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Vortrag "Schmerz" - Initiative Chronische Wunden eV

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Schmerztherapie bei<br />

chronischen <strong>Wunden</strong><br />

Regionale Arbeitsgruppe der ICW e.V.<br />

Dienstag, den 09. Juni 2009<br />

Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn<br />

Silke Heinert<br />

Fachapothekerin für Klinische Pharmazie<br />

paderlog<br />

Brüderkrankenhaus St. Josef<br />

Paderborn


Der „Internationale Verband für die Untersuchung von<br />

Schmerzen“ definiert Schmerz...<br />

„..als eine unangenehme sensible und emotionale<br />

Erfahrung, die im Zusammenhang mit einer tatsächlichen<br />

oder potentiellen Gewebeschädigung steht oder im Sinne<br />

einer solchen Schädigung beschrieben wird.“<br />

© S. Heinert paderlog


Bis zu 80% der Menschen, die unter<br />

chronischen <strong>Wunden</strong> leiden, haben einen<br />

permanenten Wundschmerz<br />

• Bewegungseinschränkung<br />

• Einschlaf- und Durchschlafstörungen<br />

• Beeinträchtigung der Körperwahrnehmung<br />

• Minderung des Selbstwertgefühls<br />

• Depression<br />

• Reduktion der sozialen Kontakte<br />

• Soziale Isolation<br />

© S. Heinert paderlog


Weitere Folgen für den Patienten:<br />

• Beschäftigung mit der Wunde wird zur Belastung<br />

• Zusätzlich Schmerzen, z.B. beim Verbandswechsel<br />

⇒ Entstehung einer ernsthaften Beeinträchtigung der<br />

Versorgung<br />

⇒ in Fragestellung des gesamten Behandlungsprozesses<br />

⇒ Ablehnung der Behandlung, keine Compliance<br />

© S. Heinert paderlog


Kommentare bei schmerzhaften<br />

Verbandswechsel<br />

© S. Heinert paderlog


3 Arten von Schmerz:<br />

• Nozizeptiver Schmerz<br />

– zurückzuführen auf eine Schädigung des Gewebes<br />

– in der Wunde Unterscheidung in akuten und chronischen<br />

Wundschmerz<br />

• Neuropathischer Schmerz<br />

– zurückzuführen auf eine Schädigung der Nerven<br />

• Psychogener Schmerz<br />

– ausgelöst von Furcht oder Angst<br />

Nur im Lehrbuch getrennt,<br />

in Wirklichkeit parallel oder gemischt auftretend<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzarten<br />

1. Akutschmerz durch Nozizeptorschädigung<br />

Abb. nach Mutschler: Arzneimittelwirkungen<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzarten<br />

2. Pathophysiologischer Nozizeptorschmerz<br />

Peripherie ZNS Folge<br />

Abb. nach Mutschler: Arzneimittelwirkungen<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzarten<br />

3. Neuropathischer Schmerz<br />

Peripherie ZNS Folge<br />

Abb. nach Mutschler: Arzneimittelwirkungen<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzursachen:<br />

Psychosoziale Faktoren<br />

z.B. Alter, Geschlecht,<br />

kultureller Hintergrund,<br />

Bildung,<br />

Geisteszustand -<br />

Angst, Depression,<br />

Furcht, Verlust, Trauer<br />

Operativer Schmerz<br />

Durchtrennen von Gewebe oder<br />

anhaltende Beeinflussung, wobei<br />

normalerweise eine Narkose erforderlich<br />

ist, z.B. Debridement,<br />

Verbände bei schweren Verbrennungen<br />

Anwendungsbedingter Schmerz<br />

= Verfahrensbedingter Schmerz<br />

Routine-/ Grundlegende Eingriffe, z.B.<br />

Verband entfernen, Wunde reinigen,<br />

Verband anlegen<br />

Mechanischer Schmerz<br />

bewegungsbedingte Aktivität, z.B.<br />

Reibung, Verrutschen des Verbandes,<br />

Husten<br />

Umgebungsfaktoren<br />

z.B. Zeitpunkt des<br />

Wechsels,<br />

Umfeld -<br />

Lärm, Position des<br />

Patienten,<br />

Mittel<br />

Dauerschmerz<br />

anhaltende grundlegende Schmerzen<br />

aufgrund von Wundätiologie und<br />

lokalen Faktoren wie z.B.<br />

Ischämie, Infektion<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzwahrnehmung<br />

