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VON MORGENS BIS MITTERNACHTS«. - Schauspiel Stuttgart

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von morgens<br />

bis mitternachts<br />

Oberer Schlossgarten 6, 70173 <strong>Stuttgart</strong>, www.staatstheater.stuttgart.de/schauspiel<br />

s c hau spi 1xe l s t u t t i 70% g m a r t s c h 50% a 80% 70%<br />

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2326_von morgens bis mitternacht_plakat_bel.indd 1 10.01.13 10:24


xxx metropolisxxxx xxxxx spielzeit 2010 / 2011<br />

<strong>VON</strong><br />

MOrGENS<br />

<strong>BIS</strong><br />

MITTER-<br />

Georg Kaiser<br />

NACHTS<br />

Von<br />

Premiere am 20. November 2010 in der WERKhaLLE.<br />

Weitere Vorstellungen: 22., 23., 25. – 27., 30. November,<br />

1., 3., 4., 10., 11., 12., 14., 15., 17. – 20., 22. und 31. Dezember 2010<br />

Keine Pause.<br />

Aufführungsrechte bei Felix Bloch Erben<br />

schauspielstuttgart<br />

<strong>VON</strong> <strong>MORGENS</strong> <strong>BIS</strong> MITTERNACHTS<br />

»Man kauft immer weniger, als man bezahlt. Und je mehr man bezahlt,<br />

um so geringer wird die Ware. Das Geld verschlechtert den Wert.«<br />

Von morgens<br />

bis mitternachts<br />

Georg Kaiser schrieb sein Stück 1912. Zwei Jahre später brach der Erste Weltkrieg<br />

aus – am Anfang massenhaft bejubelt von einer Generation, die noch<br />

keinen Krieg erlebt hatte und in fatalem Irrtum in ihm das große Ereignis, die<br />

umwälzende Erneuerung begrüßte, die sie so sehnlich herbeisehnte. Das<br />

Kriegsende vier Jahre später hinterließ materiell, physisch und psychisch ein<br />

Schlachtfeld, das weit in die nächsten Jahrzehnte hineinragte und die kommenden<br />

Katastrophen vorbereiten half. Das junge endzeitselige Jahrhundert<br />

hatte sein Trauma weg.<br />

Wenn Kaisers Kassierer sich an der Kasse vergreift, dann treibt ihn ebenfalls die Suche<br />

nach dem großen Erlebnis an. Das Geld soll ihm alles heranschaffen, was Intensität verspricht:<br />

Erotik, entfesselte Leidenschaften, Abenteuer, Rausch. Ein Schritt vom Wege, und<br />

er verlässt ihn für immer – auch wenn dies Immer nur die Dauer eines Tages hat, der die<br />

Fülle des Lebens selber verspricht. Allerdings macht die Unbedingtheit seiner Gier ihn<br />

blind für seine Umwelt. Er sieht nicht, dass die feine Dame einen ganz anderen Plan verfolgt,<br />

als er ihr unterstellt; das Sechstagerennen interessiert ihn nicht, die Erhöhung seines<br />

Einsatzes soll bloß Energie produzieren, egal welche; die Gesichter hinter den Masken will<br />

er gar nicht sehen, solang sie sich drehen für ihn; das Verhalten des Heilsarmeemädchens<br />

bezieht er nur auf sich, weshalb es ihr so leicht wird, ihn zu verraten. Bestechend ist dennoch<br />

die Kompromisslosigkeit, mit der er das Andere sucht – was auch immer es sei: der<br />

‚ultimative Kick‘, das Heil, die Auflösung, und darin ist viel von der Getriebenheit unserer<br />

eigenen Zeit, ihrem fieberhaften Verlangen nach der noch wahnsinnigeren Sensation.<br />

