Das Mühlrad 01/2009
Das Mühlrad 01/2009
Das Mühlrad 01/2009
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Starker, eisig kalter Wind und<br />
Schneetreiben setzte ein. Staublawinen<br />
gingen über ihnen nieder.<br />
Am ganzen Körper durchgefroren<br />
harrten die beiden bei frostigen<br />
Temperaturen den Rest des<br />
Tages und eine Nacht in der<br />
Wand aus. Es verging schließlich<br />
fast noch ein ganzer Tag, bis sie<br />
wieder festen Boden unter ihren<br />
Füßen hatten. „Wos an net umbring,<br />
mocht an la stärka“, meint<br />
er lachend dazu.<br />
Übermut tut selten gut. <strong>Das</strong> hat<br />
Erich auch schon zu spüren bekommen.<br />
Mit Turnschuhen auf<br />
den Moosstock zu gehen, brachte<br />
ihm nicht wenige blaue Flecken<br />
auf seinem Rücken ein. Ein<br />
Stein unter seinen Füßen war<br />
ausgebrochen, er verlor den Halt<br />
und wurde ca. 50 m über das<br />
steinige Geröll auf dem Rücken<br />
liegend mitgerissen. Im Krankenhaus<br />
meinte ein Arzt dazu: "…<br />
anständige Bremsspuren!" Do<br />
Milla lacht und sagt: "A Wöche<br />
starre bin i hot giwesn, sischt<br />
nicht!"<br />
Sommer und Winter trägt Erich<br />
Birkenstock an seinen Füßen. Ja,<br />
sie sind geradezu zu seinem Markenzeichen<br />
geworden. Ab und<br />
zu tauscht er einen mit seinem<br />
Freund Hans Kammerlander aus<br />
und so kommt es schon mal vor,<br />
dass er zweifarbige Füße hat.<br />
Bemerkung am Rande: Hans soll<br />
bei Vorträgen schon gefragt worden<br />
sein wo es derlei Fußgewand<br />
zu kaufen gäbe! Mit Birkenstock<br />
an ihren Füßen haben die beiden<br />
auch Klettertouren auf die Mittlere<br />
Zinne und der Pursteinwand<br />
gemacht. "Wio san olbm guit<br />
weitakemm domit, … meint Erich<br />
lakonisch dazu.<br />
Erster Diavortrag<br />
Immer wieder wurde Erich angesprochen,<br />
einen Diavortrag über<br />
seine Bergsteigererlebnisse zu<br />
gestalten. "Kemm e la finf Leit",<br />
dachte er und sagte zu. Vor der<br />
Veranstaltung überhäuften ihn<br />
seine Kollegen mit gut gemeinten<br />
Ratschlägen und Tipps. <strong>Das</strong><br />
machte Erich nervös und er entschloss<br />
sich, noch schnell einen<br />
hochprozentigen Drink zu sich<br />
zu nehmen. Davon erhoffte er<br />
sich Ruhe und Gelassenheit. Von<br />
seinem Kurztrip ins nahe gelegene<br />
Gasthaus zurück, erkannte<br />
ihn die Kassiererin offensichtlich<br />
nicht und verlangte den Eintrittspreis.<br />
Erich sagte nichts, zahlte<br />
und ging in den bis auf den letzten<br />
Platz gefüllten Saal. Jeder,<br />
der daran teilgenommen hat,<br />
kann bestätigen, dass Erich nicht<br />
nur nette Bergerlebnisse erzählt<br />
und schöne Fotos von seinen<br />
Bergen gezeigt hat, sondern dass<br />
er durch seine urige Redensart<br />
auch für die Anspannung der<br />
Lachmuskeln im Saal gesorgt<br />
hat.<br />
Bergrettung<br />
Seit 28 Jahren "isch do Milla" aktives<br />
Mitglied der Bergrettung. In<br />
all den Jahren hat er zwischen<br />
Luft-, Wasser- und Rettungen am<br />
Berg viel erlebt. Ein Einsatz am<br />
Turner-Kamm ist ihm besonders<br />
in Erinnerung geblieben. Die Rettermannschaft<br />
war in der Nacht<br />
über die Engländer-Führe aufgestiegen.<br />
Die in Bergnot Geratenen<br />
hatten in einer Gletscherspalte<br />
biwakiert und konnten<br />
schließlich in den frühen Morgenstunden<br />
wohlbehalten ins Tal gebracht<br />
werden. "Schlimm ist jedes<br />
Unglück am Berg", sagt er, doch<br />
am schlimmsten ist es immer<br />
dann, wenn Bekannte oder<br />
Freunde verletzt oder gar tot geborgen<br />
werden müssen.<br />
Bei einer Übung auf dem<br />
Jaufenpass verletzte er sich eine<br />
Hand. Ein Seil sollte durchgetrennt<br />
werden, getroffen wurde<br />
sein linkes Handgelenk. Sehnen,<br />
Nerven und sogar die Schlagader<br />
wurde verletzt. Erich, die<br />
Ruhe in Person, war so geistesgegenwärtig,<br />
dass er, selber durch<br />
starken Druck auf die Schlagader<br />
ein jähes Verbluten verhinderte<br />
bis ihn der Notarzt versorgt hatte.<br />
Durch diesen Zwischenfall musste<br />
er seine Leidenschaft für längere<br />
Zeit unterbrechen. Nach mühevoller<br />
Physiotherapie ist es ihm<br />
aber gelungen, seine Hand soweit<br />
zu rehabilitieren, dass sie<br />
wieder voll einsatzfähig ist.<br />
Geschenk zum 50. Geburtstag<br />
Zum 50. Geburtstag hat sich<br />
Erich selber ein Geschenk gemacht.<br />
Er wollte beweisen, dass<br />
er immer noch in der Lage ist,<br />
die Nordwand der Großen Zinne<br />
in den Sextner Dolomiten über<br />
die Comici-Führe zu besteigen.<br />
Und wie sollte es beim Milla anders<br />
sein, es ist ihm gelungen!<br />
Er sei nicht mehr so bergsüchtig<br />
wie in jungen Jahren, meint Erich,<br />
es soll aber nichts Schöneres geben<br />
als auf einem Gipfel zu stehen.<br />
Er gibt auch zu, oft großes<br />
Glück gehabt zu haben. Jetzt<br />
widmet sich Erich auch ganz gern<br />
anderen Hobbys, dem Zusammenstellen<br />
von riesigen Puzzles<br />
und der Musik. Ab und zu tritt er<br />
mit der Gruppe "Bergfeuer" auf.<br />
Wollte man alle Berggeschichten<br />
vom Milla Erich aufschreiben,<br />
würde ein Buch daraus entstehen.<br />
Eines ist sicher, zu erzählen<br />
hätte der sonst eher wortkarge<br />
Milla noch vieles.<br />
Agnes Feichter