• Endorphinrezeptoren (ZNS)<br />

• periphere Rezeptoren (freie Nervenenden)<br />

© S. Heinert paderlog


Endorphinrezeptoren<br />

• Befinden sich im Schmerzzentrum des ZNS<br />

• werden von den Endorphinen erregt<br />

• therapeutischer Ansatz:<br />

Zentrale Analgetika wie<br />

Morphin und andere Opiate<br />

© S. Heinert paderlog


Periphere Rezeptoren<br />

• Erstschmerz (ACH, Serotonin..)<br />

• Dauerschmerz (Prostaglandine)<br />

• Therapeutischer Ansatz:<br />

Periphere Analgetika/ nichtsteroidale<br />

Antirheumatika<br />

wie ASS, Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac,<br />

Novaminsulfon...<br />

© S. Heinert paderlog


Chronifiziert der Schmerz (Schmerzgedächtnis)<br />

können durch periphere Sensibilisierung der<br />

Schmerzrezeptoren im Wundgebiet und der<br />

Sensibilisierung zentraler Schaltstellen im Gehirn<br />

bereits kleinste Reize unerträgliche Schmerzen<br />

auslösen (Hyperalgesie).<br />

Selbst leichte Berührungen sogar in der weiteren<br />

Wundumgebung werden durch eine übersteigerte<br />

Schmerzwahrnehmung als sehr schmerzhaft<br />

empfunden (Allodynie).<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzchronifizierung<br />

„Schmerzkrankheit“<br />

<strong>Chronische</strong>s Stadium<br />

Schmerzgedächtnis<br />

Zentrale Sensibilisierung<br />

Akutes Stadium<br />

Unzureichende Schmerztherapie<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzarten<br />

