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Frohe Ostern - Schau Verlag Hamburg

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1900 wurde Emil Wohlwill als Chemiker<br />

durch seinen Sohn Heinrich bei der Affinerie<br />

abgelöst, beriet das Unternehmen aber<br />

weiter bis zu seinem Tod 1912.<br />

Den Besuch der Familie – die Nachfahren<br />

Wohlwills leben inzwischen in Amerika<br />

und Australien – hat die CU-Redaktion<br />

zum Anlass genommen, Ihnen den Elektrolyse-Prozess<br />

einmal ganz genau vorzustellen.<br />

Die Feinreinigung des Kupfers erfolgt<br />

bei Aurubis noch heute nach dem Prinzip<br />

der Wohlwill-Elektrolyse, auch wenn<br />

sich die Technik um den Prozess und die<br />

Produktionsmengen deutlich verändert<br />

haben. Der Elektrolyseprozess, dessen<br />

grundlegende technische Probleme von<br />

dem genialen Wissenschaftler Wohlwill<br />

gelöst wurden, ist auch heute noch ein<br />

ganz entscheidender Schritt bei der Kupfergewinnung.<br />

Die Kupferelektrolyse ist ein sogenannter<br />

nassmetallurgischer Prozess zur<br />

elektrochemischen Raffination, also zur<br />

Feinreinigung des noch unreinen Anodenkupfers.<br />

Anodenkupfer mit einem<br />

Kupfergehalt von rund 97–99 % wird bei<br />

Aurubis an den Standorten <strong>Hamburg</strong>,<br />

Pirdop, Lünen und Olen produziert.<br />

Die Anodenplatten werden in Elektrolysebäder<br />

gehängt, in denen eine schwefelsaure<br />

Kupfersulfatlösung mit einer<br />

Temperatur von ca. 60° C als Elektrolyt<br />

zirkuliert.<br />

Unter der Wirkung des elektrischen<br />

Stromes (Stärke 20 000 – 40 000 Ampere)<br />

geht das Kupfer zusammen mit den<br />

löslichen Verunreinigungen (z. B. Arsen,<br />

Nickel) im Elektrolyten in Lösung.<br />

Nur das Kupfer schlägt sich während des<br />

Elektrolyseprozesses an der Kathode aus<br />

Edelstahl nieder – in einer Reinheit von<br />

99,995 %! Jede Woche werden die Edelstahlkathoden<br />

aus den Bädern genommen<br />

und das hochreine Kupfer in Form von<br />

Platten mithilfe einer Maschine entfernt.<br />

Die Ionen der unedleren Metalle wie<br />

zum Beispiel Arsen, Wismut und Zink reichern<br />

sich im Elektrolyten an und bleiben<br />

in Lösung.<br />

Die in der Anode enthaltenen edleren<br />

und in Schwefelsäure unlöslichen Bestandteile<br />

(Gold, Silber, Selen, Blei) werden nicht<br />

gelöst und sinken als Anodenschlamm auf<br />

den Boden der Elektrolysebäder. Dieser<br />

enthält 6 bis 15 % Edelmetalle und wird zur<br />

Gewinnung von Silber, Gold und Platinmetallen<br />

verwendet.<br />

Um die Edelmetalle anzureichern, wird<br />

der Anodenschlamm getrocknet und<br />

erneut eingeschmolzen. Durch Oxidation<br />

wird die Konzentration weiter erhöht, bis<br />

am Ende das sogenannte Güldischsilber<br />

(etwa 92 % Silber, etwa 5 % Gold und etwa<br />

1 % Platinmetalle) entsteht. Das Güldischsilber<br />

wird zu Anoden vergossen.<br />

Es folgt die Silberelektrolyse<br />

in salpetersaurer<br />

Lösung, in der das Silber<br />

in reiner Form abgetrennt<br />

wird. Hier entsteht erneut<br />

ein Anodenschlamm mit<br />

einem Goldgehalt von bis<br />

zu 50 %. Dieser Anodenschlamm<br />

wird mit Salpetersäure<br />

behandelt, um die Platinmetalle<br />

und das restliche<br />

Silber abzutrennen.<br />

Am Ende erhält man einen<br />

Sand, der bereits 95 % Gold<br />

enthält. Dieser wird eingeschmolzen<br />

und zu Goldanoden<br />

vergossen.<br />

Nun folgt erneut ein Elektrolyseprozess:<br />

Goldanoden,<br />

und bei diesem Prozess Titanbleche,<br />

werden abwechselnd<br />

in ein Elektrolysebad gehängt.<br />

Wieder werden durch<br />

die Arbeit des elektrischen<br />

VOCABULARY<br />

CORPORATE LANGUAGE ENGLISH<br />

Kupferelektrolyse<br />

Leitfähigkeit<br />

Gold- und Silber-<br />

Scheidebetrieb<br />

Chemiker<br />

Nassmetallurgischer<br />

Prozess<br />

Elektrochemische<br />

Raffination<br />

Elektrolysebad<br />

Kupfersulfatlösung<br />

Elektrolyt<br />

Kathode<br />

Schwefelsäure<br />

Anodenschlamm<br />

Edelmetalle<br />

Güldischsilber<br />

Stroms die Anoden aufgelöst und das reine<br />

Gold auf den Titanblechen abgeschieden.<br />

Nach Abtrennen von den Titanblechen<br />

werden die Goldkathoden eingeschmolzen<br />

und entweder zu kleinen Goldgranalien<br />

oder zu Barren vergossen.<br />

Auf ihrem Rundgang durch die Anlagen<br />

von Aurubis <strong>Hamburg</strong> hatten die Nachfahren<br />

der Familie nun Gelegenheit, sich ganz<br />

genau anzusehen, welches Verfahren das<br />

Berufsleben ihres Urahns bestimmt hat.<br />

Ihren Dank schickte Sabine Erika,<br />

geborene Wohlwill, zusammen mit einer<br />

Anekdote an Heinrich Schliefer:<br />

Lieber Herr Schliefer,<br />

… Mein Vater (Max Wohlwill) hat mir berichtet,<br />

dass Zar Nikolaus II. seinen Großvater<br />

Emil nach Russland eingeladen hat, um dort<br />

die Wohlwill-Elektrolyse einzuführen. Das<br />

tat er erfolgreich. Nach einiger Zeit wurde er<br />

erneut eingeladen, denn es traten Goldverluste<br />

auf, die sich niemand erklären konnte.<br />

Man vermutete technische Probleme, doch<br />

Emil fand heraus, dass Mitarbeiter das Gold<br />

entwendet hatten. Der Zar war sehr dankbar<br />

und wollte Emil einen Orden überreichen,<br />

doch er wollte das nicht. <strong>Hamburg</strong>er Leute<br />

nehmen keine Orden an, hatte Emil gesagt.<br />

Danke schön für den Besuch und die interessante<br />

Führung. Wir haben es sehr genossen.<br />

Ihre Sabine Erika<br />

Kirsten Kück<br />

Copper tankhouse<br />

Conductivity<br />

Gold and silver<br />

parting plant<br />

Chemist<br />

Hydrometallurgical<br />

process<br />

Electrochemical<br />

refining<br />

Tankhouse cell<br />

Copper sulphate solution<br />

Electrolyte<br />

Cathode<br />

Sulphuric acid<br />

Anode slimes<br />

Precious metals<br />

Silver doré (sometimes just<br />

„güldisch“ in English)<br />

CU 27

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