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auch als PDF - Deutsch Pazifischen Gesellschaft

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RÜCKBLICK AUF UNSERE 38.DPG - JAHRESTAGUNG<br />

IN DER AUGUSTINERKLOSTER GOTHA - HERBERGE<br />

VOM 3. – 5. JUNI 2011<br />

Liebe Mitglieder, Freunde und Freundinnen der <strong>Deutsch</strong> <strong>Pazifischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong>!<br />

Um es gleich vorweg zu sagen: Mir und <strong>auch</strong> anderen erschien UNSERE DIESJÄHRIGE<br />

DPG-TAGUNG <strong>als</strong> EINE DER SCHÖNSTEN, die wir bisher hatten! Dazu trugen mehrere<br />

Faktoren bei! Sicher zunächst das historische Gebäude, ein 750 JAHRE ALTES KLOSTER,<br />

in dessen Kapitelsaal, dem noch heute erhaltenen zentralen Versammlungsort der Mönche aus<br />

dem 13./14. Jahrhundert, wir zunächst zu einem guten Abendbrot empfangen wurden. Die<br />

vielen Tische unter den gotischen Kreuzgewölben mit ihren schlanken Säulen waren festlich<br />

gedeckt und mit Blumenvasen geschmückt. Ein erster beeindruckender, sehr reizvoller und<br />

noch nie erlebter Anblick der gelungenen Synthese von Jahrhunderte alter Architektur und<br />

heutigem praktischem Leben! Es fanden sich fast alle angemeldeten Mitglieder pünktlich um<br />

18.00 Uhr im Speisesaal des Klosters zum gemeinsamen Abendessen ein.<br />

Um 20.00 Uhr wechselten wir bei angenehmen Temperaturen – wie immer auf unseren<br />

DPG - Tagungen hatten wir gutes Wetter – hinüber in den KREUZGANG, <strong>auch</strong> aus dem<br />

13./14. Jahrhundert, der ebenfalls alle Kriege und Überfälle überstanden hatte. Wir setzten die<br />

an der Abendbrottafel begonnenen GESPRÄCHE fort, die gekrönt wurden von einem<br />

Anstoßen mit Sekt von Manfred Assmann, um sein Amt <strong>als</strong> neuer Präsident der <strong>Deutsch</strong><br />

<strong>Pazifischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> gebührend feiern zu können.<br />

Nach 21.00 Uhr Es fiel uns nicht leicht, die angeregte Unterhaltung im stimmungsvollen,<br />

uralten Kreuzgang zu unterbrechen, um uns in unserem großen Tagungsraum - mit den drei<br />

großen gotischen, wunderschönen Fenstern - den Ausführungen von<br />

DIPL.- ETHNOLOGE FRANK REITER aus Berlin zuzuwenden. Aber es lohnte sich sehr!<br />

Ich hatte ihn gewinnen können, uns KUNSTVOLLE SAMMLUNGSSTÜCKE aus seiner<br />

Südsee-Sammlung mitzubringen, und uns einzeln vorzustellen. Er hatte sie vor vielen Jahren<br />

besonders in Papua Neuguinea entdeckt, und wir hatten das Glück, sie später erstehen zu<br />

können. Mein wertvollster Kauf ist ein NETZ AUS DER STEINZEIT, denn vor Ankunft<br />

der Europäer lebten die Südseevölker noch in der Steinzeit! Es ist sehr kunstvoll geknüpft aus<br />

mit Erd- und Pflanzenfarben gefärbter, selbst gerollter feiner, aber sehr fester Schnur aus<br />

Rindenbast, die streifenförmig verarbeitet wurde. Es war ein Netz für einen Mann, der es über<br />

die Schulter gehängt trug und darin seine persönlichen Dinge aufbewahrte, wie Pfeife, Tabak,<br />

Betelnüsse, eine Kalebasse (ein ausgehöhlter Kürbis) für den Kalk und den Spatel, um den<br />

Kalk damit zum Betelkauen herauszuholen, ein Muschelmesser aus dem scharfen Rand einer<br />

Muschel gearbeitet , ein Messer aus Bambus oder vielleicht noch ein Knochenmesser, aus den<br />

scharfen Knochen des großen Laufvogels Kasuar hergestellt.<br />

Übrigens waren die Netze der Frauen um ein Vielfaches größer, wurden auf dem Rücken<br />

getragen, mit dem Trageband an der Stirn. In den Netzten befand sich entweder ein Kind oder<br />

Lasten, wie z. B. das im Urwald gesammelte Brennholz.<br />

Ich glaube, keiner ließ sich die außergewöhnliche, einmalige Gelegenheit entgehen, nicht<br />

mindestens ein besonderes Sammlungsstück zu erstehen, zumal Frank Reiter für uns so<br />

günstige Priese einrichtete, dass manch einer von uns leise noch einen Schein dazulegte, um<br />

guten Gewissens seine Schätze nach Hause tragen zu können!<br />

Irgendwann gingen wir in unsere Zimmer, die nun aus spartanischen Mönchszellen in<br />

hübsche Zimmer mit Bad umgebaut und erst im letzten Jahr fertig geworden waren. Einige<br />

1


von ihnen hatten sogar den Ausblick auf den wunderbaren gotischen Kreuzgang, in den die<br />

Sonne am nächsten Morgen malerische Schatten warf.<br />

SAMSTAG, 4. JUNI 2011<br />

Ab 8.00 Uhr trafen wir uns nach einer erholsamen Nacht im schönen Kloster-Café zu einem<br />

reichlichen Frühstücks-Buffet.<br />

Um 9.00 Uhr eröffnete der neue Präsident Manfred Assmann die Tagung und berichtete über<br />

den Stand der DPG.<br />

Zunächst stellte er den VORSTAND der DPG vor:<br />

Vizepräsidentin: Rosemarie Vespermann-Deeken, 2. Stellvertreterin: Jenny Jansen-<br />

Eisenblätter, Kommissarische Kassenverwalterin: Ingrid Ableitner, in Abwesenheit von Uta<br />

Krupinski, die ihrer Schwester in USA für drei Monate zur Seite steht und unser langjähriger<br />

Schriftführer und Verantwortliche für das Layout des DPG-Bulletins: Friedrich Witte.<br />

Neben einigen Interna stand das diesjährige 10. PACIFIC ISLANDS FESTIVAL IN<br />

GOTHA vom 5.-7. August mit „Musik, Tanz und Kultur der Südsee“ (s. Flyer) im<br />

Mittelpunkt und die damit verbundene Einladung an alle DPG –Mitglieder. Es ist das Fest der<br />

DPG, das wir <strong>auch</strong> finanziell unterstützen. Es findet im großen Rahmen auf dem Platz der<br />

historischen Rennbahn statt, angelegt von den Fürsten von Sachsen-Coburg-Gotha, der heute<br />

<strong>auch</strong> teilweise <strong>als</strong> Event-Park genutzt wird. Da die stilvollen, historischen Gebäude noch<br />

heute bestehen, finden auf der überdachten Zuschauertribüne etwa 400 Zuschauer Platz.<br />

(s. nähere Angaben im Bulletin G-222 vom März 2011, S. 41-42 und im Internet unter<br />

www.deutsch-pazifische-gesellschaft.de.)<br />

Weitere Ausführungen des Präsidenten zu diesem Thema folgten am Sonntag, dem 5. Juni ab<br />

10 Uhr in dem Bericht des DPG-Vorstandes über die Aktivitäten im vergangenen Jahr,<br />

etc.<br />

Manfred Assmann wies <strong>auch</strong> auf unseren BÜCHERTISCH hin, auf dem sich ZWEI<br />

NEUERSCHEINUNGEN AUS DEM KREIS der DPG befanden:<br />

Zunächst das Buch von unserem langjährigen Mitglied und verdienstvollen Organisten bei<br />

unseren DPG – Sonntagmorgen - Andachten, DR. HERMANN MUNSEL.<br />

Das sehr interessante Buch ist im Fahlbusch-Verlag erschienen, aber bisher nicht<br />

veröffentlicht, da es eigentlich nur „für die Familie, Freunde, Bekannte und Mitglieder der<br />

<strong>Deutsch</strong> <strong>Pazifischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> geschrieben“ worden ist. (Zitat v. Dr. Munsel)<br />

Es heißt „ERINNERUNGEN UND GEDANKEN. EINE BEBILDERTE BIOGRAPHIE.“<br />

Sie gibt seltene Einblicke u. a. in ein Leben <strong>als</strong> Missionsarzt in Papua-Neuguinea in den<br />

1980-er Jahren; 1939 in Finschhafen geboren <strong>als</strong> Sohn eines Missionars und einer<br />

Missionarin; im II. Weltkrieg <strong>als</strong> <strong>Deutsch</strong>e in Australien interniert, und zwar in einem Lager<br />

in Viktoria. Dem war die Gefangensetzung aller deutschen Missionare in PNG bei<br />

