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Dass Öle und Fette ungesund sind und dick machen, ist ... - Natürlich

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<strong>Öle</strong> <strong>und</strong> <strong>Fette</strong><br />

<strong>Dass</strong> <strong>Öle</strong> <strong>und</strong> <strong>Fette</strong> unges<strong>und</strong> <strong>sind</strong> <strong>und</strong> <strong>dick</strong> <strong>machen</strong>, <strong>ist</strong> ein gängiges<br />

Vorurteil. Es hat mit der wahren Natur von <strong>Öle</strong>n <strong>und</strong> <strong>Fette</strong>n wenig zu tun.<br />

Diese <strong>sind</strong> vielmehr lebenswichtige Baustoffe, Bio-Katalysatoren<br />

<strong>und</strong> Energielieferanten des menschlichen Körpers – vorausgesetzt ihre<br />

Qualität <strong>und</strong> das Gewinnungsverfahren stimmen.<br />

Text: Heinz Knieriemen <strong>und</strong> Paul Silas Pfyl<br />

Kaltgepresst, extrahiert, reich an<br />

Fettsäuren, die sogar mehrfach<br />

ungesättigt sein können, raffiniert,<br />

desodoriert, nativ, gebleicht,<br />

verestert, gehärtet: <strong>Öle</strong> <strong>und</strong> <strong>Fette</strong><br />

stellen nicht nur eine konzentrierte Energiequelle<br />

dar, sondern fordern auch unser<br />

Wissen <strong>und</strong> unsere Entscheidungsfähigkeit<br />

heraus. Die Faustregel der Ernährungswissenschaft<br />

lautet: 1 g Fett täglich<br />

pro kg Körpergewicht. Tatsächlich wird<br />

heute annähernd das Doppelte verzehrt.<br />

52 <strong>Natürlich</strong> | 6-2003<br />

Selbstverständlich spielt hier die Qualität<br />

eine entscheidende Rolle – vermieden<br />

werden sollten vor allem die versteckten<br />

<strong>und</strong> in der Regel gehärteten tierischen<br />

<strong>Fette</strong> <strong>und</strong> hoch erhitzte Fritieröle.<br />

Öl <strong>und</strong> Fett <strong>sind</strong> wegen ihres hohen<br />

Brennwertes besonders wichtig, um Wärmeenergie<br />

zu erzeugen. Deshalb essen<br />

Menschen seit jeher in kalten Regionen<br />

mehr Fett als in warmen Ländern <strong>und</strong> im<br />

Winter mehr als im Sommer. Heute leben<br />

<strong>und</strong> arbeiten wir in der Regel in zentral<br />

beheizten Wohnungen <strong>und</strong> Büros <strong>und</strong><br />

werden körperlich auch nicht mehr gefordert<br />

wie einst ein Senn auf der Alp.<br />

Kohlenstoff, Wasserstoff<br />

<strong>und</strong> Sauerstoff<br />

1820 entschlüsselte der Franzose Michel<br />

Eugene Chevreul die chemischen Formeln<br />

der <strong>Fette</strong> <strong>und</strong> <strong>Öle</strong>. Er entdeckte,<br />