Klinsiche Symptome neuropathischer Schmerzen<br />

Negative Symptome<br />

Positive Symprome<br />

Sensorisches Defizit<br />

- Dauerschmerz<br />

- Parästhesie<br />

- Dysästhesie<br />

- Hyperalgesie<br />

- Allodynie<br />

Neuropathische Schmerzen sind oftmals durch eine Kombination von<br />

positiven Symptomen gekennzeichnet.<br />

© S. Heinert paderlog


Grundlegende schmerzauslösende Probleme<br />

• Durchblutungsstörungen (pAVK)<br />

• Druck<br />

• Schwellung<br />

• Infektion<br />

• Tumore<br />

• Ischämie<br />

• Mazeration der wundumgebenden Haut<br />

© S. Heinert paderlog


• Gehen Sie davon aus, dass alle <strong>Wunden</strong> schmerzhaft<br />

sind<br />

• Mit der Zeit können <strong>Wunden</strong> schmerzhafter werden<br />

• Akzeptieren Sie, dass die wundumgebende Haut<br />

empfindlich und schmerzsensibel werden kann<br />

• Machen Sie sich bewusst, dass für manche Patienten die<br />

geringste Berührung oder einfach Luft, welche mit der<br />

Wunde in Berührung kommt, äußerst schmerzhaft sein<br />

kann.<br />

• Überweisen Sie rechtzeitig, wenn notwendig, zum<br />

Facharzt<br />

© S. Heinert paderlog


Beurteilungsstrategien<br />

• Schmerz ist, was immer der Patient sagt, aber<br />

manchmal sagt der Patient nichts<br />

• gezieltes Fragen<br />

• andere Indikatoren wie z.B. Entzündungszeichen<br />

• Messung der Schmerzintensität anhand von<br />

Skalen (Scores)<br />

• Schmerztagebücher zur dauerhaften<br />

Schmerzmessung<br />

© S. Heinert paderlog


VAS<br />

© S. Heinert paderlog


Doloplus-Skala hilft Pflegenden bei der Schmerzeinschätzung<br />

Somatische Parameter<br />

•Verbaler Schmerzausdruck<br />

•Schonhaltung in Ruhe<br />

•Schutz von schmerzhaften Körperzonen<br />

Psychomotorische Parameter<br />

•Mimik<br />

•Schlaf<br />

•Waschen und Ankleiden<br />

•Bewegungen / Mobilität<br />

Psychosoziale Parameter<br />

•Kommunikation (verbal / nonverbal)<br />

•Soziale Aktivitäten<br />

•Verhaltensstörungen<br />

Jeder Parameter kann mit 0 bis 3 Punkten bewertet werden. Insgesamt<br />

können maximal 30 Punkte erreicht werden. Ab 5 Punkten ist von Schmerzen<br />

auszugehen.<br />

Die Doloplus-Skala ist ein Instrument zur Beurteilung von Schmerzen bei<br />

Älteren.<br />

Quelle: Zeyfang, Grafik: Forschung und Praxis / Ärzte Zeitung<br />

© S. Heinert paderlog


Beurteilung der Schmerzen:<br />

• Anfangsbeurteilung<br />

• Laufende Beurteilung (vor Verbandwechsel, ggf.<br />

Beurteilung der Stärke auch währenddessen und danach)<br />

Es ist sicherzustellen, dass jede<br />

Schmerzbeurteilung individuell auf den<br />

Patienten ausgerichtet ist und nicht zum<br />

zusätzlichen Stressfaktor für ihn wird.<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerztherapie:<br />

