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Kurs 7.6: Überall ist Mittelalter - Werner Knoben

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<strong>Kurs</strong> <strong>7.6</strong> – »<strong>Überall</strong> <strong>ist</strong> <strong>Mittelalter</strong>« Akademie Roßleben 2006-7<br />

Erste emanzipatorische Ansätze zeigten sich in den Städten, wo Frauen die me<strong>ist</strong>en Freiheiten erlangen konnten.<br />

So war es auch eine Städterin, die Venezianerin Lucretia Marinella, die 1600 mit ihrem Werk »Über Adel<br />

und Vorzüglichkeiten der Frau und Fehler und Mängel der Männer« mit den gängigen Vorstellungen über die<br />

Eigenschaften und den Wert der Geschlechter grundlegend aufzuräumen versuchte: »Nun komme ich zur Materialursache,<br />

aus der die Frau gebildet <strong>ist</strong>. Dabei werde ich mich wenig anstrengen, denn da die Frau aus<br />

der Rippe des Mannes, der Mann aber aus Lehm und Erde gemacht <strong>ist</strong>, so <strong>ist</strong> sie sicherlich hervorragender<br />

als der Mann; <strong>ist</strong> doch die Rippe unvergleichlich edler als der Lehm. Fügen wir hinzu, daß sie im Paradies,<br />

der Mann außerhalb davon geschaffen wurde. Wie scheint es euch: Sind nicht die Ursachen, von denen die<br />

Frauen abhängen, edler als jene der Männer? Und daß die weibliche Natur weit wertvoller und edler als die der<br />

Männer <strong>ist</strong>, bewe<strong>ist</strong> auch ihre Entstehung, denn da die Frau nach dem Mann entstanden <strong>ist</strong>, <strong>ist</strong> es notwendig,<br />

daß sie auch hervorragender <strong>ist</strong> als er« 39 .<br />

Abb. 6.9: <strong>Kurs</strong>leiter am Abend<br />

4.4 Die Hanse – ein wirtschaftlicher Personenverband<br />

(Malgorzata Dajerling)<br />

4.4.1 Geschichte<br />

Die Hanse war über einen langen Zeitraum eine politische Macht ersten Ranges, der es gelang, ohne eigene<br />

Souveränität – ihre Mitglieder verblieben jeweils unter der Herrschaft unterschiedlicher weltlicher oder kirchlicher<br />

Gewalten – sogar siegreiche Kriege zu führen. Anfang und Ende der Hanse sind schwer zu bestimmen.<br />

Anfänge Schon vor dem offiziellen Zusammenschluss gab es – etwa seit dem 11. Jahrhundert – deutsche<br />

Kaufmannsgenossenschaften, die im Ausland eine privilegierte Stellung hatten. Die erste von ihnen <strong>ist</strong> in<br />

London urkundlich belegt. In ihr schlossen sich Kölner Kaufleute zusammen. Ein paar Jahre später entstand<br />

auf der Insel Gotland eine Gilde. Sie war ein Zusammenschluss einzelner Kaufleute gleicher Herkunft, gleicher<br />

Rechtsgewohnheiten und ähnlicher Handelsinteressen aus dem Nordwesten Deutschlands (von Lübeck bis<br />

zur Ostsee). Solche Vereinigungen entstanden auch in Nowgorod und Bergen. Die Hanse entwickelte sich von<br />

der ursprünglichen Kaufmannshanse später zur Städtehanse, bei der sich die Städte selbst zu einem Bund<br />

zusammenschlossen. Mitglied der Hanse konnte eine Stadt auf dreierlei Weise werden: Anfangs wuchsen die<br />

Städte durch die Teilnahme ihrer Kaufleute am hansischen Handel in die Gemeinschaft hinein; dann stellten<br />

die Städte förmliche Aufnahmeanträge; einen dritten Weg beschritten vielfach die kleineren Städte, indem sie<br />

sich ohne besondere Formalitäten von einer der größeren Städte aufnehmen ließen. Der eigentliche Beginn<br />

der Hanse wird oft mit der Neugründung bzw. dem Wiederaufbau Lübecks nach einem Brand im Jahre 1159<br />

angegeben.<br />

39 Lucretia Marinella, Über Adel und Vorzüglichkeiten der Frau und Fehler und Mängel der Männer, in: Gerhard Fouquet / Ulrich Mayer<br />

(Hrsg.), Lebenswelten, Bd. 2: Alteuropa (800–1800), Stuttgart 2001, S. 254.<br />

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