dass alle <strong>Fette</strong> als chemische Verbindung<br />

aus Kohlenstoff, Wasserstoff <strong>und</strong> Sauer-


Sesam-, D<strong>ist</strong>el-, Soja-, Oliven-, Rapsöl,<br />

Olivenöl mit Grapefruit, Sonnenblumen-,<br />

Leinöl, Borretsch- <strong>und</strong> Nachtkerzenöl<br />

Ernährung<br />

GESUNDHEIT<br />

stoff aufgebaut <strong>sind</strong> <strong>und</strong> sich aus ihnen<br />

durch Wasserabspaltung (Veresterung)<br />

Glycerin <strong>und</strong> Fettsäuren bilden. Der<br />

Glycerinanteil bleibt immer gleich, die<br />

Fettsäuren können jedoch gesättigt, einfach<br />

oder mehrfach ungesättigt sein.<br />

Überwiegt der Anteil an gesättigten<br />

Fettsäuren, dann <strong>ist</strong> das Fett bei Raumtemperatur<br />

hart <strong>und</strong> kommt von Tieren<br />

(Ausnahmen: Kokos- <strong>und</strong> Palmkernfett).<br />

Ungesättigte Fettsäuren <strong>sind</strong> dagegen<br />

weich <strong>und</strong> flüssig <strong>und</strong> stammen vor allem<br />

von Pflanzen (Ausnahme: das Fischöl).<br />

<strong>Öle</strong> <strong>sind</strong> also diejenigen Lipide – so<br />

der wissenschaftliche Sammelbegriff –<br />

die sich bei Raumtemperatur in flüssigem<br />

Zustand befinden; <strong>Fette</strong> dagegen<br />

nehmen bei Raumtemperatur mehr oder<br />

weniger festen Zustand an. Verbinden<br />

sich alle Kohlenstoffatome mit allen<br />

Wasserstoffatomen, dann spricht man<br />

von gesättigten Fettsäuren (Palmitin<strong>und</strong><br />

Stearinsäure). Wenn dagegen nicht<br />

alle Kohlenstoffatome mit Wasserstoffatomen<br />

gesättigt <strong>sind</strong>, werden sie als<br />

Foto: Heinz Knieriemen<br />

ungesättigte Fettsäuren bezeichnet. Hier<br />

wird zwischen der einfach ungesättigten<br />

Ölsäure, der zweifach ungesättigten<br />

Linolsäure (= Omega-6-Fettsäure) <strong>und</strong><br />

der dreifach ungesättigten Linolensäure<br />

(= Omega-3-Fettsäure) unterschieden.<br />

Bei der Härtung von pflanzlichen<br />

<strong>Fette</strong>n entstehen Trans-Fettsäuren –<br />

zum Beispiel in Margarine, Brat- <strong>und</strong><br />

Backfetten, frittierten Lebensmitteln wie<br />

Pommes frites <strong>und</strong> in Nuss-Nougat-<br />

Cremes. Trans-Fettsäuren erhöhen den<br />

Bedarf an essentiellen Fettsäuren <strong>und</strong><br />

begünstigen die Entstehung von Arteriosklerose<br />

<strong>und</strong> damit von Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen.<br />

