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Gesellschaftskritik in Anton P. Tschechows Prosawerk - Libertäres ...

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<strong>Gesellschaftskritik</strong> <strong>in</strong> <strong>Anton</strong> P. <strong>Tschechows</strong><br />

<strong>Prosawerk</strong><br />

„Sattheit enthält, wie jede andere Kraft, immer auch e<strong>in</strong><br />

bestimmtes Maß an Frechheit, und dies äußert sich vor allem<br />

dar<strong>in</strong>, dass der Satte dem Hungrigen Lehren erteilt.“<br />

Fachgebiet: Deutsch<br />

Von:<br />

Manfred N.<br />

Geboren am ***<br />

Bildungse<strong>in</strong>richtung:<br />

Gymnasium Dresden Cotta<br />

Kurs: 11/2<br />

Mentor: Frau ***<br />

Dresden, den 23.05.2009<br />

- 1 -


Inhalt<br />

E<strong>in</strong>leitung..............................................2<br />

1. Historische E<strong>in</strong>ordnung: Russland am Ende des 19.<br />

Jahrhunderts......................................3<br />

2. Erzählungen.......................................4<br />

2.1 Austern (1884)....................................4<br />

2.1.1 Inhalt............................................4<br />

2.1.2 Deutung...........................................4<br />

2.2 Die Dame mit dem Hündchen (1899)..................5<br />

2.2.1 Inhalt............................................5<br />

2.2.2 Deutung...........................................5<br />

2.3 Anna am Halse (1895)..............................6<br />

2.3.1 Inhalt............................................6<br />

2.3.2 Deutung...........................................6<br />

2.4 E<strong>in</strong> Fall aus der Praxis (1898)....................7<br />

2.4.1 Inhalt............................................7<br />

2.4.2 Deutung...........................................7<br />

2.5 Krankensaal Nr.6 (1892)...........................8<br />

2.5.1 Inhalt............................................8<br />

2.5.2 Deutung...........................................8<br />

2.6 Das Haus mit dem Mezzan<strong>in</strong>........................10<br />

2.6.1 Inhalt...........................................10<br />

2.6.2 Deutung..........................................10<br />

3. Fazit............................................12<br />

4. Aktualität.......................................13<br />

Anhang:<br />

Literaturverzeichnis...................................15<br />

Weitere Quellen........................................15<br />

E<strong>in</strong>zelnachweise........................................16<br />

Selbstständigkeitserklärung............................17<br />

- 2 -


E<strong>in</strong>leitung<br />

„Sattheit enthält, wie jede andere Kraft, immer auch e<strong>in</strong> bestimmtes Maß an<br />

Frechheit, und dies äußert sich vor allem dar<strong>in</strong>, dass der Satte dem<br />

Hungrigen Lehren erteilt.“ 1 Dieser Ausspruch von <strong>Anton</strong> Tschechow ist e<strong>in</strong><br />

wichtiges Motiv <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em literarischen Werk. Er gibt bereits e<strong>in</strong>en ersten<br />

Ansatz über <strong>Gesellschaftskritik</strong>, der sich bei ihm zeigt. Tschechow<br />

charakterisiert die russische Gesellschaft aus verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln.<br />

Neben se<strong>in</strong>er schriftstellerischen Tätigkeit war er auch Arzt, was se<strong>in</strong> Werk<br />

sehr bee<strong>in</strong>flusste. So konnte er die Menschen aus der Sicht e<strong>in</strong>es<br />

Psychologen und Mediz<strong>in</strong>ers sehen und deren seelische, wie physische<br />

Krankheiten „diagnostizieren“, also beschreiben.<br />

Um dieser Vielseitigkeit gerecht zu werden, werden <strong>in</strong> dieser Arbeit sechs<br />

Erzählungen analysiert. Diese decken verschiedene Themenbereiche wie<br />

soziale Missstände, die Ehe, oder den Widerspruch zwischen Philosophie und<br />

Wirklichkeit ab. Zuvor gibt es e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en historischen Exkurs zur<br />

E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> die damalige Zeit. Am Ende wird noch e<strong>in</strong> Fazit gezogen und<br />

e<strong>in</strong> Bezug zur Aktualität hergestellt.<br />

- 3 -


1. Historische E<strong>in</strong>ordnung: Russland am Ende des 19.<br />

Jahrhunderts<br />

Am 17. (29.) Januar 1860 wurde <strong>Anton</strong> Pawlowitsch Tschechow <strong>in</strong> Taganrog am<br />

Asowschen Meer geboren. Zu dieser Zeit regierte Zar Alexander II. <strong>in</strong><br />

Russland und setzte Reformen, wie die Bauernbefreiung 1861 zur<br />

Modernisierung des Landes durch. <strong>Tschechows</strong> Schaffensphase wurde jedoch<br />

durch die letzten 20 Jahre des 19. Jahrhunderts geprägt, also wird der<br />

Schwerpunkt auf diese gelegt.<br />

1881 wurde Alexander II. durch e<strong>in</strong> Attentat ermordet. Danach kam Zar<br />

Alexander III. an die Macht und regierte bis 1894 gefolgt von Zar Nikolaus<br />

II., der auch gleichzeitig der letzte Zar <strong>in</strong> Russlands Geschichte war.<br />

Beide verfolgten e<strong>in</strong>en streng reaktionären, autokratischen und reformfe<strong>in</strong>dlichen<br />

Kurs. Sie leiteten „Gegenreformen“ gegen die Modernisierung Alexanders<br />

II. e<strong>in</strong>. Es gab anti-jüdische Gesetze und die Vorzensur wurde nach deren<br />

vorheriger Abschaffung wiederhergestellt. So wurden Universitäten,<br />

Schulen, Presse und Justiz verschärft von der politischen Polizei, der<br />

„Ochrana“ kontrolliert. Ebenso wurde die Autonomie der Universitäten wieder<br />

aufgehoben. Russland war zu e<strong>in</strong>em Polizeistaat geworden. Auch betrieben sie<br />

e<strong>in</strong>e Russifizierung der nichtrussischen Völker auf russischem Gebiet, also<br />

e<strong>in</strong>en massiven, großrussischen Nationalismus. Außerdem war Korruption weit<br />

verbreitet.<br />

Diese Politik vergrößerte die Kluft zwischen den monarchistischen Eliten<br />

und den breiten Gesellschaftsschichten, die mit ihrer Lage zunehmend unzufrieden<br />

waren. Die also ohneh<strong>in</strong> schon ger<strong>in</strong>ge Unterstützung für das Regime<br />

schwand immer mehr. Das Staatswesen, „<strong>in</strong> dem es im Innern immer stärker<br />

gärte“ 2 , war nur noch mit Polizeigewalt zu halten.<br />

Des Weiteren kam es zu e<strong>in</strong>er mehr oder weniger starken Industrialisierung,<br />

vor allem durch französisches Kapital. Alle<strong>in</strong> zwischen 1890 und 1900 stieg<br />

die Zahl der Industriearbeiter von 1,4 Millionen auf 2,4 Millionen an. Die<br />

Bergbau- und Schwer<strong>in</strong>dustrie, die neben der Textil<strong>in</strong>dustrie am wichtigsten<br />

war, verzeichnete <strong>in</strong> den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts die höchsten<br />

Wachstumsraten Europas. Doch parallel wuchs auch das soziale Elend der<br />

immer mehr werdenden Fabrikarbeiter, die, unter erbärmlichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und mit Hungerlöhnen, 11-14 Stunden am Tag arbeiten mussten. Schon<br />

1890 sagte Friedrich Engels: „Rußland bildet die Vorhut der revolutionären<br />

Bewegung Europas“ 3 . 1898 wurde schließlich die Sozialdemokratische Partei<br />

gegründet. Diese mündete später <strong>in</strong> der Kommunistischen Partei und schließlich<br />

<strong>in</strong> den Bolschewiki unter der Führung Wladimir Len<strong>in</strong>s. Außerdem wurde<br />

1901/1902 die Partei der Sozialrevolutionäre aus der Taufe gehoben. Doch<br />

trotz voranschreitender <strong>in</strong>dustrieller Entwicklung blieb Russland e<strong>in</strong><br />

Agrarland. Die Masse der Bevölkerung waren Bauern. 1891/92 gab es e<strong>in</strong>e<br />

Missernte und daraus folgend e<strong>in</strong>e große Hungersnot. Zu Beg<strong>in</strong>n des 20.<br />

Jahrhunderts kam es dann zu e<strong>in</strong>er wachsenden Streikbewegung der Arbeiter<br />

und zu e<strong>in</strong>er Zunahme von Attentaten auf führende Persönlichkeiten des<br />

Regimes. Am 9. Januar 1905 folgte schließlich e<strong>in</strong> erster Aufstand, dem<br />

„Blutigem Sonntag“, als mehrere 1000 Arbeiter vor dem Zaren demonstrieren<br />

wollten. Jedoch schossen Soldaten <strong>in</strong> die Menge, so dass sich der Protest<br />

legte.<br />

Die wichtigsten politischen und kulturellen Strömungen dieser Zeit waren<br />

die „Westler“ und die „Slawophilen“, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em starken Konflikt<br />

zue<strong>in</strong>ander standen. Die „Westler“ kämpften für e<strong>in</strong>e enge B<strong>in</strong>dung Russlands<br />

an den Westen <strong>in</strong> kultureller und politischer H<strong>in</strong>sicht und die „Slawophilen“<br />

setzten sich wiederum für e<strong>in</strong>e Rückbes<strong>in</strong>nung auf die russische<br />

Identität e<strong>in</strong>. Außerdem gab es die „Narodniki“ (russ. Volkstümler,<br />