Kriegausbruch in einem Gefängnis bei Sydney <strong>als</strong> „Nazi-Verdächtige“ vorausgegangen. Als<br />

die Japaner 1942 PNG schwer mit Bombenflügen angriffen, sollten <strong>auch</strong> die deutschen<br />

Missionarsfamilien deportiert werden, kamen aber aufgrund der Proteste der Missionarsfrauen<br />

später in ein neu gegründetes Familienlager in Viktoria, in das <strong>auch</strong> die Väter aus dem<br />

Gefängnis zu ihren Familien zurückkehren durften, so <strong>auch</strong> Dr. Munsels Vater zu seiner Frau<br />

und seinen vier Söhnen.<br />

Da die Amerikaner im Pazifikkrieg mehr Soldaten <strong>als</strong> im Weltkrieg in Europa verloren hatten,<br />

war die Angst vor den <strong>Deutsch</strong>en so groß, dass die deutschen Missionarsfamilien erst im<br />

2


Oktober 1946, <strong>als</strong>o fast ½ Jahr nach dem Kriegsende aus dem Lager entlassen wurden. Und<br />

das <strong>auch</strong> nur auf Fürsprache der Australischen Ev. Luth. Kirche hin. Die Familie fand dann<br />

Aufnahme bei deutschen Familien in Australien, zuerst im Staate Südaustralien, dann in<br />

Queensland, wo insgesamt acht Jahre lang der erste Schulbesuch in englischer Sprache<br />

stattfand; danach drei Jahre im St Peters Lutherian College in Brisbane und schließlich in<br />

<strong>Deutsch</strong>land drei Jahre bis zum Abitur auf dem Gymnasium in Windsbach, 7 km von<br />

Neuendettelsau entfernt, (wo wir 2009 unsere 36. DPG-Jahrestagung abgehalten haben) Die<br />

Familie wohnte dort mit anderen Missionarsfamilien in für sie gebauten Häusern (eigentlich<br />

für den Heimaturlaub).<br />

Medizinstudium in Erlangen und Heidelberg und vierjährige Facharztausbildung zum<br />

Kinderarzt, <strong>als</strong> solcher niedergelassen in Hammelburg von 1974-83, danach Weiterbildung<br />

zum TROPENARZT und RÜCKKEHR IN DIE TROPEN! 4 1/2-jährige Tätigkeit <strong>als</strong><br />

Missionsarzt – mit Frau und drei Kindern im Alter von 5-17 Jahren – in PNG bis 1987. Dass<br />

sogar die Großeltern der Kinder mit über 70 Jahren mit nach PNG ausreisten, wo sie 30 Jahre<br />

<strong>als</strong> Missionare gearbeitet hatten, und Dr. Munsels Vater nun eine Stelle <strong>als</strong> Theologie-Lehrer<br />

am Logaweng-Seminary annahm, war selbst für die Missionszentrale in Neuendettelsau ein<br />

erstaunliches Novum!<br />

Ab 1988 mit erneuter Weiterbildung <strong>als</strong> Betriebsarzt in den Rothenburger Werken der Inneren<br />

Mission bis 2001/04.<br />

Der „Historische Abschnitt“ hat den Untertitel „HEIMATLOS ZWISCHEN SÜDLICHER<br />

UND NÖRDLICHER HEMISPHÄRE“, und ein altes Foto zeigt schon eine schöne<br />

Großmutter und einen gut aussehenden Großvater (von Dr. Munsel) „in jungen Jahren in Neu<br />

Guinea“.<br />

Ein Buch, mit Offenheit und Natürlichkeit geschrieben, mit klugen Gedanken, die sich im<br />

Älterwerden einstellen können und einmalig interessanten Erinnerungen! Es wurde gern<br />

gekauft (Preis 18,00 Euro), hat 183 großformatige Seiten und ist reich und anschaulich<br />

bebildert. Nachdem ich gleich in Gotha ein Buch erstehen konnte, habe ich es zu Hause per<br />

Telefon noch dreimal nachbestellt und zugeschickt bekommen - <strong>als</strong> schönes Geschenk für<br />

interessierte Freunde.<br />

Das nächste Buch „MEIN SÜDSEELEBEN. BLICK ZURÜCK – BLICK NACH VORN“<br />

war das zweite Buch von CLAUDIA GACEK, in dem sie nach ihrer Rückkehr von der<br />

Südseeinsel Moorea in Französisch Polynesien, wo sie bei Einheimischen sechs Jahre <strong>als</strong><br />

Malerin und Reiseführerin gelebt hat, ihre nun folgenden Heimweh-Reisen von Berlin in ihre<br />

„zweite Heimat“ Polynesien beschreibt und damit ein Kapitel ihres Lebens abschließt. „Der<br />

Leser wird in das Südseeleben, „hinter den Kulissen“ geführt und erhält Einblicke, die vielen<br />

Touristen verborgen bleiben.“(Claudia Gacek).<br />

Ich würde sogar soweit gehen, dieses Buch einer Insiderin allen zu empfehlen, die sich mit<br />

dem Leben in der Südsee vertraut machen wollen, sei es für einen längeren Aufenthalt dort<br />

oder um zu prüfen, ob die Auswanderungswünsche der geschilderten Realität standhalten<br />

können,( z. B. der Behandlung von Tieren, wie wir sie in ähnlicher herzloser Weise in den<br />

Mittelmeerländern antreffen.)<br />

Auch für eine zeitlich begrenzte Reise sind die Schilderungen von tropischer Flora und Fauna<br />

und den überwältigenden Meeresanblicken, besonders bei Sonnenuntergängen ein<br />

Vorgeschmack auf das, was immer <strong>als</strong> das Paradies bezeichnet wurde und noch wird!<br />

Als einmaliges Erlebnis beschreibt Claudia Gacek das Schwimmen mit Buckelwalen, in<br />

ihrem Fall mit einer Buckelwalmutter und ihrem Baby. Die Buckelwale „legen jedes Jahr den<br />

weiten Weg von der Antarktis in die Südsee zurück, um sich während 4-5 Monaten in den<br />

warmen Gewässern zu paaren und dann zu gebären. Es ist eines der spektakulärsten<br />

Erlebnisse.“( Claudia Gacek).(S. <strong>auch</strong> den Schluss dieses Berichtes v. Film der Südsee!)<br />

3


Das Buch hat 255 Seiten und im Anhang befinden sich 33 Seiten mit im Schnitt drei sehr<br />

schönen Farbfotos aus der Südsee, bei deren Anblick <strong>auch</strong> meine Sehnsucht nach Samoa<br />

wieder aufbrach! Auf der 34. Seite sieht man zum Schluss drei sehr schöne Südsee-Gemälde<br />

der Malerin Claudia Gacek. Von ihnen habe ich im Laufe der Jahre einige Besonderheiten<br />

erstanden, an denen ich mich immer wieder erfreue!<br />

Auch dieses außergewöhnliche Buch habe ich sofort einmal gekauft und ebenfalls noch<br />

dreimal für Südsee interessierte Freunde nachbestellt. (Preis: 16.00 Euro)<br />

Um 9.45 Uhr hörten wir den ausgezeichneten Dia-Vortrag von DR. HILKE THODE-<br />

ARORA über „DIE MATERIELLE KULTUR IN POLYNESIEN“ mit beeindruckenden<br />

Beispielen großartigen künstlerischen Schaffens der Völker auf den polynesischen Inseln, um<br />

den ich sie schon vor einem Jahr gebeten hatte, und der noch unsere Erwartungen übertraf!<br />

Wir sahen wunderschöne Bild-Beispiele von Flechtkunst, von Rindenbastherstellung mit<br />

Bemalung oder Handdruck und von feinem Kunsthandwerk.<br />

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden <strong>auch</strong> die Wünsche von ersten Schiffsreisenden in die<br />

Südsee nach Souvenirs erfüllt, und so wurden z. B. <strong>auch</strong> kleine Modelle von Auslegerbooten<br />

von den Insulanern hergestellt und verkauft.<br />

In Polynesien waren die Farben Rot und Gelb Herrschaftsinsignien, s. die unglaublich<br />

schönen und kostbar gearbeiteten, mit „Mana“ versehenen Königs-Federmäntel von Hawai`i.<br />

Ein Federmantel wurde aus c a 225.000 kleinen Federchen der winzigen Honigsauger<br />

geflochten. In Form dieser wertvollen roten und gelben Federchen mussten <strong>auch</strong> die Steuern<br />

an die hawai`ianischen Adligen gezahlt werden! Dies alles führte schon in voreuropäischer<br />

Zeit bedauernswerter Weise zu einem Aussterben dieser besonderen Kolibri-Art!<br />

