Ein Ratgeber zu Avastin® (Bevacizumab)
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<strong>Ein</strong> <strong>Ratgeber</strong><br />
<strong>zu</strong> Avastin ®<br />
(Bevaci<strong>zu</strong>mab)<br />
Dieser <strong>Ratgeber</strong> richtet sich an Patienten und<br />
Patientinnen, die im Rahmen einer Krebstherapie<br />
Avastin erhalten.<br />
Er ist ausschliesslich <strong>zu</strong>r Abgabe durch<br />
medizinisches Fachpersonal bestimmt<br />
und kann das Beratungsgespräch ergänzen<br />
und unter stützen, soll es aber<br />
keinesfalls ersetzen.<br />
Für Patientinnen und Patienten,<br />
die im Rahmen einer Krebstherapie<br />
dieses Medikament erhalten.<br />
<strong>Ein</strong> Service von<br />
Roche Pharma (Schweiz) AG<br />
Schönmattstrasse 2<br />
4153 Reinach<br />
03/2010
Vorwort<br />
Diese Broschüre ist für Sie gedacht, wenn Ihr<br />
Krebsleiden mit Avastin behandelt wird. Sie gibt<br />
Ihnen Antwort auf mögliche Fragen <strong>zu</strong> Avastin und<br />
soll Sie bei der Behandlung mit diesem Medikament<br />
unter stützen.<br />
*Sämtliche Berufsbezeichnungen,<br />
die im vorliegenden Text in der<br />
männlichen Form Verwendung<br />
finden, werden in einem geschlechtsneutralen<br />
Zusammenhang<br />
gebraucht und beziehen sich<br />
gleichermassen auf Frauen wie<br />
auf Männer.<br />
Die Informationen, die Sie hier finden, sind eine<br />
Zusammen fassung der wichtigsten Punkte aus<br />
dem Gespräch mit Ihrem Arzt*. Mit der Broschüre<br />
haben Sie die Möglichkeit, diese nochmals in<br />
Ruhe <strong>zu</strong>hause nach<strong>zu</strong>lesen und sie besser <strong>zu</strong><br />
verstehen.<br />
Diese Broschüre ersetzt aber keinesfalls das<br />
Gespräch mit einem Arzt, welcher Ihnen über<br />
Ihre spezifische Situation Auskunft geben kann.<br />
Wenn Sie weitere Fragen haben, vertrauen Sie sich<br />
Ihrem therapeutischen Team an und wenden Sie<br />
sich an Ihren Arzt oder an die Pflegenden.<br />
1
I<br />
Was ist Krebs?<br />
Unser Körper besteht aus vielen kleinen Bausteinen,<br />
den Zellen. Manchmal ändern diese Zellen<br />
ihre Eigenschaften und wachsen schneller als normal.<br />
Sie bilden dann einen Zellklumpen, welchen<br />
man ab einer gewissen Grösse «Tumor» nennt.<br />
Erste<br />
Krebszellen<br />
im gesunden<br />
Gewebe<br />
Normale Zellen<br />
Krebszellen<br />
Bindegewebe<br />
Muskulatur<br />
Stadien der Krebsentwicklung<br />
Von einer frühen Erkrankung (lokaler Tumor) spricht<br />
man, wenn der Tumor nur im betroffenen Organ<br />
vorkommt und sich noch nicht in Nachbargewebe<br />
ausgebreitet hat.<br />
Manche Tumore sind gutartig und lassen sich meist<br />
mit einfachen Mitteln entfernen. Andere Tumore<br />
sind bösartig (maligne), können in fremdes Gewebe<br />
einwachsen und dieses angreifen. Zudem haben<br />
Zellen eines bösartigen Tumors die Fähigkeit,<br />
sich aus dem Zellverbund <strong>zu</strong> lösen und über die<br />
Blut oder Lymphgefässe in weiter entfernte Gewebe<br />
(z. B. Lunge, Leber, Knochen) <strong>zu</strong> gelangen und<br />
dort Ableger (Metastasen) <strong>zu</strong> bilden. Bösartige<br />
Tumore werden auch «Krebs» genannt.<br />
Von Krebs kann jedes Organsystem im Körper betroffen<br />
sein, wie <strong>zu</strong>m Beispiel die Brust, die Lunge,<br />
der Darm, aber auch die Schilddrüse, das Knochenmark<br />
oder die Haut. Je nachdem in welchem Ausmass<br />
sich die Eigenschaften der Zellen verändert<br />
haben, ist der Krebs langsam oder schnell fortschreitend.<br />