Wenn aber jede Sache, jede Empfindung, die mit Geld zu bezahlen sind, durch den Besitz<br />

entwertet werden, ist es vielleicht konsequent, im Tod nicht den finalen Absturz, sondern<br />

den höchsten Punkt der Erregung zu sehen.<br />

kekke SCHMIDT<br />

↘ (Georg Kaiser, 1921)<br />

Nur ein LEBEN,<br />

das opfERT, hat<br />

SINN. Ein LEBEN,<br />

dAS erwIRBT, hat<br />

kEINEN SINN.<br />

Werkhalle<br />

(Niederlassung<br />

Türlenstraße)<br />

*82<br />

*85 *92<br />

*84 *89 *90 *91<br />

*87 *86 *88 *94 *93<br />

i<br />

↘ (Georg Kaiser, 1921)<br />

AufBRuCH des einzELNEN<br />

in die MENSCHHEIT –<br />

IRRTum als EinzELNER<br />

MENSCHLICH zu sein –<br />

EIN NEIN – gegen<br />

BETONMAuER gefüHRTE<br />

STRASSENkuRVE: das<br />

IST »<strong>VON</strong> <strong>MORGENS</strong> <strong>BIS</strong><br />

<strong>MITTERNACHTS«</strong>.<br />

↘ (Zygmunt Bauman, Leben als Konsum)<br />

Der charakteristischste Wert der Konsumgesellschaft, ja, ihr<br />

höchster Wert, an dem sich alle anderen Werte messen lassen<br />

müssen, ist ein glückliches Leben. Mehr noch: Die Konsumgesellschaft<br />

ist die wohl einzige Gesellschaftsform in der Geschichte der<br />

Menschheit, die Glück im irdischen Leben verspricht, Glück im Hier<br />

und Jetzt und jedem weiteren ,Jetzt‘: kurz gesagt: sofortiges und<br />

fortwährendes Glück. (...)<br />

Zwar stützt sich das Plädoyer der Konsumgesellschaft auf das<br />

Versprechen, die Wünsche der Menschen in einem Ausmaß zu erfüllen,<br />

das keine andere Gesellschaft auch nur im Traum je erreichen konnte,<br />

doch das Versprechen der Befriedigung bleibt nur so lange verführerisch,<br />

wie das Verlangen ungestillt ist, wichtiger noch, solange der<br />

Kunde nicht ,restlos befriedigt‘ wird: das heißt, solange die Wünsche,<br />

die die Suche nach Befriedigung in Bewegung gesetzt und kon-<br />

sumistische Experimente ausgelöst haben, nicht als wirklich und<br />

vollständig erfüllt empfunden werden. (...)<br />

Die Konsumgesellschaft floriert, solange sie erfolgreich dafür<br />

sorgt, dass die Nicht-Befriedigung ihrer Mitglieder (und damit,<br />

in ihren eigenen Begriffen, ihr Unglücklichsein) fortwährend ist.<br />

Die naheliegende Methode, um einen derartigen Effekt zu erzielen,<br />

besteht in der Ab- und Entwertung von Konsumprodukten, kurz<br />

nachdem sie mittels Werbung in die Welt der Konsumentenwünsche<br />

hineinkatapultiert wurden. Doch eine andere Möglichkeit, dasselbe<br />

zu erreichen, und zwar auf noch effektivere Weise, bleibt im Halbschatten<br />

(...): nämlich die, jedes Bedürfnis/Begehren/Verlangen<br />

in einer Weise zu befriedigen, die zwangsläufig weitere Bedürfnisse/<br />

Begierden/Verlangen hervorruft. Was als Versuch beginnt, ein<br />

Bedürfnis zu befriedigen, muss als Zwang oder Sucht enden.<br />

Koproduktion uraufführung premiere W i e d e r a u f n a h m e<br />

Besetzung<br />

Kassierer :<br />

Direktor, Kellner u.a. :<br />

Dicker Herr, Vater des Kassierers, Maske u.a. :<br />

