Bericht Sommersynode 08 - Kirchenkreis Unna
Bericht Sommersynode 08 - Kirchenkreis Unna
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<strong>Sommersynode</strong> 20<strong>08</strong><br />
<strong>Bericht</strong> der Superintendentin<br />
„Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh.6,68)<br />
Wir gehören zur weltweiten Gemeinschaft der Kirche Jesu Christi. Wir leben aus der<br />
Begegnung mit Gott und seinem befreienden Wort. Allein daraus entsteht Freiheit, „die<br />
Befreiung, die nur Gott geben kann, die Freiheit von Sünde, Tod und Teufel, die Freiheit im<br />
Lobpreis, die Freiheit zur Gerechtigkeit und zur Nächstenliebe auf Hoffnung hin.“<br />
(E.Hauschildt, EKD-Synode, 2007) Wir leben aus der Begegnung mit dem Auferstandenen. Das<br />
Emmaus-Bild auf unserer <strong>Kirchenkreis</strong>konzeption illustriert dies in besonders schöner und<br />
tröstlicher Weise. Auf all unseren Lebenswegen sind wir begleitet und getragen vom Wort<br />
Gottes, das ewiges Leben verheißt. Diesen Grundton der Zuversicht behalten wir nicht für<br />
uns, sondern geben ihn weiter an alle Menschen. Denn die Welt braucht diese himmlische<br />
Speise. Sie braucht sie im Hier und Jetzt.<br />
Liebe Synodale,<br />
die Worte des Simon Petrus, die ich meinem diesjährigen <strong>Bericht</strong> voranstelle, sind ein<br />
Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Brot des Lebens. Viele waren Jesus gefolgt. Sie hatten sich<br />
nicht satt sehen können an seinen sichtbaren Zeichen. Bei der Speisung der 5000 hatten sie<br />
leibhaftig göttliche Fülle erlebt. – Es ist genug für alle da. – Und Jesus hatte von der<br />
unsichtbaren Bedeutung seiner Wunder geredet: vom Brot, das den Hunger nach Leben stillt,<br />
vom ewigen Leben, das derjenige erwirbt, der vom himmlischen Brot isst, vom Glauben an<br />
Christus, den Gottessohn, und vom Heiligen Geist, der lebendig macht. Diese Botschaft traf<br />
mitten ins Herz.<br />
Sie gilt auch uns heute. „Wohin sollen wir gehen?“ fragen wir ja auch immer wieder. Wir<br />
blicken sorgenvoll in die Zukunft. Die Klimaveränderung, der Hunger in der Welt, die<br />
sozialen Spannungen in unserem Land, die Bedrohung durch Atomwaffen und Terrorismus<br />
sind wieder Themen, die uns bewegen. Wir wollen diese großen Herausforderungen beherzt<br />
anpacken, aber manchmal erschrecken wir auch vor ihren Dimensionen, möchten unsere<br />
Verantwortung ablegen, uns wegducken und verkriechen.<br />
Da ist es gut, sich klar zu machen, worum es eigentlich geht. Es geht um die Worte des<br />
ewigen Lebens, die Jesus Christus uns anvertraut hat, um sie zu den Menschen zu bringen.<br />
„Durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu<br />
freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen“, wie es in der Barmer Theologischen<br />
Erklärung von 1934 formuliert ist. Das ist die Basis, auf der wir stehen. Hören und vertrauen<br />
wir auf Gottes Wort, das uns Seine Gegenwart zusagt! Daraus folgt ein Handeln, das<br />
befreiende Ausstrahlungskraft hat.<br />
1. Wir gehen auf Menschen zu<br />
1.1. Gastfreundschaft – unsere Vision<br />
Am 24. April <strong>08</strong> fand in der Stadthalle <strong>Unna</strong> der „Tag der Gastfreundschaft“ statt. Eingeladen<br />
zu einem bunten Programm waren haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende aus den<br />
Gemeinden. Die Referate und Mitarbeitenden des Kreiskirchenamtes hatten einen Markt der<br />
Möglichkeiten vorbereitet, und den 400 Gästen wurde eine „Checkliste Gastfreundschaft“<br />
vorgestellt. Sie soll helfen den Grundgedanken unserer Konzeption griffig zu machen:<br />
einladend, gastfreundlich und inspirierend wollen wir im <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Unna</strong> sein. Das ist<br />
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eine missionarische Haltung, die die Bedürfnisse der Menschen ernst nimmt. Sie richtet den<br />
Blick nach außen, zu denen, die ihre Beziehung zur Kirche auf Distanz leben. Sie geben uns<br />
wertvolle Impulse und stehen für Kooperationen bereit.<br />
Der Steuerungsgruppe, die diesen Tag vorbereitet hat, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.<br />
Sie arbeitet weiter. Sie freut sich auf Einladungen in die Gemeinden, entwickelt, wie auf der<br />
letzten <strong>Sommersynode</strong> angeregt, einen Image-Flyer des <strong>Kirchenkreis</strong>es und plant weitere<br />
