26-31 Pinatubo-2 - Natürlich
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Überleben nach dem<br />
Der Wald rund um den <strong>Pinatubo</strong> war die Lebensgrundlage<br />
der Aetas. Doch bei der grössten Vulkankatastrophe des<br />
vergangenen Jahrhunderts vor 15 Jahren ging ihre Welt<br />
regelrecht im Feuerregen unter. Noch heute leidet das<br />
philippinische Urvolk unter den Folgen dieses Ausbruchs.<br />
Text und Fotos: Robert Schmid-Sandherr<br />
Die Aetas sind eine ethnische Minderheit,<br />
die zur Urbevölkerung<br />
der Philippinen zählt. Vor dem<br />
Ausbruch des <strong>Pinatubo</strong> lebten<br />
schätzungsweise 9000 von ihnen in den<br />
Bergen rund um den Vulkan. Sie sind von<br />
kleiner Statur, haben dunkelbraune Hautfarbe,<br />
krauses Haar und runde Augen.<br />
Die Aetas mussten ihren Lebensstil<br />
über Jahrhunderte hinweg den Verhältnissen<br />
der bewaldeten Berggebiete anpassen.<br />
Zum Beispiel lernten sie, Bergreis<br />
ohne Bewässerung zu kultivieren.<br />
Man darf sie nicht gerade als Nomaden<br />
bezeichnen, doch wechselten sie häufig<br />
ihre Wohnorte. War die Fruchtbarkeit<br />
der Brandrodungsfelder erschöpft, zogen<br />
sie in ein anderes Waldstück um und<br />
öffneten mit Feuer neue Felder. Ihre Behausungen<br />
waren dementsprechend aus<br />
Bambus- oder Holzpfählen, geflochtenen<br />
Bambuswänden und Grasdächern gebaut.<br />
Sie lebten als grosse Familie allein oder<br />
in Gruppen von zwei bis drei Familien<br />
zusammen, meist auf den Bergrippen.<br />
Eine normale Aeta-Siedlung umfasste<br />
also rund 25 Personen. Gegenseitige<br />
Hilfe bei Hausbau, Kochen, Jagd, Brandrodung<br />
und Ackerbau war selbstverständlich.<br />
Das harte Brot der Waldbauern<br />
Während die Bevölkerungszahl anstieg, erhöhte<br />
sich der Druck auf die verbliebenen<br />
Waldgebiete immer weiter. So gab es auch<br />
vor dem Vulkanausbruch eigentlich keine<br />
<strong>26</strong> <strong>Natürlich</strong> | 6-2006
Reportage NATUR<br />
Brennholz für die Dörfer: Kilometerweit wird<br />
rares Heizmaterial auf Ochsenkarren<br />
über dicke Aschefelder transportiert<br />
waren alle zerstört, doch sie fanden Material,<br />
um sie wieder behelfsmässig aufzubauen.<br />
Hilfswerke verteilten ihnen Nahrungsmittel.<br />
Oft lag meterhoch Asche auf<br />
den Feldern. Der Wald war nur noch in<br />
kläglichen Resten vorhanden, und viele<br />
der Baumruinen würden nicht mehr ausschlagen.<br />
Die Böden waren von der Asche<br />
versauert und für die meisten Nutzpflanzen<br />
unbrauchbar.<br />
Weltuntergang<br />
Primär-, also richtige Urwälder mehr. Alle<br />
waren schon mindestens einmal in den<br />
Zyklus der «Shifting Cultivation» einbezogen<br />
worden, bei dem das mit Süsskartoffeln,<br />
Bergreis, Yams, Maniok, Taro, Bananen<br />
und Mais bebaute steile, ausgelaugte<br />
Land nach drei Jahren aufgegeben und<br />
neues durch Brandrodung gewonnen wird.<br />
Zwar schlägt ein Teil der Baumstrünke<br />
wieder aus, aber es entsteht ein artenmässig<br />
verarmter, lockerer Sekundärwald, der<br />
den Boden wenig vor den taifunbedingten<br />
Starkregen schützt. Konnte man früher<br />
nach 10 bis 15 Jahren ein solches Gebiet<br />
wiederum abbrennen und landwirtschaftlich<br />
nutzen, so erzwangen Bevölkerungswachstum<br />
und Bodenverarmung jetzt eine<br />
Wiederverwendung bereits nach der Hälfte<br />
der Zeit.<br />
War früher die Jagd eine wertvolle Ergänzung<br />
des Nahrungsangebots, so führten<br />
