Das Mühlrad 01/2009
Das Mühlrad 01/2009
Das Mühlrad 01/2009
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Dem launischen Wetter zum Trotz<br />
setzten wir am Donnerstag unser<br />
Pilgerprogramm wie geplant fort<br />
und besuchten den Lateranpalast<br />
und die Basilika von Santa Maria<br />
Maggiore. Die Lateranbasilika<br />
wird auch als „Mutter und Haupt<br />
aller Kirchen der Stadt Rom und<br />
des ganzen Erdkreises” bezeichnet,<br />
weil sie auch Hauptkirche<br />
und der Sitz des römischen Bischofs<br />
war. Sie, und nicht St. Peter<br />
im Vatikan ist die eigentliche<br />
Bischofskirche des Papstes. Bis<br />
zum Beginn des Exils im französischen<br />
Avignon 1309 residierten<br />
die Päpste im Lateranpalast und<br />
siedelten erst nach der Rückkehr<br />
nach Rom 1377 in den Vatikan<br />
über. Der Lateran war auch der<br />
Ort, an dem Franz von Assisi mit<br />
seinen elf Gefährten im Jahre<br />
1210 Papst Innozenz III. traf, um<br />
sich von diesem die Regel seiner<br />
neuen Gemeinschaft bestätigen<br />
zu lassen.<br />
Santa Maria Maggiore ist die<br />
größte und wichtigste der rund<br />
80 Marienkirchen Roms. Eine<br />
Legende besagt, dass die Jungfrau<br />
Maria die Anweisung gegeben<br />
hat, ihre Kirche solle auf<br />
dem Esquilin gebaut werden.<br />
Angeblich hatten der Patrizier<br />
Johannes und Papst Liberius einen<br />
Traum, dass die Jungfrau<br />
Maria ihnen gesagt hätte, sie<br />
sollten die Kirche zu ihren Ehren<br />
genau an dieser Stelle bauen.<br />
Am einem Morgen im August<br />
war der Esquilinhügel auf wunderbare<br />
Weise mit Schnee bedeckt.<br />
Daraufhin ließ der Papst<br />
das Gotteshaus errichten.<br />
Vor unserer Abreise führte uns<br />
Pilgerleiter Mair am Tinkhof auf<br />
dem Weg zum Pantheon auch<br />
noch an den Palästen vorbei, in<br />
denen sich die italienische Politik<br />
abspielt, Montecitorio, Palazzo<br />
Chigi und Palazzo Madama. <strong>Das</strong><br />
Pantheon ist das älteste erhaltene<br />
Gebäude Roms und wird seit<br />
dem 7. Jahrhundert als christlich<br />
Kirche genützt, war aber ursprünglich<br />
ein allen Göttern<br />
Roms geweihtes Heiligtum. Italienische<br />
Königsfamilien und der<br />
Malerkünstler Raphael haben<br />
hier ihre Grabstätten.<br />
Am Freitagnachmittag verabschiedeten<br />
wir uns von Rom und<br />
dem Vatikan und begaben uns<br />
auf die Spuren des hl. Franziskus<br />
und der hl. Klara nach Assisi.<br />
Wir kehrten zunächst in und<br />
Santa Maria degli Angeli ein. Rivotorto<br />
ist zu Beginn der franziskanischen<br />
Geschichte einer<br />
der Orte, wo sich Franziskus mit<br />
seinen Brüdern aufhielt. Nachdem<br />
sie von ihrem Schuppen<br />
vertrieben wurden, ließen sie sich<br />
endgültig bei Portiunkula nieder.<br />
Über der Protiunkulakapelle, jenem<br />
Ort an dem der kleine Arme<br />
im Jahre 1226 seine Augen für<br />
immer schloss, wurde einst die<br />
Wallfahrtskirche Santa Maria<br />
degli Angeli errichtet.<br />
Unser letzter Pilgertag führte uns<br />
durch die Heiligtümer von Assisi.<br />
Die spirituelle Kraft des Ortes ist<br />
überall spürbar, einmal mehr<br />
beim Betreten der Kirchen von<br />
Santa Chiara und San Francesco.<br />
Sowohl Franziskus als auch<br />
Klara entstammten einem wohlhabenden<br />
Elternhaus. Durch ihre<br />
extreme Lebensweise stießen sie<br />
bei vielen Menschen auf Spott<br />
und Ablehnung. Andere wiederum<br />
zog ihr Beispiel an, so dass<br />
sich ihm im Laufe der Zeit viele<br />
Brüder und Schwestern ihrer Ordensgemeinschaft<br />
anschlossen.<br />
Franziskus, Sohn eines reichen<br />
Tuchhändlers führte anfangs ein<br />
fröhliches und sorgloses Leben.<br />
Er zog in den Krieg und wurde<br />
gefangen gehalten. Während<br />
seiner Gefangenschaft litt er an<br />
einer schweren Krankheit, die<br />
ihn zu seiner Bekehrung führte.<br />
Er zog sich aus seinem Freundeskreis<br />
zurück, suchte die Einsamkeit<br />
und nahm sich der Armen<br />
und Kranken an. Beim Gebet in<br />
der baufälligen Kapelle San Damiano<br />
hörte er den Gekreuzigten<br />
zu ihm sprechen: "Geh und baue<br />
meine Kirche wieder auf". Nach<br />
dieser Vision begann er die Kapelle<br />
von San Damiano und die<br />
katholische Kirche im übertragenen<br />
Sinne aufzubauen. In San<br />
Damiano schrieb er auch "den<br />
Sonnengesang". In diesem preist<br />
er die Schönheit der Schöpfung<br />
und dankt Gott dafür. Franziskus<br />
sagte sich von den weltlichen<br />
Gütern und seinem Vater los und<br />
lebte fortan als Einsiedler. Er starb<br />
44-jährig und wurde bereits zwei<br />
Jahre nach seinem Tode heilig<br />
gesprochen. Ihm zu Ehren wurde<br />
die Doppelbasilika des hl. Franziskus,<br />
die reich mit Fresken von<br />
Giotto ausgeschmückt ist, erbaut.<br />
In der Unterkirche wurden später<br />
seine sterblichen Überreste beigesetzt.<br />
Im Geiste gestärkt und um viele<br />
Eindrücke reicher kehrten wir zufrieden<br />
und wohlbehalten wieder<br />
heim. Die Pilgergruppe bedankt<br />
sich bei Kaplan Anton Mair am<br />
Tinkhof in erster Linie für die<br />
geistliche Betreuung, aber auch<br />
für die organisatorische. Mit<br />
seinem großen Wissen ist es ihm<br />
gelungen, uns Rom und Assisi<br />
sowohl in religiöser und kirchengeschichtlicher<br />
als auch kultureller<br />
Hinsicht zu erklären und näher<br />
zu bringen.<br />
Agnes Feichter