Veranstaltungen. Wir überreichen Ihnen heute auch die Konzeptionen der Fachbereiche und<br />
der Verwaltung. Der Leitgedanke der Gastfreundschaft ist auch hier durchbuchstabiert.<br />
1.2. Mitgliederorientierung – Ziel unserer Konzeption<br />
Eine große Gefahr, unter der wir als Kirche stehen, ist die der Selbstgenügsamkeit.<br />
Soziologen stellen eine Milieuverengung fest. Mit den Angeboten auf der Ebene der Parochie<br />
erreichen wir nur 15-20% unserer Mitglieder. – Und die Basis unserer Mitgliedschaft<br />
schrumpft kontinuierlich.<br />
Da ist es gut zu wissen, dass wir in <strong>Unna</strong> z.B. acht kreiskirchliche Pfarrstellen für den<br />
Religionsunterricht an Schulen haben, und dass insgesamt fünf Pfarrerinnen und neun Pfarrer<br />
im Schulbereich tätig sind. Sie haben eine doppelte Mission: den Schülerinnen und Schülern<br />
aus allen gesellschaftlichen Milieus Grundlagen des christlichen Glaubens zu vermitteln und<br />
den Gemeinden Einblicke zu geben in die Lebenswelten Schule und berufliche Ausbildung.<br />
Die Schulpfarrer und -pfarrerinnen erleben sich als Repräsentanten von Kirche in einer<br />
multireligiösen Umwelt. Sie gestalten das Zusammenleben von Schülerinnen und Schülern<br />
muslimischen und christlichen Glaubens maßgeblich mit. So beteiligen wir uns als Kirche an<br />
der wichtigen Aufgabe der Integration, die unserem Bildungssystem heute obliegt.<br />
Der Religionsunterricht an Schulen wird ebenso wie die Kindertageseinrichtungen und die<br />
diakonischen Angebote zu weiten Teilen öffentlich refinanziert. Das heißt doch, unsere<br />
Gesellschaft hat ein hohes Interesse daran, dass wir als evangelische Kirche in diesen<br />
Bereichen tätig sind. Das ist eine gegenüber anderen Ländern privilegierte Situation, die wir<br />
nicht hoch genug einschätzen können.<br />
Wir haben in unserer Konzeption ein ausgewogenes Verhältnis der gemeindlichen und<br />
synodalen Ebene festgeschrieben und Vernetzung aller Bereiche gefordert. Dies verstehen wir<br />
als strukturelle Absicherung einer größtmöglichen Mitgliederorientierung, wie die EKvW sie<br />
in ihrer Handreichung, die hilfreiche Impulse und konkrete Anregungen für die Praxis enthält,<br />
fordert.<br />
1.3. Gender mainstreaming – eine notwendige Dimension<br />
Auch wenn Sie dieser englische Begriff ärgert, die Sache, um die es geht, teilen Sie<br />
hoffentlich alle. Denn sie ist altbekannt und vertraut: Männer und Frauen leben mit<br />
unterschiedlichen Prägungen, Bedürfnissen und Rollen. In unserer Kirche verfolgen wir – wie<br />
in der Gesellschaft – seit langem das Prinzip der Gleichberechtigung. Gleiche Rechte für alle<br />
führen aber nicht automatisch zu einer gleichen Beteiligung, solange die Startchancen<br />
unterschiedlich sind.<br />
Das wissen wir. Und wir wissen auch, dass Frauen in Leitungsaufgaben immer noch<br />
unterrepräsentiert sind, dass Frauen immer noch im Durchschnitt weniger verdienen als<br />
Männer, dass Altersarmut weiblich ist, und dass der Anteil der alleinerziehenden Frauen unter<br />
den Hartz-IV-Empfängerinnen besonders hoch ist. Gleichzeitig nehmen wir wahr, dass Väter<br />
in der Erziehung von Kindern immer noch unterrepräsentiert sind, dass mehr Jungen als<br />
Mädchen in der Schule versagen und im Nichts landen, dass besonders die männlichen<br />
Jugendlichen mit Migrationshintergrund Probleme haben und machen, usw.<br />
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Hierauf besonderes Augenmerk zu richten, ist Bestreben des gender mainstreaming. Es geht<br />
z.B. davon aus, dass alle Beschlüsse, die Gremien fassen, daraufhin überprüft werden müssen,<br />
inwiefern sie Männer und Frauen, bzw. Mädchen und Jungen betreffen, und ob ihre<br />
unterschiedlichen Voraussetzungen und Interessen dabei angemessen berücksichtigt sind.<br />
Wohlgemerkt geht es dabei nicht einseitig um Frauen-, sondern auch um Männerförderung,<br />
z.B. bei der Frage, wie der Anteil von Männern in pädagogischen Berufen erhöht werden<br />
kann.<br />
Wir haben im KSV vor zwei Jahren gender mainstreaming als Leitungsaufgabe beschlossen<br />
und alle synodalen Ausschüsse dazu aufgefordert, sich die Grundlagen anzueignen und<br />
zukünftig danach zu verfahren. Die Auswertung dazu hat ergeben, dass wir da noch sehr<br />
zögerlich auf dem Weg sind. Aber immerhin schärft das Wort, wenn es fällt, den Blick für<br />