Volksfreunde), welche revolutionäre Intellektuelle waren. Diese klärten<br />

Arbeiter und Bauern über die Missstände auf und waren die Triebfeder der<br />

Partei der Sozialrevolutionäre. Sie wollten e<strong>in</strong>en direkten Weg zum<br />

Sozialismus, ohne den Umweg über den Kapitalismus.<br />

Hier endet der geschichtliche Diskurs, da <strong>Anton</strong> Tschechow am 2. (15.) Juli<br />

1904 verstarb.<br />

- 4 -


2. Erzählungen<br />

2.1 Austern (1884)<br />

2.1.1 Inhalt<br />

Diese Erzählung ist aus der Sicht e<strong>in</strong>es achtjährigen Jungen geschrieben.<br />

Dieser sitzt mit se<strong>in</strong>em Vater auf der Straße und bettelt. Der Vater schämt<br />

sich dafür und schafft es nicht die vorbeikommenden Menschen um etwas Geld<br />

zu bitten. Er kam vor kurzem nach Moskau, um e<strong>in</strong>e Stellung zu suchen, fand<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e und versank noch tiefer <strong>in</strong> der Armut. Der Junge hat dabei<br />

schrecklichen Hunger. Da sieht er e<strong>in</strong> Schild an e<strong>in</strong>em gegenüberliegenden<br />

Gasthof, worauf ‚Austern’ geschrieben steht. Er weiß nicht, was das ist und<br />

fragt se<strong>in</strong>en Vater. Nach dessen kurzer Erklärung beg<strong>in</strong>nt er sich<br />

vorzustellen wie Austern wohl aussehen mögen, so dass er plötzlich laut<br />

nach Austern schreit. E<strong>in</strong> paar reiche Passanten nehmen ihn darauf zur<br />

Belustigung <strong>in</strong> den Gasthof mit und spendieren ihm welche. Der Junge ist<br />

angewidert, doch er isst sie trotzdem, sogar mit Schale. Das erheitert die<br />

Anwesenden sehr. Als er und se<strong>in</strong> Vater wieder zu Hause s<strong>in</strong>d, ist ihm<br />

schlecht und se<strong>in</strong> Vater ist erkältet. Der Mann ärgert sich, dass er die<br />

spendablen Leute nicht um Geld gebeten habe, trotz dass sie dem Jungen für<br />

zehn Rubel Austern gekauft hatten.<br />

2.1.2 Deutung<br />

In dieser Erzählung s<strong>in</strong>d zwei Schwerpunkte zu f<strong>in</strong>den. Zum e<strong>in</strong>en werden hier<br />

die psychologischen Auswirkungen des Hungers und des Bettelns auf e<strong>in</strong>en<br />

kle<strong>in</strong>en Jungen geschildert. Zum anderen wird aber auch Kritik an der<br />

Gesellschaft geübt, die e<strong>in</strong>erseits die Not täglich sieht und sie<br />

andererseits jedoch nicht bemerkt und bekämpft.<br />

Trotz Erzählung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er personalen Ich-Perspektive kann man den Jungen<br />

nicht mit dem kle<strong>in</strong>en Tschechow gleichsetzen, da dieser <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Jugend<br />

zwar arm war, aber nicht dermaßen hungern musste. Diese Erzählperspektive<br />

dient nur der höheren Authentizität. Der Hunger wirkt sich besonders auf<br />

den Körper des Jungen aus: „me<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e knicken e<strong>in</strong>, die Worte bleiben mir<br />

im Halse stecken, me<strong>in</strong> Kopf neigt sich kraftlos zur Seite.“ 4 Er hat das<br />

Gefühl gleich <strong>in</strong> Ohmacht zu fallen. Doch auch se<strong>in</strong>e Fantasie spielt<br />

‚verrückt’, versucht sich die fehlende Nahrung herbeizudenken: „Ich kaue<br />

und mache Schluckbewegungen, als läge <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Mund tatsächlich e<strong>in</strong> Stück<br />

von diesem Meerestier...“ 5 Auch der Wahn des Hungers wird beschrieben: Nach<br />

weiteren Erläuterungen des Vaters stellt der Junge fest, dass Austern<br />

ekelhaft se<strong>in</strong> müssen. Doch trotzdem spürt er e<strong>in</strong> Verlangen nach ihnen: „Das<br />

Tier ist ekelerregend, abscheulich, schrecklich, aber ich esse es, esse<br />

voller Gier und fürchte dabei, se<strong>in</strong>en Geschmack und Geruch wahrzunehmen.“ 6<br />

Diese Schilderung des Hungers ist schon als e<strong>in</strong>e Anklage an die<br />

Gesellschaft zu werten: Wie kann es möglich se<strong>in</strong>, dass Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Gesellschaft so leiden müssen? Und dann auch noch K<strong>in</strong>der!<br />

Doch der sozialkritische Schwerpunkt wird auch noch an anderer Stelle<br />

deutlich. Das Zitat „Sattheit enthält, wie jede andere Kraft, immer auch<br />

e<strong>in</strong> bestimmtes Maß an Frechheit, [...]“ passt hier sehr gut im wörtlichen<br />

(und damit uneigentlichen) S<strong>in</strong>n. Die Menschen, die hier dem kle<strong>in</strong>en,<br />

hungrigen Jungen Austern zu essen geben, me<strong>in</strong>en es ke<strong>in</strong>esfalls gut. Sie tun<br />

dies aus re<strong>in</strong>er Belustigung, zur Ergötzung und zum Zeitvertreib: „Innerhalb<br />

e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>ute sammelt sich e<strong>in</strong>e Menge Menschen um uns und sieht mir<br />

neugierig und unter Gelächter zu.“ 7 Ja, sie machen sich sogar über den<br />

armen Jungen lustig, da er nicht weiß, wie man dieses Nahrungsmittel isst:<br />

„‚Ha ha! Er ißt die Schalen mit!’ lacht die Menge. ‚Du Dummerchen, das kann<br />

man doch nicht essen!’“ 8 Das kann er aber auch gar nicht wissen. Sie<br />

erniedrigen hier e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>d, wegen dessen unverschuldeter Armut und<br />

damit mangelnden Wissens. Außerdem ist es dem Jungen auch egal, ob die<br />

Schalen essbar s<strong>in</strong>d oder nicht. Er leidet schließlich an schrecklichem<br />

Hunger. Die Leute s<strong>in</strong>d gar nicht <strong>in</strong> der Lage die Not des Jungen und se<strong>in</strong>es<br />

Vaters zu bemerken. Sie übersehen sie e<strong>in</strong>fach. Das ist natürlich „e<strong>in</strong><br />

bestimmtes Maß an Frechheit“.<br />

- 5 -


2.2 Die Dame mit dem Hündchen (1899)<br />

2.2.1 Inhalt<br />

Dieser Erzählung handelt von dem verheirateten Dmitrij Dmitritsch Gurow und<br />

der ebenfalls verheirateten Anna Sergejewna, welche zusammen e<strong>in</strong>e Affäre<br />

beg<strong>in</strong>nen. Gurow ist noch ke<strong>in</strong>e 40 Jahre alt und hat drei K<strong>in</strong>der. Er kommt<br />

aus Moskau und ist Bankangestellter. Se<strong>in</strong>e Frau, die er schon als Student<br />

heiratete, hält er für m<strong>in</strong>derbemittelt und er liebt sie nicht. Er war sogar<br />

schon oft untreu und hatte viele kurze Liebschaften. Zur Erholung weilt er<br />

auf Jalta, wo er die junge Anna Sergejewna kennenlernt, die dort nur ‚Die<br />

Dame mit dem Hündchen’ genannt wird. Diese ist ebenfalls zur Erholung auf<br />

Jalta, um wie sie sagt, ihrem Mann zu entfliehen und kommt aus S. Ihren<br />

Mann hält sie zwar für liebenswürdig, aber auch für e<strong>in</strong>en Lakaien. Es<br />

entwickelt sich e<strong>in</strong>e Liebschaft zwischen beiden. Gurow liebt dabei sehr<br />

leidenschaftlich und ist glücklich. Anna Sergejewna jedoch fühlt sich oft<br />

nicht wohl und fühlt sich sündig und von Gurow nicht geachtet. Dann erhält<br />

sie e<strong>in</strong>en Brief von ihrem Mann, der sie bittet, wegen e<strong>in</strong>er Krankheit, nach<br />

Hause zu kommen. Anna Sergejewna reist ab und die Liaison sche<strong>in</strong>t beendet.<br />

Gurow hält diese nur für e<strong>in</strong>e weitere Liebschaft. Auch er reist zurück nach<br />

Moskau. Dort lebt er sich wieder <strong>in</strong> den normalen Alltag e<strong>in</strong> und glaubt Anna<br />

Sergejewna, wie jede andere Frau auch, schnell wieder zu vergessen. Doch er<br />

kann es nicht und rasch wird ihm se<strong>in</strong> Leben zuwider. Er empf<strong>in</strong>det es als<br />

s<strong>in</strong>nlos und so reist er nach S., um Anna Sergejewna zu f<strong>in</strong>den. Dort trifft<br />

er sie im Theater an und auch sie konnte ihn nicht vergessen und auch sie<br />

ist unglücklich. Sie vere<strong>in</strong>baren, dass sie nach Moskau kommt, ihn zu<br />

besuchen. Daraufh<strong>in</strong> besucht sie ihn und sie beg<strong>in</strong>nen sich alle paar Monate<br />

heimlich zu treffen. Sie bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der unerträglichen Situation,<br />

zwei Leben führen zu müssen. Auf der e<strong>in</strong>en Seite das öffentliche, welches<br />

aus Konventionen und Lüge besteht und als schlecht befunden wird und auf<br />

der anderen das geheime, <strong>in</strong> welchem sie aufrichtig und glücklich s<strong>in</strong>d und<br />

welches <strong>in</strong>teressant ist. Sie suchen e<strong>in</strong>en Ausweg, um sich offen lieben zu<br />

können und an dieser Stelle endet die Erzählung.<br />

2.2.2 Deutung<br />

In dieser Erzählung geht es um die Ausweglosigkeit der Ehe. Beide, Gurow<br />

und Anna Sergejewna, haben früh, aber nicht aus Liebe, sondern aus zweitrangigen<br />

