Mähdreschereinstellung anpassen
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52 Technik BAUERNBLATT l 6. Juli 2013 ■<br />
Die Rapsernte steht bald an<br />
<strong>Mähdreschereinstellung</strong> <strong>anpassen</strong><br />
Raps zeichnet sich seit einigen Jahren<br />
durch eine zunehmende Sortenvielfalt<br />
aus. Entsprechend sind<br />
seine physikalischen Eigenschaften<br />
unterschiedlicher als die von<br />
Getreide. Demzufolge ist eine an<br />
die jeweiligen Erntebedingungen<br />
angepasste <strong>Mähdreschereinstellung</strong><br />
unbedingt erforderlich, um<br />
Arbeitsleistung und Arbeitsqualität<br />
zu maximieren. Nachfolgend<br />
wird gezeigt, wie.<br />
Grundsätzlich gilt für die Rapsernte:<br />
„So lange warten und so hoch<br />
mähen wie möglich“. Werdies nicht<br />
realisiert, schafft sich mehrere Probleme<br />
gleichzeitig:<br />
● Er verzichtet auf Ertrag, wenn die<br />
unteren Schoten noch grün sind.<br />
Denn diese Schoten werden nicht<br />
gedroschen und verlassen den Mähdrescher<br />
mit dem Stroh.<br />
● Die Kornfeuchte ist erhöht, weil<br />
das Korn teilweise unreif ist und zusätzlich<br />
das Wasser aus dem nassen<br />
Stroh beim Drusch die reifen und<br />
trockenen Körner befeuchtet.<br />
● Das Stroh mit einem Wassergehalt<br />
von häufig mehr als 80 % ist so<br />
feucht und damit so schwer,dass die<br />
Kornabscheidung im Mähdrescher<br />
reduziert wird, sich die Druschleistung<br />
also verringert beziehungsweise<br />
die Körnerverluste erhöhen.<br />
● Das Korn wird unsauberer, wenn<br />
Stücke des schweren Strohs ins Korn<br />
geraten.<br />
Abbildung 1: Gliederung der Dresch- und Trennsysteme nach<br />
dem Gutfluss<br />
Werkbilder: Claas,New Holland<br />
Tangentialfluss<br />
Schüttler-Mähdrescher<br />
● Ein Teil des Kornes kann ins Mark<br />
der grünen Stängel gepresst werden,<br />
sodass sich hierdurch ebenfalls<br />
die Verluste erhöhen.<br />
● Der Gutfluss in der Maschine kann<br />
ungleichmäßig werden, bis hin zu<br />
Verstopfungen am Häcksler.<br />
● Dieselverbrauch und Reparaturkosten<br />
des Mähdreschers erhöhen<br />
sich durch die höhere und ungleichmäßige<br />
Belastung.<br />
Aufnahmeverluste<br />
minimieren<br />
Trotz der zunehmenden Platzfestigkeit<br />
der Schoten ist eine korrekte<br />
Einstellung des Schneidwerkes für<br />
Dresch- und Abscheidesysteme<br />
nach dem Gutfluss<br />
Hybrid-Mähdrescher<br />
Tangential-und Axialfluss<br />
Rotor-Mähdrescher<br />
Axialrotor-Mähdrescher<br />
minimale Aufnahmeverluste und einen<br />
gleichmäßigen Gutflusses notwendig.<br />
Diese beginnt bei der richtigen<br />
Einstellung der Höhe der Einzugsschnecke.<br />
Die Hersteller nennen<br />
hier um 5bis 10 mm höhere Maße<br />
als bei Getreide. Gemessen wird von<br />
der Schneidwerkmulde bis zu den<br />
Schneckenwindungen. Wird die Einzugsschnecke<br />
nicht höhergestellt, so<br />
nimmt sie den Raps weniger gut an,<br />
und es kommt zu ungleichmäßigem<br />
Gutfluss. Außerdem ist das Annahmevermögen<br />
verringert, und es<br />
kommt öfter zu Verstopfungen.<br />
Meistens wird dann mit der Haspel<br />
„nachgeholfen“, wodurch sich die<br />
Aufnahmeverluste erhöhen können.<br />
Es wird häufig unterlassen, die<br />
vom Hersteller für Raps vorgegebene<br />
Höhe der Einzugsschnecke einzustellen;<br />
auch die Abstreifleisten werden<br />
oft nicht an die größere Höhe<br />
angepasst.<br />
Schneidwerke mit konventionellem,<br />
fixem Schneidtisch verursachen<br />
bei falscher Haspeleinstellung vergleichsweise<br />