• Medikamente<br />

• Wundverbände<br />

• beteiligtes Personal<br />

© S. Heinert paderlog


Medikamentöse Schmerztherapie<br />

• Patienten haben einen Anspruch auf eine rechtzeitige<br />

und konsequente Schmerztherapie<br />

• Das WHO-Stufenschema ist ein Leitfaden, kein<br />

Paradigma<br />

• Das richtige, wirksame Medikament bzw. die richtige<br />

Kombination muss bei jedem einzelnen Patienten<br />

durch Erprobung gefunden werden (Schmerzkonsil,<br />

Schmerzambulanz)<br />

• Jeder Patient benötigt eine individuelle Dosierung in<br />

Abhängigkeit von Wirkung und Nebenwirkung<br />

(sorgfältige Titration)<br />

© S. Heinert paderlog


WHO-Stufenschema zur (Tumor-) Schmerztherapie<br />

Welches<br />

Schmerzmittel<br />

wann?<br />

Stufe 3<br />

Stufe 1<br />

Peripherwirksame<br />

Analgetika, NSAR<br />

+ Co-Medikation<br />

Stufe 2<br />

Schwache<br />

Opioid-Analgetika<br />

+<br />

Peripherwirksame<br />

Analgetika, NSAR<br />

+ Co-Medikation<br />

Starke<br />

Opioid-Analgetika<br />

+<br />

Peripherwirksame<br />

Analgetika, NSAR<br />

+ Co-Medikation<br />

© S. Heinert paderlog


Jede Stufe des WHO-Schemas lässt<br />

sich bedarfsgerecht mit den<br />

sogenannten Adjuvantien ergänzen.<br />

Lokalanästhetika und Benzodiazepine<br />

gehören dazu.<br />

Zusätzliche Antikonvulsiva oder<br />

Antidepressiva können neuropathische<br />

Schmerzen lindern.<br />

© S. Heinert paderlog


WHO Stufe 1<br />

• Bei längerer Gabe von konventionellen NSAR sind<br />

gastrointestinale und kardiovaskuläre Risiken und<br />

Kontraindikationen zu beachten<br />

• Ulcusprohylaxe mit Protonenpumpenhemmern<br />

• mehrere Untersuchungen zeigen einen Opioidsparenden<br />

Effekt unter NSAR-Medikation<br />

• Tageshöchstdosen für die einzelnen Substanzen<br />

beachten<br />

• Nebenwirkungen auf<br />

– Leber,<br />

– Niere,<br />

– Blut<br />

beachten!<br />

© S. Heinert paderlog


WHO Stufe 2<br />

• Zusätzlich zu Stufe 1, wenn diese nicht mehr<br />

ausreicht<br />

• Zur Langzeittherapie Retard-Formen einsetzen<br />

• Nicht-retardierte Präparate lediglich zur Dosistitration,<br />

bzw. als Zusatzmedikation bei Schmerzspitzen<br />

• Tageshöchstdosen beachten<br />

• bei starken Schmerzen kann u.U. Stufe 2<br />

übersprungen werden.<br />

• Kombination von Stufe 2 und 3 sollte unterbleiben<br />

© S. Heinert paderlog


WHO Stufe 3<br />

• Morphin (bei Tumorschmerzen) Mittel der Wahl<br />

• vorzugsweise orale, retardierte Arzneiformen<br />

• Bei Durchbruchschmerzen sind kurzwirksame Opioide<br />

indiziert<br />

• Gabe von Opioidpflastern stellt eine Alternative zur<br />

oralen Applikation dar bei Patienten mit<br />

– mittelgradig bis schweren Dauerschmerzen<br />

– stabilem und gleichmäßigem Opioidbedarf<br />

– Passagehindernis oder therapieresistentem Erbrechen<br />

• keine Tageshöchstdosen<br />

© S. Heinert paderlog


Nebenwirkungen der Opiate<br />

ZNS<br />

• Müdigkeit<br />

• Konzentrationsschwäche<br />

Magen/ Darm<br />

• Übelkeit Antiemetika<br />

• Verstopfung Laxantiengabe<br />

Abhängigkeiten<br />

• Physisch<br />

• psychisch (gering)<br />

© S. Heinert paderlog


Abhängigkeiten von Opiaten (Sucht?)<br />

Körperliche Abhängigkeit<br />

• Folge einer längeren Zufuhr einer Substanz<br />

• Physiologischer Anpassungsprozess<br />

• Entzugssymptomatik<br />

• kein abruptes Absetzen (Ausschleichen)<br />