Gründen geheiratet. Sie s<strong>in</strong>d nun an diese Konvention gebunden.<br />

Gurow wurde verheiratet, also spielte Liebe ke<strong>in</strong>e Rolle und Anna Sergejewna<br />

heiratete aus Neugier, man kann fast schon sagen aus Langeweile: „die<br />

Neugierde quälte mich, ich wollte etwas besseres; denn es gibt ja noch e<strong>in</strong><br />

anderes Leben, [...]“ 9 Gurow kann dem nur durch häufige Affären entfliehen,<br />

also durch unmoralisches Verhalten und auch dies macht ihn nicht glücklich.<br />

Auch so f<strong>in</strong>det er ke<strong>in</strong>e Liebe und liebt auch selbst nicht, wie er sich<br />

e<strong>in</strong>gestehen muss. Er sehnt sich nach e<strong>in</strong>em aufrichtigen Leben, mit Liebe<br />

geführt und frei von diesen „unerträglichen Fesseln“ 10 . Er verachtet das<br />

Leben, welches er der Gesellschaft vorlebt und vorlügt: “Was für rohe Sitten,<br />

[...]! Was für [...] bedeutungslose Tage! [...] Die unnützen Tätigkeiten<br />

[...]nehmen den besten Teil der Zeit [...] für sich <strong>in</strong> Anspruch, und zu<br />

guter Letzt bleibt e<strong>in</strong> gestutztes, [...] Leben übrig, e<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>nlosigkeit,<br />

[...]fliehen aber kann man nicht, es ist, als säße man [...]<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Gefängnis.“ 11 Wahrsche<strong>in</strong>lich liegt der Hauptpunkt der Kritik dar<strong>in</strong>, dass die<br />

Gesellschaft mit ihren Normen, Regeln und Sitten dem Menschen die Chance zu<br />

freier Entfaltung und auch zu e<strong>in</strong>em möglichen Lebenswandel nimmt. Es gilt<br />

als wichtig, so schnell als möglich zu heiraten und dann kommt man dort<br />

nicht mehr heraus. Tschechow stellt das Fremdgehen durchaus auch als moralisch<br />

schlechte Handlung dar, allerd<strong>in</strong>gs stellt er auch das, was als<br />

‚menschliche Würde’ angesehen wird und damit auch die Gesellschaft und<br />

deren Konventionen <strong>in</strong> Frage: “ [Gurow] dachte [...], daß alles auf dieser<br />

Welt schön ist, alles außer jenem, was wir selber denken und tun, wenn wir<br />

die höheren Ziele des Dase<strong>in</strong>s, unsre menschliche Würde vergessen.“ 12<br />

- 6 -


2.3 Anna am Halse (1895)<br />

2.3.1 Inhalt<br />

Diese Erzählung beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er trostlosen Hochzeit zwischen der 18-<br />

jährigen Anna und dem 52-jährigen Beamten Modest Alekseitsch. Anna kommt<br />

aus e<strong>in</strong>er Familie, die nach dem Tod der Mutter <strong>in</strong> Armut geraten war, da ihr<br />

Vater Pjotr Leontjitsch anf<strong>in</strong>g zu tr<strong>in</strong>ken. Nur des Geldes wegen heiratet<br />

die junge und hübsche Anna nun diesen alten, reichen und langweiligen Mann,<br />

der ‚Pr<strong>in</strong>zipien’ hat und für den der Kontakt zur ‚besseren Gesellschaft’<br />

das Wichtigste ist. Doch Anna ekelt sich vor ihm und hat Angst. Um Geld zu<br />

fragen, traut sie sich nicht, da sie sich schämt. So geht es ihrer Familie<br />

nachher auch nicht besser und selbst sie hat weniger Geld als vor der<br />

Hochzeit. Doch dann gibt es e<strong>in</strong>en Wohltätigkeitsball <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>er Adelsgesellschaft.<br />

Hier tanzt Anna mit vielen Männern und fühlt sich unter den<br />

Anwesenden wohl, welche ihrer Schönheit Anerkennung zollen. Nach diesem<br />

Abend ändert sich alles. Anna verliert ihre Angst und den Respekt gegenüber<br />

ihrem Mann und lebt ausgiebig mit dessen Geld. Sie verbr<strong>in</strong>gt die Tage mit<br />

Ausflügen mit anderen Adligen. Modest Alekseitsch ist dies sche<strong>in</strong>bar egal,<br />

solange er nur se<strong>in</strong>e Orden bekommt. So sagt ihm ‚Se<strong>in</strong>e Erlaucht’ bei der<br />

Übergabe des Annenordens zweiter Klasse dann: “Sie haben jetzt also drei<br />

Annen, [...], e<strong>in</strong>e im Knopfloch und zwei am Halse“ 13 . Anna beg<strong>in</strong>nt auch<br />

schnell ihre Herkunft zu verleugnen und verkehrt nur noch sehr selten mit<br />

ihrer Familie. Sie schämt sich sogar für diese.<br />

2.3.2 Deutung<br />

Auch hier geht es wieder um e<strong>in</strong>e unglückliche Ehe und auch hier heißt die<br />

Person (wohl nicht zufällig) Anna. Diese Ehe ist von Anfang an zum<br />

Scheitern verurteilt: „Und <strong>in</strong> Anjas Vorstellung flossen all diese Mächte zu<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen zusammen und g<strong>in</strong>gen [...] auf die Schwachen und Schuldigen<br />

los [...], und sie hatte Angst, etwas gegen sie zu sagen, und sie lächelte<br />

gezwungen und heuchelte Zufriedenheit [...].“ 14 Dies hat mit der Ehe im<br />

ursprünglichen S<strong>in</strong>n nichts mehr geme<strong>in</strong>. Es ist e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Geldheirat, bzw.<br />

für Modest Alekseitsch e<strong>in</strong>e Prestigeheirat, <strong>in</strong> der die Liebe gar ke<strong>in</strong>e<br />

Rolle spielt. Doch Anna ist hier ke<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e tragische Held<strong>in</strong>, mit der man<br />

Mitleid haben muss, da sie sich nach dem Wohltätigkeitsball schnell <strong>in</strong> die<br />

reiche Gesellschaft e<strong>in</strong>lebt, ihre Angst verliert: „und ihre e<strong>in</strong>stige Angst<br />

von e<strong>in</strong>er sich auf sie zu bewegenden Macht, die sie zu zermalmen drohte,<br />

erschien ihr lächerlich“ 15 . Auch leugnet sie ihre Herkunft, vergisst, dass<br />

sie aus armen Verhältnissen kommt und schämt sich sogar dafür: „Anja<br />

errötete, <strong>in</strong> der Erwartung, er [ihr Vater] werde etwas Unpassendes sagen<br />

(sie schämte sich schon, e<strong>in</strong>en so armen, so gewöhnlichen Vater zu haben)“ 16 .<br />

Tschechow kritisiert hier diejenigen, die die Armut verlassen und sie<br />

sofort vergessen. Dazu sagte er auch e<strong>in</strong>st: „Wir waren alle e<strong>in</strong>mal arm und<br />

haben uns empört, aber haben wir je etwas getan für die Armen?“ 17 . E<strong>in</strong><br />

weiterer Kritikpunkt, und hier kommt auch die Kritik an den „Satten“ zum<br />

Ausdruck, ist das Beamtentum. „Wem das Leben fremd ist, wer dazu unfähig<br />

ist, dem bleibt nichts anderes, als Beamter zu werden.“ 18 . So zeigte<br />

Tschechow se<strong>in</strong>en Unmut über die Beamtenschaft und Modest Alekseitsch<br />

sche<strong>in</strong>t hier e<strong>in</strong> überspitztes Paradebeispiel zu se<strong>in</strong>. Er hat absolut ke<strong>in</strong><br />

Gefühl für den Menschen und ist auch gar nicht daran <strong>in</strong>teressiert. Ihm ist<br />

nur die Obrigkeit wichtig und die Kontakte zu ihr, so erklärt er z.B. Anna<br />

bei passenden Gelegenheiten immer die Vermögensverhältnisse anderer Reicher<br />

und bittet Anna sie zu grüßen, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em günstigen Licht zu stehen. Des<br />

Weiteren <strong>in</strong>teressieren ihn die Orden, die er eigentlich gar nicht verdient<br />

hat. Den „Hungrigen“, also denen, die nichts haben, wie z.B. Annas Familie,<br />

erteilt er beständig ziemlich banale Lehren über Sittlichkeit und<br />

Pflichten. Geld gibt er ihnen jedoch ke<strong>in</strong>es, unter anderem aufgrund der<br />

Trunksucht des Vaters, was er für unsittlich hält. Trotz se<strong>in</strong>es Reichtums<br />

ist er geizig. So kauft er beispielsweise beim Buffet an e<strong>in</strong>em Theaterabend<br />

ke<strong>in</strong>e Birne, da sie mit 25 Kopeken zu teuer ist, sondern kauft aus<br />

Höflichkeit nur e<strong>in</strong>e Flasche Wasser, von der er Anna ke<strong>in</strong>en Schluck abgibt.<br />