geringe Aufnahmeverluste.<br />
Der Grund ist die große Tischlänge<br />
von 80 bis über 100 cm je nach<br />
Hersteller. Jegrößer die Tischlänge,<br />
desto weiter kann die Haspel nach<br />
vorne eingestellt werden, ohne Aufnahmeverluste<br />
durch vor dem Messer<br />
auf den Boden fallende Körner<br />
zu verursachen.<br />
In der Länge verstellbare Schneidtische<br />
sogenannter Vario-Schneidwerke<br />
sind dagegen je nach Hersteller<br />
durchaus 20 bis 30 cm kürzer als<br />
Standard-Schneidtische mit Verlängerung.<br />
Hier ist es besonders wichtig,<br />
die Haspel in Nullposition der<br />
Horizontalverstellung zu belassen.<br />
Eine um nur 10 cm nach vorne versetzte<br />
Haspel kann die Aufnahmeverluste<br />
bereits verfünffachen. Deshalb<br />
sollte sie in hinterer Position<br />
verbleiben. Wichtig ist, dass die Haspel<br />
den Gutfluss nur unterstützt<br />
oder gar nicht eingreift, was ein Platzen<br />
der Schoten im Schneidwerk<br />
und damit Aufnahmeverluste vermindert.<br />
Eine korrekt eingestellte<br />
Einzugsschnecke greift den Gutstrom<br />
meist so gleichmäßig, dass auf<br />
Hoher Ertrag und gesunde Pflanzen sowie ein vom Wind niedergedrückter<br />
Bestand bedingen eine sehr schwierige Ernte.<br />
Liegender Raps zwingt zur Aufnahme des gesamten Strohs. Dies reduziert die<br />
Ernteleistung und erfordert eine angepasste <strong>Mähdreschereinstellung</strong>.
■ BAUERNBLATT l 6. Juli 2013<br />
Hybrid-Mähdrescher mit Einstellassistent und -automatik bei der Ernte von Raps mit grünem Stroh.<br />
den Haspeleinsatz fast bis vollständig verzichtet<br />
werden kann.<br />
Bei Schneidwerken mit Förderband-Schneidtisch<br />
(Power-oder Premium-Flow) ist der Gutfluss<br />
umso ungleichmäßiger, je höher der Raps ist.<br />
Dann fallen die Pflanzen nicht mit dem Fruchtstand<br />
voran unter die Einzugsschnecke und können<br />
sogar über die Schnecke hinweggeschoben<br />
werden. Die beiden Hersteller reagieren einerseits<br />
mit zusätzlichen Leitschnecken und andererseits<br />
veränderbaren Übersetzungsverhältnissen<br />
am Bandantrieb auf diese Probleme.<br />
Insgesamt sind die Aufnahmeverluste bei korrekter<br />
Schneidwerkeinstellung vernachlässigbar<br />
gering. Ob überhaupt Aufnahmeverluste gegeben<br />
sind, lässt sich meist an der Anzahl der Körner<br />
auf dem Schneidtisch beziehungsweise auf und<br />
hinter dem Messerbalken erkennen. Liegen im<br />
Bereich hinter dem Messer viele Körner oder häufen<br />
sie sich dort sogar an, so muss die Einstellung<br />
unbedingt korrigiert werden. Dann können<br />
durchaus mehr als 3bis 5gKörner pro Quadratmeter<br />
auf den Boden gefallen sein, immerhin bereits<br />
1%Körnerverluste bei 3bis 5t/ha Ertrag.<br />
Nicht dreschen,<br />
sondern klopfen<br />
Das Dreschwerk wird bei Raps auf sanften<br />
Drusch eingestellt, weil Raps nicht wie Getreide<br />
gedroschen, sondern lediglich noch aus dem<br />
Stroh abgeschieden werden muss. Und für das<br />
Öffnen der Schoten und Trennen der Körner<br />
reicht ein „Klopfen“ anstelle des bei Getreide<br />
üblichen „Schlagens“. Niedrige Trommel- beziehungsweise<br />
Rotordrehzahlen und große Dreschspaltweiten<br />
sind die Folge. Wenn so sanft wie<br />
möglich „gedroschen“ wird, senkt dies den<br />
Bruchkornanteil und erhöht die Kornqualität.<br />
Korn und Stroh werden schonender behandelt;<br />
Eine Schnitthöhe knapp unter dem Schotendach sowie eine Haspelhorizontalposition von null sind beste<br />
Voraussetzungen für geringste Aufnahmeverluste und hohe Ernteleistungen.