Krebs ist also ein Sammelbegriff für hunderte von<br />
bös artigen Krankheiten aller Organsysteme. Deshalb<br />
wird auch nicht jeder Krebs gleich behandelt<br />
(siehe nächstes Kapitel).<br />
Vermehrung<br />
der Krebszellen<br />
Verbreitung<br />
der Krebszellen<br />
über<br />
Lymph oder<br />
Blutgefässe<br />
(Metastasierung)<br />
Tumor<br />
Krebs<br />
Lymphgefäss<br />
Blutgefäss<br />
Entstehung von Krebs<br />
Manchmal ändern gesunde, normale Zellen ihre Eigenschaften<br />
(Entartung), so dass sie schneller wachsen und sich mehr teilen<br />
als normal. Sie bilden dann einen gutartigen Tumor. Wenn die<br />
Zellen die Fähigkeit erlangen, aus dem Gewebe heraus<strong>zu</strong>wachsen<br />
und in Blutgefässe ein<strong>zu</strong>dringen, spricht man von einem<br />
bösartigen Tumor bzw. von Krebs.<br />
<strong>Ein</strong> lokal fortgeschrittener Tumor ist ein Tumor, der<br />
schon in die Nachbargewebe eingewachsen ist<br />
und/oder bei dem Lymphknoten der Lymphabflusswege<br />
befallen sind.<br />
Wenn Ableger (Metastasen) in weiter entfernten<br />
Lymphknoten oder Organen gefunden werden,<br />
spricht man von einem metastasierten Tumor.<br />
Lokaler Tumor<br />
Lokal fortgeschrittener<br />
Tumor<br />
Metastasierter Tumor<br />
Verschiedene Stadien von Krebs<br />
Der Tumor kommt nur in<br />
einem betroffenen Organ vor<br />
Der Tumor ist in Nachbargewebe<br />
eingewachsen und/oder nahe<br />
Lymphknoten sind befallen<br />
Der Tumor hat Ableger in<br />
anderen Organen gebildet<br />
2 3
II<br />
Welche medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt es?<br />
Bei der Behandlung werden von Ihren Ärzten unterschiedliche<br />
Gesichtspunkte berücksichtigt. Wie<br />
ist Ihr allgemeiner Gesundheits<strong>zu</strong>stand? Wie weit<br />
ist der Tumor gewachsen? Haben sich Ableger gebildet,<br />
und wie viele sind es? Welche besonderen<br />
Eigenschaften haben die Krebszellen? Verschiedene<br />
Untersuchungen dienen da<strong>zu</strong>, Fragen dieser<br />
Art <strong>zu</strong> beantworten. Wenn alle Untersuchungsergebnisse<br />
vorliegen, kann Ihnen die geeignetste<br />
Therapie vorgeschlagen werden.<br />
Im Zusammenhang mit einer Operation kann eine<br />
medikamentöse Krebstherapie mit dem Ziel der<br />
Heilung verabreicht werden. Wenn eine Krebserkrankung<br />
nicht mehr heilbar ist, gibt es dennoch<br />
Hoffnung durch neue Therapien.<br />
In diesem Fall sollen die Tumortherapien<br />
• die Ausbreitung der Erkrankung verlangsamen<br />
• die Lebensqualität verbessern<br />
Nicht jede Gruppe von Medikamenten ist für jede<br />
Krebsart geeignet. Ihr Arzt wählt für Sie die jenige<br />
Therapie aus, die in Ihrer Situation die grössten<br />
Chancen auf Erfolg bietet.<br />
Die Chemotherapie:<br />
Angriff auf die Krebszellen<br />
Es gibt zahlreiche verschiedene Chemotherapiemedikamente<br />
(Zytostatika). Diese werden entweder<br />
einzeln (als Monotherapie) oder in Kombination<br />
eingesetzt. Zytostatika hemmen die Krebszellen<br />
in ihrem Wachstum oder töten sie ab. Leider<br />
können dabei auch verschiedene gesunde Körperzellen<br />
in Mitleidenschaft geraten. Da<strong>zu</strong> gehören<br />
die Zellen des Knochenmarks, die Schleimhautzellen<br />
im Mund und Magen-Darmtrakt sowie die<br />
Zellen der Haarwurzeln. Werden sie durch eine<br />
Chemotherapie mitbeschädigt, kann es <strong>zu</strong> verschiedenen<br />
Nebenwirkungen kommen, wie <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel Blutarmut und Müdigkeit, Infektanfälligkeit,<br />