Laufjunge, Sohn der Dame, Sohn<br />

des Kassierers, Maske, u.a. :<br />

Dame, Maske u.a. :<br />

Frau des Kassierers, Maske, u.a. :<br />

tochter des Kassierers,<br />

Mädchen der Heilsarmee, u.a. :<br />

Regie :<br />

Bühne :<br />

Kostüme :<br />

Musik :<br />

Dramaturgie :<br />

Regieassistenz :<br />

Bühnenbildassistenz :<br />

Kostümassistenz :<br />

Souffleuse :<br />

Inspizienz :<br />

Regiehospitanz :<br />

Bühnenbildhospitanz :<br />

Kostümhospitanz :<br />

Markus Lerch<br />

Florian von Manteuffel<br />

Rainer Philippi / Bernhard Baier<br />

Jan Krauter<br />

Anna Windmüller<br />

Anne Cathrin Buhtz<br />

Minna Wündrich<br />

Nina Mattenklotz<br />

Silke Rudolph<br />

Lena Hiebel<br />

Tobias Gronau<br />

Kekke Schmidt<br />

Luca Vargioni<br />

Daniel Unger<br />

Hudda Chukri<br />

Jutta Blumenthal-Munz<br />

Hans Beck<br />

Georgina Berg<br />

Nora Belschner<br />

Dorothee Weller<br />

Technische Direktion: Karl-Heinz Mittelstädt / Technische Direktion <strong>Schauspiel</strong>: Reiner Darr /<br />

Technische Einrichtung: Guido Schneitz / Ton: Frank Bürger, Monika Werner-Blosfeld / Licht:<br />

Stefan Bolliger / Beleuchtung: Andreas Schad / Requisite: Philipp Unger / Maschinerie: Hans-Werner<br />

Schmidt / Leitung Dekorationswerkstätten: Bernhard Leykauf / Technische Produktionsbetreuung:<br />

Monika Höger / Malsaal: Maik Sinz / Bildhauerei: Maik Glemser / Dekorationsabteilung: Donald Pohl /<br />

Schreinerei: Oliver Bundschuh / Schlosserei: Patrick Knopke / Leitung Maske: Heinz Schary<br />

/ Maske: Birte Günther, Ursula Seidemann / Kostümdirektion: Werner Pick / Produktionsleitung<br />

Kostüme: Sabine Wagner / Gewandmeisterinnen: Renate Jeschke (Damen), Anna Volk (Herren) /<br />

Färberei: Martina Lutz / Kunstgewerbe: Heidemarie Roos-Erdle, Daniel Strobel / Modisterei:<br />

Eike Schnatmann / Rüstmeisterei: Achim Bitzer / Schuhmacherei: Verena Bähr, Alfred Budenz<br />

ii<br />

↘ (Georg Kaiser, 1922)<br />

Der koMMende Mensch<br />

oder Dichtung und Energie<br />

Die kräftigste Form der Darstellung von Energie ist der Mensch. Dass der<br />

Mensch in so außerordentliche Machtstellung über den Erdball sich aufhob,<br />

weist mit jedem Nachdruck auf seine Bestimmung hin: sich durchzusetzen<br />

gegen alle Widerstände, die auf seinem Weg vorfallen. –<br />

Der Mensch ist auf dem Weg! Es bleibt für uns unmessbar, welche Strecke<br />

er bereits zurückgelegt hat – welche Länge von Weg sich vor ihm hinausdehnt.<br />

Das Wissen um diese Bewegung in eine Zukunft hinein, genügt<br />

heute. (…)<br />

Der Mensch ist mutiger, als ihm gemeinhin von Nachzüglern eingeredet<br />

wird. Er hat vom ersten Tag an den Tod im Leibe – und entscheidet sich<br />

doch zu ausgreifenden Unternehmungen. Wir wissen, dass wir heute nur<br />

Leitung des hochgespannten Funkens sind, der in entfernter Zukunft erst<br />

zündet: aber noch im Ungewissen um dies weite Ereignis halten wir ohne<br />

zu zittern und zucken aus: nicht ein Teilchen der Energie unterschlagen wir<br />