Psychische Abhängigkeit<br />

Bei korrektem Einsatz von Opioiden ist die Gefahr<br />

einer psychischen Abhängigkeit sehr gering<br />

© S. Heinert paderlog


Grundregeln der Schmerztherapie<br />

• Über den Mund oder die Haut (oral, TTS)<br />

• pünktlich und regelmäßig<br />

• Individuell dosieren nach dem WHO-Stufenschema<br />

Dauerschmerz erfordert Dauertherapie<br />

© S. Heinert paderlog


Kurzfristige Schmerzspitzen können mit zusätzlichen<br />

kurzwirksamen Opioiden (Sevredol, Morphin Merck<br />

Tropfen) abgefangen werden.<br />

Bei der kurzfristigen Behandlung akuter Schmerzen z.B.<br />

während des Verbandswechsels sind besonders die<br />

Zeit bis zum Wirkungseintritt und die Wirkdauer der<br />

Analgetika zu berücksichtigen.<br />

Es macht keinen Sinn, Schmerztropfen kurz vor Beginn des<br />

Verbandswechsels dem Patienten zu geben.<br />

Prämedikation heißt in der Schmerztherapie, dass selbst alle<br />

nicht-retardierten oralen Analgetika mindestens 30<br />

Minuten vor einer schmerzhaften Prozedur verabreicht<br />

werden, um den rechtzeitigen Eintritt der analgetischen<br />

Wirkung sicherzustellen.<br />

© S. Heinert paderlog


Nicht-Opioide<br />

Arzneistoff<br />

Präparat/<br />

Applikation<br />

Wirkprofil<br />

Wirkeintritt<br />

(Wirkmaximum)<br />

nach<br />

Wirkdauer<br />

Einzeldosis<br />

(Erwachsene)<br />

Paracetamol Oral, rektal 30 min 4 – 6 h 500 – 1000 mg<br />

Metamizol<br />

Novalgin®<br />

oral<br />

Novalgin®<br />

rektal<br />

30 – 60 min<br />

k.A.<br />

Ibuprofen diverse 15 min<br />

(30 – 90 min)<br />

4 – 6 h<br />

k.A.<br />

500 – 1000mg<br />

1000 mg<br />

6 – 8 h 400 – 800 mg<br />

Diclofenac<br />

Voltaren®<br />

dispers<br />

Voltaren®<br />

resinat<br />

Magensaftresistent<br />

Voltaren®<br />

Supp.<br />

30 min<br />

1 h<br />

3 h (und mehr)<br />

30 – 60 min<br />

(90 – 100 min)<br />

6 –8 h<br />

12 h<br />

6 – 8 h<br />

4 – 6 h<br />

(-12 h)<br />

50 – 100 mg<br />

50 – 100 mg<br />

50 – 100 mg<br />

50 – 100 mg<br />

© S. Heinert paderlog


Opioide 2. Stufe<br />

Arzneistoff<br />

Tilidin/<br />

Naloxon<br />

Präparat/<br />

Applikation<br />

Valoron® N<br />

Lsg./ Kps.<br />

Wirkprofil<br />

Wirkeintritt<br />

(Wirkmaximum)<br />

nach<br />

10 min<br />

(25 – 50 min)<br />

Wirkdauer<br />

Einzeldosis<br />

(Erwachsene)<br />

4 – 6 h 50 – 100 mg<br />

Tramadol<br />

Tramal® Lsg./<br />

Kps.<br />

10 min (60 min) 4 h 50 – 100 mg<br />

© S. Heinert paderlog


Opioide Stufe 3<br />

Arzneistoff<br />

Morphin<br />

Präparat/<br />

Applikation<br />

Wirkprofil<br />

Wirkeintritt<br />

(Wirkmaximum<br />

) nach<br />

Wirkdauer<br />

Einzeldosis<br />

(Erwachsene)<br />

i.v. 5 – 10 min 4 – 6 h 5 – 10 mg<br />

s.c./ i.m. 15 – 30 min 4 – 6 h 10 – 30 mg<br />

Morphin Merck® 30 – 90 min 4 h ab 10 mg<br />

Tropfen<br />

(1,5 – 2 h)<br />

Viskose Morphin- 30 – 90 min 4 – 6 h 10 – 60 mg<br />

Lsg. 2% NRF<br />

Sevredol® Tbl. 20 min 4 h ab 10 mg<br />

Morphin Hexal 30 – 90 min 4 – 6 h ab 10 mg<br />

Ret.-Tabl.<br />

MST-Retardtabl.<br />

Mundipharma®<br />

60 – 90 min<br />

(4 – 6 h)<br />

8- 12 h ab 10 mg<br />

MSR-Supp.<br />

Mundipharma®<br />

20 – 60 min 4 h 10 – 30 mg<br />

© S. Heinert paderlog


Opioide Stufe 3 (Fortsetzung)<br />

Arzneistoff<br />

Wirkdauer<br />

Hydromorphon<br />

Präparat/<br />

Applikation<br />