- 7 -


2.4 E<strong>in</strong> Fall aus der Praxis (1898)<br />

2.4.1 Inhalt<br />

In dieser Erzählung besucht der Arzt Koroljow zum ersten Mal <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Leben e<strong>in</strong>e Fabrik, um die kranke Tochter Lisa der Fabrikbesitzer<strong>in</strong> Frau<br />

Ljalikowa zu behandeln. Diese ist Erb<strong>in</strong> der Fabrik und schon sehr lange<br />

krank. Sie wurde von vielen Ärzten behandelt, doch es sche<strong>in</strong>t nichts zu<br />

nützen. Zusätzlich zu den beiden wohnt noch die Gouvernante Christ<strong>in</strong>a<br />

Dmitrijewna <strong>in</strong> dem Haus der Fabrikbesitzer. Der Vater ist vor e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb<br />

Jahren verstorben. Koroljow erkennt, dass Lisa, die vor Verzweiflung beg<strong>in</strong>nt<br />

zu we<strong>in</strong>en, nicht wirklich krank ist. Er lässt sich überreden über<br />

Nacht zu bleiben. Diese verbr<strong>in</strong>gt er zunächst auf dem Fabrikhof und dann<br />

bei Lisa. Im Gespräch mit ihr erfährt er, dass sie aufgrund des um sie<br />

geschehenden Unrechts unglücklich ist. Koroljow rät ihr <strong>in</strong>direkt, die Fabrik<br />

zu verlassen und reist dann am Morgen ab.<br />

2.4.2 Deutung<br />

Selten sprach Tschechow e<strong>in</strong>es der großen sozialen Probleme se<strong>in</strong>er Zeit so<br />

deutlich an wie hier: die Fabriken. Doch er schildert nicht das Leben der<br />

Arbeiter, sondern er schildert die subjektive Sichtweise e<strong>in</strong>es Besuchers.<br />

Dieser ist e<strong>in</strong> Arzt, welcher zum ersten Mal e<strong>in</strong>e Fabrik besucht und der sie<br />

auch nicht e<strong>in</strong>mal von <strong>in</strong>nen sieht. Er kannte diese vorher nur aus<br />

Zeitschriften und Büchern. Er besucht auch ke<strong>in</strong>e Arbeiter, sondern die<br />

Fabrikbesitzer. Doch schon bei der E<strong>in</strong>fahrt <strong>in</strong> das Fabrikgelände kann er<br />

das Leid der Arbeiter <strong>in</strong> deren Gesichtern und Auftreten erkennen: „körperliche<br />

Unsauberkeit, Trunksucht, Gereiztheit und Verstörtheit.“ 19 Bald stellt<br />

er fest, dass auch die Fabrikbesitzer<strong>in</strong> und deren Tochter unglücklich s<strong>in</strong>d.<br />

Nur die Gouvernante sche<strong>in</strong>t das Leben zu genießen. Zweitausend Arbeiter und<br />

hundert Angestellte arbeiten sehr hart und unter schlechten Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

Der hergestellte Kattun ist trotzdem nur von schlechter Qualität und wird<br />

von den Fabrikbesitzern verachtet. Das alles geschieht nur für das Wohlergehen<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Person: „Das heißt also, der e<strong>in</strong>zige Zweck, warum <strong>in</strong><br />

allen diesen fünf Fabrikgebäuden gearbeitet und warum auf den östlichen<br />

Märkten schlechter Kattun verkauft wird, besteht dar<strong>in</strong>, daß Christ<strong>in</strong>a Dmitrijewna<br />

Sterlett essen und Madeira tr<strong>in</strong>ken kann“ 20 Die Fabrikverwaltung hat<br />

zwar Verbesserungen für die Arbeiter e<strong>in</strong>geführt, wie z.B. Theatervorführungen,<br />

Lichtbildervorträge und e<strong>in</strong>e Teestube, doch trotzdem ist die Lage<br />

nicht sonderlich besser als ‚früher’. Sie wird auch nie ernsthaft gut<br />

werden: „Er [Koroljow] [...] betrachtete auch die Fabriken als e<strong>in</strong> Mißverständnis,<br />

[...] und alle Verbesserungen im Leben der Arbeiter hielt er zwar<br />

nicht für überflüssig, stellte sie aber auf e<strong>in</strong>e Stufe mit der Behandlung<br />

unheilbarer Krankheiten.“ 21 Der Fortschritt er<strong>in</strong>nert Koroljow gar an die<br />

Vergangenheit: „fortwährend drängten sich Gedanken an Pfahlbauten und an<br />

die Ste<strong>in</strong>zeit auf.“ 22 All das macht e<strong>in</strong>en solch starken E<strong>in</strong>druck auf ihn,<br />

dass er beg<strong>in</strong>nt, daran zu glauben, dass hier e<strong>in</strong>e große, unbekannte Macht<br />

am Werk sei, er gibt dem Teufel, an den er gar nicht glaubt, die Schuld für<br />

diese Zustände: „Die Hauptperson, für die hier alles geschieht, ist der<br />

Teufel.“ 23<br />

Nun wird Lisa, die Erb<strong>in</strong>, durch diese Umstände krank. Sie kam völlig<br />

zufällig, durch Geburt, <strong>in</strong> die Position, die Vorteile genießen zu können,<br />

ohne etwas dafür zu tun. Sie macht den ganzen Tag nichts anderes als lesen<br />

und trotzdem fühlt sie sich nachts leer im Kopf: „Tagsüber lese ich, aber<br />

nachts ist me<strong>in</strong> Kopf leer, statt Gedanken s<strong>in</strong>d nur Schatten dar<strong>in</strong>.“ 24 Da<br />

bekommt sie e<strong>in</strong> schlechtes Gewissen. Die Zustände machen sie krank: „Selbst<br />

der gesündeste Mensch kann sich der Unruhe nicht erwehren, wenn unter<br />

se<strong>in</strong>em Fenster e<strong>in</strong> Räuber geht.“ 25 Koroljow rät ihr, und sie dachte wohl<br />

auch selbst schon daran, fort zu gehen. Hier sieht Tschechow, der teilweise<br />

wohl mit dem Arzt gleichzusetzen ist, wenn schon ke<strong>in</strong>e Lösung, so doch<br />

wenigstens e<strong>in</strong>en Ausweg aus der Situation: dem Weggehen aus schlechten<br />

Verhältnissen.<br />

- 8 -


2.5 Krankensaal Nr.6 (1892)<br />

2.5.1 Inhalt<br />

In dieser Erzählung werden die Zustände e<strong>in</strong>es verrotteten Prov<strong>in</strong>zkrankenhauses<br />

beschrieben. Seit zwanzig Jahren ist Andrej Jefimytsch Rag<strong>in</strong> dort<br />

Chefarzt. Anfangs g<strong>in</strong>g er noch motiviert an die Arbeit und kümmerte sich um<br />

se<strong>in</strong>e Patienten, doch schnell wurde er dessen überdrüssig, da er es als<br />

monoton und s<strong>in</strong>nlos empfand, die Menschen zu heilen, da sie früher oder<br />

später sowieso sterben würden. Auch hat er nicht den Charakter, etwas an<br />

den Zuständen zu ändern. Nun behandelt er nur noch selten Patienten und<br />

liest lieber zu Hause schöngeistige Literatur, denkt nach oder unterhält<br />

sich mit Michail Awerjanytsch, dem e<strong>in</strong>zigen Menschen, den er ertragen kann.<br />

Doch dann gelangt er zum ersten Mal <strong>in</strong> den Krankensaal Nr.6, <strong>in</strong> dem sich<br />

die Geisteskranken bef<strong>in</strong>den. Dort macht er die Bekanntschaft mit Iwan<br />

Dmitritsch Gromow, e<strong>in</strong>em gebildeten Menschen, der jedoch unter Verfolgungswahn<br />

leidet. Für diesen beg<strong>in</strong>nt sich der Doktor zu <strong>in</strong>teressieren und lange<br />

Gespräche mit ihm zu führen, die sich hauptsächlich um Philosophie drehen.<br />

Der kürzlich angestellte Assistenzarzt Jewgenij Fjodorytsch Chobotow und<br />

der Feldscher Ssergeij Ssergeitsch werden misstrauisch und beg<strong>in</strong>nen Andrej<br />

Jefimytsch ebenfalls für geisteskrank zu halten. Auch Michail Awerjanytsch<br />

glaubt dies und überredet ihn zu e<strong>in</strong>er Reise, um sich zu zerstreuen. Doch<br />

auf dieser fühlt sich der Doktor dauerhaft nur von ihm bedrängt und als sie<br />

heimkehren, hat Chobotow se<strong>in</strong>en Platz als Oberarzt übernommen und Andrej<br />

Jefimytsch muss sich e<strong>in</strong>e neue Wohnung suchen. Nun kann er nicht mehr se<strong>in</strong><br />

altes Leben führen, er liest und denkt nicht mehr und bald wird er selbst<br />

<strong>in</strong> den Krankensaal Nr.6 e<strong>in</strong>geliefert. Dort lernt er die unmenschliche<br />

Wirklichkeit <strong>in</strong> diesem kennen und verstirbt bereits <strong>in</strong> der zweiten Nacht.<br />

2.5.2 Deutung<br />

In dieser Erzählung f<strong>in</strong>det man viel Kritik: über die Zustände <strong>in</strong> den<br />

Krankenhäusern, über den Umgang mit (geistes)kranken Menschen und schließlich<br />

wieder über die „Satten“, die den „Hungrigen“ Lehren erteilen. Zunächst<br />

wird auf das verrottete Krankenhaus e<strong>in</strong>gegangen, welches schlimm<br />

verdreckt ist: „In den Sälen, <strong>in</strong> den Korridoren und auf dem Hof des<br />