auch hier die Wilderei und die Übernutzung<br />
zu einem starken Rückgang des Tierbestandes.<br />
Kurz: Schon vor dem Vulkanausbruch<br />
kämpften die Aetas ums wirtschaftliche<br />
Überleben.<br />
Entwurzelt und heimatlos<br />
In dieser Situation ereilte das Waldvolk<br />
die Vulkankatastrophe im Sommer 1991.<br />
Obwohl viele rechtzeitig flohen, blieben<br />
nicht wenige zurück, um die Tiere zu<br />
betreuen. Sie kamen alle beim Hauptausbruch<br />
ums Leben. Die rechtzeitig Geflohenen<br />
trieben sich als entwurzelte und<br />
heimatlos gewordene Flüchtlinge in der<br />
weiteren Umgebung herum.<br />
1992, bei einem ersten Besuch des<br />
Autors bei einigen Aetas, zeigte sich ein<br />
desolates Bild. Ohne Hilfe von aussen<br />
konnten sie nicht überleben. Ihre Häuser<br />
Ein entwurzeltes Leben<br />
Das Hauptproblem aber: Den Aetas fehlt<br />
die Lebensgrundlage Wald auf Jahrzehnte<br />
hinaus. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie<br />
eine solche «Durststrecke» durchzustehen<br />
vermögen, ist sehr klein. Wie schlecht<br />
es dem Volk der Aetas geht, zeigte ein<br />
zweiter Besuch bei ihnen, 15 Jahre nach<br />
der Vulkankatastrophe.<br />
Die Zahl der im Ursprungsgebiet wohnenden<br />
Aetas hat abgenommen. Der Wald<br />
hat sich teilweise ein wenig erholt. Bambus<br />
wuchert wild und wird auch schon wieder<br />
abgebrannt. Manche Aetas haben ihre<br />
Häuser in die Nähe von Strassen verlegt,<br />
da sie dort besser in den Genuss von Hilfslieferungen<br />
kommen. An einigen Stellen<br />
sind Ascheschichten abgetragen worden,<br />
um Gemüsegärten anzulegen. Der Boden<br />
scheint aber immer noch stark sauer zu<br />
sein und nur wenige Gemüse wachsen<br />
erfolgreich. Am besten gedeihen Süsskartoffeln,<br />
welche seit jeher zur Grundnahrung<br />
der Aetas gehörten, dazu Maniok und<br />
Bananen. Ackerbau in der traditionellen<br />
Weise mit Brandrodung und Landwechsel<br />
ist nicht mehr möglich.<br />
Taglöhnerei und Kartenspiel<br />
Männer, Frauen und Kinder durchstreifen<br />
die Waldruinen und schlagen verbliebene<br />
Baumstrünke, um daraus Holzkohle<br />
herzustellen. Diese verkaufen sie entlang<br />
der Strassen, um etwas Weniges an Bargeld<br />
zu verdienen. Hilfswerke unterstützen<br />
sie dabei, Baumschulen anzulegen,<br />
um mit Aufforstungen zu beginnen, die<br />
bestenfalls in 20 Jahren den eigenen<br />
<strong>Natürlich</strong> | 6-2006 27
NATUR<br />
Reportage<br />
Vulkanasche, wohin das Auge blickt:<br />
Ganze Aetas-Familien stehen auch 15 Jahre<br />
nach dem Ausbruch des <strong>Pinatubo</strong> vor<br />
dem Nichts. Rund um ihre Häuser und auf<br />
den Feldern versauert Asche den Boden,<br />
junge Männer verkaufen in Säcke abgepackte<br />
Holzkohle, um zu überleben. Auf Aschenfelder<br />
gebaut entsteht im Tal des San-Tomaso-Flusses<br />
der Ort San Rafael völlig neu<br />
Brennholzbedarf der Aetas decken werden.<br />
Junge Aeta-Männer versuchen deshalb<br />
als Tagelöhner Arbeit in den Dörfern<br />
des Tieflandes zu erhalten.<br />
Notgedrungen sitzen viele Aetas einfach<br />
herum, spielen Karten oder Basketball<br />
und langweilen sich. Da sie keine<br />
festen Landtitel haben, lohnt sich auch<br />
eine Investition wie das Anlegen von<br />
Bewässerungskanälen oder das Pflanzen<br />
von Fruchtbäumen nicht. Die Situation<br />
ist für viele Aetas aussichtslos – ausser<br />
sie könnten einen handwerklichen Beruf<br />
erlernen und damit später im Tiefland<br />
ihren Lebensunterhalt verdienen. Mit<br />