Übelkeit, Durchfall und Haarausfall. Allerdings<br />
kann heute die Verträglichkeit einer Chemotherapie<br />
deutlich verbessert werden durch die Verabreichung<br />
von Medikamenten, die diese Nebenwirkungen<br />
verhindern oder <strong>zu</strong>mindest abschwächen<br />
können.<br />
medikamentöse Gabe von speziellen Hormonen<br />
(eigentlich „Anti-Hormonen“), die die körpereigenen,<br />
wachstumsfördernden Sexualhormone unterdrücken,<br />
kann der Krebs in Schach gehalten<br />
werden. <strong>Ein</strong>e Hormontherapie ist häufig besser<br />
verträglich als eine Chemotherapie. Deshalb zieht<br />
man, wann immer möglich, eine Hormontherapie<br />
der Chemotherapie vor, solange der Tumor gut auf<br />
die Hormontherapie reagiert.<br />
Immuntherapie:<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Immun antwort<br />
Das Wachstum einiger Krebsarten wie des Nierenkrebs<br />
oder des Hautkrebs kann durch die Verabreichung<br />
so genannter Zytokine eingedämmt<br />
werden. Zytokine sind eigentlich körpereigene<br />
Stoffe, die das natürliche Abwehrsystem (Immunsystem)<br />
unterstützen, um den Körper vor fremden<br />
Partikeln <strong>zu</strong> schützen. Zu den bekanntesten<br />
Nebenwirkungen von Zytokinen gehören Müdigkeit<br />
und Grippesymptome.<br />
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es fünf verschiedene<br />
Gruppen von Medikamenten, die bei der Krebstherapie<br />
eingesetzt werden können. Ihre unterschiedlichen<br />
Wirkweisen werden nachfolgend<br />
erklärt.<br />
Die meisten Chemo- und alle Antikörpertherapien werden als<br />
Infusionen verabreicht. Die Behandlungen finden in regelmässigen<br />
Abständen statt.<br />
Hormontherapie:<br />
Stoppen der Wachstums förder ung<br />
Es gibt Krebsarten, deren Wachstum und Vermehrung<br />
durch körpereigene Sexualhormone (z. B.<br />
Östrogen, Progesteron oder Testosteron) gefördert<br />
werden. Da<strong>zu</strong> gehören <strong>zu</strong>m Bespiel einige<br />
Arten von Brust- oder Prostatakrebs. Durch die<br />
4 5
III<br />
Wie funktioniert Avastin?<br />
Small Molecules:<br />
Hemmung des Zellwachstums<br />
Wie der Name schon sagt, sind dies kleine Moleküle<br />
oder Substanzen. Sie dringen in die Zellen ein<br />
und docken an bestimmten Stellen innerhalb der<br />
Zelle an. Dadurch wird die Signalweiterleitung in<br />
der Zelle gebremst und somit das Wachstum der<br />
Zelle gehemmt. Die Nebenwirkungen solcher<br />
Medikamente sind recht unterschiedlich, abhängig<br />
davon, welche Stellen in der Zelle blockiert<br />
werden. Ihr Arzt kann Ihnen über die spezifischen<br />
Nebenwirkungen Auskunft geben.<br />
Antikörpertherapie:<br />
Zielgerichtete Behandlung<br />
Normalerweise sind Antikörper Teil des körpereigenen<br />
Abwehrsystems. Sie sind darauf spezialisiert,<br />
bestimmte körperfremde und schädliche<br />
Stoffe <strong>zu</strong> erkennen und daran an<strong>zu</strong>docken.<br />
Auf einem ähnlichen Ansatz beruht die so genannte<br />
Antikörpertherapie mit therapeutischen Antikörpern,<br />
die in modernen Verfahren hergestellt<br />
werden. Man macht sich dabei die Eigenschaft der<br />
Antikörper <strong>zu</strong> Nutze, dass sie ganz bestimmte<br />
Stoffe, die bei Krebs eine Rolle spielen, erkennen,<br />
daran andocken und sie so unwirksam machen.<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong>r Chemotherapie, die immer auch<br />
gesunde Zellen trifft, ist die Antikörpertherapie<br />
gezielter und verursacht deshalb weniger resp. andere<br />
Nebenwirkungen. Allerdings wird die Antikörpertherapie<br />