54 Technik BAUERNBLATT l 6. Juli 2013 ■<br />
es tritt weniger Wasser aus dem<br />
Stroh aus, welches das Korn befeuchten<br />
kann. Die Kornabscheidung<br />
nimmt zu, und es befinden sich<br />
weniger Strohanteile (Nichtkorn-Bestandteile<br />
NKB) im Korn, weil weniger<br />
Kurzstroh am Dreschkorb abgeschieden<br />
wird und auf die Reinigung<br />
gelangt.<br />
Wird das Stroh von Schüttlermaschinen<br />
sehr schonend behandelt, so<br />
kann es zu Annahmeproblemen am<br />
Häcksler kommen, weil das sperrige<br />
Stroh sich im Zuführschacht aufbaut.<br />
Empfehlungen, dann das Dreschwerk<br />
schärfer einzustellen, um das<br />
Stroh stärker zu zerkleinern –wodurch<br />
sich natürlich die Kornqualität<br />
reduziert –, sind hier sicherlich der<br />
falsche Ansatz. Erfahrungen zeigen,<br />
dass der Häcksler das Stroh besser<br />
annimmt, wenn er auf Maisdrehzahl<br />
eingestellt wird. Das Häckselgut<br />
wird trotz scharfer Messer und aggressiv<br />
eingestellter Gegenschneide<br />
zwar länger geschnitten, aber es<br />
kann mit hoher Arbeitsqualität kontinuierlich<br />
weitergeerntet werden.<br />
Die Grundeinstellungen der Mähdrescherhersteller<br />
beziehen sich auf<br />
mittlere Erntebedingungen. Dennoch<br />
ist die Druschintensität, die<br />
Schlagpunktzahl (Dreschleistenfrequenz<br />
mal Korbleistenzahl) pro Millimeter<br />
Dreschspaltweite, bei den<br />
verschiedenen Typen und Herstellern<br />
sehr unterschiedlich. Je weiter<br />
die aktuellen von den mittleren Erntebedingungen<br />
abweichen, desto<br />
mehr müssen die Einstellungen an<br />
den aktuell zu erntenden Bestand<br />
angepasst werden. Bei Raps sind Einstellungsänderungen,<br />
ausgehend<br />
von der Grundeinstellung, öfter erforderlich<br />
als bei Getreide, weil<br />
Abbildung 2: Verluste über Korndurchsatz bei Standardeinstellung<br />
und aktivierter Einstellautomatik an einem<br />
Hybrid-Mähdrescher unter schwierigen Erntebedingungen<br />
Verluste<br />
• Dreschwerkeinstellungen konstant<br />
• Einstellwerte von Rotoren,<br />
Rotorklappen,Gebläse,Ober- und<br />
Untersieb bei Standardeinstellung<br />
konstant, bei aktivierter Automatik<br />
verändert<br />
Strohmassen und -beschaffenheiten<br />
viel unterschiedlicher sind.<br />
Einige Hersteller nennen in ihren<br />
Betriebsanleitungen konkrete Einstellwerte,<br />
von denen ausgehend<br />
dann eine Einstelloptimierung<br />
durchgeführt werden kann. Die Umfangsgeschwindigkeiten<br />
der<br />
Dreschtrommeln betragen dann<br />
meist 17 bis 20 m/s bei Dreschspaltweiten<br />
von knapp 20 bis 30 mm. Andere<br />
Hersteller nennen gerade bei<br />
Raps keine konkreten Einstellwerte.<br />
Die Umfangsgeschwindigkeiten gemäß<br />
ihren Empfehlungen betragen<br />
von 20 bis sogar 35 m/s bei Dreschspaltweiten<br />
von 25 bis 35 mm. Dann<br />
ist das Finden der passenden Einstellung<br />
