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emilia Galotti - Schauspiel Stuttgart

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<strong>Schauspiel</strong>haus<br />

<strong>emilia</strong><br />

galotti<br />

*126<br />

*120<br />

*82<br />

*85<br />

*84<br />

*87 *86 *88 *89 *90<br />

von Gotthold e. lessing<br />

<strong>Schauspiel</strong><strong>Stuttgart</strong>


Impressum<br />

Textnachweis:<br />

Hartmut Böhme, Fetischismus und Kultur, Hamburg, 2006; Roland Barthes,<br />

Fragmente einer Sprache der Liebe, Frankfurt am Main, 1986;<br />

Michael Eberth, Die Schau vor dem Leeren in Spielzeit 1983/84 Heft 5<br />

»Emilia <strong>Galotti</strong>«, München<br />

Bildnachweis:<br />

Jos Schmid<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Schauspiel</strong> <strong>Stuttgart</strong> / Staatstheater <strong>Stuttgart</strong><br />

Intendant:<br />

Hasko Weber<br />

Redaktion:<br />

Sarah Israel<br />

Gestaltung:<br />

Strichpunkt, <strong>Stuttgart</strong> / www.strichpunkt-design.de<br />

Druck:<br />

medialogik - GmbH, Karlsruhe


<strong>emilia</strong><br />

galotti<br />

von Gotthold Ephraim Lessing<br />

Koproduktion mit dem Theater Winterthur (CH)<br />

Premiere am 24. Februar 2012 im SCHauSPielhaus.<br />

Spieldauer ca. 110 Minuten. Keine Pause<br />

Aufführungsrechte beim<br />

henschel schauspiel Theaterverlag, Berlin<br />

<strong>Schauspiel</strong><strong>Stuttgart</strong><br />

www.schauspiel-stuttgart.de


Besetzung:<br />

Hettore Gonzaga,<br />

Prinz von Guastalla :<br />

Marinelli,<br />

Kammerherr des Prinzen :<br />

Claudia <strong>Galotti</strong> :<br />

Odoardo <strong>Galotti</strong> :<br />

Emilia <strong>Galotti</strong> :<br />

Graf Appiani :<br />

Gräfin Orsina :<br />

Regie :<br />

Bühne und Kostüme :<br />

Musik :<br />

Foto :<br />

Dramaturgie :<br />

Regieassistentin :<br />

Bühnenbildassistentin :<br />

Kostümassistentin :<br />

Souffleuse :<br />

inspizient :<br />

Bühnenbildhospitant :<br />

Benjamin Grüter<br />

Claudius von Stolzmann<br />

Katharina Ortmayr<br />

Rainer Philippi<br />

Sarah Sophia Meyer<br />

Toni Jessen<br />

Nadja Stübiger<br />

Barbara-David Brüesch<br />

Sabine Kohlstedt<br />

<br />

(Gaudenz Badrutt,<br />

Christian Müller)<br />

Jos Schmid<br />

Sarah Israel<br />

Nora Niethammer<br />

Irmela Schwengler<br />

Janina Thiel<br />

Dorothea von Dechend<br />

Thomas Hoffmann<br />

Cedric Kraus<br />

Technische Direktion: Karl-Heinz Mittelstädt / Technische<br />

Direktion <strong>Schauspiel</strong>: Reiner Darr / Technische Einrichtung:<br />