– sondern sind um ihre Ballung, die dann die letzte Leistung heraufführt,<br />

eifrig bemüht. (…)<br />

Der Mensch ist ganz! Was vor uns tastend geahnt wurde – wir wissen es<br />

jetzt mit Gesetz und Gültigkeit! Nicht bloß äußerlich anstößig zeigt sich im<br />

Tun der Mensch, der mit einer einzigen Tätigkeit sich Mensch nennt – es<br />

gibt auch eine innere Einstellung, die der äußeren an Peinlichkeit nichts<br />

nachgibt. Auch in Gedanken kann der Mensch sich an sich versündigen.<br />

Denn jede Übertreibung einer Fähigkeit, die sich auf Kosten der Vernachlässigung<br />

der übrigen ausbildet, ist Todsünde. Sie wendet sich gegen die<br />

Allheit des Menschen und verstümmelt die Universalität zur Spezialität. Der<br />

Mensch ist nicht nur Hand oder Fuß oder Auge oder Kopf – er gebraucht allerdings<br />

nur Kopf oder Auge, um sich zu ernähren in diesem Zeitalter! – Der<br />

Mensch ist komponiert aus Kopf und Hirn und Herz und Blut. Der Mensch,<br />

der nur Dichtung deutet und schreibt, vergreift sich an der Totalität genau<br />

so wie der Arbeiter, der nur mit eines Gliedes Druck sein Maschinenteil<br />

bewegt.<br />

↘ ( Georg Simmel, Das Abenteuer )<br />

Und zwar ist nun die Form des Abenteuers, im allerallgemeinsten: dass es aus dem Zusammenhange<br />

des Lebens herausfällt. Mit jener Ganzheit eines Lebens meinen wir doch, dass<br />

in seinen einzelnen Inhalten, so krass und unversöhnlich sie sich voneinander abheben<br />

mögen, ein einheitlicher Lebensprozess kreist. Dem Ineinandergreifen der Lebensringe,<br />

dem Gefühl, dass sich mit all diesen Gegenläufen, diesen Biegungen, diesen Verknotungen<br />

doch schließlich ein kontinuierlicher Faden spinnt, steht dasjenige, was wir ein Abenteuer<br />

nennen, gegenüber, ein Teil unserer Existenz freilich, dem sich vorwärts und rückwärts<br />

andere unmittelbar anschließen – und zugleich, in seinem tieferen Sinne, außerhalb der<br />

sonstigen Kontinuität dieses Lebens verlaufend. Und dennoch ist es unterschieden von all<br />

dem einfach Zufälligen, Fremden, nur die Epidermis des Lebens Streifenden. Indem es aus<br />

dem Zusammenhange des Lebens herausfällt, fällt es – dies wird sich allmählich erklären<br />

– gleichsam mit eben dieser Bewegung wieder in ihn hinein, ein Fremdkörper in unserer<br />

Existenz, der dennoch mit dem Zentrum irgendwie verbunden ist. Das Außerhalb ist, wenn<br />

auch auf einem großen und ungewohnten Umweg, eine Form des Innerhalb. Durch diese<br />

seelische Position bekommt das Abenteuer für die Erinnerung leicht die Färbung des<br />

Traumes. (…) Je ,abenteuerlicher‘ ein Abenteuer ist, je reiner es also seinen Begriff erfüllt,<br />

desto ,traumhafter‘ wird es für unsere Erinnerung. Und so weit rückt es oft von dem zentralen<br />

Punkte des Ich und dem von ihm zusammengehaltenen Verlaufe des Lebensganzen<br />

ab, dass wir an das Abenteuer leicht so denken, als ob ein anderer es erlebt hätte (…).<br />

Gerade weil das Kunstwerk und das Abenteuer dem Leben gegenüberstehen (wenn auch<br />

in sehr verschiedener Bedeutung des Gegenüber), ist das eine und das andere analog der<br />