häufig in Kombina tion mit einer<br />
Chemo oder Immuntherapie verabreicht.<br />
Avastin, das Medikament, das Ihnen Ihr Arzt empfohlen<br />
hat, ist ebenfalls ein therapeutischer Antikörper.<br />
Im nächsten Kapitel erfahren Sie mehr über<br />
seine Wirkweise.<br />
Therapeutische Antikörper werden bei der Bekämpfung vieler<br />
Krebsarten eingesetzt. Sie sind massgeschneiderte Moleküle, die<br />
gezielt bestimmte Andockstellen auf der Zelle blockieren oder<br />
Wachs tumssignale abfangen können.<br />
Tumorwachstum ist abhängig von der<br />
Bildung neuer Blutgefässe<br />
Bösartige Tumore benötigen für ihr Wachstum<br />
ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe. Ist der Tumor<br />
noch klein, bezieht er beides direkt aus dem<br />
Gewebe in seiner Umgebung. Aber ab einer bestimmten<br />
Tumorgrösse reicht die Versorgung aus<br />
dem umliegenden Gewebe nicht mehr aus, die<br />
Krebszellen leiden unter Sauerstoff und Nährstoffmangel.<br />
Bei einem Sauerstoff und Nährstoffmangel reagieren<br />
die Krebszellen mit der Ausschüttung eines<br />
Botenstoffs. Dieser Stoff regt Blutgefässe da<strong>zu</strong><br />
an, aus<strong>zu</strong>spriessen und in die Richtung des Tumors<br />
<strong>zu</strong> wachsen. Ist der Tumor durchblutet, bezieht<br />
er Sauerstoff und Nährstoffe direkt aus dem<br />
Blut und kann weiter wachsen.<br />
VEGF führt <strong>zu</strong>r Entstehung neuer Blutgefässe<br />
Der Botenstoff, der bei Sauerstoff und Nährstoffmangel<br />
vom Tumor ausgeschüttet wird, nennt man<br />
Gefässzellwachstumsfaktor. Seine Abkür<strong>zu</strong>ng lautet<br />
VEGF, abgeleitet von der englischen Bezeichnung<br />
«Vascular Endothelial Growth Factor».<br />
VEGF geht an spezielle Anheftstellen (Rezeptoren)<br />
der Blutgefässzellen. Das Andocken von VEGF regt<br />
die Blut gefässe <strong>zu</strong>m Ausspriessen an.<br />
6 7
Der Tumor sendet den Botenstoff VEGF aus. Dieser regt<br />
Blutgefässe da<strong>zu</strong> an, <strong>zu</strong>m Tumor hin<strong>zu</strong>wachsen.<br />
Über die neu gebildeten Blutgefässe wird der Tumor<br />
mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, so<br />
dass er weiter wachsen kann. Die Wände der neuen<br />
Tumorgefässe sind mangelhaft und durchlässiger<br />
als normale Gefässe. So können vom Tumor<br />
losgelöste Zellen in das neue Blutgefäss eintreten<br />
und in andere Körperregionen wandern und sich<br />
ansiedeln (Metastasenbildung).<br />
Avastin blockiert VEGF<br />
Der Antikörper Avastin ist darauf spezialisiert,<br />
VEGF <strong>zu</strong> erkennen, ihn ab<strong>zu</strong>fangen und unwirksam<br />
<strong>zu</strong> machen.<br />
Avastin wird als kurze Infusion verabreicht. Über<br />
die Blutbahn gelangen die AvastinAntikörper <strong>zu</strong><br />
VEGF und binden daran. Dadurch kann VEGF sich<br />
nicht mehr an die Andockstellen (Rezeptoren) auf<br />
den Gefässzellen heften.<br />
Die Bildung neuer Gefässe wird in der Fachsprache<br />
«Angiogenese» genannt. Da Avastin das Ausspriessen<br />
und Wachsen neuer Gefässe verhindert,<br />
gehört Avastin <strong>zu</strong>r Gruppe der «Angiogenesehemmer».<br />
Mit Avastin den Tumor «aushungern»<br />
Für den Tumor bedeutet die Rückbildung der Gefässe,<br />
dass er weniger Nährstoffe aus dem Blut<br />
erhält, also sprichwörtlich ausgehungert und deshalb<br />
in seinem Wachstum gebremst wird. Man<br />
geht ausserdem davon aus, dass durch die Normalisierung<br />
der bereits vorhandenen Blutgefässe<br />
eine gleichzeitig verabreichte Chemotherapie<br />