Michael Haarer / Ton: Gerd-Richard Schaul / Licht: Alexander<br />

Joseph / Requisite: Philipp Unger, Franz Stampf / Maschinerie:<br />

Hans-Werner Schmidt / Leitung Dekorationswerkstätten:<br />

Bernhard Leykauf / Technische Produktionsbetreuung:<br />

Karin von Kries / Malsaal: Maik Sinz / Bildhauerei: Maik Glemser<br />

Dekorationsabteilung: Donald Pohl / Schreinerei: Oliver<br />

Bundschuh / Schlosserei: Patrick Knopke / Leitung Maske:<br />

Heinz Schary / Maske: Nina König / Kostümdirektion:<br />

Werner Pick / Produktionsleitung Kostüme: Sabine Wagner /<br />

Gewandmeisterinnen: Renate Jeschke (Damen), Anna Volk<br />

(Herren) / Färberei: Martina Lutz / Kunstgewerbe: Heidemarie<br />

Roos-Erdle / Modisterei: Eike Schnatmann / Rüstmeisterei:<br />

Achim Bitzer / Schuhmacherei: Verena Bähr, Alfred Budenz /<br />

Statisterie: Andrea Holländer<br />

2 3


<strong>emilia</strong><br />

galotti<br />

<strong>emilia</strong> galotti gehört zu den meist interpretierten Werken<br />

der deutschsprachigen Literatur. Der Stoßseufzer der Interpreten,<br />

die bereits unübersichtliche Fülle der Analysen durch eine<br />

weitere zu vermehren, ist zum Topos geworden. 1956 betitelt<br />

Hatfield einen Aufsatz »Emilia’s guilt once more«, 1975 fordert<br />

Guthke eine Interpretationspause für das viel strapazierte<br />

Drama. Dass die Einzelforschung nicht mehr zu bewältigen sei,<br />

konstatiert Alt in der 1994 erschienenen Einführung zur Tragödie<br />

der Aufklärung und am Beispiel der Interpretationsgeschichte<br />

von Emilia <strong>Galotti</strong> demonstriert Horst Steinmetz die Fragwürdigkeit<br />

des Anspruches, die ursprüngliche Intention des Autors zu<br />

rekonstruieren […]. Jeder Satz des Dramas ist hundertfach umund<br />

umgewendet worden, jede These hat eine Antithese […].<br />

Mit Blick auf das hier beschriebene Dilemma der Literaturwissenschaft<br />

stellt sich die Frage, warum auch wir das bürgerliche<br />

Trauerspiel, das Lessing im Jahre 1772 vollendete, wieder<br />

auf die Bühne bringen. Denn <strong>emilia</strong> galotti ist ebenso häufig<br />

auf den deutschen Bühnen vertreten wie sie Opfer einer weiteren<br />

literaturtheoretischen Untersuchung wird. Das bekannte<br />

Regietheater - Argument, dass klassische Texte allgemeingültige<br />

Aussagen in sich bergen, kann allein nicht der Grund<br />

sein, sich mit dem Text von Lessing, den dazu geschriebenen<br />

Interpretationen, Deutungen und Aufführungsanalysen zu<br />

befassen. Lessings <strong>emilia</strong> galotti hat unser Team, trotz einer<br />