Wirkprofil<br />

Wirkeintritt<br />

(Wirkmaximum)<br />

nach<br />

Einzeldosis<br />

(Erwachsene)<br />

Paladon® ret. k.A. 8 – 12 h 4 – 24 mg<br />

Oxycodon<br />

Oxygesic®<br />

ret.<br />

k.A. 8 – 12 h 10 – 20 mg<br />

Piritramid Dipidolor®<br />

i.m.<br />

s.c.<br />

i.v.<br />

Buprenorphin Temgesic® im<br />

Temgesic®<br />

sublingual<br />

Transtec®<br />

transdermal<br />

Fentanyl Fentanyl i.v.<br />

Fentanyl i.m.<br />

Durogesich®<br />

transdermal<br />

(10 – 60 min)<br />

10 – 15 min<br />

30 min<br />

1 – 2 min<br />

0,5 – 1 h<br />

0,5 h (1 – 2 h)<br />

(initial ca. 24 h)<br />

Sofort<br />

7 – 8 min<br />

12 – 24 h<br />

5 – 8 h 15 – 30 mg<br />

6 – 8 h<br />

6 – 8 h<br />

72 h<br />

0,5 – 1 h<br />

1 – 2 h<br />

48 –72 h<br />

0,3 – 0,6 mg<br />

0,2 – 0,4 mg<br />

35 – 70 µg/h<br />

25 – 50 µg<br />

50 – 100 µg<br />

25 – 100 µg<br />

© S. Heinert paderlog


Lokalanästhetika<br />

Arzneistoff<br />

Präparat/<br />

Applikation<br />

Wirkprofil<br />

Wirkeintritt<br />

Wirkdauer<br />

Einzeldosis<br />

(Erwachsene)<br />

Lidocain/<br />

Prilocain<br />

Emla® Creme<br />

30-60 min<br />

Einwirkzeit<br />

1 h 1 – 2 g Creme/<br />

10 cm 2<br />

• Zur Schmerzprophylaxe vor dem chirurgischen Debridement ist<br />

der Einsatz von Emla®-Creme, einem Lokalanästhetikum<br />

zugelassen.<br />

Diese wird direkt auf die Wunde und deren Umgebung<br />

aufgebracht, mit einer sterilen Transparentfolie abgedeckt und<br />

sollte 30 (-60) Minuten vor dem Eingriff einwirken. Die Wirkung<br />

hält jedoch nur für kurze Zeit an.<br />

© S. Heinert paderlog


Durchbruchschmerz: Dosierung<br />

• Die Höhe der Dauermedikation gibt keinen sicheren<br />

Anhalt für die benötigte Menge der Zusatzmedikation,<br />

die für jeden Patienten individuell titriert werden muss<br />

• Bei einer Zusatzmedikation mit oralem, nichtretardiertem<br />

Morphin kann als Annäherung mit einer<br />

Dosis von 1/6 bis 1/10 der Dauermedikationsdosis<br />

begonnen werden<br />

© S. Heinert paderlog


Häufig gemachte Fehler in der Schmerztherapie<br />

• Unterdosierung<br />

• Medikation „bei Bedarf“<br />

• Kombination von WHO Stufe 2 mit Stufe 3<br />

• Tranquilzer Dauermedikation<br />

• Fehlende Adjuvantientherapie (z.B. keine Antiemetika<br />

bei Opiatstart)<br />

• CAVE: Off-Label-Use<br />

Versatis Pflaster nicht für <strong>Wunden</strong> zugelassen und<br />

geeignet!<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzvermeidung durch spezielle Produkte<br />

(Beispiele zum Thema „Verkleben“)<br />

• Verklebende Wundverbände/ Wundgaze sollten bei bestehender<br />

Indikation vermieden und durch feuchthaltende Wundauflagen<br />

ersetzt werden.<br />

• Wo möglich und sinnvoll sollten Wundauflagen ohne Klebefläche<br />

zum Einsatz kommen, da sich häufig überreizte Nerven in der<br />

Wundumgebung befinden.<br />

• Fettfreie Distanzgitter sind schmerzfreier zu entfernen als<br />

angetrocknete Fettgazen (Produkte wie Mepitel®, Sorbion plus®<br />

oder Hydrokolloidgazen wie Urgotül®, Hydrotüll® oder<br />

Physiotülle®).<br />

• Alternativ zu stark klebenden Auflagen können Verbände mit<br />

geringer Klebkraft (Biatain® sanft haftend) oder Produkte mit<br />

Silikonhaftung wie Mepilex® oder Mepitel® border eingesetzt<br />

werden.<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzvermeidung durch spezielle Produkte<br />