für den Fahrer schwierig, weil<br />
er nicht weiß, von welcher Grundeinstellung<br />
er ausgehen soll. Er<br />
kennt nur den Schwankungsbereich,<br />
Korndurchsatz<br />
Standardeinstellungen<br />
Automatik<br />
in dem er Einstellungen vornehmen<br />
kann.<br />
Erfahrungsgemäß sollte bei Raps<br />
gerade die Trommeldrehzahl nicht<br />
zu hoch gewählt werden. Umfangsgeschwindigkeiten<br />
von 20 m/s sind<br />
meistens ein guter Richtwert. Bei der<br />
Dreschspaltweite ergibt sich ein großer<br />
Spielraum; er beträgt je nach Typ<br />
und Erntebedingungen zwischen<br />
weniger als 20 bis durchaus 40 mm.<br />
Einstellungen<br />
optimieren<br />
Mähdrescherfahrer tendieren<br />
meist zu schärferen statt sanfteren<br />
Einstellungen des Dreschwerkes,<br />
weil sie sich damit auch vor möglichen<br />
Verstopfungen schützen wollen.<br />
Dies ist jedoch gerade bei homogenen<br />
Beständen nicht der richtige<br />
Ansatz. Bei gleichmäßigem Gutfluss<br />
–und dazu ist eine korrekte Schneidwerkeinstellung<br />
die wichtigste Voraussetzung<br />
–verstopft ein Dreschwerk<br />
auch bei sanfter Einstellung<br />
nicht. Mit allen Dresch- und Trennsystemen<br />
lassen sich bei korrekter<br />
Einstellung geringe Bruchkornanteile<br />
unter 1% erreichen. Die Einstellung<br />
ist hier viel entscheidender als<br />
das Dreschsystem. Unterschätzt wird<br />
oft die Kornbefeuchtung: Je intensiver<br />
und reibender der Drusch ist,<br />
desto höher wird die Kornfeuchte.<br />
Eine um 1 bis 2% höhere Kornfeuchte<br />
als bei der sogenannten<br />
Handprobe ist nach dem Drusch<br />
nicht selten.<br />
Mit Axialrotor-Mähdreschern<br />
wird oft sauberes Korn mit wenig<br />
Strohanteilen geerntet. Ein Grund<br />
hierfür ist der mehr reibende als<br />
schlagende Drusch. Das Stroh wird<br />
stärker zerkleinert als in Tangential-<br />
Dreschwerken. Demzufolge ist auch<br />
die Spreu auf dem Obersieb der Reinigung<br />
kürzer als bei Tangential-<br />
Mähdreschern. Und eine kürzere<br />
Spreu lässt sich einfacher windsichten<br />
und sieben als eine Spreu mit<br />
langen Strohteilen. Die Folge ist oft<br />
ein saubereres Korn als bei Schüttlermaschinen<br />
mit baugleichen Reinigungen.<br />
Kurze, schwere Strohteilchen<br />
sucht man dann vergeblich im<br />
Korn, weil keine derartigen Teile auf<br />
das Obersieb der Reinigung gelangen.<br />
Bei Schüttlermaschinen sind der<br />
Zerkleinerung der Spreu enge Grenzen<br />
gesetzt, sodass die Kornsauberkeit<br />
meist nur mithilfe der Einstellung<br />
der Sieböffnungsweiten beeinflusst<br />
werden kann.<br />
Bei Hybrid-Mähdreschern hat der<br />
Fahrer dagegen eine zusätzliche Ein-<br />
Power-Flow-Schneidwerk mit Leitschnecke oberhalb der Einzugsschnecke verbessert<br />
den Gutfluss bei hohem Raps.<br />
Bei kurzem Raps und kurzer Stoppel kann die Messschale gut in der Mitte des<br />
Mähdreschers platziert werden.