„Mana wird von den Religions-Ethnologen <strong>als</strong> das „Besonders Wirkungsvolle“ umschrieben.<br />

Es ist eine Kraft, die sowohl Menschen, etwa einer ungemein erfolgreichen Person, <strong>als</strong> <strong>auch</strong><br />

Gegenständen – beispielsweise einer immer treffsicheren Keule – innewohnen kann.“ (Zitat v.<br />

Dr. Thode-Arora)<br />

Im Rautenstr<strong>auch</strong> - Joest - Museum in Köln habe ich vor etwa 20 Jahren einen solchen<br />

äußerst wertvollen, historischen Federmantel aus Hawai`i bewundert, und nach der Rückkehr<br />

aus Samoa 1910 schrieb schon mein Großvater, Dr. Richard Deeken, einen begeisterten<br />

Artikel für eine bekannten Kölner Zeitung über dieses Museum.<br />

Es gab einen Vergleich zu den von mir mitgebrachten und auf zwei Pinwänden ausgestellten<br />

großen Faltblättern der berühmten Ausstellung der GALERIE Fondation BEYELER in<br />

BASEL, wo 25 Skulpturen aus Afrika, Ozeanien und Alaska modernen europäischen<br />

Kunstwerken gegenübergestellt wurden, und diese Kunst „faszinierte uns durch ihre Phantasie<br />

und Stärke des Ausdrucks, die neben der größten westlichen Kunst bestehen kann und deren<br />

magische Kräfte wir immerhin ahnen können.“ (aus der Eröffnungsrede von Ernst Beyeler<br />

1997, Katalog, S. 11). Auffallend waren die verblüffenden Ähnlichkeiten zwischen<br />

Ozeanischen Skulpturen und modernen europäischen Bildwerken, die <strong>auch</strong> von französischen<br />

und deutschen Künstlern <strong>als</strong> Inspiration gesucht wurden, s. Paul Gauguins und Emil Noldes<br />

Reisen in die Südsee.<br />

Übrigens schrieb Dr. Thode-Arora den Text auf dem großen Faltblatt Nr. X „Tino aitu -<br />

Figuren vom Nukuoro-Atoll“- „Vergöttlichte Ahnen und Klan-Gottheiten in ihrem Kontext“<br />

<strong>als</strong> Beitrag zu jener hochkarätigen Ausstellung mit über 50 berühmten Museen und reichen<br />

Privatsammlungen <strong>als</strong> Leihgebern und mit der Herausgabe von „Bildgewaltig – Publikationen<br />

4


zur Ausstellung Bildwelten - Afrika, Ozeanien und die Moderne“, mit Texten von 19 der<br />

renommiertesten Autorinnen und Autoren.<br />

Dr. Thode-Arora schreibt dort: „Das kleine Atoll Nukuoro wurde verhältnismäßig spät von<br />

den Europäern im Jahre 1806 entdeckt und wohl erst ab 1830 von ihnen betreten. Gegen 1870<br />

ließ sich der erste europäische Händler auf der Hauptinsel nieder, etwa fünf Jahre später<br />

begann die christliche Missionierung.<br />

Von 1899 bis 1914 gehörte Nukuoro mit den übrigen Karolinen-Inseln zu den deutschen<br />

Kolonien in der Südsee.<br />

Mit der Mission verschwanden die alten Glaubensvorstellungen, in deren Kontext die<br />

Holzstatuen entstanden.“…<br />

„Eine Reihe von linguistischen und kulturellen Charakteristika weist auf deutliche<br />

polynesische Einflüsse hin. Tatsächlich erzählen die von Kubary“<br />

(der bedeutende Forscher Johann Stanislaus Kubary hatte in den Jahren 1873 und1877 das<br />

Atoll besucht und zwar <strong>als</strong> „Forschungs- und Sammelreisender für das private Museum des<br />

Hamburger Handelshauses Godeffroy“ , (s. <strong>auch</strong> den Vortrag von Dr. Birgit Scheps auf der<br />

35. DPG - Tagung in Kassel-Bad Wilhelmshöhe und im Bulletin G-220, S. 10 – 18 und ihr<br />

Buch: SCHEPS, BIRGIT. 2005.Das verkaufte Museum. Die Südsee-Unternehmungen des<br />

Handelshauses Joh. Ces. Godeffroy & Sohn, Hamburg, und die Sammlungen „Museum<br />

Godeffroy“, S. 117-130)<br />

und von dem deutschen forschenden Kapitäns Carl Jeschke zwischen 1904 und 1913<br />

„gesammelten Mythen von vierundzwanzig Menschen, die vor etwa 600 Jahren ihre<br />

Heimatinsel im Samoa-Archipel verließen und nach einem Zwischenstopp auf der Insel<br />

Nukufetau (heute Teil des polynesischen Staates Tuvalu) sowie einer entbehrungsreichen<br />

Seereise eine unbewohnte Insel fanden, auf der sie sich niederließen: Nukuoro.<br />

Ihr Anführer Wawe ist der Held mehrerer Erzählungen und wurde im Laufe der Jahrhunderte<br />

währenden Überlieferungen zu einer übernatürlichen Gestalt, die <strong>als</strong> Schutzgott für das<br />

gesamte Atoll und für den Fischfang einen bedeutenden Platz im Nukuoro - Pantheon<br />

einnahm. Ein phallusförmiger Stein, später von Jeschke erworben, diente <strong>als</strong> Standbild und<br />

genoss kultische Verehrung. Aus der Zeit der legendären ersten Überfahrt wurden <strong>auch</strong> vier<br />

Schneckentrompeten bewahrt, die Eigennamen trugen. Zwei davon gehören ebenfalls zu den<br />

von Jeschke gesammelten Stücken.“ Sie wurden 1920 vom Rautenstr<strong>auch</strong> – Joest - Museum<br />

in Köln erworben. Die beiden großen Meeresschnecken (cassis cornuta) haben noch immer<br />

die Namen DOUSU (L. 18,5cm, B. 18cm, H.15cm) und TEKIO (etwas kleiner), (s. Fußnote Nr.<br />

7). Wahrscheinlich dienten sie auf der gefährlichen, langen Seereise zur Übermittlung von Signalen<br />

von Boot zu Boot auf brausendem Meer und genossen später für ihre rettende Hilfe einen besonderen<br />

Status durch die Jahrhunderte, so stelle ich es mir vor! …<br />

„Im 19. und frühen 20. Jahrhundert betrug die Bevölkerungszahl Nukuoros nicht mehr <strong>als</strong><br />

einhundertfünfzig bis zweihundert Einwohner.“<br />

Nukuoro gilt <strong>als</strong> polynesische Enklave und die stilisierten, eleganten Götterfiguren waren denen in<br />

Polynesien sehr ähnlich. „Bezeichnend ist zudem, dass die Aufstellung von Götterfiguren im hinteren<br />

Teil eines Sakralbaus die für Mikronesien und Melanesien typischen Kulthäuser MIT DER<br />

ANLAGE POLYNESISCHER KULT P L Ä T Z E VERBINDET.“ (Dr. Thode- Arora, ebenda)<br />

Der Kultplatz heißt wie auf Samoanisch „marae“ und die Wörter „aitu, matai, tupua, etc.<br />

kenne ich alle aus der samoanischen Sprache.<br />

Die meist aus Holz geschnitzten Nukuoro-Skupturen können klein (etwa 30 cm) oder<br />

lebensgroß sein. Sie werden heute auf dem Kunstmarkt zu einem Preis im zweistelligen<br />

Millionenbereich gehandelt!<br />

In der Diskussion wurde herausgestellt, dass heute der Kunstmarkt den Wert eines Stückes<br />

der materiellen Kultur Polynesiens (fremd)bestimmt.<br />

5


„Polynesische figürliche Darstellungen sind in ihrem tiefsten Sinn Metaphern für Ursprung<br />

und Abstammung von Menschen. Vorstellungen von Abstammungen und damit verbundene<br />

Genealogien waren von höchster Bedeutung für die Position eines Menschen innerhalb der<br />

gesellschaftlichen hierarchischen Ordnung. Genealogien, die auf einen ersten Ahnen<br />

zurückgeführt wurden und über die väterliche oder mütterliche Linie definiert sein konnten,<br />

waren nicht nur im Hinblick auf verwandtschaftliche Verhältnisse, sondern <strong>auch</strong> auf<br />

Landrechte und erbliche politische Ämter ausschlaggebend. Sie konnten daher eines der<br />

wichtigsten Besitztümer eines Menschen darstellen.“ So ein ergänzendes Zitat von Michaela<br />

Appel auf dem großen Faltblatt Nr. IX. „Bildwerke aus Polynesien“ aus dem Katalog in Form<br />

einer Kassette mit Faltblättern aus der Ausstellung Beyeler, Basel.<br />

Diese wertvolle, große und schwere Kassette schenkte mir Friedrich Witte, der seit<br />

