Lobbying Regulierung im europäischen Vergleich - Marco Althaus
Lobbying Regulierung im europäischen Vergleich - Marco Althaus
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1. Die Begründung für Lobby-<strong>Regulierung</strong><br />
<strong>Lobbying</strong> trägt zu besserer Gesetzgebung bei, muss aber unter öffentliche Aufsicht<br />
gestellt werden, um das Informationsrecht der Bürger durchzusetzen.<br />
<strong>Lobbying</strong> ist der legit<strong>im</strong>e Prozess der Beeinflussung öffentlicher Entscheidungsträger<br />
in Gesetzgebungsprozessen. Doch aus Sicht der Öffentlichkeit umfasst es auch zweifelhafte<br />
Formen der Beziehungen zum Staat. Dazu gehören die Ausübung von Druck, Parteispenden<br />
oder gehe<strong>im</strong>e Treffen <strong>im</strong> Hinterz<strong>im</strong>mer. Dass solche Stereotypen ungenau und<br />
überflüssig sind, liegt insbesondere für die Leser dieser Zeitschrift auf der Hand.<br />
Aus argumentatorischen Gründen möchte ich hier jedoch drei wichtige Funktionen<br />
des <strong>Lobbying</strong>s wiederholen, die in Theorie und Praxis häufig genannt werden. Erstens<br />
ermöglicht es unterschiedlichen Interessengruppen, ihre Sichtweisen in öffentliche Entscheidungsprozesse<br />
einzubringen; damit steht es für Pluralismus und demokratische<br />
Teilhabe. Zweitens verringert es die Distanz zwischen dem Durchschnittsbürger und den<br />
Amtsträgern, indem es eine aktive Zivilgesellschaft fördert. Drittens stellen Lobbyisten<br />
unverzichtbares Expertenwissen für unterschiedlichste Themengebiete zur Verfügung.<br />
Insgesamt trägt <strong>Lobbying</strong> zu besserer Gesetzgebung bei und bietet hilfreiche Kanäle für<br />
die partizipative Demokratie.<br />
Wenn es so ein Segen für das Gemeinwohl ist, warum regulieren die Parlamente dann<br />
das <strong>Lobbying</strong>? Die wissenschaftliche Forschung führt zu den folgenden Motiven, die sehr<br />
an die Public-Choice-Theorie erinnern:<br />
“Ein Grund liegt darin, dass <strong>Regulierung</strong> auf Drängen interessenpolitischer Entrepreneure<br />
angenommen wird, die ihren organisationsinternen Monopolstatus als<br />
‚offizielle’ Sprecher gegenüber dem Staat sichern […] Ein anderer ist, dass Lobby-<br />
Gesetze Übungen in symbolischer Politik sind, durch die Parlamente nach Episoden<br />
der Korruption so tun können, als täten sie etwas, während sie wenig ändern.<br />
[…] Eine dritte Möglichkeit ist, dass die <strong>Regulierung</strong> tatsächlich aus den Gründen<br />
angenommen werden, die von ihren Fürsprechern angeführt werden – nämlich<br />
öffentliche Aufsicht zu vergrößern und korrupte Praktiken zu verringern. ” 3<br />
Allerdings ist diese Klassifikation nicht vollständig und eher spekulativ. Eine Alternative<br />
soll hier vorgeschlagen werden, die die Gründe für <strong>Lobbying</strong>-Gesetze in vier distinkte<br />
Gruppen einteilt: (1) Transparenz; (2) Zivilgesellschaft; (3) Zugang zum Gesetzgebungsprozess;<br />
und (4) Korruption. Die erste betont das Bedürfnis, <strong>Lobbying</strong> unter öffentliche<br />
Beaufsichtung zu stellen; die zweite will unterschiedliche Interessengruppen stärker am<br />
Entscheidungsprozess beteiligen; die dritte die Augenhöhe be<strong>im</strong> <strong>Lobbying</strong> zwischen<br />
privaten Interessen und Public-Interest-Gruppen angleichen. Die Letzte erfordert Lobbyregulierung,<br />
um illegale Einflussnahmen und Betrug unter Strafe zu stellen.<br />
3 D. Lowery, V. Gray. 1997. „How some rules just don’t matter: The regulation of lobbyists“,<br />
Public Choice 91: p. 145.<br />
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