nicht zu leugnenden Antiquiertheit der Sprache und Ansichten,<br />

aufgrund ihrer mathematischen Konstruktion und des daraus<br />

resultierenden Sogs der Handlung fasziniert. Gleich einer<br />

unaufhaltsamen Maschine lässt Lessing die Handlung dahin<br />

rasen: Ereignisse holen die Figuren ein, Entscheidungen werden<br />

durch die Handlung anderer Figuren unterwandert und selbst<br />

für den Intrigant Marinelli, der lange das Geschehen zu lenken<br />

scheint, ist ein Ausstieg aus dem Handlungsverlauf offensichtlich<br />

unmöglich. Nur konsequent schlittert Lessings Figurenarsenal<br />

am Ende in die blutige Katastrophe, den Tod Emilias,<br />

den – außer ihr selbst – keine der Figuren wollte, keine auch nur<br />

geahnt, geschweige denn durch eigenes Verhalten oder Handeln<br />

intendiert hat.<br />

Wie aber kann es sein, dass Emilia, die im Leben bis dato unbedarft<br />

und bestens behütet ist, am Ende keinen anderen Wunsch<br />

hegt, als den, das eigene Leben zu beenden? Wie kann sie, um<br />

die sich die Ereignisse des Stückes drehen, zum Schluss so verzweifelt<br />

und alleine da stehen, wo doch alle: Prinz, Graf, Vater,<br />

Mutter und selbst Orsina, die in Emilia eine Verbündete im zu<br />

ertragenden Leid sieht, ihr, nur ihr zugewandt schienen? Diese<br />

Frage prägte sowohl unseren Probenprozess als auch maßgeblich<br />

unsere Stückfassung, die mit dem Verzicht auf Nebenfiguren<br />

4 5


wie Maler, Räuber und Bedienstete eine weitere Beschleunigung<br />

sowie Intensivierung des Geschehens anstrebt. In diesem<br />

Aspekt, der Leerstelle im Zentrum, dem Fragezeichen im<br />

Mittelpunkt des Spiels haben wir das für uns Spannende in der<br />

Auseinandersetzung mit <strong>emilia</strong> galotti gefunden.<br />

Gleich zu Beginn des Stückes fällt auf, dass Lessing Emilia<br />

zunächst nur als Name und visuell in Form eines Bildes<br />

‚auftreten‘ lässt. Er etabliert sie als Assoziationsfläche, als einen<br />

Namen, der jeweils mit eigenen Vorstellungen aufgeladen wird<br />

und als Abbild, als Kopie des Originals, das ebenfalls anhand<br />

der eigenen Imagination lebendig gemacht wird. Erst nach dem<br />

Vorfall in der Kirche sehen wir Emilia selber, um Fassung ringend<br />

und gänzlich außer sich, auf der Bühne. Die Tatsache,<br />

dass sie von Lessing mehr als Objekt denn als eigenständiges<br />

Subjekt, mehr als Leerstelle, in die ein jeder seine Bedürfnisse<br />

einschreibt, denn als junge Frau, die sich mit ihren Fragen<br />

und Bedürfnissen an ihre Umwelt wenden kann, etabliert<br />

wird, tritt bereits in den ersten Szenen des Textes deutlich<br />

hervor. Emilia wird von den sie Umgebenden nicht erkannt<br />

(wenn das (Er-) Kennen eines Menschen überhaupt möglich<br />

ist) sondern verkannt. Wo der Prinz in Emilia seine Chance auf<br />

ein anderes, durch Liebe erfülltes Leben sieht und er sie als diese<br />

Chance auch haben möchte, da braucht Claudia ihre Tochter,<br />

um ein Leben in der Stadt fernab von der Ödnis des Landes und<br />

dem verkümmerten Eheleben genießen zu können. Ebenso ist<br />

Odoardo <strong>Galotti</strong> in seiner Vaterliebe mehr an Emilia als gelungenem<br />