Jahrzehnten begeisterte Sammler von Südsee-Literatur, zum Abschied und <strong>als</strong> Dank für 2<br />

mal 4 Jahre <strong>als</strong> ehrenamtliche Präsidentin für die DPG. Meinen ganz herzlichen Dank ihm<br />

noch einmal für dieses großartige Geschenk an dieser Stelle!<br />

ZUM VERGLEICH hatte ich außer diesen Faltblättern noch 9 Originale des 28-jährigen<br />

zeitgenössischen KÜNSTLERS LABEN SAKALE JOHN aus der Morobe-Provinz (PNG)<br />

mitgebracht und an einer dritten Pinwand aufgehängt. Ich hatte sie auf einer Tagung des<br />

<strong>Pazifischen</strong> Netzwerkes vor wenigen Jahren erstanden. Diese holzschnittartigen Schwarz-<br />

Weiß- Zeichnungen zeigen vor allem in schönen, scharf geschnittenen Linien und schwarzen<br />

Flächen Hochland-Hütten und Küstenpfahlhäuser und - Dörfer in PNG auf kleinen und<br />

großen, eindruckvollen Blättern von 2005 sowie markante Stammeskrieger und Mitternachts-<br />

Traum-Phantasien. Nachdem sein Maltalent in der Schule entdeckt worden war, erhielt er ein<br />

Stipendium für ein Kunststudium in Port Moresby, das er 1997 abschloss.<br />

Bei einem Wettbewerb zum Goldenen Thronjubiläum der Britischen Königin im Juni 2002<br />

gewann er unter 20 anderen Künstlern (aus PNG) den 1. Preis. Sein Bild hängt heute im<br />

Buckingham Palace! Das Preisgeld von 250,00Euro (!!!) ermöglichte Laben Sakale John den<br />

Bau eines kleinen Hauses in einer halblegalen Siedlung, ohne Wasser und Strom für sich und<br />

seine Familie (mit Kleinkind). Er ist jedoch sehr glücklich über das feste Dach über dem<br />

Kopf, da er vorher immer wieder Zeiten <strong>als</strong> Obdachloser auf der Straße ertragen musste!!!<br />

Um der hohen Kriminalität, speziell unter Jugendlichen, in Port Moresby zu begegnen, macht<br />

Laben Sakale John Malkurse mit Arbeitslosen, um sie von der Straße zu holen und ihnen<br />

Wege zu zeigen, eigenes Geld mit ehrlicher Arbeit zu verdienen. Einen Teil des Geldes, das<br />

ihm der Verkauf seiner authentischen Bilder in <strong>Deutsch</strong>land einbrachte, verwendete er für die<br />

Anschaffung von Malutensilien für dieses Projekt! Auch seine Ausbildung zum Buchhalter<br />

dient der Erarbeitung von Geld zum Leben für seine Familie, für seine Tätigkeit <strong>als</strong> Maler und<br />

Fotograf sowie für sein oben genanntes Projekt.<br />

Über seine eigenen künstlerischen Arbeiten sagte er: „Man sieht darin meinen andauernden<br />

Kampf, die Schmerzen und Herausforderungen, die ich in dieser sich so schnell verändernden<br />

<strong>Gesellschaft</strong> durchmachen muss. Die Herausforderungen sind sozialer, kultureller und<br />

spiritueller Art. Obwohl meine Zeichnungen vielleicht klein aussehen, sprechen sie tausend<br />

Worte.“<br />

(Aus: Beiblatt zu den Bildern von Laben Sakale John, „Kontakt Marion Struck-Garbe,<br />

Bernadottestraße 10, 22763 Hamburg, Tel: 040/ 397260,<br />

E-Mail: Marion. Struck-Garbe et hamburg.de“)<br />

6


Ab 11.15 Uhr überraschte uns KLAUS MAAZ mit einem ebenfalls hochinteressanten<br />

Vortrag, und zwar aus seinem Forschungsgebiet „TRADITIONELLE ANGELHAKEN IN<br />

OZEANIEN – FANGGERÄTE UND KUNSTOBJEKTE“ mit alten Kultbedeutungen, z. B.<br />

Initiationsriten und magischen Zuschreibungen. Diese Angelhaken sind Mana-beladen und<br />

über Generationen vererbt. Heute verlieren die Inselbewohner immer mehr Möglichkeiten,<br />

ihre eigenen jetzigen Angelhaken zum Fischfang einzusetzen, da die großen internationalen<br />

Fischfangflotten, <strong>auch</strong> die der EU-Staaten, den armen kleinen Inselstaaten die Fische vor<br />

ihren Küsten wegfischen! Er zeigte Fotos von den verschiedensten Angelhaken, z. T. aus<br />

Menschenknochen gefertigt und jeweils in ihrer komplizierten Herstellung angepasst an die<br />

zu fangenden Fischarten und brachte neben den eindrucksvollen Lichtbildern <strong>auch</strong> einige, bis<br />

zu einem Meter große historische Angelhaken auf meinen besonderen Wunsch hin mit. Wir<br />

alle waren froh, dass es gelungen war, Klaus Maaz zu überreden, mit diesem, die<br />

Südseevölker elementar und existentiell angehenden Thema zum ersten Mal an die<br />

Öffentlichkeit zu gehen. Wir sind sehr gespannt auf sein Buch, das er zusammen mit einem<br />

Freund in New York konzipiert hat.<br />

Klaus Maaz beklagte das heillose Durcheinander von historischen Angelhaken in vielen<br />

Museen, und die daraus resultierende mangelnde Beachtung, ja sogar Missachtung der<br />

wertvollen Stücke, <strong>auch</strong> besonders durch fehlende Karteikartenvergleiche durch die modernen<br />

Kustoden zur notwendigen Rekonstruktion. Auf berechtigte Fehlereinwände und Hinweise<br />

reagieren viele Museen nicht mehr!<br />

12.25 Uhr Mittagessen im uralten, ehemaligen Kapitelsaal des Klosters, dem zentralen<br />

Versammlungsort der Mönche. Durch unser Interesse an den von Klaus Maaz mitgebrachten<br />

exotischen und zugleich sehr praktischen, riesengroßen Angelhaken, die wir natürlich alle<br />

einmal anfassen wollten, verspäteten wir uns und entschuldigten uns dafür bei der<br />

Küchenleitung. Das Mittagessen schmeckte – trotz des Wartens auf uns – sehr köstlich.<br />

14.00 Uhr Kaffeetrinken nach der Mittagspause, und zwar mit verschiedenen, berühmten, zu<br />

kleinen Vierecken geschnittenen THÜRINGISCHEN BLECHKUCHEN, EINER<br />

SPEZIALITÄT, die neu für uns war und uns ausgezeichnet schmeckte.<br />

14.30 Uhr Gemeinsamer GANG zum SCHLOSS FRIEDENSTEIN DURCH DAS<br />

MALERISCHE HISTORISCHE GOTHA, von dem man zu Recht sagt, es sei nach der<br />

Wende aus seinem Dornröschenschlaf zu alter Schönheit erwacht. Auf dem Weg zur größten<br />

frühbarocken Schlossanlage in <strong>Deutsch</strong>land, auf einem kleinen Berg gelegen und von 1643-<br />

1656 erbaut, sahen wir viele wunderschöne, alte und sehr gut restaurierte Stadthäuser, u. a.<br />

das berühmte, Jahrhunderte alte, sehr große Lucas Cranach-Haus, das vom 19. – 20.<br />

Jahrhundert <strong>auch</strong> <strong>als</strong> Schulgebäude genutzt wurde. Man konnte sich gut vorstellen, dass<br />

Gotha eine bedeutende Residenzstadt war, übrigens mit vielen Superlativen, wie der ersten<br />

und bekannten Gothaer Lebensversicherung, schon 1820 zu Zeiten Goethes gegründet!<br />

Königin Viktoria heiratete ihren geliebten Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha,<br />

und dieser machte die berühmten „Albertinischen Schenkungen“ an die Gothaer Bibliothek.<br />

(s. <strong>auch</strong> das <strong>Deutsch</strong>-Englische Jahr 2011 in Gotha mit Queen Elisabeth II. <strong>als</strong> Schirmherrin,<br />

Bulletin G-222, März 2011, S.13).<br />

Gotha besitzt die größte Sammlung von Luther-Briefen in der Welt und den weltberühmten<br />

„Gotha“, in dem seit 1763 alle Adelshäuser Europas verzeichnet sind. Das barocke<br />

Schlosstheater, „Ekhof-Theater“ ist das älteste, noch bespielte Barock-Theater Europas (1681-<br />

1687) und damit der Welt!<br />

In seinem Artikel „Weltstadt Gotha“ schreibt Roland Mitschke: „ Zur Zeit Goethes war<br />

bekannt, dass Gothaer Bauern und Handwerksleute gebildeter waren, <strong>als</strong> andernorts der Adel.<br />