dem traditionellen Lebensstil ist es dann<br />
aber endgültig vorbei.<br />
28 <strong>Natürlich</strong> | 6-2006<br />
Eine Chance für Tieflanddörfer<br />
Etwas besser als den Aetas geht es heute<br />
den Bewohnern der Tieflanddörfer wie<br />
Santa Fé und San Rafael. Sie lagen im<br />
rund zwei Kilometer breiten Talboden<br />
des Santo-Tomas-Flusses, der vom <strong>Pinatubo</strong><br />
bis zum Meer fliesst. Grosse Teile<br />
des Tales waren bewässerte Reisfelder, die<br />
Bauern hatten viel Arbeit und konnten<br />
gut leben.<br />
San Rafael, das mitten im Talboden<br />
lag, wurde durch einen gewaltigen<br />
Schlammstrom, der sich im Nachgang<br />
des Vulkanausbruches meterhoch durch<br />
das Flussbett wälzte, total zerstört. Nur<br />
noch einige Strünke von Kokospalmen<br />
erinnern daran, wo das Dorf stand. Von<br />
den Häusern und Reisfeldern ist gar<br />
nichts mehr zu sehen. Die Bewohner<br />
konnten alle rechtzeitig fliehen.<br />
Der Schlamm verhärtete sich innert<br />
Wochen, sodass er nur noch mit dem<br />
Pickel entfernt werden konnte. Da Experten<br />
damit rechnen, dass sich während der<br />
nächsten 30 Jahre jeden Sommer nach<br />
starken Regenfällen Schlammströme<br />
durch dieses Tal wälzen werden, war an<br />
einen Wiederaufbau des Dorfes an der<br />
alten Stelle nicht zu denken.<br />
Für die Bewohner von San Rafael wurde<br />
darum hinter einem Schutzdamm ein so<br />
genanntes Resettlement-Dorf errichtet. Die<br />
Holzhäuser sind auf Stelzen und recht gut<br />
gebaut, gedeckt mit Wellblech, unter dem<br />
es aber unangenehm heiss wird – dafür gibt<br />
es elektrisches Licht. Doch die den Familien<br />
zugeteilten Gartenparzellen sind<br />
viel zu klein als dass man sich davon selber<br />
versorgen könnte. Die Leute sind deshalb<br />
unzufrieden mit ihrer Situation, und die<br />
meisten Jungen sind bereits weggezogen.<br />
Aufbruch zu neuen Ufern<br />
In Santa Fé hingegen, das vor dem Vulkanausbruch<br />
ebenfalls am Rande des Talbodens<br />
lag, nun aber weiter den Hang hin-
Reportage NATUR<br />
auf wieder aufgebaut wurde, erhellt sich<br />
das düstere Bild etwas. Santa Fé erholte<br />
sich dank Eigeninitiative und Fremdhilfe<br />
langsam. Heute haben alle Familien wieder<br />
ein Haus in ähnlicher Qualität wie vor<br />
der Katastrophe. Die Dächer sind sogar<br />
besser als vorher und es gibt auch elektrischen<br />
Strom. Die Kirche ist verlegt. Ihr<br />
fehlt aber noch ein Kirchturm und die alte<br />
Glocke ist nur provisorisch befestigt.<br />
Den Bauern ist es gelungen einige<br />
Äcker, welche nur wenig von Asche-<br />
Schlamm bedeckt waren, in mühsamer<br />
Arbeit freizulegen und ein neues Kanalsystem<br />
anzulegen, das ein Bewässern der<br />
Reisfelder ganzjährig ermöglicht. Leider<br />
ist so nur ein kleiner Teil der ursprünglichen<br />
Ackerland-Fläche wiederhergestellt<br />
und die Produktion reicht bei weitem nicht<br />
zur Ernährung der Dorfbevölkerung aus.<br />
Einige kleine Läden sind im neuen<br />
Dorf eröffnet worden, und es gibt zwei<br />
Schulen, doch die Jungen sind trotzdem<br />
skeptisch. Es hat zu wenig Arbeit für<br />
ein bäuerliches Auskommen und daher<br />
sehen sie ihre einzige Chance im Wegzug.<br />
Das Ganze wird noch erschwert durch<br />
die schwierige Zufahrt, welche durch<br />
das schlammbedeckte Flussbett führt<br />
und in der Regenzeit kaum passierbar ist.<br />
<strong>Natürlich</strong> | 6-2006 29
NATUR<br />
Reportage<br />
Im offenen Jeep über Aschefelder:<br />
Vulkantouristen lassen sich<br />