Geschlechtergerechtigkeit, und ich hoffe, dass unsere Sensibilität für diese Fragen stetig<br />
steigt. Dem Gender-Kompetenzteam gehören neben mir Synodalassessor Böcker,<br />
Frauenbeauftragte Markmann und Männerbeauftragter Heckmann an.<br />
1.4. Seelsorge – Muttersprache der Kirche<br />
Im März <strong>08</strong> hat der KSV erstmals einen Schwerpunktbesuch in einem synodalen Arbeitsfeld<br />
durchgeführt. Angeregt, vorbereitet und begleitet wurde dieser Besuch vom FB II Diakonie<br />
und Seelsorge. Bei diesem Schwerpunktbesuch bekamen die KSV- und<br />
Fachbereichsmitglieder Einblicke in pastorale Handlungsfelder und hatten die Gelegenheit<br />
mit Theologen und Theologinnen über die Konzeptionen ihrer Aufgabengebiete zu<br />
diskutieren. Sie waren zu Gast in anderen Institutionen (Krankenhäusern, Altenheimen,<br />
Rettungswache) und bekamen Einblicke in die Strukturen verschiedener Häuser. Damit<br />
verbunden waren wertvolle Erfahrungen, die den Blick über den Horizont der Parochie hinaus<br />
weiteten. Die Besuche und Gespräche waren für alle Beteiligten ein großer Gewinn. Die<br />
Besuchenden haben durchweg fachkompetente Pfarrerinnen und Pfarrer angetroffen, die mit<br />
viel Liebe und großer Überzeugung im Seelsorgebereich tätig sind. Beeindruckt waren sie von<br />
dem hohen Engagement und fachlichen Niveau der ehrenamtlich Tätigen.<br />
Es ist deutlich geworden, dass der seelsorgliche Auftrag der Kirche nur durch ein weit<br />
verzweigtes Netz unterschiedlichster Angebote erfüllt werden kann, die es zu erhalten und<br />
ständig weiter zu entwickeln gilt. Diesen Austausch sollten wir pflegen, nicht nur zwischen<br />
synodalen Diensten und KSV bzw. Fachbereich, sondern auch zwischen synodalen Diensten<br />
und Kirchengemeinden bzw. Presbyterien. Im nächsten Frühjahr möchte der KSV zusammen<br />
mit dem FB III Kinder und Jugend die Schulpfarrerinnen und –pfarrer besuchen.<br />
2. Wir gehen aufeinander zu<br />
2.1. Visitationen<br />
Was bedeutet es im täglichen Lebensvollzug einer Gemeinde, sich an den „Worten des<br />
ewigen Lebens“ zu orientieren? Dieser Frage gehen wir bei den Visitationen intensiv nach.<br />
Mitglieder verschiedener Gemeinden des <strong>Kirchenkreis</strong>es und der KSV fragen zusammen mit<br />
der visitierten Gemeinde nach den Wurzeln und Prägungen einer Gemeinde, betrachten die<br />
Gegenwart und reflektieren die Ziele und Perspektiven. Dabei kommt vor allem das Gute und<br />
Gelingende in den Blick – oft zur eigenen Überraschung der visitierten Gemeinde. So kann<br />
dieses uralte kirchliche Instrument der Motivation und Wertschätzung einer Gemeinde und<br />
ihrer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden dienen und ein Gefühl dafür vermitteln, dass<br />
wir Teil einer Gemeinschaft sind, die sich gegenseitig trägt und Freud und Leid teilt. Solche<br />
Ermutigung tut gut. Sie ist „himmlische Speise“, die den Blick lenkt auf das Haupt der<br />
Kirche, Jesus Christus, und gleichzeitig Kraft gibt für die sichtbaren alltäglichen<br />
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Herausforderungen. Vom jetzigen KSV wurden bisher die Gemeinden Dellwig und Frömern,<br />
die beiden Königsborner Gemeinden Christus und Paul-Gerhardt sowie die Kirchengemeinde<br />
<strong>Unna</strong> visitiert. Es folgen Holzwickede und Opherdicke (Okt.<strong>08</strong>) sowie Hemmerde-Lünern<br />
(Herbst 09).<br />
2.2. Qualität im Pfarrberuf<br />
Auch wenn zum Selbstverständnis evangelischer Kirche das „Priestertum aller Glaubenden“<br />
gehört, kommt den Pfarrerinnen und Pfarrern eine Schlüsselfunktion zu. Durch die Ordination<br />
sind sie zur öffentlichen Wortverkündigung berufen. Als leitende Mitarbeitende tragen sie ein<br />
besonders hohes Maß an Verantwortung für die Erfüllung des kirchlichen Auftrags.<br />
Als Kirche haben wir eine Fürsorgepflicht für unsere Pfarrerinnen und Pfarrer. Ich nehme sie<br />
wahr, indem ich regelmäßig, nämlich alle zwei Jahre, mit jedem Pfarrer und jeder Pfarrerin<br />
ein RMG (regelmäßiges Mitarbeitendengespräch) führe. Hierin geht es vor allem um<br />
Wahrnehmung und Wertschätzung. Die Pfarrerinnen und Pfarrer können im geschützten<br />
Raum ihre Erfolge und Misserfolge reflektieren, sie bekommen ein Feedback und vereinbaren<br />
Ziele, die sowohl der persönlichen Weiterentwicklung als auch der Weiterentwicklung ihres<br />
