<br />
Die Situation erfordert größtmögliche Transparenz<br />
gegenüber allen Mitarbeitern. Meiersteg geht<br />
hier vorbildlich vor und organisiert zunächst eine<br />
Betriebsversammlung, auf der das Beratungsunternehmen<br />
über Sinn und Ziele der Outplacement-<br />
Maßnahme informiert. Die Berater stellen sich den<br />
Fragen der gesamten Belegschaft und können so<br />
ein wenig Beruhigung in die aufgeheizte Stimmung<br />
bringen.<br />
Um das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen,<br />
stehen die Berater in den Tagen nach der Betriebsversammlung<br />
auch informell zur Verfügung: Sie<br />
zeigen sich in der Kaffeeküche des Unternehmens<br />
genauso wie in der Betriebskantine und suchen das<br />
Gespräch mit den Mitarbeitern. Dies bringt den<br />
gewünschten Effekt, dass die Stimmung im Betrieb<br />
ruhiger wird. Die Mitarbeiter merken: Das Unternehmen<br />
sorgt für kompetente Unterstützung. Auch<br />
von sich aus versuchen sie nun in Kontakt zu den<br />
Beratern zu kommen, denn sie möchten Klarheit<br />
über ihre Situation.<br />
UNTERSCHIEDLICHE BERATUNGSZEITEN FÜR<br />
GOP UND EOP<br />
Die eigentliche und natürlich freiwillige Beratung<br />
der Mitarbeiter findet – und das ist beim Outplacement<br />
üblich – noch während der Kündigungsfristen<br />
statt. Hierzu werden mit den entsprechenden Mitarbeitern<br />
Beratungstage vereinbart sowie Beratungswochen<br />
festgelegt. In diesen Zeiten können die Mitarbeiter<br />
während ihrer Arbeitszeit die Beratung so<br />
oft wie nötig in Anspruch nehmen.<br />
Durch die Nutzung der Kündigungsfristen wird die<br />
Zeit der Beratung im Gruppenoutplacement (GOP)<br />
üblicherweise auf durchschnittlich sechs bis acht<br />
Monate begrenzt – auch wenn das Unternehmen die<br />
Maßnahme frühzeitig startet, was immer zu empfehlen<br />
ist. Im Einzeloutplacement (EOP) wird die<br />
DIE AUTOR<strong>IN</strong>: Jutta Boenig ist Gründerin der Boenig<br />
Beratung, Beratungsgesellschaft für Outplacement, Karriereberatung<br />
und Führungscoaching mit Sitz in Überlingen am<br />
Bodensee. Seit mehr <strong>als</strong> zehn Jahren begleitet die Outplacement-Expertin<br />
mit ihrem Team bundesweit Trennungsprozesse<br />
in allen Branchen und Unternehmensgrößen. Zudem bietet sie<br />
an ihrem Institut eine zertifizierte Fortbildung zum Karriere-<br />
Outplacement-Berater für Personalexperten an.<br />
Kontakt: boenig@boenig-beratung.de<br />
Beratungsdauer verhandelt. Das Angebot der Outplacement-<br />
Berater pendelt zwischen fünf Beratungstagen in drei Monaten<br />
bis zum No-Limit-Angebot – das in der Regel begrenzt ist<br />
auf 18 Monate –, in denen die Beratungstage verteilt werden.<br />
Im Gegensatz zum GOP, deren Beratungen im Unternehmen<br />
stattfinden, wird beim EOP diskret außerhalb des Unternehmens<br />
beraten – in der Regel in den Räumen der Beratungsgesellschaft.<br />
Diese stellt häufig auch einen Sekretariatsservice zur<br />
Verfügung, den die Outplacement-Kandidaten nutzen können,<br />
um Bewerbungsunterlagen zu erstellen.<br />
DER MARKT FÜR OUTPLACEMENT WIRD IMMER<br />
UNÜBERSICHTLICHER<br />
Angebote wie Sekretariatsdienste, aber auch Kommunikations-<br />
und Präsentationstrainings für die erfolgreiche Stellensuche,<br />
sind optionale Nebenleistung einer Outplacement-Beratung.<br />
Kernleistung des Outplacements ist – wie eingangs erwähnt –<br />
die Individualberatung der betroffenen Mitarbeiter. Wichtig<br />
ist sowohl im GOP <strong>als</strong> auch im EOP, dass der Berater bei der<br />
Neupositionierung der Mitarbeiter aktiv unterstützt. So sollte<br />
der Berater etwa mit Partnern zusammenarbeiten, bei denen<br />
