So ist die Lieb'.indd - Mörike-Gesellschaft
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Der Gärtner<br />
<strong>Mörike</strong> nutzt für für <strong>die</strong>ses Rollengedicht eine seit seit dem 18. 18. Jahrhundert<br />
für für Liebeslieder oft oft gebrauchte Liedform; zugleich greift er er den den alten<br />
Topos der der Unerreichbarkeit<br />
der der Geliebten auf, auf, <strong>die</strong> <strong>die</strong> hier<br />
Auf ihrem Leibrößlein,<br />
sozial oder besser gesagt:<br />
ständisch begründet <strong>ist</strong>: <strong>ist</strong>: <strong>So</strong> <strong>So</strong>weiß wie der Schnee,<br />
Denn wie wie sollen ein ein Gärtner<br />
und eine Prinzessin zu-<br />
zu-<br />
Die schönste Prinzessin<br />
sammen kommen können?<br />
Gerade aber <strong>die</strong>se Uner-<br />
Reit’t durch <strong>die</strong> <strong>die</strong> Allee.<br />
reichbarkeit erhöht für für den den<br />
ner<br />
Gärtner <strong>die</strong> <strong>die</strong> Attraktivität der der Prinzessin und verstärkt <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Sehnsucht, den den Wunsch, das das Begehren.<br />
Versuchung<br />
<strong>Mörike</strong> war war in in seiner Liebeslyrik ein ein großer Erotiker; er er selbst<br />
schreibt in in dem Gedicht Lose Waare:<br />
„denn will will ich ich was Nützliches schreiben, / / Gleich wird ein ein<br />
Liebesbrief, gleich ein ein Erotikon draus.“<br />
Zwei weitere Beispiele mögen <strong>die</strong>s belegen.<br />
Und <strong>Mörike</strong> transponiert<br />
<strong>die</strong>se Sehnsucht in in eine – –<br />
versteckte – – erotische, ja ja<br />
sexuelle Phantasie, <strong>die</strong> <strong>die</strong> aufzudecken<br />
dem Leser überlassen<br />
bleibt.<br />
Sie Sie <strong>ist</strong> <strong>ist</strong> in in der der letzten Strophe<br />
gestaltet. Wie <strong>ist</strong> <strong>ist</strong> der der<br />
Wunsch des des Gärtners zu zu<br />
lesen? Worauf <strong>ist</strong> <strong>ist</strong> das das durch<br />
Großschreibung hervorgehobene<br />
„Eine“ zu zu beziehen?<br />
Der Weg, den das Rößlein<br />
Hintanzet so so hold,<br />
Der Sand, den ich ich streute,<br />
Er Er blinket wie Gold.<br />
Wenn sie sie in in silberner Schale mit Wein uns würzet <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erdbeer’n,<br />
Dicht mit Zucker noch erst streuet <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kinder des Walds:<br />
O wie schmacht’ ich ich hinauf zu zu den duftigern Lippen, wie dürstet<br />
Die Die erotische Erwartung wird hier in in der der Gestimmtheit des des<br />
Auf Auf <strong>die</strong> <strong>die</strong> Feder, auf auf <strong>die</strong> <strong>die</strong> Blume?<br />
Sprechers ausge-<br />
Und wenn es, es, wie wie syntak-<br />
Du Du rosenfarbs Hütlein,<br />
sprochen und<br />
Nach des gebogenen Arms schimmernder Weiße mein Mund!<br />
tisch ja ja möglich, auf auf <strong>die</strong> <strong>die</strong> Blume<br />
vor vor allem in in den den<br />
bezogen wird – – welche<br />
Blume, welche „Eine“, einzi-<br />
me<br />
Wohl auf und wohl ab, ab,<br />
Verben benannt: ‚schmachten’, ‚dürsten nach’. Sie Sie wird gleichfalls<br />
sichtbar in in der der angesprochenen Körperlichkeit: im im weißen Arm, der der<br />
ge geBlume soll soll <strong>die</strong> <strong>die</strong> Prinzessin<br />
O wirf eine Feder<br />
nach dem Wunsch des des<br />
als als Versprechen erscheint, und im im Spiel mit mit der der im im Übrigen ja ja<br />
durchaus traditionellen Verbindung von von Mund und Erdbeeren, von von<br />
Gärtners hergeben für für das,<br />
was was er er zu zu geben hat?<br />
Verstohlen herab!<br />
Kuss und Süße (des Zuckers).<br />
Vor Vor allem gehört, wie wie im im Gedicht zuvor, zur zur Erfahrung des des Gedichts<br />
Die Die Möglichkeiten der der Auslegung<br />
und des des Verstehens<br />
sind klar; dass sie sie Möglichkeit<br />
bleiben, dass sich <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
keit<br />
Rede also nicht festlegt, <strong>ist</strong> <strong>ist</strong><br />
ein ein Merkmal erotischer<br />
Lyrik, <strong>die</strong> <strong>die</strong> ja ja von von der der Erwar-<br />
Und willst du du dagegen<br />
Eine Blüthe von mir,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit des des Lesers und der der Leserin, bei bei den den Erdbeeren und<br />
ihrer Süße an an Weiteres zu zu denken. Dies gerade <strong>ist</strong> <strong>ist</strong> kennzeichnend<br />
für für erotische Lyrik: Sie Sie eröffnet Möglichkeiten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> sie sie zugleich verhüllt.<br />
Bemerkenswert <strong>ist</strong> <strong>ist</strong> hier nicht zuletzt das das antike Versmaß; das das Ge-<br />
Ge-<br />
verdicht<br />
<strong>ist</strong> <strong>ist</strong> in in D<strong>ist</strong>ichen, der der Abfolge von von Hexameter und Pentameter,<br />
tung, vom Versprechen, von von Nimm tausend für für Eine,<br />
der der Möglichkeit lebt.<br />
geschrieben. Die Die antike Form, <strong>die</strong> <strong>die</strong> ja ja von von vornherein <strong>die</strong> <strong>die</strong> Artifizialität<br />
des des lyrischen Sprechens, also das das literarische Spiel und damit<br />
tät<br />
Nimm alle dafür!<br />
D<strong>ist</strong>anz signalisiert, ermöglicht <strong>die</strong> <strong>die</strong> Darstellung einer heiteren,<br />
erotischen Sinnlichkeit.<br />
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