Ganzheit eines Lebens selbst, wie es sich in dem kurzen Abriss und der Zusammengedrängtheit<br />

des Traumerlebnisses darstellt. Darum ist der Abenteurer auch das stärkste Beispiel<br />

des unhistorischen Menschen, des Gegenwartswesens. Er ist einerseits durch keine Vergangenheit<br />

bestimmt (…), andererseits besteht die Zukunft für ihn nicht. (…)<br />

Das Entscheidende (…) überhaupt ist, dass das Abenteuer seinem spezifischen Wesen und<br />

Reize nach eine Form des Erlebens ist. Der Inhalt, der vor sich geht, macht das Abenteuer<br />

noch nicht: dass eine Lebensgefahr bestanden oder eine Frau zu kurzem Glück erobert<br />

wird, dass unbekannte Faktoren, mit denen man das Spiel gewagt hat, überraschenden<br />

Gewinn oder Verlust gebracht haben, dass man in einer physischen oder seelischen Verkleidung<br />

sich in Lebenssphären begibt, aus denen man wie aus einer fremden Welt wieder<br />

in die heimische zurückkehrt – das alles braucht noch nicht Abenteuer zu sein, sondern<br />

Impressum<br />

Textnachweis: Zygmunt Bauman, Leben als Konsum, Hamburg 2009; Georg Kaiser, Werke. Vierter Band, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1971; Georg Simmel, Über das Abenteuer, die Geschlechter und die Krise der Moderne. Gesammelte Essais, Berlin 1983. / Bildnachweis: Titelmotiv unter Verwendung einer Collage von Silke Rudolph /<br />

Herausgeber: <strong>Schauspiel</strong> <strong>Stuttgart</strong> / Staatstheater <strong>Stuttgart</strong> / Intendant: Hasko Weber / Redaktion: Kekke Schmidt / Gestaltung: Strichpunkt, <strong>Stuttgart</strong> / www.strichpunkt-design.de / Druck: Medialogik<br />

wird es erst durch eine gewisse Gespanntheit des Lebensgefühls, mit dem solche Inhalte<br />

sich verwirklichen; erst wenn ein Strom, zwischen dem Alleräußerlichsten des Lebens<br />

und seiner zentralen Kraftquelle hin und her gehend, jene in sich hineinreißt, und wenn<br />

diese besondere Färbung, Temperatur und Rhythmik des Lebensprozesses das eigentlich<br />

Entscheidende, den Inhalt eines solchen gewissermaßen Übertönende ist, wird das<br />

Ereignis aus einem Erlebnis schlechthin zu einem Abenteuer.<br />

EkSTASE<br />

↘ (Georg Kaiser, 1917)<br />

Notiz über mein Leben<br />

Auf die Jugend in der Geburtsstadt Magdeburg – stilles Wachstum im freundlichen<br />

Elternhaus und in der Klosterschule Unserer lieben Frauen – prallte<br />

die Gegensätzlichkeit dreier Jahre in Buenos Aires. Den einspannenden<br />

Rahmen lieferte die kaufmännische Tätigkeit in der deutsch-überseeischen<br />

Elektrizitäts-Gesellschaft. In der Gartenstadt Palermo – Calle Malabia 2729,<br />

von der achtzigjährigen Donna Rosa betreut – lebte ich mein Alleinsein, in<br />

das Schopenhauer, Dostojewski, Nietzsche sprachen. Eine monatelange Reise<br />

zu Pferde, der der begleitende Offizier erlag, brachte das Fieber und langsame<br />

Rückkehr über Spanien und Italien nach Deutschland. Das vorher noch<br />

nicht kontrollierte Erlebnis stellte sich in folgenden Jahren zögernder<br />

Genesung dar: der Wille zum Deutschtum. Zum Bekenntnis forderte neue<br />

Gesundheit auf: ich erkannte die Kunst als möglichstes Mittel und wusste<br />

mich im gleichen Augenblick verpflichtet.<br />

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