Krankenhauses konnte man vor Gestank kaum atmen. [...]. Sie [die Krankenpfleger<strong>in</strong>nen]<br />

beklagten, dass man es vor Schaben, Wanzen und Mäusen kaum<br />

aushalten könne. In der Chirurgischen war die Wundrose nicht e<strong>in</strong>zudämmen.<br />

Im ganzen Krankenhaus waren nur zwei Skalpelle und ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Thermometer<br />

vorhanden [...]“. 26 Es wird fast schon grotesk beschrieben, dass es „e<strong>in</strong>e<br />

geradezu unmoralische und für die Gesundheit ihrer Insassen im höchsten<br />

Grade abträgliche Anstalt sei.“ 27 Andrej Jefimytsch erkennt diese schlechten<br />

Zustände, jedoch ist er nicht <strong>in</strong> der Lage sie zu ändern. Zu Anfang führt er<br />

zwar e<strong>in</strong> paar Verbesserungen durch und behandelt sehr viele Patienten,<br />

allerd<strong>in</strong>gs gibt er dies schnell auf. Se<strong>in</strong>e Anschauung, die anschließend<br />

beschrieben werden soll, aber auch se<strong>in</strong> sehr schwacher Charakter stehen ihm<br />

hierbei im Wege. Er kann ke<strong>in</strong>e Befehle geben und se<strong>in</strong>en Willen nicht durchsetzen,<br />

so dass er Betrug und Verrottung beschämt akzeptiert. So muss er<br />

dann schließlich resümieren: „nicht anders als vor zwanzig Jahren ist die<br />

ganze Krankenbehandlung auf Dieberei, Gezänk, Tratsch, Vetternwirtschaft<br />

und grober Scharlatanerie erbaut, und das Krankenhaus stellt wie früher<br />

e<strong>in</strong>e unmoralische und für die Gesundheit der Bewohner <strong>in</strong> höchstem Grade<br />

schädliche Anstalt dar.“ 28 Der Doktor kommt schnell zu der Me<strong>in</strong>ung, dass es<br />

sich nicht lohne die Patienten zu behandeln: „Und warum überhaupt die<br />

Menschen daran h<strong>in</strong>dern zu sterben, wo doch der Tod das normale,<br />

naturnotwendige Ende e<strong>in</strong>es jeden ist?“ 29 Auch sei der Schmerz nur E<strong>in</strong>bildung<br />

und damit ausschaltbar. Der Mensch solle sich lieber dem geistigen<br />

Reichtum widmen und mit der Suche nach dem S<strong>in</strong>n des Lebens. Hierüber<br />

disputiert Andrej Jefimytsch auch mit Iwan Dmitritsch, <strong>in</strong>dem er diesem<br />

sagt, wenn er sich dem Geistigen widme, so könne er es auch <strong>in</strong> der Irrenanstalt<br />

problemlos aushalten. Hier zeigt sich wieder wie der „satte“ Doktor,<br />

der nie leiden musste, den „hungrigen“, vielleicht zu Unrecht ‚e<strong>in</strong>gesperr-<br />

- 9 -


ten’ Iwan Dmitritsch belehren will, dass dessen schreckliche Situation<br />

eigentlich ganz leicht zu ertragen wäre. Doch der Kranke erkennt klar, dass<br />

Andrej Jefimytsch nie leiden musste, die Wirklichkeit nicht kennt und sich<br />

nur e<strong>in</strong>e bequeme Philosophie zurechtgelegt hat. So ist er dem Doktor <strong>in</strong><br />

gewissem Maße überlegen, wenn er über ihn spottet: „Es kommt e<strong>in</strong> Weib mit<br />

Zahnschmerzen zu Ihnen ... Na und? Der Schmerz ist die Vorstellung vom<br />

Schmerz, außerdem: um die Krankheiten kommt man nicht herum auf dieser<br />

Erde, wir müssen alle sterben, also hau ab Alte, stör mich nicht <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en<br />

Gedanken und beim Schnapstr<strong>in</strong>ken.“ 30 Hier zeigt sich nicht nur, dass der<br />

geisteskranke Patient dem Doktor überlegen ist, sondern allgeme<strong>in</strong> die<br />

Fragwürdigkeit solcher Anstalten. Hier versucht man Kranke nicht e<strong>in</strong>mal im<br />

Ansatz zu heilen. Es werden eher unbequeme Menschen wie <strong>in</strong> Gefängnisse<br />

weggesperrt - wie Iwan Dmitritsch, der an Verfolgungswahn leidend nicht<br />

mehr normal leben konnte. Da man mit ihm nichts anfangen konnte, sperrte<br />

man ihn <strong>in</strong>s Krankenhaus, anstatt ihm zu helfen. Er ist jedoch <strong>in</strong>telligent<br />

und erkennt diesen Zustand: „Wie wagen sie es uns hier festzuhalten? Das<br />

Gesetz sagt e<strong>in</strong>deutig, daß ohne Gerichtsverhandlung niemand se<strong>in</strong>er Freiheit<br />

beraubt werden darf! Das ist Vergewaltigung! Das ist Willkür!“ 31 Auch der<br />

Doktor bekommt dieses Gefühl noch zu spüren, als er plötzlich selbst für<br />

geisteskrank gehalten wird. Als er mit Michail Awerjanytsch auf die Reise<br />

geht, da zweifelt auch er an der ganzen Sache: „‚Wer von uns beiden ist nun<br />

eigentlich verrückt?’, dachte er mit Verdruß.“ 32 Denn dieser redet die ganze<br />

Zeit, ist arrogant und egoistisch und hält sich für den <strong>in</strong>teressantesten<br />

Menschen der Welt. Dabei ist er jedoch <strong>in</strong> Wahrheit sehr langweilig und<br />

unbedeutend. Als der Doktor später nochmals auf die Krankheit angesprochen<br />

wird, nachdem ihm e<strong>in</strong>mal der Kragen platzte und er Michail Awerjanytsch und<br />

Chobotow anschrie, so kann er sich nur noch mit se<strong>in</strong>em Verstand verteidigen:<br />

„Me<strong>in</strong>e Krankheit besteht lediglich dar<strong>in</strong>, dass ich im Verlauf von<br />

zwanzig Jahren <strong>in</strong> der ganzen Stadt nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen klugen Menschen<br />

gefunden habe, und das ist e<strong>in</strong> Irrer.“ 33 Bewertet man schließlich noch, wie<br />

die Geisteskranken behandelt werden, so kann man das nur als unmenschlich<br />

bezeichnen: „Er[Nikita, der Wärter] gehört zu jenen, [die] [...] der festen<br />

Überzeugung s<strong>in</strong>d, dass man sie[die Geisteskranken] schlagen muss. Er<br />

schlägt <strong>in</strong>s Gesicht, gegen die Brust, <strong>in</strong> den Rücken, wo es gerade<br />

h<strong>in</strong>trifft“ 34 Später macht Andrej Jefimytsch selbst die Erfahrung geschlagen<br />

zu werden: „Nikita öffnete fl<strong>in</strong>k die Tür, stieß Andrej Jefimytsch mit<br />

beiden Händen und mit dem Knie brutal zur Seite, holte aus und schlug ihm<br />

mit der Faust brutal <strong>in</strong>s Gesicht.“ 35 Sie werden nicht nur geschlagen und<br />

müssen unter unmenschlichen Bed<strong>in</strong>gungen leben, es ist <strong>in</strong> dieser Abteilung,<br />

wie auch im restlichen Krankenhaus dreckig: „Es riecht nach Sauerkraut,<br />

abgebrannten Dochten, Wanzen und Ammoniak, und dieser Gestank erzeugt im<br />

ersten Augenblick die Illusion, man betrete e<strong>in</strong>en Tierpark.“ 36 Der<br />

Tagesablauf ist monoton, die Kranken dürfen den Krankensaal Nr.6 nicht<br />

verlassen, die Fenster s<strong>in</strong>d mit Metallstäben vergittert, sie können nichts<br />

tun, behandelt werden sie ebenfalls nicht, weder von dem Doktor, noch<br />

später von Chobotow. Es wird nur für die notwendigsten D<strong>in</strong>ge, wie<br />

Verpflegung und Waschen gesorgt: „Morgens waschen sich die Kranken, [...];<br />

danach tr<strong>in</strong>ken sie Tee, [...]. Zu Mittag essen sie Sauerkohlsuppe mit<br />

Grütze, zum Abendbrot die Grütze, die vom Mittagessen übrig geblieben ist.<br />

Zwischen den Mahlzeiten liegen sie, schlafen, schauen zum Fenster h<strong>in</strong>aus<br />

und gehen von Ecke zu Ecke.“ 37 Der Doktor kommt mit diesen Umständen<br />

überhaupt nicht klar. Se<strong>in</strong>e Lehren, sich dem Geistigen zuzuwenden und den<br />

Schmerz zu verachten, br<strong>in</strong>gen ihm nichts, als er die Wirklichkeit und das<br />

Leiden überhaupt nun kennenlernt. Er verzweifelt: „[K]ann man hier etwa<br />

e<strong>in</strong>en Tag, e<strong>in</strong>e Woche und sogar Jahre zubr<strong>in</strong>gen wie diese Menschen? Nun, er<br />

war gesessen, umhergegangen und hatte sich wieder h<strong>in</strong>gesetzt; man kann zum<br />

Fenster gehen und h<strong>in</strong>ausschauen und wieder von e<strong>in</strong>er Ecke zur anderen<br />

gehen. Und dann? Die ganze Zeit so dahocken wie e<strong>in</strong> Ölgötze und nachdenken?<br />

