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Predigt zur Kantate Praise the Lord with one consent

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<strong>Predigt</strong> <strong>zur</strong> <strong>Kantate</strong> ‚O praise <strong>the</strong> <strong>Lord</strong> <strong>with</strong> <strong>one</strong> <strong>consent</strong>’<br />

(Psalm 135, Georg Friedrich Händel)<br />

Jubiläum Stadtkantorei Unna, 27.9.09<br />

Lesungstext: Kol.3, 15-17<br />

Liebe Gemeinde!<br />

Vor ein paar Jahren gab es mal eine Aktion für Kinder, die einen Aufkleber herausgegeben<br />

hat mit der Frage: „Haben Sie heute schon Ihr Kind gelobt?“ – Haben Sie heute schon gelobt?<br />

Eine berechtigte Frage – zumal unter Protestanten.<br />

„Gott loben, das ist unser Amt“, heißt es in einem Lied. Lob und Dank das ist die Sprache des<br />

Herzens, die Sprache des Glaubens. Die Sprache, die Gott gerne hört von uns. – Außer Frage<br />

steht, dass wir in allen unseren Sprachen, also auch in der Sprache der Klage mit Gott reden<br />

dürfen, aber schöner ist sicherlich auch für Gottes Ohren die Sprache des Lobs und des<br />

Danks.<br />

Loben wir eigentlich genug in unserer Kirche? Manchmal denke ich, wir haben das<br />

Protestieren so verinnerlicht, dass wir immer und überall auf der Suche nach dem Haar in der<br />

Suppe sind. Nicht loben, sondern kritisieren ist unser Amt. An die Stelle von Lob und Dank<br />

sind Kritik und Krisenmanagement gerückt, an die Stelle von Singen und Lachen Stirnrunzeln<br />

und Murren, ein Murren, das einhergeht mit Aufbegehren und Widerstand gegen jeden neuen<br />

Gedanken, der von außen an uns herangetragen wird.<br />

Wir Deutschen gelten ja überhaupt als Schwarzmaler, als Pessimisten, als diejenigen, die sich<br />

viel eher über das halb leere Glas beschweren, als sich über das halb volle zu freuen.<br />

Daran kann Gott keinen Gefallen haben. Gott wünscht sich fröhliche Menschenkinder, denn<br />

er hat Großes an uns getan. -<br />

Was für ein Kontrastprogramm dürfen wir da heute morgen erleben! „Rühmt Gott, den Herrn,<br />

mit einer Stimm und singt ihm Preis und Dank, ihr, seine Diener, ehret ihn mit würd’gem<br />

Lobgesang!“ – Sie, liebe Choristen und Musiker, Sie dürfen die Frage „Haben Sie heute<br />

schon gelobt?“ getrost mit „Ja!“ beantworten. Denn Sie tun ja nichts anderes heute morgen –<br />

und überhaupt. Jahre-, ja jahrzehntelang schon.<br />

Lob und Dank finden am besten in der Sprache der Musik ihren Ausdruck. Wir haben es<br />

gerade wieder einmal erleben dürfen, wie davon das Herz ergriffen und wie auch schwere<br />

Gedanken davon getragen werden.<br />

Gott loben und ihm Preis und Dank singen – das ist nämlich deswegen so wichtig und<br />

unverzichtbar für uns Menschen, weil es uns einen neuen Blick auf die Welt eröffnet. Beim<br />

Gotteslob geht es nicht darum Gottes Eitelkeit Genüge zu tun. Er fordert nicht das Lob als<br />

Opfer von uns ein. Oder als Form der Anbetung. All das brauchen weltliche Herrscher: dass<br />

ihre Untertanen ihnen zu Füßen sinken und ihnen das Blaue vom Himmel vorlügen, nur damit<br />

sie sich geschmeichelt fühlen. Wie groß, wie stark, wie schön, wie barmherzig ist doch unser<br />

Fürst und König. – Sie kennen das aus Märchen. Aber wir wissen auch wie schnell der Jubel<br />

in Spott und dann in Entsetzen umschlagen kann: O hängt ihn auf – ihn unsern Fürst. Wenn<br />

man die Wahlplakate anschaut, kann man den Eindruck gewinnen, dass es auch in der<br />