7


Der mustergültige Kleinstaat hatte nämlich <strong>als</strong> erstes deutsches Herzogtum die Allgemeine<br />

Schulpflicht eingeführt.(Aus: DIE WELT, 14. Mai 2011)<br />

„Der Bahnhof liegt übrigens an der einstigen Strecke Paris-Warschau, hat aber noch nicht<br />

wieder seinen früheren Glanz. Wer aber immer noch nicht nach Gotha fahren will, weiß nun,<br />

dass Gotha sowieso überall ist.“(ebenda)<br />

Für den riesigen Schlosspark, der internationalen Rang genießt und u. a. den ältesten<br />

Englischen Garten auf dem Festland besitzt (ab 1769) hätte ich gern noch mehr Zeit gehabt.<br />

15.30 Uhr Im Innenhof unter den Arkaden des riesigen Schlosses Friedenstein wartete Frau<br />

DR. PETRA WEIGEL auf uns, um uns eine Wendeltreppe hoch in den 1. Stock des<br />

wuchtigen Ostturmes zu führen. Dort gingen wir durch den alten Spiegelsaal der Universitätsund<br />

Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha in ein Kabinett, das Konferenzzimmer, in dem man<br />

die Technik zu ihrem kompetenten und zugleich sehr spannenden Vortrag besser <strong>als</strong> im<br />

Spiegelsaal installieren konnte. Das Thema war: „DIE SAMMLUNG PERTHES UND<br />

IHRE BESONDERE BEZIEHUNG ZUM PAZIFISCHEN OZEAN UND<br />

AUSTRALIEN“<br />

„Die FORSCHUNGSBIBLIOTHEK GOTHA ist eine der bedeutendsten historischen<br />

Bibliotheken der Bundesrepublik <strong>Deutsch</strong>land“. (Aus: Die Forschungsbibliothek Gotha, 2008,<br />

S.1) begründet durch Herzog Ernst I. (genannt „Der Fromme“), 1601-1675, dem Erbauer des<br />

größten Schlossbaus <strong>Deutsch</strong>lands nach dem Dreißigjährigen Krieg. „Es entstand eine<br />

gewaltige Sammlung aus allen Gebieten des menschlichen Wissens.“(ebenda, S.1)„Die<br />

Hofbibliothek wurde schon wenige Jahrzehnte nach ihrer Gründung zu den berühmtesten<br />

fürstlichen Bibliotheken des protestantischen Raumes gezählt.“ (ebenda, S.3)<br />

Mit den vor kurzem übernommenen Sammlungen des BERÜHMTEN VERLAGES<br />

JUSTUS PERTHES GOTHA steht nun für „die Forscher und Interessenten aus aller Welt…<br />

heute ein Fundus von 680.000 gedruckten Werken, etwa10.000 Handschriftenbänden,<br />

185.000 Einzelkarten und 800 laufenden Metern Archivalien bereit.“(ebenda, S. 2)<br />

Gotha besitzt durch die Sammlungen Perthes das größte kartographische Erbe Europas, und<br />

diese stehen weltweit für „die Erkundung der letzten weißen Flecken im Bild von der<br />

Erde.“(ebenda, S. 15)<br />

Seit 1785 – <strong>als</strong>o kurz vor der Französischen Revolution- erschienen im August<br />

PETERMANNS „GEOGRAPHISCHEN MITTEILUNGEN“ - „DIE NEUESTEN<br />

ERFORSCHUNGE DER ERDE“ und diese, zusammen mit „Adolf Stielers<br />

Hand Atlas“ stehen neben zahlreichen Schul-, Taschen- und Spezialatlanten, die dem Verlag<br />

nicht nur eine marktbeherrschend Stellung in Europa verschafften, sondern <strong>auch</strong> das<br />

wissenschaftliche Bild der Erde insgesamt prägten und Erkenntnisse an ein breites Publikum<br />

vermittelten.“(ebenda, S.15,18)<br />

Frau Dr. Weigel hatte FÜR UNS ALTE KARTEN AUS DER SÜDSEE aus der<br />

riesengroßen Schatzkammer von historischen Karten aus der BERÜHMTEN SAMMLUNG<br />

PERTHES herausgesucht und stellte sie uns in interessanter Weise vor. Auch die<br />

Ausführungen über die Geschichte des frühen, großen Verlagshauses Perthes, das über<br />

mehrere Generationen in Familienhand war, und das Schicksal des großen Forschers<br />

Petermann, der Aufträge zu Expeditionen an die verschiedensten Forscher erteilte, deren<br />

Ergebnisse er dann ab 1785 veröffentlichte, fesselten uns sehr.<br />

„Durch die Vermittlung Johann Wolfgang (von) Goethe“, (der sehr häufig in Gotha war,)<br />

„gelangten Zeichnungen des jungen Georg Forster (1754 – 1794) in die Bibliothek, die dieser<br />

während der zweiten Weltumsegelung James Cooks in den Jahren 1772-1775 hauptsächlich<br />

auf den Inseln der Südsee angefertigt hatte.“(ebenda, S. 18)<br />

8


Am Schluss bestaunten wir im barocken Spiegelsaal die Ausstellung von Historischen<br />

PFLANZEN-GEOGRAPHISCHEN KARTEN DER SAMMLUNG PERTHES. Die zwei<br />

Stunden im Schloss vergingen wie im Flug!<br />

Auf dem Rückweg genossen wir den HERRLICHEN AUSBLICK oben vom Schlossplatz<br />

aus über den großen Schlossbrunnen am Schlossberg hinweg zum weiten Rathausplatz unten<br />

in der Stadt mit dem dekorativen, historischen Rathaus - auf das harmonische Panorama der<br />

Stadt Gotha, ohne störende Hochhäuser! (Das einzige, das es gab, wurde wieder abgerissen!)<br />

WIR WOLLEN WIEDERKOMMEN!<br />

Um 18.00 Uhr trafen wir uns wieder im Kloster-Café zum Abendbrot, das einige von uns<br />

<strong>auch</strong> wegen des schönen Wetters draußen auf der Café-Terrasse des Augustinerklosters<br />

einnahmen, z. T. mit Blick auf die uralte Augustinerkirche, die 1989 zusammen mit dem<br />

Kloster Zentrum und Ausgangsort der friedlichen Demonstrationen für eine - an ein Wunder<br />

grenzende - Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland waren!<br />

Um 19.15 Uhr war unsere erste eigene DPG-KAVA-ZEREMONIE, auf tonganische Art.<br />

Der Sprecher war unser neues Mitglied, aus Tonga zurückgekehrt und stilecht in einen Lava-<br />

Lava gekleidet. Die beiden in malerische Lava-Lavas gehüllten Lenitua Terglane aus Tonga<br />

und Jenny Jansen-Eisenblätter reichten in gekonnter Weise (es ging ein längeres Einüben der<br />

Zeremonie im Nachbarraum voraus) die Gefäße aus halbierten Kokosschalen an die im Kreis<br />

auf dem Boden sitzenden Gäste. Es war eine fast feierliche Stimmung für eingeweihte<br />

Südseeliebhaber und –Liebhaberinnen! Das unbekannte Getränk, original aus der Südsee,<br />

schmeckte allen mehr oder weniger gut, später z. B. mir immer besser! Jeder bekam<br />

wiederholt von der Kava zu trinken, immer vom Sprecher mit mehreren gleichen Sätzen<br />

angekündigt und mit dem namentlichen Aufrufen des Gastes, der zur Bestätigung zweimal in<br />

die Hände klatschen musste.<br />

Wir bekamen die Kava aus der sehr großen, edlen, geschnitzten Kavaschale kredenzt, die<br />

Dr. Dr. Friedrich Steinbauer <strong>als</strong> Gründer und Präsident der <strong>Deutsch</strong> <strong>Pazifischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

vom samoanischen Botschafter aus Brüssel zum 25. Jubiläum der <strong>Gesellschaft</strong> 1999<br />

bekommen hatte, mit einer gravierten Widmung auf einer kleinen Bronzeplatte.<br />

Die Kava ist ein zeremonielles Getränk, aus der Wurzel des Pfefferstr<strong>auch</strong>es durch Zerstoßen<br />

gewonnen. Früher, so beschreibt es <strong>auch</strong> mein Großvater von der Insel Samoa, wurde die<br />

Wurzel von hübschen Ehrenjungfrauen zerkaut und in der legendären Kavaschale mit Wasser<br />

verdünnt und erst dann gereicht, wenn vorher mit einem Büschel Fasern alle kleinen<br />

Holzteilchen herausgeseiht worden waren. Die Kava wird besonders vor jeder Klan-Ältesten-<br />