zum Krater des <strong>Pinatubo</strong> chauffieren<br />
Viele Ideen<br />
und viele Hindernisse<br />
Es mangelt in der ganzen von der Vulkankatastrophe<br />
betroffenen Region nicht<br />
an neuen Ideen, um wirtschaftlich überleben<br />
zu können. Doch können sie nur<br />
einen Teil der durch den Vulkanausbruch<br />
verursachten langfristigen Schäden<br />
kompensieren.<br />
Aus den schlammgefüllten Flussbetten<br />
kann Sand zu Bauzwecken gewonnen<br />
werden, vor allem zur Herstellung<br />
von Beton-Steinen. In den durch die<br />
Sandgewinnung entstandenen grossen<br />
Vertiefungen werden Fischteiche angelegt,<br />
in denen Tilapia- und Milchfische<br />
gezüchtet werden können. Das ist einträglich,<br />
verlangt aber ein Startkapital.<br />
Die Rückgewinnung von Kulturland<br />
durch Beseitigung der Schlamm-Massen<br />
erfordert viele Arbeitsstunden. Wenn<br />
Aussenstehende bereit sind, dafür zu bezahlen,<br />
kann damit auf Jahre hinaus viel<br />
Beschäftigung geschaffen werden. Aller-<br />
Ein Vulkanausbruch verändert die Welt<br />
Der Ausbruch des <strong>Pinatubo</strong> war so gewaltig,<br />
dass der ganze Globus Monate lang von einer<br />
Aschewolke eingehüllt wurde. Weltweit sank<br />
dadurch die Durchschnittstemperatur um ein<br />
halbes Grad.<br />
Es war der 15. Juni 1991, als der bis kurz davor<br />
noch als erloschen geltende Vulkan <strong>Pinatubo</strong><br />
auf der Nordinsel der Philippinen,<br />
90 Kilometer<br />
nördlich der Hauptstadt<br />
Manila, mit gewaltiger Kraft<br />
ausbrach. Es war der zweitgrösste<br />
Ausbruch eines<br />
Vulkans im 20. Jahrhundert<br />
– ungefähr zehnmal grösser<br />
als derjenige des in den USA<br />
gelegenen Mt. St. Helen<br />
von 1980. Die Spitze des<br />
<strong>Pinatubo</strong> ist seither mit<br />
einer Höhe von 1485 Meter<br />
<strong>26</strong>0 Meter niedriger als vor<br />
dem Ausbruch. Zudem ist<br />
anstelle des früheren Gipfels<br />
ein 2,5 Kilometer breiter<br />
Kratersee entstanden.<br />
Blutröte am Abendhimmel<br />
Die Auswirkungen der Eruptionen waren<br />
weltweit spürbar. Sie bewirkten eine grössere<br />
Freisetzung von Aerosolen und Staub in die<br />
Stratosphäre als irgendein Vulkanausbruch<br />
seit demjenigen des Krakatau im Jahre 1883.<br />
Allein während der gewaltigsten und mit drei<br />
Stunden längsten seiner Eruptionen wurde<br />
Asche 34 Kilometer in den Himmel geschleudert.<br />
Dies führte in den folgenden Monaten<br />
zu einer den Globus umfassenden Schicht<br />
aus schwefelsäurigem Nebel, was die Sonneneinstrahlung<br />
auf die Erdoberfläche um<br />
fünf Prozent reduzierte. Sonnenuntergänge<br />
waren in dieser Zeit durch besondere Farbintensität<br />
gekennzeichnet. Weiterhin verzeichnete<br />
man weltweit einen Temperaturabfall<br />
um 0,5 Grad und eine erhöhte<br />
Ozonkonzentration.<br />
Erfolgreiche Evakuation<br />
Erste Erdbeben, die das überraschende Erwachen<br />
des Feuerberges ankündigten, wurden<br />
bereits im Sommer 1990 registriert. Ab März<br />
1991 kam es zu kleineren Ausbrüchen und es<br />
zeichnete sich ab, dass eine explosive Eruption<br />
wahrscheinlich wurde. Viele der an den<br />
bewaldeten Hängen des Vulkans wohnenden<br />
Ureinwohner, die Aetas, verliessen ihre Dörfer<br />
voller Furcht vor den Naturgewalten freiwillig.<br />
Am 10. April erfolgte die erste offizielle Evakuierung<br />
in einer 10-Kilometer-Zone um den<br />
<strong>Pinatubo</strong>, am 7. Juni diejenige in der Zone bis<br />