besser Zugang <strong>zu</strong>m Tumor hat und deshalb besser<br />
wirken kann als wenn sie alleine verabreicht<br />
würde.<br />
Bei wem wirkt Avastin?<br />
Momentan gibt es keinen Test, der anzeigt bei<br />
wem Avastin besonders wirksam ist. Ob der Tumor<br />
und die Metastasen auf die Behandlung mit<br />
Avastin reagieren, wird einige Wochen nach der<br />
ersten AvastinDosis überprüft. Wenn der Tumor<br />
nicht mehr gewachsen oder sogar geschrumpft<br />
ist, ist die Therapie erfolgreich und kann fortgesetzt<br />
werden.<br />
VEGF<br />
Angiogenese<br />
Die neu gebildeten Blutgefässe versorgen den Tumor mit<br />
Nährstoffen – er kann weiter wachsen und Metastasen bilden.<br />
Avastin hemmt gezielt VEGF. Die Tumor-Blutgefässe bilden<br />
sich <strong>zu</strong>rück und normalisieren sich.<br />
Folgende Effekte können durch Avastin<br />
bewirkt werden:<br />
• Das Ausspriessen von neuen Blutgefässen<br />
wird verhindert<br />
• Die jungen Tumorgefässe bilden sich <strong>zu</strong>rück<br />
• Die älteren Blutgefässe werden normalisiert<br />
Avastin verbindet sich mit VEGF (Vascular Endothelial Growth<br />
Factor). Dadurch wird VEGF unwirksam.<br />
8 9
IV<br />
Was ist bei der AvastinTherapie <strong>zu</strong> beachten?<br />
Verabreichung von Avastin<br />
Avastin wird als Infusion gegeben. Die erste Infusion<br />
dauert 90 Minuten. Wenn dies gut vertragen<br />
wird, können die folgenden Infusionen stufenweise<br />
auf 30 Minuten verkürzt werden.<br />
Avastin kommt meistens in Kombination mit einer<br />
Chemotherapie <strong>zu</strong>m <strong>Ein</strong>satz. Das bedeutet, dass<br />
Avastin jeweils am gleichen Tag wie die Chemotherapie<br />
verabreicht wird.<br />
Bei den meisten Therapien wird Avastin entweder<br />
alle zwei oder alle drei Wochen gegeben. <strong>Ein</strong> typisches<br />
Beispiel für ein Verabreichungsschema sehen<br />
Sie in der folgenden Abbildung.<br />
Mögliche Nebenwirkungen von Avastin<br />
Wie bei anderen Krebstherapien kann es auch bei<br />
Avastin <strong>zu</strong> unerwünschten Nebenwirkungen kommen.<br />
Nebenwirkungen werden in Studien genau<br />
dokumentiert und laufend erfasst.<br />
<strong>Ein</strong>e häufige Nebenwirkung von Avastin ist Nasenbluten.<br />
Es ist meist leichter Natur und kann<br />
gewöhnlich rasch mit Hilfe eines Taschentuchs<br />
und Zurückneigen des Kopfes gestillt werden. Da<br />
Nasenbluten im Fall von trockenen Nasenschleimhäuten<br />
häufiger auftritt, ist es von Vorteil,<br />
die Nasenschleimhaut feucht <strong>zu</strong> halten. Auch<br />
Schnupfen kann das Auftreten von Nasenbluten<br />
begünstigen.<br />
<strong>Ein</strong>e weitere häufige Nebenwirkung von Avastin<br />
ist eine Blutdrucksteigerung. Deswegen sind regelmässige<br />
Blutdruckkontrollen vor und während<br />
der Therapie notwendig. Meist lässt sich der erhöhte<br />
Blutdruck mit den üblichen Blutdruckmitteln<br />
gut behandeln.<br />
Die Therapie mit Avastin kann da<strong>zu</strong> führen, dass<br />
vermehrt Eiweiss ausgeschieden wird. Deswegen<br />
macht man regelmässige Kontrollen des Urins auf<br />
Eiweissausscheidung (Proteinurie).<br />
Generell hat Avastin den Effekt, dass Wunden länger<br />
bluten und langsamer heilen als gewöhnlich.<br />
Deswegen muss die Therapie mit Avastin vor und<br />
nach grösseren Operationen unterbrochen werden.<br />
Tage<br />
1<br />
3-wöchiger Rhythmus von Avastin<br />
8<br />
15<br />
22<br />
29<br />
Weitere Nebenwirkungen von Avastin können vorkommen.<br />