Arbeitsfeldes dienen. Einen Teil der RMG habe ich an die Vorsitzenden der<br />
Fachbereichsausschüsse delegiert.<br />
Der Förderung einer Feedbackkultur dient auch das 10-Jahres-Gespräch, dessen Einführung<br />
von der Landessynode 2006 beschlossen wurde. Es sieht vor, dass Presbyterien unter der<br />
Leitung der Superintendentin mit ihren Pfarrerinnen und Pfarrern ein Gespräch über ihre<br />
Arbeit und die Entwicklungen der Gemeinde führen, wenn sie 10 Jahre im Amt sind. Im<br />
Herbst wird der Leitfaden dazu erscheinen. Dann werde ich mit den betroffenen Pfarrern und<br />
Presbyterien Termine verabreden.<br />
Nach den Ferien startet im Gestaltungsraum das Angebot der kollegialen Beratung. Hierzu<br />
finden sich Kleingruppen zusammen, die Fallbesprechungen durchführen und gemeinsam an<br />
den Fragen arbeiten, die im Berufsalltag unter den Nägeln brennen. Eine hohe Qualität von<br />
Gottesdienst, Amtshandlungen etc. wird mehr und mehr nachgefragt. Dies erfordert intensive<br />
Fortbildung. Der oft anstrengende und belastende Alltag eines Pfarrers oder einer Pfarrerin<br />
muss genügend Raum lassen für Spiritualität, Reflexion und Fortbildung.<br />
2.3. Gestaltungsraum<br />
In der Reformvorlage des Jahres 2000 „Kirche mit Zukunft – Zielorientierungen für die<br />
Evangelische Kirche von Westfalen“ wird erstmals der Begriff des Gestaltungsraums<br />
eingeführt. In der Begründung heißt es: „Auf allen Ebenen sollen die Mitglieder mit einem<br />
Grundangebot und differenzierten Angeboten erreicht werden. Dieses kann von kleinen<br />
Einheiten und von ‚Einzelkämpfern’ nicht geleistet werden. Daher müssen Wege der<br />
Vernetzung und Kooperation von Gemeinden und <strong>Kirchenkreis</strong>en gesucht werden.“ (S.70)<br />
Innerhalb eines Gestaltungsraums - so die weiteren Ausführungen dazu - lassen sich drei<br />
verschiedene Formen der Zusammenarbeit formulieren, die einer aufsteigenden Reihe von<br />
Koordination über Kooperation bis hin zur Fusion folgen.<br />
Ein <strong>Kirchenkreis</strong> muss aus eigener finanzieller und personeller Kraft die Aufgaben Diakonie,<br />
gemeinsame Dienste (Bildung) und Verwaltung erbringen können. Die Zusammenarbeit im<br />
Gestaltungsraum dient dazu sicher zu stellen, dass diese Aufgaben auch in Zukunft von der<br />
Mittelebene wahrgenommen werden können und nicht etwa auf die landeskirchliche Ebene<br />
delegiert werden.<br />
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2.4. Diakonie<br />
Unser Diakonisches Werk haben wir zum 1. April 2006 in einen Verbund mit dem DW<br />
Hamm und dem DW Arnsberg-Soest (GR 6) gegeben und zum 1.Januar 20<strong>08</strong> zur Diakonie<br />
Ruhr-Hellweg fusioniert. Dass es so schnell zur Fusion kommt, war bei der Verbund-Bildung<br />
noch nicht im Blick. Die Entwicklungen bestätigen uns aber darin, dass diese Entscheidung<br />
richtig war.<br />
In der vorigen Woche hatten wir im KSV ein Gespräch mit Diakoniepfarrer Höroldt und dem<br />
FB II. Zur Erinnerung: die hauptamtliche Diakoniepfarrstelle wurde erst vor 5 ½ Jahren<br />
eingerichtet. Damals war die Aufgabe dieser Stelle, die diakonischen Vereine zu einem DW<br />
<strong>Unna</strong> zusammenzuführen und es weiter zu entwickeln, Vorstandstätigkeit im DW zu<br />
übernehmen und ansonsten als Diakoniebeauftragter die Gemeinden bei der Ausübung ihrer<br />
diakonischen Verantwortung zu unterstützen. Der finanzielle Druck, unter dem die<br />
diakonischen Bereiche im KK <strong>Unna</strong> standen, und das überraschende Ausscheiden des<br />
kaufmännischen Vorstands führten dazu, dass Pfr. Höroldt schon zum 1.1.2006 die<br />
Vorstandsverantwortung an Johannes Schäfer übergeben musste. Er hat ein wirtschaftlich<br />
intaktes DW übergeben und damit einen wichtigen Grundstein für die erfolgreiche<br />
Entwicklung des Verbundes, jetzt Diakonie Ruhr-Hellweg e.V., gelegt. Dafür seien ihm auch<br />
an dieser Stelle Dank und Anerkennung ausgesprochen. Durch die Überführung ihres<br />
Hauptarbeitsbereichs in den Verbund wurde aber die Basis der Diakoniepfarrstelle<br />
beschnitten. Hans Höroldt hat die Konsequenz daraus gezogen, indem er sich auf eine andere<br />
– für ihn attraktivere – Pfarrstelle im Rheinland bewarb. Vor der Wiederbesetzung der Stelle,<br />
die nach dem Willen der Synode ja als 100%-Pfarrstelle erhalten bleiben soll, möchte der<br />