er vakante Positionen abfragen und in deren Datenbanken er<br />
anonymisierte Profile der Kandidaten hinterlegen kann. Ferner<br />
sollte der Berater bei der Stellen-Recherche Reflexions- und<br />
Coaching-Partner sein und mit dem Kandidaten Angebote auf<br />
dessen Zielvorstellungen hin überprüfen.<br />
So manche Beratungsgesellschaft, die vorgibt, Outplacement<br />
anzubieten, hat diese Individual-Leistungen jedoch nicht im<br />
Repertoire. Zahlreiche Beratungsunternehmen sind in den<br />
vergangenen Jahren auf den Zug Outplacement aufgesprungen,<br />
und vielfach werden schlichte Bewerbungstrainings, verbunden<br />
mit ein- bis zweistündigen Beratungsgesprächen pro Mitarbeiter,<br />
<strong>als</strong> Outplacement-Beratung vermarktet. Dadurch wird<br />
33 HR_planning<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010
34 HR_planning<br />
die Branche immer unübersichtlicher. Gerade mittelständische Unternehmen,<br />
die die Dienstleistung nicht kennen bzw. sie noch nie eingesetzt haben,<br />
sind verunsichert ob der Vielfalt an Angeboten. Häufig beauftragen<br />
sie daher schlicht den Anbieter, der den größten Bekanntheitsgrad auf<br />
dem Markt hat. Das kann, muss aber nicht die beste Lösung sein. Auch<br />
viele kleinere Anbieter können sich gut auf die Bedürfnisse mittelständischer<br />
Unternehmen einstellen und Angebote unterbreiten, die individuell<br />
auf die Situation der Firma zugeschnitten sind.<br />
QUALIFIZIERTE OUTPLACEMENT‑BERATER VERFÜGEN ÜBER E<strong>IN</strong><br />
BREITES WISSEN<br />
Ob eine Outplacement-Beratung qualifiziert ist, erkennen Personaler u.a.<br />
daran, dass bereits im Akquise-Gespräch die Lage im Unternehmen genau<br />
abgeklopft wird. Darüber hinaus erläutern professionelle Trennungsexperten<br />
schon im Erstgespräch die Kosten. Die Förderungsmöglichkeiten<br />
durch die Agentur für Arbeit müssen bei einer GOP-Maßnahme ebenso<br />
dargelegt werden wie das Angebot auf Übernahme sämtlicher Antragstellungen.<br />
Zudem sollten klare zeitliche Vorgaben seitens der Experten<br />
gegeben werden. Im EOP sind die Rahmenbedingungen wie professionell<br />
ausgestattete Räumlichkeiten, verbindliche Absprachen und absolute Zuverlässigkeit<br />
weitere Indize für qualifiziertes Outplacement.<br />
Das Hauptkriterium bei der Auswahl eines Beratungsunternehmens ist<br />
jedoch, dass dieses den Outplacement-Beratungsprozess ganzheitlich<br />
sieht: Professionelle Berater wissen, dass sich die betroffenen Mitarbeiter<br />
in einer Ausnahmesituation befinden, die Krisengefühle nach sich<br />
ziehen. Sie sind in der Lage, zeitlich begrenzte tragfähige Beziehungen<br />
herzustellen, die den Betroffenen die nötige Stabilität bietet, ihr Arbeitsleben<br />
wieder in die Hand zu nehmen. Sie verfügen daher nicht nur über<br />
Fachwissen, sondern auch über die nötige Empathie und fungieren <strong>als</strong><br />
Experten für Karriere-, Lebensentwicklungs- und Coaching-Prozesse.<br />
WAS E<strong>IN</strong>EN QUALIFIZIERTEN OUTPLACEMENT-<br />
BERATER AUSZEICHNET<br />
PERSÖNLICHE SKILLS<br />
_Integrität und Stabilität<br />
_Berufs- und Lebenserfahrung<br />
_Empathie<br />
_Souveränität<br />
_Konfliktfähigkeit<br />
_Authentizität<br />
_Intuition<br />
_Belastbarkeit<br />
_Kommunikationsstärke<br />
_Kreativität<br />
_Reflexionsfähigkeit<br />
_Diplomatisches Geschick<br />
_Humor<br />
FACHLICHE SKILLS<br />
_Projektmanagementerfahrung<br />
_Betriebswirtschaftskenntnisse<br />
manage_HR | Heft 03 | August 2010<br />
_Coachingerfahrung<br />
_Trainingserfahrung<br />
_Fähigkeit zu psychologischer<br />
Gesprächsführung<br />
_Mediationskenntnisse<br />
_Encouragementfähigkeiten<br />
_Kommunikationstechniken<br />
