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Dokumentation (PDF, 2,1 MB) - Montag Stiftungen

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t sein können Naturräume Neues Wahrnehmen<br />

Vor diesem Hintergrund muss die Frage erlaubt sein, ob wir in unseren<br />

angestrengten Bildungsbemühungen auf das falsche Pferd setzen.<br />

Werden forcierte Wissensvermittlung und eine am Intelligenzquotienten<br />

aufgehängte Begabtenförderung dazu führen, dass junge Eliten zu brillanten<br />

Innovatoren werden? Wäre es nicht sinnvoller, bei SchülerInnen<br />

und Studierenden Kreativität, Beharrlichkeit, Mut zum selbstständigen<br />

Denken, aber auch Eloquenz und Streitbarkeit<br />

zu fördern? Sind es doch oft gerade die Unangepassten<br />

und Furchtlosen, die wirkliche Entdeckungen auf die<br />

Spur bringen!<br />

Werfen wir einen kurzen Blick auf den Intelligenzquotienten,<br />

den Dreh und Angelpunkt der Begabtenförderung.<br />

Tatsächlich sind Intelligenz, Kreativität<br />

und Erfolg korreliert, aber nur bis zu einem IQ von 120.<br />

Das ist nicht sehr beeindruckend. Diesen Wert hat etwa<br />

jeder sechste von uns. Deshalb erstaunt der Wirbel, der um<br />

den IQ gemacht wird. Selbst in der intellektuellen Paradedisziplin<br />

Schach sagt ein IQ oberhalb dieses Schwellenwerts wenig über die Spielstärke<br />

aus und andere Studien an Hoch- und Höchstbegabten ergaben,<br />

dass diese selten Außergewöhnliches zustande bringen. Zwar wird im<br />

Kreis der „Intelligenzbestien“ häufiger promoviert, aber Nobel- oder Pulitzerpreise<br />

gewannen die vermeintlichen Überflieger nicht. Im Gegenteil:<br />

Gewinner solcher Ehrungen waren wegen angeblich mangelnder Begabung<br />

von solchen Untersuchungen ausgeschlossen worden. Erstaunt das?<br />

Eher nicht, wenn man einen ungetrübten Blick auf die Mechanismen des<br />

Erfolgs wirft: Am Anfang von allem steht natürlich die Idee. Aber eine<br />

Idee ist erstmal nur eine Sternschnuppe und weit davon entfernt, schon<br />

Tat zu sein. Dazu muss sie erst zu einer Vision werden, die stark genug<br />

ist, den Adepten über die steilen Klippen zu tragen, die sich ihm fast<br />

40<br />

Was passiert, wenn ich auf<br />

einem Lichtstrahl reite und<br />

eine Taschenlampe anknipse?<br />

immer in den Weg stellen. Sich von einer Vision leiten zu lassen, erfordert<br />

aber Mut, geht es doch um eine unbestimmte Wette auf die Zukunft.<br />

Zeitliche und materielle Ressourcen werden gebunden und es kann Jahre,<br />

manchmal Jahrzehnte dauern, bis sich eine Idee konkretisiert, wobei man<br />

oft bis zum letzten Moment nicht weiß, ob sie vom Erfolg gekrönt<br />

sein wird oder nicht. Zudem erfordert dieser lange Weg von<br />

der Idee zur Tat weitere Charaktereigenschaften. In<br />

den Wissenschaften, der Technik und in den Künsten<br />

muss man sich ein Handwerkszeug erarbeiten,<br />

um der Idee eine Gestalt zu geben. Und genau<br />

an dieser Stelle wird deutlich, wie eng bei den<br />

sogenannten Genies kindlicher Spieltrieb und eine<br />

eiserne Härte miteinander verbunden sind. Betrachten<br />

wir wieder Albert Einstein. Natürlich war<br />

dieser der Meister des intellektuellen Spiels: Was<br />

passiert, wenn ich auf einem Lichtstrahl reite und eine<br />

Taschenlampe anknipse? Macht es für die Geschwindigkeit der<br />

Lichtteilchen, die aus der Lampe kommen einen Unterschied, ob ich in<br />

oder gegen die Flugrichtung leuchte? Das war nur eine der vielen kindlich<br />

anmutenden Fragen, mit denen sich Einstein leidenschaftlich beschäftigte<br />

und die zum Kern seiner Visionen wurden. Doch mit Antworten in poetischer<br />

Sprache hätte er die ohnehin misstrauischen Kollegen schwerlich<br />

begeistern können. Für ihn wie alle anderen galt das Diktum Thomas<br />

Alva Edisons: „Genie ist ein Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration.“<br />

Auch ein Einstein musste sich in jahrzehnte(!)langer Arbeit die<br />

notwendigen mathematischen Techniken aneignen. Erst dann konnte er<br />

die spezielle und später die allgemeine Relativitätstheorie formulieren.<br />

Anderen Weltendenkern ging es nicht anders. Der mystisch angehauchte<br />

Kepler rechnete ebenfalls Jahrzehnte an seinen Planetenbahnen und

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