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Der Einfluß politischer Grenzen auf die Siedlungs

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208 K . Fehn<br />

Schmutzigkeit gepaart . Diesen negativen menschlichen Eigenschaften entspreche<br />

der Zustand der Siedlungen, der Wirtschaftsflächen und der Verkehrswege.<br />

In den kleinen, unhygienischen ländlichen Wohngebäuden finde sich<br />

oft nur ein Raum, der primitiv eingerichtet sei und dem alles fehle, was einen<br />

Raum gemütlich mache . Die Wirtschaftsgebäude seien ebenso unzweckmäßig<br />

und in schlechtem Zustand wie <strong>die</strong> Hofanlagen . Den Dörfern fehle eine vernünftige<br />

Planung ; durch willkürliche und unorganische Bauaktionen seien<br />

wichtige Bauten falsch plaziert . Viele Dörfer glichen eher Wohnh<strong>auf</strong>en ; in den<br />

Einödsiedlungsgebieten fehle <strong>die</strong> Gemeinschaftskultur vollständig . Die<br />

Kulturlandschaft insgesamt vermittle einen einförmigen, leeren, entseelten,<br />

niederdrückenden, grauen, glanz- und leblosen Eindruck ; sie biete dem Auge<br />

keinen Anhaltspunkt, da sie ungestaltet und unorganisch sei . Äcker und Wiesen<br />

gäben nur geringe Erträge, da sie nicht genügend gepflegt würden und<br />

darüberhinaus außerordentlich zersplittert seien. Viele Äcker seien versteint,<br />

vermurt und verunkrautet, viele Wiesen versauert und versumpft . Es bestünden<br />

noch ausgedehnte nicht kultivierte Feuchtgebiete und zahlreiche ungeregelte<br />

versandete Flüsse . Das Wegenetz genüge weder von seiner Ausdehnung<br />

noch von seinem Zustand her gehobeneren Ansprüchen. Besonders negativ<br />

wurde das weitgehende Fehlen von Wäldern, Gehölzen, Hecken und Buschgruppen<br />

vermerkt ; darüberhinaus seien <strong>die</strong> bestehenden Wälder in einem<br />

sehr schlechten Zustand . Bei den meisten Städten handele es sich um zusammengewürfelte<br />

verdreckte kleine Ackerbürgerstädte mit einem wilden Durcheinander<br />

von kleinen Holzbuden und wenigen, meist scheußlichen in Würfelform<br />

erbauten massiven Häusern . Die sanitären und hygienischen Verhältnisse<br />

seien häufig noch sehr primitiv ; es mangle darüberhinaus an Licht und<br />

Luft in den Wohnungen . <strong>Der</strong> Industrie fehle <strong>die</strong> organische Verbindung mit<br />

den Städten . Die Arbeiterwohnungen wurden als inhumane würfelförmige<br />

Industriearbeiterblocks abqualifiziert, <strong>die</strong> im Gegensatz zu den stillosen Villen<br />

der Fabrikbesitzer stünden .<br />

Insgesamt galten <strong>die</strong> polnischen Landschaften als krank, verwahrlost und<br />

zerstört, als Ausdruck des in ihr lebenden niedrigstehenden Volkes, das durch<br />

seine Verhaltensweisen und Gestaltungsformen fahrlässig, wenn nicht sogar<br />

verbrecherisch <strong>die</strong>sen Zustand herbeigeführt habe . Dementsprechend gliederten<br />

<strong>die</strong> deutschen Planer je nach dem Umfang der für nötig erachteten Arbeiten<br />

zum Aufbau einer deutschen Kulturlandschaft den sog. Neuen Deutschen<br />

Osten in drei Zonen, <strong>die</strong> sie Ergänzungs-, Umbau- und Neubauzone<br />

nannten. In der nordwestlichen Zone, <strong>die</strong> aus bis 1919 deutschen Gebieten<br />

bestand, glaubte man mit verhältnismäßig geringen Ergänzungen und Ausbesserungen<br />

auskommen zu können, um den allgemeinen deutschen Kulturstand<br />

wieder zu erreichen. Für <strong>die</strong> mittlere Zone mit dem Zentrum Posen<br />

plante man einen tiefgreifenden Umbau, da zwar wesentliche Teile der<br />

Kulturlandschaft verwendbar erschienen, andere jedoch als ungeeignet abqualifiziert<br />

wurden . Schließlich blieb noch <strong>die</strong> östliche Zone, <strong>die</strong> angeblich<br />

einen derartigen kulturellen zivilisatorischen Tiefstand <strong>auf</strong>wies, daß ein fast<br />

vollständiger Neubau einer deutschen Kulturlandschaft als nötig erachtet wurde<br />

(Planung 1942) .

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