Ne<strong>in</strong>, das ist kaum möglich.“ 38 - 10 -


2.6 Das Haus mit dem Mezzan<strong>in</strong> (1896)<br />

Die Erzählung e<strong>in</strong>es Künstlers<br />

2.6.1 Inhalt<br />

In dieser Erzählung beschreibt e<strong>in</strong> Landschaftsmaler se<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen an<br />

e<strong>in</strong>e Zeit vor sechs oder sieben Jahren, als er bei dem Gutsbesitzer Belokurow<br />

wohnte. Damals machte er die Bekanntschaft mit der Familie der Woltschan<strong>in</strong>ows,<br />

bestehend aus der Mutter Jekater<strong>in</strong>a Pawlowna und zwei Töchtern<br />

– Lida und Shenja. Lida war die ältere von beiden und setzte sich stark für<br />

andere Menschen e<strong>in</strong>. Mit ihr kam es auch zu e<strong>in</strong>em starken Disput, da der<br />

Künstler e<strong>in</strong>er anderen Me<strong>in</strong>ung über den S<strong>in</strong>n Menschen zu helfen war. Mit<br />

Shenja jedoch verstand er sich sehr gut. Er verliebte sich sogar <strong>in</strong> sie.<br />

Sie lebte <strong>in</strong> Müßiggang und las sehr viel. Sie und ihre Mutter waren wie e<strong>in</strong><br />

Herz und e<strong>in</strong>e Seele. Sie beide wagten nicht Lida zu widersprechen. Dies<br />

hatte zur Folge, dass Shenja sich schließlich, auf Geheiß von Lida, von dem<br />

Künstler trennte. Sie reiste daraufh<strong>in</strong> mit ihrer Mutter <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes<br />

Gouvernement, da Lida den Maler aufgrund dessen Ansichten nicht mochte.<br />

Dieser verließ die Gegend danach ebenfalls. Sieben Jahre später reflektiert<br />

er nun noch e<strong>in</strong>mal über diese Zeit, die für ihn e<strong>in</strong>e schöne Er<strong>in</strong>nerung und<br />

e<strong>in</strong>e verpasste Gelegenheit darstellt. Er fragt sich wehmütig, wo Shenja<br />

jetzt wohl sei.<br />

2.6.2 Deutung<br />

Kernpunkt dieser Erzählung ist hauptsächlich der Disput zwischen Lida und<br />

dem Maler. Lidas idealistische E<strong>in</strong>stellung ist es, den Menschen zu helfen,<br />

Kranke zu heilen und lesen und schreiben zu lehren. Der Künstler vertritt<br />

im Gegensatz dazu die Me<strong>in</strong>ung, dass dies s<strong>in</strong>nlos sei. Er fordert stattdessen<br />

dazu auf, dass sich alle Menschen mit dem Geistigen, mit der<br />

Wissenschaft und Kunst und mit der Suche nach dem S<strong>in</strong>n des Lebens beschäftigen<br />

sollten. Da durch die viele Arbeit und die Armut dazu allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />

Zeit sei, sei das lesen Lehren unnütz: „Die Beseitigung des Analphabetentums<br />

unter den Bauern, die Bücher mit billigen Moralpredigten und<br />

schönen Redensarten und die ärztlichen Stationen können weder die Unwissenheit<br />

noch die Sterblichkeitsziffer verm<strong>in</strong>dern.“ 39 Das Heilen von Krankheiten<br />

beseitige diese nicht, sondern die Ursachen müssten bekämpft werden: „Wenn<br />

schon heilen, dann nicht die Krankheiten, sondern deren Ursachen. Beseitigen<br />

sie die Hauptursache, die körperliche Arbeit und es wird auch ke<strong>in</strong>e<br />

Krankheiten mehr geben.“ 40 Er hat die, überspitzt dargestellte, Me<strong>in</strong>ung,<br />

dass die tägliche Arbeit e<strong>in</strong>es Menschen nur noch zwei Stunden dauern würde,<br />

wenn alle Menschen sich bei dieser re<strong>in</strong>teilen und dazu noch helfende<br />

Masch<strong>in</strong>en erf<strong>in</strong>den würden. Dann hätten sie Freizeit für das Geistige. Diese<br />

Ansicht hat zur Folge, dass der Maler <strong>in</strong> Müßiggang lebt und gar nichts<br />

macht, da er den Zustand, den er anstrebt, für unerreichbar hält.<br />

Lida kontert hier auch zunächst recht e<strong>in</strong>leuchtend, dass dies e<strong>in</strong>e recht<br />

bequeme E<strong>in</strong>stellung sei: „Krankenhäuser und Schulen abzulehnen ist leichter<br />

als zu heilen und zu unterrichten.“ 41 Ihre E<strong>in</strong>stellung ersche<strong>in</strong>t zunächst<br />

richtig und gut. Doch ihr Handeln lässt Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit<br />

aufkommen. So hat sie z.B. die Macht <strong>in</strong> ihrem Hause und niemand wagt etwas<br />

gegen sie zu sagen. Beispielsweise befiehlt sie Shenja während des Streites<br />

mit dem Künstler den Raum zu verlassen. Shenja darf mit solch ‚schädlichen’<br />

Gedanken nicht <strong>in</strong> Kontakt kommen. Sie darf nicht selber darüber urteilen<br />

und muss alle<strong>in</strong> Lidas Me<strong>in</strong>ung akzeptieren. Auch mischt sich Lida <strong>in</strong> die sie<br />

eigentlich nichts angehende Beziehung Shenjas zu dem Maler e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem sie<br />

sie verbietet, wozu sie ke<strong>in</strong>erlei Recht hat. Ihre Nächstenliebe, die sie<br />

predigt sche<strong>in</strong>t da nicht zu gelten. Man könnte hier eher e<strong>in</strong> gewisses egoistisches<br />

und rechthaberisches Machtstreben vermuten: Der Künstler unterwirft<br />

sich als e<strong>in</strong>ziger nicht Lida <strong>in</strong> der Familie, so dass dessen Müßiggang,<br />

im Gegensatz zu dem von Lida und der Mutter, scharf kritisiert wird.<br />

Alle<strong>in</strong> Lidas Me<strong>in</strong>ung zählt. Selbst die Kunst muss sich dem unterordnen:<br />

„noch die unvollkommenste aller Bibliotheken oder Apotheken,[...],stelle<br />

ich höher als alle Landschaftsbilder der ganzen Welt.“ 42 Ebenfalls zeigt<br />

- 11 -


sich ihr Machtstreben <strong>in</strong> ihrem Kampf gegen den, den gesamten Semstwo<br />

(Selbstverwaltung russischer Dörfer) beherrschenden Balag<strong>in</strong>, von dem man<br />

nichts (Schlechtes) erfährt, als dass er den ganzen Semstwo beherrscht.<br />

Doch trotzdem will sie ihn durch e<strong>in</strong>e Partei der Mitte stürzen, um mehr<br />

Macht zu erlangen. Sie predigt also Nächstenliebe und handelt dabei teilweise<br />

sehr unmoralisch.<br />

Doch trotzdem ist ihr E<strong>in</strong>satz nicht nur als schlecht zu sehen. Schließlich<br />

hat auch Tschechow Schulen und Bibliotheken gestiftet, war Geschworener und<br />

Mitglied im Semstwo. Ebenso wenig ist der Maler als Gegenstück positiv zu<br />

werten. Er mag vielleicht Recht haben, <strong>in</strong>dem er an der Zweckmäßigkeit des<br />

re<strong>in</strong>en „Heilens“ zweifelt. Er vertritt damit e<strong>in</strong>e sehr ähnliche Ansicht wie<br />

Andrej Jefimytsch <strong>in</strong> „Krankensaal Nr.6“. Es ist jedoch verwerflich deswegen<br />

nichts zu tun. Es handelt sich hier wieder um e<strong>in</strong>e Person, die wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

nie ernsthaft leiden musste, die daher „satt“ ist und damit der Me<strong>in</strong>ung<br />

ist andere belehren zu können.<br />

Tschechow stellt <strong>in</strong> dieser Erzählung zwei Extreme dar: e<strong>in</strong>en desillusionierten<br />

Intellektuellen und e<strong>in</strong>e engstirnige Idealist<strong>in</strong>. Die Lösung des<br />

Problems liegt wohl <strong>in</strong> der Mitte. Der Maler könnte beispielsweise die Ursachen<br />

von Krankheiten durchaus erforschen und versuchen sie zu beseitigen,<br />

ganz wie er es fordert. Er wird se<strong>in</strong> großes Ziel nicht erreichen, aber er<br />

würde diesem näher kommen. Schließlich darf man kle<strong>in</strong>e Taten nicht unterschätzen.<br />

Ebenso könnte Lida auch lernen andere Me<strong>in</strong>ungen zu akzeptieren.<br />

Beide müssten die E<strong>in</strong>seitigkeit ihrer Anschauungen überw<strong>in</strong>den und toleranter<br />

werden.<br />

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3. Fazit<br />

Tschechow zeichnet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Erzählungen das Bild e<strong>in</strong>er Gesellschaft voller<br />

Widersprüche. Widersprüche zwischen arm und reich, zwischen „satt“ und<br />

„hungrig“ oder zwischen Hoffnung und Desillusion. Dabei belehrt er fast nie<br />

und se<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung drückt er meist <strong>in</strong>direkt aus, <strong>in</strong>dem er nur beschreibt,<br />

was er sieht.<br />

Er sieht Menschen, die oft Außenseiter s<strong>in</strong>d, wie Andrej Jefimytsch und Iwan<br />

Dmitritsch <strong>in</strong> „Krankensaal N.6“ oder der hungrige Junge <strong>in</strong> „Austern“. Es<br />

s<strong>in</strong>d Menschen, die kaum Hoffnung haben und deshalb flüchten müssen.<br />

Flüchten <strong>in</strong> die Welt der Fantasie, wie <strong>in</strong> „Austern“, <strong>in</strong>s Intellektuelle,<br />

aber weltfremde wie der Doktor <strong>in</strong> „Krankensaal Nr.6“ oder der Maler <strong>in</strong> „Das<br />