Wohlstandsbäuche entstehen<br />

Nicht nur Fett, auch Kohlenhydrate, vor<br />

allem Weissmehl <strong>und</strong> Zucker, können für<br />

Übergewicht verantwortlich sein. Überschüssige<br />

Kohlenhydrate werden in <strong>Fette</strong><br />

umgewandelt <strong>und</strong> im Körper angelagert.<br />

Die Wohlstandsbäuche entstehen.<br />

Fett <strong>und</strong> Öl <strong>sind</strong> unsere energiereichsten<br />

Nährstoffe. 1 g Fett liefert dem Körper<br />

38,9 kJ, Kohlenhydrate im Vergleich<br />

dazu nur 17 kJ. Fettsäuren werden als Energielieferanten,<br />

aber auch als Ausgangssubstanzen<br />

zur Bildung lebensnotwendiger<br />

Stoffe benötigt. Sie spielen eine Rolle<br />

bei der Regulierung von Muskelfunktionen,<br />

Blutdruck, Blutgerinnung, im immunologischen<br />

Geschehen. Sie bilden<br />

wichtige Bestandteile der Zellstruktur<br />

<strong>und</strong> greifen in Herzkranzgefäss-, Immun-<br />

, Atmungs- <strong>und</strong> Verdauungssystem ein.<br />

Sie transportieren die fettlöslichen Vitamine<br />

A, D, E <strong>und</strong> K zusammen mit den<br />

essentiellen Fettsäuren durch die Darmwand<br />

in den Blutstrom. Die mehrfach ungesättigten<br />

Fettsäuren kann der Körper<br />

nicht selber aufbauen. Sie müssen folglich<br />

mit der Nahrung aufgenommen werden.<br />

Als essentiell, also als unentbehrlicher<br />

Bestandteil der Ernährung, gelten<br />

die Linol- <strong>und</strong> die Linolensäure. Sie erfüllen<br />

wichtige Aufgaben beim Aufbau der<br />

Zellen, dienen als Gr<strong>und</strong>baustein wichtiger<br />

Gewebshormone wie Prostaglandine,<br />

die Gegenspieler des Adrenalins, <strong>und</strong><br />

können einen erhöhten Cholesterinspiegel<br />

senken.<br />

Dabei wird häufig vergessen, dass<br />

auch die gesättigten Fettsäuren, die der<br />

Körper selber bilden kann, von Bedeutung<br />

<strong>sind</strong>, auch wenn von einem übermässigen<br />

Verzehr abzuraten <strong>ist</strong>. Sie dienen<br />

der Reinigung, dem Schutz der inneren<br />

Organe vor Druck <strong>und</strong> Stoss, geben<br />

dem Menschen Gestalt <strong>und</strong> lagern einen<br />

Energievorrat an. Aufgr<strong>und</strong> der langen<br />

Verweildauer im Magen haben <strong>Fette</strong><br />

einen hohen Sättigungswert, sie beeinflussen<br />

den Geschmack <strong>und</strong> das M<strong>und</strong>gefühl<br />

von Lebensmitteln positiv, da ein<br />

grosser Teil der Geschmacksstoffe im<br />

Fett löslich <strong>ist</strong>.<br />

Gepresst oder extrahiert?<br />

Ein Öl <strong>ist</strong> nur so gut wie sein Ausgangsmaterial<br />

<strong>und</strong> wie die Sorgfalt, die bei der<br />

Herstellung <strong>und</strong> auch bei der Lagerung<br />

im Haushalt angewandt wird. Der Reform-<br />

<strong>und</strong> Biohandel führt eine grosse<br />

Auswahl der verschiedenen Ölsorten aus<br />

kontrolliert biologischem Anbau.<br />

Bei der Herstellung der Speiseöle wird<br />

im Wesentlichen zwischen zwei Verfahren<br />

unterschieden: dem Pressen bei niederen<br />

Temperaturen <strong>und</strong> der Extraktion.<br />

Kaltgepresstes Öl <strong>ist</strong> ein Produkt, welches<br />

mechanisch aus der Frucht oder<br />

dem Samen durch einfache Pressung bei<br />

Raumtemperatur gewonnen wird – ein<br />

Verfahren, das seit vielen h<strong>und</strong>ert Jahren<br />

bekannt <strong>ist</strong>. Dabei wird die Struktur der<br />

Ölsamen kaum verändert, da lediglich<br />

eine Papier- oder Tuchfilterung erlaubt<br />

<strong>ist</strong>. Es bleiben die Geschmacksstoffe erhalten.<br />

Das Öl bildet im Wesentlichen<br />

einen reinen Auszug der Samen- <strong>und</strong><br />

Fruchtzellen. Der übrig gebliebene Presskuchen<br />

wird zu Tierfutter verarbeitet.<br />

Komplizierter wird der Herstellungsvorgang<br />

bei der Extraktion: Die Ölfrüchte<br />

kommen vom Riffelwalzwerk, wo sie<br />

mechanisch zerkleinert werden, in eine<br />

Wärmepfanne <strong>und</strong> von dort über das<br />

Quetschwalzwerk in den Extrakteur.<br />

Hier wird das Lösungsmittel – in der Regel<br />

Hexan – zugefügt, das die Ölausbeute<br />

um 5 bis 10 Prozent erhöht. Nach der Ölgewinnung<br />

durch das Extraktionsverfahren<br />

fallen die Feststoffe, Schrot genannt,<br />

an, die zu Tierfutter weiterverarbeitet<br />

werden. Im Hexan-Wasser-Scheider wird<br />

das Lösungsmittel entfernt. Danach beginnt<br />

der Raffinationsvorgang: Entlecithinieren,<br />

Schleimstoffe entfernen, Entsäuern,<br />

Bleichen <strong>und</strong> schliesslich mit<br />

Wasserdampf desodorieren, wodurch das<br />

Öl weitgehend geschmacks- <strong>und</strong> geruchsfrei<br />

wird.<br />

<strong>Natürlich</strong> | 6-2003 53


Olivenblüte<br />

Rapsblüte<br />

Färberd<strong>ist</strong>el<br />

Bilder: René Berner<br />

Der Entscheid für die kaltgepressten,<br />

naturbelassenen <strong>Öle</strong> scheint bei einem<br />

Blick auf die Produktionsverfahren klar:<br />

Hier ein sorgfältiger Umgang mit Ausgangsmaterialien,<br />

dort ein typischer industrieller<br />

Prozess. Doch ganz so einfach<br />

<strong>ist</strong> es nicht. Die Extraktion we<strong>ist</strong> nämlich<br />

nicht nur Nachteile auf. Zunächst einmal<br />

<strong>ist</strong> das Öl wegen der grösseren Ausbeute<br />

billiger, in aller Regel länger haltbar,<br />

höher erhitzbar <strong>und</strong> we<strong>ist</strong> einen Neutralgeschmack<br />