Beispiel für seine tugendhafte Erziehung interessiert,<br />

6


als an ihrem Befinden. Und Graf Appiani nimmt für die Liebe<br />

des verehrten Odoardos die Hochzeit mit seiner Tochter eher in<br />

Kauf, als dass er für sie entbrannt ist. Egoisten sind es, die Emilia<br />

umgeben und, ohne dass sie etwas dagegen oder dafür tut,<br />

gerät sie zwischen die Fronten von Vater und Prinz, steht in der<br />

Mitte von zwei nicht zu vereinenden Lebensvorstellungen.<br />

Gleichzeitig entbrennt in ihrem Innern ein für sie unerträglicher<br />

Konflikt, in dem plötzlich aufkeimendes Begehren gegen Regeln<br />

und Prinzipien steht, die sie erlernte und bisher als Sicherheit<br />

und Anleitung zum richtigen Verhalten verstand. Aufgerieben<br />

wird sie von all den Wünschen und Vorstellungen, die an sie gestellt<br />

werden. Abgesehen von dem Moment, in dem sie zu ihrem<br />

Begehren steht – aufgrund der Erkenntnis des eigenen Fühlens<br />

jedoch den Tod wählt – ist Emilia nie mehr als Projektionsfläche,<br />

die als Sicherheit und Beweis für eigene Lebensmodelle<br />

genutzt wird. Einsicht in die Selbstbezogenheit ihrer Fürsorge<br />

gewinnen die Figuren erst, wenn es zu spät ist, wenn Emilia ihren<br />

Mut zusammennimmt, dem vorgeschriebenen Leben trotzt –<br />

sei es aus Resignation oder einem großen Reflexionsvermögen –<br />

und ihren Vater verführt, sie zu töten. Er erspart ihr schlussendlich<br />

das Leben in einer Welt, in der es für sie, und ihre Bedürfnisse<br />

keinen Platz gibt; einer Welt, in der ein »Ich, Emilia« nicht<br />

gehört werden will.<br />

Das Verhalten, dass das Gegenüber nicht um seiner selbst willen,<br />

vielmehr im Sinne der eigenen Bedürfnisse behandelt wird,<br />

kennen wir heute, wo Menschen zunehmend ein Gefühl des<br />

Selbstverlustes quält und die Bestärkung des eigenen Lebensweges<br />

durch Andere zwanghaft wird, nur zu gut. Hingegen<br />

scheint in unserer Zeit der permanenten Reflektion, die in die<br />

Handlungsunfähigkeit treiben kann, der Aspekt des Aufgeriebenwerdens<br />

zwischen zwei Prinzipien, zwischen denen es keine<br />

Position im ‚Zwischen‘ sondern nur den Absolutheitsanspruch<br />

jeder Seite gibt, zunächst weniger aktuell. Aber das Phänomen<br />

der Macht, die auf den Einzelnen ausgeübt werden kann, die<br />

ebenso Verführung wie Zerstörung ist, ist zeitlos. Die Möglichkeit<br />

des Beeinflussens, das in einem Maße verunsichern kann<br />

in dem die eigene Meinungsbildung unmöglich wird und vermeintlich<br />

nichts mehr selber behauptet oder erkämpft werden<br />

kann, bestimmt weiterhin das Leben vieler, die sich eigentlich<br />

wünschen, dass es anders läuft, die aber nicht die Mittel<br />

und Wucht der Mächtigen innehaben.<br />

Emilia <strong>Galotti</strong> muss also auch bei uns auf der Bühne sterben<br />