Haus mit dem Mezzan<strong>in</strong>“ oder <strong>in</strong> unhaltbare oder geheime Beziehungen wie Anna<br />

Sergejewna und Gurow <strong>in</strong> „Die Dame mit dem Hündchen“. Diese Menschen werden<br />

von der Gesellschaft nicht verstanden, nicht akzeptiert, gefürchtet oder<br />

belehrt. Diese Gesellschaft ist streng hierarchisch aufgebaut. Wer oben<br />

steht, ist etwas wert. Wer unten steht, wird verachtet. Mitgefühl wird<br />

nicht gezeigt, Verständnis <strong>in</strong> den seltensten Fällen. Wer nie leiden oder<br />

hungern musste, der sieht auch das Leid der Bevölkerung nicht und kann oder<br />

will es nicht verstehen. “Wenn man nicht wirklich krank ist, kann man den<br />

der wirklich krank ist nie ganz verstehen“ 43 , sang die Band Tomte und beschrieb<br />

dieses Problem damit sehr passend. Die Gesellschaft stellt sich mit<br />

ihren Konventionen dem Menschen <strong>in</strong> den Weg und predigt Tugend und Sittlichkeit.<br />

Wer jedoch <strong>in</strong> Armut lebt, hat gar ke<strong>in</strong>e Zeit und ke<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />

sich mit solchen D<strong>in</strong>gen zu beschäftigen. „Erst kommt das Fressen, dann<br />

kommt die Moral. Erst muss es möglich se<strong>in</strong>, auch armen Leuten e<strong>in</strong> Stück vom<br />

Kuchen abzuschneiden“ 44 , schrieb Bertolt Brecht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er „Dreigroschenoper“<br />

und drückt damit ebenfalls die „Frechheit“ der „Satten“ aus, die den Armen<br />

nicht helfen, aber die sie belehren. Dabei s<strong>in</strong>d diese Tugenden oft nur e<strong>in</strong>e<br />

Farce, wie die Ehe, die hier e<strong>in</strong>er Zwangsgeme<strong>in</strong>schaft gleich kommt. Es ist<br />

<strong>in</strong> dieser Zeit das wichtigste Ziel e<strong>in</strong>er jungen Person sich so schnell wie<br />

möglich zu verheiraten. Dies gilt besonders für Mädchen. Nur so kann man<br />

Anerkennung <strong>in</strong> der Gesellschaft f<strong>in</strong>den. Diese Bedeutung der Heirat ist auch<br />

<strong>in</strong> anderer Literatur dieser Zeit zu f<strong>in</strong>den, wie beispielsweise <strong>in</strong> Fjordor<br />

Dostojewskis „Der Idiot“ oder <strong>in</strong> Leo Tolstois „Anna Karen<strong>in</strong>a“. S<strong>in</strong>d die<br />

Menschen dann jedoch verheiratet, werden sie <strong>in</strong> der Ehe nicht glücklich,<br />

sondern leben e<strong>in</strong>geengt, gar gefangen. Das ist e<strong>in</strong> großer Widerspruch: Der<br />

gesellschaftliche Zwang zur Ehe und die fast konsequente Unzufriedenheit,<br />

die dieser folgt.<br />

Tschechow zeichnet auch die humanitären Missstände, wie <strong>in</strong> dem Prov<strong>in</strong>zkrankenhaus<br />

<strong>in</strong> „Krankensaal Nr.6“, den schlimmen Hunger, den e<strong>in</strong>ige Menschen<br />

ertragen müssen, während andere im Überfluss leben wie <strong>in</strong> „Austern“.<br />

Er zeigt Fabrikarbeiter die für e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Menschen unter unmenschlichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen schuften, für die Gouvernante <strong>in</strong> „E<strong>in</strong> Fall aus der<br />

Praxis“. Doch viele haben nicht den Charakter und die Kraft um etwas an der<br />

Situation zu ändern, wie Lisa <strong>in</strong> „E<strong>in</strong> Fall aus der Praxis“, die die<br />

Umstände krank machen oder wie der Maler <strong>in</strong> „Das Haus mit dem Mezzan<strong>in</strong>“ und<br />

Andrej Jefimytsch die sich lieber <strong>in</strong>s Geistige flüchten.<br />

Auch der Alltag macht den Leuten zu schaffen, wie Gurow, nach beendeter<br />

Liebschaft mit Anna Sergejewna. Er kommt mit dem normalen Leben <strong>in</strong> Moskau,<br />

mit se<strong>in</strong>er Familie, se<strong>in</strong>en Freunden und der Arbeit nicht mehr zurecht. Auch<br />

Andrej Jefimytsch war mit dem alltäglichen Behandeln von Patienten schnell<br />

überfordert. Tschechow beschrieb dieses Problem auch e<strong>in</strong>mal direkt: „E<strong>in</strong>e<br />

Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.“ 45<br />

Doch trotz aller Ausweglosigkeit, haben die Menschen ihre Hoffnung nie ganz<br />

verloren, haben zumeist noch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren ‚Sehnsuchtskompass’ behalten.<br />

Iwan Dmitritsch, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hoffnungslos ausweglosen Situation lebt sagt<br />

„Leben möchte ich, leben!“ 46 Auch Gurow und Anna Sergejewna haben ihre<br />

Beziehung und die Hoffnung sie irgendwann e<strong>in</strong>mal normal leben zu können.<br />

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4. Aktualitätsbezug<br />

<strong>Tschechows</strong> Werk wird oft als zeitlos bezeichnet. Doch was kann man noch<br />

auf die heutige Zeit übertragen und was hat sich verändert? Hier wird nun<br />

auch auf die Lage bei uns <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>gegangen, was man allerd<strong>in</strong>gs<br />

klar von Russland trennen muss.<br />

Besonders stark <strong>in</strong> Deutschland hat sich das Bild über die Ehe verändert.<br />

Diese gilt nicht mehr als Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Anerkennung,<br />

sondern ist vielmehr nur e<strong>in</strong>e von vielen möglichen Optionen für den<br />

Lebensweg. Das zeigt sich auch dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> den letzten Jahren die Anzahl<br />

der Eheschließungen stark rückläufig war. Auch Scheidungen, früher fast<br />

unmöglich, s<strong>in</strong>d heute „nur“ noch e<strong>in</strong> juristischer Akt. „Ob man verheiratet<br />

ist oder nicht, dar<strong>in</strong> wird ke<strong>in</strong> wesentlicher Unterschied gesehen. Die Ehe<br />

hat stark an Symbolwert verloren; der Schritt zum Standesamt (und zum<br />

Traualtar) ist nicht mehr länger selbstverständlich, sondern wird hochgradig<br />

begründungsbedürftig.“ 47 Dies hat unter anderem zu dem modernen Phänomen<br />

der Patchwork-Familie geführt. Doch auch heute gibt es noch Menschen, die<br />

<strong>in</strong> der Ehe „gefangen“ s<strong>in</strong>d, wohl auch aus Mangel an Alternativen. Die zeitgenössiche<br />

Band Muff Potter zeigt dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lied über die<br />

desillusionierte Tristessa M., die verheiratet vere<strong>in</strong>samt: „Und sie sucht<br />

und verflucht ihr zu Hause und alles, was sie hat. Nur noch ’ne Sekunde,<br />

e<strong>in</strong>e weitere Stunde, nur noch e<strong>in</strong> Tag, noch e<strong>in</strong> Monat, e<strong>in</strong> Jahr. Das zieht<br />

sie jetzt auch durch, wie wunderbar von dir Tristessa...“ 48 In Russland h<strong>in</strong>gegen<br />

hat sich das Bild wenig verändert. Es ist immer noch gebräuchlich<br />

junge Frauen möglichst schnell zu verheiraten. Annäherungen an westliche<br />

Verhältnisse, wie oben beschrieben, gibt es nur teilweise <strong>in</strong> den westlich<br />

geprägten Städten wie St. Petersburg oder Moskau. Es ist trotzdem heute<br />

viel e<strong>in</strong>facher sich scheiden zu lassen, was dann auch häufig getan wird.<br />

Höchst aktuell jedoch ist das Problem der sozialen Vere<strong>in</strong>samung. Diese gibt<br />

es auch zu heutigen Zeiten, besonders <strong>in</strong> den westlichen Staaten. Hier s<strong>in</strong>d<br />

Depressionen e<strong>in</strong>e weit verbreitete „Volkskrankheit“ und es werden <strong>in</strong><br />

Zukunft wahrsche<strong>in</strong>lich noch mehr Menschen daran erkranken. Natürlich gab es<br />

diese Krankheit <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne früher nicht so oft, da sich nicht jeder e<strong>in</strong>en<br />