(Beispiele zum Thema „Ablösen“)<br />

• Schnelles Abziehen der Wundauflage (Peeling) sollte<br />

auch bei modernen Wundauflagen vermieden werden,<br />

ggf. Pflasterentferner (Dermasol® oder Wundbenzin)<br />

einsetzen.<br />

• Falsches Ablösen von Folienverbänden kann zu<br />

schmerzhaften Hautläsionen und Rissen führen. Die Folie<br />

lässt sich durch stückweises Überdehnen parallel zur Haut<br />

atraumatisch lösen. Um Scherkräfte zu vermeiden, wird<br />

die Haut unterhalb der Haut durch Hand auflegen gestützt.<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzvermeidung durch spezielle Produkte<br />

(Beispiele zum Thema „Wundspüllösungen“)<br />

• Angewärmte und physiologische bzw. temperierte<br />

Antiseptika verwenden (Wärmeschrank,<br />

Flaschenwärmer, Wasserbad...)<br />

• Nicht schmerzhaften Spüllösungen und Antiseptika<br />

(Polyhexanidlösung, Octenisept ®) ist der Vorzug zu<br />

geben.<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzvermeidung durch spezielle Produkte<br />

(„Sonstiges“)<br />

• Bei <strong>Wunden</strong> mit gereizter oder empfindlicher<br />

Umgebungshaut empfiehlt sich der unterstützende<br />

Einsatz eines Hautschutzes (z.B. Cavilon® -<br />

Lolly/Spray)<br />

• längere Wechselintervalle durch länger haltende<br />

Verbände sicherstellen<br />

• Seit 1. April 2006 auf dem deutschen Markt ist ein<br />

mit 0,5mg Ibuprofen pro cm2 versetzter<br />

Polyurethanschaumverband (Biatain® Ibu)<br />

© S. Heinert paderlog


Vorbereiten, Planen, Vorbeugen (Pflegekraft)<br />

• Schaffen Sie eine angemessene, stressfreie Umgebung - schließen Sie die<br />

Fenster, schalten Sie Handys ab usw.<br />

• Schätzen Sie den Bedarf, den Sie an qualifizierter oder ungelernter<br />

Unterstützung benötigen (z.B. dem Patienten einfach die Hand zu halten)<br />

richtig ein<br />

• Achten Sie bei der Lagerung des Patienten darauf, möglichst wenig<br />

Beschwerden zu verursachen und jede unnötige Berührung oder Belastung<br />

zu vermeiden<br />

• Vermeiden Sie eine längere Freilegung der Wunde, während Sie<br />

beispielsweise auf fachärztliche Anordnung warten<br />

• Vermeiden Sie jede unnötige Reizung der Wunde - behandeln Sie die<br />

<strong>Wunden</strong> vorsichtig und seien Sie sich darüber bewusst, dass jede Berührung<br />