KSV nun zusammen mit dem FB II das Anforderungsprofil neu beschreiben. Dabei werden<br />
auch die gemeinsamen Herausforderungen im Gestaltungsraum in den Blick kommen.<br />
Durch die Zusammenlegung mit den Diakonischen Werken Hamm und Arnsberg/Soest<br />
konnten die Altenpflegeseminare konsolidiert und der Betreuungsverein ausgebaut werden. Er<br />
wurde mit den Betreuungsvereinen in Soest und Lippstadt zusammengelegt. Der Bereich<br />
Arbeit und Lernen erfuhr eine enorme Weiterentwicklung und ist heute eine eigenständige<br />
gGmbH. Die Diakoniestationen GmbH verhandelt mit dem Evangelischen Krankenhaus<br />
<strong>Unna</strong> über eine Übernahme der ambulanten Pflege. Die Beratungsdienste erfuhren durch die<br />
Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen Arnsberg/Soest eine Stärkung. Der Prozess zur<br />
Zusammenführung der gesamten Drogen- und Suchthilfe im Kreis <strong>Unna</strong> innerhalb einer<br />
gGmbH scheint bald abgeschlossen zu sein und soll nun zum 1.1.2009 zur Gründung<br />
kommen. Die Diakonie Ruhr-Hellweg ist Mehrheitsgesellschafter und übernimmt die<br />
Geschäftsführung. Im Juli wird der Umbau des Bodelschwinghhauses in Bergkamen<br />
abgeschlossen sein. Damit entsteht ein wichtiges Diakoniezentrum. Auf der Nordseeinsel<br />
Spiekeroog entsteht eine neue Diakonie Freizeitzentrum gGmbH mit einer Gesamtinvestition<br />
von 4,5 Mio Euro. Unser Partner aus der Wirtschaft, ein Reeder aus Bremen, übernimmt<br />
davon 3 Mio. Euro. So entstehen in zwei benachbarten Häusern 138 Plätze für Kinder und<br />
Jugendliche, und in 13 Ferienwohnungen können 51 Personen Urlaub verbringen. In der<br />
Diakonie Ruhr-Hellweg sind insgesamt 659 Mitarbeitende beschäftigt, davon 140 in <strong>Unna</strong>, 54<br />
in Hamm und 465 In Arnsberg/Soest.<br />
Bei all diesen erfreulichen Entwicklungen bleibt Diakonie Grundaufgabe der Gemeinde.<br />
Einige Kirchengemeinden (Fröndenberg und Bausenhagen, Holzwickede und Opherdicke)<br />
haben die notwendige Verknüpfung des ehrenamtlichen diakonischen Engagements mit der<br />
institutionalisierten Diakonie erkannt und mit einem „Jahr der Diakonie“ Wesentliches<br />
angestoßen. Auch die kirchenkreisweite Initiative „Zeit als Geschenk“ hat die Gestaltung der<br />
Übergänge zwischen haupt- und ehrenamtlicher Diakonie im Blick.<br />
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Dass die diakonischen Strukturen in ihrer rasanten Weiterentwicklung und die behäbigeren<br />
kirchlichen Strukturen dabei manches Mal auch in konfliktreiche Auseinandersetzungen<br />
geraten, sei hier auch nicht verschwiegen. Das ist übrigens kein neues Thema, sondern<br />
mindestens seit Johann Hinrich Wichern, dem Begründer der neuzeitlichen Diakonie, Realität.<br />
In diesem Jahr gedenken wir seines 200. Geburtstags. Auf die Auseinandersetzungen, die wir<br />
beim Umbau unserer diakonischen Arbeit untereinander und mit den <strong>Kirchenkreis</strong>en Hamm<br />
und Arnsberg/Soest geführt haben, möchte ich nicht verzichten. Die Diakonie ist der Stachel<br />
im Fleisch der Kirche. Sie mahnt uns, dass wir nicht nur zum Predigen, sondern auch zum<br />
Handeln an allen Menschen gerufen sind.<br />
2.5. Gemeinsame Dienste<br />
Für die Referate und synodalen Dienste gibt es noch keine strukturell geklärte Form der<br />
Koordination oder Kooperation im Gestaltungsraum. Alle Referenten und Referentinnen sind<br />
aufgefordert, so gut wie möglich zusammenzuarbeiten, und dies geschieht auch in vielen<br />
Bereichen. Aber es gibt noch keine KSV- oder Synodenbeschlüsse, die Ziele beschreiben,<br />
eine verbindliche Form der Zusammenarbeit festlegen und einen Stufenplan entwickeln.<br />
Dabei gibt es viele Anknüpfungspunkte. Im Bereich Kinder und Jugend haben sich unsere<br />
Referate zusammengetan und ein Qualifizierungsangebot für Leitungen von Familienzentren<br />
entwickelt („Bildungswerk“). Das ist innovativ und hat eine Ausstrahlung über den<br />
<strong>Kirchenkreis</strong> hinaus. Im Bereich der Offenen Ganztagsbetreuung sind wir wie der<br />
<strong>Kirchenkreis</strong> Hamm gut vertreten und könnten hier Weiterentwicklungen gemeinsam<br />
angehen. Ein Pendant zu unserem Kindergartenwerk besteht jetzt auch in Hamm. Da drängt<br />
sich die Frage der zukünftigen Zusammenarbeit förmlich auf.<br />
2.6. Verwaltung<br />