auf. Gerade in Restaurants<br />

<strong>und</strong> häufig auch in Familien stossen <strong>Öle</strong><br />

mit einem arttypischen Eigengeschmack<br />

auf wenig Gegenliebe. Die kaltgepressten<br />

<strong>Öle</strong> erfordern insgesamt mehr Sorgfalt,<br />

<strong>und</strong> viele von ihnen sollten nicht erhitzt<br />

werden. Wird diese Sorgfalt nicht gepflegt,<br />

<strong>sind</strong> die Extraktionsöle die sinnvollere<br />

Wahl.<br />

54 <strong>Natürlich</strong> | 6-2003<br />

Richtig aufbewahren<br />

Bei der Aufbewahrung von naturbelassenen<br />

<strong>Öle</strong>n müssen 3 Kriterien beachtet<br />

werden: Schutz vor Licht, Schutz vor<br />

Luft (Sauerstoff) <strong>und</strong> Schutz vor Wärme.<br />

Naturbelassene <strong>Öle</strong> <strong>sind</strong> lichtempfindlich<br />

<strong>und</strong> werden daher beim Verkauf in getönten<br />

Flaschen angeboten. (Auf dem Bild<br />

auf Seite 52 wurden die <strong>Öle</strong> in weisse<br />

Flaschen abgefüllt, um einen Eindruck<br />

der vielfältigen Farben zu vermitteln.)<br />

Lassen Sie das Öl nicht in der Küche<br />

oder auf dem Fensterbrett stehen. Ultraviolettes<br />

Licht fördert zusammen mit<br />

dem Luftsauerstoff die Oxidation <strong>und</strong><br />

mindert den Gehalt an Vitamin E, das als<br />

natürliches Antioxidans den Verderb verhindert.<br />

Ölflaschen sollten im Dunkeln<br />

bei einer idealen Lagertemperatur von<br />

10 bis 14 °C aufbewahrt werden. Je nach<br />

Anteil an ungesättigten Fettsäuren <strong>sind</strong><br />

<strong>Öle</strong> verschieden lange haltbar. Leinöl mit<br />

seinem hohen Anteil an der dreifach ungesättigten<br />

Linolensäure wird wesentlich<br />

schneller ranzig als Olivenöl mit der einfach<br />

ungesättigten Ölsäure. Leinöl wird<br />

wie D<strong>ist</strong>elöl me<strong>ist</strong> auch nur in kleinen<br />

Einheiten für den schnellen Verbrauch<br />

angeboten.<br />

<strong>Öle</strong> <strong>und</strong> <strong>Fette</strong> erfahren Veränderungen,<br />

wenn sie erhitzt werden. Hanföl,<br />

Leinöl, D<strong>ist</strong>elöl, Sojaöl, Kürbiskernöl<br />

<strong>und</strong> Walnussöl <strong>sind</strong> nur für die kalte<br />

Küche bestimmt, <strong>und</strong> auch bei den<br />

anderen <strong>Öle</strong>n <strong>ist</strong> eher Zurückhaltung angebracht.<br />