Demokratie immer noch ein gutes Stück um die Eitelkeiten der Politiker geht. Ich lobe mein/e<br />

Kandidaten/in über den grünen Klee – und stelle ihn oder sie als die einzig wahre Wahl da.<br />

Solcherart ist das Lob nicht, das Gott von uns wünscht. Vielmehr geht es Gott darum, dass<br />

wir, wir Menschen, durch Lob und Dank einen neuen Blick auf die Welt bekommen: den<br />

Blick der Dankbarkeit und Freude,<br />

1


der die Sorgen und Nöte dieser Welt mit einbezieht, aber ihnen eben nicht das letzte Wort<br />

überlässt.<br />

„Preist ihn, all ihr, die ihr mit Sorg’ und Fleiß sein Haus bestellt, und ihr, die demutsvoll den<br />

Weg zu seinem Hof erwählt.“ Haben Sie noch im Ohr, wie das in der Entfaltung der <strong>Kantate</strong><br />

klang? Das Grund<strong>the</strong>ma schlicht und klar dargeboten, aber auf der anderen Seite auch äußerst<br />

wirkungsvoll entfaltet, so dass durch das Zusammenspiel von Singstimme und Instrumenten<br />

die Vielfalt der widersprüchlichen Stimmen deutlich wird, aber eben auch die tragende und<br />

bleibende und alles letztlich <strong>zur</strong> Vollendung führende Bedeutung des Gotteslobs.<br />

Was beinhaltet das alles? Die widersprüchlichen Stimmen, die uns umgeben wie ein<br />

Klangteppich, sie beeinflussen unser Denken und Handeln. Und diese Stimmen kommen nicht<br />

nur von außen, sondern auch von innen. Es sind Stimmen des Unfriedens, der Sorge, der<br />

Angst, Stimmen, die uns unruhig machen, die uns glauben machen wollen, dass man keinem<br />

Menschen mehr vertrauen kann. Stimmen, die Schlimmes anrichten können, die Hader und<br />

Zwietracht säen, die sogar Menschen zu Gewalttätern machen können.<br />

Sie kennen diese kleinen teuflischen Einfälle. Sie begegnen uns in der Familie, am<br />

Arbeitsplatz, in der Gemeinde, im Presbyterium. „So freundlich heute? – Da führt sie doch<br />

bestimmt was im Schilde. Also paß auf!“ „Was will der schon wieder hier? Der macht doch<br />

immer nur Ärger!“ „Eine neue Verordnung, klingt zwar vernünftig, aber dahinter kann ja<br />

wieder nur eine böse Absicht stecken!“ Diese teuflischen Stimmen in uns und um uns herum<br />

vergiften die Atmosphäre. Sie machen das Miteinander <strong>zur</strong> Qual. Hinzu kommen die<br />

Hiobsbotschaften, die von Krankheit, Unfall, Verlust, Tod künden. Und die Sorgen um die<br />

Zukunft der Welt, um das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft, um die soziale<br />

Gerechtigkeit, um Bildung, Arbeitsplätze und Umweltschutz. Stimmen, die uns das Herz<br />

schwer machen und den Blick verstellen.<br />

Sie alle sind da. Sie sind nicht weg zu diskutieren aus dieser Welt. Sie dröhnen uns in den<br />

Ohren und verursachen nicht selten Tinnitus.<br />

Aber alle, die sich damit nicht abfinden wollen, alle die mehr wollen vom Leben als dieses<br />

Gedröhn, alle diejenigen, die an Gott glauben, sollen einstimmen in Lob und Preis Gottes.<br />

Und sie werden die Erfahrung machen: „Zu preisen ihn, mit frohem Sang, will jedes Herz<br />

erfreu’n, sein Name sei im Lied erhöht: nichts kann so köstlich sein!“<br />

Der Blick auf Gott entlastet uns. Unser Herz wird frei. Denn: ER ist derjenige, der sagt: In der<br />

Welt habt ihr Angst, aber siehe, ich habe die Welt überwunden. Gott ist groß. Größer als alle<br />