20 Kilometer und am 14. Juni bis 40 Kilometer.<br />
Vor dem Hauptausbruch am 15. Juni<br />
hatten insgesamt 60 000 Menschen das<br />
Gebiet verlassen. Die meisten flohen in Richtung<br />
Manila. Trotz der rechtzeitigen Evakuation<br />
starben durch den Vulkanausbruch über<br />
500 Menschen.<br />
Alles erstickende Asche<br />
Insgesamt 364 Gemeinden<br />
und rund 2,1 Millionen<br />
Menschen waren direkt<br />
von den Folgen des Ausbruchs<br />
betroffen. Mehr als<br />
8000 Häuser wurden komplett<br />
zerstört, weitere<br />
73 000 beschädigt. Dörfer,<br />
Strassen und Kommunikations-Einrichtungen<br />
überall<br />
um den Vulkan wurden<br />
durch Lava- und Aschen-<br />
Schlammströme, so genannte<br />
Lahars, beschädigt<br />
oder ganz zerstört. Viele<br />
Wälder erstickten unter der Aschelast. Verwüstet<br />
wurden vor allem 800 Quadratkilometer<br />
für die Ernährung lebenswichtige Reisflächen.<br />
Fast eine Million Stück Vieh und<br />
Geflügel starben.<br />
Doch nicht genug damit: Die ausgeworfenen<br />
Aschemassen, welche bis zu 30 Meter hoch<br />
die kraternahen Abhänge bedeckten, sind<br />
auch heute noch nicht stabil. Nach jedem<br />
starken Regen gerät der Wasser/Schlammbrei<br />
in Bewegung und bedroht erneut wieder<br />
aufgebaute Siedlungen, Verkehrswege und<br />
neu erschlossenes Ackerland.<br />
30 <strong>Natürlich</strong> | 6-2006
Reportage NATUR<br />
sowie den Kratersee bewundern. Aus<br />
der Luft erhalten Touristen auch einen<br />
Überblick über die Ausdehnung des<br />
Schadensgebietes – und dieser Imposante<br />
Anblick der Auswirkungen der Naturgewalten<br />
lässt die Betrachter auch 15<br />
Jahre nach der Vulkankatastrophe noch<br />
erschauern.<br />
■<br />
dings ist in weitem Umkreis zu beobachten,<br />
dass die Aschenbedeckung den Nutzpflanzen,<br />
insbesondere Reis und Mais,<br />
noch heute Schwierigkeiten bereitet.<br />
Der Wiederaufbau von Strassen,<br />
Brücken, öffentlichen Gebäuden, Häfen<br />
und Privathäusern schafft eine erhöhte<br />
Nachfrage nach Bauarbeitern, zumindest<br />
vorübergehend.<br />
Die Vulkan-Touristen kommen<br />
Schliesslich hat der inzwischen wieder<br />
ruhig gewordene Vulkan eine beachtliche<br />
touristische Attraktivität erlangt. Adventure-Touristen,<br />
welche Trekking-Touren<br />
machen wollen, werden angesprochen<br />
und das gibt Arbeit für Jeep-Fahrer,<br />
für Guides und Träger, welche den<br />
Touristen den Weg durch das Labyrinth<br />
von tiefen, grotesken Schluchten zum<br />
Kraterrand und zum smaragdgrünen<br />
Kratersee zeigen, in dem man gefahrlos<br />
schwimmen kann. Es soll eine Art Nationalpark<br />
entstehen. Wer es bequemer haben<br />
will, kann sich Rundflüge im Kleinflugzeug<br />
buchen und so die einzigartige<br />
Erosionslandschaft an den Abhängen<br />
Infobox<br />
Literatur<br />
• Bardintzeff: «Vulkanologie», Verlag Spektrum<br />
1999, ISBN: 3-8274-1221-8, Fr. 32.–<br />
• Frank: «Handbuch der 1350 aktiven Vulkane<br />
der Welt», Ott Verlag 2003,<br />
ISBN: 3-7225-6792-0, Fr. 58.–<br />
Film<br />
• «Das Geheimnis der Vulkane», Verlag<br />
Impuls / National Geographic 2002,<br />
DVD-25102, BZ-Bestellnr. 1175686, Fr. 33.95<br />
Internet<br />
• www.vulkanismus.de<br />
• www.uni-muenster.de/Mineralogie<br />
Museum/vulkane/Vulkan-3.htm<br />
• www.vulkanausbruch.de/ausbruch.htm<br />
• www.storyal.de/Philippines/pinatubo.htm<br />
Aetas-Siedlung am Vulkan-Hang: Nur spärlich wachsen Pflanzen aus der Asche<br />
<strong>Natürlich</strong> | 6-2006 <strong>31</strong>