_Expertenkenntnisse im berufsbezogenen<br />
Marketing<br />
_Branchenübergreifende Arbeitsmarktkenntnisse<br />
SONSTIGE MERKMALE<br />
_Ziel- und Ergebnisorientierung<br />
_Verfügen über Netzwerke und<br />
Beziehungen<br />
_Permanente Weiterbildung<br />
Ergo zeichnen sich qualifizierte Berater durch eine<br />
grundsätzlich wertschätzende Haltung sowie über<br />
ein breit gefächertes Wissen aus, das sowohl branchenübergreifende<br />
Kenntnisse des Arbeitsmarktes,<br />
psychologisches Know-how, Kenntnisse von Unternehmensstrukturen<br />
und Erfahrung in leitenden<br />
Funktionen beinhaltet.<br />
Für die Unternehmen kommt es letztlich darauf an,<br />
die richtigen Fragen zu Haltung und Einstellung der<br />
Beratungsgesellschaft sowie der einzelnen Berater<br />
zu stellen. Wichtig zu wissen ist u.a.:<br />
_Welche Werte vertreten die Beratungsgesellschaften<br />
mit ihrem Angebot?<br />
_Welches Menschenbild vertreten die Berater?<br />
_Wie schildern die Berater einen typischen Beratungsablauf?<br />
_Was ist den Beratern wichtig, worauf legen sie in<br />
der Durchführung ihrer Beratungen wert?<br />
_Sind die Berater von Beginn an eingebunden?<br />
_Welche Zusatzqualifikationen haben die Berater?<br />
PROFESSIONELLES OUTPLACEMENT ERFORDERT<br />
GUTE ZUSAMMENARBEIT<br />
Hat das Unternehmen die für sie passende Beratungsgesellschaft<br />
gefunden, gilt es, mit den Beratern<br />
so offen und konstruktiv wie möglich zusammenzuarbeiten.<br />
Der Personalleiter und der Betriebsrat der<br />
Firma Meiersteg z.B. treten mit befreundeten Unternehmen<br />
in der Region wegen vakanter Stellen in<br />
Verbindung und ebnen der Outplacement-Beratung<br />
den direkten Kontakt zu den Zulieferfirmen. Auf<br />
diese Weise entsteht ein Aktionsradius, der sich unmittelbar<br />
auf den Beratungserfolg auswirkt.<br />
Die Zuarbeit des Unternehmens darf aber nicht die<br />
Vertraulichkeit gegenüber den Mitarbeitern verletzen.<br />
Es gilt: keine Personalakteneinsicht und auch<br />
keine Schilderung der Unternehmensbiografie des<br />
betroffenen Mitarbeiters an die Adresse der Berater.<br />
Mehr <strong>als</strong> Formalien wie Beruf und Abteilung sollten<br />
die Berater über die Outplacement-Kandidaten<br />
nicht wissen. Denn für sie ist es wichtig, unbefangen<br />
in den Beratungsprozess zu gehen. Wenn sie z.B.<br />
über Probleme mit einem gekündigten Mitarbeiter<br />
informiert werden, kann dies nicht mehr gewährleistet<br />
werden. Zudem ist ein Beratungsprozess mit<br />
einem Kandidaten, der Vertrauensbruch vermutet,<br />
extrem gefährdet.<br />
Fazit: Das Vertrauen der Mitarbeiter ist einer der<br />
größten Erfolgsfaktoren beim Outplacement. Statt<br />
dieses aufs Spiel zu setzen, sollten die Unternehmen<br />
alles dafür tun, um es zu gewinnen. Es lohnt sich –<br />
und zwar für alle Beteiligten ...<br />
Jutta Boenig ||
Gerade jetzt: Zielgenau<br />
die richtigen Bewerber fi nden.<br />
www.horizontjobs.de<br />
Unser Partner:<br />
JETZT SCHALTEN!<br />
525€/4 Wochen<br />
• Das größte und einzige Karriereportal<br />
für Marketing- und Werbeexperten.<br />
• Eigene Onlineredaktion,<br />
die täglich hochaktuell berichtet.<br />
• Wöchentlicher Career-Newsletter<br />
an rund 25.000 Abonnenten.<br />
• Aktuell rund 1.200 Stellenangebote online.<br />
• Aktuell rund 800 Bewerberprofi le online.
Zukunft im Kopf.<br />
Das neue Programm für Fach- und Führungskräfte.<br />
Von der Qualifi zierung einzelner Mitarbeiter bis zur<br />
strategischen Unterstützung der Personal- und<br />
Organisationsentwicklung – alles für <strong>Ihr</strong>e Zukunft.<br />
Gleich anfordern unter: Telefon 0761 4708-811<br />
www.haufe-akademie.de