Am me<strong>ist</strong>en Hitze vertragen<br />

Erdnussöl, Olivenöl, Maiskeimöl, Traubenkernöl<br />

<strong>und</strong> das High Oleic Sonnenblumenöl<br />

der Oleificio Sabo, das aus<br />

einer neu gezüchteten Hybridsorte gewonnen<br />

wird, die eine ähnliche Ölsäurestruktur<br />

wie Olivenöl aufwe<strong>ist</strong>. Für sehr<br />

hohe Temperaturen, wie sie beim Braten<br />

entstehen, sollten gehärtete <strong>Fette</strong> wie<br />

Palmfett oder Kokosfett verwendet werden,<br />

die es im Reformhandel auch in<br />

biologischer Qualität gibt. Borretschöl,<br />

Weizenkeimöl, Nachtkerzenöl <strong>und</strong> das<br />

schwarze Johannisbeerenöl üben Heilwirkung<br />

aus. Ihr gelegentlicher Genuss<br />

<strong>ist</strong> empfehlenswert – in der täglichen<br />

Ernährung spielen sie dagegen keine<br />

Rolle.<br />

Welches Öl <strong>ist</strong> optimal?<br />

Die Ernährungswissenschaft geht heute<br />

davon aus, dass es kein Öl mit einer optimalen<br />

Fettsäurezusammensetzung gibt.<br />

Doch was <strong>ist</strong> eine optimale Zusammensetzung?<br />

Unbestritten <strong>ist</strong>, dass der Verzehr<br />

an gehärteten <strong>Fette</strong>n auf höchstens<br />

15 Prozent der Gesamtfettsäuren beschränkt<br />

werden sollte, wobei eine Reduktion<br />

vor allem über die versteckten<br />

<strong>Fette</strong> bei Friten, Chips, Instantsuppen<br />

<strong>und</strong> Mayonnaisen erfolgen sollte. Das<br />

Verhältnis von Linolen- zur Linolsäure<br />

sollte etwa 1:6 betragen. Ein Umdenken<br />

hat dagegen bei der einfach ungesättigten<br />

Ölsäure stattgef<strong>und</strong>en, deren Bedeutung<br />

lange durch die einseitige Überbewertung<br />

der essentiellen Fettsäuren verkannt<br />

wurde. Heute wird geraten, dass sie mindestens<br />

50 Prozent betragen sollte.<br />

Die Diskussionen um die Ölsäurezusammensetzung<br />

bereiten uns etwas<br />

Mühe – sie können bestenfalls einige Anhaltspunkte<br />

liefern, haben mit unserem<br />

Ernährungsalltag jedoch wenig zu tun. Es<br />

gibt Millionen von Menschen, die sich<br />

ausschliesslich beispielsweise mit Oliven-<br />

oder mit Sonnenblumenöl als Fettquelle<br />

ernähren <strong>und</strong> dabei ges<strong>und</strong> <strong>sind</strong>.<br />

Wir hatten in den Nachkriegsjahren über<br />

lange Zeit nur das Öl der Bucheckern, der<br />

Buchennüssli, zur Verfügung <strong>und</strong> waren<br />

dankbar dafür – Fettsäuren hin oder her.<br />

Einheimische Bio-<strong>Öle</strong><br />

In der Schweiz gibt es noch zwei grössere<br />

Ölmühlen <strong>und</strong> einige kleinere von regionaler<br />

Bedeutung. Ende 2001 wurde die<br />

Ölmühle von Lipton-Sais im thurgauischen<br />

Horn geschlossen, die über<br />

100 000 Tonnen Ölsaaten wie Raps, Soja<br />

<strong>und</strong> Sonnenblumenkerne verarbeitete.<br />

Die Produktion wurde von der Oleificio<br />

Sabo in Manno TI übernommen, ein<br />

Glücksfall, da die Übernahme mit einer<br />

qualitativen Verbesserung verb<strong>und</strong>en <strong>ist</strong>.<br />

Während die Unilevertochter Lipton-Sais<br />

praktisch ausschliesslich auf die Extraktionsverfahren<br />

setzte, greift die Oleificio<br />

Sabo auf die traditionellen Pressverfahren<br />

zurück – mit einem breiten Angebot an<br />

Bioölen. Der andere grössere Ölproduzent<br />

<strong>ist</strong> die Florin AG im basellandschaftlichen<br />

Muttenz.<br />

Adressen<br />

– Oleificio Sabo, via Cantonale, 6928 Manno TI,<br />

Telefon 09 604 58 60. Div. Bio-<strong>Öle</strong> zusammen<br />

mit dem Marktführer Rapunzel <strong>und</strong> den Speiseölen<br />

von Philippe Vigean im Reformhandel.<br />

– so natürlich GmbH, c/o Verein Region Thal,<br />

Tiergartenweg 1, 4710 Balsthal,<br />

Tel. 062 386 12 30, www.so-natuerlich.ch<br />

Produziert in einer kleinen Ölmühle<br />

im Solothurner Buchiberg Sonnenblumenöl.<br />

– Nicola Di Capua, Oberdorfstrasse 32,<br />

8424 Embrach, Telefon 01 865 29 29.<br />

Olivenöl extra vergine <strong>und</strong> Olivenöle<br />

mit Zitrusfrüchten kaltgepresst.