– und, obwohl die angeführte Erörterung den Eindruck entstehen<br />

lässt, dass das Geschehen des Trauerspiels logisch und<br />

nur auf diese Weise ablaufen kann, hoffen wir, dass Sie die<br />

Brüche in Lessings Text hören, dass Sie ‚aufhorchen‘ und die<br />

Bodenlosigkeit des Innenlebens der einzelnen Figuren erfahren,<br />

die mit den Reiz des Werkes ausmachen.<br />

sarah iSRael<br />

8 9


Die Sehnsucht,<br />

die nirgends ihr<br />

Ziel findet,<br />

muss sich als<br />

innere Glut selbst<br />

kalt brennen.<br />

Das ich,<br />

das sich selbst<br />

nicht erträgt,<br />

hat eine einzige<br />

Chance:<br />

sich zum<br />

Verschwinden<br />

zu bringen:<br />

zwei Wege dahin:<br />

der Tod<br />

und die Liebe.<br />

↘ ( Michael Eberth, Die Schau vor dem Leeren )<br />

10


↘ ( Roland Barthes, Fragmente einer Sprache einer Liebe )<br />

Die Liebe auf den ersten Blick ist<br />

Hypnose: ich bin von einem Bild<br />

fasziniert: zunächst erregt,<br />

elektrisiert, mutiert, aufgewühlt,<br />

‚betäubt‘, wie es Menon von<br />

Sokrates war, dem Urbild aller<br />

Liebesobjekte, aller hinreißenden<br />

Bilder, oder gar von einer Erscheinung<br />

gebannt, ohne die Spur der<br />

Verliebtheit überhaupt vom Weg<br />

nach Damaskus zu unterscheiden;<br />

später dann wie angeleimt, flachgedrückt,<br />

stillgestellt, mit der<br />

Nase am Bild (am Spiegel) haftend.<br />

[...]<br />

Der hypnotischen Episode, sagt<br />

man, geht gewöhnlich ein Dämmerzustand<br />

voraus: das Subjekt ist<br />

gewissermaßen leer, disponibel<br />

und, ohne es zu wissen, gesellschaftlicher<br />

Umgang, keine Abwechslung<br />

in den Mußestunden,<br />

Homer als einzige Lektüre und<br />

eine Art etwas leerer, prosaischer<br />

Alltagstrost [...].<br />

Diese ‚wunderbare Heiterkeit‘ ist<br />

lediglich Erwartung – Begierde:<br />

ich verliebe mich nicht, wenn es<br />

mich nicht vorher danach verlangt<br />

hätte; die Leere, die ich in mir<br />

ausfülle (und auf die ich […] auf<br />

unschuldige Weise stolz bin),<br />

ist nichts anderes als die mehr<br />

oder weniger lange Zeitspanne, in<br />

der ich meine Umgebung, ohne es<br />

mir anmerken zu lassen, mit den<br />

Augen nach jemanden absuche,<br />

den ich lieben kann. Sicherlich bedarf<br />

es eines Auslösers für die<br />

Liebe, wie beim tierischen ‚Raub‘;<br />

12 13


das Lockmittel ist zufällig, aber<br />

die Struktur ist tief, regelmäßig,<br />

so wie die Brunstzeit jahreszeitlich<br />

bedingt ist. Gleichwohl ist der<br />

Mythos der ‚Liebe auf den ersten<br />

Blick‘ so stark (sie überkommt<br />

mich, ohne daß ich mich dessen<br />

versehe, ohne daß ich es will, ohne<br />

daß ich auch nur den geringsten<br />

Anteil habe), daß man mit Verblüffung<br />

hört, wie jemand sich zu<br />

verlieben beschließt […] »Nachdem<br />

er sie lange angeschaut hatte,<br />

beschloß er für sich, sie zu lieben.«<br />

Was werde ich erst noch mit mir<br />

zu Rate gehen, wenn ich verrückt<br />

werden muß (die Liebe wäre also<br />

jener Wahn, den ich will?)<br />

»Ich sehe<br />

sie in<br />

Gedanken nie<br />

anders als so,<br />

und sehe ich<br />

sie so,<br />

auch wenn<br />

ich sie<br />

nicht sehe«<br />

↘ APPIANI<br />

14


↘ ( Hartmut Böhme, Fetischismus und Kultur )<br />

Fetischismus war, seit er in den europäischen Sprachen Platz<br />

griff, der Terminus einer korrupten Objektbeziehung.<br />

Vom Standpunkt säkularisierter Aufklärung wird mit Fetisch<br />

ein Ding bezeichnet, an das Individuen oder Kollektive<br />

Bedeutungen und Kräfte knüpfen, die diesem Ding nicht als<br />

primär Eigenschaft (im Lock’schen Sinn) zukommen. Sondern<br />

sie werden ihm in einem projektiven Akt beigelegt – und<br />

zwar so, dass das Ding für den Fetischisten diese Bedeutungen<br />

und Kräfte inkorporiert wie ausstrahlt. Das aber sei Selbsttäuschung.<br />

Als ein bedeutendes und kraftgeladenes Objekt<br />

wird das Fetisch-Ding für den Fetischisten zu einem Agens, an<br />

das dieser fortan durch Verehrungs-, Furcht- oder Wunschmotive<br />

gebunden ist. Das Ding erhält damit Wirkung, Bindungsenergien.<br />

Diese Obligation durch eine pseudo-objektive<br />

Macht, verhindert die Einsicht, dass es der Fetischist selbst<br />

ist, der den Fetisch und die Beziehungen zu ihm kreiert. Das<br />

Verhältnis zum Fetisch ist mithin zwanghaft [...] es funktioniert<br />

und ist doch verblendet; es ist ein bewusst gehandhabter<br />

Mechanismus, der in seiner inneren Struktur unbewusst bleibt.<br />

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