Schmerzen auslösen kann<br />

• Ziehen Sie eine vorbeugende Schmerzstillung in Betracht<br />

• sonstige (alternative) Maßnahmen: Atemtechnik, Musik....<br />

© S. Heinert paderlog


Maßnahmen zum Angstabbau vor und während<br />

des Verbandswechsels<br />

• Patient und Angehörigen die Maßnahmen erklären<br />

• Angehörige ermuntern, beim Wechsel mitzuhelfen und<br />

Aufgaben übertragen<br />

• Entspannungstechniken üben<br />

(z.B. langsame, rhythmische Atmung)<br />

• Ablenkung anbieten (Musik, Video, DVD, Unterhaltung)<br />

• „Auszeiten“ vereinbaren und einhalten, Stop-Signale<br />

(Klopfzeichen)<br />

• Patient ermutigen, selbst den Wechsel durchzuführen,<br />

bzw. Patient so viel, wie gewünscht, selber machen<br />

lassen<br />

© S. Heinert paderlog


• Gezielte Kälte und Wärmeanwendung können akute und manchmal<br />

auch chronische Schmerzen lindern (Octenisept® kann z.B. sowohl<br />

erwärmt als auch z.B. zu Eiswürfeln eingefroren werden)<br />

• TENS-Geräte (transkutane elektronische Nervenstimulation)<br />

reduzieren durch Stromstöße und subkutane Nervenreizung<br />

Schmerzen.<br />

• Ähnlicher Effekt durch WoundEl®, einer Elektrostimulation der Wunde<br />

über spezielle Elektroden-Wundverbände<br />

• Massage<br />

Weiterführende Überlegungen:<br />

• spezielle Lagerung unter kinästhetischen Gesichtspunkten<br />

• Meditation, Atem- oder Entspannungstechniken<br />

• Musiktherapie oder Akupunktur<br />

© S. Heinert paderlog


Schmerzbehandlung<br />

Es sollten lokale Leitlinien und Protokolle<br />

entwickelt werden, um eine sichere und<br />

wirksame Verschreibung und<br />

Vorgehensweise zu gewährleisten.<br />

Diese müssen vor dem Hintergrund der<br />

Ergebnisse aus laufenden Bewertungen<br />

überprüft und verbessert werden.<br />

© S. Heinert paderlog


Empfehlungen/ Leitlinien: Übersicht<br />

• World Union of Wound Healing Societies:<br />

Reduzierung von Schmerzen bei der<br />

Wundversorgung<br />

Ein Konsensusdokument (2004)<br />

entstanden aus 2 Dokumenten:<br />

– Schmerzen beim Verbandwechsel (2002)<br />

(Europäische Wundbehandlungsorganisation)<br />

– Praktische Behandlung von Wundschmerz und Trauma: eine<br />

Annäherung an den Patienten (2003)<br />

(Ergänzung des Ostomy Wound Management)<br />

• World Union of Wound Healing Societies:<br />

Gemeinsam gegen Wundschmerzen<br />

Konsensusdokument<br />

© S. Heinert paderlog


Konsensusdokument zur Bewertung und<br />

Behandlung des Wundschmerzes unter besonderer<br />

Berücksichtigung des chronischen Wundschmerzes<br />

(WUWHS)<br />

(International Wound Journal Vol. 5, Nr. 2, 2009)<br />

In Deutschland erschienen in<br />

Die Schwester Der Pfleger 48. Jahrg. 02/2009<br />

© S. Heinert paderlog


Konsensusdokument zur Bewertung und Behandlung<br />

des Wundschmerzes unter besonderer Berücksichtigung<br />

des chronischen Wundschmerzes<br />

Patient<br />

Entscheidungsträger<br />

Med. Personal<br />

(Pflege/ Arzt)<br />

Wissen<br />

Fortbildung/ Schulung<br />

Kommunikation<br />

Standardisiertes Vorgehen<br />

in 10 Statements<br />

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DNQP: Expertenstandards<br />

Schmerzmanagement in der Pflege (2004)<br />

Pflege von Menschen mit chronischen <strong>Wunden</strong> (2008)<br />

Bezogen auf Pflegekraft und Einrichtung, fokussiert auf<br />

den Patienten<br />

Gliederung<br />

• Struktur<br />

• Prozess<br />

• Ergebnis<br />

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Leitlinien: Übersicht<br />

• WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie (1986)<br />

• Tumorschmerzen (2007) (Therapieempfehlungen der<br />

Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft)<br />

• AWMF-Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum<br />

(08/2008) (Deutsche Gesellschaft für Phlebologie)<br />

• angemeldete AWMF-Leitlinie: geplante Fertigstellung 03/2009<br />

Lokaltherapie chronische <strong>Wunden</strong> bei Patienten mit den Risiken<br />

periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronisch<br />

venöse Insuffizienz<br />

(Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V.)<br />

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Zusammenfassung mit dem Ziel einer<br />

erfolgreichen Gesamttherapie:<br />

• vernünftige Schmerzbeurteilung<br />

• adäquate Schmerztherapie<br />

• einzusetzende Produkte kritisch hinterfragen<br />

(Achtung: veraltete oder schmerzhafte<br />

Produkte)<br />

• medizinisches und Pflegepersonal<br />

• Einbeziehung des Patienten<br />

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