Blühender Lein<br />

Sonnenblume<br />

Haselblüte<br />

Rezepte<br />

Ein solides Wissen über Öl <strong>und</strong> Fettqualitäten<br />

<strong>ist</strong> wichtig. Doch Ernährung hat vor<br />

allem mit Freude, mit Lust, mit unserem<br />

Geschmacks- <strong>und</strong> Geruchssinn zu tun. Das<br />

heisst, die <strong>Öle</strong> unserer Wahl müssen uns<br />

ansprechen, unserer Zunge schmeicheln<br />

<strong>und</strong> dürfen nicht etwa um der Fettsäuren<br />

willen widerwillig genossen werden. Öldegustationen<br />

<strong>sind</strong> wenig bekannt. Wir<br />

haben mehrfach an Olivenöldegustationen<br />

teilgenommen <strong>und</strong> uns beim Öl unserer<br />

Wahl auf die Zunge <strong>und</strong> die Sensorik verlassen.<br />

Sie können Öl auf eine Scheibe<br />

möglichst wenig gesalzenes Brot geben<br />

oder auch direkt mit einem Teelöffel degustieren.<br />

Für den Rezeptteil haben wir 7 verschiedene<br />

<strong>Öle</strong> ausgewählt: Leinöl, D<strong>ist</strong>elöl,<br />

Sonnenblumenöl, Haselnussöl, Rapsöl,<br />

Kürbiskernöl <strong>und</strong> Olivenöl.<br />

Leinöl-Quark mit Apfelsauerkraut<br />

<strong>und</strong> Pellkartoffeln<br />

500 g Quark<br />

1 kleiner Becher Rahm<br />

1 Zwiebel, fein gehackt<br />

3 EL Leinöl<br />

1 TL Salz<br />

1 TL Kümmel, fein gemörsert<br />

3 Esslöffel Schnittlauchröllchen<br />

400 g Bio-Sauerkraut<br />

2 mittlere Äpfel<br />

Piment, Kümmel<br />

4 EL Leinöl<br />

2 EL Alfalfasprossen<br />

Quark <strong>und</strong> Rahm gut mischen, alle anderen<br />

Zutaten hinzufügen, gut verrühren <strong>und</strong><br />

mit den Schnittlauchröllchen zu den Pellkartoffeln<br />

<strong>und</strong> dem Sauerkraut anrichten.<br />

Für das Apfelsauerkraut die Äpfel<br />

klein schneiden, mit Piment, Kümmel<br />

<strong>und</strong> Leinöl abschmecken <strong>und</strong> mit den<br />

Alfalfasprossen zum Sauerkraut geben.<br />

Lein <strong>ist</strong> eine der ältesten <strong>und</strong> vielseitigsten<br />

einheimischen Kulturpflanzen. Leinöl darf<br />

nicht erhitzt werden <strong>und</strong> muss schnell verbraucht<br />

werden. Mit seinem feinen nussigen<br />

Geschmack <strong>ist</strong> es ideal für Salate, im Speziellen<br />

Rucola oder Sprossen, aber auch als<br />

Zugabe für alle Gerichte nach dem Kochen.<br />

Leinöl <strong>ist</strong> reich an Linolensäure, die den<br />

Sauerstofftransport im Blut fördert, entzündungshemmend<br />

<strong>und</strong> schmerzlindernd wirkt.<br />

Roquefort-Avocado<br />

2 reife Avocado<br />

4 TL Zitronensaft<br />

4 EL D<strong>ist</strong>elöl<br />

6 EL Roquefort<br />

6 EL Frischkäse<br />

Melegueta-Pfeffer<br />

12 Baumnusskerne, 4 davon als Garnitur<br />

4 grosse Salatblätter<br />

1 B<strong>und</strong> Schnittlauch<br />

Die Avocados halbieren, den Stein entfernen<br />

<strong>und</strong> das Fruchtfleisch mit Zitronensaft<br />

beträufeln. Den Roquefort <strong>und</strong> den Frischkäse<br />

vermischen <strong>und</strong> mit dem Melegueta-<br />

Pfeffer abschmecken. Die Baumnusskerne<br />

grob hacken <strong>und</strong> unter die Füllung geben.<br />

Die Füllung in die Avocadohälften verteilen<br />

<strong>und</strong> mit je einem Baumnusskern garnieren.<br />

Die Avocados auf je einem grossen<br />

Salatblatt anrichten, mit dem D<strong>ist</strong>elöl beträufeln<br />

<strong>und</strong> mit Schnittlauch garnieren<br />

<strong>und</strong> sofort servieren.<br />

D<strong>ist</strong>elöl wird aus den Samen der Saflorpflanze<br />

gewonnen. Sie <strong>ist</strong> bei uns auch unter<br />

dem Namen Färberd<strong>ist</strong>el (Carthamus tinctorius)<br />

bekannt. Der Name <strong>ist</strong> auf die orangeroten<br />

Blüten zurückzuführen, die früher bei<br />

uns zum Textilfärben verwendet wurden.<br />

D<strong>ist</strong>elöl <strong>ist</strong> der «Weltme<strong>ist</strong>er» punkto Gehalt<br />

