Poesie03 Therapie01 Beziehung Beratung - 3p-dialoge.de

Karin Gailing, Helmut von Bialy: Poesie 3 - Poesie-Therapie 1
Moral
(September 2007)
Moral ist für Menschen eine gefährliche Waffe.
Mit Moral ich eher Spaltung als Heilung schaffe.
Moral trennt in gut und böse, oben und unten.
Innere Mitte geht verloren, wird nicht gefunden.
Moral lässt uns selbst und Beziehung zerbrechen.
Moralisches Urteil wird sich irgendwann rächen.
Wer moralisch ist, muss zwangsläufig verteufeln,
Wird angesichts dieser Teufelei selbst verzweifeln.
Wer verzweifelt ist, droht auseinander zu fallen,
Verliert den Herzenskontakt zu allem und allen,
Verirrt sich im Wollen-und-nicht-Dürfen-Konflikt,
Wird in seinem Kern aufgelöst in Rollen verstrickt.
Wer moralisch ist, ist seinen Normen verpflichtet.
Was den Normen nicht entspricht, wird vernichtet.
Wer moralisch ist, neigt dazu, sich zu betrügen,
Kann sonst fremden Ansprüchen nicht genügen.
Moral macht uns zur Eigen- und Fremdqual bereit.
Auf dem Moralaltar opfern wir innere Wahlfreiheit.
Moral macht unser Leben schal und voll Mief.
Wieso ist dennoch Moralisch-Sein so attraktiv?
Wer moralisch ist, gewinnt Gewissen zum Lohn.
Doch Gewissen erweist sich als gerissene Fron.
Alles Tun wird bewertet, gemessen, zensiert.
Experiment nur bei Erfolgsgarantie ausgeführt.
Moral weiß vorher schon: Dieser Mensch ist blöde.
Dies kommende Ereignis ist falsch, deshalb öde.
Die sind zu beschimpfen, als krank zu bezichtigen,
Die sich nicht nach unseren Vorstellungen richten.
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