Beratung von wichtigen, das Dorf betreffenden Aufgaben im Dorf-Versammlungshaus<br />

gereicht und hat eine beruhigende Wirkung!<br />

21.00 Uhr FRANK REITER berichtete danach über seine Eindrücke von drei Reisen nach<br />

Samoa, und zwar 1989,1996 und 2010: „WIE ICH SAMOA WIEDER FAND“.<br />

Bildvergleiche zeigten z. B. 1996, dass das besonders schöne, alte und noch traditionell<br />

gebautes Dorf Fale Alupo am Strand von Savai`i dem Cyclon „Ofa“ 1990 zum Opfer gefallen<br />

war. Die Bewohner hatte er <strong>als</strong> besonders freundlich und noch in ihren Traditionen lebend in<br />

Erinnerung. Mit Bedauern stellte Frank Reiter fest: „Solch ein Dorf wird es nie wieder<br />

geben.“<br />

2010 zeigte der furchtbare Tsunami von 2009 an der Südküste noch seine vernichtenden<br />

Spuren. Mehr <strong>als</strong> 120 Tote waren zu beklagen und mehrere Küsten-Dörfer waren ausgelöscht!<br />

9


Zwei Dörfer auf Savai`i, die am Rand eines Kraters lagen, waren jedoch in dieser geschützten<br />

Lage gut erhalten, und Frank Reiter konnte ihnen <strong>auch</strong> 2010 einen wiederholten Besuch<br />

abstatten.<br />

Andere Fotos zeigten schöne Landschaften mit den berühmten Wasserfällen, auf deren<br />

Wellen die Einheimischen hinunter in kleine Teiche rutschen. Ich erkannte einen wieder, auf<br />

dem ich 1985 „zu Tal“ gesaust war, zuerst mit gemischten Gefühlen, doch dann mit Spaß und<br />

Lachen. Die wunderbare Schönheit mancher Südsee-Strand-Aufnahmen von Frank Reiter auf<br />

Samoa kamen wegen Komplikationen mit dem Projektor durch das Ersatzvorführgerät leider<br />

nicht zur rechten Geltung. Jedoch hatten bei diesem Thema die mündlichen Ausführungen<br />

das Übergewicht.<br />

22.00 Uhr Einen ganz ungewöhnlichen, da sehr persönlichen DIA-VORTRAG, und dazu aus<br />

der Sicht eines jungen Mannes, hielt danach unser neues Mitglied über seinen<br />

6-MONATIGEN AUFENTHALT AUF TONGA. Er zeigte uns Fotos von einem Projekt<br />

einer kleinen Wasserpumpe für eine Schule, für das er sich sehr eingesetzt hatte. Wir sahen<br />

die Armut und die Ungerechtigkeit, sogar auf dieser Südseeinsel. Er sprach <strong>auch</strong> über seine<br />

Ernennung zum „Royal Speaker“ und zeigte uns dazu die passenden Fotos. In Tonga erinnert<br />

man sich immer noch gern an den Freundschaftsvertrag mit dem deutschen Kaiser Wilhelm I.<br />

und ihrem König George Tupou I. vor 136 Jahren am 1. Nov. 1876 - und dessen Erneuerung<br />

am 1. Juni 1977!<br />

SONNTAG, 5. JUNI 2011<br />

Ab 8.00 Uhr Frühstück (Buffet) und Kofferpacken<br />

9.00 Uhr PFARRER NORBERT MÜLLER , unser langjähriges Mitglied aus München,<br />

hielt eine sehr gute ANDACHT in der 750 Jahre alten Sakristei der historischen<br />

Augustinerkirche. Wir saßen auf - wie es schien - sehr alten, sehr wertvollen Stühlen aus<br />

schwarzem Holz mit hoher geschnitzter Rückenlehne und Polstern aus samtenem Material,<br />

die ich schon am Freitag Abend bewundert und fotografiert hatte, <strong>als</strong> wir sie für unsere erste<br />

Zusammenkunft im Kreuzgang aus der Sakristei holen durften. Die Sakristei der<br />

Augustinerkirche hatte das gleiche wunderschöne gotische Kreuzgewölbe wie das<br />

Augustinerkloster und ebenso diese schmalen Säulen. Ein ganz besonderer Ort mit einer ganz<br />

besonderen Ausstrahlung und magischen Wirkung!<br />

Pfarrer Müller hatte vier sehr schöne Kirchenlieder für jeden von uns auf einem Faltblatt<br />

mitgebracht, und Dr. Munsel begleitete wieder dankenswerter Weise unseren frohen Gesang<br />

auf der (diesmal mitgebrachten) Orgel mit Können, Schwung und Gefühl. Die Lieder hießen<br />

bezeichnend: „ Morgenlicht leuchtet“, „Halleluja, suchet zuerst Gottes Reich“, „Nun aufwärts<br />

froh den Blick gewandt“ und „Geh aus, mein Herz und suche Freud“ (eins meiner<br />

Lieblingslieder).Wir sind froh, dass wir die Tradition der Sonntagmorgen-Andachten auf<br />

unseren DPG- Jahrestagungen wie bei Dr. Steinbauer weiter aufrechterhalten können!<br />

Der Text der wunderbaren Predigt, den Pfarrer Müller jedem von uns mit auf den Heimweg<br />

gab, wird später folgen und vielleicht <strong>auch</strong> noch andere Menschen zum Nachdenken und<br />

möglichem Umlenken auf ihrer eiligen Lebensfahrt beeinflussen!<br />

Es kann NICHT LÄNGER gelten: „SCHNELLER, HÖHER, WEITER“, denn damit „wird<br />

der Druck in der <strong>Gesellschaft</strong> beschrieben, dass dem wachsendem KONSUM vieles geopfert<br />

werden soll, was aber UNSER LEBEN UND UNSERE NATUR zunehmend belastet und<br />

ZERSTÖRT. Anstelle von Schneller, Höher, Weiter sollten wir ein Weniger, Anders und<br />

Besser lernen und dabei erkennen, dass Wohlstand und Glück nicht an dem Wachstum und an<br />

den Dingen zu messen sind, sondern dass es WERTE gibt, die NICHT MIT GELD ZU<br />

10


KAUFEN und zu konsumieren sind: FREUNDSCHAFT, LIEBE, GLAUBE, WAHRHEIT,<br />

TREUE, SOLIDARITÄT. .<br />

ES IST NOTWENDIG, DASS WIR LERNEN, BESCHEIDEN ZU WERDEN …“<br />

(Aus dem Andachtstext von Pfarrer Norbert Müller, München)<br />

10.15 Uhr BERICHT DES DPG-Vorstandes über die laufenden Aktivitäten für das<br />

PACIFIC ISLANDS FESTIVAL IN GOTHA vom 5.-7. August 2011. Das Pacific Festival<br />

wird initiativ von der DPG geführt- gelegentlich <strong>auch</strong> „verliehen an andere ausländische<br />

Pazifik-Organisationen“. In diesem Jahr wird das 10. Jubiläum natürlich bei uns gefeiert!<br />

In Gotha müssen für den Platz 1.500 Euro Miete gezahlt werden, aber Manfred Assmann<br />

rechnet mit 1000 BESUCHERN!<br />

Die im Schloss gesammelten 100 Euro für den Vortrag von Frau Dr. Weigel, die diese aber<br />

gleich an die Stiftung weitergab, wurden von R .Vespermann-Deeken <strong>als</strong> bereits in der<br />

Tagungspauschale veranschlagt, eingestuft und konnten so umgewidmet werden für das<br />

Pacific Festival, für das außerdem noch 70 Euro dazu von den noch anwesenden<br />

Tagungsteilnehmern gespendet wurden.<br />

Die DPG-KASSE hatte Dipl.-Ing. Frank Steinbauer vor der Tagung geprüft. Sie war in<br />

Ordnung. Pfarrer Müller stellte den Antrag auf Entlastung. Die noch anwesenden 16<br />

Mitglieder erteilten dem Vorstand die Entlastung.<br />

Als Vorschlag für den TAGUNGSORT im nächsten Jahr ging die Akademie Tutzing BEI<br />

MÜNCHEN ein. Pfarrer Müller und Günther Sporrer wollen aber noch andere,<br />

preisgünstigere Vorschläge einholen.<br />

Als Thema wurde die NEUE LITERATUR DER SÜDSEE, die Südsee aus der Sicht der<br />

zeitgenössischen Schriftsteller aus dem pazifischen Raum vorgeschlagen und <strong>als</strong><br />

REFERENTIN FRAU PROF. DR. RENATE VON GIZICKY, Kassel, die lange Zeiten an<br />

Universitäten auf den Südseeinseln verbrachte und im engen Kontakt zu dortigen, bekannten<br />

Schriftstellern steht. R.Vespermann-Deeken will zu Prof. Dr. von Gizicky Kontakt<br />

aufnehmen.<br />

(Das ist bereits geschehen ist, und zwar mit einer ZUSAGE der bekannten Autorin,<br />