Mit viel Energie haben beide <strong>Kirchenkreis</strong>e versucht über das Thema „gemeinsame<br />
Verwaltung“ einen Zugang zueinander zu finden. So haben die Synoden nach etlichen<br />
Vorüberlegungen im Sommer letzten Jahres einen Prüfauftrag erteilt. Mit Begleitung der<br />
Firma Confidaris sollte eine Arbeitsgruppe klären, „ob und gegebenenfalls wie die<br />
Verwaltungen so zusammenzuführen sind, dass nachhaltige Synergieeffekte damit verbunden<br />
sind“.<br />
Über den Arbeitsgruppenprozess habe ich der Synode zuletzt im Herbst 2007 berichtet. In der<br />
Zwischenzeit hat der KSV <strong>Unna</strong> den stellvertretenden Verwaltungsleiter Thomas Sauerwein<br />
zum Nachfolger für Vwl. Hans-Georg Klohn berufen, der zum 31.7.<strong>08</strong> aus dem aktiven<br />
Dienst ausscheidet. Dies geschah aus der Erkenntnis heraus, dass das zeitliche Ziel –<br />
Beschlussfassung im Sommer <strong>08</strong>, Umsetzung einer gemeinsamen Verwaltung zum 1.1.09 –<br />
nicht einzuhalten ist, das Tagesgeschäft in <strong>Unna</strong> aber weiterlaufen muss. Herr Sauerwein<br />
wurde ausdrücklich mit der Maßgabe berufen, die Zusammenführung der beiden<br />
Verwaltungen im GR voranzutreiben. Die Abteilungsleiterstelle Zentrale Dienste, die er<br />
bisher innehatte, wird nicht nachbesetzt. Der Bereich wird neu geordnet.<br />
In der AG wurden in der Zwischenzeit die Standortfrage und die Leitungsfrage einer<br />
zukünftigen gemeinsamen Verwaltung diskutiert. Ebenso wurde die Frage der synodalen<br />
Dienste mit der Standortfrage verknüpft. Es kam hier aber zu keinem einhelligen Ergebnis.<br />
Am 11.2.<strong>08</strong> fand eine gemeinsame KSV-Sitzung statt, in der beide KSV die Situation<br />
analysierten. Ergebnis der gemeinsamen Sitzung war:<br />
(1) Es gibt keine Alternative zum GR 5.<br />
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(2) Beide <strong>Kirchenkreis</strong>e sind in etwa gleich groß und gleich leistungsstark. Darum muss<br />
jedes einzelne Arbeitsfeld auf Möglichkeiten der Zusammenarbeit und dadurch zu<br />
erzielender Leistungssteigerung abgeklopft werden.<br />
(3) Ziel ist eine wachsende Zusammenarbeit im Bereich der Verwaltung und der<br />
synodalen Dienste. Dadurch ist die Dienstleistungsqualität der Verwaltungen zu<br />
optimieren und sind die gemeinsamen Dienste langfristig abzusichern.<br />
(4) Es ist eine Organisationsform zu finden, die dies zunächst bei Wahrung der<br />
Eigenständigkeit der <strong>Kirchenkreis</strong>e ermöglicht.<br />
(5) Die AG gemeinsame Verwaltung ruht bis September <strong>08</strong>. Das Moratorium wird<br />
genutzt, um sich über eine Präzisierung des Auftrags an die AG zu verständigen.<br />
(6) Den Kreissynoden soll im Sommer 09 (spätestens Herbstsynode 09) ein<br />
entscheidungsreifes Konzept vorgelegt werden.<br />
Nach verschiedenen Gesprächen hat der KSV <strong>Unna</strong> am 26.5.<strong>08</strong> Sup.in Muhr-Nelson und den<br />
zukünftigen Vwl. Sauerwein beauftragt in Zusammenarbeit mit Sup. Schuch und Vwl.<br />
Disselhoff eine Neubestimmung des Auftrags für die AG zu entwickeln. Diese soll von<br />
beiden KSV beschlossen werden, bevor die AG im Herbst ihre Arbeit wieder aufnimmt. Die<br />
Grundtendenz des von den Synoden erteilten Auftrags bleibt dabei bestehen.<br />
In dem bisherigen Prozess ist folgendes deutlich geworden:<br />
(1) Die Frage der gemeinsamen Leitung ist nicht so einfach zu entscheiden, vielmehr ist<br />
dahin noch ein längerer vertrauensbildender Prozess zurückzulegen.<br />
(2) Die Beibehaltung der zwei Standorte wirft die Frage auf, ob die optimale<br />
Leistungsfähigkeit einer Verwaltung gegeben ist, wenn sich nicht alle Abteilungen<br />
und der abrechnungs- und personalintensive Teil der gemeinsamen Dienste an einem<br />
Standort befinden.<br />
(3) Wollen wir die gute Arbeit der synodalen Dienste in beiden <strong>Kirchenkreis</strong>en mittel- bis<br />
langfristig absichern, muss ihre Weiterentwicklung in den Prozess mit einbezogen<br />
werden.<br />
Sie sehen, liebe Synodale, es sind noch einige Hürden in diesem Prozess zu nehmen.<br />
Vielleicht werden wir Ihnen auch im nächsten Sommer kein fertiges Konzept vorlegen<br />
können, sondern eher einen Mehr-Stufen-Plan, der eine schrittweise Intensivierung der<br />
Zusammenarbeit der <strong>Kirchenkreis</strong>e <strong>Unna</strong> und Hamm in den Bereichen Gemeinsame Dienste<br />
und Verwaltung vorsieht.<br />