Mächtigen und alle Mächte dieser Welt. Das ist unser Glaube. Manchmal ist dieser Glaube<br />

zaghaft und klein. Aber: probieren Sie’s aus. Wenn wir’s sagen und singen und dies<br />

gemeinsam tun, wenn wir unseren Glauben an Gott teilen, dann zieht Friede ein in unser<br />

Herz. Diese Erfahrung habe ich schon viele Male machen dürfen. Vor allem beim Singen,<br />

aber auch beim gemeinsamen Beten und Feiern, beim Weinen und beim Lachen.<br />

„Groß ist der Herr! So durften wir oft schon erfahren ihn; der Macht vor allen Göttern hat:<br />

ihm sei die Kron’ verlieh’n.“<br />

Der Friede Christi zieht dort ein, wo Menschen gemeinsam danken. Dankbarkeit öffnet die<br />

Augen dafür, dass unser Leben ein Geschenk ist. Vielleicht sind wir so undankbar heutzutage<br />

und so wenig voll des Lobs, weil es uns so gut geht, dass wir gar nicht wollen, dass Gott noch<br />

Großes an uns tut. Aber wir können doch dankbar sein für den Frieden, den Gott uns<br />

geschenkt hat und der jetzt schon 64 Jahre währt, für den Rechtsstaat, in dem wir leben<br />

dürfen, für die Sicherheit und das Sozialgefüge, das wir haben, und für den Reichtum in<br />

2


unserem Staat. „Aus aller Welt steig freudenvoll zu ihm das Lied empor, und was da lebt im<br />

Erdenrund, preis ihn mit uns im Chor.“<br />

Da ist soviel Grund <strong>zur</strong> Dankbarkeit. Die Gnade des neuen Anfangs nach dem Krieg. Der Fall<br />

der Mauer vor 20 Jahren und das Zusammenwachsen von Ost und West. „Gott schenkt<br />

Erbarmen ohne Maß, sein Wort bleibt ewig wahr, drum bring’, wer gläubig ihm vertraut, ihm<br />

Dank und Ehre dar!“<br />

Und da gibt es auch Grund <strong>zur</strong> Dankbarkeit für 60 Jahre Stadtkantorei Unna. Liebe<br />

Chormitglieder, Sie prägen diesen Chor, Sie bringen sich ein mit Ihrer Stimme, mit Ihrer Zeit<br />

und Kraft, aber auch mit Ihren Hoffnungen und Wünschen, mit Ihrem Glauben und Zweifel.<br />

Dank möchte ich Ihnen sagen für Ihren Dienst an der Gemeinde, den Sie damit tun. Denn Sie<br />

verhelfen uns dazu, die Stimme des Gotteslobs deutlicher zu hören und den Frieden Gottes<br />

stärker zu spüren. Sie helfen dem Gotteslob <strong>zur</strong> Entfaltung, so dass es weithin schallt in<br />

unsere Stadt und in diese Region. Sie haben sicherlich persönlich manches Mal erlebt, was<br />

Sie uns heute hier singen: dass das Singen, das Rühmen Gottes das Herz des Menschen frei<br />

und froh macht. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen auch weiterhin.<br />

Und dann wünsche ich Ihnen die himmlische Erfahrung des letzten Chores unserer Händel-<br />

<strong>Kantate</strong>: „Du ew’ges Freudenreich, sing deinem Schöpfer Preis, verkünde seinen Ruhm bis<br />

hin zum Sternenkreis! Stimmt laut mit ein, ihr Cherubim und Seraphim, preist Gott, den<br />

Herrn! Halleluja.“<br />

Sie singen es uns heute vor. Lange eingeübt, präzise ausgeführt, gewaltig und mitreißend.<br />

Herzlichen Dank dafür. Aber Ihre Botschaft gilt uns allen, denn ich bin überzeugt davon, dass<br />

auch die musikalischen Analphabeten unter uns, mit ihrem gestammelten, gesummten,<br />

disharmonisch gebrummten Gotteslob laut mit einstimmen dürfen in den Chor der<br />

himmlischen Heerscharen, der „Halleluja“ singt und „<strong>Praise</strong> <strong>the</strong> <strong>Lord</strong> <strong>with</strong> <strong>one</strong> <strong>consent</strong>“.<br />

Amen.<br />

„Und der Friede Gottes, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren<br />

Herzen; und seid dankbar.“<br />

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