Übersetzerin von Gedichten, Kurzgeschichten und Büchern von Dichtern aus der Südsee und<br />

kompetenten Kennerin der Südsee-Literatur-Szene. Seit kurzem gibt es einen Doktoranden an<br />

der Universität Göttingen, der an einer Dissertation über die Studien von Prof. Dr. von<br />

Gizicky schreibt.)<br />

Zum Schluss wurde ein sehr guter und aufrüttelnder Film über die Südsee, aus der Reihe<br />

„Erlebnis Erde“ (ARD, 29. Nov. 2010) gezeigt:<br />

„PARADIES IN GEFAHR“.<br />

„EIN OZEAN<br />

20.000 INSELN<br />

EIN PARADIES AM ANDEREN ENDE DER WELT<br />

DIE SÜDSEE – EIN NATURPARADIES“<br />

Mit einer ergreifend schönen Südsee-Musik sahen wir zuerst die einmalige Schönheit des<br />

größten Ozeans der Erde, der mehr Wasserfläche hat <strong>als</strong> alle Landflächen der Erde zusammen<br />

an Fläche aufweisen!<br />

DOCH durch die GLOBALE ERWÄRMUNG steigt der Meeresspiegel und das bedeutet,<br />

dass z. B. auf Tuvalu die höchst gelegene Atoll-Erhebung von fünf Metern, mit<br />

Betonmauern gesichert, <strong>auch</strong> keine Sicherheit mehr bietet, denn das Meerwasser drückt durch<br />

das Erdreich des Atolls hindurch an die Oberfläche und versalzt den Boden und das<br />

Grundwasser!<br />

11


2006 wurde Tuvalu von der schwersten Flut seiner Geschichte heimgesucht!<br />

Die Umsiedlung von 12.000 Menschen steht bevor, die damit für immer ihre Heimat<br />

verlieren! Australien hat endlich für eine begrenzte Zahl von Umweltflüchtlingen die<br />

Aufnahme zugesagt.<br />

Hier zahlen unschuldige Menschen <strong>als</strong> erste den hohen Preis für etwas, dass s i e n i c h t<br />

verschuldet haben!<br />

„Der KLIMAWANDEL IST DIE GRÖßTE BEDROHUNG UNSERES PLANETEN“<br />

(Filmzitat), und greift die Südsee aber <strong>auch</strong> s e l b s t ganz e l e m e n t a r an: Die<br />

Weltmeere haben bisher die Hälfte des Kohlendioxyds, von Menschen gemacht,<br />

aufgenommen. Doch dadurch ist eine Säureproduktion in Gang gesetzt worden, die alles aus<br />

Kalk Bestehende aufzulösen droht! (Man denke an Essigsäure zur Reinigung von<br />

Kalkablagerungen in Küche und Bad.) Wir sahen eine linsengroße Meeresschnecke mit ihrem<br />

kleinen Häuschen aus Kalk. Sie ist zu Milliarden ein Grundnahrungsmittel in der Südsee und<br />

deshalb genannt „ Kartoffelschip des Meeres“ (Filmzitat) und verantwortlich für eine<br />

Nahrungskette von den kleinsten Fischen bis hin zum Menschen.<br />

Außerdem werden die aus Kalk aufgebauten Korallenriffe zerstört, die bisher schon durch<br />

T<strong>auch</strong>er, Boote und Dynamitsprengungen beim Fischfang viel Schaden erlitten haben. Die<br />

Korallenriffe sind Schutzplätze zum Laichen und die Kinderstuben vieler Fische, z. B. des<br />

Thunfischs!<br />

Der ehemalige Fischreichtum wird von großen, internationalen Konzernen der Fischindustrie<br />

so rücksichtslos ausgebeutet, dass jetzt schon für viele Inselbewohner der zum Überleben<br />

notwendige Fisch knapp wird!<br />

60 % ALLER FISCHERTRÄGE DER WELT STAMMEN INZWISCHEN AUS DER<br />

SÜDSEE! „DIE ÜBERFISCHUNG STÖßT AN DIE GRENZEN DIESES OZEANS“!!<br />

(Filmzitat)<br />

Große Fische werden grausam verstümmelt, da z. B. den Haien nur die Flossen (Teure<br />

Haifischflossen-Suppe für unaufgeklärte, gleichgültige, rücksichtslose Konsumenten)<br />

lebendig abgeschlagen und die Tiere dann ins Meer zurückgeworfen werden, wo diese<br />

eleganten Schwimmer elendig sterben. Eine riesige Anzahl Säcke voller tief gefrorener<br />

Haifischflossen lag im Kühlraum eines großen Fangschiffes aus Taiwan, von GREENPEACE<br />

entdeckt und fotografiert <strong>als</strong> Beweismaterial gegen die Konzerne, wie überhaupt viele<br />

Dokumentar-aufnahmen für diesen so wichtigen Film von GREENPEACE stammen! Die<br />

Zahl der vom AUSSTERBEN BEDROHTEN FISCHARTEN im einstm<strong>als</strong> an Fischen<br />

schier unerschöpflich reichen Südpazifik wächst furchtbarer Weise ständig !<br />

Die Industriefangflotten arbeiten mit ausgefeilten Radartechniken, denen kein Fischschwarm<br />

verborgen bleibt und kein Fisch entkommen kann! Nun ENDLICH – nach jahrzehntelangen<br />

PROTESTEN, besonders von GREENPEACE UND ALLEN MITGLIEDERN sind<br />

wenigstens ihre riesigen TREIBNETZE 2008 von der UNO VERBOTEN worden! Es sind<br />

Netze von todbringenden Kilometern Länge und großer Tiefe, die <strong>auch</strong> heute noch viele<br />

Piratenfischer verwenden, in denen Delphine und andere Walarten ersticken, weil sie nicht<br />

zum Atmen auft<strong>auch</strong>en können, so <strong>auch</strong> nicht die geschützten großen Meeres-Schildkröten!<br />

Mit den GRUNDSCHLEPPNETZEN, die ENDLICH <strong>auch</strong> 2008 verboten wurden, wurde<br />

ALLES LEBEN AUF DEM MEERESGRUND VERNICHTET!<br />

Zum Vergleich wurde ein modernes einheimisches Fangboot von den Salomonen gezeigt, auf<br />

dem geübte Angler die berühmten, großen Bonitos nach alter, bewährter Tradition nur mit<br />

langen Angelruten und großen Angelhaken –wie wir sie ähnlich am Tag zuvor im Vortrag<br />

12


von Klaus Maaz gesehen haben – effizient und schonend angelten. Auch wissen die<br />

Inselbewohner genau, dass junge Fische geschont werden müssen und welche Fische nicht<br />

gefischt werden dürfen, damit sich die Bestände erholen können, und nicht eines Tages kein<br />

Fisch mehr zum Sattwerden da ist.<br />

Es wurde die PROGNOSE von Wissenschaftlern gestellt, dass IN 40 JAHREN KEIN<br />

FISCH MEHR AUF DER SPEISEKARTE stehen wird!<br />

Und <strong>auch</strong> die Europäische Union macht sich mitschuldig mit ihren riesigen Industrie-<br />

Fangflotten, die gleich schon die Fischfabriken - wie üblich - mit an Bord haben! Außerhalb<br />

der 200 Meilen – Zone der Inselstaaten betreiben alle Nationen in der Südsee auf<br />

rücksichtsloseste Weise Fischfang, nachdem sie den Atlantik fast leer gefischt haben: USA,<br />

China, Japan, die EU-Staaten, Taiwan, etc.<br />

Die Insulaner protestieren dagegen! Sie betreiben erfolgreichen Fischfang, <strong>auch</strong> für den für<br />

sie notwendigen Export: Nicht nur die Menge ist entscheidend, sondern <strong>auch</strong> der<br />

FISCHBESTAND VON MORGEN !<br />

Dazu kommt das Problem für die einheimischen Inselbewohner, dass wandernde Fischarten<br />

auf hoher See von den internationalen Fangflotten weg gefangen werden, ehe sie die<br />

200-Meilen- Zone der Inselstaaten erreichen.<br />

Wir reichen Industrieländer sollten den armen INSELSTAATEN der 3.WELT nicht ihre<br />

einzige Möglichkeit nehmen, wenigstens etwas Geld zu verdienen!<br />

Für die THUNFISCHE, die man bewundernd die „GEPARDE DER MEERE“ (Filmzitat)<br />

nennt, da sie pfeilschnell mit 70km/h in großen Schwärmen lange, immer noch unbekannte,<br />

sehr spektakuläre Wanderungen machen, werden RINGWADEN-NETZE von 2 km Länge<br />

und 200m Tiefe ausgefahren, mit denen die Thunfischschwärme eingekreist werden. Damit<br />

sie in ihrer Todesnot nicht noch durch die letzte Lücke im Riesennetz vor dessen Schließung,<br />

versuchen zu entkommen, werden von Krach machenden Booten Farbpatronen ins Meer<br />

geworfen, um sie zu irritiren!!!<br />

In e i n e m zugezogenen Ringwaden-Netz befindet sich die große Beute von 150 T o n n e n<br />