Bis dahin müssen noch viele Gespräche mit Hamm geführt werden. Mir liegt aber daran, dass<br />
wir in einen kommunikativen Prozess kommen, in dem wir uns auch über unsere Visionen und<br />
unser Verständnis von Kirche-Sein austauschen und uns in unserer Unterschiedlichkeit<br />
respektieren.<br />
Wir machen es uns nicht leicht. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe – sowohl die aus <strong>Unna</strong>, als<br />
auch die aus Hamm - identifizieren sich mit ihrem <strong>Kirchenkreis</strong> und mit ihrer Arbeit. Daher<br />
stehen alle Ideen nicht nur auf dem sachlichen, sondern auch auf dem emotionalen Prüfstand.<br />
Ich bin aber der Überzeugung, dass sich die Verlangsamung des Prozesses, die wir uns durch<br />
eine ausführliche Analyse der Widerstände einhandeln, am Ende auszahlt, und bitte somit um<br />
Ihr Verständnis für diese Vorgehensweise.<br />
An dieser Stelle danke ich ausdrücklich den Mitgliedern der Arbeitsgruppe für ihre engagierte<br />
Mitarbeit. Es sind dies außer mir Vwl. Klohn, die Abteilungsleiter Kunze und Sauerwein,<br />
Pfarrerin Markmann als Gleichstellungsbeauftragte, Gemeindepfarrerin Mensing sowie<br />
Synodalältester Vittinghoff.<br />
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3. Wir gehen auf das Reich Gottes zu<br />
3.1. Jahresthema „Gerechtigkeit“<br />
Das Thema, unter das wir dieses Jahr 20<strong>08</strong> gestellt haben, ist in der Öffentlichkeit auf große<br />
Resonanz gestoßen. Politikerinnen und Politiker nahmen wahr, dass wir als Kirche nicht<br />
schweigen wollen zu gesellschaftlichen Missständen und äußerten sich anerkennend, ja, sie<br />
fordern von uns ein verstärktes Eintreten für die Schwachen. Wir müssen den Finger in die<br />
Wunden legen und zum Wohl der Menschen und zur Ehre Gottes Menschenwürde einfordern<br />
für jede Frau und jeden Mann – und jedes Kind - auf diesem Planeten.<br />
Im Februar fand im Haus der Kirche ein gut besuchtes hearing mit Politikern und Vertretern<br />
der Wohlfahrtsverbände zum Thema „Armut“ statt, das vom Sozialausschuss vor- und<br />
nachbereitet wurde. Es tat gut zu erleben, wie sich parteiübergreifend Kommunal-, Landes-<br />
und Bundespolitikerinnen und –politiker aus unserer Region darauf eingelassen haben,<br />
Fallbeispiele anzuhören und gemeinsam Ursachen für prekäre Einzelschicksale zu analysieren<br />
und nach Problemlösungen zu suchen. Im Herbst soll eine öffentliche Veranstaltung zu<br />
diesem Themenkomplex folgen. Gedacht ist an den Buß- und Bettag.<br />
Im April war im Rahmen der ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt die<br />
Ausstellung gegen häusliche Gewalt „Rosenstraße 76“ in der Stadtkirche <strong>Unna</strong> zu Gast. Sie<br />
stieß auf außergewöhnlich hohes Interesse. Das Thema häusliche Gewalt verschweigen wir<br />
gerne, und doch ist es häufig Ursache für lebenslange Beeinträchtigungen der Betroffenen,<br />
deren Zahl erschreckend hoch ist.<br />
Im Mai stand der afrikanische Kontinent im Mittelpunkt. Durch Partnerschaften nach<br />
Tansania, Ghana und Namibia sind viele hier im <strong>Kirchenkreis</strong> mit den Sorgen unserer Brüder<br />
und Schwestern dort vertraut. Es fehlt der einfachen Bevölkerung dort an den<br />
grundlegendsten Lebensvoraussetzungen. Trockenheit und Korruption kommen erschwerend<br />
hinzu, dazu die mangelhafte medizinische Versorgung sowie die HIV/Aids-Pandemie. -<br />
Dennoch leben die afrikanischen Christen ihren Glauben mit einer beschämend fröhlichen<br />
und ansteckenden Gastfreundschaft.<br />
Zur Zeit findet übrigens die Generalversammlung der VEM auf Borkum statt, zu der auch<br />
„unser“ leitender Bischof der lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) Alex Malasusa<br />
angereist ist. Ende Juni fährt eine Jugendgruppe aus der Kirchengemeinde Fröndenberg und<br />
Bausenhagen nach Dar es Salaam. Im Juli geht Familie Görler für ein Jahr im Auftrag der<br />
VEM nach Bukoba/Tansania und im September reist eine Delegation, bestehend aus<br />
Vertreterinnen der Kirchengemeinden Dellwig und Hemmerde-Lünern sowie Werner Döpke<br />
für Heeren-Werve und den <strong>Kirchenkreis</strong>, Pfarrerin Heßler und mir nach Dar es Salaam, um<br />
den Partnerschaftsgedanken zu vertiefen und weiter zu entwickeln.<br />
Die Kirchen in Asien und Afrika konfrontieren uns mit den ungerechten Strukturen und<br />