Psychologen leisten konnte, der e<strong>in</strong>e Depression hätte diagnostizieren<br />

können. Allerd<strong>in</strong>gs existierte e<strong>in</strong> ähnliches Krankheitsbild, so dass man<br />

dies durchaus vergleichen kann. Man f<strong>in</strong>det es auch <strong>in</strong> moderner Kunst, wie<br />

bei der Band Turbostaat, die das Problem wie folgt beschreiben: „Menschen<br />

zittern heftig an dem Ort. Gefühle bleiben leise, gehen nie. Und statt dran<br />

zu ersticken, kaufen wir mal wieder e<strong>in</strong>. Das Gefühl liegt dem Sterben<br />

nah.“ 49 Hier wird auch kritisiert, dass Menschen häufig <strong>in</strong> den Konsum<br />

fliehen, e<strong>in</strong> Phänomen, welches viele Ursachen hat und auch besonders <strong>in</strong> den<br />

westlichen Wohlstandsstaaten zu f<strong>in</strong>den ist.<br />

Auch der Frage nach dem S<strong>in</strong>n Krankheiten zu heilen ist höchst aktuell. Dies<br />

wirkt sich besonders auf die moderne (auch westliche) Debatte über Sterbehilfe<br />

aus. Hier wird von vielen angezweifelt, dass es von Nutzen ist, alte<br />

Menschen, die sehr krank s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Altersheimen „dah<strong>in</strong>vegetieren“ zu lassen<br />

oder ob man sie nicht „erlösen“ sollte. Solch e<strong>in</strong>e Debatte wäre damals natürlich<br />

undenkbar gewesen, da der christliche Glaube, der Sterbehilfe verbietet,<br />

bei den Menschen viel stärker vertreten war. Dieser ist <strong>in</strong> Russland<br />

nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder erstarkt, womit diese Debatte<br />

dort noch schwieriger se<strong>in</strong> dürfte. Des Weiteren ist das Gesundheitssystem<br />

nicht so gut ausgebaut, so dass die Debatte auch nicht so stark nötig ist.<br />

Die Situation <strong>in</strong> Krankenhäusern hat sich natürlich verbessert. Aber dennoch<br />

s<strong>in</strong>d die Zustände <strong>in</strong> russischen Beh<strong>in</strong>dertenheimen oft noch unmenschlich:<br />

„[...], weil es eben nur e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>del pro Tag und e<strong>in</strong>e pro Nacht gibt. Das<br />

ist aus me<strong>in</strong>er Sicht def<strong>in</strong>itiv nicht ausreichend, die K<strong>in</strong>der liegen oft <strong>in</strong><br />

ihren eigenen Exkrementen.“ 50 Die Freiwillige Sab<strong>in</strong>e N. arbeitete e<strong>in</strong> Jahr<br />

lang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heim für (schwerst)beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der und konnte oft nur von<br />

schlimmen Zuständen berichten. Gewalt wird immer noch gegen die Kranken<br />

angewandt: „Zu oft habe ich gesehen, wie K<strong>in</strong>der geschlagen oder zusammengebunden,<br />

[...] wurden oder mehr als grob angefasst wurden.“ 51 Beh<strong>in</strong>derte<br />

- 14 -


werden <strong>in</strong> Russland immer noch „weggesperrt“, der S<strong>in</strong>n ihnen zu helfen wird<br />

immer noch oft bezweifelt: „Ke<strong>in</strong>e Würde dürfen sie haben. Ke<strong>in</strong>e Selbstbestimmung.<br />

Sie s<strong>in</strong>d nichts. Nicht als menschliche Individuen werden sie<br />

anerkannt, sondern so pflegeleicht wie möglich gehalten.“ 52 Doch auch hier<br />

s<strong>in</strong>d Fortschritte zu sehen. Dieses Heim ist bei weitem nicht so verschmutzt<br />

wie der Krankensaal Nr.6 und die Kranken erhalten ärztliche und seit neuestem,<br />

durch ausländische Hilfe, therapeutische Unterstützung. Durch die<br />

Freiwilligenarbeit werden da weitere Fortschritte zugunsten der K<strong>in</strong>der<br />

gemacht, für die diese sich e<strong>in</strong>setzt und denen sie hilft das Leben etwas<br />

besser zu gestalten und auch die russischen Betreuer für solch e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>satz zu überzeugen.<br />

- 15 -


Anhang<br />

Literaturverzeichnis<br />

Primärliteratur:<br />

Reclam:<br />

Tschechow, <strong>Anton</strong> P.: Erzählungen. Stuttgart: Reclam, 2004.<br />

Sekundärliteratur:<br />

Doll<strong>in</strong>ger:<br />

Doll<strong>in</strong>ger, Hans: Rußland: 1200 Jahre <strong>in</strong> Bildern und Dokumenten.<br />

Aktualisierte Auflage. Gütersloh: Bertelsmann Lexikon Verlag, 1992.<br />

SNa:<br />

Netz, Sab<strong>in</strong>e: „berichtet numero 2“. E-Mail, 2008.<br />

SNb:<br />

Netz, Sab<strong>in</strong>e: „zwischenbericht“. E-Mail, 2008.<br />

Zitate:<br />

Zitat-Archiv.com:“Zitat-Archiv.com“. URL: http://www.zitat-archiv.com/<br />

tschechow-anton-pawlowitsch/autor/<strong>in</strong>dex.html [Stand: 22.03.2009].<br />

Weitere Quellen:<br />

Abbildung Titelseite:<br />

<strong>Anton</strong> Tschechow. Zeichnung von Horst Janssen. 1981<br />

Aus: Toska – Schwermut. Gött<strong>in</strong>gen: Arkana Verlag, 1981<br />

Kappeler, Andreas: „Geschichte Russlands“. URL: http://books.google.de/<br />

books?id=PNm1ARPLJwC&pg=PA31&lpg=PA31&dq=<strong>in</strong>telligenzia+russland&source=bl&ots=sNVaXyAs<br />

gz&sig=e0Fj2h0dtIp9DP7RUMMgbJ_Pz4&hl=de&ei=Kk7vSbe9CYa__Qa82e27Dw&sa=X&oi=book_res<br />

ult&ct=result&resnum=7#PPA30,M1 [Stand: 22.04.2009].<br />

Kessler, Wolfgang; Hecker, Hans; Ludat, Herbert: Rußland: Russische und<br />

sowjetische Geschichte zum Nachschlagen. 2.Auflage. Freiburg: Ploetz, 1991.<br />

Neubig-Scherf, Karlhe<strong>in</strong>z: „Geschichte Russlands“. URL: http://<br />

www.lsg.mus<strong>in</strong>.de/geschichte/geschichte/isb/kritischertextvergleich/geschichte_russlands.htm<br />

[Stand: 22.04.2009].<br />

Wikimedia Foundation Inc.: „Narodniki”. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/<br />

Narodniki [Stand: 22.04.2009].<br />

Wikimedia Foundation Inc.: „Russland im Zeitalter des Imperialismus (von<br />

1881 bis 1917)“. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/<br />

Geschichte_Russland#Russland_im_Zeitalter_des_Imperialismus_.281881_bis_191<br />

7.29 [Stand: 22.04.2009].<br />

Wikimedia Foundation Inc.: „Slawophile“. URL:http://de.wikipedia.org/wiki/<br />

Slawophile [Stand: 22.04.2009].<br />

Wikimedia Foundation Inc.: „Westler (Russland). URL:“http://<br />

de.wikipedia.org/wiki/Westler_(Russland) [Stand: 22.04.2009].<br />

E<strong>in</strong>zelnachweise<br />

- 16 -


1 Zitate<br />

2 Doll<strong>in</strong>ger, S.175<br />

3 Doll<strong>in</strong>ger, S.170<br />

4 Reclam, S.4<br />

5 Reclam, S.5<br />

6 Reclam, S.6<br />

7 Reclam, S.6<br />

8 Reclam, S.7<br />

9 Reclam, S.224<br />

10 Reclam, S.238<br />

11 Reclam, S.230<br />

12 Reclam, S.226<br />

13 Reclam, S.125<br />

14 Reclam, S.118<br />

15 Reclam, S.123<br />

16 Reclam, S.123<br />

17 Zitate<br />

18 Zitate<br />

19 Reclam, S.191<br />

20 Reclam, S.198<br />

21 Reclam, S.197<br />

22 Reclam, S.200<br />

23 Reclam, S.199<br />

24 Reclam, S.201<br />

25 Reclam, S.201<br />

26 Reclam, S.53<br />

27 Reclam, S.54<br />

28 Reclam, S.64<br />

29 Reclam, S.56<br />

30 Reclam, S.78<br />

31 Reclam, S.102<br />

32 Reclam, S.86<br />

33 Reclam, S.96<br />

34 Reclam, S.41f<br />

35 Reclam, S.103<br />

36 Reclam, S.41<br />

37 Reclam, S.51<br />

38 Reclam, S.99<br />

39 Reclam, S.140<br />

40 Reclam, S.142<br />

41 Reclam, S.143<br />

42 Reclam, S.143<br />

43 Tomte; Uhlmann, Thees: „Du weißt, was ich me<strong>in</strong>e“ B.A. (Indigo),<br />

1998. Lied 6: „Ich lerne schwimmen“.<br />

44 Brecht, Bertolt: Die Dreigroschenoper. 9.Auflage. Leipzig: Reclam,<br />

1967<br />

45 Melzer,Günther: „Zitate – Literaturzitate - Allgeme<strong>in</strong>“. URL:<br />

http://www.zitate-onl<strong>in</strong>e.de/literaturzitate/allgeme<strong>in</strong>/19086/<br />

e<strong>in</strong>e-krise-kann-jeder-idiot-haben-was-uns.html[Stand: 16.05.2009].<br />

46 Reclam, S.70<br />

47 Lenz, Karl: Soziologie der Zweierbeziehung – E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung.<br />

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1998. S.11-16<br />

48 Muff Potter; Nagel: „heute wird gewonnen, bitte.“ Münster: huck’s<br />

plattenkiste, 2003. Lied 7: “Die etwas öde Ballade der Tristessa<br />

M.“.<br />

49 Turbostaat: „Schwan“. Hamburg: Schiffen / Rookie Records, 2003.<br />

Lied 12: „Schwan“.<br />

50 SNa<br />

51 SNa<br />

52 SNb<br />

- 17 -


Selbstständigkeitserklärung<br />

Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter<br />

Verwendung der angegebenen Hilfsmittel angefertigt und jede wörtlich und<br />

<strong>in</strong>haltlich übernommene Stelle kenntlich gemacht habe.<br />

Ort, Datum<br />

Unterschrift<br />

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