Thunfisch!!!<br />

In e i n e m Hub aus dem riesigen Ring-Netz befinden sich 1-2 Tonnen, das sind 7000<br />

Gelbflossen-Thune!!!<br />

Da z. B. Gelbflossen-Thunfische erst nach Jahren geschlechtsreif werden, sind riesige<br />

Mengen von ihnen gefangen, ohne sich vorher vermehren zu können! Die einheimischen<br />

Fischer, die solche Mengen höchstens in e i n e m Ja h r fischen, zerstören dabei n i e ganze<br />

Schwärme!<br />

Es werden heute 4 MILLIONEN TONNEN THUNFISCH gefangen, 4-MAL soviel wie vor<br />

40 Jahren!!!<br />

2/3 STAMMEN AUS DEM PAZIFISCHEN OZEAN!<br />

80.000 TONNEN THUNFISCH LIEGEN JÄHRLICH IN DEUTSCHEN<br />

SUPERMARKT-REGALEN!!!<br />

Ökologen schlagen ALARM, denn die THUNFISCHSCHWÄRME werden in der nächsten<br />

Zeit ZUSAMMENBRECHEN! Besonders bekannt sind neben den großen Gelbflossen-<br />

Thunfischen die ebenso hübschen Großaugen-Thunfische.<br />

Die einzige Rettung sind MEERESSCHUTZ-GEBIETE, wie sie die weitsichtige und<br />

kämpferische Umweltschutz-Organisation GREENPEACE mit ihren Helfern, die oft ihr<br />

Leben einsetzen, schon lange fordert, und PNG sie <strong>als</strong> erste Nation eingerichtet hat. In<br />

Neuseeland ist zwar z. B. ¼ des Landes <strong>als</strong> Nationalparks unter Schutz gestellt, aber n u r 1%<br />

des neuseeländischen <strong>Pazifischen</strong>-Ozean-Gebietes steht unter Schutz!<br />

13


Es gibt nun endlich eingeschränkte Fischerei-Zonen in der Südsee, aber KEINE wirksame<br />

KONTROLLE. So fährt das GREENPEACE-SCHIFF „ ESPERANZA“ WACHE AUF 1<br />

MILLION qm HOCHSEE - REGION ! Und br<strong>auch</strong>t nötig Unterstützung durch mehr<br />

Schiffe!<br />

Auf der „Esperanza“ steht: „DEFENSE OUR OCEANS“!!!<br />

Neuseeland ist Vorreiter im Verbot der LANGLEINEN- FISCHEREI OHNE<br />

BEIFANGSICHERUNG. Denn z. B. hungrige Albatrosse schlucken die Haken und kommen<br />

zu Tausenden qualvoll dabei um, so dass <strong>auch</strong> der Bestand dieser riesigen Seevögel gefährdet<br />

ist!<br />

Aber ALLE NATIONEN MÜSSEN MITMACHEN!<br />

Denn die Langleinen-Fischerei ist eine andere GEIßEL für das Naturparadies Südsee: Dabei<br />

werden von Trawlern 50 bis 100 KM(!) lange Leinen ausgelegt, an denen alle paar Meter eine<br />

Hakenleine mit Ködern angebracht ist!! Tausende Albatrosse schnappen hungrig nach diesen<br />

Ködern, und es sind fast alle 22 Arten dieser wunderbaren Seevögel bedroht!!!<br />

Bei der geforderten Sicherung der Langleinen werden Plastikbänder an jeder Hakenleine<br />

befestigt, vor denen die Albatrosse Angst haben, und so bleiben 1000 Haken jedes Mal frei<br />

von verendeten Albatrossen und anderen Meerestieren und frei für den gewünschten<br />

Fischfang ! Diese Tatsache müsste doch eigentlich Überzeugungskraft für die Fischer der<br />

Trawler haben, so möchte man hoffen!<br />

Es sind tausende Leinen durch die Ozeane gespannt, und so sind <strong>auch</strong> die HAIE, die wichtig<br />

sind für das Gleichgewicht der Meere und „HERRSCHER DER MEERE“ (Filmzitat)<br />

genannt werden und die <strong>als</strong> Weitstrecken-Wanderer Hunderte Kilometer durch die Meere<br />

ziehen auf der Suche nach Nahrung, ZU 99% AUSGEROTTET SEIT BEGINN DER<br />

INDUSTRIE-FISCHEREI!!!<br />

Auch Korallenriffe versucht man in Pilotprojekten zu retten, indem z. B. auf den Fiji –<br />

Inseln Forscher und Inselbewohner zusammen Korallengärten anlegen. Dabei werden kleine<br />

Korallen-Äste in Gestelle gepflanzt und bei besten Licht- und Nahrungsbedingungen<br />

verzweigen sie sich nach sechs Monaten. Aus einem Zweig werden 50 neue Korallen-Äste,<br />

die in zwei Jahren groß genug sind, um sie in beschädigten Riffen auszupflanzen und Lücken<br />

zu schließen.<br />

Ein andere Hilfe für die Südsee sind eingerichtete Schutz-Zonen, z. B. an einer der Fiji-<br />

Inseln, auf der die Einheimischen früher einen Haigott <strong>als</strong> Schutzgott verehrten, und wo<br />

Touristen den Nervenkitzel des „Selber-Haie-Fütterns“ mit 100 Dollar gern bezahlen.<br />

Die Gemeinde <strong>als</strong> Inhaber des Riffs verteilt einen Teil des reichlich eingenommenen Geldes<br />

an die Inselbewohner, und außerdem nehmen die abnehmenden Bestände der verschiedenen<br />

Haiarten und anderer Fischpopulationen durch geschützte Laichplätze im Riff und sichere<br />

dortige Kinderstuben wieder zu! Die Netze der Inselbewohner werden wieder voller!<br />

Den Preis in Asien für eine Schale Bullen-Haifischflossensuppe von 100 Dollar (!) bezahlt ein<br />

Tourist schon für e i n m a l A n s c h a u e n und E r l e b e n! Gut so!<br />

GLOBALER PROTEST KANN EINE MENGE BEWIRKEN !<br />

Als die BUCKELWALE, die „SANFTEN RIESEN DER MEERE“ (Filmzitat) in den<br />

1970-er Jahren fast ausgerottet waren, sind durch die weltweiten Proteste der<br />

Umweltschützer, angeführt durch die unentbehrliche Umweltorganisation GREENPEACE,<br />

für eine Unterschutzstellung der Wale, deren Bestände GERETTET WORDEN und sind von<br />

5.000 wieder auf 60.000 Tiere angewachsen! Noch heute sind die kilometerweit zu hörenden,<br />

einmaligen Gesänge der Wale nicht entschlüsselt. Man weiß aber, dass große Schiffe - nicht<br />

14


zu vergessen die riesigen KREUZFAHRTSCHIFFE, die durch ihr Abwasser und ihren Abfall<br />

die Meereswelt und Fischbestände ohnehin zerstören - durch ihre Motorengeräusche die<br />

Verständigung unter den Walen so stören können, dass sie ihre Wanderwege verfehlen und<br />

stranden!<br />

Angebotenes, vorsichtiges und begrenztes Schwimmen mit WALEN erzeugt eine<br />

„Wertschätzung und Hochachtung bei allen Beteiligten“. Einmal sich langsam und möglichst<br />

unauffällig einem so riesigen Meeressäuger zu nähern und mit ihm „AUGE IN AUGE“ zu<br />

sein, „kann DAS GANZE LEBEN VERÄNDERN!“ (Filmzitate aus: Paradies in Gefahr)<br />

12.30 Uhr Ende des ausgezeichnet gefilmten, sehr informativen und aufrüttelnden Südsee-<br />

Films<br />

mit Hilfs-Projekten und Protest-Zielen für die<br />

RETTUNG DES EINZIGARTIGEN NATURPARADIESES SÜDSEE<br />

DIE ERDE HAT GENUG FÜR JEDERMANNS BEDÜRFNISSE,<br />

ABER NICHT FÜR JEDERMANNS GIER!<br />

(Mahatma Gandhi)<br />

12.30 Uhr Offizielles Ende der 38. DPG-TAGUNG und allgemeines Abschiednehmen,<br />

soweit nicht noch ein Mittagessen im Ratskeller von Gotha geplant war.<br />

Rosemarie Vespermann-Deeken<br />

Vizepräsidentin der <strong>Deutsch</strong> <strong>Pazifischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

Hilter a. T. W., den 30. Juni 2011<br />

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