■ BAUERNBLATT l 6. Juli 2013<br />
stellmöglichkeit – die Rotordrehzahl.<br />
Er kann das Dreschwerk auf<br />
sanften Drusch einstellen, sodass wenig<br />
Kurzstroh abgeschieden wird,<br />
aber eine hohe Rotordrehzahl wählen,<br />
um Restkörner intensiv abzuscheiden<br />
und eine kurze Spreu zur<br />
Reinigung zu bringen. Diese Maßnahme<br />
allein kann erfahrungsgemäß<br />
unter sonst gleichen Bedingungen<br />
zu sauberem Korn führen, weil<br />
sich die kürzere Spreu besser vom<br />
Korn trennen lässt. Bei abgereiftem,<br />
brüchigem Stroh sollte das Restkorn<br />
dagegen sanft, also mit reduzierter<br />
Rotordrehzahl und/oder Korbabscheidefläche<br />
abgeschieden werden,<br />
um die Reinigung möglichst<br />
von Strohteilen zu entlasten.<br />
Körnerverluste meist<br />
höher als bei Getreide<br />
In der Rapsernte lassen sich die<br />
Körnerverluste nur selten unter das<br />
Verlustniveau von 1%bringen, und<br />
zwar nur, wenn der Rapsbestand<br />
gleichmäßig abgereift ist und vor allem<br />
bei gesundem, grünem Stroh eine<br />
möglichst lange Stoppel gemäht<br />
wird. Vielfach betragen die Gesamt-<br />
Körnerverluste etwa 5%des Ertrages,<br />
vor allem wenn viel grünes<br />
Stroh bei liegendem Raps verarbeitet<br />
werden muss. Dann wird sehr oft<br />
die Reinigung zum begrenzenden<br />
Faktor, weil die Körner nicht mehr<br />
durch die dicke Schicht aus Strohund<br />
Schotenteilen hindurchfallen<br />
können. Und mehr Wind hilft dann<br />
auch nicht, weil die leichten Rapskörner<br />
dann hinten herausgeblasen<br />
werden.<br />
Aufgrund der langen Stoppeln ist<br />
das Messen der Körnerverluste mit<br />
einer Messschale bei der Rapsernte<br />
vergleichsweise schwierig. Nur unter<br />
Erntebedingungen, bei denen eine<br />
kurze Stoppel gemäht werden muss,<br />
lässt sich eine Schale unter dem Mähdrescher<br />
platzieren. Meistens muss<br />
sie hinter den Hinterrädern platziert<br />
werden. Hilfreich sind schwere<br />
Blechschalen, mit denen die Stoppeln<br />
umgestoßen werden können.<br />
Denn die Schalen bleiben meist nicht<br />
auf den Stoppeln liegen, es sei denn,<br />
sie sind etwa 0,5 m² groß. Das Platzieren<br />
der Schalen im Bestand und<br />
späteres Überfahren der Schalen mit<br />
dem Mähdrescher ist zwar sicherheitstechnisch<br />
unbedenklich, jedoch<br />
platzen beim mühsamen Einbringen<br />
der Schale in den Bestand viele Schoten.<br />
Da Raps fast ausschließlich gehäckselt<br />
wird, kann die Messschale<br />
bei Mähdreschern mit zwangsweiser<br />
Einleitung der Spreu in den Spreuverteiler<br />
auch dicht neben der Maschine<br />
abgelegt werden. So erhält<br />
man einen guten Überblick über die<br />
Körnerverluste, und die Schale kann<br />
gefahrlos auf den Boden gelegt werden.<br />
Je nach Druschsystem und<br />
Spreu- beziehungsweise Strohverteilung<br />
kann es sogar vorkommen, dass<br />
hier mehr Körnerverluste zu finden<br />
sind als mittig hinter dem Mähdrescher.<br />
Aus diesem Grunde prüft die<br />
DLG Mähdrescher immer nur mit demontierten<br />
Häcksler- und Verteilaggregaten,<br />
was natürlich im praktischen<br />
Betrieb nicht möglich ist.<br />
Erste Versuche zur Wirkungsweise<br />
der Teilautomatik für die <strong>Mähdreschereinstellung</strong><br />
bei der Ernte von<br />
Schwierig zu erntender Raps einer Liniensorte<br />