Wenn Sie Fragen da<strong>zu</strong> haben, wenden<br />
Sie sich an Ihren behandelnden Arzt.<br />
Chemotherapie<br />
Avastin<br />
Tage<br />
1<br />
Chemotherapie<br />
Avastin<br />
2-wöchiger Rhythmus von Avastin<br />
8<br />
Chemotherapie<br />
15<br />
Chemotherapie<br />
Avastin<br />
Chemotherapie<br />
Avastin<br />
Avastin und die Chemotherapie werden nach einem genau definierten Plan verabreicht, dem Therapieschema. Die Abbildung zeigt zwei<br />
unterschiedliche Beispiele für Therapieschemen mit Avastin.<br />
22<br />
Chemotherapie<br />
29<br />
Chemotherapie<br />
Avastin<br />
WICHTIG<br />
Sollten während der Therapie neue oder verstärkte<br />
Beschwerden, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Bauchschmerzen,<br />
auftreten, so sprechen Sie Ihren Arzt<br />
oder die betreuende Pflegefachperson darauf an.<br />
Generell gilt, dass Sie sich bei einer plötzlichen<br />
Verschlechterung Ihres Zustands sofort an Ihren<br />
Arzt wenden.<br />
10 11
V<br />
Ihre Fragen und Notizen<br />
<strong>Ein</strong>nahme von anderen Medikamenten<br />
Im Allgemeinen kommt es durch Avastin nicht <strong>zu</strong><br />
Wechselwirkungen (Interaktionen) mit anderen<br />
Medikamenten. Trotzdem ist bei gleichzeitiger<br />
<strong>Ein</strong>nahme bestimmter Medikamente Vorsicht geboten.<br />
Es ist deshalb wichtig, dass Sie Ihren Arzt über alle<br />
Medikamente informieren, die Sie einnehmen –<br />
auch solche, die Sie in der Apotheke oder Drogerie<br />
gekauft haben.<br />
Spezielle Aufmerksamkeit gilt den Medikamenten,<br />
die die Blutgerinnung hemmen oder reduzieren<br />
(z. B. Marcoumar, Aspirin Cardio, Plavix).<br />
Avastin und Schwangerschaft<br />
Avastin darf auf keinen Fall einer schwangeren<br />
Frau verabreicht werden. Deswegen sollten Sie,<br />
wenn erforderlich, eine wirksame Verhütungsmethode<br />
anwenden. Dies gilt auch, falls der Mann<br />
Avastin erhält. Die Wirkung von Avastin auf die<br />
Spermien ist unklar.<br />
<strong>Ein</strong>schränkungen im Alltag?<br />
Wenn Sie sich zwischen den Infusionen wohlfühlen,<br />
gibt es keinen Grund, nicht mit der Arbeit<br />
fort<strong>zu</strong>fahren oder Ihr Leben wie gewohnt fort<strong>zu</strong>setzen.<br />
Aber vielleicht fühlen Sie sich nach der Behandlung<br />
jeweils müde und abgeschlagen. Dann nehmen<br />
Sie sich die Freiheit, etwas «kürzer <strong>zu</strong> treten»<br />
und gönnen Sie sich Erholungspausen.<br />
Therapiedauer<br />
Avastin wird üblicherweise so lange gegeben wie<br />
es Ihnen hilft und Sie es vertragen. Die Therapiedauer<br />
hängt jedoch stark von Ihrer persönlichen<br />
Situation ab. Ihr Arzt wird mit Ihnen besprechen,<br />
was in Ihrem Fall das beste Vorgehen ist.<br />
Es ist auch möglich, während der Behandlung eine<br />
Pause <strong>zu</strong> machen. Wenn Sie während Ihrer Behandlung<br />
für ein besonderes Ereignis oder für Ferien<br />
eine Pause einlegen möchten, dann besprechen<br />
Sie das mit Ihrem Arzt. Möglicherweise kann<br />
das Therapieprogramm an Ihre Abwesenheit angepasst<br />
werden.<br />
Weitere Informations und Kontaktadresse für<br />
Patienten und Angehörige:<br />
Schweizerische Krebsliga<br />
Die Organisation befasst sich mit allen Aspekten<br />
von Krebserkrankungen und mit der Gesamtsituation<br />
der Betroffenen. Sie vermittelt auch die<br />
Adressen der kanto nalen Sektionen und von<br />
Selbsthilfegruppen.<br />
Schweizerische Krebsliga<br />
Effingerstrasse 40<br />
3008 Bern<br />
Tel.: 031 389 91 00<br />
Email: info@swisscancer.ch<br />
12 13