an der zweifach ungesättigten Linolsäure,<br />

die vielen Zivilisationskrankheiten vorbeugt.<br />

Wie Leinöl <strong>ist</strong> dieses wertvolle Öl nur für<br />

die kalte Küche geeignet <strong>und</strong> sollte nach dem<br />

Öffnen der Flasche zügig verbraucht werden.<br />

<strong>Natürlich</strong> | 6-2003 55<br />

Foto: Lotti Bebie, aus «Diabetes Kochbuch», AT Verlag 1998, www.at-verlag.ch


GESUNDHEIT<br />

Ernährung<br />

Soja- <strong>und</strong><br />

D<strong>ist</strong>elöl<br />

Blattsalate mit Langpfeffer<br />

<strong>und</strong> Sonnenblumenöl<br />

Verschiedene Blattsalate<br />

50 g Himbeeren <strong>und</strong><br />

40 g geröstete Sonnenblumenkerne<br />

Sauce: 1 EL Kräuteressig, 3 EL Sonnenblumenöl,<br />

1 TL Zitronensaft, 1 TL Reformsenf,<br />

3 EL frische, grob gehackte Kräuter<br />

(Petersilie, Borretsch, Liebstöckel,<br />

Zitronenmelisse <strong>und</strong> Schnittlauch),<br />

1 TL Honig, Salz <strong>und</strong> Langpfeffer.<br />

Verschiedene Blattsalate anrichten <strong>und</strong><br />

mit den Himbeeren <strong>und</strong> den Sonnenblumenkernen<br />

garnieren. Die Sauce mit<br />

dem Schwingbesen sämig schlagen <strong>und</strong><br />

separat zum Salat servieren.<br />

Das Sonnenblumenöl steht in weiten Teilen<br />

Mitteleuropas zusammen mit dem Olivenöl<br />

an erster Stelle im Verbrauch. Der Kern der<br />

Sonnenblume <strong>ist</strong> einer der ölreichsten, <strong>und</strong><br />

der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren <strong>ist</strong><br />