mit zirka 2mWuchshöhe<br />
(Höhe der Verlustschale =1,05 m) mit<br />
grünem, gesundem Stroh.<br />
Fotos: Prof. Dr.Thomas Rademacher<br />
Raps mit hoher Strohfeuchte, also<br />
grünem Stroh, zeigen positive Ergebnisse.<br />
Die Dreschwerkeinstellung<br />
wurde angepasst und blieb bei beiden<br />
Versuchen unverändert. Beim<br />
Versuch „Standardeinstellung“ wurden<br />
für die Rotoren und die Reinigung<br />
die Grundeinstellungen vorgegeben.<br />
Beim Vergleichsversuch wurden<br />
diese von der Automatik eingestellt.<br />
In beiden Versuchen wurde<br />
ohne Durchsatzregler geerntet und<br />
der Durchsatz manuell gesteigert.<br />
Die Automatik veränderte während<br />
des zunehmenden Durchsatzes die<br />
Einstellungen, wodurch die Verluste<br />
gegenüber der Standardvariante reduziert<br />
wurden, die Kennlinie also in<br />
geringerem Maße anstieg. Je<br />
schwieriger die Erntebedingungen<br />
sind, desto größer wird der Unterschied<br />
zwischen den Kennlinien.<br />
Und je mehr die Erntebedingungen<br />
mit denen übereinstimmen, die der<br />
Hersteller seinen Grundeinstellungen<br />
für Rotoren und Reinigung zugrunde<br />
legt, desto mehr kommen<br />
die Kennlinien zur Deckung. Selbstverständlich<br />
sind diese Kennlinien<br />
nicht allgemeingültig. Je nach Strohbeschaffenheit<br />
und Abreife des Rapses<br />
sind sehr unterschiedlich verlaufende<br />
Verlust-Durchsatz-Kennlinien<br />
möglich.<br />
FAZIT<br />
Raps zeichnet sich durch eine<br />
große Vielfalt seiner physikalischen<br />
Eigenschaften aus und erfordert<br />
daher eine angepasste<br />
Einstellung des Mähdreschers.<br />
Aufgrund der zunehmenden<br />
Platzfestigkeit der Schoten sind<br />
Aufnahmeverluste selbst bei<br />
später Ernte kein Problem mehr.<br />
Dazu muss allerdings unbedingt<br />
die Haspelposition angepasst<br />
sein. Denn eine nach vorne geschobene<br />
Haspel kann die Aufnahmeverluste<br />
überproportional<br />
ansteigen lassen.<br />
Um eine hohe Kornabscheidung<br />
im Mähdrescher und damit<br />
eine hohe Ernteleistung zu<br />
erzielen, sollte mit der Ernte so<br />
lange wie möglich gewartet<br />
werden, bis auch die unteren<br />
Schoten reif sind, und dann eine<br />
möglichst hohe Stoppel gemäht<br />
werden. Wird dann sanft gedroschen,<br />
sind der Strohanteil<br />
im Korn und die Kornbefeuchtung<br />
gering.<br />
Körnerbruch ist bei korrekter<br />
Dreschwerkeinstellung beim<br />
Raps mit Werten von weniger<br />
als einem Prozent kein Problem.<br />
Dagegen sind die Körnerverluste<br />
höher als bei Getreide und<br />
können durchaus 5%betragen,<br />
bei gleichmäßig reifen Beständen<br />
und angepasster <strong>Mähdreschereinstellung</strong><br />
sind aber auch<br />
Körnerverluste unter 1%möglich.<br />
Die Arbeitsqualität des<br />
Mähdreschers ist viel mehr von<br />
seiner Einstellung als vom<br />
Dresch- und Abscheidesystem<br />
abhängig. Erste Ergebnisse von<br />
Versuchen mit Hybrid-Mähdreschern<br />
mit automatischer Einstellung<br />
von Restkornabscheidung<br />
und Reinigung lassen große<br />
Fortschritte bei der Teilautomatisierung<br />
der <strong>Mähdreschereinstellung</strong><br />
erwarten.<br />
Prof Dr. Thomas Rademacher<br />
Fachhochschule Bingen<br />
Tel.: 06721-409-177<br />
rademacher@fh-bingen.de