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Der Einfluß politischer Grenzen auf die Siedlungs

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Historisch-geographische Aspekte <strong>politischer</strong> <strong>Grenzen</strong> in Mitteleuropa 19 1<br />

Fegert (1991) zu dem Ergebnis, daß wahrscheinlich kirchliche und gemeindliche<br />

Funktionen an <strong>die</strong>se Hofstellen gebunden waren und zur Sonderausstattung<br />

mit Grund führten .<br />

Auch <strong>die</strong> zunächst geringe Landzuteilung in den Hausörtern war vom<br />

Landesherrn beabsichtigt. In Zwölfhäuser und den anderen Neugründungen<br />

des hinteren Waldes sollte nicht <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Landwirtschaft gesetzt werden . Die<br />

dünne Bodenschicht, der verspätete Frühjahrseinzug und frühe Fröste im<br />

Herbst ließen auch damals landwirtschaftliche Betriebe nicht rentabel erscheinen.<br />

Wirtschaftliches Ziel der Besiedlung war <strong>die</strong> Nutzung der bischöflichen<br />

Wälder. Mit großen Mengen geschlagenen Holzes, das über Kanäle und<br />

<strong>die</strong> Ilz nach Passau getriftet wurde (Leythäuser 1906), setzte man den hinteren<br />

Wald nach kameralistischen Vorstellungen in Wert . <strong>Der</strong> Export in benachbarte<br />

Territorien stand an oberster Stelle .<br />

Den Vorstellungen der Zeit gemäß sorgte der Landesherr für seine Untertanen<br />

und zwang sie förmlich zu ihrem Glück . Er übersah dabei, daß es<br />

schwierig oder übermenschlich ist, ohne eine gesicherte Existenz den zugedachten<br />

Lebensplan als Glück zu empfinden . Aus allen Waldhufendörfern<br />

wandten sich folglich <strong>die</strong> Bewohner mit Petitionen um weitere Landzuteilungen<br />

an den Bischof. Zögernd gab man von Passau aus nach, da der Kurswechsel<br />

doch das Scheitern der kameralistischen Ideen anzeigte . Für Zwölfhäuser<br />

bedeutete <strong>die</strong>s, daß spätestens 1766 <strong>die</strong> oberen und unteren Gemeindeörter<br />

- vorher Gemeinschaftsbesitz - <strong>auf</strong>geteilt wurden . Im nördlichen<br />

Teil bekamen <strong>die</strong> Höfe 1, 2, 6, 3, 4 und 7 einen durchgehenden Streifen, im<br />

südlichen Teil <strong>die</strong> anderen sechs Höfe (vgl . Abb . 6) . Das Anwesen Nr. 11<br />

wuchs so von 19 <strong>auf</strong> 64 Tagwerk an ; jetzt war ein Umfang erreicht, der auch<br />

den anderen Bewohnern der Waldhufendörfer zugestanden worden war . Nun<br />

konnte auch <strong>die</strong> expositionelle Benachteiligung der östlichen Dorfseite in der<br />

alten, zweizeiligen Anlage gemindert werden : Die Höfe 1, 2, 3, 4, 6 und 14<br />

nutzten <strong>die</strong>se Chance zur Hofverlagerung in den zugerodeten Bereich .<br />

Die im Liquidationsprotokoll für Zwölfhäuser belegte Dreifelderwirtschaft<br />

kann nach der Flurgenese unmöglich ein getreidebetonter, zelgengebundener<br />

Anbau gewesen sein . In 900 m Höhe war nur eine Feld-Gras-Wechselwirtschaft<br />

möglich, <strong>die</strong> auch in den Quellen angedeutet wird .<br />

Dieses bei Zwölfhäuser beobachtete Anlageprinzip von Siedlung und Flur<br />

kommt bei den unmittelbar an der später festgelegten Grenze liegenden Dörfern<br />

in aller Prägnanz zum Ausdruck . In Vorder-, Mitter- und Hinterfirmiansreut<br />

- 1764 in über 1000 m Höhe gegründet - mußten <strong>die</strong> Wohnstallhäuser so<br />

gebaut werden, daß von der Wohnstube aus der Blick <strong>auf</strong> <strong>die</strong> böhmische Grenze<br />

ging. Die Siedler, <strong>die</strong> den kalten Böhmwind kannten, konnten mit ihren<br />

Argumenten den Pfleger von Wolfstein nicht umstimmen und keine änderung<br />

der fürstbischöflichen Direktive erreichen . Auch in Auersbergsreut, das 1786<br />

als letztes Waldhufendorf gegründet wurde, ist <strong>die</strong> Giebelseite der alten Häuser<br />

nach Böhmen gerichtet . Gut 100 m von den Häusern entfernt verläuft <strong>die</strong><br />

heutige deutsch-tschechische Grenze . Ein Bach ist als »lebende Linie« <strong>die</strong><br />

Trennung <strong>politischer</strong> Territorien : Passau und Krummau, Bayern und Böhmen,<br />

Deutschland und <strong>die</strong> Tschechoslowakei kommen hier zusammen. Auersbergs-

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