Das Mühlrad 01/2009
Das Mühlrad 01/2009
Das Mühlrad 01/2009
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Pfarrer Josef v. Zieglauer kam vor 45 Jahren nach Mühlwald<br />
Genau 45 Jahre sind, seit dem<br />
Tag an dem Pfarrer Josef v. Zieglauer<br />
die Pfarrei Mühlwald übernommen<br />
hat, vergangen. Grund<br />
genug einen kurzen Rückblick<br />
zu wagen.<br />
Josef v. Zieglauer wurde 1925,<br />
als jüngstes von acht Kindern, in<br />
Bozen geboren. Die Volksschule<br />
besuchte er noch in Bozen. Dann<br />
zog die Familie nach Mailand.<br />
Vater v. Zieglauer war Provinzialarzt,<br />
dadurch übersiedelte die<br />
Familie mehrmals. Durch die<br />
Option wurde und später nach<br />
Wien, ehe sie nach Bruneck zurückkam.<br />
Die Wirren des 2. Weltkrieges<br />
brachten es mit sich, dass<br />
er noch vor Abschluss des Gymnasiums<br />
zum Einsatz an die Front<br />
in der Ukraine und später in Estland<br />
und Lettland einberufen<br />
wurde und in englische Gefangenschaft<br />
in Schleswig-Holstein<br />
und Friesland kam. Nach Kriegsende<br />
beschloss er Priester zu werden.<br />
Er konnte sich endlich dem<br />
Theologiestudium am Priesterseminar<br />
in Brixen und der Gregoriana<br />
in Rom widmen.<br />
1952 wurde er im Dom von Brixen<br />
zum Priester geweiht. Es folgten<br />
Kooperatorenjahre in Stilfes<br />
und Mals, ehe er zum Pfarrer<br />
von Schalders ernannt wurde.<br />
Der Pfarrer von Mühlwald konnte<br />
krankheitsbedingt sein Amt nicht<br />
mehr ausüben. Die Pfarrei war<br />
sozusagen verwaist. Dreimal<br />
schrieb das Bischöfliche Ordinariat<br />
die Pfarrei zur freien Verleihung<br />
aus, doch das Interesse der<br />
Anwärter ließ auf sich warten.<br />
Anscheinend war das Dorf wegen<br />
seiner Verstreutheit und der<br />
weiten Fußwege nicht sehr begehrt.<br />
Bergstraßen gab es noch<br />
keine. Auf Ersuchen des damaligen<br />
Generalvikars übernahm<br />
schließlich Josef v. Zieglauer die<br />
Pfarrei zur hl. Gertraud. Obwohl<br />
er in großen Städten aufgewachsen<br />
war, blickte er seiner<br />
neuen Herausforderung auf dem<br />
Land optimistisch entgegen.<br />
Seine Naturverbundenheit schreckte<br />
ihn nicht von langen Fußmärschen<br />
zu den weit auseinander<br />
liegenden Höfen ab. Am 20.<br />
Jänner 1964 empfing die Pfarrgemeinde<br />
bei klirrender Sebastianikälte<br />
feierlich den neuen<br />
Seelsorger. Gerne denkt er an<br />
diesen Tag zurück. Er weiß zu erzählen,<br />
dass es damals so kalt<br />
war, dass sogar die Klappen an<br />
den Musikinstrumenten einfroren.<br />
19 Jahre hat Pfarrer v. Zieglauer<br />
in unserem Tal gewirkt und Freud<br />
und Leid mit der Dorfbevölkerung<br />
geteilt. Mit viel Hingabe und<br />
Pflichtbewusstsein hat er unterrichtet,<br />
Sakramente gespendet,<br />
gepredigt, ist Kranken und Sterbenden<br />
beigestanden und hat<br />
Tote begraben. Täglich feierte<br />
er die hl. Messe. An den Sonntagen<br />
gab es noch die Frühmesse<br />
und das Hochamt. Während des<br />
Schuljahres war es ihm ein Anliegen<br />
die jungen Erwachsenen<br />
durch die Feiertagsschule im<br />
katholischen Glauben zu stärken.<br />
Am Nachmittag betete er mit<br />
den Gläubigen den Rosenkranz.<br />
Viele Stunden verbrachte er im<br />
Beichtstuhl und beim täglichen<br />
Brevier beten.<br />
Bis zum Jahre 1969 stand ihm<br />
ein Kooperator zur Seite. Dann<br />
musste der Pfarrer von Mühlwald<br />
den vielen Aufgaben alleine<br />
nachkommen. Jede Woche war<br />
im Mairkirchl und einmal im Monat<br />
beim Rederstöckl eine Messfeier.<br />
Anfangs ging der Pfarrer<br />
noch zu Fuß zu den Außenkirchen,<br />
später kaufte er sich ein<br />
Auto. Er erzählt von seinen Versehgängen.<br />
Ob Sommer oder<br />
Winter, immer ging er zu den alten<br />
und kranken Leuten und<br />
brachte ihnen die hl. Kommunion.<br />
Mit dem Höchsten Gut in<br />
der Hand und von einem Ministranten<br />
begleitet ging er zu den<br />
entlegensten Höfen. Begegneten<br />
dem Geistlichen unterwegs Leute,<br />
so knieten sie sich zum Segen<br />
nieder.<br />
Neben der Seelsorgetätigkeit war<br />
ihm ein gepflegtes Gotteshaus<br />
stets ein Anliegen. Die Kirche<br />
wurde vom Kirchenmaler Peskoller<br />
neu ausgemalt und die Südseite<br />
des Kirchendaches neu eingedeckt.<br />
Der Kirchturm wurde<br />
restauriert. Schließlich ließ er die<br />
Kirchenheizung einbauen und<br />
eine Lautsprecheranlage errichten.<br />
Auch das Widum wurde in<br />
seiner Amtszeit umgebaut.<br />
Im Gespräch über den Wandel<br />
der Zeit kommt Pfarrer Josef v.<br />
Zieglauer auch auf das 2. Vatikanische<br />
Konzil zu sprechen, über