sehr ausgewogen.<br />

Rettichscheiben<br />

mit Kubebenpfeffer<br />

<strong>und</strong> Kürbiskernöl<br />

2 Rettiche fein gescheibelt<br />

100 g Trauben, Pflaumen, Äpfel (nach Saison)<br />

Sauce: 2 EL Traubenessig, 3 EL Olivenöl,<br />

2 EL Kürbiskernöl, 30 g Alfalfa,<br />

40 g Kürbiskerne grob gehackt, 1 TL Honig,<br />

Kubebenpfeffer <strong>und</strong> Salz.<br />

Den Rettich mit den Früchten anrichten<br />

<strong>und</strong> mit Kürbiskernen <strong>und</strong> dem Pfeffer<br />

bestreuen. Den Essig <strong>und</strong> den Honig gut<br />

mischen, dazu kommen die <strong>Öle</strong>. Über<br />

den Rettich träufeln <strong>und</strong> eine St<strong>und</strong>e<br />

ziehen lassen, mit dem Alfalfa garnieren.<br />

Das Kürbiskernöl fällt wegen seiner dunklen<br />

Farbe aus dem Rahmen. Es <strong>ist</strong> reich an<br />

Vitamin E, das die Fliesseigenschaften des<br />

Blutes fördert <strong>und</strong> stärkend auf Herz, Kreislauf<br />

<strong>und</strong> Nervensystem wirkt. Wegen seines<br />

ausgeprägten Eigengeschmacks eignet sich<br />

das Öl gut zum Abschmecken von gedünstetem<br />

Gemüse, Saucen, Dressings <strong>und</strong> Suppen.<br />

Wir schätzen das Kürbiskernöl besonders<br />

auf einem Stück währschaftem Brot<br />

zusammen mit Sherry-Tomaten oder Sprossen<br />

(Alfalfa, Zwiebeln).<br />

56 <strong>Natürlich</strong> | 6-2003<br />

Grünkern mit Haselnüssen<br />

<strong>und</strong> Rüebli-Bananen-Curry<br />

300 g Grünkern (Dinkel in der Milchreife<br />

geerntet <strong>und</strong> gedarrt)<br />

Frischen Basilikum oder Dill<br />

Salz <strong>und</strong> Meleguetapfeffer<br />

3 EL Haselnussöl<br />

100 g Haselnüsse, grob gehackt<br />

300 g Rüebli<br />

2 Bananen<br />

2 EL Butter<br />

Gemüsebouillon<br />

Rahm<br />

Kräutersalz<br />

Curry<br />

2 EL frischer Orangensaft<br />

Den Grünkern über Nacht (10 St<strong>und</strong>en)<br />

in 7,5 dl Wasser einweichen, danach 30<br />

bis 45 Minuten leicht köcheln <strong>und</strong> 30 Minuten<br />

quellen lassen. Die Haselnüsse in<br />

eine Pfanne geben <strong>und</strong> hellbraun rösten,<br />

den Dinkel dazugeben, kurz andünsten<br />

<strong>und</strong> am Schluss mit 3 EL Haselnussöl<br />

verfeinern.<br />

Die Rüebli fein raffeln, die Bananen<br />

klein schneiden <strong>und</strong> in der zerlassenen<br />

Butter weich dünsten. Gemüsebouillon<br />

zufügen <strong>und</strong> mit dem Kräutersalz, Orangensaft,<br />

Curry <strong>und</strong> etwas Rahm abschmecken.<br />

Zusammen mit dem Grünkern<br />

servieren.<br />

Das Haselnussöl <strong>ist</strong> wie das Olivenöl reich<br />

an der einfach ungesättigten Fettsäure, der<br />

Ölsäure, die verdauungsfördernd <strong>ist</strong> <strong>und</strong><br />

die Gallenproduktion anregt. Haselnussöl<br />

harmonisiert mit seinem Aroma zu vielen<br />

Gerichten, zu Gemüse, Salaten <strong>und</strong> der<br />

Getreideküche.<br />

Zwiebelsalat<br />

mit Sumach <strong>und</strong> Rapsöl<br />

200 g fein geschnittene Zwiebeln<br />

100 g Johannisbeeren<br />

50 g Petersilie, grob gehackt<br />

Sauce:<br />

1 EL Obstessig<br />

1 EL Sumach<br />

5 EL Rapsöl<br />

1 TL Zimt<br />

1 TL Kurkuma<br />

2 EL geriebener<br />

Parmesan,<br />

Salz <strong>und</strong> Melegueta<br />

zum Abschmecken<br />

Foto: Heinz Knieriemen<br />

Die Zwiebeln, die Petersilie mit den<br />

Johannisbeeren mischen. Die restlichen<br />

Zutaten gut vermischen <strong>und</strong> zu einem<br />

Salat verarbeiten.<br />

Raps (Brassica napus) <strong>ist</strong> die wichtigste einheimische<br />

Ölpflanze. In vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

war Rapsöl weniger ein Speiseöl,<br />

sondern wurde vor allem als Brennstoff<br />

für Lampen genutzt. Obwohl Rapsöl relativ<br />

hitzebeständig <strong>ist</strong>, sollten hohe Temperaturen<br />

beim Braten <strong>und</strong> Fritieren vermieden<br />

werden.<br />

Kräuterkartoffeln<br />

mit Olivenöl <strong>und</strong> Sumach<br />

600 g Kartoffeln, frisch gekocht, mit Schale<br />

2 EL Olivenöl<br />

50 g frische Kräuter (Majoran, Thymian,<br />

Rosmarin <strong>und</strong> Salbei)<br />

100 g Zwiebeln<br />

1 EL Sumach<br />

1 dl Gemüsebouillon<br />

8 Knoblauchzehen<br />

Schale einer Zitrone<br />

80 g schwarze Oliven, ohne Stein<br />

Salz <strong>und</strong> Langpfeffer<br />

Die Kartoffeln in Scheiben schneiden <strong>und</strong><br />

in eine Schüssel geben. In der Bouillon<br />

die Zwiebeln kochen, den Sumach, die<br />

Oliven, den Knoblauch <strong>und</strong> die Zitronenschale<br />

zugeben <strong>und</strong> über die Kartoffeln<br />

verteilen. Die Kräuter werden im Olivenöl<br />

leicht gedünstet, mit den Kartoffeln<br />

gemischt. Mit Salz <strong>und</strong> Langpfeffer abschmecken.<br />


15582-06<br />

14802-06<br />

14253-06<br />

LESER<br />

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6 verschiedene exotische Pfeffer-/<br />

Gewürzsorten in Kunststoffdosen,<br />

für Fr. 45.–, inkl. Porto <strong>und</strong> Verpackung<br />

Sie erhalten folgende Pfeffer-/Gewürzsorten:<br />

Langpfeffer (Pippali)<br />

Sumach (Rhus coriaria)<br />

Szechuan-Pfeffer (Fagara) Melegueta (Paradieskörner)<br />

Kubeben-Pfeffer (Piper cubeta) Piment (Nelkenpfeffer)<br />

Sumach<br />

Pfeffer – exotisch, sinnlich,<br />

scharf<br />

Piment<br />

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Bitte senden Sie mir ____ Sets<br />

zum Preis von je Fr. 45.–, inkl. Porto <strong>und</strong> Verpackung<br />

Name<br />

Vorname<br />

Strasse<br />

Melegueta<br />

PLZ/Ort<br />

Kubeben<br />

Szechuan<br />

Foto: René Berner<br />

Bis zum 31. August 2003 einsenden an:<br />

AZ Fachverlage AG,<br />

Verena Knecht, «Pfeffer», Postfach, 5001 Aarau<br />

Das Set erhalten Sie direkt vom:<br />

«Institut für Ernährung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit», 8805 Richterswil

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