Verhaltensweisen in dieser Welt, einer Welt „der globalen Apartheid, in der 15 Prozent der<br />
Weltbevölkerung 78 Prozent des Einkommens bekommen“ (Globalisierung gestalten, S.28). Die<br />
direkte Begegnung öffnet die Augen dafür, dass wir als Teil der noch nicht erlösten Welt<br />
schuldig sind. Dafür bitten wir um Vergebung und vertrauen auf Vergebung. Deshalb<br />
brauchen wir uns nicht entmutigen und mundtot machen zu lassen.<br />
Jetzt im Juni nehmen wir uns des Themas „Klimawandel/Bewahrung der Schöpfung“ an. Ich<br />
freue mich, dass es jetzt einen synodalen Arbeitskreis Schöpfungsbewahrung gibt, in dem vor<br />
allem Grüne-Hahn-Gemeinden vertreten sind. Er ist noch offen für weitere Interessierte.<br />
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Im Moment beschäftigt er sich vor allem mit dem Projekt „nachhaltige Beschaffung“, in das<br />
wir als <strong>Kirchenkreis</strong> eingestiegen sind. Bei diesem bundesweiten Projekt geht es darum, alle<br />
Materialien, angefangen vom Papier über Kaffee und Putzmittel bis hin zu Energie,<br />
Baumaterialien und den Verträgen mit Dienstleistungsunternehmen (z.B. Post) einer<br />
kritischen Prüfung nach ökologischen und sozial verträglichen Gesichtspunkten zu<br />
unterziehen. Denn mit unserem Verhalten als Verbraucher und Verbraucherinnen können wir<br />
wesentlichen Einfluss auf die angebotenen Produkte nehmen. <strong>Unna</strong> ist zusammen mit<br />
Recklinghausen Testregion. Wir fangen an mit unserem Kreiskirchenamt. Es wäre schön,<br />
wenn auch viele Gemeinden sich diesem Projekt anschließen würden.<br />
Die weiteren Monatsthemen verrate ich nicht. – Schauen Sie selbst nach auf unserer<br />
homepage www.kirchenkreis-unna.de!<br />
3.2. Kinderarmut<br />
Unsere Mitarbeiterinnen in Kitas und OGS haben sie täglich vor Augen. Sie schwankt von<br />
20% im Süden bis zu 50% im Norden: die Kinderarmut. 25% der Kinder in der OGS in <strong>Unna</strong>,<br />
Kamen und Fröndenberg erhalten Landeszuschüsse fürs Mittagessen. In Bergkamen sind es<br />
weitaus mehr. Die Stadt tut selbst noch einen Anteil dazu. In <strong>Unna</strong> unterstützt der Verein<br />
„Aktion für Kinder in <strong>Unna</strong>" zusätzlich noch 40 Kinder mit der Hälfte des Essensbeitrages.<br />
Aus unserem Fonds „Kein leerer Teller“ wurden im letzten Schuljahr insgesamt 23 Kinder<br />
mit einer Gesamthöhe von 2.900,00 € gefördert. Den sieben Gemeinden, die<br />
Klingelbeutelgelder für den Fonds zur Verfügung gestellt haben, danke ich herzlich. Auch<br />
wenn der Fonds aufgrund mehrerer Einzelspenden z.Zt. noch gut gefüllt ist, freuen wir uns,<br />
wenn die übrigen ihren Beitrag noch überweisen. Gut, dass wir diese Mittel haben! Wir<br />
können damit ein Zeichen setzen. Kein Kind darf ausgeschlossen werden. Alle, besonders die<br />
benachteiligten, brauchen Zuwendung und eine optimale Förderung, damit sie ihre Gaben<br />
entfalten können, denn alle sind Gottes Kinder.<br />
Das Mittagessen ist nur ein bescheidener Beitrag. Die EKvW startet direkt nach den<br />
Sommerferien eine Kampagne gegen Kinderarmut, um öffentliche Aufmerksamkeit auf<br />
dieses Skandalon in unserem Land zu lenken und um alle gesellschaftlichen Kräfte zu<br />
mobilisieren, etwas dagegen zu tun. Ich bitte Sie diese Kampagne sehr aufmerksam zu<br />
verfolgen und die Bausteine für Ihre Aktivitäten vor Ort zu nutzen. Denn sie gelingt nur,<br />
wenn wir alle uns daran beteiligen. Denn wir alle sind Kirche, und nur gemeinsam sind wir<br />
stark!<br />
Jesus verheißt das Reich Gottes. Das sind seine Worte des ewigen Lebens, die den Blick zum<br />
Himmel lenken. Gleichzeitig predigt er: „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Und:<br />
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Reich Gottes nicht erlangen.“ Damit<br />
erdet er den Himmel und gibt der Verheißung des Lebens Hand und Fuß und Gesicht, das<br />
Gesicht eines Kindes irgendwo auf der Welt.<br />
Das rührt das Herz an und fordert auf zum Handeln. Es gibt uns auch die Kraft, uns nicht mit<br />
den Zuständen dieser Welt abzufinden. Wir wissen, dass wir berufen sind zu himmlischer<br />
Gerechtigkeit. Und diese Perspektive der Hoffnung drängt uns schon jetzt zu Schritten auf<br />
dem Weg.<br />
<strong>Unna</strong>, den 11.6.20<strong>08</strong> Annette Muhr-Nelson, Sup.in<br />
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